Weshalb manche Wächter mehr schreiben als andere

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von Hauptgefreiter Daemon Llanddcairfyn
Online seit 03. 08. 2000
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 Außerdem kommen vor: RinceVenezia Knurblich

Einige Wächter scheinen plötzlich einem unerklärlichem Schreibwahn verfallen zu sein und schreiben Tag und Nacht Berichte. Finde heraus, warum, und halte sie davon ab, bevor ihnen die Hände abfallen!

Dafür vergebene Note: 10

Kommandeur Rince kam grade die Treppe hinunter und machte sich Gedanken über diese wirklich merkwürdige Sache, na ja, eigentlich machte er sich Gedanken darüber, wem er den Auftrag machen konnte, sich darüber Gedanken zu machen, er als Kommandeur war dafür ja doch reichlich überqualifiziert, als ein leichtes Donnern ihn aus dem Grübeln riss. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. `Unser Hauptgefreiter soll mal zeigen, ob er das Zeug zum Unteroffizier hat, wenn er befördert werden will.` Oh Nein, es war kein nettes Lächeln.
Als eine kleine Wasserlache unter der Tür sichtbar wurde, öffnete der Kommandeur diese schnell.
"Ah!", empfing er Daemon, der verdutzt zu seiner Hand sah, mit der er grade nach der Türklinke hatte greifen wollen, "Hauptgefreiter.", er fasste dessen Schultern und zog ihn in das Wachhaus hinein, "Schön, Dich zu sehen.", schnell schob er ihn durch das Zimmer, wobei einige hundert Regentropfen vom Mantel des Wächters spritzten, "Wir haben da ein Problem. Ach, was sag ich Problem. Problemchen, passt besser.", er scheuchte Daemon sanft die Treppe hoch zu den Büros, "Mir will scheinen, da bist Du genau der Richtige.", schwungvoll stieß Rince eine der Türen auf und schubste ihn hinein, "So, da wären wir.", in dem Büro saßen Satan und Dingo, "Na, das ist ja praktisch wie für Dich gemacht.", sagte der Kommandeur freundlich, "Hätte ja eigentlich gedacht, dass es Dich auch erwischt.", er lächelte, aber nur kurz, so dass Daemon sich nicht sicher war, ob er es wirklich gesehen hatte.
RUMMS.
Die Tür war ins Schloss gefallen, der Kommandeur war gegangen. Daemon sah sich im Raum um. Zunächst einmal die beiden anderen Wächter: Sie saßen ruhig schreibend an ihren Schreibtischen. `Sie beachten mich gar nicht`, dachte der Hauptgefreite erschrocken. Er betrachtete die Papierstapel um die beiden herum. ´Bei den Göttern, sie haben nicht nur ihre eigenen Berichte in dreifacher Ausfertigung geschrieben, sondern auch die von anderen Wächtern.` Satan knallte ohne Aufzusehen ein weiteres Blatt auf den Stapel vor ihm und begann sofort, ein weiteres zu beschreiben. ´Als gäbe es Punkte dafür.`, überlegte Daemon. Er ging zu Dingos Tisch und zog langsam an dem Blatt, auf das der gerade einen weiteren Bericht schrieb. Die Feder folgte den Bewegungen des Blattes, bis Daemon es ganz vom Tisch zog. Wütend sah Dingo auf.
"Hey!", rief er, "Was soll das? Das gilt nicht, besorg Dir selber welche." Daemon schaute überrascht.
"Ich soll mir selber welche besorgen? Was meinst Du?", er sah verwirrt auf das Blatt.
"Heißt das, Du weißt nichts davon?", ein listiger Ausdruck erschien auf Dingos Gesicht.
"WOVON weiß ich nichts?", fragte der Hauptgefreite.
"Och, nichts. Gar nicht so wichtig.", der Werwolf lächelte, "Und wenn Du mal irgendwelche Berichte zu schreiben hast, gib sie einfach mir."
"Du willst MEINE Berichte schreiben??", Daemon wich zurück, "Aber, wie kommst Du denn auf so etwas?"
"Du weißt es wirklich nicht, wie?", Dingo sah ihn prüfend an, "Na, ich will mal nicht so sein, ich habe hier eh schon zuviel Arbeit, da kann ich wohl was an Dich abtreten. Wirf mal einen Blick auf das schwarze Brett."
Zutiefst verwirrt verließ Daemon das Büro und stieg die Treppe hinab. Das schwarze Brett... Wer schaute da schon drauf? Höchstens mal die neueren Wächter, die es noch nicht besser wussten. Er versuchte sich zu erinnern, wo es sich eigentlich befand, doch es nützte nichts, er machte sich so auf die Suche, bis er schließlich, nach gut 1,5 Stunden, den Aushang fand. Wie zu erwarten war es leer, wenn man von den üblichen, mehr oder weniger anregenden, Kritzeleien absah, die die jungen Leute von Zeit zu Zeit daran hefteten und dies für irrsinnig komisch hielten. Er sah sogar noch das Blatt, dass er am Anfang seiner Wächterlaufbahn dort angebracht hatte. Es sollte eine Karikatur von Kommandeur Tod darstellen, aber ein plötzlicher Regenguss, der ihn auf dem Weg von seiner Wohnung zum Wachhaus überrascht hatte, hatte es bis fast zur Unkenntlichkeit verwischt. Manchmal dachte Daemon, dass er vielleicht noch mal Glück gehabt hatte, wenn er es sah und an den Kommandeur des zweiten Wachhauses dachte. Der Hauptgefreite stand ratlos vor dem Aushang. ´Und was soll ich jetzt hier?`, dachte er verdrossen, als die Tür aufging und Venezia hereinkam. Der plötzliche Luftzug fegte einige Blätter auf dem schwarzen Brett zur Seite und kurz war ein rotes Blatt unter einer wirklich gelungenen Zeichnung von Rascaal Ohnedurst und dessen Rote Beete Knolle sichtbar.
"Hallo Dae!", rief Venezia, doch als sie sah, was er tat, schrak sie auf, "Dae! Dae!", rief sie ,sprang auf ihn zu und zog ihn am Hosenbein vom schwarzen Brett weg.
"Venezia.", wehrte sich der Hauptgefreite und versuchte, gegen die Gnomenkraft zurück zum Aushang zu gelangen, "Was soll das denn? Rince hat mir den Auftrag gegeben, die Dinge zu untersuchen und das werde ich au...", er fand sich am Boden wieder, als Venezia ihn ansprang.
"Uff.", machte er.
"Das hast Du sicher nur falsch verstanden.", sagte die Wächterin im beschwörenden Tonfall, "Rince meinte sicher etwas GANZ anderes."
Daemon rappelte sich auf, grabschte nach dem roten Zettel und las ihn durch.
"Oh Mist.", entfuhr es der Gnomin.
Daemons Miene wurde von Zeile zu Zeile entsetzter. "Ihr... ihr...", ihm fiel gar nicht die richtige Beleidigung ein, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Venezia stand mit rotem Gesicht neben ihm und schaute zu Boden.
"Ihr habt den Rekruten weiß gemacht, dass es Beförderungspunkte gibt, wenn man die Berichte seiner Kollegen schreibe?", er konnte es nicht fassen.
"Hör mir genau zu.", funkelte Venezia, "Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder, Du machst mit, oder Du findest dich in neuer Gesellschaft auf dem Grund des Ankhs wieder. Uns hängt das ewige Berichte schreiben nämlich zum Hals raus."
Einen Moment war Stille.
Der Spannung halber wird hier ein weiterer Moment der Stille eingefügt.
Die Gnomin grinste, als sie das Lächeln auf Daemons Gesicht sah.
"Darauf hätte schon viel eher jemand kommen sollen, aber sobald wir genug neue Rekruten haben, müssen wir es ihnen sagen.", lachte der Wächter und Venezia fiel mit ein.



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