Bisher hat keiner bewertet.
Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht: Suche auf Anweisung deines Ausbilders eine bestimmte Akte im Archiv. Aber Vorsicht, im Archiv findet man nicht immer das, was man sucht und öfters das, was man gar nicht wollte.
Dafür vergebene Note: 8
O Mann, O Mann, O Mann, dachte sich Tyros y Graco, als er schlaftrunken, mit einer Kerze in der Hand, das dunkle Archiv betrat. Sein Ausbilder, Lance-Korporal Romulus von Grauhaar, hatte ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geschmissen und gesagt, dass er dringend eine Akte bräuchte. Ein schwarze. Mit goldenen Streifen. Toll!!
Also hatte sich Tyros angezogen, sich eine Kerze geschnappt und war losgetrabt. Unterwegs wurde er zwar von einem, na sagen wir, ähm, etwas angetrunkenen Troll angehalten, der den Weg zur Trommel, der berüchtigten Kneipe, wissen wollte doch Tyros gab ihm nur den guten Rat, dass er sich doch besser ins Bett legen solle und machte dass er wegkam, bevor der Troll kapierte, dass das nicht die Antwort auf seine Frage war.
Als er beim Archiv ankam, war es natürlich verschlossen. Also ging Tyros, diesmal weitaus gemächlicher, zurück und besorgte sich einen Schlüssel.
Beim Eintreten in das Archiv kam ihm ein muffiger Geruch entgegen, den er eigentlich in einer Bücherei erwartet hätte. Er überlegte kurz, ob er die Kerzen an der Wand entzünden sollte, überlegte es sich jedoch anders. Er glaubte nicht, dass er lange brauchen würde. Also begann er zu suchen.
15 Minuten vergingen, eine halbe Stunde, 45 Minuten. Überall irgendwelche verstaubten Akten. Nur keine schwarze mit goldenem Rand. Irgendwie fühlte er sich angefressen. Es musste jetzt schon mindestens vier Uhr sein.
Plötzlich hörte er das Quietschen der Eingangstür. "Hallo?" rief er, denn es kam ihm schon merkwürdig vor, dass noch jemand mitten in der Nacht im Archiv herumwühlte. "Hallo", rief er noch mal. "Ist da jemand?"
Keine Antwort. Tyros dachte sich, dass es wohl der Wind gewesen sein müsse und suchte weiter. Nach einiger Zeit bekam er eine schwarze Akte in die Hand, auf die ein Totenkopf gemahlt war. Neugierig wie er war öffnete er sie und plötzlich schrie eine hohe und dünne Stimme:
"Sehen Sie sich doch um! Das ist das Ende! Sehen Sie sich um! Der Erdboden tut sich auf und Menschen töten Menschen. Es ist die Apokralypse, Sie Narr!"
Schnell schlug Tyros die Akte wieder zu und blickte panisch nach links und rechts. Wenn jemand mitbekam, dass er heimlich Akten öffnete...
Als er sich wieder beruhigt hatte, suchte er weiter und, er konnte sein Glück kaum fassen, plötzlich hatte er eine schwarze Akte mit goldenen Streifen in den Händen. Er warf sie jubelnd in die Luft und fing sie wieder auf. Mit der Rückseite nach oben. Und jetzt bekam er einen riesigen Schreck: Die Rückseite der Akte war rosa!!!
"Oh Mist," dachte er sich. "Jetzt kann ich weiter suchen. Hätte sie eine rosa Rückseite gehabt, hätte Romulus es sicher erwähnt."
Also suchte er weiter. Immer weiter. Irgendwann, er hatte jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren, hörte er schlurfende, schwerfällige Schritte hinter sich. Mit einem unguten Gefühl im Magen drehte Tyros sich um- und er blickte dem Troll von vorhin direkt ins Gesicht. Panisch suchte Tyros nach einem Ausweg. Doch der Troll hatte ihn mit viel Intelligenz (oder war es vielleicht einfach das Glück des Dummen, Tyros erschien dieser Gedanke wahrscheinlicher) genau am Ende eines Ganges eingekesselt. Es gab keine Fluchtmöglichkeit.
"Hab ich dich," brummte der Troll. "Höhö, ich dachte schon du hättest dich verkrochen." Gedankenverloren, zumindest sah es so aus, bohrte er sich in der Nase und strich einen ekelhaften schleim-gelben Popel an einer Akte ab.
Tyros blickte sich um. Er suchte nach Gegenständen, die ihm bei der Verteidigung behilflich sein könnten. Seine Augen glitten über die Rückseiten der Akten und blieben bei einer hängen. Er hatte sie vorhin nur kurz angefasst und sie dann schnell wieder zurückgelegt, da auf ihr Reißzähne zu sehen waren. Er wollte nicht das Risiko eingehen, dass etwas, na ja, das etwas ihn versuchte zu beißen. Aber jetzt, in dieser veränderten Situation- warum nicht?
Er schnappte sich die Akte, blickte sie an und warf sie dann auf den Troll. Nichts geschah. Mist. Nervös sah er sich nach etwas anderem um.
Der Troll schien langsam zu verstehen, dass Tyros etwas nach ihm geschmissen hatte. Er kratzte sich mit seiner Keule (Tyros war sich sicher, dass der Troll im Hof noch keine gehabt hatte) am Kopf und brummte etwas vor sich hin. Dann bewegte er sich langsam auf Tyros zu.
Dieser wurde langsam nervös und begann furchtbar zu schwitzen. Da erinnerte er sich an etwas. Aber- konnte er das tun? Es hatte so viel Ärger gegeben. Nun gut, was brachte ihm seine Fähigkeit, wenn er sie nicht einsetzte? Und außerdem war er ja älter geworden, vielleicht gelang es ihm besser die Auswirkungen zu koordinieren. Die Rede ist von seiner Fähigkeit des Schwellzauberns.
Tyros konzentrierte sich. Doch es fiel ihm schwer, da Bilder vor seinem inneren Auge vorbeizogen, von Dingen, die er früher hatte schwellen lassen. Da kamen Steine, sein Urgroßonkel, Eintagsfliegen und eine Hummel mit einem Eiterbeutel (diese Hummel war der Grund warum Tyros für längere Zeit das Zaubern eingestellt hatte. Ihr Eiterbeutel war geplatzt und dessen Inhalt ihm ins Gesicht gespritzt). Doch dann fiel ihm endlich die Handbewegung wieder ein- und plötzlich begann der Troll zu schwellen. Er wuchs und wuchs und wuchs. Er wurde immer größer und plötzlich gab es einen Lauten Knall und faustgroße Gesteinsbrocken flogen durch das Archiv. Der größte Teil des Trolls (der Rumpf) war merkwürdigerweise nicht geschwollen (Tyros überlegte sich, was er wohl falsch gemacht hatte) und krachte nun gegen ein Regal. Dieses fiel um. Es krachte gegen das nächste Regal. Dieses fiel ebenfalls um. Der Dominoeffekt war da. Nach nur wenigen Sekunden waren sechs Regale um- und deren Inhalt heraus gefallen. Und zuoberst lag eine schwarze Akte mit goldenen Streifen. Die Tür (dadurch dass die Regale jetzt auf dem Boden lagen hatte Tyros sie jetzt im Blick) wurde aufgeworfen und Nyvania, eine andere Wächterin, stand in der Tür und blickte sich entsetzt um. Dann fing sie an zu leise an zu kichern und steigerte sich in ein Lachen hinein. Nachdem Tyros sie einige Sekunden lang etwas verwirrt angesehen hatte stimmte er in ihr Lachen mit ein und schließlich lagen beide, mit Tränen in den Augen, auf dem Boden und hielten sich ihre Bäuche. Als sie sich wieder beruhigt hatten öffnete sich erneut die Tür und Romulus von Grauhaar trat ein. Dem verschlug es vor Entsetzen den Atem. Dann fing er an zu lächeln und schließlich sagte er:
"Die gute Nachricht, Tyros, ist, du hast deinen Urlaub für heute bewilligt bekommen. Die schlechte ist: Du wirst ihn wohl mit Aufräumen verbringen müssen." Damit drehte er sich um, kehrte jedoch dann noch einmal zurück und nahm sich die Akte. Mit dieser winkte er Tyros noch einmal zu und verschwand dann aus der Tür.
Seufzend blickte Tyros auf das Chaos und sagte: "O Mann. Ich hab mich schon so lange auf einen freien Tag gefreut und jetzt muss ich den Mist hier saubermachen."
Nyvania blickte ihn ein wenig mitleidig an (auch wenn Tyros den Gedanken hegte, dass das nur, na ja, gespielt war, da er ihre Schadenfreude schon zu genüge kennen gelernt hatte) und schließlich schien sie einen Entschluss zu fassen. Sie sagte: "Weißt du was, ich habe noch ein paar Überstunden abzufeiern. Das könnte ich heute machen und hätte dann Zeit dir zu helfen."
Dankbar blickte Tyros sie an. "Das würdest du tun"
"Klar doch", antwortete sie. "Aber du gibst mir dafür ein Bier in der Trommel aus, in Ordnung?"
"In Ordnung. Hört sich gut an."
Und damit hatte Tyros sein erstes richtiges Abenteuer bei der Stadtwache erlebt. Dass er am Abend todmüde ins Bett fiel und sofort einschlief, störte ihn nicht weiter.
Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster
und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.