Die gewöhnlichen Probleme des Nicht-Lebens

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von Wächter Thask Verschoor (GRUND)
Online seit 23. 05. 2004
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Für Rekruten: (für erste Mission - nur Zombies)
Für Deine Ausbildung untersuchst Du einen Todesfall - Deinen eigenen.

Dafür vergebene Note: 10

"Uhhaa...", fluchend schlug Thask gegen die Decke seiner äußerst geräumigen Behausung.
"Verdammt noch mal! Gebt endlich Ruhe! Ich versuche hier tot zu sein!", seine Stimme klang fast schon verzweifelt. Mit unrhythmischen Schlägen trommelte er - für einen Zombie - recht wild auf den Deckel seines Sarges ein. Jede Minute holte er zu einem neuen kraftvollen Schlag aus, der so gewaltig war, das er beinahe ein leises Geräusch erzeugen konnte, wenn man genau hin hörte.
Bong

Erneut holte er aus und Schlug mit aller Kraft auf das alte Holz.
Bong

Erschöpft lies er seinen Arm auf den Boden sinken und rang nach Luft, ohne sich zu fragen ob es überhaupt nötig war zu atmen. Sein Herz schlug jedenfalls nicht...

Über ihm hörte er das Trampeln einer Menge. Jemand sprach langsame Worte. Er konnte nur Fetzen verstehen.
"So mögest... ruhen in... nie vergessen..."
Doch da waren noch andere Stimmen, die mit einander redeten:
"...Versager weniger..."
"...Haus vererbt..."
"...Endlich..."
Die Stimmen gingen in Lachen über. Das war zu viel! Er versuchte hier schon seit 50 Jahren angestrengt tot zu sein und über ihm amüsierten sich die Lebenden köstlich. Wie sollte man da schlafen können?

Dann hörte er etwas wie das Quietschen einer Seilwindung. Dann ein lautes Pochen, das mit einem Plomp, direkt neben ihm endete.
"Aua", hörte er eine Stimme neben sich sagen: "Nicht so grob... verdammt..."
"Hallo? Ist da wer?", jetzt hatte das Spektakel Thasks Neugierde geweckt. Seine Wut verwandelte sich in Interesse. Bis auf Maden und dem Friedhofswärter, die hin und wieder über oder durch sein Grab kreuzten, passierte nicht sehr viel in seinem langweiligen Todsein.
"Uhhaa... mein Kopf", ächzte die Stimme neben ihm und schwieg.
"Ich hätte den Ring nicht essen sollen...", fügte sie nach einer Weile wehklagend hinzu.
"Du hast einen Ring gegessen?", Thask runzelte fragend die Stirn und starrte an die in Dunkelheit gehüllte Decke seines Sarges.
"Ah... ja... natürlich habe ich das... Wie hätte ich sonst meinen Schatz aus den Händen dieses verdammten Händlers erretten können, ohne von seinen schmierigen Handlangern erwischt zu werden?", seine Stimme klang sowohl aggressiv, als auch wehklagend.
Thask runzelte seine Stirn noch etwas tiefer, so das sein faltiges Gesicht bald wie eine Grabungsstätte für verschiedene Gesteinsschichten aussah: "Du hast einen Ring gegessen?", seine Stimme klang ungläubig.
"Verdammt noch mal... lass mich einfach in Ruhe tot sein...", die Stimme schnaubte verächtlich.
"Sie hatten mir meinen Schatz gestohlen... diese... diese...", und wurde zunehmend aggressiver.
"Diese verdammten, dreckigen Diebe! Diese dreckigen Straßenköter! Diese Narren! Mein Schaaaatzzz!", er schrie förmlich.
Und dann gab er ein paar seltsame Geräusche von sich die ungefähr so klangen:
Kallum
Kallum

Nach einer Weile beruhigte sich die Stimme. Über sich hörte Thask eine Frau panisch schreien und eine Menge stampfen, die offensichtlich orientierungslos im Kreis hin und her rannte.
"Keine Panik! Ich erledige das!", schrie ein Mann über ihm. Kurz danach erklang ein großes Krachen neben Thask, das wie das Einstürzen eines Berges klang.
Knirschz machte das Holz.
Glup, Glup machte die Erde.
Waaaahrg machte Kallum.

Dann... Nichts... Totenstille...

Endlich... dachte Thask und schloss zufrieden seine Augen.
Doch irgendwie wollte er nicht einschlafen.
Sein Totenhemd zwickte ungemütlich und sein Rücken war schon ganz verkrampft vom ungepolsterten Sarg. Da hätten sie ihn ja gleich in einer Kiste beerdigen können...
Seltsam nur das es ihn erst jetzt nach 50 Jahren friedlichem Nichtstun störte.
"Ich kann nicht schlafen", heulte er wie ein Gespenst und streckte seine Gliedmassen aus.
Deprimiert schlug er gegen die Decke seines Sarges und schien erstaunt über seine neue Kraft. Das Holz zersprang in seinen Fingern fast zu Staub.
Knirschz machte das Holz.
Glup, Glup machte die Erde.
Waaaahrg machte Thask.

Das machte die Gesamtsituation auch nicht besser... dachte er bei sich.
Mit schwimmenden Bewegungen versuchte er sich durch die Erde nach oben zu wühlen.

Die Trauergäste waren gegangen. Seufzend blickte der Friedhofswärter in das Grab von Kallum herab und schüttelte betrübt den Kopf. Wieso musste nur dieser Barbar von einem Mann den teuren Grabstein auf dem Sarg zerschmettern? Wusste er nicht wie viel Arbeit es machte so ein Kunstwerk zu schlagen? Mit deprimierter Miene stützte er sich auf seiner Schaufel ab und betrachtete die Schandtat eine Weile, ehe er begann Erde in das Grab zu schaufeln...
Als sich auf einmal im Grab links neben ihm die Erde einsackte.
"Verdammt", fluchte der Friedhofswärter und betrachtete das verunstaltete Grab mit mürrischer Miene. Seine Miene verwandelte sich langsam in Verwunderung als er eine schlängelnde Bewegung in der Erde ausmachen konnte. Seine Verwunderung verwandelte sich schlagartig in Entsetzen als auf einmal eine blasse, faltige Hand aus der Erde ragte und ihm scheinbar entgegen winkte.
Mit starren, weit aufgerissenen Augen sah er mit an wie plötzlich eine zweite Hand aus der Erde schoss. Scheinbar tasteten sie den Boden ab und hielten sich schließlich an einem Gestrüpp fest, welches das Grab überwucherte. Sie zogen etwas hoch...
Und plötzlich guckte ihn ein lächelnder, toter Kopf mitten in die Augen, der mit freundlicher Stimme: "Hallo Herr Friedhofswärter!", von sich gab.
Die Augen des Friedhofswärters weiteten sich noch ein wenig. Scheinbar hatte sein Gehirn ein paar Probleme die Daten zu verarbeiten, die er so eben über seine optische Wahrnehmung erhielt. Er zögerte eine Weile. Dann blinzelte er. Dann zögerte er erneut. Eine Weile später verwandelte sich Thasks freundliches Gesicht in eine verwunderte Miene.
"Geht es euch gut?", fragte er vorwurfsvoll.
Eine Schweißperle bildete sich auf der Stirn des Friedhofswärters ab.
"AHHHHHHHHHHHH!", antwortete der Friedhofswärter mit blankem Entsetzen, lies seine Schaufel fallen und suchte sein Glück in der ziellosen Flucht, die schnell am nächsten Baum endete. Mit einem lauten Knall schlug er mit dem Schädel gegen die Eiche, drehte sich um 180 Grad im Fall und landete mit dem Gesicht im Dreck, sich nicht rührend.
Verwundert stieg Thask aus seinem Grab, schlug sich die Erde von seiner Kleidung, sah sich erst einmal ein wenig in der Umgebung um und hob die Schaufel zu seinen Füßen auf.

Dann trat er zu dem Friedhofswärter und musterte ihn mit einem fragenden Blick, die Schaufel in der Hand haltend.
Der Friedhofswärter gab ein verängstigtes Ächzen von sich: "Bitte... Bitte tut mir nichts... Ich wollte nicht das Blumengesteck von eurem Grab nehmen... aber es war so schön... Meine Frau wollte es unbedingt haben... Ich mache alles wieder gut... verzeiht mir..."
Ohne sich zu bewegen lag der Friedhofswärter mit dem Gesicht auf dem Boden und zitterte am ganzen Leib.
Thask sah ihn fragend an und streckte ihm lächelnd eine Hand entgegen, worauf der Friedhofswärter wie von der Tarantel gestochen aufsprang und schreiend um die nächste Ecke bog.
Das Schreien dauerte noch eine ganze Weile an und verschwand allmählich in der Weite.

Schulternzuckend lies Thask die Schaufel fallen und ging - eher schlurfte - fröhlichen Schrittes entlang des Weges. "Sehr seltsam...", dachte er so bei sich und musterte die Umgebung. Er hatte die Welt anders in Erinnerung... Heller... mit mehr Blumen... und fröhlicher... Selbst das Vogelgezwitscher schien vergangen. Entlang seines Weges sah er nur abgestorbene Pflanzen die traurig ihren Kopf hingen ließen. Zwischen den Bäumen sah er Eichhörnchen die es scheinbar irgendwie eilig hatten und seltsamerweise fielen schon drei Vögel entlang des Weges aus ihren Bäumen um sich würgend auf dem Boden zu übergeben. Manche schafften es keuchend mit mühsamen Flügelschlägen das Weite zu suchen. Das Zwitschern der Spatzen klang eher nach einem ächzenden Krächzen.
"Verdammt was stinkt hier so!", hörte er eine Frauenstimme entgegen der Windrichtung fluchen.
Die Welt war ganz und gar nicht mehr so wie er sie in Erinnerung hatte...

Nach einer Weile hatte er das Friedhofstor passiert und fand sich in den Schatten von Ankh-Morpork wieder. Zu mindestens glaubte er das. Die Straßen schienen ungewöhnlich leer zu sein und aus den Gassen vernahm er vereinzelnd ein unangenehmes Würgen und Husten.
Sich umschauend schlürfte er seinen Weg weiter und kam schließlich zum Hier-gibt's-alles-Platz. "Sehr merkwürdig...", dachte er so bei sich und musterte die Umgebung.
Wo waren nur all die Leute hin? Die Stände hatten ihre Fensterklappen geschlossen und bis auf einen zwitschernden Vogel in der Ferne herrschte Totenstille. Doch auch das Zwitschern verklang als plötzlich der Wind umdrehte. Was war nur los?
Da sah er einen Händler der offenbar dabei war, hastig seine Sachen einzupacken. Mit schnellem, stolperndem Gang, huschte er zu ihm herüber und gab ein erschöpftes Stöhnen von sich, das alle Vorurteile gegenüber Hirnlüsternen Zombies bestätigte.
Der Mann war offensichtlich grün im Gesicht und bemerkte Thask nicht, so beschäftig war er mit dem Einpacken seiner Waren.

"Ich grüße euch werter Herr!", sprach Thask in langgezogen unnatürlichen Worten.
Mit verwundertem Blick lies der Händler von seinen Waren ab und wandte seinen Blick zu seiner linken wo er verdutzt in das Gesicht des Untoten starrte.
Thask warf ihm einen freundlichen Blick entgegen, doch blutunterlaufene Augen und abgestorbene Haut sprachen eine andere Sprache.
Mit einem aufgesetzten Lächeln sah sich der Händler rasch nach allen Seiten um - scheinbar suchte er einen Fluchtweg - er fand keinen und lächelte Thask an.
Zögernd und verängstigt begann er zu fragen: "Kann ich euch... irgendwie behilflich sein?"
Der Mann zitterte am ganzen Körper und war offensichtlich genug damit beschäftigt seine Übelkeit zu unterdrücken: "Ein gutes Parfüm vielleicht?", er würgte ein wenig.
Thask runzelte fragend die Stirn, was ihm ein gewisses dämonisches Äußeres verlieh. Dann antworte er zögernd: "Wisst ihr wo all die Leute hin sind? Ich habe lange geschlafen... es hat sich wohl viel verändert..."

Geschlafen... verwundert musterte der Händler sein Gegenüber und schien sich in Gedanken vorzustellen, wie lange man wohl schlafen müsste um so auszusehen...
Dann schüttelte er seinen Kopf um einen klaren Gedanken fassen zu können, setzte sein freundliches Ich-helfe-jedem-Lächeln auf und antworte mit zögernder Stimme: "Mit Verlaub mein werter Herr. Ich denke ihr habt ein gutes Parfüm bitter nötig... Probiert doch dieses...", rasch kramte er in einer Kiste und holte ein kleines Fläschen heraus. Nebenbei zog er eine Nasenklammer aus seiner Hosentasche und setzte sie sich auf.
"Probiert dieses hier", sagte er mit nasalem Ton und sprühte den Untoten übertrieben stark ein.
Thask hob seinen Arm und nahm einen kräftigen Zug. Verwundert schüttelte er den Kopf: "Ich rieche nichts."
"Das ist ein ganz spezielles Aroma... Männer können es nicht riechen, aber auf Frauen wirkt es sehr erregend und anziehend...", erfand der Händler spontan und wedelte mit der Hand die rosa Duftwolke zur Seite, die den Leichengeruch übertönte. Er wusste nicht was schlimmer war...
"Hmm wenn ihr meint...", meinte Thask mit zögernder Stimme: "Wieviel kostet ein Fläschen?"
"Ah...", der Händler stockte kurz und lächelte dann: "Nichts... Nichts... Hier... Hier... ich schenke sie euch... Hier... nehmt noch mehr... Und das hier... Hier das dürft ihr auch haben..."
Er stapelte regelrecht eine Pyramide in Thasks Armen auf, die darauf hin ab fielen.
Verwundert und mit etwas Verzögerung senkte Thask seinen Kopf und musterte die Arme und zerbrochenen Parfümflaschen, die am Boden lagen.
"Das ist mir noch nie passiert...", sagte er zögernd und versuchte seine Arme auf zu heben, als ihm einfiel das er ja nichts hat womit er sie aufheben könnte.
"Ah... keine Sorge... Ich hätte hier einen erstklassigen Kleber... wollt ihr ihn ausprobieren?", rasch zückte der Händler eine Tube aus seiner Hosentasche. In großen Wörtern stand der Name "Guru Klebstoff" darauf. Mit angewidertem Gesicht hob er die Arme auf, fragte sich einen Moment später ob er noch ganz bei sich sei und klebte dem Untoten die Arme wieder fest.
"Verzeiht ich... Ich wollte nicht...", stammelte Thask und betrachtete sein Zerstörungswerk.
"Ich bin so ein Pechvogel...", fügte er seufzend hinzu und schüttelte seinen Kopf.
Der Händler reichte ihm eine neue Parfümflasche sowie eine Hand voll Nasenklammern und schloss mit einem raschen: "Wir haben jetzt geschlossen." die Fensterladen seines Standes.

Noch eine Weile Stand Thask so da, starrte auf die geschlossenen Fensterladen die kurz vor seiner Nase ragten, starrte dann auf die Parfümflasche in seiner Hand, hob den Kopf wieder zu den Fensterladen, zuckte seine Schultern, versuchte die Parfümflasche in seine Taschen zu stecken, als ihm auffiel das Totenhemden in der Regel keine Taschen haben und schritt dann die Straße weiter.

Was könnte er jetzt bloß tun? Er grübelte... und grübelte... und grübelte... Er stellte sich als Fischer vor... er stellte sich als Obstbaum vor... er stellte sich als Lustknabe vor... er stellte sich als Zauberer vor... dann stellte er sich als Wächter vor... Moment mal... ja... warum eigentlich nicht? Das hätte doch etwas für sich... Die Schatten wahren ihm vertraut und die Wächter suchten immer fähige Leute die geübt im herumsitzen und starren waren. Und da gab es doch diesen Spruch: "Wer als Wirt nichts wird geht zur Post. Wer bei der Post nichts wird wird Wächter."
Mal sehen... wo war gleich die Kröselstraße?

Klopf, klopf.
Klopf, poch, klopf.
Poch, Poch, Poch, Klopf...
Knirschz

Thask trat die Türe ein und warf einen schüchternen Blick in den Raum? "Hallo? Ist da wer? Ich wollte... wollte mich als Wächter bewerben..."
Mit weiten Augen sah ihn der Empfangstroll an und wedelte mit der Hand die Luft von sich weg.
"Geht hoch und sprecht mit Ausbildern Kanndra Mambosamba.", sagte der Troll mit wütendem Ton.
"Aber etwas plötzlich!", fügte er nasal hinzu und hielt sich die Nase zu.

"Hallooooo?", ächzend stieg Thask die Treppen hinauf und klopft erschöpft an die Türe - zu mindestens war er gewohnt nach einigen Stufen erschöpft zu sein, auch wenn er als Toter so etwas wie Erschöpfung gar nicht kennen sollte.
"Halloooo?", wiederholte er mit gespenstischer Stimme, als sich plötzlich die Türe vor ihm öffnete und ihm eine recht hübsche - wenn auch etwas zu dicke (aber nur ein ganz wenig) - junge Dame gegenüber stand, deren Gesichtsausdruck sich von freundlichem Lächeln in zweifelhafte Verwunderung wandelte.
"Kann ich euch helfen?", sagte sie schließlich und hielt sich kurze Zeit später die Nase zu.
"Kommt erst mal herein", sie trat aus der Türe und ging etwas in den Raum hinein. Thask folgte ihr schlurfend und stellte sich wie eine Statue in die Mitte des Raumes. Sie schob die Türe hinter ihm zu, hielt sich dabei zwanghaft die Nase zu und ging zu ihrem Platz.
"Ähm hier...", er streckte seine Arme in zombiehafter Manier nach vorne aus und hielt ihr die Nasenklammern, sowie das Parfüm entgegen.
"Ah... danke...", sagte sie mit nasalem Klang, griff rasch nach einer Nasenklammer, setzte sich diese auf, riss ihm das Parfümfläschen aus der Hand, schüttelte es gut und versprühte fast den gesamten Inhalt im Raum. Dann setzte sie sich auf ihren Platz und musterte den Untoten fragwürdig: "Warum seid ihr hier? Wollt ihr einen Mord melden?"
Thask überlegte eine Weile. Seine Nervenbahnen waren nicht mehr das was sie mal waren und schon als Kind besaß er eine besondere "Gabe". Sie nannte sich Nachahnung.

Eine Nachahnung ist im Prinzip dasselbe wie eine Vorahnung, nur das sie rückwärts abläuft. Man sieht nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit. Vielleicht war sein Gehirn aber auch einfach nur zu langsam für diese Welt... das würde seine Tollpatschigkeit erklären, warum er von einem Eselkarren überfahren wurde und warum er seinen Tod verpasst hatte.

Nein ich... ich möchte...", er suchte nach den richtigen Worten.
"Seid ihr ermordet wurden?", sie blickte ihn argwöhnisch an. Der nasale Klang hatte etwas Lächerlich wirkendes, wie Thask bemerkte. Aber Untote haben es nicht so mit Lachen...
"Ermordet... hmm ja... das könnte man so sagen... Ich bin überfahren wurden aber ich...", ehe er seinen Satz vollenden konnte fiel sie ihm ins Wort, was vielleicht auch an der ungewöhnlichen Geschwindigkeit liegen mag mit dem er die Worte wählte und aussprach. So brauchte er für ein simples ja zirka 3 Sekunden und für einen ganzen Satz schon einmal eine gute Minute.
"Ihr seid also ermordet worden... hmm... wie lange ist das her? Ihr seht mir schon recht weit verwest aus...", sie musterte ihn ein wenig angewidert, schien jedoch zu versuchen ihren Ekel zu unterdrücken.
"50 Jahre... Aber ich...", schon wieder fiel sie ihm ins Wort.
"50 Jahre... hmm das ist eine lange Zeit...", bemerkte sie knapp.
"Ich will doch gar nicht...", er wirkte etwas wehmütig, doch schon wieder konnte er nicht zuende sprechen.
"Keine Angst wir finden den Mörder... das verspreche ich ihnen... an was können sie sich denn erinnern?", sie tippte abwartend mit ihren Fingerkuppen auf dem Tisch herum und wartete darauf das sein Gehirn die Nachricht erfolgreich analysieren und verarbeiten konnte.
Nach ungefähr 20 Sekunden seufzte er und begann in ewig langgezogenen Worten zu reden.

"Na schön... Also es war einer von diesen wunderschönen Tagen... Ich ging wie immer durch die Schatten spazieren... Damals schien hier die Sonne so hell wie auf dem Götterberg selbst und es gab mehr Waldtiere als Menschen. Alle lebten in Frieden und Harmonie. Achja... die guten alten Zeiten", er seufzte - was ein wenig dämonisch klang - und starrte in verblüffte und verwirrte Augen.
"Ähh...", sie blickte ihn fragend an doch ehe sie etwas sagen konnte fuhr er fort.
"Ich kam gerade von einer riesigen, Blumen übersäten Wiese, hielt einen riesigen Blumenstrauß in meiner Hand und wollte ihn meiner lieblichen Mutter bringen. Anuan Verschoor hieß sie", er sprudelte jetzt wie ein Wasserfall aus Öl.
"Ähhh...", Kanndra wirkte noch ein wenig verwirrter als zuvor und schon wieder schnitt er ihr das Wort ab - vermutlich lag es nur daran das sie sprachlos war.
"Nun jedenfalls lebten wir in einer schönen Villa... Wir waren hoch angesehene Leute... achja... ich hatte viele Freunde... jedenfalls übersah ich den Eselkarren... Er hatte es wohl recht eilig und als ich aufwachte sah ich die Welt aus einer anderen Perspektive... Von unten", er sank seinen Kopf etwas herab und machte ein betrübtes Gesicht - wirkte also noch ein Stückchen toter als zuvor.
"Ähhh...", Kanndra klappte langsam ihren Oberkiefer wieder hoch: "Seid ihr euch sicher das es sich so zugetragen hat? Die Schatten sind schon seid eh und je ein tiefes, dreckiges Stadtviertel, das für Gewalt und Zerstörung bekannt ist. Wie lange seid ihr jetzt schon tot habt ihr gesagt?"

Thask öffnete seine Augen weit. Hatten ihn seine Erinnerungen getäuscht? Hatte er sein Leben beschönigt? Er hatte den dummen Tick Dinge für wahr zu nehmen die er glaubte, so das sie für ihn wirklich existierten. Als Kind erzählte man ihm von bösen schwarzen Männern, die sich mit Vorliebe unter Betten versteckten. Er glaubte es und deshalb sah er sie auch. Langsam kam seine wahre Erinnerung zurück. An die dunklen, alten Tage. Er war sein Leben lang ein Versager gewesen und belog sich selbst.
Er begann zu weinen. Das heißt es war kein richtiges Weinen. Er hatte keine Tränenflüssigkeit mehr und so blieben seine Augen trocken. Sie zappelten jedoch wie verrückt hin und her und vibrierten förmlich. Und auch das Geräusch das er mit dem Mund erzeugte ähnelte nicht dem was man gemein hin unter Weinen verstand. Es war viel mehr ein fürchterliches, geisterhaftes Heulen und Stöhnen. Er hob seine Arme nach vorne und sah zu Kanndra. Jetzt brauchte er irgend jemanden der ihn in den Armen hielt und tröstete. Doch Kanndra schien von seiner Gestik schockiert, so wirkte Thask wie einer der typischen Hirn-fresser-Zombies und schlürfte mit Mark erschütterndem Stöhnen und nach vorne gestreckten Armen auf sie zu. Wie in einem Reflex zog sie instinktiv ihren Dolch aus ihrem Stiefel und schleuderte ihn auf seine Brust.
Verdutzt blieb Thask regungslos stehen, blickte dann langsam an sich herab. Starrte auf den Dolch. Zog ihn heraus. Starrte auf den Dolch in seiner Hand, hob den Kopf etwas an und blickte verwundert zu Kanndra.
Kanndra stand von ihrem Platz auf und wich etwas zurück, mit einem aufgesetzten Lächeln und einer buckligen Haltung: "Ähh... verzeiht mir... Gewohnheit."
"Schon gut", seufzte Thask und legte den Dolch langsam auf den Tisch. "Eigentlich bin ich gekommen um mich der Wache anzuschließen", fügte er danach hinzu.
Kanndra blinzelte verwundert: "Warum sagt ihr das nicht gleich?"
Thask seufzte.
"Nun gut... hmmm Ich hätte da was für euch... gerade eben ist ein Zettel mit neuen Meldungen herein geflattert... Sicher ist auch etwas für Rekruten dabei... Ich war gerade dabei ihn zu lesen als... nanu?", sie warf einen verwunderten Blick auf den Zettel: "Wie sagtet ihr hieß gleich eure Mutter? Anuan Verschoor? Dann seid ihr Thask Verschoor?"
Thask nickte.
Kanndra nickte ebenfalls und drehte den Zettel in seine Richtung, so das er einen Blick auf ihn werfen konnte: "Nun... dann wird euch das hier interessieren."

Er las den Zettel.
"Wir haben neue Spuren zu dem Todesunfall von vor 50 Jahren des Kleindiebs Thask Verschoor. Unseren Recherchen zu Folge saß ein 79 Jahre alter Gemüsehändler am Steuer. Er dürfte längst tot sein, man kann den Fall als abgeschlossen betrachten."

Thask schnaubte etwas.

Etwas weiter unten stand jedoch noch etwas Klein geschriebenes:
"Der Gemüsehändler ist anscheinend nicht richtig gestorben... Seit gestern steht sein Grab leer. Aber das ist ja auch egal... Ich mache jetzt Feierabend..."

Thask legte die Stirn in Falten und machte ein mürrisches Gesicht. "Da werde ich wohl nachhelfen müssen...", flüsterte er leise zu sich.
"Mhh was?", Kanndra blickte ihn verdutzt an.
"Ahh nichts...", Thask lächelte - so weit dies als Zombie möglich war.
"Nun jedenfalls ist es euer Auftrag euren ehemaligen Tod zu untersuchen. Es gibt viele Dinge die uns nicht ganz klar sind. Ich wünsche euch viel Glück", mit diesen Worten schob sie ihn rückwärts aus dem Raum, knallte die Türe rasch zu, schloss sie sicherheitshalber mehrmals ab, verschluckte den Schlüssel, riss die Fenster weit auf, nahm ihre Nasenklammer ab und wedelte sich frische Luft zu, während sie tief einatmete.

Thask blieb vor der verschlossenen Türe stehen und wühlte in seinen Erinnerungen und Gedanken. Nach einer Weile klopfte er wieder an die Türe. "Ich habs... Ich habs...", Ich war über einen Stein gestürzt und fiel längs vor den Karren. Der Alte hieß Druzkob Blozkob und schien sehr erschrocken zu sein, als er über mich hinweg kullerte. Es war wohl ein Unfall...", Thask seufzte und vergrab sofort jegliche Gedanken dem Tod des Gemüsehändlers nachzuhelfen.

"Sehr gut... Sehr gut...", sprach eine Stimme hinter der Türe und schwieg danach. "Gute Arbeit Rekrut...", fügte sie nach einer Weile hinzu.
Thask schien hoch erfreut und streckte seine Brust etwas heraus, so das sein Buckel nicht mehr ganz so groß war. "Jaaaaaa!", rief er sich freuend aus und riss die Arme in die Luft.
Die darauf hin abfielen...
Verdammt
Der Klebstoff hielt auch nicht das was er versprach...



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