Vorsicht, Trollwut!

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von Gefreiter Felsspalter (FROG)
Online seit 31. 07. 2004
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Hochsommer in Ankh Morpork. Doch die FROGs werden unsanft aus ihrem Sommerschlaf gerissen, als eine wilde Verfolgungjagd durch die ganze Stadt entbrennt.

Dafür vergebene Note: 11

Ein neuer Sommertag brach an. Die wogende Masse aus Sonnenlicht schwappte über die Kohlfelder der Sto-Ebene wie Vanillesoße über Wackelpudding. Langsam erklomm die glühende Scheibe den Himmel. Die Strahlen erreichten jetzt Ankh-Morpork. Der Ankh, der sonst wenigstens ein Mindestmaß an Geschwindigkeit besaß, war zu einem winzigen, geleeartigen Rinnsal mit der Geschwindigkeit eines Gletschers mutiert. Es herrschte enorme Hitze in den Straßen und Gassen von Ankh-Morpork. Die Luft flirrte; der Dreck in den Straßen hatte sich bereits in ockerfarbenen Staub verwandelt.

Auf den ersten Blick waren die Straßen wie leergefegt.
Auf den zweiten auch.
Aber auf den dritten Blick sah man einen schwarz gekleideten Mann zwischen den Häusern hin und her huschen. Er war nicht sehr groß und hatte kurzgeschorenes Haar. Der Rest verschwand unter einer sehr unförmigen, schwarzen Robe.
Schließlich blieb er vor einem Gebäude stehen.
Nun gut, "Gebäude" ist vielleicht das falsche Wort.
In jeder Stadt gibt es Gassen, manchmal auch Sackgassen, in denen einfach nur Müll oder Schrott liegt.
In manchen Städten gibt es Menschen, die sich für schlau halten und in diesen Gassen enge Häuser bauen.
Aber nur in AM gibt es Lebewesen, die so dumm sind, sich auch in diesem Zwischenraum häuslich niederzulassen.
Der schwarz gekleidete Mann blieb jetzt vor einem solchen Beispiel architektonischer Glanzleistung stehen und sah sich um. Als er sich sicher war, dass er nicht verfolgt wurde, klopfte er an. Die Tür öffnete sich sofort. Der Umriss eines Trolls war von außen sichtbar und verbarg das innere des Gebäudes.
Eine Katze, die auf der anderen Straßenseite in einer Gasse lag, hörte folgenden Dialog.
"Ja, was du wollen?", fragte der Troll.
"Äh, ich würde gern wissen wo man hier einen SCHWERTFISCH kaufen kann", antwortete der Mann nervös, wobei er bei dem Wort SCHWERTFISCH mehrmals zwinkerte.
Der Troll runzelte die Stirn. "Was du wollen mit Schwertfisch?"
"Äh, ich, nun ja, essen, nehme ich mal an", antwortete der Mann. Dieses Gespräch verlief gar nicht nach seinem Geschmack.
"Und du wollen benutzen Schwert von Fisch gegen die Obrigkeit, um zu befreien das Volk vom Joch der Arbeit und es zu führen zu ewiger Glückseligkeit und Deh-moh-krah-tih?", fragte der Troll in einem gereizten Ton.
Dem Mann fiel offenbar ein Stein vom Herzen. Er nickte heftig. "Ja, genau, Demokratie und so. Entschuldige, ich bin noch nicht lange dabei, weißt du..."
Endlich schien der Troll Klarheit zu bekommen. Er sagte zu dem Mann: "Ich merken du neu. Der geheime Treffpunkt der 'Verschwörer-die-gegen-Obrigkeit-kämpfen-und-das-Volk-von-Joch-der-Arbeit-befreien-um-ewige-Glückseligkeit-und-Deh-moh-krah-tih-zu-erreichen' zwei Straßen weiter sein."
Der Mann erbleichte. "Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung."
Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und rannte die Straße entlang.
Der Troll schüttelte den Kopf und schloss die Tür. Dann durchquerte er das Gebäude, wobei er sich mit der linken Schulter zuerst hindurchquetschte. Schließlich erreichte er einen weiteren Ausgang, der offen stand.
Der Troll trat wieder hinaus ins Freie. Mehrere Augenpaare wandten sich ihm zu.
Eine große Gruppe von Trollen saß im Schatten eines winzigen Hinterhofs.
"Wer das gewesen?", fragte einer von ihnen.
"Er einen Schwertfisch kaufen wollte", lautete die Antwort.
"Ah, es sein gewesen wieder so ein Verschwörer!", stellte ein anderer fest.
"Ich nicht denken das noch jemand kommt. Deshalb ich euch begrüßen möchte zum ersten geheimen Treffen..."



"Ef waren einmal 3 Igorf in Überwald. Alle dienten einem Vampir. Einef Tagef fagten die Vampire:'Lafft unf ein Wettbewerb machen. Derjenige, der daf befte Hauf bauen kann, darf die Dorfbewohner unterjochen."
Felsspalter saß in einer Ecke des FROG-Bereitschaftsraumes und las in einem Buch. Allerdings regierte sein Gehirn trotz seines Eisbeutelbaretts bei dieser Hitze sehr langsam, deshalb las er schon seit über eine Stunde die gleichen Sätze, ohne deren Bedeutung zu verstehen. Allerdings hatte er mit der Schrift sowieso seine Probleme, denn seit ihm Rogi vor ein paar Wochen das Lesen beigebracht hatte, fragte er sich immer noch, warum die Menschen die genau gleichen Buchstaben F und F unterschiedlich schrieb.
Die anderen FROG's, die gerade im Dienst waren und nichts zu tun hatten, saßen ebenfalls im Bereitschaftsraum und versuchten verzweifelt, die Hitze ein wenig erträglicher zu machen: einige fächerten sich Luft zu, andere versuchten, so nah wie möglich am leichten Luftzug zu sitzen, der zwischen den aufgerissenen Fenstern und den weit geöffneten Türen wehte. Einige Wächter waren an den Tischen eingenickt; ihr leises Schnarchen war das einzige Geräusch in der dicken Luft, die im Wachhaus herrschte.
Laiza erwachte aus ihrem Dämmerzustand und streckte sich. Sie hatte versucht, ihr Karteikartenarchiv auf den neuesten Stand zu bringen, aber bei der Hitze war an Arbeiten nicht zu denken. Nachdem sie überprüft hatte, ob irgendein Körperteil von ihr aus purer Langeweile eingeschlafen war, stand sie auf und ging zu Felsspalter.
"Was liest du da?", fragte sie den hochkonzentriert wirkenden Troll.
"Ein Buch. Rogi es mir gegeben hat, damit ich kann üben." Er zeigt es ihr. Auf dem Einband waren drei Igors zu sehen, die um drei Häuser und ein Dorf tanzten. Das Buch hatte den klangvollen Titel "Die trei Igors fom Tohtenberg."
"Aha, das ist bestimmt wahnsinnig... aufregend, oder?", fragte Laiza, um das Gespräch am Laufen und sich vom Einschlafen abzuhalten.
"Ich nicht viel verstehe, es zu heiß sein!", klagte der Troll.
"Ja, das stimmt allerdings. Aber wenigstens müssen wir keine Streifgänge untenehmen!", stellte Laiza fest.
Felsspalter erhob sich. "Ich noch ein bisschen zum Übungsplatz gehe, ich noch dumm werde vom vielen herumsitzen."
"Tu das, ich werd dann auch wieder in mein Labor verschwinden."
Sie verabschiedeten sich, und Felsspalter ging zu seinem Schrank, um die MUT hervorzuholen. Natürlich war sie ungeladen und gesichert, kein Wächter behält seine Nerven, wenn er weiß, das wenige Meter hinter ihm eine Waffe von unglaublicher Zerstörungskraft nur auf den richtigen Augenblick wartet, das Wachhaus das Schicksal der Alchemistengilde zu lehren.
Der Troll schulterte nun seine Dienstwaffe und nahm auch noch ein paar von den gigantischen Bolzen aus dem Spind. Dieser war ansonsten relativ leer, abgesehen von einem Buch "Leitfaden für MUT-Schützen" und einem Lederbeutel mit Zuckerkieseln. Felsspalter genehmigte sich noch einen von diesen ganz besonderen Leckerbissen und steckte sich das Buch ein, bevor er seinen Spind wieder schloss und in Richtung Übungsplatz marschierte.


Dort angekommen, setzte er sich in den Schatten eines Hauses und schlug das Buch auf.
"Kapitel 4: Feintjuhning für Fortgeschrittene", hörte man ihn murmeln. Dann blätterte er um.
"Die Reichweite deiner MUT ist direkt proportional fur Gefwindigkeit def Bolfenf. Die Gefwindigkeit def Bolfenf ist direkt proportional zur Fpannung der Fehne. Die Fpannung der Fehne ift direkt proportional fu den Umdrehungen def Fpannungsradef."
Felsspalter fragte sich, was diese Worte bedeuten sollten. Aber zum Glück war der Verfasser des Buches weitsichtig gewesen. Deshalb befand sich unter dieser Aussage eine Zusammenfassung für die Leser.
"Alfo, wenn du ef noch nicht ferstanden haft, je weiter du daf große Rädchen an der rechten Feite drehst, defto weiter fliegt der Bolfen."
Trotz der Hitze hellte sich Felsspalter Gesicht auf. Das war eine Sprache, die er verstand!
Er schloss also das Buch, stand auf und griff nach seiner MUT. Dann ging er an den Schießstand.
Der Leser mag sich jetzt vielleicht fragen, wieso mitten in AM ein Platz existiert, der nicht von Häusern, Hütten, Schrott oder einfach nur Menschen aus allen Nähten platzt. Nun, die Antwort ist eigentlich offensichtlich: Selbst den Lebensmüdesten läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ein Troll mit einer Belagerungsarmbrust in seine Richtung zielt.
Felsspalter legte also an, zielte kurz und drückte ab.
Anschließend stand er auf, klopfte sich den Staub von seiner Uniform und ging gemütlich zu einem Schuppen. Er holte einen Schlüssel hervor. Allerdings hatte der Troll ein paar Probleme mit dem Schloss, woraufhin er es einfach eintrat.
Dann langte er mit seinen wuchtigen Armen in den Schuppen. Als er sie wieder herausholte, hielt er eine knapp 2 Meter große Zielscheibe in den Händen. Diese platzierte er am Ende der Schussbahn. Schließlich ging er wieder zu seiner Schussposition zurück, hob seine MUT auf und spannte sie wieder.
Hitze wirkt sich schlecht auf die Denkprozesse eines Trolles aus. Dank seines Eisbeutelbaretts behielt er zwar die Erinnerung an seine Erfahrungen, dennoch verschloss sich in dieser Situation sein Gehirn jeder Logik.
Er war also so wie immer, als er sich folgende Strategie überlegte: "Wenn man haut Stein gegen Glasscheibe, dann Scheibe gehen kaputt. Wenn man aber schießen Armbrustbolzen durch Scheibe, oft nur ein kleines Loch da sein. Warum das sein? Weil Bolzen schneller, natürlich! Wenn ich also Bolzen machen schneller, dann er einfach durch Zielscheibe fliegen und ich nicht immer müssen neues Ziel aufstellen!"
Er war beeindruckt von seiner Logik. Aber immerhin hatte er eine geschlagene Stunde nachgedacht.
Also drehte er das Rad einfach noch einmal. Zweimal. Dreimal.
Dann legte er einen neuen Bolzen ein. Er zielte gut, dann drückte er wieder ab. Der Auslöser deaktivierte einen Haken, der daraufhin die Sehne nicht mehr zurückhielt. Diese schnellte nach vorne und beschleunigte den Bolzen.
Es knallte ohrenbetäubend.
Felsspalter blinzelte und senkte die Waffe, verwundert, dass er noch auf den Füßen stand.
Der Bolzen steckte etwa 10 Meter von Felsspalter entfernt im Boden.
Der Troll kratzte sich am Kopf und betrachtete seine MUT.
Das Holz war in Ordnung, ebenso der Mechanismus, soweit er das beurteilen konnte, aber die Sehne hatte der ungeheuren Belastung anscheinend nicht standgehalten: Sie war gerissen, die zwei Hälften baumelten jetzt lose hinunter.
Felsspalter hatte keine Ahnung, aus welchem Material sie bestand. Normalerweise benutzte man Tiersehnen für Armbrüste, aber der Troll konnte sich kein Tier vorstellen, das auch nur ansatzweise so riesig war, das man mit seinen Sehnen Belagerungsarmbrüste bespannen konnte.
Unauffällig, so als ob nichts passiert wäre, packte er seine Sachen zusammen, dann verließ er so schnell wie möglich den Übungsplatz.
Sekunden später kam er noch einmal zurück, lief zum Schuppen und setzte die Tür wieder ein., dann ging er wieder in Richtung Wachhaus.

Als Felsspalter den Bereitschaftsraum betrat, war dort nur Rogi anzufinden. Sie saß an einem Tisch, der mit Büchern, Nähzeug und Puppen übersät war.
"Hallo", begrüßte er sie.
"Ah, hallo Felffpalter", antwortete sie, offenbar froh, der Arbeit kurz entkommen zu können.
"Was du machen mit Puppen und Nadel und Faden?", fragte der Troll neugierig.
"Ich muff einen Erfte-Hilfe-Kurf für die FROGf machen. Defhalb faue ich mir vorher noch einmal die wichtigften Ftichtechniken an", erklärte sie.
"Hm, ich eine Frage haben: Du haben kurz Zeit? Ich auch etwas haben, das genäht werden müsste", fragte der Troll.
Rogi errötete. "Ich bin doch keine Näherin! Geh fu Frau Palm!!"
Felsspalter schüttelte den Kopf und legte seine MUT auf den Tisch, der daraufhin fast zusammenbrach.
"Du schauen hier, das sein kaputt!" Er deutete auf die Sehne. "Du mir das nähen kannst, Rogi?", fragte er.
Sie beruhigte sich und schaute sich kopfschüttelnd die Rissstelle an. Dann schlug sie etwas in einem ihrer Bücher nach, murmelte etwas Unverständliches und sah den Troll an.
"Hm, ich weiß nicht, ob ich da etwaf machen kann. Ich könnte verfuchen, ef zu nähen, aber dann könnteft du nicht mehr mit ihr fießen.
"Warum nicht?", fragte Felsspalter verwirrt.
Rogi seufzte. "Ef hat etwaf mit der Dehnbarkeit der Fehne fu tun. Wennn ich daf nähe, dann ift fie nicht mehr elaftif. Haft du daf verftanden?", frage Rogi sicherheitshalber.
"Nein", antwortete der Troll.
"Vielleicht follteft du einfach fu Veni gehen und ihr fagen, daff deine MUT eine Materialermüdung hatte."
"Vielleicht ich das machen sollte. Aber nicht jetzt", sagte Felsspalter. Er versuchte sich gerade vorzustellen, wie er in einem Gespräch mit seiner Abteilungsleiterin rein zufällig am Rand erwähnte, dass seine MUT kaputt war und dass eine Reparatur nötig ist.
Es funktionierte nicht.
"Du es trotzdem machen kannst?", flehte Felsspalter.
"Ich nehme an, du wirft mir damit keine Ruhe laffen, oder?"
Der Troll nickte.
Rogi warf die Hände in die Luft. "Alfo fön, ich mach ef. Aber ich habe jetft etwaf gut bei dir"
Rogi bewaffnete sich mit Nadel und Faden und fing an zu nähen.
"Könnteft du kurf rauf gehen? Ich muff mich konfentrieren, fonft fliegt dir daf Ding nachher gleich wieder um die Ohren", bemerkte Rogi trocken.
"Gut, ich verschwinden werde, und ich noch einmal Danke sage. Danke!"
Mit diesen Worten verließ Felsspalter den Vorbereitungsraum.


Unterdessen, irgendwo in den Schatten...
Es war genug. Er wollte nicht mehr. Er wollte aussteigen, jetzt, sofort, auf der Stelle. Er würde ihnen sagen, dass sie ihn nicht mehr in der Hand hatten, dass sie von jetzt an immer in Furcht leben müssten, er würde sie verraten. Er würde einfach weglaufen, frei sein, dass zu tun was er wollte, frei, so frei wie ein Vogel. Er sehnte sich nach seiner Familie, seinem Zuhause, seinen Freunden, kurz: seiner Heimat. Niemand konnte ihm das nehmen, es war tief in seinem Herzen. Ja, er würde es ihnen allen sagen, und dann...
Die Gruppe sah ihn gespannt an.
"Und, was sein?", fragte ihn der Größte.
Nun, vielleicht war es klüger, seine Pläne etwas zu verschieben, zumindest würde er dann anschließend noch leben...
"In Ordnung, ich es machen", sagte er und schluckte.



Als Felsspalter in die Eingangshalle kam, war auch sie leer, bis auf Steven Träumer, der gerade Tresendienst hatte und gemütlich vor sich hin schnarchte. Der Troll trat zu ihm, doch bevor er irgendetwas machen konnte, ertönte von draußen eine Glocke. Es war einer jener Glocken, die die SEALS bei sich trugen, wenn sie auf Streife waren. Sie wurden eigentlich nur im Notfall geläutet.
Steven erwachte mit einem Geräusch, das wie "Hmmmgnpf" klang. Dann sprang er auf, sah kurz zu Felsspalter und rannte hinaus ins Freie. Der Troll folgte ihm.
Draußen herrschte das gleiche Klima wie in einem Backofen. Die Sonne war zwar bereits am Untergehen, allerdings schien sie den beiden Wächtern in die Augen, so dass sie kurz geblendet waren. Irgendwo auf dem Platz wurde noch immer eine Glocke geläutet. Nach einigen Sekunden hatte sich Felsspalter an die Sonne gewöhnt, und ihm bot sich folgendes Schauspiel.
Der Platz war volle Trolle!
Zugegeben, es waren nicht so viele das die Leute aus den Fenster starrten und Kommentare wie "Oh mein Gott, ich habe noch nie so viele Trolle auf einem Haufen gesehen", aber für einen Trollbeobachter war es offensichtlich genug: Hier war etwas im Busch!
Es waren vielleicht ein dutzend von ihnen anwesend. Sie standen nicht gehäuft, dafür aber in Dreiergruppen an jedem der Zugänge zum Pseudopolisplatz. Das heißt, an dem einen Zugang verschwanden die Trolle gerade im Laufschritt; sie schienen irgendetwas zu verfolgen. Die anderen Gruppen waren darauf aufmerksam geworden und versuchten unauffällig rennend, ihnen zu folgen.
Es waren vielleicht 10 Sekunden vergangen, seit Felsspalter den Platz betreten hatte, und schon war kein Troll mehr zu sehen.
Das Läuten, das Felsspalter nur noch im Unterbewusstsein wahrgenommen hatte, stoppte. Tibor kam auf den Troll und Steven zugehechtet. Er hielt die Glocke noch hoch. Als er ankam, legte er eine Vollbremsung ein und fing sofort an, aufgeregt zu reden. Hinter ihnen strömten andere Wächter aus dem Wachhaus, verwundert über den Lärm.
"Gut, dass ihr da seid, ich bin Streife gegangen, mit Johan, und der hat sich kurz was bei Hargas Rippenstube geholt, und ich hab draußen gewartet, und dann hab ich diesen Troll gesehen, nicht groß, das heißt, natürlich war er groß, allerdings für einen Troll ziemlich klein, und er ging durch die Straßen und hat sich immer ganz ängstlich umgedreht, und da hab ich mir gesagt: 'Tibor', hab ich mir gesagt, 'da stimmt was nicht. Ich werde den mal im Auge behalten', und dann bin ich im gefolgt, bis hierher, und dann, als der Troll hier ankam, hat er sich erschrocken, wahrscheinlich wegen der Trolle, und dann ist er schnurstracks wieder umgedreht, aber die anderen Trolle haben ihn schon gesehen, und dann sind sie hinterher und haben sich gewundert warum jemand läutet", plapperte Tibor. Er grinste und deutet auf die Glocke.
Dann kippte er um, weil er vergessen hatte, Luft zu holen. Auf dem verstaubten Platz sah er aus wie ein großer, brauner Bettvorleger
Jemand drückte sich von hinten durch die Menge aus Wächtern, die sich in der Zwischenzeit angefunden hatte. Es war Hauptmann MeckDwarf.
"Was ist hier los? Warum steht ihr hier rum, wo ihr doch in der Zeit viel produktivere Sachen machen könntet?"
Steven hatte in der Zwischenzeit versucht, Tibor wieder aufzurichten, allerdings ohne Erfolg. Das einzige, was Tibor murmelte, konnte Felsspalter nicht hören, allerdings war er sich fast sicher, dass die Wörter "Päckchen" und "Dollar" darin vorkamen.
"Also, was ist?", fragte der Hauptmann und schaute die Wächter mit durchdringendem Blick an.
Felsspalter fasste Tibors Erklärung kurz zusammen.
"Hm, ein Troll, aha, so so. Nun, ich schätze, ihr könntet alle mal wieder ein wenig Praxis gebrauchen." Mit diesen Worten verschwand er im Wachhaus, nur um gleich darauf wieder mit Venezia und Atera hinauszukommen.
"In Ordnung, FROGs und SEALS hier rüber. Endlich gibt’s wieder was zu tun für euch", riefen sie.
Die FROGS und SEALS quetschten sich aus der Menge, die kreisförmig um Tibor stand und mittlerweile schon viele Gaffer beinhaltete, und nahmen mitten auf dem Pseudopolisplatz Aufstellung.
Währenddessen hatte Hauptmann MeckDwarf den beiden anderen Abteilungsleitern den ihm bekannten Hergang geschildert. Die zwei Offiziere und der Stabsspieß standen vor der versammelten Wachmannschaft.
"Gut, also, ihr habt ja alle mitgekriegt, was los ist. Wer noch nichts weiß, hat Pech. Wir suchen einen Troll. Er ist, äh... Tibor, wie sieht er aus?", fragte Stabsspieß Atera den inzwischen wieder wachgerüttelten Szenekenner.
"Nun, ich würde sagen, vielleicht einen Kopf kleiner als unser Felsspalter hier. Er hat eine Art schwarze, abgetragene Lederweste getragen. Die Farbe, ach ja. Helles grau, ein paar Einschlüsse, die wie Silber aussahen. Gehetzter Blick. Und wird von einer Bande Trolle verfolgt", sagte er und grinste.
"Danke, Gefreiter, das müsste reichen. Nun, die Trolle sind da lang, also nichts wie hinterher, oder gibt's noch Fragen?"
"Ich eine haben", meldete sich Felsspalter. "Was wir genau machen sollen wenn wir kriegen ihn oder die anderen Trolle?"
"Einfach festnehmen, aber erstmal müssen wir sie finden. Weiß zufällig jemand, wo sie hin wollten?", fragte Venezia als Scherz.
Wieder meldete sich der Troll.
"Nein, aber ich wissen wie ein paar von denen heißen und wo sie wohnen!"

Ja, er hatte sie wiedererkannt. Die vertrauten Gesichter seiner "Freunde." Fast alle waren sie dabei gewesen: Schwarzschiefer, Quartz, Granitbacke, Steinfresse und Willi. Wie hießen sie früher? Ja, genau, die Schieferschieber. Das war die Gang überhaupt in der Troll-Unterwelt hier in Ankh-Morpork gewesen. Angestachelt von ihrem Hass auf alles, was kleiner war als sie, hatten sie damals die halbe Stadt unsicher gemacht[1]. Natürlich erinnerte sich kein Wächter daran, das war weit vor Kommandeur Rince, ja weit bevor die jetzigen Wächter überhaupt geboren worden waren!
Und er hatte auch dazugehört. Dunkle Erinnerungen an nächtliche Streifzüge zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. Ja, das waren noch Zeiten gewesen...
Aber die waren vorbei. Schließlich war das ein wichtiger Beweggrund gewesen, zur Wache zu kommen: Er wollte wiedergutmachen, was sein Vater und auch er den Leuten angetan hatten. Felsspalter tat sein bestes, den Leuten zu helfen.
Er hoffte, dass es reichte.

Nachdem er die verdutzten Wachoffiziere über den Umstand aufgeklärt hatte, dass er diese Trolle kannte, rannte er noch einmal schnell nach drinnen, um seine MUT zu holen.
Im Bereitschaftsraum lag Felsspalters Dienstwaffe immer noch auf dem Tisch, aber Rogi hatte es anscheinend geschafft, die Enden wieder zusammenzunähen. Er schnappte sich noch schnell ein paar Bolzen und spurtete wieder nach unten, wobei er einen beträchtlichen Teil des Türrahmens mitnahm.
Die FROGs brachen fünf Minuten nach dem Zwischenfall auf dem Pseudopolisplatz auf.


Sein Versuch war kläglich gescheitert. Er hatte gewusst, dass er nur diesen einen hatte. Er hätte es eher tun müssen, als die anderen noch keinen Verdacht geschöpft hatten. Jetzt war es zu spät, sein Leben war keinen Trollzahn mehr wert. Sie waren ihm auf den Fersen. Vorerst war er ihnen zwar entkommen, aber er konnte nicht ewig weglaufen, und so etwas wie ein sicheres Versteck gab es hier nicht. Er musste versuchen, irgendwie zur Wache zu kommen, aber sie überwachten den Platz garantiert. Aber es musste einen Weg geben, so wahr er Silberling hieß!


Die Sonne war bereits hinter dem Rand verschwunden. In Gedanken vertieft hechtete Felsspalter mit den anderen FROGS in Richtung Viehmärkte. Denn in diese Richtung war der Troll gelaufen, also musste er hier irgendwo sein, das sagte zumindest Araghast, der FROG-Psychologe. Doch er bezweifelte, das Bregs dumm genug war, um so zu denken wie ein Troll. Die SEALS liefen in dieselbe Richtung, allerdings auf einer Parallelstraße.
Allerdings musste Felsspalter auch zugeben, dass die Verfolger eine ziemlich deutliche Spur hinterlassen hatten. Die Anzeichen dafür bestanden aus umgekippten Karren, besonders lautstark fluchenden Menschen[2] und verängstigten, ja sogar panischen Gesichtern. Felsspalter konnte sich wahrscheinlich nicht im Ansatz das Grauen ausmalen, das zerbrechliche Sterbliche beim Anblick von mehreren Dutzend Tonnen Gestein, das genau auf sie zurast, empfinden mussten. Und er war froh darüber.
Sie kreuzten jetzt die Heutebilligerstraße. Und hier hörten plötzlich die Spuren auf!
"Hm, anscheinend haben die Burschen hier den Anschluss verloren", sagte Valdimier.
"Schön, dann wissen wir jetzt auch nicht mehr, wo wir weitersuchen sollen", sagte Venezia.
"Äh, Mä'äm, ich da eine Idee haben. Sie vielleicht nicht sein clever, aber vielleicht sie auch schon sein zu schlau für Troll ohne Kühlung", sagte Felsspalter.
"Was denn, Gefreiter?", fragte Araghast, während er nach irgendwelchen Hinweisen Ausschau hielt.
"Naja, ich jetzt würde zurückgehen zum Pseudopolisplatz wenn ich dieser Troll wäre", erklärte er. "Immerhin, es jetzt dunkel sein, und ich fest überzeugt bin, dass er wollte zum Wachhaus."
"Wachhaus?", fragte Araghast plötzlich. "Was ist mit dem Wachhaus in der Kröselstraße?"
Beklemmendes Schweigen herrschte kurz, dann sprinteten die FROGs los.


Verdammt noch mal, dabei war die Idee so gut gewesen! Er hatte nicht damit gerechnet, dass diese Idioten doch so clever waren! Sie hatten also auch das Wachhaus an der Kröselstraße überwacht! Damit war er geliefert! Jetzt war er eingekesselt!
Obwohl...


Die Trolle waren schon von weitem zu erkennen. Sie standen in einer gigantischen Traube vor dem Wachhaus in der Kröselstraße. Die Rekruten dort hatten schon vorsorglich die Tür und die Fenster verbarrikadiert, während Hauptmann Daemon, der neue Ausbildungsleiter, draußen vor der Tür stand und anscheinend mit den Trollen diskutierte.
Venezia bedeutete den FROGs, stehenzubleiben.
"Also, Wächter, anscheinend haben wir da ein paar der Übeltäter. Aber jetzt keine Panik, wir dürfen jetzt alle einen kühlen Kopf bewahren, besonders du, Gefreiter Felsspalter." Sie grinste über ihren Scherz
Niemand lachte.
In der kurzen Stille hörten sie Hauptmann Daemons Stimme: "Ihr behindert hier die Ausbildung von Wächtern. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das eine Straftat ist, aber wenn ihr hier nicht sofort verschwindet, lasse ich euch alle verhaften, ich finde schon einen Grund."
Venezia kletterte auf Felsspalters Schulter und bedeutete ihm, zum Wachhaus zu laufen.
"Nun, ich schätze, wir haben hier ein paar Vergehen zu melden, ist es nicht so, meine Herren?", fragte sie. "Wie wäre es mit 'Behinderung des öffentlichen Verkehrssystems, Sachbeschädigungen noch unbekannten Ausmaßes, Verfolgung eines Mitbürgers, und schließlich und endlich das Nichtnachkommen eines Befehles eines Wächters! Ihr seid offiziell festgenommen! Und, was habt ihr zu euer Verteidigung zu sagen?"
"Ihr uns nicht festnehmen könnt, wie ihr das machen wollt? Wir viel mehr als ihr, und wir stärker! Das sein typisch Mensch, immer rumkommandieren, immer bestimmen. Aber wir das in Ordnung finden?", fragte ein Troll die Menge.
"NEIN!", ertönte die Antwort aus fast zwei dutzend Mündern.
"Wir uns das gefallen lassen?"
"NEIN!"
"Wir uns dagegen wehren?"
"NE...JA!!"
"Nieder mit den niederen Völkern!!"
"JA!"
Mit diesen Worten verwandelten sich die Trolle in eine unaufhaltsame Steinlawine, die langsam wieder in Richtung Pseudopolisplatz rollte. Hauptmann Daemon konnte gerade noch so beiseite springen, bevor er von mehreren Dutzend Trollfüßen zu Staub verarbeitet werden konnte.
"Nun, ich gebe zu, das hätte besser laufen können", gab Oberleutnant Venezia zu.
"Aber wenigstens haben wir jetzt noch was zu tun. Felsspalter, Laiza, Maggie, Valdimier, Rogi, Charlie, Madame und Bregs, ihr kommt mit mir. Ihr anderen, also Sidney, Mindy, Max, Ktrask und Skilla, ihr sucht die SEALS und sagt ihnen, das wir versuchen, die Trolle zu stoppen, und das sie in der Zwischenzeit den anderen Troll finden sollen. Alles klar, Leute?"
"Jawoll, Mä'äm", tönte es wie aus einem Mund.
"Dann los!"



Die FROGs folgten den Trollen, die sich zwar nur mit Schrittgeschwindigkeit bewegten, dafür allerdings eine Verwüstung hinterließen, bei der so mancher Feldherr vor Neid erblasst wäre.
"Tja, ein Problem weniger, wenigstens haben wir sie gefunden, jetzt müssen wir sie nur noch aufhalten. Was wissen wir über sie?", fragte Bregs
Felsspalter kratzte sich am Kopf. "Nun, sie Trolle sein. Außerdem sie jemanden verfolgt haben. Aber warum? Das sein das große Rätsel", sagte er, während sie hinter der überdimensionalen Staubwolke aus Trollen herstapften.
"Ich bin zwar nicht von DOG, aber ich bin mir fast sicher, dass es sich bei denen um eine Geheimgesellschaft handelt, oder einen Bund oder so",meinte Valdimier.
Bregs schüttelte den Kopf.
"Ach komm schon, du alter Verschwörungstheoretiker, es muss doch auch eine andere Erklärung geben, dass ein Haufen sonst alleine lebender Trolle... rassistisch wird und...zusammenarbeitet... "
Eine kurze Pause entstand.
Bregs warf die Hände in die Luft. "Na schön, vielleicht ist es doch ein Geheimbund."
"Sag mal, Felsspalter, woher kennst du eigentlich diese Trolle?", fragte Venezia, die es sich wieder mal auf Felsspalters Schulter gemütlich gemacht hatte.
"Ach, das sein sehr lange Geschichte", sagte er. Plötzlich fiel ihm etwas auf.
"Sie sein nicht hier!"
"Wer denn?", fragte Rogi interessiert.
"Die Schieferschieber! Sie die ganze Zeit nicht da gewesen! Sie bestimmt noch in der Kröselstraße sein!"
"Was faselst du da? Wer sind diese 'Schieferschieber' oder wie die heißen?", fragte Venezia verwirrt.
"Das sein die fünf Trolle die ich kenne! Sie auf dem Pseudopolisplatz gewesen sind, aber jetzt sie nicht hier sein! Sie auch nicht da gewesen als wir gewesen vor dem Wachhaus in der Kröselstraße! Wo sie bloß stecken?!"
Eine schlimme Vorahnung ergriff Felsspalter. Aber jetzt war es erstmal das wichtigste, diese Trolle hier aufzuhalten.
"Schaut mal, sie biegen da vorne ab! Jetzt können wir sie umzingeln!", rief Chief-Korporal Sidney."
Und wirklich, die Trolle waren in die Schnellweggasse abgebogen. Das war eine einmalige Chance!
"Nun gut, Felsspalter, Laiza, Valdimier und Bregs, ab mit Euch. Schneidet den Burschen den Weg ab!", erklang die Stimme von Venezia dicht neben dem Ohr des Trolls. Dann rutschte sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Buckel hinunter.
Die vier Wächter sprinteten durch eine Parallelgasse. Links von ihnen konnte man mehrere Geräusche hören, die anscheinend
Sie schafften es, noch gerade rechtzeitig anzukommen, bevor die Trolle die Schnellweggasse verließen. Diese schauten zwar ein wenig verwirrt, ließen sich aber durch die bloße Präsenz der Wächter nicht aufhalten.
Felsspalter zog seine MUT.
Schlagartig änderte sich die ganze Situation.
Die Trolle erstarrten bewegungslos. Die nun aufkommende Geräuschlosigkeit war fast so konsistent wie die Duftmarke des Stinkenden Alten Ron. Felsspalter konnte erkennen, dass auch Madame Massiv mit ihrer MUT hinter den Trollen Aufstellung genommen hatte.
"Tja, sieht so aus, als hätten wir euch", sagte Bregs.
"Nun, ihr gerne abdrücken könnt, wenn ihr wollt", sagte ein Troll und grinste hämisch. "Ihr uns nicht töten könnt! Ihr Wächter seid! Und wir jetzt weitergehen!"
"JA!!", riefen die anderen Trolle.
Laiza wühlte in ihrer Tasche. "Ich weiß, dass ich es eingesteckt habe, Es muss hier irgendwo sein...", murmelte sie.
Die Trolle setzten sich in Bewegung. Trotzdem blieben die FROGs standhaft vor dem Gasseneingang stehen.
"So, ich glaube, dass wir uns jetzt ganz schnell etwas einfallen lassen sollten", bemerkte Valdimier trocken.
"Juhuu, ich hab's", murmelte Laiza. Sie hielt triumphierend eine kleine Phiole in die Höhe.
"Was das sein?", fragte Felsspalter über die Schulter. Er wagte es sich nicht, umzudrehen, die Trolle standen jetzt nur noch wenige Meter von ihm entfernt.
"Felsspalter, ich würde dir raten da wegzugehen", sagte Laiza bestimmt.
Der Troll trat ein paar Schritte zurück.
"Was hast du vor, Gefreite?", fragte Bregs irritiert.
"Gleich werdet ihr es sehen. Valdimier?", fragte sie den Vampir.
"Ja, was ist, Laiza?", antwortete dieser.
"Wenn die Phiole über den Trollen ist, schieß sie ab!", befahl sie ihrem ehemaligen Ausbilder.
"Na wenn's weiter nichts ist, Mä'äm", sagte er gehässig, grinste breit und legte seine Armbrust an.
Laiza warf die Phiole in Richtung der Trolle.
Valdimier drückte ab.
Der Bolzen erwischte die Phiole genau über den Trollen. Ein seltsamer, weißer Nebel entwich und sank n Richtung Boden ab.
Die Trolle blieben stehen und streckten ihre Hände nach diesem seltsamen Nebel aus.
Dann, ganz plötzlich, schauten sie panisch um sich, nach oben, nach unten, und auf die andern Trolle. Man konnte Kommentare wie "Wo die ganzen Spinnen herkommen??" hören. Schließlich sackten sie mit einem lauten "Mpfglll" zusammen. Ihre Gesichter zeigten den Ausdruck höchster Ekstase.
"Nun, Gefreite, ich will gar nicht wissen, wie du das gemacht hast, aber es scheint geklappt zu haben", ließ Bregs verlauten. Die anderen starrten immer noch auf den jetzt bewegungslosen Haufen Trolle, der noch vor wenigen Sekunden die manifestierte Apokralypse gewesen war.
"Platte, gemischt mit ein paar alchemistischen Substanzen wie Schwefel", flüsterte Laiza Felsspalter zu. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
"Wo du Platte herbekommen hast?", fragte Felsspalter verwundert.
"Wenn ich die beiden kurz unterbrechen dürfte, es gibt hier noch ein paar Trolle, die festgenommen werden müssten, bevor sie aufwachen", bemerkte Venezia, die in der Zwischenzeit mit ihrer Truppe wieder zu den anderen gestoßen war.
"Nun gut, Felsspalter, du sagst, hier fehlen ein paar Trolle?", fragte sie den MUT-Schützen.
"Ja, sie bestimmt noch in der Kröselstraße sind", antwortete der Troll.
"Dann sollten wir uns beeilen! Charlie, du rennst zurück zum Wachhaus und benachrichtigst die anderen Abteilungen, dass wir hier ein kleines Transportproblem haben. Rogi, du machst das gleiche, allerdings gehst du zu den Rekruten in der Kröselstraße. Ach ja, wenn du schon dabei bist, bring mir ein paar von Schnaphelas Würstchen mit, meine sind alle."
Die beiden nickten und hechteten davon. Dann kletterte Venezia wieder auf Felsspalters Schulter.
"Na los, worauf warten wir noch? Jetzt müssen wir diesen Troll finden, und die fünf anderen Trolle laufen auch noch frei herum. Mein Gott, ich wär heute Morgen vielleicht besser doch nicht aufgestanden..."


Als die FROGs um eine Häuserecke bogen, sahen sie die SEALS. Sie starrten nach oben, als ob auf dem Dach irgendetwas vor sich ging. Überall auf der Straße lagen Dachziegel, die gesprungen waren und anscheinend vom Dach gefallen waren.
"Was ist hier los?", fragte Venezia Atera.
"Bin ich froh, dass ihr endlich kommt! Ich schätze, wir haben sowohl noch ein paar Trolle als auch den einen verfolgten gefunden!", sagte sie und deutete auf das Dach.
Das Gebäude hatte drei Stockwerke, deshalb konnte man nicht genau erkennen, was sich oben abspielte. Es war jedoch sicher, dass da oben eine Trollschlägerei stattfand. Ab und zu konnte man einen Arm oder in Bein sehen, dass über die Dachrinne hinausragte. Außerdem war die Geräuschkulisse unmissverständlich.
"Ich bin der Meinung, wir sollten mal nachsehen, was da oben vor sich geht", sagte Araghast.
"Auf die Idee wäre ich von alleine nie gekommen, sagte Atera gereizt. "Ich schlage vor, dass sich unsere Trolle da oben mal umsehen. Was sagt ihr dazu?", fragte sie Felsspalter, Madame massiv und Silicic.
"Ich hochgehen", sagte Felsspalter. Die anderen beiden nickten auch zustimmend.
Er ging zur Hauswand, wich ein paar fallenden Dachziegeln aus und fing an, die Fassade hinaufzuklettern. Silicic und Madame Massiv sahen sich kurz verwirrt an, dann legte Madame Massiv ihre MUT ab und sie kletterten hinterher.
"Warum hat er nicht einfach das Treppenhaus genommen?", fragte Steven Träumer verwirrt.
"Ach, weißt du, er ist da ganz eigen. Er meint, es kommt auf den Stil an", verriet ihm Laiza.
Langsam kletterten die drei Trolle die Fassade hoch, jeden Vorsprung nutzend. Schließlich, nach ungefähr einer Minute, kam Felsspalter oben an und schwang sich auf das Dach, das daraufhin bedenklich krachte. Er sah die Schieferschieber, die auf einen kleinen, silbernen Troll einschlugen und –traten, der auf dem Dach lag.
"Halt, ihr verhaftet sein im Namen der Stadtwache von Ankh-Morpork! Ihr schuldig sein der schweren Körperverletzung!", schrie er, während er seine Dienstmarke herausholte.
Die vier Trolle wandten sich von ihrem Opfer ab.
"Hm, ich das Gefühl habe, dich zu kennen, Bulle", sagte einer von ihnen. Er war fast komplett schwarz und bestand nur aus Schiefer. Schwarzschiefer, der Kopf der Bande.
"Ihr die Klappe haltet, sonst ich schlagen euch die Goahuluug-Köpfe ein", rief Felsspalter. Während er das sagte, schwangen sich Silicic und Madame Massiv auf das Dach.
"Ach, das wohl deine Freunde sein, Bulle?", fragte Schwarzschiefer.
"Du, weißt du wer das ist?", fragte einen der Trolle. Steinfresse. "Das sein Felsspalter!"
Schwarzschiefer runzelte die Stirn und sah den MUT-Schützen an. "Ja, er sein das. Felsi, alter Freund, komm schon, du nicht würdest verletzen alten Freund , oder?" Schwarzschiefer grinste schief.
"Ihr nicht seid meine Freunde", rief Felsspalter.
Die fünf Trolle knackten demonstrativ mit etwas, das beim Menschen Fingerknöchel hieß.
"Nun, ich glaube es sein Zeit, diesen Wächtern ein paar Manieren beizubringen. Los, Jungs! Ihr sie schnappen!", rief Schwarzschiefer seinen Kumpanen zu.
Felsspalter zog seine MUT.
"Du nicht schießt, wetten?", verhöhnte ihn Schwarzschiefer.
"Ich mir da nicht so sicher wäre", sagte er und drückte ab.
Es knallte, als die Sehne erneut riss.
Er warf die Mut weg, während die anderen Trolle anfingen, lautstark zu lachen.
Felsspalter, Silicic und Madame Massiv machten sich kampfbereit. Das versprach ungemütlich zu werden.
Die vier Trolle Granitbacke, Steinfresse, Quartz und Willi stürmten plötzlich auf die drei Wächter zu. Granitbacke lief vorneweg, wuchtete seinen Oberkörper nach vorne und sprang Felsspalter an. Dieser trat einen Schritt vor, ließ sich nach hinten fallen, rammte Granitbacke en Fuß in den Bauch und hebelte ihn über die Dachkante. Von untern waren panische Schreie zu hören, doch die drei Wächter hatten jetzt andere Probleme.
Felsspalter wandte sich seinem Gegner zu, Steinfresse. Er war einen guten Kopf größer als Felsspalter, der ohne weiteres schon die meisten Trolle überragte. Er duckte sich unter einem schlecht gezielten, dafür aber wuchtigen Schlag durch und verpasste seinem Gegner einen rechten Kinnhaken. Dieser taumelte kurz zurück, nur um dann wieder an Felsspalter heranzustürmen und ihn in einen Ringkampf zu verwickeln. Der MUT-Schütze versuchte verzweifelt, seinen Gegner loszuwerden, doch er war beim Ringen eindeutig unterlegen.
Er sah aus den Augenwinkeln, wie Silicic zu Boden ging. Aus einem Reflex sah er zu Silicic rüber. Dieser Augenblick der Unaufmerksamkeit reichte Steinfresse, um ihm einen schmerzhaften Kopfstoss zu verpassen und ihn zu Boden zu drücken.
Es zischte in der Nähe von Felsspalters Kopf. Es war ein Regentropfen, vorgeschickt von den Heerscharen aus Tropfen, die immer noch in den Wolken saßen und auf ein "Alles in Ordnung, Jungs, ihr könnt kommen" warteten. Er verdunstete sofort wieder auf den heißen Dachziegeln, aber es kam noch einer. Und noch einer. Es begann zu regnen.
Steinfresse hielt ihn jetzt am Boden fest. "Du gewusst hast, dass du hattest nie eine Chance!", flüsterte der Troll Felsspalter ins Ohr.
"Ja", antwortete dieser.
"Aber warum du dann gekommen?", fragte Steinfresse verwirrt.
"Weil es sein mein verdammter Job!", schrie Felsspalter seinen Gegner an.
Steinfresse fing an, laut zu lachen. Dann hob er seine Fäuste.
Schläge wie Vorschlaghämmer prasselten auf den wehrlosen Wächter herab. Er versuchte verzweifelt, sich zu befreien, aber sein Gegner war zu stark.
Dann holte Steinfresse zum finalen Schlag aus. Plötzlich sprang ihn irgendetwas von der Seite an. Felsspalter nutzte den Augenblick, um sich zu befreien und zur Seite zu rollen. Als er sich mit Mühe wieder hochstemmte, sah er, dass der junge Troll, der vorhin zusammengeschlagen worden war und den sie eigentlich hätten retten sollen, sich auf Steinfresse gestürzt hatte. Die beiden rollten sich auf dem Dach herum, während sie abwechselnd die Oberhand gewannen.
Der Regen war in der Zwischenzeit so dicht, dass er nur wenig erkennen konnte, aber er sah, dass Willi und Silicic bewegungslos am Boden lagen, während sich Madame Massiv noch mit Quartz herumschlug.
Felsspalter verlor keine Zeit. Er sprintete sofort wieder in Richtung seines Gegners Steinfresse. Doch bevor er ihn erreichen konnte, hatte Steinfresse den zwei Köpfe kleineren Troll gepackt und hielt ihn jetzt über die Dachkante.
"Du näher kommst und er hier macht eine kleine Bekanntschaft mit Kopfsteinpflaster", verhöhnte Steinfresse Felsspalter.
"Das du nicht wagst!", schrie Felsspalter, aber er blieb trotzdem stehen.
"Äh, brauchst du vielleicht Hilfe?", fragte eine Stimme von der Seite. Sowohl Felsspalter als auch Steinfresse drehten ihren Kopf. Valdimier stand auf dem Dach.
"Wie du hier hochgekommen?", fragte Steinfresse perplex.
"Tja, ist schon manchmal nützlich ein Vampir zu sein. Aber in diesem ganz speziellen Fall bin ich einfach die Treppe hochgerannt!" Er grinste und entblößte dabei seine Zähne.
Felsspalter fackelte nicht lange. Entschlossen trat er einen Schritt nach vorne. Bevor Steinfresse seinen Kopf wieder zurückwenden konnte, traf ihn ein wuchtiger Schlag, in den Felsspalter sein ganzes Gewicht gesetzt hatte, genau ins Gesicht. Einen Moment lang blitzen seine Augen bösartig auf, dann verlor er das Gleichgewicht und fiel rücklings vom Dach.
Felsspalter atmete tief durch. Doch dann fiel ihm etwas ein. Er beugte sich zwar vorsichtig, aber doch so schnell wie möglich über die Kante.
"Warte, ich dich hochziehen, Kleiner! Du aushalten!", rief er. Der kleinere Troll hatte es geschafft, sich an der Dachrinne festzuhalten, die das Gewicht des Trolles jedoch nicht zu halten schien. Felsspalter legte sich flach auf das Dach und hielt ihm die Hand hin. In letzter Sekunde schaffte es der kleine Troll, Felsspalters Hand zu ergreifen. Die Regenrinne polterte in die Straßenschlucht, deren Boden durch den Regen und die Dunkelheit zu einem einzigen Schwarz verschwamm.
"Valdimier? Du noch da sein?"
"Ja, was ist, Felsspalter?"
"Du schnell die anderen holen musst!"
"Warum denn?"
"Nicht fragen, machen!"
"Gefreiter, ich bin dein Vorgesetzter. Ich hab mir heute schon einen Befehl ohne Erklärung von Laiza gefallen lassen, also wirst du mir erklären, was du vorhast, verstanden, Gefreiter?"
"SÖR, ICH RUTSCHE!!"
"Oh, warte, ich bin gleich zurück"
Sekunden verstrichen, in denen nichts zu hören war außer dem Plätschern und Prasseln des Regens.
"Danke, Sör", erklang die Stimme des kleinen Trolls von unten.
"Wofür du mir danken? Das sein mein Job!", antwortete Felsspalter. "Wie du heißen, Kleiner?"
"Ich sein Silberling. Ich schon 70 Jahre alt", verkündete er stolz.
"70 Jahre? Dafür du dich wacker geschlagen hast, Kleiner. Wo du wohnen?"
Ein undefinierbares Geräusch erklang von unten. Es klang wie eine Mischung aus knirschendem Stein und dem Tröten eines Elefanten: das Trollequivalent zu einem menschlichem Schluchzen. "Ich nirgendwo mehr wohnen. Meine Eltern tot sein. Sie die anderen verraten wollten, da er sie umgebracht hat."
Schritte erklangen hinter Felsspalter. Er hoffte, dass die FROGs endlich kamen, das ach war ziemlich rutschig und seine Last war zu schwer als dass er sie hochziehen konnte.
"Wen meinst du mit 'er'?", fragte Felsspalter.
Seine Hoffnungen wurden nicht bestätigt.
"Ich schätzen, damit er mich meint", erklang eine Stimme hinter ihm.
"Schwarzschiefer!", sagte Felsspalter so überrascht, dass er fast Silberling hätte fallen lassen.
Schwarzschiefer lachte. "Du gut gewesen bist, das sein wahr. Aber du auf der falschen Seite stehst!" Er trat Felsspalter kräftig auf den Fuß. Doch dieser hielt Silberling weiterhin fest.
"Nein, du auf der falschen Seite bist, Schwarzschiefer", sagte Felsspalter. "Du sein Kreatur der Schatten. Aber du immer noch zu uns ins Licht kommen kannst."
Schwarzschiefer spuckte neben Felsspalters Gesicht. "Du sein Verräter! Du nicht mehr wissen wo du herkommst!" Er trat ihm kräftig in die Seite.
"Ich sehr wohl wissen wo ich herkomme! Und ich dich auf etwas hinweisen muss!", keuchte Felsspalter.
"Ach ja? Was das sein soll?", fragte Schwarzschiefer amüsiert.
"Du sein hiermit offiziell festgenommen. Du beschuldigt werden des Mordes an Eltern von Silberling, der schweren Körperverletzung und der Sachbeschädigung noch unbekannten Ausmaßes!"
Schwarzschiefer fing an zu lachen!
"Du mir nicht drohen kannst, du dummer Haufen Stein!"
"Nein, aber wir können das! Lass sofort Felsspalter los, oder wir pusten dir das Siliziumhirn weg, du gemeines Stück..
"Laiza, das reicht. Und du da, Großer, wie dir unser Kollege eben mitgeteilt hat, bist du verhaftet!"
Felsspalter schaute zur Seite. Da standen sie, die FROGs. Venezia saß auf Bregs' Schultern, während Sidney und Skilla mit glänzenden Augen und schwitzenden Gesichtern eine MUT trugen. Felsspalter war sich sicher: Wenn die zwei das Ding abfeuern sollten, würden sie hier oben alle sterben!
Schwarzschiefer sah sich in der Falle. Er schaute sich um, gab Felsspalter noch einen letzten Tritt in die Seite, nahm Anlauf und sprang mit einem gewaltigen Satz über die Häuserschlucht. Dort drehte er sich noch einmal um, funkelte die FROGs böse an und verschwand dann in der Dunkelheit der Nacht. Aus der Ferne konnte man immer noch das Fallen von Dachziegeln hören.
Die FROGs kamen zu Felsspalter gestürzt.
"Ist alles in Ordnung?", fragte Venezia.
"Ja, aber ich kurz davor bin runterzufallen!!", antwortete Felsspalter.
Mit vereinten Kräften gelang es den Wächtern, die beiden Trolle wieder hoch zu ziehen.
"Ihr etwas wissen müsst", sagte Felsspalter.
"Was denn?", fragte Rogi interessiert.
"Ich müde sein!"
Mit diesen Worten verlor er des Bewusstsein.


Die erste Empfindung, die er hatte, als er erwachte, war Schmerz. Es schien, als ob jeder einzelne Stein seines Körpers von einem Karren überrollt worden war. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Die Trolle in der Gasse. Das Dach. Steinfresse. Der Regen. Silberling. Schwarzschiefer.
Felsspalter öffnete die Augen. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen, aber er erkannte sofort, dass er sich auf dem Boden des FROG-Bereitschaftsraumes befand. Außerdem spürte er an der Geräuschearmut, dass er allein war. Er versuchte aufzustehen, aber dabei tat ihm alles weh. Als er sich dann endlich doch aufgerichtet hatte, betrat gerade Charlotta, seine ehemalige Ausbilderin, den Raum. Als sie sah, dass er aufgewacht war, rief sie schnell die anderen FROGs. Nach und nach kamen alle und setzten sich hin. Felsspalter wurde dazu aufgefordert, die Ereignisse auf dem dach noch einmal zu erzählen.
Schließlich fiel Felsspalter noch etwas ein. "Wie es Madame Massiv und Silicic geht?"
"Fie find in Ordnung, nur ein paar leichte Felfabfürfungen", erklärte Rogi.
"Und weswegen Silberling geflüchtet ist?"
"Also", begann Araghast, "es ist so. Silberling und seine Eltern waren Mitglieder eines Geheimbundes, der sich selbst die 'Welken Ringelsocken' nennt. Das ist zwar ein selten dämlicher Name, aber er hat auch einen Hintergrund, wie mir Silberling erzählte. Und das lässt mich daran zweifeln, dass Trolle wirklich so dumm sind, wie wir bisher angenommen haben.
Also zuerst einmal, es war ein Geheimbund der üblichen Sorte. Er beinhaltete vor allem Trolle, die neu in der Stadt waren. Warum, ist natürlich die Frage. Nun, ich glaube, es hat etwas mit dem allgemeinen Umgangston hier in der Stadt zu tun. Trolle, die normalerweise frei im Gebirge leben und in die Stadt kommen, werden hier gezwungen, sich unterzuordnen. Das fällt den meisten schwer, und deshalb wächst insgeheim der Hass, sowohl auf die Bewohner hier als auch auf die Stadt. Da sie aber hier sind, und sich so leicht keiner von Ankh-Morpork trennen kann, suchen sie sich ein Ventil für ihre Aggression. Diese Gruppe hat zum Beispiel Handwerker überfallen und Zivilisten verprügelt.
Der Anführer dieser Gruppe war Schwarzschiefer. Er scheint von allen die größte Persönlichkeit gehabt zu haben.
Silberling wollte gar nicht in diese Gruppe, aber er wurde durch seine Eltern gezwungen. Diesen wurden die Welken Ringelsocken irgendwann zu radikal, sie wollten zur Wache gehen und sie verraten. Deshalb wurden sie umgebracht. Das gleiche hat auch Silberling probiert, aber wie wir wissen, mit einem anderen Ergebnis. Die Welken Ringelsocken sind zerschlagen, fast alle Mitglieder konnten wir festnehmen. Nur Quartz und Schwarzschiefer konnten entkommen."
"Du etwas wissen wollen, Bregs? Du vielleicht doch dumm genug um zu denken wie Troll!", sagte Felsspalter, breit grinsend.
Bregs lachte. "Ich fasse das einfach mal als Kompliment auf."
"Und was Welke Ringelsocken nun bedeutet?", fragte Felsspalter.
"Nun, so ganz genau konnte Silberling das auch nicht sagen, aber das welk scheint etwas mit der Kultur der Trolle zu tun zu haben. Die Kultur der Trolle existiert in den Städten kaum. Aber wem erzähle ich das denn. Und die Ringelsocken... Naja, es schien eine Art Losungswort zu sein, aber, ohne dich beleidigen zu wollen, das zeigt wiederum, dass Trolle wohl niemals den Intelligenzpreis gewinnen."
Felsspalter nickte abwesend.
"Ach ja, fast hätte ich was vergessen, hier möchte sich noch jemand bei dir bedanken", sagte Venezia, nachdem Bregs fertig war. Die Tür öffnete sich und Silberling kam herein.

Einen Tag später.

"Und fo fingen die Igorf an, die Häufer für ihre Herren zu bauen. Der erfte fagte fich, dass er gewinnnen würde, wenn er daf Hauf auf Ftroh bauen würde. Er fing alfo an, und er war auch alf Erfter fertig. Doch die anderen Igorf füttelten nur den Kopf.
Der fweite Igor war da flauer. Er meinte, daf Stroh vom Wind weggeblafen wird, defhalb baute er daf Hauf auf Holf. Er war alf fweitef fertig.
Doch der dritte war am weitfichtigften. Er baute fein Haus auf Ftein. Die anderen Igorf fragten ihn, warum er fich fo abmühte, doch er grinfte nur.
Aber die Wette der Vampire fackte irgendwie fu den Dorfbewohnern durch. Defhalb stand einef Tagef ein wütender Mob vor der Tür def erften Vampirf. Diefer versteckte sich, doch die Dörfler fteckten fein Hauf in Flammen. Daf Ftroh brannte lichterloh und von dem Hauf blieb nur Affe übrig. Doch der Vampir konnte fliehen und verfteckte fich bei dem fweiten Vampir. Die Dorfbewohner jedoch folgten dem Vampir zu dem zweiten Hauf. Und sie brannten auch dieses nieder."
Silberling beobachtete mit großen Augen Felsspalter, der ihm gerde aus dem Buch " Die trei Igors fom Tohtenberg ".
"Ist er nicht süß, unser Großer?", fragte Sidney mit einem Augenzwinkern in die Runde. Die FROGs grinsten.
Araghast nickte. "Er ist wie ein Vater zu Silberling. Natürlich, sie beide haben keine Eltern mehr, sie beide haben in ihrer Jugend viel Mist gebaut. Silberling sieht in ihm ein Vorbild. Er weiß, dass er aus seinem Leben auch noch etwas machen kann."
"Ach komm schon, Bregs, kannst du nicht wenigstens einmal mit diesem Psychologenzeugs aufhören", lachte Valdimier.
Araghast schüttelte den Kopf.
"Mich beunruhigt etwas ganz anderes, nämlich das Schwarzschiefer noch da draußen rumläuft. Er wird nicht eher ruhen, bis er sich an Silberling gerächt hat. Obwohl, ich habe da eine Idee.."
Er stand auf und ging zu Felsspalter und Silberling.
"Darf ich dich mal etwas fragen Silberling? Wie würde es die gefallen, wenn du eine Weile bei Felsspalter wohnen würdest?", fragte er lächelnd.
Silberlings Augen begannen zu leuchten. "Au ja, Felsi, ich dürfen? Ich dürfen? Bittebitte!"
Felsspalter dachte kurz nach, dann lächelte er Silberling zu. "Natürlich du das dürfen, mein Kleiner."
"Am besten wäre, wenn du ihm gleich sein neues Zuhause zeigst, Gefreiter. Du hast für den Rest des Tages frei! Wegtreten!"
Felsspalter sprang auf und salutierte. "Danke, Sör!"
Er verließ mit Silberling das Wachhaus. Er atmete die angenehme Kühle ein. Dann gingen sie zu seiner Wohnung in der Steinbachstraße.
Ja, dachte Felsspalter, vielleicht ist es besser so. Aber ich werde Schwarzschiefer erwischen. Vielleicht nicht heute, und vielleicht auch nicht morgen, aber eines Tages kriege ich ihn, und dann wird er für alles bezahlen!


ENDE

[1] Nur selten wird Speziezismus von einer Minderheit derart ausgeübt

[2] Immerhin war das hier Ankh-Morpork!

Zählt als Patch-Mission.



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