Bisher hat keiner bewertet.
Ein offentsichtlich Betrunkener stürzt in das Wachhaus hinein und stammelt etwas
von unheimlichen Geräuschen in der Alchimistengilde. Nichts gewöhnliches,
aber es hat danach nicht Bumm gemacht.
Dafür vergebene Note: 10
Rettich salutierte zackig. Dabei verhedderte sich ihre Hand in den mehr oder weniger wohlgepflegten blonden Bart.
"Sir, ich würde das gerne untersuchen." sagte sie, während sie verzweifelt versuchte, die Hand aus dem Bartgestrüpp zu ziehen. Atera und Zaubberer kicherten, denn es schien, als ob die nun Obergefreite ein Tänzchen aufführt. Tod erkannte keine unfreiwillige Komik im Mißgeschick Rettichs sondern antwortete ernst (wie immer):
"ICH BEWUNDERE DEINEN DIENSTEIFER. UNTERSUCHE DAS UND NIMM ZUR SICHERHEIT EINE TAUBE MIT, FALLS DU VERSTÄRKUNG BENÖTIGST."
Rettich salutierte nocheinmal, diesmal etwas weniger zackig, schlug die Stiefelhacken zusammen und verließ das Wachhaus.
"UM DEN BETRUNKENEN KÜMMERE ICH MICH."rief Tod ihr hinterher." ICH ERWARTE EINIGE INTERESSANTE INFORMATIONEN IN BEZUG AUF SEINEN ZUSTAND." fuhr Tod fort, während er sein Notizbuch aus seiner Kutte hervorholte und die Seite "Erfahrungen mit Genussmitteln, deren Folgen und wie ich sie lerne" aufschlug.
Doch Rettich war schon außer Hörweite.
Als sie schließlich am Gebäude ankam, fiel ihr auf daß ein kleines, schwaches Licht brannte.
Wahrscheinlich ein eifriger Alchemist, der sich noch nicht genug verbrannt hat, dachte sie. Doch ihr Instinkt riet ihr genauer nachzugucken, da es noch immer nicht Bumm gemacht hatte.
Sie blickte durch das Fenster in den spärlich beleuchteten Raum. Ein schwarzer Schemen machte sich an Schränken und Regalen zu schaffen und es kam immer wieder zu eigenartigen, höchst mysteriösen Lauten.
Rettich fasste sich ein Zwergenherz und schlich um die Ecke zu dem geheimen Hintereingang der Gilde. Sie hatte in einem Gespräch mit Grinsi darüber erfahren und so konnte sie und ihre Axt den Einbrecher und offensichtlich Geistesgestörten (nur ein Irrer wühlt in der Dunkelheit zwischen Salpeter und Kohlenstaub) überraschen.
So leise wie möglich aktivierte sie den geheimen Mechanismus.
Doch die Tür sprang nicht wie erwartet auf sondern blieb auf halber Strecke stecken. Rettich mußte wohl oder übel ihre Axt, die doppelt solang wie sie selbt war, als Hebel benutzen. Und das auch noch leise.
Schließlich gelang es ihr und sie konnte die Gilde betreten. Schon nach wenigen Metern vernahm sie wieder diese unheimlichen Geräusche. Ihr Herz rutschte ihr in die Kniekehle (was keine lange Strecke war), während sie sich den Geräuschen näherte. Sie griff ihre Axt fester.
Die Geräusche waren nun ganz nah. Sie stand vor einer Tür und horchte in die Dunkelheit. Es war das schlimmste, was Rettich je vernommen hatte, noch schlimmer als der Gesang Ateras, wenn sie getrunken hatte. Trotzdem öffnete sie die hölzerne Tür.
Vor ihr stand plötzlich der Einbrecher, und sie wollte gerade mit ihrer Axt ausholen, als sie sah, daß es sich um einen jungen Alchemisten handelte.
"Bitte, bitte nicht schlagen." winselte er.
Rettich senkte ihre Axt.
"Warum machst du dich an den Regalen und Schränken hier zur mitternächtlichen Stunde zu schaffen? Du als Alchemist müßtest doch wissen wie riskant das ist."
Beiläufig fiel Rettich auf, daß ihr Gegenüber noch im Besitz seiner Augenbrauen war. Anscheinend ein sehr junger Alchemist.
"Ich weiß. Doch ich konnte einfach nicht anders. Ich bereue es ja schon."
Erst jetzt bemerkte sie, daß sie sich in der Küche der Gilde befanden. Doch auch die Küche der Alchemistengilde zeichnete sich durch ein Gewirr von Kolben, gläsernen Röhren und Tiegeln aus. Kein angenehmer Ort.
Auf den Boden waren Sachen verstreut und bei genaueren Betrachten stellten sie sich als Kekse heraus.
"Du bist ein Mitternachtsnascher, nicht wahr." stellte Rettich fest.
"Ja." sagte der demütig niederknieende und sich somit auf Augenhöhe mit Rettich befindende Alchemist.
"Du weißt, ich muß Anzeige erstatten wegen nächtlicher Ruhestörung."
"Mußt du?"
"Ich muß."
Im weiteren Gespräch erzählte der Alchemist, daß es nie etwas vernünftiges zu Essen gäbe, er halb verhungere und die stibitzten Kekse widerlich wären.
"Dann mußt du wohl was erfinden, was schnell und mit wenigen Handgriffen fertig ist, wenn der kleine Hunger kommt und außerdem schmeckt." riet Rettich.
Der Alchemist strahlte.
"Glaubst du, ich schaffe das. Ich habe hier eigenartige braune Bohnen von einen unbekannten Land, Milch,Erdnüsse, Zucker und Butter. Was kann ich daraus machen."
Rettich war ratlos. Dann erinnerte sie sich daran wie man klatschianischen Kaffe machte. Das hatte sie einmal beobachtet.
"Zerstosse die Bohne. Und misch das Pulver mit der Milch. Beim Rest weiß ich nichts. Misch einfach alles und koche es. Und lasse die Masse dann trocknen."
Das sind, dachte sie, wohl die Grundregeln der Alchemie.
Der Alchemist bedankte sich hastig und verschwand. Rettich blieb alleine zurück und trat die leeren Kekspackungen geschickt unter die Diele, wobei sie aus Versehen die Taube trat, die sich an den Krümmeln zu schaffen gemacht hatte.
Wenige Wochen später machte das Gerücht die Runde, daß Schnapper sich die Rechte einer neuartigen Erfindung gesichert hatte.
Sie hieß Getrocknetes-süßes-mit-Nüssen-drin und war in bunten Papier eingewickelt. Leute die es aßen, konnten danach einen Barbier aufsuchen.
Übrigens, die Taube erholte sich nach zwei Wochen von dem fatalen Tritt.
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