Du bist dazu abgestellt, dass Register der Gildenmitglieder auf Vordermann zu bringen.
Beim Durchstöbern der Akten fällt dir etwas sehr Merkwürdiges auf.
Dafür vergebene Note: 11
Der Wächter
"Raum der gelben Froide!" dachte Oberfeldweldwebel Steingesicht, ausgerechnet da mussten die Wächter der D.O.G ihre Unterlagen "ablegen". Der Geist versuchte die Tür aufzudrücken. Nach zwei erfolglosen Versuchen hatte sich die Tür um einen Spalt von 5cm geöffnet. Steingesicht ging einfach durch die Tür hindurch um in einem Stapel Akten wieder aufzutauchen, der sich quer hinter die Tür gelegt hatte.
"Der gute alte Oberfeldwebel wird das schon sortieren, er ist ja ein Geist, er schläft doch sowieso nicht .... grml." brummte Steingesicht in seinen nicht vorhandenen Bart.
"Du kennst dich mit Akten aus, Oberfeldwebel?" hatte der Hauptmann mehr festgestellt als gefragt "Unser Archiv müsste mal auf Vordermann gebracht werden und die Register der Gilden sind auch schon lange nicht mehr gepflegt worden, achja, falls Du die Kiste mit den ...."
"Ich weis, Ich weiss" fiel Steingesicht Daemon ins Wort "Die alte Sache mit den Webeln."
Und nun stand der Oberfeldwebel in einem Gebirge aus alten Akten, welche die Wächter im Raum der gelben Froide abgelegt hatten, weil sonst niemand das Zimmer haben wollte. Bei der nächsten Bewegung von Steingesicht bewegte sich ein weiterer Aktenberg, einer Kontinentalverschiebung gleich, auf den mit weiteren Ordnern bedeckten Boden zu und wirbelte Myriaden von Staub auf, die sich einem kleinen Universum gleich in den wenigen Lichtstrahlen, die durch die staubigen Fenster fielen, umeinander drehten.
***
In seinem Laden in der Zuckergasse war Meister Laibchen, das Oberhaupt der Bäcker, damit beschäftigt Ankh-Krapfen mit
Zartbittermarmelade zu füllen als es an der Hintertür rhythmisch klopfte.
"Ist es schon wieder so weit." seufzte er und wischte sich die mehligen Finger an der Schürze ab. Dann ging er nach hinten um dem Besucher zu öffnen.
***
Nach einem halben Tag Arbeit hatte Feldwebel Steingesicht es geschafft das Chaos in dem ehemals gelben Raum in mehrere grosse Stapel aufzulösen.
Gildenmitglieder - Gildenangelegenheiten - Berichte über Vorfälle - Sonstiges - Abgeschlossene Fälle
Den mit Abstand grössten Haufen bildeten die Akten über die Gildenmitglieder in denen die aktuellen und ehemaligen Mitgliedernamen verzeichnet waren - von A wie Albertus Alraune von der Apothekergilde bis hin zu Z wie Zitter-Willy von der Zunft der Zimmerleute.
"Gefreite Rettich!" schallte es durch die Boucherie. Der Oberfeldwebel stand in der diesmal geöffneten Tür des in einem verblassenden Gelb gestrichenen Zimmers. Aus dem Zweiten Obergeschosses des Hauses war ein dumpfes Poltern zu hören als die Zwergin mit ihren schweren Stiefeln die Treppe herunterrannte. Schnaufend kam sie vor dem Geist zum Stehen und zupfte sich eilig eine glitzernde Schleife aus dem Bart.
"Herr Oberfeldwebel!"
"Also Gefreite Rettich, wie jeder angehende Wächter und D.O.G in Ausbildung solltest auch Du den richtigen Umgang mit Akten und Archiven lernen." begann Steingesicht seine Rede "Siehst Du diesen Raum angefüllt mit mehreren sorgfältig aufgeschichteten Aktenstapeln? Nun, ich habe die ehrenvolle Aufgabe für Dich diese Stapel, so wie sie dort liegen, in mein Archiv und Lagerraum zu schaffen. Ich werde dort erst ein mal ein wenig Platz schaffen."
Steingesicht liess die Gefreite stehen und verschwand in seinem Raum.
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In seiner Backstube schloss Meister Laibchen grad wieder die quietschende Tür hinter dem Besucher und machte sich wieder an die Arbeit. Ein ganzes Blech Ankh-Krapfen und zwei Bleche Bienenstich mussten heute noch fertig werden.
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"So das ist der letzte Stapel" Gefreite Rettich liess den Packen Papiere auf den Schreibtisch fallen. Jahrzehntealter Staub wirbelte kurz auf und sank dann wieder in seine Ruheposition zurück.
"Mhh, ja Danke, mach dann Feierabend, Gefreite." Der Oberfeldwebel war bereits im Studium der Akten vertieft. Geöffnete Aktenbündel lagen ringsherum verstreut. Hin und wieder legte der Geist ein paar weitere Blätter dazu, verschloss die Bündel und trug sie zurück in die Tiefen des Archives um mit weiteren Bündeln wieder aufzutauchen.
"Konrad Kornkreis, okkulter Beschwörer, verstorben am 24.Gruni des Jahres, die Mitgliedschaft in der Gilde der Beschwörer endet mit dem Ableben des Gildenmitgliedes. Er hinterliess keine Frau und Kinder." murmelte der Oberfeldwebel vor sich hin.
"Lennard McLLoid wurde am 17.Sektober 1145 als Lehrling dehr Assinengilde aufgenomhen. Er fairläßt die Gilde mit ervolgreich bstahndener Prühfung über seihnen
Kunstverstand im lauthlosen und sauberen Thöten. Möge er immer im Sinne der Gihlden handeln!" Steingesicht schüttelte den Kopf. Eine über 800 Jahre alte Akte in der Ablage zu finden. Wie die da wohl hin geraten war. Er legte sie auf den Stapel mit dem Buchstaben L.
"Explosion mit Sachschaden" las er halblaut vor und legte einen weiteren Bericht zur Akte der Alchimistengilde.
"Lois LeBoah,
Welpendompteur in der Gihlde der Hundefänger, beendete seine Mitglihdschaft in der Gilde aus nicht geklärtiger Uhrsache am 2. Mai 1286" Steingesicht schaute ein zweites mal auf das vergilbte Blatt Papier. Kein Zweifel, die Notiz war 718 Jahre alt. Schon wieder eine alte Akte, die längst im Archiv sein sollte, in der Ablage.
Eine weiter Stunde später hatte er schon eine stattliche Anzahl alter Notizen und Mitgliederakten zusammen die eigentlich schon längst ins Archiv gehörten:
Leonardo Lamporjini, Eselskarrenfahrer, 1312-1365
Ludwig Laufviel, Schustergilde, 1675-1741
Lars Laich, fliegender Händler, 1535-1579
Ludger Loorbeer, Gemüseverkäufer am Platz der gebrochenen Monde, 1814-1887
Lutz Lieblich, Gildemitglied der Gilde der
Erbschleicher, 1924-1985
Sauber beschriftete Papierbögen, zum teil schon vergilbt, aber alle auf gutem Papier geschrieben. Gutes Papier wie es Wächter nur selten bekamen. Alle mit dem Initialen L.L. Die letzte der seltsamen Akten endete 1985.
Steingesicht griff nach seiner Öllampe Marke "Bücherfreund" die mit feinstem Fett aus Überwald gefüllt war und machte sich auf die Suche in den Tiefen seines Archives. Schlichte aber stabile Regale erstreckten sich zu beiden Seiten der Gänge. In ihnen wurden hunderte Jahre Gildengeschichte und mindestens ebenso viele Jahre Wachegeschichte aufbewahrt. Anfangs nur eine Sammlung loser, geheimer Notizen der Wächter über die Gilden, ist das Archiv inzwischen ein umfangreiches Register über nahezu alle Gilden und ihre einzelnen Mitglieder, zusammengetragen von eifrigen D.O.G.s und ihren Informanten. Einzelne Gilden führen schon gar keine eigenen Register mehr, sondern sie schicken die Papiere gleich an die Wache um Arbeit zu sparen.
Ein leicht schief angebrachtes L auf der Stirnseite des Regales deutete darauf hin, dass Oberfeldwebel Steingesicht nicht nur in der Mitte des Alphabetes angekommen war, sondern sich auch den gesuchten Buchstaben gefunden hatte.
Eine halbe Regaleinheit war gefüllt mit den Initialien L.L., hier musste auch das sein was er suchte.
"Eintausendneunhunderfünfundachtzig" murmelte er vor sich hin und zog eine Mappe mit dem Wappen der Bäckergilde aus dem Regal. "Eintritte im Jahre 1985" las er weiter.
***
Ein weiteres Mal klopfte es an der Tür zur Backstube von Meister, doch diesmal an der Vordertür.
"Wir haben geschlossen!" erklang die Stimme des Bäckers aus dem Inneren.
"Hier ist Oberfeldwebel Steingesicht von der Stadtwache, ich möchte mit Dir reden, Leonardo Laibchen!" zur Unterstützung seiner Worte klopfte der Geist nochmals an die Tür.
"Komm rein, und mach nicht so einen Radau!" grummelte der ärgerlich die Tür öffnende Bäcker.
Er war ein Mann unbestimmbaren Alters, vielleicht Mitte 40, schätzte Steingesicht. Schlank und durchtrainiert, so wie man es eigentlich bei einem Bäckermeister mit dem Namen Laibchen gar nicht vermuten würde.
"Was möchtest Du, Herr Oberfeldwebel, ich hab viel zu tun also mach es kurz." mit ein par fahrigen Bewegungen wedelte er mit einem Tuch eineige Krümel Mehl vom Tisch und setzte sich auf die Kante des selbigen (also nicht des Tuches).
"Ich möchte wissen wer Du bist?" begann Steingesicht.
"Was soll denn die Frage, das solltest Du doch wissen, ich bin Meister Laibchen, das Oberhaupt der Bäckergilde. Wegen so was hältst Du mich von der Arbeit ab?"
"Und wie alt bist Du?"
"43 Jahre, aber das solltet Ihr eigentlich wissen, wir melden doch alle Mitglieder der Bäckergilde bei euch." Der Meister schüttelte den Kopf.
Steingesicht reichte dem Bäcker einen Zettel mit einer Liste mit Namen, alle hatten die Initialen L.L. und es waren etliche Namen, schön chronologisch geordnet - seit über 800 Jahren.
"Was soll das sein? Lauter alte Gildenmitglieder?"
"Ich glaube, dass Du mir dazu mehr erzählen kannst, Leonard Laibchen." der Geist blickte dem Bäcker direkt ins Gesicht. "Du bist kein Untoter, aber Du tauchst immer wieder im Archiv auf, seit 800 Jahren ununterbrochen, ich habe mir auch die Personenbeschreibungen angesehen: mittelgross, schlank, dunkle Haare, Augenfarbe: braun. Eine alles in allem unauffällige Erscheinung, keine Familie. Also wer bist Du?"
Leonard von seinem Tisch auf und fuhr sich mit der rechten Hand durch das Haar.
"Also gut, Du hast Recht, ich bin kein Untoter aber ich existiere oder lebe, wenn Du so willst, schon seit knapp tausend Jahren obwohl ich ansonsten ein ganz normaler Mensch bin. Aber am besten fange ich von vorne an.
Ich stamme aus den Hochebenen von Überwald. Heute noch eine wilde und unbekannte Region, vor langer Zeit noch wilder und gefährlicher als heute. Ganze Clans von Wehrwölfen lieferten sich schreckliche Schlachten, Trolle pflügten das Land überirdisch, die Zwerge unter der Erde und irgendwo dazwischen die wenigen Menschen die es geschafft hatte sich zu behaupten. Es muss so um das Jahr 900 gewesen sein als ein besonders übler Wehrwolfclan wieder mal eine Jagd auf Menschen startete und dabei ein ganzes Dorf ausrottete. Nur ein paar junge Männer, die gerade unterwegs waren um Waren zu verkaufen, entkamen dem grausigen Schicksal. Sie schworen sich Rache für ihre Familien zu nehmen, grausame Rache. Innerhalb weniger Jahre hatten sie die Wehrwölfe einzeln aus ihren Verstecken gelockt und getötet. Um sich gegen Wehrwolfsbisse immun zu machen tranken sie kleine Mengen des Blutes ihrer getöteten Feinde, später wurden die Blutmengen immer grösser, es wurde ein wahrer Blutrausch. Doch das blieb nicht ohne Folgen. Sie wurden nicht nur immun gegen den Wehrwolfsbiss sondern auch unsterblich." Der Bäcker nahm sich einen Schluck Wasser mit einer Kelle aus einem grossen Krug.
"Unsterblich?"
"Nun ja, nicht ganz" Leonard wischte sich den Mund an seinem Hemdsärmel ab "durch eine Vollständige Trennung des Kopfes vom Rumpf konnten sie sterben. Ich gehöre zu den Nachkommen dieser Männer, die alle ihren Kopf im Kampf gelassen haben oder sich enthaupten liessen als das ewige Leben nicht mehr ertragen konnten. Da die Zeiten inzwischen weniger kämpferisch und wild geworden waren hatten sie auch nichts mehr zu tun.
Wir jungen Leute konnten mit den Kämpfen der alten ohnehin nichts anfangen und so zogen wir in die Welt hinaus, heraus aus Überwald. Vorher schlossen wir aber einen Bund von
Blutsbrüdern und Schwestern. Niemand sollte zu grossen Einfluss auf die Welt der ‚Vergänglichen' nehmen, teilnehmen am Leben ja, aber keinen Einfluss. Die Gefahr wäre zu gross, dass man seine Macht missbraucht die man über lange Zeit aufbauen kann. Niemand sollte zu lange das Gleiche machen und niemand sollte eine Familie gründen damit keine weiteren Nachfahren dieses Schicksal teilen müssen."
"Du bist doch Gildenmeister der Bäcker, aber ebend sagtest Du niemand sollte zu grosse macht haben?"
"Ich backe doch nur Brötchen und ausserdem hört niemand auf einen Bäcker und meine Zeit hier in der Gilde ist sowieso bald um, sehr bald." murmelte er noch.
"Mag schon sein, aber wie ging es nun weiter?"
"Damit die Regeln auch von niemandem gebrochen werden, haben wir den Rat eingerichtet, der alle von uns überwachen soll. Dem Rat gehören zu gleichen Teilen Unsterbliche und Vergängliche an, die wir regelmässig neu rekrutieren. Du wirst Dich fragen wie das geht und warum noch niemand was davon gehört hat, ganz einfach: kaum jemand würde es glauben und ausserdem sind das Personen die was sie für sich behalten können."
"Jemand wie Vetinari?" fragte der Geist.
Erschrocken blickte der Bäcker Steingesicht an "Ähhemm ja. Also der Rat wacht über uns und die Wächter führen die Urteile aus. Das bedeutet, wenn jemand versucht aus seiner Unsterblichkeit Vorteile zu ziehen dann wird seine Existenz beendet.
Naja und ich bin sozusagen sowas wie ein Kollege von Dir."
"Du" erstaunt blickte der Oberfeldwebel Meister Laibchen an, doch dann sah er wie Muskelstränge sich unter dem Hemd des schmächtigen Mannes bewegten.
"Ja."
"Also gut" der Wächter erhob sich "Ich werde Dich im Auge behalten."
Auf dem Weg zur Tür drehte sich Steingesicht noch mal um.
"Warum eigentlich immer L.L.?" fragte er.
"Phantasielosigkeit" Leonard Laibchen zuckte mit den Schultern und verabschiedete den Wächter. Dann schloss er ein weiteres mal eine Tür hinter einem Gast.
Meister Laibchen drosselte die Luft für den Ofen, nahm ein paar fertige Brote heraus und band sich die Schürze ab. Mit einem Tuch deckte er sorgsam den Sauerteig ab. Irgendwer würde ihn zu Brot verbacken, Meister Laibchen würde es aber nicht mehr sein.
***
Oberfeldwebel Steingesicht schwebte eilig den Gang zum Rechteckigen Büro entlang und prallte aus voller Fahrt an der Tür zum Büro des Patriziers ab.
"Mist verfluchter!" murmelte er. Vetinari hatte seine Tür mit thaumisch geladenem
Katzenaugenahorn verstärken lassen nachdem der Feldwebel mehrfach unangemeldet durch seine Tür geschwebt war. Er öffnete die Tür.
"Guten Tag Sir, Ihr habt mich rufen lassen." begrüsste der Wächter den Patrizier.
"Ah, sehr gut dass Du so schnell kommen konntest Oberfeldwebel. Ich habe da einen Fall für Dich." Vetinari griff in nach einem kleinen Zettel auf seinem Schreibtisch wie er für die Kommunikation mit Tauben benutzt wurde (der Zettel, nicht der Schreibtisch).
"Was haben die Zauberer schon wieder angestellt?" Steingesicht blickte Vetinari erstaunt an.
"Nein das hat nichts mit der Universität zu tun. Es gab da einen Mord in der Assassinengilde, ein ranghoher Assassine ist getötet worden und darum hat Lord Witwenmacher um Hilfe gebeten, da er wohl keinem seiner Leute weiter traut als er mit einem Dolch Nr. 4 werfen kann. Ich möchte, dass Du dich darum darum kümmerst."
"Ich?" erwiderte Oberfeldwebel Steingesicht erstaunt. "Wird da nicht Hauptmann Daemon auch ein Wörtchen mitreden wollen, immerhin bin ich für die Assassinen gar nicht zuständig."
"Ich glaube Hauptmann Daemon wird meinen Wunsch respektieren. Ausserdem glaube ich, das dieser Fall deiner besonderen Diskretion bedarf, wenn Du verstehst was ich meine." Lord Vetinari blickte den Geist 10cm an seinem Kopf vorbei an.
"Ja Herr!" Steingesicht salutierte und verschwand, doch diesmal öffnete er die Tür vorher.
***
Ein Assassine öffnete die kleine vergitterte Luke in dem alten schwarzen Tor des dunkelgrauen Gildehauses.
"Ja bitte hi hi hi" kicherte es.
"Oberfeldwebel Steingesicht von der Stadtwache. Ich möchte zu Lord Witwenmacher!"
Auf der anderen Seite war weiteres Gekichere zu hören.
"Nein, ich glaube der Herr möchte jetzt niemanden empfangen und ausserdem brauchen wir hier keine Wächter."
"Herr Triffinsziel, ich glaube dass der Lord mich empfangen wird, sei so gut frag ihn bitte." antwortete der Wächter.
"Ich sagte ..."
"SOFORT!"
"Nagut...hi hahi ho ho" der Assassine entfernte sich unter hysterischem Lachen um keine zwei Minuten später im Laufschritt wieder zu kommen und den Geist zu Lord Witwenmacher zu führen.
Auf dem Gelände der Gilde herrschte ruhige Betriebsamkeit, stellte der Wächter fest, keine Spur von Hektik. Er klopfte an der Tür zum Büro des Gildenoberhauptes.
"Komm Herein, Herr Steingesicht!" bat der Lord den Wächter in sein Zimmer.
"Guten Tag Lord Witwenmacher, wie ich sehe habt Ihr eure Gildenmitglieder noch nicht über den Vorfall informiert." kam Steingesicht gleich auf den Punkt.
"Welcher Vorfall.... ach Du bist von Havelock eingeweiht worden?"
"Nur so weit, dass es wohl ein etwas komplizierterer Fall sein soll, wer ist denn nun ... ähhem ... verstorben?"
"Ja das ist es in der Tat," begann Lord Witwenmacher seine Ausführungen "mein Stellvertreter und Berater Victor Le Tonneau ist getötet worden. Ansich ist das ja nichts Ungewöhnliches - viele junge Assassinen versuchen auf eine solche Weise ihre Karriere innerhalb der Gilde zu beschleunigen, meist mit eher geringem Erfolg. Aber dieser Fall ist mysteriös: niemand erhebt Anspruch auf das nicht unerhebliche Kopfgeld welches auf ihn ausgesetzt wurde..."
"Es wurde ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt?" wuderte sich der Geist.
"Ja, das ist bei den meisten Assassinen der Fall, irgendwer hat immer was an unserer Arbeit auszusetzen, aber bisher wurden die Kopfgelder nur in den seltensten Fällen ausbezahlt."
"Das kann ich mir vorstellen, aber erzähl weiter über den aktuellen Fall, wer hat das Kopfgeld denn ausgesetzt? Ein Gildenmitglied?"
"Oh das kann man wohl sagen, Le Tonneau hat selber ein Kopfgeld auf sich ausgesetzt. Er war der Meinung, dass seine Zeit gekommen ist, wenn es ein anderer Assassine schafft ihn zu töten. Aber bisher hat sich noch niemand gemeldet und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass es einer der jungen Gildenmitglieder für sich behalten würde wenn er den alten Victor getötet hat."
"Was ist mit den alten Assassinen, hatte er da irgendwelche Feinde?"
"Feinde glaub ich schon, er war machtbesessen, beherrschend, er wusste einfach alles über jeden. Aber ich glaube von den Alten war er einfach der Beste, er lies kein Training aus und übernahm ständig auch kleinere Aufträge, nur um nicht aus der Übung zu kommen." Lord Witwenmacher kam hinter seinem schwarzen Schreibtisch hervor und schritt lautlos über den schwarzen Teppich auf eine schwarze Tür zu die sich unauffällig in einer beinahe schwarze Wand befand.
"Heute morgen fand ich ihn dann in seinem Büro." Er öffnete die Tür und ging in den Raum, der Oberfeldwebel folgte ihm.
Auf dem ebenfalls schwarzen Schreibtisch des Stellvertreters lag ein lebloser Körper in einer riesigen Lache getrockneten Blutes welches auch in den Teppichboden getropft war und dort nur die Schwärze des Teppichs verstärkte. Abgetrennt vom Rumpf lag der Kopf Victors wie achtlos weggeworfen in einer Ecke des Zimmers. In seinen Augen spiegelte sich noch immer Erstaunen und Entsetzen. Vorsichtig umkreiste Steingesicht den Tatort. Hinter dem Schreibtisch lag ein blutiges Schwert mit einem Zweihandgriff. Ein zweites Schwert der gleichen Art lag noch immer in der schlaff herabhängenden rechten Hand des Toten.
"Ungewöhnliche Waffen für einen Assassinen und auch eine ungewöhliche Tötungsart, zu blutig, nicht wahr?" fragte er den Gildenmeister.
"Ja, die Waffen gehörten ihm sogar beide, er hatte sie dort oben über dem Kamin hängen, obwohl sie in der Tat keine geeigneten Waffen für einen Assassinen darstellen." Witwenmacher deutete auf eine leere Stelle über dem Kamin an der noch zwei Haken auf das Fehlen der Objekte hindeuteten.
"Victor stammt aus dem Hochland von Überwald?" stellte Steingesicht fest "Wie lange war eigentlich schon in der Gilde?"
"Ja, in der Tat, ich glaube stammt daher. Aber woher .... ?"
"Ich bin Wächter."
"Ja, mhh, achso. Ich weiss es nicht genau wie lange er schon hier ist" gestand Lord Witwenmacher "Er war schon Berater des Gildenoberhauptes als ich Lehrling war. Ich glaube er muss uralt sein."
"Wollte er nie selber Gildenmeister werden?"
"Nein er hat immer nur die Fäden im Hintergrund gezogen, ganz still und unauffällig aber in letzter Zeit hat er sich mehr und mehr in den Vordergrund gedrängt, meinst Du das es was damit zu tun hat?" nervös tippte das Gildenoberhaupt mit seinem linken Zeigefinger auf dem Rücken seiner rechten Hand. "Man kann sich ja nicht mal mehr in seinen eigenen vier Wänden wohl fühlen ein Assassine so einfach getötet wird."
"Mag sein." Steingesicht bückte sich um einige Spuren am Boden zu untersuchen.
"Kann ich mich hier noch ein wenig umschauen?" fragte er den Lord nach einer Weile.
"Ähem ja ich glaube das geht schon."
"Ich meine ungestört."
"Achso, ja, ich werd dann mal in mein Büro gehen, sag Bescheid wenn du fertig bist." Der Assassine kratzte sich nervös als er wieder in sein Büro ging.
Der Geist ging hinter den Schreibtisch und wischte mit dem Finger einige Krümel weissen Pulvers auf, dass sich am Griff der Tatwaffe befand.
***
Behricht
Über den Thod des Assassinen Victor Le Tonneau in der Nacht von 14. zum 15. Spuni 2004.
Nach grühndlicher Untersuhchung des Thatortes komme ich zu dem Schluß, dahß sich der Thod des oben genannten Victors nur in Folge eines Unfalls zugetrahgen haben kann.
Beim Reinigen seiner Zweihandschwärter Typ Nackenbrecher No.4 mit Starkimarms Klingenputzpulver -extrafein- rutschte er wohl mit seinem Polierlappen ab. Infohlge dessen fiel eines der Schwährter zu Boden. Als sich der Getödete nach der Waffe bückte, fiehl das zweite Schwährt aus seiner Halterung und trennte infohlge seines hohen Gewichtes seinen Kopf vom Rumpf. Der kopflohse Körper bewähgte sich noch in einer letztigen wegetatifen Reaktion zum Schreibtisch und blieb dort liegen.
Mit dem Kopfe verlor Herr Le Tonneau auch leiter seihne Gesellschaftsfähigkeit
.
Ankh-Morpork, den 26. Spuni 2004
Steingesicht, OFw
Kopieh: Lord Witwenmacher, Ankh-Morpork
blinde Kopieh: Lord Havelock Vetinari, Ankh-Morpork
Anmerkung: Ich wusste, dass Du den Fall lösen kannst, Oberfeldwebel.
Vetinari
***
Feldwebel Steingesicht ging in den hinteren Bereich des DOG-Archives, seines Archives. Hinter einem staubigen Regal zog er eine Leiter hervor und stieg auf die oberste Sprosse. Mit wenigen Handgriffen öffnete er eine bis dahin unsichtbare Luke in der Decke des Raumes. Von da aus konnte man direkt in die "Geheimnisvolle Ecke" gelangen, einem toten Raum zwischen Khai el Salis und Hatscha al Nasas Büro. Der Oberfeldwebel zog eine Kiste hervor. Auf dem Deckel waren die verblassten Buchstaben W.E.B.E.L. zu lesen. Er öffnete den Deckel und legte eine dickes Aktenbündel mit dem Buchstaben L zu den bereits darin befindlichen Papieren. Den Bericht legte er oben auf. Steingesicht verschloss den Karton und das Loch in der Decke wieder sorgfältig.
Dann setze er sich wieder an seinen Schreibtisch und legte eine neue Akte an.
Leander Libkovits,
Kunsthandwerker und Schmied,
unverheiratet, Alther: ungefähr 43,
Herkunft: Spitzhornberge,
in der Gilde der schlauen Kunsthandwerker seith dem 27. Spuni 2004.
Keine weitheren Bemehrkungen.schrieb er auf ein leeres Blatt Papier und sortierte es zu den restlichen Akten mit dem Buchstaben L.
***
"Hauptmann Daemon, melde das Archiv ist aufgeräumt, leider wurden keine Webel gefunden!" Steingesicht salutierte.
"Sicher?" blickte der Angesprochene den Oberfeldwebel an.
"Ja."
"Na dann kann man nichts machen. Gehen wir heute abend in den Eimer, Oberfeld?"
"Ich glaube dagegen ist nichts einzuwenden, ich nehme an Gefreite Rettich möchte sich anschliessen um die erfolgreichen Abschluss der Archivausbildung zu feiern."
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