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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht "Observation".
Suche dir eine Person aus, die du einen ganzen Tag (oder Nacht) lang observierst... natürlich ohne, dass du bemerkt wirst.
Dafür vergebene Note: 11
Nächte wie diese ließen Rekrutin Magane an drei Dingen zweifeln. Erstens: konnte es überhaupt einen Sinn dahinter geben, dass sie noch immer lebte; zweitens: war sie wirklich ein Mensch, oder vielleicht doch ein Chaosdämon; und drittens: war sie noch Herrin ihrer sieben Sinne, oder hatte sie inzwischen vollkommen den Verstand verloren. Die einzige Antwort, die sie, zitternd in einem Sessel am Feuer des Wachhauses in der Körselstraße, um sieben Uhr morgens, nach einigem Überlegen, finden konnte war: Du musst eine tote, wahnsinnige Chaosdämonin sein, die den Ärger magisch anzieht. Tatsächlich war sie allerdings ein durchaus lebendiger Mensch, der nur extrem tief in der Scheiße steckte.
~*~
Fast vier Monate waren vergangen, seit Magane beschlossen hatte Wächterin zu werden, ihre Ausbildung näherte sich aber mit atemberaubender Geschwindigkeit (vergleichbar mit der einer altersschwachen Schnecke im Todeskampf) ihrem Ende. Mag war sich noch immer nicht sicher ob sie dieses Ende erleben würde, einige ihrer Mitstreiter waren im Training mit Schwert und Armbrust gefährlicher als ein Troll außer Kontrolle (ist es möglich Trolle zu kontrollieren?). Im Gegensatz zu ihnen hatte sie mit Waffen eigentlich keine Probleme. Natürlich war es nicht immer einfach das zu treffen was man treffen wollte, aber sie schlug sich gar nicht schlecht. Sicherlich hatte es ihr auch nicht geschadet, dass sie bereits ausgezeichnet mit Dolchen, Wurfgeschossen und schweren Gegenständen umgehen konnte, zu irgendetwas musste so eine halbkriminelle Vergangenheit ja gut sein. In den vergangenen zehn Jahren hatte sie ein Nachtleben geführt, geprägt vom täglichen Kampf ums Überleben (da sie nicht arbeitete und demnach kein Geld hatte musste sie klauen), den Lebens(?)-Weisheiten eines Vampirs (Gilden sind was für Anfänger!) und der Suche nach dem Sinn ihres Lebens (sie war fest davon überzeugt dass es diesen Sinn gab). Der Vampir, Jay, war für sie eine Mischung aus bestem Freund, Familie, Püschater, Lehrmeister und vor allem Vermieter / Mitbewohner (sie zahlte zwar keine Miete, aber es war trotzdem immer noch sein Mausoleum, bzw. das seiner Familie, welches sie bewohnten). An ihn war Mag geraten, nachdem sie von Zuhause abgehauen war – dieses Zuhause war bei einer entfernten Verwandten gewesen, die sie gehasst hatte – damals, im zarten Alter von vierzehn Jahren, hätte sie wohl auf den Straßen von Ankh-Morpork nicht überlebt.
Mag starrte in das Feuer – wage flackerten Bilder in ihrem Gedächtnis auf: ihre Eltern die sich um ein krankes Drachenbaby sorgten – der Knall – Feuer – Schmerzen. Sie senkte ihren Blick und starrte dann einen Moment auf ihre Hände, seit vielen Jahren trug sie jetzt Handschuhe, heute waren es seidene, die vollkommen undurchsichtig waren. Den meisten Leuten fiel das nicht weiter auf, oder sie hielten es für eine verrückte Modemacke, das war Mag um einiges lieber als wenn alle auf ihre Hände starren würden. Inzwischen zuckte sie nicht mehr jedes Mal zusammen wenn sich jemand eine Zigarette anzündete, aber sie war sich sicher, dass ihr ihre Angst vor Feuer auf die Dauer noch ernsthafte Schwierigkeiten bereiten würde. Wegen der Handschuhe und dem schwarzen Hut mit der breiten Krempe hatte sie schon vor ein paar Wochen Probleme mit ihrer Ausbilderin Chief-Korporal Charlotta bekommen, zuletzt vor zwei Wochen, sie war wohl bei dieser Gelegenheit etwas frech geworden, offensichtlich so frech, dass sie zur Strafe dazu verdonnert wurde das Lager der beschlagnahmten Gegenstände zu putzen, nicht angenehm aber annehmbar. Hut und Handschuhe trug sie natürlich trotzdem weiter, war ihr doch egal, dass Helme sicherer waren. Außerdem trug sie unter ihrem verbeulten Brustharnisch (ihre erste Übung war: Wie befreie ich meinen Brustharnisch von den Resten meines Vorgängers) ein schwarzes Seidenhemd, dazu die gutsitzende Hose eines Anzuges und perfekt passende tiefschwarze Schuhe aus feinstem Hochlandleder. Natürlich sähe sie um einiges eleganter aus, wenn sie statt des Brustharnisches ihren Umhang tragen dürfte, aber dafür musste man in der Wache wohl IA Agent sein... und davon ist man als Rekrut schließlich noch sehr weit entfernt. Bei dem Gedanken an die Abteilung Intörnal Affärs begann Mag noch viel heftiger zu zittern als zuvor, jeder konnte mal was verbocken, aber warum musste ihr sowas schon während der Ausbildung geschehen...
Alles hatte vor ziemlich genau zwanzig Stunden angefangen, Chief-Korporal Charlotta hatte Mag zu sich zitiert und ihr die für sie perfekte Aufgabe gegeben. Eine Aufgabe die ihr erlaubte in die Nacht zurückzukehren, mit Umhang, Hut und Maske wurde sie zu einem Schatten, zu einem Teil der Nacht, wie früher. Sie hatte es sich nicht besonders schwierig vorgestellt einen Kollegen eine Nacht lang zu beobachten, was sich allerdings als schwierig erwies war die Auswahl des Zielobjektes – wessen Schatten sollte sie werden? Als erstes hatte sie natürlich an einen der Ausbilder gedacht, allerdings wollte sie eigentlich gar nicht wissen, was Chief-Korporal Charlotta und Hauptmann Humph MeckDwarf nachts machten...
~*~
Magane hatte den ganzen Tag darüber nachgedacht, wen sie observieren konnte, ohne zu einem akzeptablen Ergebnis gekommen zu sein, entschied sie, dass es nur eine Möglichkeit gab, sie musste die Götter – oder das Schicksal, ganz nach persönlichem Geschmack – entscheiden lassen. Nachdem sie nach Dienstschluss zuhause (im Mausoleum) gewesen war, wo sie sich umgezogen hatte, entschloss sie sich zum Wachhaus zurückzukehren. Es war kurz vor zehn Uhr, Mag sah jetzt aus wie eine Mischung aus Vampir und Dieb, um noch etwas genauer zu sein, sah sie jetzt ihrem Mitbewohner, der beides war, zum verwechseln ähnlich, was vielleicht daran lag, das sie wie immer seine Kleidung trug. Während sie das Wachhaus betrat überlegte sie sich einen Plan für ihr Gottesurteil (welcher Gott dieses Urteil fällte war ihr egal, solange es nicht Offler war). Der Plan war dermaßen simpel dass auch ein Troll ihn verstanden hätte: Der erste der mir blöd kommt ist dran!
Obwohl es schon relativ spät war, ging es im Wachhaus immer noch sehr lebhaft zu (obgleich etwa die Hälfte der Anwesenden nicht wirklich lebendig waren, ganz oberflächlich betrachtet). Niemand schien sie bemerkt zu haben, die meisten schien sogar der eisige Windhauch, den sie von draußen mitgebracht hatte, kalt zu lassen. Einige Rekruten genehmigten sich noch einen kleinen Gutenachttrunk am Wachetresen, dabei fielen Mag vor allem Knochenlos, Möve, Houp, Alessia und Severius auf, die etwas abseits von den anderen aufgeregt flüsterten, sie wusste natürlich ganz genau über was die fünf sprachen, wahrscheinlich hätte sie sich sogar zu ihnen gesellt, hätte sie jetzt frei. Sie ging mit einem kurzen "Hallo" an ihnen vorbei, ohne allerdings darauf zu achten, was sich vor ihr abspielte, so dass sie beinahe mit Hauptmann MeckDwarf zusammengestoßen wäre, wenn sie nicht rechtzeitig aufgesehen hätte um diese Katastrophe (sie wollte auf keinen Fall Ärger riskieren) zu vermeiden.
"Oh Sör, guten Abend, hätte sie fast nicht gesehen – schönen Feierabend!"
"Hmm?" er sah von den Unterlagen auf, die er im Gehen gelesen hatte und musterte sie, über seine Lesebrille hinweg, mit leicht amüsiertem und dennoch vorwurfsvollem Blick: "Ähm... Danke. Darf man fragen, was sie in dieser Verkleidung vorhaben?"
Mag schilderte ihm kurz ihren Auftrag, darauf hin meinte er nur, dass es da wohl sinnvoll sei sich als Schatten zu verkleiden, er wünschte ihr noch viel Glück und verließ das Wachhaus, sie vermutete, dass er sich auf den Weg nach Hause machte, ging allerdings diesem Gedanken nicht weiter nach, schließlich hatte sie eine Aufgabe.
Magane ging zum Wachetresen zurück und rempelte dabei aus versehen Laiza Harmonie an, sie hatte grade noch Zeit bitte reg dich nicht auf zu denken, als Laiza auch schon losmeckerte: "Pass doch auf wo du gegen rennst, bin ich etwa unsichtbar?" Sie hatte sich herumgedreht und holte unverkennbar bereits zu einer Beleidigung aus, als ihr Mags Äußeres auffiel, sie hob eine Augenbraue, und musterte Mag von oben bis unten. Kopfschüttelnd drehte sie sich wieder zum Wachetresen um, um nach ihrer Tasse zu greifen, nachdem sie einen großen Schluck Tee getrunken und sich wieder Mag zugewandt hatte, fragte sie: "Gibt es in der Stadt einen Maskenball, oder kehrst du doch wieder zu deinem alten Dasein als Dieb zurück?"
Es war Mag nicht bewusst gewesen, aber offensichtlicht kursierten Gerüchte ihre Vergangenheit betreffend in der Wache. Während sie "Wahnsinnig witzig" murmelte und beobachtete wie sich ein fettes Grinsen auf Laizas Gesicht ausbreitete, dachte sie: In Ordnung ich habe mein Opfer.
Ein kurzer Blick auf die Uhr lenkte Laiza Harmonie von Maganes ungewöhnlicher Kleidung ab, sie trank ihren Tee aus, sah noch schnell auf den Dienstplan und machte sich dann auf den Weg. Sie hatte Nachtwache und musste einen anderen Wächter ablösen – offenbar war sie spät dran, denn sie schien es auf einmal furchtbar eilig zu haben. Sicherheitshalber warf auch Mag einen Blick auf den Dienstplan, man konnte ja nie wissen was geschehen würde und sollte deshalb zumindest wissen wo man hin musste. Sie gab Laiza zwei Minuten Vorsprung, verabschiedete sich dann von ihren Freunden, die noch immer abseits standen und flüsterten, und trat dann hinaus in die Kälte.
Dieser Winter war mit Abstand der kälteste, den sie je in Ankh-Morpork erlebt hatte, es schien einem, als würde man automatisch gefrieren, sobald man aus dem Schutz eines Hauses trat. Ein eisiger Windstoß machte ihr schnell klar, dass diese Nacht für sie zur Qual werden würde. Ihre Kleidung war nicht auf solche Temperaturen ausgelegt (da sie einem Untoten gehörte musste sie nicht warm halten, sie musste nur Stil haben). Mag schlang den Umhang enger um ihren Körper, nach genauerer Betrachtung stellte sie fest, dass sie noch nie einen solch kalten Winter erlebt hatte – auch nicht in dem Dorf in dem sie aufgewachsen war.
Laiza war schon nicht mehr zu sehen, offenbar war sie bereits die Kröselstraße heruntergelaufen, das hieß, dass auch Mag sich beeilen musste. Als sie von der Kröselstraße auf die Unbesonnenheitsstraße einbog erhellte kurz Feuer das Gesicht der nun etwa 100 Meter entfernten Verfolgten, sie hatte sich eine Zigarette angezündet.
Atemberaubend dampfte der Ankh in die eisige Nachtluft, der Geruch (sicherlich weniger schlimm als zu wärmeren Zeiten) hatte eine gewisse "heilsame" Wirkung, so verspürte man zum Beispiel keinen Hunger mehr, wenn man an seinen Ufern entlang spazierte, es wurde einem, ganz im Gegenteil, schmerzlich bewusst, dass man etwas im Magen hatte. Genau dieses Gefühl verspürte Mag als sie zum Ankhufer kam, somit war sie nun mit drei Dingen zugleich beschäftigt, dem Rauchgeruch folgen (was ihr zutiefst zuwider war, denn da wo Rauch ist, ist auch Feuer und sie würde freiwillig nie einem Feuer folgen, auch nicht dem einer Zigarette), dabei möglichst leise zu sein und gegen die aufsteigende Übelkeit zu kämpfen. Sie kam auch nach über zehn Jahren Ankh-Morpork noch immer nicht mit dem klar, was im Ankh floss, wenn da überhaupt von fließen die Rede sein konnte... Auch entdeckte sie immer wieder neue hassenswerte Eigenschaften des Flusses, wie zum Beispiel in dem Moment indem Laiza ihre Kippe auf die Oberfläche des Ankhs warf und dabei eine mannshohe Stichflamme entstand – dieser "Fluss" spuckte Feuer (natürlich hatten sich nur die brennbaren Gase entzündet, die bekanntermaßen gelegentlich aus ihm aufsteigen, aber Mag hatte trotzdem Probleme einen entsetzten Aufschrei zu unterdrücken).
Sie folgte ihr über die Ankh Brücke und sah schon von weitem den ungeduldig auf seine Ablösung wartenden Tibor Khäinen, der offenbar noch etwas ganz dringendes zu erledigen hatte. Irgendwie wirkte er komisch, wie er so, unter dem Galgen am Hide Park stehend, vom einem Bein aufs andere wankte. Mag kannte ihn nur flüchtig, dies traf allerdings scheinbar auf Laiza nicht zu, denn die beiden begrüßten sich ziemlich herzlich. Magane sah sich um, sie brauchte einen Platz von dem aus sie alles beobachten konnte aber selbst nicht gesehen wurde – das perfekte Versteck – wenn möglich sollte es auch noch Schutz vor dem eisigen Wind bieten und richtig gut wäre ein heißer Kakao... aber daran war wohl nicht zu denken. Nach längerer Suche fand sie einen vielversprechend aussehenden dunklen Hauseingang, in dem sie es sich bequem machte.
~*~
Es wurde extrem langweilig, weit langweiliger als sie es sich vorgestellt hatte, es geschah absolut nichts und gegen den Fluss der Zeit wirkte der Ankh wie eine munter sprudelndes Bächlein. Laiza bewegte sich kaum, nur gelegentlich wechselte sie das Standbein. Die Kälte schien ihr nicht viel auszumachen (kein Wunder bei der dicken Kleidung aus schwarzem Leder, welches wahrscheinlich aus Überwald stammte), sie zündete sich ab und zu eine Zigarette an und schien ihre Umgebung zu fühlen anstatt sie zu sehen – zu diesem Zweck schloss sie wohl auch immer wieder für einige Minuten die Augen. Dabei erschien sie allerdings vollkommen wach, sie hätte jederzeit das Schwert, auf das sie sich die meiste Zeit stützte, zum Kampfe heben können. Mag hatte jegliches Zeitgefühl verloren, ihre langen Finger schmerzten vor Kälte (ihre verbrannten Hände kühlten sehr schnell aus, viel schneller als gesunde) und an ihrer Nase hatte sich ein Eiszapfen gebildet. Seit es zu schneien angefangen hatte, hörte man fast nichts mehr und selbst der Gestank vom Ankh war beinahe nicht mehr zu riechen. Wäre es nicht so kalt gewesen wäre Mag vielleicht eingeschlafen, unter diesen Umständen allerdings hatte sie Angst am nächsten Morgen als Eisskulptur zu erwachen und begleitet vom Tod ins Jenseits hinüber zu wechseln. Mag sah während dieser vier Stunden, mal ganz abgesehen von Laiza, nur drei Personen, alle drei gingen von der Unvergleichlichen Straße, am Galgen vorbei, in die Mumpitzstraße. Zuerst ein aneinandergekuscheltes Pärchen, die ihre Mäntel fest umeinander geschlungen hatten und offensichtlich sehr verliebt und sehr glücklich waren. Ihnen folgte, nur wenige Augenblicke später, eine schwarzverhüllte, sehr magere und sehr große Gestalt, unter deren Kapuze es seltsam blau glühte – Mag wusste wer es war, obgleich er es nicht sein konnte, denn schließlich konnten nur Tote, Katzen und Hexen ihn sehen, deswegen würde sie ihn auch nicht in ihrem Bericht erwähnen und sie würde auch diesmal niemandem davon erzählen. Sie sah ihn immer wieder und nicht nur ihn, sondern natürlich auch seinen kleinen quiekenden Kumpanen. Manchmal nickte er ihr zu, oder erhob zum Gruß die Hand, am Anfang hatte sie sich schrecklich vor ihm gefürchtet, doch mit der Zeit war es sehr normal für sie geworden. Heute war er offenbar in Eile, was auch immer diesem jungen Paar widerfuhr, es geschah bald, dennoch blieb er am Galgen stehen und nahm sich die Zeit sich kurz umzusehen, als sei er auf der Suche nach etwas, dann sah er sie an, nickte ihr zu und ging weiter. Laiza hatte davon naturgemäß nichts mitbekommen, sie schrieb sich nur das Pärchen und die Uhrzeit in ihr Notizbuch.
~*~
Als die Schicht endlich zuende war und Laizas Ablösung aufgetaucht war (ein Wächter, den Mag nicht kannte), ging die Nacht erst richtig los. Mag war müde, normalerweise hätte es ihr nichts ausgemacht, die ganze Nacht durch die Gegend zu ziehen, aber heute hatte sie ja schon einen vollen Arbeitstag hinter sich, außerdem hatte sie Hunger und da änderte auch der Ankh nichts mehr dran, denn der war, wie der Rest der Stadt, von einer ein paar Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt. Der Schnee machte Ankh-Morpork nicht freundlicher, anderen Städten mochte er einen gewissen Zauber verleihen, aber diese Stadt machte er nur heller und etwas ruhiger, im Normalfall wäre dass sicherlich positiv gewesen, allerdings nicht wenn man wie ein Dieb durch die nacht schleicht und bitte nicht entdeckt werden will. Die Beobachtete verhielt sich seltsam, sie lief Umwege, schlug sogar Harken. Hat sie mich entdeckt, kann sie mich gesehen oder gehört haben? schoss es Mag durch den Kopf. Sie gab sich alle Mühe an ihr dran zu bleiben, Laiza war schnell, aber sie hatte nicht mit Mags jahrelanger Erfahrung gerechnet. Nachdem sie ihr lange – es erschien Magane wie eine Ewigkeit – durch das nächtliche Ankh-Morpork gefolgt war und sie zum dritten Mal an der "Geflickten Trommel" angelangt waren, war Laiza plötzlich weg. Mit einem leisen Fluch (auf die Stadt, die Straßen und alles Lebendige in ihnen) sah Mag sich um. Nichts, die Observierte hatte sich in Luft aufgelöst, also hatte sie ganz umsonst gefroren, dann nahm sie die Maske ab, es war vorbei.
Sie fluchte noch einmal, diesmal allerdings viel gezielter und auch etwas lauter, sah sich dann ein weiteres Mal um, als erwartete sie eine Reaktion auf diese unsägliche Beleidigung, aber alles was sie sah war die Taverne und vor ihr die obligatorischen Glasscherben, die im hier etwas dünneren Schnee (offenbar machte Niederschlag einen großen Bogen um die Geflickte Trommel) unheilvoll glitzerten. Nach einem weiteren sehr unfeinen Fluch beschloss sie was zu trinken (ob man wohl um die Zeit Tee bekommen kann – natürlich kann man in der Trommel auch um vier Uhr nachts keinen Tee bekommen, aber schon allein der Gedanke an ein nicht alkoholisches Getränk zeigte ihren guten Willen), sich aufzuwärmen und diese Nacht zu vergessen – kurz sie betrat die Trommel.
Die Trommel war ähnlich voll wie immer, zwielichtige Schattengestalten gingen ihren Geschäften nach – Geschäfte die Mag nicht interessierten, weil sie zum einen nur eine unerfahrene Rekrutin war und zum anderen grade beschlossen hatte, dass die nicht mehr im Dienst war. Sie setzte sich in eine Ecke, bestellte sich einen Glühwein und begann die Leute zu beobachten. Sie alle benahmen sich genauso wie sonst auch, der Wirt diskutierte lautstark mit zweien seiner Gäste über die Höhe des Betrages, den sie zu zahlen hatten, die anderen taten als würden sie das nicht hören und taten was sie immer taten. Mag nahm ihren Hut nicht ab, am liebsten wäre sie unsichtbar gewesen, zwar interessierte sich hier niemand für sie, aber Desinteresse reichte einfach nicht aus. Sie legte ihre Hände um den heißen Glühweinbecher, sie schmerzten immer noch, nein Kälte war nichts für sie, vielleicht sollte sie sich von ihrem ersten Geld warme wollegefütterte Lederhandschuhe kaufen. Nur wo, wer machte hier Handschuhe nach Maß? Schließlich hatte sie ungewöhnlich lange und dabei sehr dünne Hände (genau wie ihre Großmutter, von der sie die fünf Paar Handschuhe, die sie besaß, vor Jahren geschenkt bekommen hatte), die Maßanfertigungen erforderten. Langsam ließ der Schmerz nach und sie lächelte in ihren Glühwein, als hoffte sie Reißzähne zu finden, als sie wieder aufsah hatte sie für einen kurzen Augenblick freie Sicht auf die gegenüberliegend Ecke. Mag schien heute mehr Glück als Verstand zu haben, denn genau dort in der Ecke auf der andern Seite des Lokals saß Laiza Harmonie und beschäftigte sich rauchend mit ihrem Grog. Sie hatte sie nicht abgehängt, sie war nur schon in der Taverne verschwunden gewesen, Mags Laune besserte sich schlagartig, lächelnd dachte sie daran, dass ihre Aufgabe jetzt doch noch zu einem guten Ende kommen konnte. Schnell hatte sie eine Erklärung für den Alkohol im Dienst (sie war ab sofort wieder im Dienst) parat, schließlich sollte man ja nicht auffallen, und jemand der nachts um vier in der Trommel etwas Alkoholfreies trinkt fällt auf. Sie beobachtete wie innerhalb der nächsten paar Minuten vier Personen die Taverne betraten, sie kamen alle einzeln, gehörten aber wohl zusammen – und zu Laiza, denn sie setzten sich zu ihr an den Tisch. Diese vier Personen unterschieden sich nicht besonders von der sonstigen Klientel der Trommel, wenn man davon absah, dass sie sich mitten in der Nacht mit einer uniformierten Wächterin, zum Kartenspiel trafen. Soweit Mag es erkennen konnte gab es keine großartige Begrüßung, sie schienen kaum miteinander zu reden und als alle vier da waren, begann der Letzte unmittelbar mit dem Mischen der Karten, es sah aus wie Poker – obgleich aus dieser Entfernung wahrscheinlich jedes Spiel wie Poker aussah. Einige Gäste entschieden sich die Taverne zu verlassen ("Lasst uns das wie Männer klären." – "Ja, gehen wir raus, vor der Tür lässt sich’s besser reden.") und verschafften Mag dadurch dauerhaft freie Sicht auf den Tisch in der anderen Ecke, Laiza hatte grade ihren zweiten Grog bekommen und scheinbar ein Spiel gewonnen.
Einige Zeit später öffnete sich erneut die Tür, eine weitere vermummte Gestalt trat herein und ließ ihren Blick durch das Etablissement schweifen, die Person schien etwas zu suchen und fand es in Mags Ecke.
"Ist dieser Platz noch frei?"
"Wenn's unbedingt sein muss und es sonst keinen anderen freien Platz auf der ganzen Scheibe gibt."
"Ja, es muss sein, hallo Kleine", er warf die Kapuze zurück und grinste sie breit an, ohne dabei die Zähne zu zeigen, jetzt erkannte Mag ihren besten Freund, er war ungewöhnlich blass, selbst für einen Vampir, dabei achtete grade er immer auf eine möglichst menschliche Hautfarbe. "Ich hatte irgendwie geahnt, dass du dir meinen Umhang geliehen hast, steht dir, du solltest öfter Umhang tragen, was machst du hier? Müsstest du nicht eigentlich friedlich in einem warmen Schlafsaal in deinem Bett liegen und tief und fest pennen?"
"Ich observiere", Mag hatte nicht vorgehabt sich hier zu unterhalten, da sie allerdings auch nicht ihren besten Freund, den sie ohnehin kaum noch sah, wegschicken wollte, war wohl eine kurze Unterhaltung, mit aller Konzentration auf das Kommen und Gehen, möglich, "Was treibt dich hier her, warum bist du nicht auf der Jagd?"
"Es gibt keine Ratten mehr auf meinem Friedhof. Ich habe heute Abend den alten Kant (Stammvater aller Ratten des Friedhofs, den Jay bewohnt) gefunden, tot... erfroren! Er war der letzte, alle anderen sind abgewandert in wärmere Gefilde oder tot, ich kann nicht mehr jagen... nicht zuhause", er bestellte sich einen Knieweich. Jay war schon sehr alt (Mag hatte irgendwann herausgefunden, dass seine Mutter vor inzwischen fast dreihundert Jahren verstorben war, damit war er selbst für einen Vampir schon alt), verhielt sich allerdings noch immer wie ein Lebendiger, zumindest versuchte er es.
"Bist du deswegen so blass?"
"Wird wohl so sein...", ein junger Kellner brachte den bestellten Knieweich, er musste sich etwas vorbeugen um das Getränk vor Jay auf den Tisch zu stellen. Es entging Mag nicht, dass ihr Freund dabei lüstern auf den Hals des Jungen starrte, er gab dem Verlangen zuzubeißen aber nicht nach, da er sich plötzlich zu erinnern schien, dass er sich in einer gutbesuchten Taverne befand, bedankte sich und kippte seinen Knieweich in einem Schluck herunter. Er sah gar nicht gut aus und wenn er Menschen als potenzielle Beute sah, war es schon weit gekommen (nach eigenen Angaben hatte er seit hundertdreiundzwanzig Jahren keinen Menschen mehr gebissen, was er immer mit Stolz betonte)
"Jay, du musst dringend etwas trinken, bevor du noch zur wilden Bestie wirst, wenn's nicht anders geht, brich in einen Stall ein und beiß ein Schaf, oder so", in diesem Moment bemerkte Mag, dass Laiza inzwischen auf Bier umgestiegen war, auch Jay änderte sein Getränk, er ging zu Rotwein über ("Denkerblut, du glaubst nicht wie viele Dichter ausschließlich unter Alkohol- und Drogeneinfluss arbeiten können"). Er war ein echtes Kind Ankh-Morporks, hier hatte er gelebt, hier hatte er geliebt, hier war er gebissen worden und auch sein untotes Dasein hatte er hier gefristet – er kannte die Stadt so gut, wenn nicht besser, wie seinen eigenen Sarg, gemocht hatte er sie trotzdem noch nie.
"Wäre ich jetzt in Überwald, wo unsereins hingehört, dann hätte ich heute Nacht geliebt und wäre satt..."
"Jay, was willst du jetzt damit sagen, dass du nach Überwald ziehen und dich da wie ein richtiger Vampir benehmen willst? Das willst du nicht, das wolltest du nie..."
"Ich will aber auch keine Schafe beißen, diese Viecher schmecken dämlich – korrigiere sie sind dämlich", er schnaubte verächtlich, Schafe waren natürlich eindeutig unter seinem Niveau, zu dumm, deswegen ernährte er sich normalerweise auch nur von Ratten, welche zwar ausgesprochen intelligent waren, aber dumm genug, um sich von ihm fangen zu lassen. Laiza war aufgestanden und bewegte sich nun auf die Tür zu, das Spiel war wohl beendet. Mag trank ihren inzwischen kalten Glühwein aus, stand auf und küsste Jay zum Abschied auf die Wange, "Ich muss weg, beiß was, egal was, nur keinen Menschen, wir sehen uns."
"Ja, Mutti... ", er sah sie gequält an und stand dann ebenfalls auf, "... warte, ich komm mit raus, dann krieg ich vielleicht doch noch vor Tagesanbruch was zwischen die Zähne."
~*~
Sie verließen die Taverne kurz nach Laiza, es musste jetzt etwa fünf Uhr morgens sein, dementsprechend war noch immer finsterste Nacht, inzwischen hatten sich die Wolken verzogen, aber weder das Sternenlicht noch das schwache Leuchten des Mondes schafften es die dicke Luft Ankh-Morporks zu durchdringen. Mag fragte sich mal wieder, wie die Stadt es schaffte diesen Schmutzschild so schnell nach einem Niederschlag wieder aufzubauen, sie war der festen Überzeugung, dass man diese Stadt nicht mögen konnte, sie war einfach zu schwer erträglich. Vor dem Lokal schlug der Vampir dann einen anderen Weg ein als Mag, die Laiza nicht aus den Augen verlieren wollte. Es folgte eine weitere Verfolgungsjagd durch die, von tiefer Nacht umschlossenen, Straßen der Stadt, es war offensichtlich, dass Laiza versuchte sie abzuschütteln – Mag musste sich eingestehen doch nicht so gut zu sein, aber es war ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen und sie würde das hier bis zum bitteren Ende durchstehen. Außerdem... vielleicht hatte Laiza ja auch nur eine kranke Vorliebe für nächtliche Spaziergänge bei Temperaturen bei denen selbst die hartgesottensten unter den Eiszapfen erbärmlich froren.
Langsam begann der Morgen zu grauen, Mag hatte das Gefühl es gäbe keinen Ort der Stadt, wo sie nicht schon mindestens zweimal gewesen waren, die Straßen waren noch immer wie leergefegt, bei der Kälte schien niemand das Haus verlassen zu wollen. Mag war inzwischen nicht mehr müde, ihr tat auch nichts mehr weh, der Hunger war verschwunden, sie spürte nahezu nichts mehr, sie wollte nur noch, dass diese Nacht endlich vorbei ging und sie in ihr Bett im warmen Schlafsaal in der Kröselstraße fallen konnte. Sie bog um eine, ihr inzwischen wohlbekannte, Ecke und noch bevor sie sich darauf freuen konnte einen Moment vor der Tür der Trommel im Warmen zu stehen spürte sie einen äußerst unfreundlichen Dolch an ihrem Hals. Plötzlich stand die Verfolgte hinter ihr, der Dolch in ihrer Hand war dermaßen kalt, dass Mag das Gefühl hatte die Haut an ihrem Hals würde augenblicklich gefrieren.
"Wieso verfolgst du mich? Macht dir das etwa Spaß?" Das Zischen war unüberhörbar ein sehr wütendes solches, sie würde die Wahrheit nicht gelten lassen, sie würde ihr schon nicht zuhören wollen... "Du hast einen vollen Arbeitstag hinter dir und hast nichts besseres zu tun als mir nachzulaufen?"
"Laiza..." das Sprechen erwies sich als äußerst schwierige Sache mit einem Dolch an der Kehle "...ich kann ... das erklären ... nimm das ... Ding weg"
Die Klinge entfernte sich etwas von ihrem Hals, allerdings nicht soweit, dass sie sich übermäßig hätte bewegen können, ohne sich dabei üble Schnitte zu holen, "könntest du das Ding vielleicht noch etwas weiter wegnehmen?" Sie beschloss gar nichts zu erklären, niemand erklärt etwas, wenn er mit einer verdammt scharfen Waffe bedroht wird... Laiza ließ den Dolch sinken und genau darauf hatte Mag gewartet, sie drehte sich blitzschnell um und schlug zu... Sie hatte nicht erwartet zu treffen, noch weniger hatte sie erwartet Schaden anzurichten. Umso mehr wunderte es sie, dass erstens Laiza am Boden lag, zweitens ihre Hand höllisch weh tat und drittens sie Blut am Handschuh hatte. Die Pause, die entstand als beide das Geschehene kurz Revue passieren ließen, nutzte Mag um sich die Handschuhe auszuziehen (Blut war schon schlimm genug, wer weiß was so was noch mit sich brachte) und in eine Innentasche des Umhangs steckte, während Laiza sich hochrappelte. Der darauf folgende Kampf war so heftig wie kurz. Laiza schlug relativ unvermittelt zurück und erwischte Mag eiskalt mit einem rechten Harken, sie spürte sofort wie ihr linkes Auge anschwoll, wenn sie es jetzt sofort kühlte, würde es nicht... der Schwung des Schlages hatte ihren Blick zu Boden gerichtet, einige Schritte entfernt lag der Dolch unheilvoll glänzend im Schnee. Mag bückte sch zu ihm herunter und hob ihn auf – natürlich hätte sie sich nicht bücken sollen, ein Fehler, der einem in einem Kampf nicht unterlaufen sollte, denn gleichzeitig erkannte Laiza die sich bietende Gelegenheit und nutzte sie, indem sie Mag heftig in den Nacken schlug. Woraufhin diese sich gar nicht erst aufrichtete und gleich die Waffe in Richtung der Gegnerin schwang, Laiza fiel zu Boden, Mag hatte sie offenbar am Bein erwischt, denn sie blutete jetzt nicht mehr nur aus der Nase sondern auch ziemlich heftig aus einer klaffenden Wunde am Bein. Zwar war der Kampf noch nicht wirklich am Ende, die Siegerin stand allerdings bereits zweifelsfrei fest, die Entscheidung fiel spätestens als Laiza versuchte wieder auf die Beine zu kommen, sich dabei aber unglücklich auf einer großen Scherbe aufstützte, welche zerbrach und ihr übel die Hand zerschnitt.
Gerade als sich Magane zu ihrer Gegnerin herunterbeugte, um ihr Fairerweise aufzuhelfen, bevor sie ihr den Gnadenstoß verpasste, wurden sie von einem gebrüllten "AUS-EIN-ANDER!!!" unterbrochen.
Langsam, sehr langsam richtete sich Mag auf, natürlich hatte sie die Stimme des Mannes erkannt, der einige Schritte entfernt hinter ihr stand, sie wagte es nicht sich herum zu drehen, obgleich sie wusste, dass alles was sie tat, um das Kommende heraus zu zögern, es nur noch viel schlimmer machte. Was, bei allen Göttern, tat er um diese Zeit hier? Wieso lag er nicht in seinem Bett und schlief? Fragen die sie vielleicht hätte beantworten können, wenn sie sich am Abend dafür entschieden hätte ihn statt Laiza zu observieren. Noch langsamer (es schien als würde die Zeit rückwärts laufen) drehte sie sich um, genau wie sie erwartet hatte, sah sie Hauptmann Humph MeckDwarf, er wirkte verschlafen, zerzaust und sehr wütend. Mag dachte kurz darüber nach, ihn zu fragen, warum er um diese Zeit unterwegs war, entschied sich dann aber, nach einem kurzen Blick in seine Augen, dagegen, die Motive des Hauptmannes gehörten nun wirklich nicht zu den Dingen die sie jetzt interessieren sollten. Der beträchtliche Größenunterschied, der ihr am Abend noch aufgefallen war, schien gewaltig geschrumpft zu sein, eine Empfindung, die wahrscheinlich mit ihrem Drang augenblicklich im Boden zu versinken zusammenhing.
"Ähm... gu... guten Morgen, Sör...", sie musste sich selbst eingestehen, dass das ein extrem kümmerlicher Versuch war den Hauptmann von der Normalität der Lage zu überzeugen. Er zog eine Augenbraue hoch, blickte an Mag vorbei, auf die grade mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstehende Laiza und den dunkelverfärbten Schnee in ihrer näheren Umgebung und sagte dann: "Da kann man geteilter Ansicht sein... Was geht hier vor?"
"Wir sind... ähm... leicht... aneinandergeraten, Sör", und auch das war kümmerlich, wieso wollte ihr nichts besseres einfallen?
"LEICHT ANEINANDERGERATEN??? Dann will ich nicht wissen wie bei dir ernsthafte Auseinandersetzungen aussehen, ich werde mich jetzt um dein Opfer kümmern und ich erwarte, dass du um acht Uhr, PÜNKTLICH, in meinem Büro erscheinst... geh mir aus den Augen... verschwinde."
Wohin? Egal, Hauptsache weg! Mag hatte Angst, Angst vor den Folgen dieser Aktion, obwohl sie nicht wusste, wie schlimm es für sie werden konnte und sie noch nicht einmal einen Schimmer hatte, wie ernst Laizas Verletzungen waren, ahnte sie doch, dass sie aus dieser Sache nicht so ohne weiteres herauskommen würde. Sie lief zurück zum Wachhaus in der Kröselstraße, wäre sie doch nur zuhause geblieben, an Schlaf war natürlich nicht zu denken, ihr Hunger war verflogen, an seiner Stelle hatte sich nun das flaue Gefühl der Angst breitgemacht – einzig die Kälte war noch immer unverändert da, nur schien sie noch allesdurchdringender geworden zu sein. Im Wachhaus angekommen verkroch sie sich in einen Sessel am Feuer und wartete darauf, dass es acht Uhr wurde.
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