Besessen

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von Obergefreiter Maximilian R. Schreckt (FROG)
Online seit 01. 04. 2004
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Maximilan R. Schreckt wird zum Späher ausgebildet und hat dabei mit einigen widrigen Umständen zu kämpfen...

Dafür vergebene Note: 12

ungeduldig
wartet der Haß
implodiert
in meinem Kopf
ätzt sich
durch meine Gedanken
tropft
in mein Herz
vergiftet
mein Gewissen
kämpft
sich frei
schwimmt
zur Oberfläche
befreit
atmet
lebt
und stirbt doch
einen langsamen Tod.

Margot S. Baumann

Schweizer Lyrikerin, (*1964)



Lykan Tropenhasser saß in einer dunklen Ecke seines Kellerlabors und beobachtete seinen Assistenten Belt voller Abscheu. Oh, wie er ihn haßte für das was er war. Er war ja so ein typisches Exemplar dieser verdammungswürdigen Spezies Werwolf. Dennoch benötigte er seinen Assistenten, auch wenn er ihn noch so widerwärtig fand und gerade weil Belt ein Werwolf war, hatte er ihn ja überhaupt erst für sein Projekt angeworben. Belt war nicht mal ein besonders fähiger Assistent. Aber Lykan brauchte ein Versuchskaninchen und ohne es zu ahnen, wurde der Werwolf während der Testreihen genauestens auf Reaktionen untersucht. Er hatte Belt vorgelogen sie würden nach einem Mittel gegen die Silberallergie suchen und da die Bezahlung so weit gut war, gab sich der Werwolf damit zufrieden. Lykan beobachtete wie sein Assistent den Glaskolben mit der Testflüssigkeit vorsichtig vom Feuer nahm und ihn näher betrachtete. Zufrieden stellte er ihn wieder zurück. Dann griff er zu einer Dose, öffnete sie und streute ein grünes Pulver in ein kleines Becken, gefüllt mit einer gelben Flüssigkeit, welches durch gläserne Spiralen mit der Testflüssigkeit verbunden war. Mit einem Mal wurde die Flüssigkeit feuerrot und schäumte auf.
"Das ist aber eine interessante Reaktion" murmelte Belt und notierte sich etwas in seinen Unterlagen.
Lykan lächelte schadenfroh, denn er hoffte zu wissen, was nun gleich geschehen würde. Er behielt recht. Die rote Flüssigkeit wurde durch die Glasröhren gedrückt, verband sich mit der Testflüssigkeit und wurde zu dichtem rotem Rauch, der einen feinen Geruch nach Zartbittermarmelade verströmte.
"Nanu?", keuchte der Werwolf überrascht. Blut tropfte ihm aus der Nase. "Ich fühle mich auf einmal so schwindelig."
"Ich weiß, mein einfältiger, unbegabter Freund. Aber mach dir keine Sorgen, gleich wird alles vorbei sein", Lykan setze ein böses Grinsen auf. "Für IMMER".
"Machen sie sich keine Sorgen Herr Tropenhasser, ich bin ein Werwolf. Giftige Dämpfe sind kein Problem für mich." Der Einwand Berts wurde von dem früheren Alchemisten gar nicht zur Kenntnis genommen, daher setzte er erneut an, "Ich kann auch nicht krank werden, verstehen sie?"
"ICH FÜRCHTE ER WIRD DICH NICHT HÖREN KÖNNEN."
Erschrocken fuhr der Assistent herum und sah eine großgewachsene Gestalt in schwarzer Robe und tief ins Gesicht gezogener Kapuze. Instinktiv blickte er zu Boden und sah dort seinen Körper tot auf dem Fußboden liegen.
"Aber ich... ich meine ich kann doch nicht...?"
"ICH HABE DIE ERFAHRUNG GEMACHT, DASS VIELES UNMÖGLICH ERSCHEINT ABER DENNOCH PASSIERT."


***


Ankh-Morpork war eine Stadt, in der Untote gemeinhin als Mitbürger akzeptiert wurden. Man konnte sie in den verschiedensten Berufsgruppen antreffen und manche hatten es in der Zwillingsstadt weit gebracht. Nicht ganz so gern gesehen waren viele von ihnen allerdings in manchen Lokalen und Kneipen. Der Grund dafür lag auf der Hand... die ein gern gesehener Gast auf der Theke vorfand, weil sie ein anderer, weniger gern gesehener Gast, wieder einmal vergessen hatte. Und auch der toleranteste Lokalbesitzer wollte nicht, daß seine Gäste Angst hatten gebissen oder gar gefressen zu werden. Lokalverbote und Lokale, die ausschließlich für Untote bestimmt waren, waren die logische Konsequenz. Es gab in Ankh-Morpork sicher Hunderte solcher Un-Sider Lokale, aber die meisten von ihnen blieben der normalen Gesellschaft verborgen. Manch Nachbar wäre erstaunt gewesen, welch schaurige Kreaturen Nacht für Nacht ganz in seiner Nähe ein und aus gingen.

Nahe des Eimers, am Nagender Hunger Platz, befand sich der "Knochen", ein kleines aber sehr heimeliges Lokal für Kinder der Nacht. Der Alte Trödler, wie der Besitzer des Kellers von seinen Gästen respektvoll genannt wird, hatte sich das Gebäude vor über zweihundert Jahren gekauft, als er Überwald für immer verließ um in Ankh-Morpork ein neues Leben als Händler ausgewählter Waren zu führen. Der Vampir hatte sich damals den Ruf erworben nahezu alles besorgen zu können; selbst die geheimsten Informationen. Obwohl man ihm nie Verbindungen zu kriminellen Elementen der Stadt nachweisen konnte, waren seine Kontakte weitreichender als man es sich vorstellen konnte. Da seine Preise sehr hoch waren, konnte sich allerdings nicht jedermann die Dienste des Alten Trödlers leisten. Als sich in Ankh-Morpork die Untotenlokale vermehrten wie Blasen in einem Milchglas, wenn jemand mit einem Strohhalm hineinbläst, beschloß er sein Unleben gemütlicher zu gestalten und eine kleine exklusive Bar aus seinem Keller zu machen. Da er ohnehin finanziell unabhängig war, konnte er es sich leisten nur ausgewählte Gäste in seiner Bar willkommen zu heißen. Er ließ sich sogar ein Piano in den Knochen stellen und wenn er in besondert guter Stimmung war, spielte er seinen Gästen etwas darauf vor. Mit den Jahren war das Piano so irreparabel gealtert, daß es einen einzigartigen unheimlichen Klang hatte. Nur seine Freunde und Leute mit einem eklatanten Mangel an Kunstverstand konnten dem Spiel des Alten Trödlers etwas abgewinnen.
Nur wenige kannten das wahre Aussehen des Vampirs. Durch eine besondere Gabe konnte er sein Erscheinungsbild für fast jedermann in das eines freundlichen, leicht ergrauten Mittdreißigers verwandeln. Er plauderte gern mit seinen Gästen, während sich ein Igor um die Bedienung kümmerte und sich ein ehemaliger Stammgast, eine Werwölfin namens Virginia Wuff, der Angelegenheiten unartiger oder unerwünschter Gäste annahm. Die junge Dame konnte sehr überzeugend werden wenn es darum ging die angenehme ruhige Atmosphäre der Bar zu erhalten. Wer unerwünscht war wußte das bald. Virginia hatte blondes langes Haar und große rehbraune Augen. In einem Moment konnte sie unschuldig schauen wie ein kleines Mädchen, das wirklich nichts angestellt hat, und im nächsten funkelten diese Augen so bedrohlich und bösartig, dass einem Angst und Bange wurde.
In dieser Nacht war der Knochen nicht gerade überfüllt. Der Gefreite Maximilian R. Schreckt saß allein an seinem Tisch und starrte in sein Glas Ingwertee. In dem düsteren Licht im Knochen war er, durch seine schwarze Kleidung und Hautfarbe, leicht zu übersehen und das gefiel ihm ganz gut. Er hatte gerade im Eimer seine Aufnahme bei FROG gefeiert und wollte die Nacht noch besinnlich ausklingen lassen. Im Hintergrund spielte der Alte Trödler auf seinem Piano. Igor stand hinter der Bar und putzte einige Gläser, eine Tätigkeit der er hinter der Bar scheinbar pausenlos nachging. Die Gläser im Knochen waren daher auch tatsächlich sauber, darauf legte der Trödler großen Wert, egal was auch immer später dann hinein kam. Virginia ging zu dem Vampir hinüber und legte im eine Hand auf die Schulter.
"Ich geh dann mal, du weißt ja ich muß morgen ganz früh etwas erledigen. Du kommst doch ohne mich klar oder?" witzelte sie und zwinkerte dem Trödler schelmisch zu.
"Aber meine Allerteierste! Wie es mir wäre nur im entferntesten meglich auch nur kommen aus eine Minute, ohne deine geschätzte Anwesenheit. Aber wenn du mechtest unbedingt verlassen den armen alten Tredler ich dich nicht kann aufhalten." Ohne sein Spiel zu unterbrechen drehte er den Kopf zu ihr um und grinste breit zurück. Da er unter Freunden nie sein Tarnaussehen anlegte bot er einen bedrohlichen und gleichzeitig lächerlichen Anblick wie er da so klein und buckelig an seinem Piano saß. Seine Fangzähne befanden sich genau in der Mitte des Kiefers und schienen seine einzig Verbliebenen zu sein. Die langen knorpeligen Ohren und sein Buckel trugen auch kaum dazu bei sein Erscheinungsbild seriöser zu machen. Seine Freunde waren daran gewöhnt.
"Ich bin sicher du schaffst das schon mein Lieber. Bis morgen, ich bin pünktlich da." Virginia tätschelte dem Vampir freundschaftlich seinen kahlen Schädel und wandte sich dann zur Treppe um zu gehen. "Igor, Max, euch auch noch eine schöne Nacht."
"Auf Wiedersehen meine Teierste."
"Mafs gut Virfinia." kam die Anwort von Igor.
"Was... Was... Oh schlaf gut Virginia." Max wurde aus seinen Gedanken gerissen.
Es war ein harter Tag gewesen. Er hatte heute sein Bewerbungsgespräch bei FROG und es hatte mit einer Katastrophe geendet. Die Abteilungsleiterin Oberleutnant Venezia Knurblich wußte bereits von seiner Phobie gegen Flauschiges und Kuscheltiere und zog den Pschikologen und stellvertretenden Abteilungsleiter Korporal Araghast Breguyar zu dem Gespräch hinzu. Als ihm sowohl der flauschige Teddy seiner Abteilungsleiterin als auch der ekelhaft weiche Polster des Korporals vor die Nase gehalten wurde, geriet Max vor Angst so in Panik, dass er zu seinen Fläschchen mit Schnappers ranzigstem Würstchenfett griff und die beiden Objekte der Gefahr von oben bis unten bekleckerte. Die Tat wurde mit einem furchtbaren Geschrei seiner Vorgesetzten belohnt. Zu seinem Erstaunen wurde er trotzdem als Späher in die Abteilung aufgenommen, aber er fürchtete das man auf ihn nun ein besonders strenges Augenmerk richten würde. Er hatte seine neuen Kollegen - zumindest diejenigen, die gerade dienstfrei hatten - am Abend in den Eimer eingeladen. Alle waren sehr nett und aufmunternd und wieder einmal durfte er erleben wie kameradschaftlich man ihn behandelte. Ihn, einen Schwarzen Mann, ein Monster eigentlich. Der Dienst in der Stadtwache war weit mehr als ein Beruf für ihn. Er glaubte endlich etwas gefunden zu haben das seiner seltsamen Existenz Sinn gab. Wenn er es nur nicht vermasseln würde...
"Na Max, du aber ganz schen nachdenklich bist heite. Du nicht willst dem Alten Tredler erzählen was dich bedrickt?" Max war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte wie sich der alte Trödler zu ihm setzte. Der Gefreite schrak furchtbar zusammen.
"Es... Es... Ich fühl mich in meinem neuen Job bei der Stadtwache sehr wohl... Weißt du, bei dem Einstellungsgespräch heut ist alles schiefgegangen. Sie haben mich zwar trotzdem aufgenommen aber ich hab Angst das ich es irgendwie versaue."
Der alte Vampir mimte eine Mauer der Entrüstung. Er kannte den Schwarzen Mann schon beinahe hundert Jahre und behandelte ihn wie einen eigenen Sohn. Er hatte Max während seiner furchtbaren Krise, die er durchmachte als sich auch die letzten Kinder kaum mehr an die alten Geschichten über den furchtbaren Maximilian R. Schreckt erinnerten und er langsam in Vergessenheit geriet, sehr geholfen. Der Trödler sah dem Schwarzen Mann tief in die Augen. "Dass sie dich haben eingestellt zeigt ganz deitlich, dass sie setzen Vertrauen in dich. Du doch nicht glaubst deine Vorgesetzten alle sind bled, oder?"
"Nein tu ich natürlich nicht."
"Ich mir ganz sicher bin, dass du wirst werden ein ausgezeichneter Späher. Nicht so viele Sorgen du sollst dir machen. Heite Morgen dein Training beginnt, ich nicht habe recht? Vielleicht du dich solltest ein bißchen ausruhen vorher?"
"Du hast recht, ich sollte mich langsam auf den Weg machen", Max zog seine alte Taschenuhr aus der Hemdtasche und schaute erschrocken darauf hinab. "Es ist fast vier Uhr!"

***


Am nächsten Morgen pünktlich um 9 Uhr stand Max vor dem Büro von Oberleutnant Venezia Knurblich, der Leiterin von FROG. Ein wenig zu entschlossen als geplant klopfte er an die Tür.
"Komm herein Max." hörte er eine bekannte Stimme von drinnen; und als er eingetreten war fügte seine Vorgesetzte noch schelmisch hinzu. "Aber laß bitte die Tür heil."
"Entschuldigen Sie Mäm. Ich glaube ich bin ein bißchen aufgeregt."
Dann erinnerte er sich welches Schild außerdem noch an der Tür hing und er sah sich im Büro ängstlich nach etwaigen erbarmungslosen Vampiren um. Venezia wollte Max gerade versichern, dass der Hauptmann gerade auf Knollenjagd war, als sich plötzlich ein Schatten aus einer dunklen Ecke des Zimmers schälte. Mit entsetztem Gesichtsausdruck sah Max wie ihn Hauptmann Ohnedurst mit dunklen Augen fixierte und langsam auf ihn zu kam. Venezia konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen, doch der Schwarze Mann war viel zu erschrocken um das zu bemerken.
"Mir sind schwere Vorwürfe gegen Sie zu Ohren gekommen, Gefreiter", diese dunklen Augen schienen ihn nicht loslassen zu wollen.
"Das ist es", dachte Max. "Sie hatten gar nicht vor mich aufzunehmen. Wie konnte ich auch glauben, dass mich die Stadtwache in ihre Elite-Abteilung aufnehmen würde. Ich bin doch zu naiv."
Der Hauptmann kam unbarmherzig näher und seine dunklen hypnotisierenden Augen hielten die seinen gefangen wie ein Schraubstock einen Daumen der versehentlich zwischen die Spannbacken geraten war. Die rechte Hand des IA-Agenten war hinter dem Rücken verborgen wie der Gefreite in seiner lähmenden Angst feststellte.
"Wenn der mich jetzt auch noch mit etwas Flauschigem testet dreh ich glaub ich völlig durch. Dann isses aus", dachte Max panisch und tastete er nach seinen Fläschchen.
Doch als der Hauptmann vor ihm stand und seine Hand hinter dem Rücken hervorschwang enthielt sie nichts weiter als eine freundliche Geste zum Gruß. Noch während Max völlig verblüfft die Hand ergriff, verwandelte sich der Vampir in seine Ausbilderin Lance Korporal Kanndra.
"Herzlich Willkommen im Team, Max. Sei nicht böse über den Streich aber du hast ihn quasi aufgelegt" kicherte sie und im Hintergrund wäre die Werwolfgnomin beinahe an einem Würstchen erstickt. Tränen standen in ihren Augen. Vom Schreibtisch aus sprang sie auf Kanndra's Schultern, wobei sie sofort ihre typischen Erkennungsflecken auf der Uniform ihrer Späherin hinterließ, mußte allerdings trotzdem noch ein bisschen zu Max hochschauen. "Lance Korporal Kanndra brauch ich dir ja nicht vorzustellen. Wie ich hörte hattest du ja bereits einen Einsatz mit ihr."
"Ja das stimmt Määm."
"Um so besser, denn ihr werdet in den nächsten Tagen intensiv zusammenarbeiten müssen."
"Das freut mich Määm."
"Gut, gut. Na dann will ich euch gar nicht weiter bei der Arbeit stören." Elegant hüpfte sie auf den Schreibtisch zurück.

"Du bist eh nicht böse auf mich oder?" Kanndra legte Max freundschaftlich einen Arm um die Schulter und führte ihn sanft in Richtung Tür.
"Nein, natürlich nicht. Bin nur furchtbar erschrocken, ehrlich gesagt. Ich hab schon ziemlich gruselige Geschichten über den IA-Agenten gehört."
"Manche Suppen werden heißer gegessen als gekocht", entgegnete Kanndra, die sich an eine alte Weisheit ihrer Großmutter erinnerte.
Max nickte höflich bestätigend, konnte sich allerdings beim besten Willen nicht erklären wie das funktionieren sollte.
"Wir fangen heut mal mit ein paar grundlegenden Sachen an. Ich denke übers Anschleichen brauch ich dir nicht viel beibringen aber da gibt es so einiges anderes, das du als Späher der FROG lernen solltest. Komm mit ich kenn da ein geeignetes Haus zum Üben."
Max hatte eigentlich gar nicht die Zeit irgend etwas zu erwidern, denn sie war schon an ihm vorbei und Richtung Ausgang unterwegs.
"Meinst du, wir werden irgendwo einbrechen?" keuchte der Gefreite, der seiner Ausbilderin, bei dem Tempo, nicht ohne Mühe folgen konnte.
"Genau."
"Aber is das nicht illegal? Ich mein damit machen wir uns doch strafbar."
"Nicht wenn uns dabei niemand erwischt" war die trockene Antwort Kanndra's.
Max riß erschrocken die Augen auf.
"War nur n Scherz", beruhigte sie ihn "Das Gebäude gehört der Wache sozusagen. Wir benutzen das oft zum Trainieren."
"Ah, so wie die Häuser die wir bei unserer Grundausbildung benutzen durften."
Kanndra blieb abrupt stehen drehte sich zu dem Schwarzen Mann um und zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihre Lippen. "Du bist ein Schlaumeier, Max. Genau genommen ist es eines davon."

***


Im SUSI-Labor beugte sich der Gerichtsmediziner Oberleutnant Pismire über den aufgeschnittenen Brustkorb des am Vortag eingelieferten toten Werwolfs.
"Wenn das nicht Silber war, was hat den Körper sonst zu zugerichtet? Ich mein, der schaut aus, als hätte er fünf Liter konzentriertes Silbernitrat getrunken."
"Ich hab aber nicht die geringsten Spuren von Silber feststellen können", kam es von Lady Rattenklein im Hintergrund. "In keiner Blut oder Organprobe."
"Sehr merkwürdig." Feldwebel Cim Bürstenkinn, der neue Chef von SUSI wußte zwar noch nicht was er von diesem Fall halten sollte doch aus irgendeinem Grund läuteten seine inneren Alarmglocken "Bis auf weiteres ist das SUSI-Labor für Werwölfe gesperrt. Sicher ist sicher." Er drehte sich zu der Hauptgefreiten um, die gerade dabei war die vielen ekelhaft riechenden Fundstücke zu analysieren die der Spurensicherer Chiefkorporal Sillybos beziehungsweise dessen treuer Sklave Hegelkant sorgsam am Tatort zusammengetragen hatten. "Bei dir schon was neues Ratti?"
"Nein aber das kann auch ewig dauern. Ich hasse es wenn sie pedantisch jeden Müll im Umkreis von hundert Metern anschleppen. Noch dazu in der Hafengegend. Wenn etwas mal mit Ankhwasser in Berührung kommt wird man den Geruch auch schwer wieder los", maulte die Laborantin, "noch nicht mal mit alchemistischen Mitteln."
"Deutet irgendwas auf eine Krankheit hin?" wandte sich der Feldwebel an den Gerichtsmediziner.
"Nein eigentlich nicht aber ich würde einem Werwolf momentan nicht empfehlen sich neue Blutsbrüder zuzulegen."
"Es hilft nichts", seufzte Cim. "Ich werde Rince sofort Bescheid geben."

***


"Was heißt sie können mir nicht sagen woran er gestorben ist?" Virginias Geduld war längst aufgebraucht. Zu erfahren, dass ihr Bruder gestern Abend gestorben war, und sie, aufgrund der starren Büroöffnungszeiten der Schiffergilde, erst jetzt die Möglichkeit bekam, mit dem zuständigen Sekretär der Schiffahrtsvereinigung zu sprechen, war ziemlich viel auf einmal. Nur ihre eiserne Selbstkontrolle verhinderte, dass sie hysterisch zu kreischen begann.
Der kleine untersetzte Mann, der hinter dem Schreibtisch im Reedereibüro saß, rückte seine Brille nervös zurecht.
"Mein Bruder war ein Werwolf. Wir Werwölfe fallen nicht einfach so um und sind tot." Ein leiser Unterton in ihrer Stimme verriet dem Sekretär, dass Virginia wirklich ALLES wissen wollte, was er über die Sache wusste.
"Madame Wuff", setzte er vorsichtig an. "Ich kann nur wiederholen, was man ihnen bereits gestern schon mitgeteilt hat. Und was ich auch bereits der Stadtwache mitgeteilt habe." Er wollte versteckt andeuten, dass es auch gar nicht ihre Angelegenheit war, der Sache nachzugehen. Der Blick in Virginias Augen ließ ihn allerdings hastig fortfahren. "Am Mittwoch als Werner Wuff mit den anderen Hafenarbeitern die Keine Sorge beladen hat, isser einfach tot umgefallen. So habens mir die Burschen erzählt. Wir haben sie dann sofort verständigt." Wieder griff er nach seiner Brille und rückte sie zurecht.
"VERSTÄNDIGT?! SIE HABEN MIR GESTERN JA NICHT MAL GESAGT DASS MEIN BRUDER TOT IST", schrie sie den Sekretär an. Die Angstgeweiteten Augen ihres Gegenüber mahnten Virginia zur Beherrschung. "Hören sie mal, Herr...", die Lippen der Werwölfin bewegten sich lautlos, als sie den Namen auf dem kleinen Schild auf dem Schreibtisch zu entziffern versuchte. Sie runzelte die Stirn und sah ihr Gegenüber fragend an.
"Ähem ja Losgetreten. Das ist mein Name. Ferdinand Losgetreten."
Peinliche Stille folgte, in der sich Virginia vorstellte wie es wohl war mit so einem Namen aufzuwachsen.
"Um auf meinen Bruder zurückzukommen...", die Werwölfin stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, setzte ein sowohl bezauberndes wie auch gefährliches Lächeln auf und beugte sich weit nach vor. "Werwölfe können nicht krank werden oder so. Da muss Silber im Spiel gewesen sein. Das ist nicht normal für unsereins, einfach so tot umzufallen."
"Ich weiss wirklich nicht worauf sie hinauswollen" stotterte Herr Losgetreten panisch. "Ich hab die Ladung selbst überprüft. Das war eine Lieferung Knieweich nach Omnien."
"Und ich betone es nochmals. Ein Werwolf fällt nicht einfach tot um", drohte Virginia.
"Ich... ich... ich hab gehört wie einer der Hafenarbeiter behauptet hat einen roten Nebel gesehen zu haben", versuchte sich der Reeder mit einer dummen Behauptung eines seiner Arbeiter aus der Gefahr zu bringen. "Aber niemand sonst hat ihn gesehen also hab ich dem keine große Bedeutung geschenkt."
"Aha. Nur für den Fall, dass es wichtig sein könnte", die Werwölfin trat vom Schreibtisch zurück und rollte mit den Augen. "Wie lautet denn sein Name?"

***


"Teufel auch. So etwas hab ich ja noch nie gesehen!" Kommandeur Rince riß die Augen auf. Er stand im SUSI-Labor vor dem Leichnam des Werwolfs. "Ihr seid also der Meinung, dass es sich um eine Krankheit oder vielleicht sogar Seuche handeln könnte?"
"Wir können es zumindest nicht ausschließen Sir. Es könnte sich auch um ein Gift handeln, aber die Tests deuten darauf hin, dass das, was auch immer es ist, nur für Werwölfe schädlich bzw. tödlich ist."
Der Kommandeur nickte ernst. Er hatte genug gehört und gesehen. "In zehn Minuten will ich alle Abteilungsleiter in meinem Büro sehen." Ohne ein weiteres Wort verließ er das SUSI-Labor.

***


Nach kurzem Fußmarsch erreichten die beiden freiwilligen Helfer ohne Gnade ein kleines Holzhaus, das dem Schwarzen Mann tatsächlich bekannt vorkam. Eine Hecke die vor ein paar Monaten dicht und grün gewesen war umgrenzte nun kahl und häßlich den kleinen Garten des Hauses. Hinter einem einigermaßen dichten Stück Astwerk der Hecke kauerte sich Kanndra zu Boden. Max folgte ihrem Beispiel.
"So. Dein Ziel für heute ist es, unauffällig in das Haus zu gelangen" , erklärte die Lance-Korporal.
"Das ist alles? Na dann können wir heut aber früh Schluß machen", protzte Max, doch sein selbstsicheres Lächeln erstarb, denn die erfahrene Späherin grinste breit und zwinkerte ihm zu. "Na dann mach mal. Aber immer unauffällig bleiben! Nicht vergessen!"
Der Gefreite sah sich die Gegend genauer an. Es war heller Tag, doch zu dieser Zeit waren die Strassen in diesem Teil der Stadt fast leer. Die Hecke um das Haus war zwar kahl aber an vielen Stellen hoch genug um einigermaßen Deckung vor zufälligen Beobachtern zu bieten. Vorsichtig schlich der Schwarze Mann um das kleine Haus. Alle Fenster waren von innen mit Brettern zugenagelt worden. Eigentlich hatte Max vorgehabt wie immer durch ein Fenster zu spähen und sich in einen geeigneten Schatten im Inneren ziehen zu lassen, doch diese Option bot sich ihm nun nicht. Sicherlich gab es im Inneren jede Menge Schatten, doch ohne sein Ziel sehen zu können war es ihm nicht möglich zu springen. Mißmutig sah er sich um, trat an die Eingangstür heran und spähte durch das Loch.
Nichts.
Absolute Dunkelheit.
Gerade als der Gefreite zu ein paar deftigen Flüchen ansetzen wollte, tauchte Kanndra wie aus dem Nichts hinter ihm auf. "Na? Läuft's nicht so ganz wie du dir das vorgestellt hast?"
"WAAAAH!", war Max' panische Antwort.
"Ich dachte wir fangen einmal mit den grundlegenden Dingen an", erklärte die Lance-Korporal im Plauderton. "Wie öffne ich eine verschlossene Tür?"
"Normalerweise brauche ich gar keine Türen zu öffnen", maulte der Schwarze Mann.
"Ich weiß schon Max, aber normalerweise ist nicht immer. Wir FROG müssen auf alle Situationen vorbereitet sein." Sie zog ein gebogenes Stück Draht aus der Tasche. "Dies ist ein sogenannter Universalschlüssel wenn man ihn richtig zu gebrauchen weiß. Du steckst ihn wie einen Schlüssel in das Schlüsselloch und versuchst dann vorsichtig den Sperrbolzen im Schloß wegzudrücken."
Geschickt drehte die erfahrene Späherin das filigrane Metallding in dem Schlüsselloch bis die Tür mit einem kaum hörbaren Klicken aufsprang. Dem Gefreiten war jedoch nicht mal ein kurzer verstohlener Blick ins Innere des Hauses vergönnt, da die Tür von Kanndra sofort wieder zugezogen wurde.
Max blickte auf seine Klauen und sah Kanndra fragend an.
"Na versuch es doch wenigstens einmal. Schreiben ist auch nichts Anderes", versuchte ihn die Späherin aufzumuntern und reichte ihm den gebogenen Draht. Nachdem ihm dieser dreimal runtergefallen war gelang es dem Schwarzen Mann nun den "Universalschlüssel" beidhändig in das Schlüsselloch zu stecken. Mit verkrampftem Gesichtsausdruck drehte er den gebogenen Draht hin und her. Ein Erfolgserlebnis blieb aus. Dafür strebte der Universalschlüssel ein weiteres mal dem Boden entgegen. Der Gefreite hob ihn abermals auf und sah seine Ausbilderin hilflos an.
"Ich seh schon das wird ein bißchen schwierig für dich. Es sei denn du schneidest dir deine Nägel mal ordentlich", grinste ihn Kanndra schelmisch an.
Der finstere Blick des Schwarzen Mannes verriet, daß er da keinen Spaß verstand.
"War nur ein Scherz, Max. Aber wie wärs wenn du statt dem Ding ganz einfach eine Kralle benutzt. Deine Klaue ist glaube ich genug gekrümmt damit das klappen könnte."
Automatisch hatte der Schwarze Mann beide Hände schützend hinter seinem Rücken verborgen und sah seine Ausbilderin erschrocken an.
"Deine Klauen sehen nicht so aus als könnten sie leicht abbrechen, Max. Außerdem sollst du ja auch nicht wild herumstochern", beruhigte ihn die Späherin. "Versuch mal ganz vorsichtig ob du den Sperrbolzen mit dem Nagel erreichst."
Der Gefreite kniff die Augen zusammen, streckte prüfend eine Klaue aus und näherte sich dem Schlüsselloch so zaghaft als könnte es nach ihm schnappen. Vorsichtig steckte er die Kralle in das Schlüsselloch und tastete nach dem Sperrbolzen. Max riß die Augen auf. Da war tatsächlich ein Widerstand zu spüren der sich wegdrücken ließ. Gespannt drehte er die Klaue leicht zu Seite.
Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf und der Schwarze Mann erschrak so sehr, dass er seine Klaue tiefer in das Schlüsselloch hineinstieß - und festklemmte.
"Ups" brachte Kanndra zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und kämpfte sehr darum nicht zu lachen. "Aber du hast es beim ersten Versuch aufgekriegt. Sehr lobenswert." Die Lance-Korporal sah Max an und versuchte sich zu beherrschen. Ihr Schüler bot wirklich einen traurigen Anblick wie er da mit ausgestreckter Klaue in der offenen Tür hing. Max sah seine Ausbilderin an und fast gleichzeitig brachen sie in schallendes Gelächter aus.
"Na ja sehr unauffällig kann man das nicht nennen.", kicherte Max und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Dann griff er nach einem seiner speziellen Fläschchen und tropfte ein wenig davon auf seine eingeklemmte Kralle. Durch Rütteln und Ziehen konnte sich der Gefreite schnell aus seiner peinlichen Situation befreien doch die Geruchsorgane der beiden FROG wurden augenblicklich durch das aufdringliche Aroma, das typischerweise von Schnappers Fleischprodukten ausging, auf eine harte Probe gestellt.
"Sag mal Max. Was ist das für ein widerliches Zeug in deinen Fläschchen?", wollte Kanndra wissen. "Da hat man ja das Gefühl Oberleutnant Knurblich stünde hinter einem."
"Ich brauch das damit ich mich besser fühle. Falls mich mal jemand mit Flauschigem bedroht, weißt du?"
"Äh Ja", der Lance-Korporal versuchte irgendwo eine Verbindung zu erkennen. "Du hast sicher recht." Dann erhob sich der Zusammenhang aus dem Sumpf des Unverständnisses und sie setzte ein breites Grinsen auf. "Du versaust also alle flauschigen Decken die dich bedrohen mit diesem ekligen Zeug!?"
"Ja sozusagen. Dann sind sie eben nicht mehr flauschig verstehst du."
"Du gehst aber nicht in der Nacht Decken jagen so wie unser Agent Intelligente rote Beete?"
"Nein, du kannst ganz beruhigt sein", und um das Thema auch gleich zu beenden fügte er hinzu.
"Und wie geht’s jetzt weiter?"
"Na da die Tür schon einmal offen ist könntest du dir den Mechanismus mal genauer ansehen und ein bißchen herum probieren. Es ist sehr wichtig, dass du verstehst wie ein Schloss funktioniert."
Der Schwarze Mann drückte mehrmals die Klinke herunter und beobachtete dabei fasziniert wie der Sperrbolzen immer wieder in der Tür verschwand und wieder auftauchte. Es war für ihn eine völlig neue Art und Weise sich mit einer Tür auseinander zu setzen. Vorsichtig steckte er eine Kralle in das Schlüsselloch und ertastete den Sperrbolzen im Inneren. Er bewegte seine Kralle ganz leicht und sah wie der Bolzen in der Tür verschwand. "Faszinierend", murmelte er. Für Max eröffneten sich völlig neue Horizonte. Er strahlte seine Ausbilderin an.

***


Völlig erschöpft und außer Atem rannte er durch die dunklen Strassen. Häuser und andere Personen hatten für ihn an Bedeutung verloren durch die Nachricht die ihm soeben in der Alchemistengilde überbracht worden war.
"Bitte nicht Bitte, bitte nicht. Bitte macht, dass es nicht wahr ist. Vielleicht eine andere... Bei ALLEN Göttern so was darf nicht geschehen sein!" betete er während des Laufens eine ewige Litanei. Von weitem sah er bereits, dass sich um sein Haus eine große Anzahl an Schaulustigen versammelt hatte. Zwei Wächter versuchten gerade vergeblich den Tatort vor den neugierigen Blicken der Bürger abzuschirmen. Wahnsinnig vor Angst bahnte er sich den Weg durch die Massen. Als er seine Haustür erreichte bot sich ihm ein grauenhafter Anblick. Die Möbel waren zertrümmert und durcheinander geworfen worden und auf dem Fussboden waren dunkle Blutlachen. Die Wände sahen aus als hätte man sie willkürlich mit einem Wischmob bearbeitet den man vorher in rote Farbe getaucht hatte. Aber das war keine Farbe... Mit wachsendem Grauen schlich sich der Gedanke nach dem Verbleib seiner Frau in sein Bewusstsein. Und dann sah er sie. Der Schock ließ nicht zu, dass er den Blick von dem gräßlichen Szenario abwandte. In dem scheinbar in zwei Hälften zerrissenen Leib, der wenige Stunden zuvor noch seine Frau war, konnte er noch vage die geliebten Züge erkennen. Viel zu erschöpft um zu schreien sank er auf die Knie und heulte wie der vielzitierte Schloßhund von Öd[1]. Im Hintergrund konnte er einen Gesprächsfetzen aufschnappen der sein Leben für immer verändern sollte.
"...Werwölfe gewesen sein Feldwebel. Ich meine, sie wurde regelrecht zerrissen..."
WERWÖLFE GEWESEN SEIN
SIE WURDE REGELRECHT ZERRISSEN
WERWÖLFE
ZERRISSEN


Lykan riss die Augen auf und atmete schwer. Er war klatschnass und richtete sich in seinem Sessel auf. Er sah sich um und erkannte die sichere Umgebung seines Labors. War er eingeschlafen? Wie spät war es überhaupt? Der ehemalige Alchemist hatte seine Gesellschaftsfähigkeit schon vor vielen Jahren verloren. Früher einmal war Lykan ein Mitglied der Alchemistengilde gewesen und hatte mit seiner jungen Frau in seinem kleinen bescheidenen Häuschen gewohnt. Er war zufrieden gewesen und... glücklich. Aber das war nun alles vorbei... und schuld daran waren diese verfluchten wölfischen Mißgeburten. Aber er würde ihrem Treiben für immer Einhalt gebieten. Und er wußte auch schon wie. Er hatte in den letzten Jahren sehr viel über Werwölfe gelernt und wußte, dass sie außer Silber kaum etwas fürchten. Silber, fand Lykan, war aber nicht im Entferntesten so schrecklich wie das, was er dieser Spezies antun wollte. Er wollte ein Gift für sie schaffen, viel stärker noch als Silber, das sie auf der Stelle tötet. Eine Substanz mit der man gleich Hunderte dieser unheiligen Kreaturen auf einmal vernichten könnte, die für andere Spezies aber absolut harmlos sein sollte. Endlich hatte er es geschafft. Die Leiche seines Assistenten hatte er spurlos verschwinden lassen können, doch sein gestriger letzter Versuch würde wohl einige Fragen aufwerfen. Er hatte nicht mehr viel Zeit aber die brauchte er auch gar nicht mehr. Der ehemalige Alchemist erhob sich mühevoll aus seinem Sessel und sah zufrieden zu den drei großen Fässern die er bereits mit seiner todbringenden Substanz gefüllt hatte. Alles war vorbereitet.


***


Geschlagene zwei Stunden verbrachte Max damit, die Tür immer wieder zu öffnen und wieder zuknallen zu lassen, bevor Kanndra sein Interesse an weiteren Türen im Inneren des Hauses weckte. Durch eine fehlende Decke und große Dachfenster waren die Zimmer des Hauses wider erwarten ziemlich hell. Keiner der Räume war irgendwie eingerichtet jedoch gab es überall Türen. Bei jeder funktionierte das Türschloß ein wenig anders. Bei manchen mußte der Sperrbolzen nur ein wenig fester zur Seite geschoben werden, bei anderen mußte er ihn ein wenig herausziehen. Wieder ein anderes - ein sogenanntes Riegelschloß, wie ihm seine Ausbilderin erklärte - mußte er vorsichtig nach oben schieben, damit es sich öffnete. Er hatte richtig Spaß daran. Für sein ganzes Leben eröffneten sich völlig neue Aussichten. Denn es bedeutete, dass er von nun an auch immer gehen konnte wann er wollte. Nie wieder würden ihn boshafte Kinder in ihrem Zimmer einsperren können.
"Das waren jetzt alles sehr einfache Schlösser", riß die Späherin ihren Schüler aus seinen Gedanken. "Die meisten davon gar nicht zugesperrt. Wenn ich diese Tür richtig zusperre...", Kanndra zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche steckte ihn in das Schloß und drehte ihn einmal um. "...dann wird der Sperrbolzen durch einen Sperrhaken gesichert, damit man ihn nicht wegdrücken kann." Sie holte wieder ihren gebogenen Universalschlüssel heraus, steckte ihn in das Schloß und bewegte ihn, mit zwei Fingern haltend langsam im Kreis. "Ich versuche den Sperrhaken am Bolzen ausfindig zu machen. Wenn ich weiß wo er sich befindet, löse ich ihn langsam vom Sperrbolzen... So...", Sie zog ein gerades an einem Ende plattgerücktes Stück Draht aus ihrer Tasche und steckte es ebenfalls in das Schlüsselloch, was Max unwillkürlich auf seine Klauen blicken ließ. Nun drehte die Späherin den anderen Draht vorsichtig herum und löste so den Sperrbolzen. Das Schloß sprang auf.
"Hmm. Das muß schon ein sehr großes Schloß sein, damit ich da zwei Klauen reinkrieg", grinste der Gefreite.
"Rein theoretisch müßte es auch nur mit dem Universalschlüssel gehen, aber das is nicht leicht und dauert meist zu lang. Am besten du probierst es erst mal bei offener Tür. "Der Lance-Korporal machte die Tür einen Spalt breit auf und verschloß sie abermals mit dem richtigen Schlüssel. Der Schwarze Mann kniff die Augen zusammen und steckte versuchsweise eine Klaue in das Schloß. Der Sperrhaken war schnell gefunden. Ihn allerdings vom Bolzen wegzudrücken war eine ganz andere Sache. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es dem Gefreiten schließlich den Sperrhaken ein wenig zu Seite zu schieben, doch sobald er versuchte den Bolzen ebenfalls zu bewegen, rutschte er wieder zurück. Ein enttäuschtes Knurren entrann der Kehle des Schwarzen Mannes.
"Wie gesagt, es ist nicht leicht" versuchte ihn die Späherin ein wenig aufzumuntern. "Ich laß dich mal ein bißchen allein üben und hol uns was zu essen. Was soll ich dir mitnehmen? Oder fängst du dir ein paar Ratten." Sie grinste breit.
"Ich HASSE Ratten", Max funkelte sie böse an.
"Ich weiß schon. War nur ein Scherz."
"Aber du wärst echt nett wenn du mir ein paar Dichthaarspinnen mitbringen könntest. Du bekommst sie bei dem Laden für geringere Spezies in der Kaimeisterstrasse gleich hier ums Eck. Herr Wurmkopf, der Besitzer hat immer besonders fette Exemplare auf Lager. Ich liebe es wenn sie beim Reinbeißen wild zappeln. Und wenn sie einen beißen hat man zusätzlich noch nen ziemlichen Adrenalinkick."
Kanndra sah ihn entsetzt und angewidert aus weit aufgerissenen Augen an.
"War nur ein Scherz.", grinste Max. "Aber jetzt kannst du dir sicher vorstellen wie es mir mit Ratten geht."
"Was soll ich dir nun mitnehmen?"
"Nimm mir mit was du ißt, bitte."
"Mach ich. Und sei nicht enttäuscht wenn’s nicht klappt. Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder da. Ich laß dir die Schlüssel und Werkzeuge da für den Notfall. Üb derweil ich weg bin noch ein wenig. Bis später." Der Lance Korporal drückte Max einen kleinen schweren Beutel in die Hand verschwand nach draußen.
"Bis später", rief ihr Max nach. Neugierig leerte er den Beutel am Boden aus und betrachtete mehrere Schlüssel, gebogene Drähte und eine kleine Feile. Nacheinander versuchte er sie am Schloß zu erproben doch sie schienen einfach nicht für seine Klauen gemacht worden zu sein. Nicht einmal einen Schlüssel konnte er in angemessener Zeit drehen. Der Schwarze Mann schüttelte den Kopf. Erneut steckte er eine Klaue in das Schlüsselloch und ertastete Sperrhaken und Bolzen. Viele Fehlversuche folgten ehe der Gefreite seine Klaue enttäuscht aus dem Schloß herauszog. Wütend blickte er auf die Werkzeuge und Schlüssel vor ihm am Boden und betrachtete seine Klaue. Plötzlich kam ihm eine Idee. Er hob die Feile auf und fing an die Kralle des kleinen Fingers seiner linken Hand nach dem Vorbild einiger Werkzeuge am Boden zu bearbeiten. Ab und zu steckte er die Klaue versuchsweise ins Schlüsselloch um eine bessere Vorstellung zu bekommen bevor er weiter tiefe Rillen und Löcher in seine Klaue feilte. Das Ergebnis erinnere ein bißchen an den Käse der in manchen hochgelegenen Dörfern in den Spitzhornbergen serviert wird. Zufrieden testete er sein neues Werkzeug und steckte die präparierte Klaue in das Schloß. Mit einer leichten Bewegung seines Handgelenks hebelte er den Sperrhaken beiseite und schob den Bolzen mit einem sanften Druck beiseite. An der offenen Tür sah Max den Bolzen verschwinden und strahlte. Vorsichtig drückte er die Tür zu und zog seine Klaue heraus. Zufrieden hörte er, wie der Sperrbolzen mit einem leisen Klicken wieder heraussprang. Er testete die Türklinke. Verschlossen. Konzentriert benutze er seinen Universalschlüssel erneut. Der Sperrhaken war nach wie vor mühelos zu entfernen, jedoch war der Bolzen offenbar ein wenig in der Tür verklemmt und ließ sich nicht vom Fleck bewegen. Max stemmte sich gegen die Tür und rüttelte ein wenig. Der Sperrbolzen ließ sich davon nur mittelschwer beeindrucken. Er bewegte sich kaum von der Stelle.
"Jetzt kriegst du dein Fett ab, du blöder Bolzen", dachte der Gefreite als er eines seiner Fläschchen entkorkte und ein paar Tropfen Würstchenöl über seinen Nagel in das Schloß rinnen liess. Außer, dass er nun dauernd den Sperrhaken verlor zeigte die Aktion keinerlei Wirkung. Der Bolzen blieb nach wie vor hartnäckig an seinem Platz. Mit einem lauten Wutschrei rüttelte er an der Tür in der Hoffnung den Bolzen mit einem kräftigen Ruck wegzuschieben.
Seine Bemühungen wurden durch ein lautes Krachen[2] belohnt als der Nagel seiner Klaue brach.
"Mistundverflucht!", zitierte er einen bekannten Bettler.
Erst jetzt fiel ihm auf , dass er sich im Zimmer eingeschlossen hatte und er nicht, wie es bedeutend klüger gewesen wäre, im Flur seinen ersten Versuch mit abgeschlossener Tür gewagt hatte. Gehetzt sah er sich im Raum um. Die Fenster waren von innen fest vernagelt worden. Er könnte natürlich versuchen die Bretter mit seinen Klauen herauszureißen. Max sah auf seine Klauen herab wie eine Entenmutter auf ihre neun verbliebenen Küken. Dann sah er zur Decke. Die Dachfenster spendeten sehr viel Licht, doch ganz oben unter dem Dachgiebel war ein großer schattiger Bereich. "Mit etwas Glück..." Max konzentrierte sich auf den Schatten unterhalb des Dachgiebels und ließ sich ziehen. Eine Sekunde später befand er sich oben und drohte auch schon wieder hinunter zu fallen, als er oben aus dem Schatten heraustrat. Im letzten Moment gelang es ihm einen Arm um den Querbalken des Dachgerüsts zu schlingen und er hing nun ziemlich geschockt und atemlos dort oben. Es war lange her, als er diesen Trick zum letzten mal probiert hatte. Er zog sich mühsam auf den Balken und krabbelte ihn entlang bis er sich ziemlich genau über dem Vorraum befand. Um runterzuspringen war es eindeutig zu hoch und eine schattige Stelle im Vorraum gab es auch nicht. Gerade wollte er zu einem weiteren Zitat ansetzen, als sich die Eingangstür öffnete. Kanndra kam herein und sah sich überrascht um.
"Max?! Wo steckt du? Ich hab garantiert rattenfreien Burger hier", rief sie einem mutmaßlich im Dunkel Lauernden fröhlich zu.
"Woher weißt du das?" kam es von oben.
"Was?" Kanndra sah nach oben und sah den Schwarzen Mann der sich verzweifelt an den Dachbalken klammerte.
"Ich meine woher weißt du, dass nicht doch Ratten drin sind?"
"Weil Gimlet es mir versprochen hat. Was machst du eigentlich da oben, Max?"
"GIMLET?!", vor Empörung vergaß Max sich festzuhalten. Blitzschnell erkannte die Schwerkraft ihre Chance und griff mit gierigen Fingern nach dem Gefreiten.
"WAAAAAAAAAAAHH!", war sein durchaus angemessener Kommentar am Weg nach unten. Max hatte noch nicht gelernt wie man sich sicher abrollte, und so hatte er großes Glück, dass er sich bei dem Sturz nicht sämtliche Knochen brach.
"Max, Max!", Kanndra schüttelte den Kopf, half dem Gefreiten auf und reichte ihm einen Burger.
Max blickte mißtrauisch darauf hinab. "Von Gimlet, sagst du? Und da solln keine Ratten drin sein? HAH!"
"Du hast dir ja den Nagel abgebrochen Max.", stellte die Späherin besorgt fest.
"Ja aber das ist nicht so schlimm. Wenn ich es lernen soll schnell jedes Schloß zu knacken muß ich mir eh ein geeignetes Werkzeug finden. Bei der offenen Tür hats schon ganz gut geklappt aber für rostige oder verklemmte Schlösser is die Klaue nicht mehr geeignet." Mißmutig nahm er seinen Burger in die Hand und roch versuchsweise daran. Obwohl seine Sinne bereits durch die mutmaßlichen Rattenteile stark beeinflußt waren, wurde seine Nase aufs Angenehmste verwöhnt. In Max' Bewußtsein verwandelte sich der Betrüger und Lügner Gimlet augenblicklich in einen liebenswerten Feinkostladenbesitzer der seinen Kunden niemals die Unwahrheit über seine Produkte sagte.
"Also gemessen daran, was dir gerade hätte passieren können; so ungeschickt wie du grade auf dem Boden aufgeschlagen bist, wärs vielleicht gut wenn wir zurück zum Wachhaus gehen würden und ein bisschen Rollen und Fallen üben, hm? Ich denk mal, so was werdet ihr bei GRUND nicht gelernt haben, oder?" wollte Kanndra wissen.
"Nein, zumindest nicht in der Zeit in der ich dort war." Max rieb sich die auf einmal wesentlich stärker schmerzenden Knochen.

***


Rince lehnte sich besorgt in den leidgeprüften Sessel seines Büros zurück und seufzte. Die Abteilungsleiter hatten gerade sein Büro verlassen und ihm versichert alle verfügbaren Wächter auf diesen Fall anzusetzen. Hätte er die Leiche des Werwolfs nicht mit eigenen Augen gesehen, er hätte es bestimmt nicht für möglich gehalten. Der Kadaver war völlig ausgetrocknet, so als wäre plötzlich sämtliches Blut in dem Körper aufgelöst worden. Er hoffte inständig, dass seine Leute in den nächsten Stunden etwas Brauchbares herausfanden, denn sonst müßte er diese Sache dem Patrizier melden. Der Gedanke, Lord Vetinari Fragen beantworten zu müssen, deren Antworten er nicht kannte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Beiläufig machte er die Schreibtischlade auf und blickte auf das Butterbrot darin hinab.
Er hatte keinen Appetit.
Ein sehr beunruhigendes Zeichen.


***


Im Trainingsraum der FROG am Pseudopolisplatz biss sich Kanndra auf die Lippen. Jemandem, dessen Lieblingsbewegung es war sich in irgendeine dunkle Ecke ziehen zu lassen, wobei er seinem Körper dabei keine Beachtung schenkt, das Fallen und Abrollen zu erklären, war alles andere als einfach. Max war durchaus zu geschmeidigen Bewegungen fähig. Zum Beispiel wenn er in einen Schatten glitt. Wenn es allerdings darum ging eine gewöhnliche Rolle auf der Matte zu vollbringen sah er aus wie ein Kamel das zwischen seinen Beinen durchblickt und dann versucht alle vier Hufe gleichzeitig nach oben zu bringen.
"Du musst dich über die Schulter abrollen", riet ihm die Späherin. "Nicht über den Kopf."
Max nickte stumm und versuchte dem Ratschlag Folge zu leisten. Die Ergebnisse waren mitleiderregend. Der Schwarze Mann war so steif, dass seine Rollen wie die Drehbewegungen eines Quaders aussahen.
"So wird das nichts", Kanndra schüttelte den Kopf. "Du bist viel zu verkrampft. Spring mal ein bißchen am Stand herum und schüttle dabei Arme und Beine aus."
Der Gefreite beendete tollpatschig seine letzte Rolle, stand auf und sah seine Ausbilderin fragend an.
"Na einfach hopsen und deine Gliedmassen lockern. So!" Kanndra machte es ihm vor und da selbst die dunkle Schönheit dabei einen ein wenig lächerlichen Eindruck machte tat er es ihr gleich. Als Korporal Araghast Breguyar den Trainingsraum betrat sah er seine Kollegen spastisch vor sich hin zucken.
"Grüß euch ihr beiden, wie ich sehe trainiert ihr gerade."
Die Späher verharrten in ihren Bewegungen und sahen ihn verlegen an.
"Hallo Bregs, ich versuch Max grad richtiges Abrollen beizubringen", Sie wurde ein wenig rot, was bei ihrem dunklen Teint allerdings kaum auffiel.
Max salutierte und sah sich argwöhnisch nach eventuell versteckten Pölstern flauschiger Natur um. Bei Korporal Breguyar konnte man nie wissen.
"Kann ich dich nachher in meinem Büro sprechen Kanndra?"
"Klar worum gehts denn?", gab Kanndra zurück.
"Nichts Wichtiges es geht um deine baldige Versetzung zu GRUND und ich hab da ein paar Fragen vorbereitet." Bregs zwinkerte Kanndra zu.
Die Späherin verdrehte die Auge. "Jetzt prüfen sie die neuen Ausbilder bei GRUND schon auf ihre pschikologische Tauglichkeit? Gibt’s ja nicht."
"Neinein. Das ist überhaupt nichts Offizielles und du musst das auch nicht machen. Mir ist da gestern ein Einfall gekommen und ich würde gerne so etwas wie einen Eignungstest an dir ausprobieren. Den sieht außer uns niemand."
"Klingt vielversprechend", mutmaßte die Späherin höflich.
Bevor er ging trat Bregs näher an den Schwarzen Mann heran und sprach so leise, dass nur dieser ihn verstehen konnte. "Wenn sie einmal über ihre Probleme mit Jemandem sprechen möchten... Ich bin immer für sie da Max", der Korporal zwinkerte mit seinem verbliebenen Auge und lächelte den Gefreiten kameradschaftlich an. Bregs meinte es wirklich gut doch dem Schwarzen Mann wollte der Vergleich mit einer lauernden Katze nicht aus dem Kopf.
"Danke, Sir", gab er zurück. Bis auf den alten Trödler und Drei Hungrige Mäuler, seiner Kollegin aus der Grundausbildung, hatte sich Max eigentlich noch niemandem wirklich anvertraut.
"Na dann will ich euch nicht weiter aufhalten" Abermals zwinkerte er mit diesem "Katzenauge". "Viel Spaß noch" verabschiedete sich der Püschologe und verließ den Trainingsraum.

***

"Ich finde auch, dass es unfair ist Alice", sagte Robin in beschwichtigendem aber ebenso enttäuschtem Tonfall.
"Du hast versprochen, du hättest heute den ganzen Nachmittag Zeit", setzte die Informantin und Geliebte des Dobermanns zu einem erneuten Protest an. In Aussicht gestellt zu bekommen, am Nachmittag mit ihrem Liebsten einen Ausflug zu unternehmen, um in letzter Sekunde eine Absage zu erhalten, gefiel ihr gar nicht.
"Ich weiß, es tut mir ja auch wahnsinnig leid, ich hab mich auf unseren gemeinsamen Ausflug auch sehr gefreut." Behutsam nahm er ihre Hand und streichelte sie sanft. Er verfluchte sich für jede Minute die er nach Dienstschluß getrödelt hatte und dadurch seinem Vorgesetzten Hauptmann Daemon ermöglicht hatte ihn noch abzufangen. Die Ausführungen des Hauptmanns hatten ihm jedoch einen gehörigen Schrecken eingejagt und er war sich seiner Pflicht bewußt, seiner Freundin jegliche Information zu entlocken.
"Warum glaubt ihr eigentlich, dass immer die Alchemistengilde hinter allem stecken muß, wenn es um neue Krankheiten oder Gifte geht, hm?" Alice nahm den SUSI-Bericht, den ihr Robin mitgebracht hatte, erneut zur Hand.
"Das hab ich doch gar nicht behauptet. Es ist nur so... wir tappen total im Dunkeln. Wenn da eine Substanz dahintersteckt und keine Krankheit, dann gibt es nicht wirklich viele Leute die so etwas herstellen könnten."
"AHA! Du glaubst also doch, dass wir schon wieder dahinterstecken. Also wirklich! Ich glaube nicht, dass einer meiner Kollegen einen solchen Hass auf Werwölfe haben könnte um so ein widerwärtiges Gift herzustellen."
"Aber er muß doch gar nicht mehr bei eurem Verein sein. Vielleicht ein Ehemaliger oder was weiß ich. Deine Gilde hat vor einigen Wochen den Diebstahl größerer Mengen verschiedener Chemikalien angezeigt. Vielleicht hat die Gilde ja selbst einen Verdacht. Weisst du Alice, ich fürchte, wenn wir diesen Burschen - oder wer auch immer dahinterstecken mag - nicht bald finden, wird etwas Schreckliches geschehen.
"Du machst mir Angst, Robin."
"Die hab ich auch, und zwar um meine lykantropischen Freunde." Der Dobermann sah seiner Geliebten tief in die Augen und deutete dann auf das Papier in ihren Händen. "Dem SUSI-Bericht zufolge ist der Leichnam höchstwahrscheinlich nicht ansteckend, was zwar eine Seuche noch nicht völlig ausschließt aber den Verdacht auf ein Gift erhärtet..."
"Nun gut mein Schatz ich versprech dir ich hör mich in der Gilde um und stöber mal ein bißchen in den Personalarchiven." Als sie die Erleichterung auf Robins Gesicht sah, fügte sie noch hinzu, "Schick mir gleich wenn du in der Boucherie bist eine Taube. Sobald ich Informationen habe, schick ich sie zurück."


***



"Na sieh mal einer an", murmelte Lady Rattenklein während sie die Substanz, die sie gerade aus einer Glasscherbe gekratzt hatte, in eine Testflüssigkeit schüttete. Diese Substanz gehörte bestimmt nicht zu den Dingen die man normalerweise in Getränkeflaschen fand und der Glassplitter schien auch eher von einer Phiole oder etwas Ähnlichem zu stammen. "Wir scheinen es hier ja doch mit einer Art Gift zu tun zu haben."


***


Immer und immer wieder ließ die umbarmherzige Kanndra ihren gepeinigten Schüler auf der Matte auf- und abrollen und gab ihm Ratschläge, bis es Max langsam gelang eine halbwegs runde Rollbewegung zustande zu bringen. Dennoch fand er sich am Ende dieser Bewegung viel zu oft im Schatten einer Ecke des Trainingsraums wieder, aus der er dann wieder beschämt heraustrat.
"Na schön langsam kriegen wirs hin. Nach der Bewegung in einen Schatten zu verschwinden is zwar ganz nützlich, aber wir sollten dich wohl auch für völlig schattenlose Gebiete trainieren, wie?" Die Späherin blinzelte ihm aufmunternd zu.
Max sah beschämt zu Boden. "Du hast Recht, es is nur so schwer alte Gewohnheiten abzustreifen." Max runzelte die Stirn. "Aber warum muss ich denn lernen auf dem Boden rumzukugeln?"
In diesem Moment kam Sidney durch die Tür des Trainingssaals. Sein durchtrainierter Körper wurde bloss von einer knielangen Hose aus leichtem Stoff und einem Handtuch bedeckt, das ihm lässig über die Schulter hing.
"Hallo Kanndra. Wie ich hörte wirst du bald Welpendompteur, wie?"
"Was...? Warum?... Ich bin doch nicht bei DO...", und dann wurde der Späherin klar, dass Sidney wohl in wölfischen Kategorien dachte. "Ach so... ja. Ich will mal sehen ob ich den jungen Rekruten nicht das eine oder andere beibringen kann."
Der Leichte Armbrustschütze grinste und wandte sich Max zu. "Du musst der Neue sein. Freut mich dich kennenzulernen und bitte lass die Sir-Scheisse gleich von Anfang an. Ich bin Sidney." Der Chiefkorporal reichte Max lässig die Hand und machte auch nicht die geringsten Anstalten vor seiner Klaue zurückzuschrecken.
"Hallo S... Sidney", kratzte der Gefreite gerade noch die Kurve und reichte ihm erleichtert seine hässliche schwarze Kralle.
"Max hat mich gerade gefragt wofür es notwendig ist, dass wir abrollen üben", Kanndras Stimme bekam einen geheimnisvollen verschwörerischen Unterton.
"Hmmmmm...", brummte Sidney, scheinbar nachdenklich geworden. "Dann müssen wir ihm das wohl demonstrieren." Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und auf seinen Mund stahl sich ein grausames Lächeln. Noch ehe Max reagieren konnte sprang er auf die Späherin zu und riß sie mit sich zu Boden. Doch noch bevor beide Wächter den Boden berührten, krümmten sie ihre Rücken, rollten elegant in zwei verschieden Richtungen ab und sprangen wieder auf die Beine.
"DAFÜR ist es gut." Kanndra verbarg ausgezeichnet, dass sie außer Atem war. "Wenn du dich erst einmal sicher abrollen kannst, bist du in fast jeder Situation wieder schnell auf den Beinen." Dann drehte sie sich zu dem Leichten Armbrustschützen um. "Hast du Lust den Unterricht eine Weile zu übernehmen? Du könntest Max ein paar deiner speziellen Techniken im Nahkampf beibringen. Was meinst du, Sid?"
"Na klar hast du Lust dazu, Max?"
"Klar doch, immer", der Gefreite war sich zwar jetzt der Wichtigkeit von Abrollübungen bewußt, brannte allerdings darauf endlich etwas wirklich Wichtiges zu lernen.

Sie trainierten den ganzen Nachmittag. Sidney war froh endlich einmal jemanden gefunden zu haben der sich für Kampfsport wirklich zu interessieren schien und die beiden merkten sie es erst als sie von Rib und Mindorrah vom Dienst abgelöst wurden.


***


"WAS HEISST ICH KANN MEINEN BRUDER NICHT SEHEN?" schrie Virginia den diensthabenden Wächter am Tresen an als Max gerade die Treppen hinunterkam und die Eingangshalle betrat.
"Hallo Virginia. Was machst du denn hier und was ist denn los?" Der Schwarze Mann war völlig überrascht.
Die Werwölfin blickte ihn erschrocken an und verlor nun endgültig die Beherrschung. Laut schluchzend fiel sie in seine Arme.
"Mein Bruder ist gestern gestorben und sie lassen mich nicht zu ihm. Sie sagen mir noch nicht einmal was passiert ist. Ich war grad bei seinem ehemaligen Vermieter um seine Sachen abzuholen...", erneut schluchzte sie hemmungslos. "...er hat mich behandelt wie einen Erbschleicher..."
Max fuhr ihr mit einer häßlichen schwarzen Klaue sanft durchs Haar und wischte ihr mit der anderen ebenso behutsam eine Träne aus ihrem Auge. "Was hältst du davon, wenn du dich mal auf den Weg in den Knochen machst und ein bißchen von der wunderbaren Musik des Trödlers berauschen läßt?" Max grinste breit und konnte seine alte Freundin auch prompt anstecken. "Ich erledige das hier für dich und komm dann in den Knochen nach sobald ich Näheres weiß."
"Danke Max. Ich weiß das sehr zu schätzen." Beim Rausgehen wandte sie sich noch zu dem Wächter am Tresen um, der automatisch zusammenzuckte. "Bitte entschuldigen sie mein Geschrei ich bin heute ziemlich angespannt."
"Das kann ich verstehen, Määm. Kein Problem."

"Was ist denn überhaupt los? Warum darf sie denn die Leiche ihres Bruders nicht sehen?"
"Ich weiß auch nicht. Befehl von Feldwebel Bürstenkinn."
Max wollte gerade zu weiteren Fragen ansetzen als Rib in die Halle gerannt kam.
"Gut das ich dich noch erwisch. Veni will uns alle sofort im Büro sehen", sagte der blaue Gnom.
"Na toll", dachte Max. "Ich kann mich ja wohl kaum an meinem ersten Tag als FROG auf meinen Feierabend berufen." "Ich bin sofort oben", gab er zerknirscht zurück.

***


Als Max den Aufenthaltsraum erreichte, waren schon alle FROG anwesend. Sogar Charly war von ihren momentanen Aufgaben bei GRUND entbunden worden um das Team zu unterstützen.
"Hört zu Leute. Soeben haben wir von DOG den wahrscheinlichen Aufenthaltsort einer sehr gefährlichen Person erfahren. Wir haben es wahrscheinlich mit einem Irren zu tun der ein tödliches Gift gegen Werwölfe entwickelt hat. Unser Auftrag ist es die dortig befindliche Person zu verhaften und zur Befragung auf das Revier zu bringen. Da Giftattacken seinerseits nicht auszuschließen sind werden Charly und Sidney für diesen Einsatz im zweiten Ring Position beziehen."
"Was soll ich im zweiten Ring?" entrüstete sich der Armbrustschütze.
"Hör mal Sid, wir wissen noch nicht womit wir es hier zu tun haben. Sicher ist, dass im SUSI Labor eine Werwolfleiche liegt die aussieht als wäre sie tausend Jahre alt und schlecht einbalsamiert worden. Ich weiß schon, dass du mutig genug bist trotzdem in erster Front dabei zu sein aber ich hab nun mal entschieden du bleibst hinten und basta."
Ausführlich erklärte sie jedem FROG seine Aufgabe während des bevorstehenden Einsatzes.

***


Die Sonne war mittlerweile fast untergegangen als die FROG-Kutsche zum Einsatzort aufbrach. Max versuchte sich die Handzeichen noch einmal gut zu verinnerlichen die ihm Kanndra nach der Einsatzbesprechung einschärft hatte. Er war schrecklich nervös doch die Tatsache, dass die Schatten an den Gebäuden von Minute zu Minute größer wurden beruhigten ihn ein wenig. Zwei Häuser vor dem Zielort hielt die Kutsche an und ließ den Einsatztrupp aussteigen. Sofort schwärmten sie aus um zwei Ringe um das Haus zu bilden. Mindorrah, Rogi, Sidney und Charlotta nahmen in einigem Abstand an den vier Ecken des Anwesens ihre Position ein und bildeten einen äußeren Ring. Valdimier und Rib bezogen in der Nähe der Vordertür Stellung und Madame Massive stellte aus sicherer Entfernung die Hintertür unter Bewachung. Ins Haus selbst wurden Kanndra und Max geschickt um die Lage auszukundschaften und die anderen rein zu lassen. Von einer leerstehenden Hütte vis-a-vis[3] konnten Veni und Bregs den Einsatz leiten.

Das Haus und auch der Garten davor boten einen extrem verwahrlosten Anblick. Früher einmal hatte das Grundstück vielleicht einen perfekten Rasen besessen, doch jetzt rankten Unkraut und Dornenhecken meterhoch. Vorsichtig schlich sich Max an das Haus heran. Es war bei den zunehmend dunkler werdenden Lichtverhältnissen kein Problem für den angehenden FROG Späher unentdeckt zu bleiben, aber die Dornbüsche erleichterten ein Vorankommen keineswegs. Die schwierigste Aufgabe bestand eigentlich darin, ohne gröbere Verletzungen und mit einem Mantel der nicht in Streifen vom Körper hing, das Haus zu erreichen. Kanndra würde versuchen übers Dach rein zu kommen um ihren Kollegen die Vordertür zu öffnen. Seine Aufgabe war es durch die Hintertür hinein zu gelangen. Kummervoll betrachtete er seine abgebrochene Klaue. Die Türe war sicher abgeschlossen und würde ein großes Problem darstellen. Das Fenster, das er von seiner Position aus sehen konnte war natürlich von innen zugenagelt worden. Wahrscheinlich gab es irgendein kosmisches Gesetz im Multiversum das gebot, dass an Einsatzorten sämtliche Fenster von innen zugenagelt sein müssen um Schwarzen Männern das Leben zu erschweren... Max schlich mit zunehmender Besorgnis um das Haus herum. Das kleine Fenster neben der Hintertür war ebenfalls zugenagelt. Als der angehende Späher allerdings näher heran schlich, bemerkte er einen kleinen Spalt zwischen dem Fensterrahmen und dem obersten Brett. Max war mit seinen ein Meter achtzig nicht gerade klein, doch der Spalt befand sich trotzdem ein gutes Stück über seinem Kopf. Kurz entschlossen sprang der Schwarze Mann hoch und bohrte seine Klauen in das alte Holz des Türrahmens. Langsam zog er sich nach oben bis sich der Spalt zwischen den Brettern in seiner Augenhöhe befand. Der Raum dahinter war stockdunkel doch Max' Augen durchdrangen die Schwärze problemlos. Es mußte sich um die Küche handeln, doch auch sie schien schon seit sehr langer Zeit nicht mehr benutzt worden zu sein. Gerade als sich der angehende Späher auf einen Schatten in der Küche konzentrieren wollte um sich hinein ziehen zu lassen, meldete sich ungebetenerweise der obere Fensterrahmen mit einem lauten Knirschen zu Wort. Noch ehe Max reagieren konnte krachte er samt Rahmen der noch immer an seinen Krallen steckte zu Boden und landete unsanft auf dem Rücken. Verzweifelt versuchte er den schweren Fensterrahmen abzuschütteln, doch seine Klauen waren durch sein Gewicht viel zu tief ins Holz eingedrungen. Mehrmals stolperte er und fiel zu Boden.
"Was du da machen, Max?" Madame Massive, die sich als Steinhaufen in der Nähe getarnt hatte, richtete sich auf und kam nun unsicher auf ihren Kollegen zu.
Der Schwarze Mann lag auf dem Rücken und versuchte gerade seine Beine unter den Rahmen zu bekommen. "Ich Ähh... Kannst du so nett sein und mir helfen?"
"Was ich sollen tun?" kam die verblüffend schnelle Reaktion der Trollin.
"Schnapp dir den Fensterrahmen und zieh!" Noch ehe diese Worte Max Mund verlassen hatten, bereute er sie auch schon bitterlich. Im nächsten Moment wurde er von den Beinen gerissen und durch die Luft geschleudert. Da das alte Holz aber immer noch nicht nachgab, hing er nun wie ein nasser Mantel in zweieinhalb Meter Höhe von dem Rahmen herab den die Trollin verwundert hochhielt.
"So das nicht klappen", war ihr zutreffender Kommentar.
Max lächelte qualvoll. So hatte er sich seinen ersten Einsatz bestimmt nicht vorgestellt. Warum mußte ausgerechnet ihm so etwas immer wieder passieren.
"Max wo bleibst du so lang?" Kanndra stand plötzlich im Hintereingang des Hauses und starrte ihre Kollegen völlig verblüfft an. "Was macht ihr beiden da?"
Mit einem lauten PFLOPP gaben die hölzernen Fesseln Max endlich frei und er landete ein weiteres Mal unsanft am Boden.
"Äh wir...", war Max' erschöpfende Erklärung.
Ein ganz kurzer Moment peinlichen Schweigens folgte.
"Bleibt am besten gleich draussen. Der Vogel scheint ausgeflogen zu sein aber wir sind am richtigen Ort. Der Typ hat sich in seinem Keller ein größeres Labor eingerichtet. Scheint ziemlich verwüstet worden zu sein. Mindy verständigt gerade SUSI, einen Spurensicherer vorbei zu schicken und Rib sieht sich das Labor an. Scheint nicht viel davon über zu sein. Je weniger Leute hier drin herum stapfen um so besser."

Obwohl der Auftrag so weit erfolgreich gewesen war, hatte Max wieder einmal das Gefühl völlig versagt zu haben. Auf dem Heimweg ins Revier gingen ihm hundert verschieden Sachen durch den Kopf. Fast alle drehten sich um seinen mit ziemlicher Sicherheit bevorstehenden Rauswurf aus FROG
Von SUSI konnte in Lykans Labor weder Aufzeichnungen noch giftige Substanzen sichergestellt werden. Ein Ascheberg in der Mitte des Labors lies allerdings über den Verbleib der Aufzeichnungen Vermutungen zu. Das Verwschinden des ehemaligen Alchemisten wurde nie geklärt.

***


"Wer seid ihr, und was wollt ihr von mir?", Lykan's Stimme bebte vor Angst. Er war an einen Stuhl gefesselt und seine Augen waren verbunden. Sein Hinterkopf schmerzte fürchterlich und er konnte sich nicht erinnern wie er an diesen Ort gekommen war.
"Es iberhaupt nicht wichtig ist, wer wir sind. Es auch nicht wichtig ist was wir mechten. Es von viel gresserer Wichtigkeit ist was du mechtest. Ich dich jetzt werde allein lassen mit meiner teiren Freindin damit du kannst erklären ihr, warum du willst ausleschen ihre ganze Spezies."
Panik stieg in Lykan hoch. Er hörte wie sich Schritte entfernten und eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Doch er war nicht allein im Raum. Er konnte den Werwolf ganz in seiner Nähe riechen und Angst und Ekel überwältigten ihn.
"Aber ihr habt noch nicht gewonnen ihr abscheulichen Kreaturen. Sie werden mein Labor finden und meine Aufzeichnungen", schrie er, "Irgendwer wird mein Werk vollendenden und euch Scheusale für immer von der Scheibe zu wischen."
"Das glaube ich kaum. Wir haben dein Labor zerstört und deine Unterlagen vernichtet. Niemand wir je von deinem dämonischen Lebenswerk erfahren." Mit traurigem Augen und gesenktem Kopf ging Virginia auf den Gefesselten zu und hob ihre zu einer Klaue veränderte Hand zum tödlichen Schlag.

"MÖCHTEST DU ES WISSEN?"
"Was? Wie?" Lykan stand auf und drehte sich zu der in eine schwarze Robe gehüllte Gestalt um. "Meinen Sie mich?"
"ICH HABE MICH GEFRAGT OB DU WISSEN WILLST WER DEINE FRAU DAMALS ERMORDET HAT" antwortete Tod tonlos.
"Ja das will ich! Ja ich will dieses Monster noch einmal sehen bevor..."
Mit einem Mal liefen Bilder in rasender Geschwindigkeit durch seinen Kopf.
Er sah sein Haus und auch seine Frau. Sie war gerade damit beschäftigt im Garten Wäsche auf zu hängen. Sie schrak zusammen. Anscheinend hörte sie im Haus etwas Verdächtiges.
Lykann wimmerte.
Ängstlich bewegte sich seine Frau auf die Hintertür zu die sie wie immer offengelassen hatte. Kaum hatte sie die Türschwelle erreicht, wurde sie auch schon grob ins Haus gezerrt. Ein sehr großer Mann mit einer langen Narbe quer über dem Gesicht, hielt ihr den Mund zu und führte sie roh zu seinen Kollegen die bereits im ganzen Haus damit beschäftigt waren nach Wertgegenständen zu suchen.
"Was machen wir mit ihr Boss?" fragte der Riese dümmlich.
Ein kleiner untersetzter Glatzkopf mit einem schwarzen Schnurrbärtchen trat an die Frau heran und betrachtete sie nachdenklich.
"Sie hat uns gesehen und darf daher nicht am Leben bleiben." Entschied er. "Vergnüg dich mit ihr wenn du willst aber töte sie danach. Aber schön blutig wenn’s geht", er hielt kurz inne und verzog den Mund zu einem dämonischen Grinsen. "Lass das Ganze doch einfach wie einen Überfall von einem Werwolf aussehen."

...WIE EIN ÜBERFALL VON EINEM WERWOLF AUSSEHEN...


Das Begreifen, wich vor dem Entsetzen und das wiederum wich völliger Gleichgültigkeit, als sich Lykan's Astralkörper langsam aufzulösen begann.

Tod war enttäuscht. Er hatte sich mehr erwartet.
[1] Öd ist ein extrem kleines und unbedeutendes Land in den Spitzhornbergen und der Köter machte deswegen so ein Theater weil ihm der Hausherr verstorben war. Das überhaupt jemand außerhalb Öd's von Öd gehört hat verdankt die Bevölkerung ausschließlich diesem Hund.

[2] Um sich das Geräusch zu verinnerlichen stelle man sich einen Troll vor, der auf Eierschalen tritt die zwei Zentimeter dick sind.

[3] Zum Glück gab es tatsächlich ein leerstehendes Haus in der Nähe. Bregs wäre nicht sehr erbaut darüber gewesen auf einen Baum klettern zu müssen

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