Wege.

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von Hauptmann Daemon Llanddcairfyn (GRUND)
Online seit 09. 07. 2004
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 Außerdem kommen vor: Romulus von GrauhaarRobin Picardo

Eine neue Abteilung macht viel Arbeit. Doch was, wenn man sich nicht darauf konzentrieren kann? Und was hat der Löffel mit der Sache zu tun?

Dafür vergebene Note: 12

"Und dann das hier noch.", Robin Picardo stellte einen großen Koffer vor die Tür in den Flur, "Dann sollte alles hier raus sein.", er sah sich in dem kleinen Raum um, während Leopold von Leermach und Khai el Sali den Koffer zu einigen andere, ähnlichen Behältern im Untergeschoss schleppten. Der Feldwebel nickte. Das Nachtschränkchen stand offen und war leergeräumt, das Bett war gemacht und das kleine Fenster war zum Lüften geöffnet worden. Der Boden war ordentlich gefegt worden, die Möbel waren abgewischt, die Scheiben geputzt. Er wandte sich zur Tür, als er stutzte. Seine Stirn legte sich in Falten und er drehte sich langsam noch einmal um. 'Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht.', ging ihm durch den Kopf. Er ließ sich auf die Knie sinken und senkte den Kopf bis kurz über den Fußboden.
"Potzblitz.", hauchte er angesichts der sauberen, vollkommen leeren Fläche unter dem Bett, 'Die waren wirklich ordentlich.' Er wollte sich wieder erheben, als er am Kopfende des Bettes zwischen der Matratze und dem Holz-Draht-Gerüst, auf dem sie lag, etwas entdeckte. Robin brummte kurz, hatte er also doch noch etwas gefunden. Er stand auf, ging um des Bett und griff unter die Matratze. Nach kurzem Suchen fanden seine Finger ein Bündel Papier, dass er hervorzog. Die gefundenen Blätter erwiesen sich als ein verschnürtes Päckchen Briefe, neugierig setzte der Feldwebel seine Brille auf, kniff die Augen zusammen und las die ersten Zeilen.
Stauell Llandcairfyn ys tywyll heno, heb dan, heb solas. Dy nain di hi'n wedi marw. ...
Er schüttelte den Kopf. Was sollte das bedeuten? Hatte er irgendwelche codierten Nachrichten gefunden? Robin zuckte mit den Schultern, er hatte keine Zeit, sich damit auch noch zu beschäftigen, in der nächsten Zeit war genug zu tun.
"Noch was zu tun, Feldwebel?", fragte el Sali, der den Kopf zur Tür reinstreckte. Der ehemalige Arzt dachte einen Moment nach, dann warf der Khai das Bündel Blätter zu.
"Nur das noch, Gefreiter, dann ist alles weg.", er wartete kurz, bis er den Wächter die klapprige Außentreppe herunterpoltern hörte und verließ das Büro. Langsam schloss er die Tür hinter sich. Das rosarothe Himelbeth war leer.

Zwei Stockwerke weiter unten erreichte Khai el Sali einen großen Haufen Koffer und Kisten auf dem Leopold und Patrick Nichts saßen.
"Wie hat er dieses ganze Zeug nur in das kleine Zimmer gesteckt?", ächzte Patrick.
"Und vor allem: Wer hat ihm das alles nach da oben geschleppt?", fragte Leopold.
"Ich hoffe, wir sind jetzt endlich fertig?", die beiden sahen den eintreffenden Gefreiten an.
"Nur das hier noch, das ist das Letzte.", Khai warf den Stoß Briefe ganz oben auf den Haufen Gepäckstücke.

Hauptmann Llandcairfyn wartete auf Robin in dessen Büro, dem himmelblauen Knahbenzimmer.
"Alles erledigt?", fragte er, als der Feldwebel eintrat.
"Alles raus.", bestätigte er, "Die Rekruten sollten jeden Augenblick mit dem Karren kommen und dein Gepäck abholen."
"Tja.", sagte Daemon und erhob sich von dem großen Bett, dass sich Robin und Leopold teilten, "Dann wäre ja alles klar."
"Ja.", antwortete Robin, "Alles klar.", und sah zu Boden.
"Dann", der Hauptmann räusperte sich, "Dann werde ich mal, ähm, gehen, nicht wahr?" Der Feldwebel holte tief Luft.
"Mhm.", machte er, "Das wäre wohl, hm, gut. Hast sicher viel zu tun da drüben."
"Oh ja!", bestätigte Daemon schnell, "Das habe ich wohl. Viel zu tun. Mhm.", er zog am Saum seiner Uniformjacke.
"Du behältst die DOG-Uniform, hm?", fragte Robin. Der Offizier nickte.
"Sicher doch. Wo wir gerade davon reden.", er trat auf Robin zu, "Du solltest darauf achten, dass dieser Gefreite Wenig wenigstens ab und zu seinen ordentlichen Dienstanzug trägt."
"Ähm.", machte der Quirmer, "Okay?"
"Und Steingesicht sollte noch mal im Lager nach dem Rechten sehen, manchmal findet man darin nicht mal seine eigenen Füße wieder." Robin nickte.
"Gut, gut.", er räusperte sich.
"Und pass gut auf die Abteilung auf. Mach nichts kaputt. Du bist für jeden Einzelnen hier im Gebäude verantwortlich, für Jeden, verstehst du? In einem halben Jahr will ich nicht erst Wochen brauchen, um hier aufzuräumen." Robin Picardo musste an den tagelangen Einsatz allein im Zimmer des Hauptmanns denken, den er und die Mannschaften der Dienststelle geleistet hatte. Er entschied sich schnell, in diesem Moment mit seinem ehemaligen Ausbilder keinen Streit anzufangen.
"Geht klar, Hauptmann.", sagte er, machte einen Schritt zurück und öffnete die Tür des Büros,
"Dann viel Spaß in der Kröselstraße. Schick uns ein paar gute Leute rüber.", grinste er. Daemon lächelte und ging an ihm vorbei in den Flur. Er wandte sich noch einmal um.
"Da schau sich das einer an. Der kleine Robin Picardo. Kaum schaut man kurz nicht hin und plötzlich leitet er die Abteilung.", er zwinkerte ihm zu, "Viel Glück, Rekrut.", setzte er hinzu, "Jetzt kannst du zeigen, ob ich dir was beibringen konnte."

Etwa drei Stunden später saß der Hauptmann in seinem neuen Büro: Es war riesig, hatte Raum für Aktenschränke, seinen Schreibtisch, einen großen Teppich und einen Tisch mit mehreren Stühlen drum herum und dann noch immer genug Platz übrig, um einfach nur noch ein bisschen größer zu sein. Daemon dachte kurz über ein Bett nach, als mehrere ihm noch unbekannte Rekruten mit seinem Gepäck eintrafen und die freien Stellen mit schweren Koffern und Kisten versahen. Der Offizier hatte es seinem Nachfolger nicht sagen wollen, dass das meiste von ihm nur für den Winter im Boucherie Rouge gesammelt worden war und er auf seinem neuen Posten nur Gerätschaften benötigen würde, die in einen kleinen Karton gepasst hätten. Als die Wächter den Raum verlassen hatten, stand er auf und versuchte, die wichtigen Dinge in dem großen Haufen unwichtiger zu entdecken. Nach kurzer Zeit zog er eine kleine Schachtel hervor und öffnete sie. Kurz sah er sich in dem noch ungewohnten Raum um, lächelte schließlich und stellte eine etwa handlange Statuette auf eine freie Stelle in einem Regal an der Wand. Sie bestand an der Oberfläche fast vollständig aus beinahe nahezu vollends reinem Gold mit höchstens halben Messing-Anteil (Oder vielleicht ein klein wenig mehr) und stellte eine Gnomin dar, die einen Brieföffner wie einen Säbel hielt, der ungefähr so groß war, wie sie. Der Hauptmann nickte zufrieden. Jetzt war er fast fertig eingerichtet. Jetzt fehlte eigentlich nur noch eine Kleinigkeit. Er räusperte sich und sah zum Fenster. Nichts geschah [1]. Daemon schaute wieder zum Regal und nickte der Statue zu. Erwartungsvoll sah er zum Fenster. Helle Mittagssonne schien fröhlich durch den Staub in der Luft des Büros. Der Llamedosianer brummte, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich wieder dem großen Haufen Gepäckstücke zu. Er runzelte die Stirn. Ganz oben auf dem kleinen Berg aus Holzkisten, Lederkoffern und Stoffsäcken lag ein Bündel Papier. Langsam ging er darauf zu und streckte die Hand danach aus. In Gedanken versunken betrachtete er die Seiten in seinen Händen, dann ging er langsam zum Schreibtisch und begann zu lesen, als der erste Donner krachte und der Regen gegen seine Fensterscheibe prasselte.

Stauell Llandcairfyn ys tywyll heno, heb dan, heb solas. Dy nain di hi'n wedi marw. Hi marw-odd tair dydds yn ol. Hi cysgu-odd yn-i ei gwely hi ag ddim dihuno-odd hi eto yn y bore...

Die Hallen Llandcairfyns, sie werden dunkel bleiben in dieser Nacht, ohne Feuer, ohne Freude. Deine Großmutter ist tot. Sie starb vor drei Tagen, schlief abends ein in ihrem Bett und erwachte am Morgen nicht wieder. Dein Großvater und deine Mutter trauern. Bedenke, dass du nicht nur Daemon ap Tabyn ap Myrlin bist, sondern auch Daemon ap Branwen ferch Veryn bist. Komm jetzt nach Hause, und sei es auch nur wenige Tage, denn deine Familie braucht dich nun. Vergiß, was geschehen ist. Bedenke nicht länger, was war und schaue auf die, die auf dich warten. Denke an, die du verließest und nicht länger schaust...




Mühsam öffnete Daemon die Augen. Sternchen blitzten vor ihm auf. Seine Arme waren über ihm festgebunden, seine Beine spürte er nicht.
"Autsch.", stöhnte er und schüttelte den Kopf, was nur neue Sterne hervor rief. Schließlich konnte er durch die geschwollenen Augen wenigstens etwas sehen. Er sah sich selbst in einem bizarren Gestell aus Latten, Ketten und Rädern hängen. Es stand in einem Raum, der scheinbar an den Wänden und am Boden mit Spiegeln bestückt war. An den Ketten schwankte er leicht von einer Seite zur anderen. Er sah aus, als wäre er in der größten Gerölllawine des Spitzhorngebirges Schlittengefahren. Er sah mehr Schrammen, Beulen und Blutergüsse an sich, als er Schmerzen wahrnehmen konnte. Und er sah noch etwas. Mühsam wandte er den Kopf zur Seite.
"Hallo, Herr Oberstleutnant.", ächzte Vinni, Schön, dass du kommen konntest."


Die Hand des Lesers zuckte zu seiner Wange, die damals einige üble Schläge abbekommen hatte. Nach dieser Geschichte hatte die halbe Stadt knöcheltief unter Wasser gestanden und der hatte keine Zeit für Irgendetwas außer der Arbeit in der Wache gehabt. Fast zweitausend Meilen trennten ihn von zu Hause, etwaige Verwerfungen im oktarinen Grasland nicht einbezogen, völlig unmöglich, damals dorthin zu kommen, außer sich den Verrückten anzuvertrauen, bei denen er es zuerst versucht hatte, als er die Stadt erreichte. Nain Veryn. Wie alt war sie gewesen? Sie mochte uralt gewesen sein, obwohl sie nicht älter als 60 ausgesehen hatte. Die alte Frau war eine warme, liebe Frau gewesen, immer bemüht, die Probleme in der Familie mit einem Lächeln und ruhiger stimme zu lösen. Und sie hatte immer Süßigkeiten für ihre Enkel gehabt. Daemon lächelte und ließ den Brief sinken. Irgendwann hatte er erfahren, welches Amt seine Großmutter ausübte. Seine Liebe zu ihr war nicht weniger geworden, doch er sah sie von da an aufmerksamer an, bemerkte bis dahin nicht wahrgenommene ernste Momente, wenn sie bei manchen Kinderspiele oder Liederreime plötzlich ruhig wurde und ihr Lächeln verschwand, um kurz darauf wiederzukommen und ihre Kindeskinder in die Arme zu schließen. Dann war sie durch einen Holzschwertkampf oder einen Kinderabzählreim an die Sprüche erinnert worden, die sie gefällt hatte. Seufzend rieb sich der Hauptmann die Augen.
"Herr Hauptmann?", Romulus von Grauhaar stand zögernd in der Tür, "Wir wären dann bereit." Der Angesprochene runzelte die Stirn.
"Bereit?", fragte er. Der Lance-Korporal sah ihn unsicher an.
"Zum Appell, Herr Hauptmann.", antwortete er, "Wegen dem Amtsantritt." Daemon stöhnte.
"Wer ist denn auf die Idee gekommen?", murmelte er mehr zu sich selbst.
"Hauptmann MeckDwarf gab die Anweisung, anlässlich des Stabswechsels einen ordentlichen Appell zu veranstalten, komplett und streng nach Vorschrift.", antwortete Romulus schnell. Der Llamedosianer stöhnte und erhob sich in der Gewissheit, dass das eine ganze Weile in Anspruch nehmen würde, "Alles klar, ich komme sofort."
"Äh.", machte der Ausbilder, "Behalten sie diese Uniform an?" Er deutete auf die graue Jacke, die der Hauptmann trug. Der sah an sich herunter.
"Sie ist gerade neu, es wäre doch wohl Unsinn, sie jetzt im Schrank zu lassen.", er hatte gerade vor drei Tagen die ganzen Stoffwimpelchen und -rechteckchen annähen lassen, "Ich trage sie ja nicht die ganze Zeit über.", er sah den Lance-Korporal an, der zum vorbereiteten Antreten der Rekruten seine schwarz-weiße GRUND-Uniform trug und grinste kurz, "Warte kurz.", er schritt schnell durch den Raum auf den verblüfften Ausbilder zu und begann, an dessen Schulter zu hantieren.
"Ich werde jetzt einfach die hier benutzen.", er zeigte Romulus die schwarzweiße Kordel, die der RUM-Wächter bis gerade zusammen mit der roten seiner Stammabteilung an der Schulter getragen hatte, "Und werde mit so schnell wie möglich eine eigene besorgen.", mit diesen Worten befestigte der Hauptmann die Farben der Ausbildungsabteilung an seiner eigenen Uniform, wie Romulus bemerkte unter der grauen Kordel, die sich dort bereits befand. Der Ausbilder hatte sich von Robin Picardo und einigen anderen Wächtern der Dienststelle zur Observierung für Gildenangelegenheiten fast ebenso viele Geschichten über den neuen Ausbildungsleiter anhören müssen, wie diese sich von dem scheidenden Chef über gute Ermittlungen und anständige Wächterarbeit - diese Geschichten wurden von einem Abteilungsleiter erzählt, der auf einem hellrosa Bett zwischen einer Unzahl von tuffigen Kissen saß und sich von einer Gefreiten Kaffee bringen ließ. Romulus dämmerte, dass er die eben verlorene Kordel nicht wieder in die Hände bekommen würde und dass er sich schnell eine neue besorgen sollte, wollte er nicht in spätestens zwei Tagen von Daemon wegen seiner unvollständigen Uniform gerügt werden. Freundlich lächelte er seinen neuen Chef an.
"Welch gute Idee, Herr Hauptmann.", sagte er, "Dann kann es ja losgehen." Daemon nickte.

Daemon ließ sich ächzend auf seinen Stuhl hinter seinen neuen Schreibtisch sinken. Mehr als eine Stunde glänzend sinnlosem im Regen Herumstehens lag hinter ihm und seiner Abteilung. In einer sehr alten Vorschrift war der Ablauf eines ordentlichen Appells genau beschrieben und die Ausbilder hatten pflichtbewusst darauf geachtet, den letzten Befehl ihres alten Ausbildungsleiters haarklein umzusetzen. Die Rekruten waren vor und zurück marschiert, hatten im Anblick eher traurige Formationen gebildet und sich schließlich zu einer Reihe aufgestellt. Nach dem langsamen und traditionell vorgeschriebenen Abschreiten der Reihe durch den Hauptmann - dabei musste nach Vorschrift der letzte Rekrut der Reihe glucksen, damit der Schreitende ihn streng anschauen und fragen konnte, ob es etwas zu Lachen gäbe, Rekrut? - wurde in großen, leeren Worten die Leitung der Truppe von alten auf den neuen Chef übergeben. Korporal Kanndra hatte diese Aufgabe übernommen. Hauptmann MeckDwarf war leider nicht in der Lage gewesen, der von ihm angeordneten Zeremonie beizuwohnen, da er in seiner neuen Abteilung ebenfalls viel zu erledigen hätte. Daemon ahnte, dass sein Vorgänger bei SUSI nicht ganz so großen Wert auf den Ablauf der Kommandoübergabe legen würde. Wahrscheinlich hatte er dort ein kurzes 'Hallo' in die jeweiligen Büros gerufen und war danach nach Hause gegangen. Daemon hingegen hatte sich nichts anmerken lassen und hatte eine fabelhafte Rede über die Pflichten der Wächter, die Qualität der Ausbildung und die Fähigkeiten der Mitarbeiter gehalten, darüber wie sehr er sich freute, dass die Rekruten den Weg zur Wache gefunden hatten, wie sicher er sich war, dass sie bald leuchtende Sterne am Himmel des Gesetzes werden würden und wie großartig all die Vielfalt an Rassen und Geschlechtern unter den Rekruten wäre. Sie hatte fast eine ganze Minute gedauert. Er sah auf und die beiden Ausbilder an, die vor seinem Schreibtisch standen.
"Gute Rede, Herr Hauptmann.", log Romulus und machte eine Handbewegung in Richtung seiner linken Schulter. Daemon war der Meinung, den Ausbilder nicht vor seiner Kollegin wegen seiner unkontrollierten Körperfunktionen nicht in Verlegenheit bringen zu dürfen und ignorierte das Zucken.
"Danke, Lance-Korporal.", sagte er stattdessen.
"Sehr inspirierend, Sir.", kommentierte Kanndra. Die Gennuanerin nickt bekräftigend.
"Vielen Dank.", der Hauptmann zögerte, "Sagt mal, ihr Beiden...", begann er. Die Ausbilder sahen ihn aufmerksam an.
"Ich hätte eine kleine Frage..."
"Ja, Sir?", sagten beide Unteroffiziere.
"Warum waren die anderen Ausbilder nicht bei der Zeremonie?"
"Andere Ausbilder, Herr Hauptmann?", fragte Romulus.
"Es waren doch alle da, Sir.", ergänzte Kanndra. Daemon stülpte die Lippen.
"Aaach soo. Ja, natürlich. Danke. Klar. Kein Problem.", sagte er dann und biß sich auf die Unterlippe, "Dann.. werde ich mal an die Arbeit gehen. Ja, ich denke, das wäre das Beste. Danke, ihr zwei, das wäre dann erst mal Alles. Ich fange dann mal an. Die Arbeit wartet nicht, ha ha.", erklärte er schnell und grinste nervös. Kanndra und Romulus sahen sich unsicher an.
"Viel Erfolg, Sir.", wünschte Kanndra und salutierte zusammen mit dem Lance-Korporal. Daemon winkte fahrig in Kopfhöhe und schien mit den Gedanken irgendwo anders zu sein. Die Ausbilder sahen sich fragend an und verließen dann achselzuckend das Büro.
"Myn uffern.", flüsterte der neue Ausbildungsleiter, als er allein war. Nachdenklich kratzte er sich an der Stirn. Sein Blick fiel auf die Papierstücke auf dem Schreibtisch vor ihm. Er strich mit der Hand das oberste zur Seite und nahm das zweite in die Hand.

Stauell Llanddcairfyn ys digarat, gorwedd gwyth yn rhyngddynt trigiannydd e a mae e'n creu distawrwydd rhyngddo fe gwaed a carennydd...

Die Hallen Llandcairfyns, sie sind ohne Liebe. Streit liegt zwischen denen, die sie bewohnen und Ärger besorgt Schweigen zwischen Blut und Bande. Nur wenig bindet die Eltern deines Vetters und deiner Cousine, es sei denn das Streben, jetzt die Kraft zu erhalten, die versprochen ihnen ist durch Geburt. Talesyn ist noch immer in alten Zeiten und er hasst deinen Vater für die Verbindung, die er einging. Nicht mehr lange, und es wird Kampf geben zwischen Brüdern und deine Eltern werden dich brauchen. Viele hier brauchen dich und du hältst dich fern. Was hat dich so entzweit mit dem Cair dan glaw, dass du nicht einmal jetzt zurückkehrst?...




"Ah. Daemon.", Rina winkte ungeduldig, "Immer nur rein."
"Ähm.", sagte Daemon und sah sich in dem Durcheinander aus Akten um, vor dem er recht verloren mit seinen Taschen noch in der Hand dastand, "Ja."
"Okay, okay. Ich habe hier eine Menge zu tun in dem ganzen Chaos. Wieso sagt mir hier eigentlich keiner der Ausbilder, was seine Rekruten den ganzen Tag machen?", sie sah auf, "Hier, das ist der Schlüssel für dein Büro und hier, ", sie reichte ihm einige Aktenblätter, "sind deine ersten Rekruten."
"Ähm.", wiederholte Daemon.
"Was denn noch?", Rina sah von einem großen Stoß loser Blätter auf.
"Was habe ich eigentlich zu tun?" Die Abteilungsleiterin verlor die Kontrolle über einen Teil der Blätter, die daraufhin über die Schreibtischkante auf den Boden rutschten und sich auf dem Boden zu einigen anderen, bereits dort liegenden gesellten.
"Was?", fragte sie ungläubig, sie raffte den Rest der Zettel zusammen, "Du erklärst den Rekruten alles, begleitest sie auf ihren ersten Schritten und machst jeden Tag eine Ausbildungsstunde. Sachlich ausgedrückt.", sie seufzte, als sie das neue Durcheinander sah.
"Und was mache ich wirklich hier?", fragte der Oberstleutnant.
"Du bringst gefälligst so viele von den Leuten durch, wie's geht."


Monatelang hatte er mit der Ausbildung neuer Rekruten beschäftigt, ihnen Regeln erklärt, hatte sie gesiebt und sie durch die Ausbildung gebracht. Ständig waren neue Fragen gekommen, neue Anforderungen, neue Leute. Und schließlich hatte er eine ganze Weile die Leitung mit übernommen. Es war völlig unmöglich, einfach für ein paar Wochen zu verschwinden. Sein Onkel hatte schon immer Ärger mit seinem Vater gehabt und es war schlimmer geworden, nachdem er die Würden von Myrlin übernommen und großen Einfluss erhalten hatte. Daemons Vater hätte ihn sicher gebraucht in dieser Zeit, doch genauso wurde er hier benötigt. Und diese Streitereien hatte es immer gegeben und der Offizier hätte kaum etwas ausrichten können. Seufzend legte er den Brief beiseite. Warum hatte sie ihm immer wieder diese Nachrichten geschickt?

Romulus stand vor ihm.
"Was jetzt, Lance-Koroporal?", fragte Daemon.
"Neue Bewerbungen, Herr Hauptmann.", der Angesprochene reichte ihm einen Stapel Papiere, "Durchgehen, kommentieren, begründen, unterzeichnen und je eine Kopie an Kommandeur Rince, den Ausbilder, den Rekruten und in deinen, äh, Aktenschrank.", Romulus von Grauhaar sah zu dem Schrank rüber, der hinter dem Gepäck des Hauptmanns zu verschwinden drohte. Daemon brummte unbestimmt.
"Ich denke, ich weiß, wie ich eine Bewerbung zu bearbeiten habe.", 'Durchgehen, unterzeichnen, den Ausbilder zurufen, er soll sich den Rekruten packen, die Bewerbung auf den großen Haufen legen und Rince Bescheid sagen, wenn der Frischling es tatsächlich durch die Ausbildung schaffen sollte.', er kniff die Augen zusammen und sah den Ausbilder an, "Wieso hast du Zeit, mir die Büroarbeit zu erklären?", fragte er, "Solltest du nicht bei den Rekruten sein und... du weiß, Weisheit vermehren?"
"Du hast den Rekruten den Rest des Tages frei gegeben, Hauptmann.", antwortete der Lance-Korporal ruhig.
"Ist das so?", Daemon dachte kurz nach, tatsächlich konnte er so etwas gesagt haben, um aus dem Regen heraus zu kommen, "Na gut. Dann solltest du auch Schluss machen, morgen geht die Arbeit früh genug weiter." Der Ausbilder nickte.
"Dann bis morgen, Herr Hauptmann."
"Bis morgen." Der Ausbildungsleiter blieb allein in seinem Büro zurück und betrachtete die Bewerbungen vor sich. Er schien mal wieder eine Menge zu tun zu haben.

***


Früher Sonnenschein drang hell durch das schmutzige Fenster in den Raum, kleine Tropfen plitschten vom Rahmen herunter in die Pfützen auf dem Pflaster der Kröselstraße. Die große, stabile Tür des Büros war geschlossen und gedämpftes Gemurmel war von der anderen Seite zu hören. Dumpf pochte etwas auf einen weit entfernten Holzfußboden, das Gemurmel wurde kurz etwas lauter und schriller, beruhigte sich dann wieder. Noch immer tropften leise kleine Rest-Rinnsaale den Fensterrahmen herab. Wieder ein Pochen. Daemon wachte auf.
"W's?", rief er und zerrte sich das Papier vom Gesicht, auf dem er geschlafen hatte. Der Hauptmann hatte bis spät in die Nacht Listen und Verzeichnisse gewälzt, um das Ausbilderproblem zu lösen und war schließlich eingeschlafen. Diese Betrachtungsweise gefiel ihm besser, als die Wahrheit, nach der er schon vor einem Jahr seine kleine, billige Wohnung gekündigt hatte und nun, nach seinem Auszug aus dem Boucherie Rouge erst mal keine Bleibe mehr hatte. Er stand auf und taumelte gegen die Kante des Schreibtisches. Überrascht brummte er, schüttelte den Kopf und sah sich um. Langsam kroch Verstehen in seine Miene. Sieben Sekunden später flog die Tür des Büros auf.
"Was beim Tanz der Riesen ist los?", fragte Daemon die beiden Rekruten, die mit aufgerissenen Augen vor seinem Zimmer gestanden hatten. Der Hauptmann trat einen Schritt auf sie zu und schloss die Tür hinter sich.
"Wir... äh.", die junge Frau vor ihm in dem etwas zu kleinen Brustharnisch über etwas zu großer Kleidung, "Wir haben uns im Nahkampf geübt.", sie streckte ihm das kurze Schwert entgegen und sah ihn unsicher an, "Äh. Sir." Der Ausbildungsleiter verarbeitete viele Eindrücke gleichzeitig. Vor seinem Büro hatten gerade zwei Rekruten versucht, sich gegenseitig die Gliedmaßen abzuhacken. Dabei hatten sie ihn geweckt. Eine der Rekrutinnen richtete gerade ein Schwert auf ihn. Er war immer noch ganz schön müde. Die andere Wächterin hatte ein wirklich, wirklich hell glitzerndes Kettenhemd an. Außerdem trug sie einen Bart und eine erstaunlich kleine Axt. Die Spitze des Schwertes zitterte nahe seiner Brust. Daemon musste sich entscheiden. Es war sein erster Tag. Er sollte so etwas nicht einreißen lassen. Die Rekruten hatten genug Übungen und beaufsichtigt und - vor allem - mit Holzwaffen erschien ihm ein Unterricht für alle Beteiligten wesentlich sicherer zu sein. Außerdem hatten die beiden ihn geweckt. Eine weitere kurze Zeitspanne verging, ohne dass etwas geschah. Schließlich war sein erster Tag, er konnte die Leute auch später noch anbrüllen, wenn einige Wochen in der Abteilung ein gewisses Grundverständnis der Wacheleitung für seine Reaktionen gegeben war. Langsam streckte er die Hand aus und schob ganz, ganz vorsichtig die auf ihn gerichtete Waffe zur Seite.
"Ihr solltet eure Waffengänge vielleicht auf die Übungsstunden verlegen.", wollte er sagen, was stattdessen akustische Manifestierung erlangte war der Ausdruck des neusten Wahrnehmung - Chunks, der nach Bearbeitung rief:
"Beim Glaw auf den Wiesen! Sieh zu, dass du zum Pseudopolis-Platz kommst und dir von Hauptgefreiter Feinstich die Augen untersuchen lässt, Rekrutin!" Keine zwei Minuten später führte Goldie Kleinaxt ihre Mit-Rekrutin Makeda Schreck am Arm in Richtung Hauptwachhaus. Der Hauptmann hatte ihnen keine Gelegenheit gegeben, die Augenfarbe der geborenen Klatschianerin - ein goldener, fast roter Farbton - zu erklären und hatte eine Augenbinde improvisiert, die er Makeda umgebunden hatte, um eine weitere Beanspruchung zu verhindern. Die beiden kamen sich ziemlich dumm vor, so über die Straßen der Stadt zu stolpern, andererseits stand heute eine theoretische Abhandlung verschiedener Arten von Berichtsstilen auf dem Ausbildungsplan, sie hatten also eindeutig das kleinere Übel gewählt.

Ächzend fiel Daemon auf seinen Stuhl. Für einen kurzen Augenblick fragte er sich, wieso er nur einen Stuhl hatte. Dann griff er wieder nach den Briefen.

Ble rwyt ti rwan? Cyrhaedd-on y llythyrau hyn ti? Rydyn ni'n derbyn dim ateb...

Wo bist du jetzt? Erreichen dich diese Briefe? Solange haben wir keine Antwort erhalten. Hegst du noch immer Groll gegen die Deinen? Hast du vergessen, wie du auf den Wiesen saßest, nach dem Glaw, und schnitztest? Hast du nicht mir gegeben, was dein Messer schuf? Oder bedeuten dir die Erinnerungen nichts mehr? Hieltest du nicht meine Hand, als der Tanz der Riesen begann?...




"Ich bringe Sie nach Hause", antwortete der Wächter, "Sie gehören nicht in diesen Dreck, Sie gehören zu ihrem Vater."
"Dreck?", fuhr sie auf, "Was sie Dreck nennen, ist mein Leben!", sie richtete sich auf und funkelte ihn stolz an. Ihr Kleid hing halb heruntergerissen von ihr, der Weinfleck klebte wie Blut an dem Stoff und ihrer Haut, ihre Haare waren unordentlich und sie atmete wütend. Und doch umgab sie ein Strahlen, ein Leuchten und der Wächter sah wieder, was er am Abend zuvor auf der Bühne erblickt hatte. Und das junge Mädchen sagte ihm, was er sah:
"Ich bin Marlien Monroy! Die größte Schauspielerin aller Zeiten!" Sie prallte hart zurück, als der Hauptmann ihre Oberarme packte. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen starrte sie zu ihm hinauf, als er schrie:
"Nein, das bist Du nicht! Du bist Norma-Jean, die Bäckerin!", die Beiden sahen einander stumm an. Er spürte ihr Zittern und erkannte dann, dass er selbst auch am ganzen Leib bebte. Langsam ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. Dann taumelte er, als ihn ihre Ohrfeige traf. Brennend zog der Schmerz über sein Gesicht und kurz sah er Sterne.
"Wie können Sie es wagen?", Marlien Monroy sah ihn wütend an.


Langsam hob er seine Hand zu seinem Auge. Dort konnte er die Narbe erkennen, die er sich damals eingehandelt hatte. Das Messer war wirklich scharf gewesen und er hatte bis dahin hauptsächlich Bücher gelesen und nicht versucht, komplizierte Details und feine Rundungen aus einem Stück harten Holz zu schnitzen. Er lächelte schwach. Eine verrückte Idee, schon in diesem Alter mit einem Löffel anzufangen. Sein Vater war etwas skeptisch gewesen, doch wenn er sich richtig erinnerte, hatte er ihm kurz darauf den ein oder anderen Rat gegeben, wie man mit dem Messer umging. Es hatte nicht viel geholfen, wie man noch immer sehen konnte. Und seine Mutter... Daemon war sich nicht sicher, aber er vermutete, dass sie es gewesen war, die das dunkle, glatte Stück Holz in seinem Zimmer zurück gelassen hatte. Und dann war alles anders gekommen. Er war in den letzten Jahren einigen Frauen begegnet, nicht, dass eine von ihnen ein solches Geschenk verstanden hätte. Und näher betrachtet waren die meisten von ihnen inzwischen tot.
Schnell griff der Hauptmann zu den Akten neben sich und begann zu lesen. Zwei Rekruten waren in dieser Nacht im Wachhaus aufgetaucht und beide gaben ihm Rätsel auf. Der Eine schien nur seinen Nachnamen angegeben zu haben. Entweder das, oder er kam aus einer Gegend, die der Ausbildungsleiter nicht besuchen wollte. Die Andere hatte angegeben, nicht im Regen Streife gehen zu dürfen, da die Mullbinden so schlecht trockneten. Er beschloss, bei beiden nachzuhaken. ein wesentlich kleinerer Haufen behandelte seine Ausbilder. derzeit hatte er drei, wobei einer in wenigen Tagen die Abteilung verlassen würde. Er würde sich da etwas einfallen lassen, derzeit kam er ganz gut zurecht mit den Leuten, die er hatte. Das konnte er sich jedenfalls ganz gut einreden, nachdem er in der letzten Nacht die erste Panik heruntergekämpft hatte. Jetzt machte er sich daran, die Listen der Rekruten und Ausbilder abzuarbeiten und den tatsächlichen Zustand von GRUND herauszubekommen. Er kam einige Zeit gut voran und hatte sich beinahe selbst überzeugt, diese Arbeit zu machen, weil sie getan werden musste und nicht, um nicht ständig an die Briefe erinnert zu werden, die neben ihm lagen. Schließlich legte er Feder und Listen beiseite und verließ das Büro.

"Sir!", rief Kanndra aus, als der Hauptmann unvermittelt in den großen Raum trat, in dem sie mit den Rekruten saß. Einige der Wächter machten Anstalten, sich möglichst zackig zu erheben.
"Korporal.", grüßte der Ausbildungsleiter, "Rekruten.", fügte er nickend hinzu, ein raunendes Gemurmel war zu hören. Daemon lächelte Kanndra zu, "Fahre nur fort, Korporal."
"Äh. Ja.", machte die Angesprochene und räusperte sich:
"Wie ich gerade erklärt habe, ist der beste Stil für einen Bericht über einen Straßeneinsatz der 'halb-trockene Sachaufsatz', der sowohl alle Fakten ausreichend und objektiv beschreibt, als auch die Anstrengungen der Ermittlungen darstellt. Alternativ könnt ihr bei Fällen, bei denen ihr viel gelaufen seid, den 'schnellen Notizstil' wählen, der unterstreicht, dass ihr viele Eindrücke auf einmal vermitteln müsst. Merkt euch: Durch den Stil, den ihr verwendet, wird die Ermittlung in ein eigenes Licht gerückt und wird von Leser anders aufgenommen, gebt euch also Mühe, die richtige Länge und den korrekten Ausdruck für jeden Fall zu finden.", sie schrieb die Worte LENGE und AUSDRUK an die Tafel, "Und das war's für heute. Weggetreten zum Abendessen, Rekruten.", die Gennuanerin nickte den Anwesenden zu. Die Wächter verließen schnell den Raum und ließen Kanndra und Daemon zurück.
"Das war sehr", begann der Offizier, "theoretisch. Woher stammt der Stoff dieser Stunde?"
"Stunden.", korrigierte die Ausbilderin, "Wir haben uns den ganzen Tag damit beschäftigt.", sie ließ sich auf einen der Stühle fallen, "Der Inhalt steht im 'Buch für Ausbildungen an kalten Regentagen', ich habe es unter dem Tresen gefunden, ich weiß nicht, wer es geschrieben hat, aber er hat die Stunden sicher niemals selbst erlebt." Daemon, der selbst nur die letzten zwei Minuten mit anhören hatte müssen, nickte mitleidvoll.
"Ich denke, diese Einheit können wir in Zukunft kürzer gestalten, sicher kann man auch bei Regen etwas Sinnvolles machen. 'Geschützte Ecken Suchen', zum Beispiel. Oder 'Waffen reinigen'. Einigen macht das sogar Spaß."
"Oder Schnitzen. Alles wäre besser, als hier alte Schriften durchzukauen.", Kanndra griff nach dem Buch auf dem Pult neben ihr. Daemon starrte sie an. Er öffnete den Mund.
"Korporal." Mambosamba. Gennua. Voodoo. Amulett. Dämon. Gennua. Rastazöpfe. Voodoo. Frog. Amulett. Voodoo. VOODOO.
"Hauptmann?", fragte sie. VOODOO. Daemon schloss den Mund.
"Ach nichts. Schon gut.", sagte er, "Gute Arbeit heute.", er erhob sich und ging zur Tür, "Wir sehen uns dann morgen.", er wandte sich ab.
"Kommen sie nicht mit, Sir?", rief Kanndra ihm schnell hinterher. Der Hauptmann stockte.
"Mit? Wohin, Korporal?", fragte er.
"In den Eimer, Sir.", erklärte die Ausbilderin, "Sie wurden schon gestern Abend vermisst. Die neuen Abteilungsleiter feierten ihren Einstand.", sie sah ihn vorsichtig an. Daemon lächelte schwach im Licht der einsetzenden Dämmerung in den Flur hinein.
"Das hört sich nach einem teuren Spaß für mich an, Korporal. Unsere Abteilung hat fast 50 Mitglieder."
"Wir könnten die Rekruten ins Bett schicken und behaupten, sie müssten sich für morgen ausruhen.", bot Kanndra an. Der Offizier dachte kurz darüber nach.
"Du, Lance-Korporal Romulus und Korporal van Varwald?", versicherte er sich.
"Und sie, Sir.", ergänzte die Gennuanerin. Sanfter Regen säuselte gegen die Fensterscheiben, als keiner der Beiden etwas sagte.
"Die Rekruten sollen sich für morgen ausruhen und früh ins Bett gehen, Korporal.", sagte Daemon dann, "Die Ausbilder treffen sich in zehn Minuten in meinem Büro zur außerordentlichen Dienstbesprechung. Bringt eure Jacken mit."
"Jawohl, Sir.", grinste Kanndra.

Daemon betrat sein Büro, schloss die Tür und setzte sich. Er sah sich kurz um: Die Unordnung seines Gepäcks, das bereits jetzt beginnende Chaos von Akten auf seinem Tisch, die kleine Statuette auf dem Regal. Seufzend griff er nach dem letzten Blatt des Briefstapels.

Estynn-on nhw'n pump blynedd. Heb amnaid, heb llythyr, heb sylwad,...

Fünf Jahre sind vergangen. Noch immer kein Zeichen von dir, kein Brief, keine Nachricht. Deine Schwester ist kaum mehr wieder zu erkennen, kaum ein Wort redet sie mehr mit uns. So haben deine Eltern ein weiteres Kind verloren. Willst du nicht zurückkehren, nur für eine Woche, einen Tag?...




"Mach's gut, Valeriaa.", er grinste, "Nati.", die Werwölfin grinste zurück und gab ihm mit der rechten Hand einen Stoß.
"Du weißt, du sollst mich nicht so nennen.", beschwerte sie sich. Er nickte wieder. Beide schwiegen einen Moment. Die Sonne stieg ein stückweit höher. Dann räusperte sich Daemon.
"Hier, ich wollte dir das hier mitgeben.", er reichte ihr eine einzelne Dollar-Münze, "Bewahre sie auf, vielleicht kannst du sie irgendwann einmal gebrauchen.", er ging einen Schritt zurück und verzog das Gesicht. Valeriaa rang einen kurzen Moment mit sich.
"Wenn wir schon dabei sind.", sagte sie schließlich und griff in ihre Tasche, "Ich denke, das hier solltet ihr hier behalten.", sie hielt dem Hauptmann ein schmales, in ein Tuch gewickeltes Päckchen entgegen. Der Offizier schluckte.


Daemon ließ den Brief sinken. Langsam griff er nach einem leeren Blatt Papier und legte es vor sich. Dann griff er zur Feder, tunkte sie ins Fässchen und setzte die Federspitze auf. Eine kurze Zeit verstrich.
"Eines Tages musst du zurück.", flüsterte eine sanfte Stimme nahe seinem Ohr. Der Offizier lächelte und sah auf den Tintenfleck, der auf dem Papier entstanden war.
"Ja.", sagte er in den leeren Raum, "Eines Tages.", es klopfte an der Bürotür, "Aber nicht sofort.", lächelnd legte er die Briefe zusammen, schob das Blatt mit dem Fleck darunter und legte den Stapel in eine Schublade seines Schreibtisches. Mit der Zunge schnalzend schwang er sich aus dem Stuhl, griff nach seinem Mantel und verließ das Büro.



Ende. Ersteinmal.



[1] Natürlich geschah eigentlich eine ganze Menge. Trilliarden Milliarden von Dingen geschahen in diesen Momenten, Geschichte trat in Kraft, Menschen vollbrachten unglaubliche Taten, irgendwo in Achaten Reich fiel ein gewaltiger Sack Reis um und selbst in dem Zimmer, in dem sich der Hauptmann aufhielt, geschahen unzählige physikalische Vorgänge. Der Leser wird wissen, was gemeint ist.




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