Die Metapher

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von Obergefreite Will Passdochauf (SEALS)
Online seit 30. 11. 2003
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Was man mühelos erreichen kann,
ist gewöhnlich nicht der Mühe wert,
erreicht zu werden.

Dafür vergebene Note: 11

Eine Hand erschien in der Öffnung und schob die Lianen vom Eingang weg. Vorsichtig stieg der Mann, dem die Hand gehörte über eine Wurzel und richtete sich auf. Er hielt die Fackel hoch und betrachtete den Raum. Seine Augen strahlten vor Freude, oder besser gesagt nur das eine Auge da das andere hinter einem Verband verborgen blieb.
Er drehte sich zu seinem Begleiter um. "Wir sind da! Endlich hab ich es gefunden. Das Artefakt meiner Träume!"
Er ging zum Altar auf dem das was er so lange gesucht hatte lag. Er streckte seine Hände aus um es endlich anfassen zu können.
"Halt", rief der andere.
Der erste wirbelte herum. "Was ist los, List? Wieso willst du mich die Minuten meines Triumphs nicht auskosten lassen?"
"Was ist, wenn sich dann noch eine Falle auslöst, sobald du das Ding da weg nimmst, Nikolai? Weißt du ich möchte ungern in einem Loch, das voll mit hungrigen Pumas ist, landen".
"Glaube mir mein Freund, ich möchte nicht mal in ein Loch fallen in dem sich ein satter Puma, befindet. Wir haben genauso wie in der Legende beschrieben die beiden Proben überstanden und somit droht uns keine Gefahr".
Als sich der Forscher wieder zu diesem komischen Ding wandte, wollte List sagen 'diese ganze Geschichte hat mir einen gebrochenen Arm und eine Allergie gegen die Farbe "grün" beschert. Du hast sogar ein Auge weniger als am Anfang der Expedition, wieso sollte jetzt alles nach Plan gehen?', aber er ließ es dann doch sein, er würde ihn sowieso nicht aufhalten können.
Es flogen keine Bolzen und der Ausgang verschloss sich auch nicht als Nikolai die Reliquie aufhob. Sein Assistent wunderte sich über sich selbst als er merkte er fast enttäuscht darüber war.
Der Führer der beiden, der den Raum gerade betrat [1] stieß einen lauten entsetzten Schrei aus und begann sofort schnell in seiner Sprache zu sprechen und komische Gesten zu machen.
Nikolai sah fragend zu seinem Assistenten.
Lists Stimme klang rau als er antwortete. "Chobi behauptet dass das Ding verflucht ist."
Der andere verkniff sich ein Lächeln. "Natürlich ist es verflucht", meinte er, "solche Sachen sind immer verflucht das gehört sozusagen zur Tradition. Frag ihn um was es sich bei dem Fluch handelt."
Nach einem kurzen Wortwechsel sprach der Jüngere wieder zum Forscher. "Er sagt, dass bevor acht Tränen die bunte Säule von Pardali hinunter fließen, dieses nutzlose Ding ... wie er es nannte", beeilte er sich hinzuzufügen als er den harten Blick von Nikolai auf sich spürte, "durch ein Windspiel verschwinden wird."
"Bist du dir sicher dass du richtig übersetzt hast?"
List nickte. "Klar."
"Kannst du mir dann bitte erklären wie etwas, was normalerweise irgendwo in der Gegend herum hängt und komische Geräusche von sich gibt dafür sorgen soll das mein Artefakt verschwindet?"
"Ähm... vielleicht handelt es sich um ein magisches Windspiel", murmelte der Junge, "oder es ist eine Metapher. Du weißt schon, die sagen Windspiel und meinen einen Orkan oder so."
Der Alte schüttelte verneinend den Kopf. "Du magst zwar ein Naturtalent in Sachen Sprachen sein aber dir fehlt es definitiv an gesundem Menschenverstand. Wilde sind nicht in der Lage Metaphern zu nutzen. Deswegen sind sie Wilde."
Er zwinkerte List zu und hielt die Reliquie hoch gegen den Lichtstrahl der durch einen Riss in der Decke hinein drang. Er hatte ihn gefunden und die ganze Welt wurde davon erfahren. Seine Kollegen zu Hause in Ankh-Morpork würden sicher vor Neid platzen denn hier in seinen Händen war er, der verfluchte Webel von Kara-Kaxa.

~~~~~

Ein Donnern kam immer näher. Die beiden Wächter, die es sich kurz davor vor der beißenden Kälte in einer windstillen Ecke gemütlich gemacht hatten richteten sich wieder auf und spähten zur Richtung aus von der sie glaubten, dass das ungewöhnliche Geräusch kam.
Sergji non de la stieß Dennis an. "Was ist das?"
Der Lärm wurde immer lauter. "Ich wette, das ist ein Karren". Der Verkehrsexperte grinste, was beim blassen Mondlicht so aussah als würde er eine Grimasse schneiden, und machte sich auf seinen 'Einsatz' bereit. Als er das erste Zugtier sehen konnte fing er an zu laufen und zwar in die gleiche Richtung wie das Gefährt. Er hatte das ganze schon mal bei einem Klicker gesehen und freute sich das er es endlich auch ausprobieren durfte. Es musste einfach klappen. Als er auf gleicher Höhe mit dem Kutschbock war sprang er und... er verfehlte sein Ziel. Statt auf neben dem Fahrer zu landen hing er nun an der Seite des Karren. Mühsam kletterte er nach vorne. Dort riss er dem Lenker die Zügel aus der Hand und brachte die beiden Pferde zum stehen.
Erst jetzt nahm der Hauptgefreite die 'Kleinigkeiten' wahr. Den Mann, der neben ihm saß, wild gestikulierte und etwas zu sagen versuchte, was aber beim allgemeinen Lärm unterging und die, ungefähr zwei duzend Männer, die auf der Ladefläche übereinander 'gestapelt' waren und sich jetzt lauthals beschwerten. Sie alle trugen, genauso wie der Lenker, eine Uniform und rochen so als hätten sie in Bier gebadet.
Er wandte sich an den Fahrer. "Karrenlizenz und die Genehmigung für den Transport von Personen, die fähig sind ihre Meinung zu äußern", verlangte er routiniert.
Dieser holte murrend ein paar zerknitterte Blätter aus seiner Jackentasche, reichte sie dem Wächter und meinte knapp, "wir schiehnd von der Gilde."
"Genau", mischte sich einer der Passagiere ein, "von der Gilde für den öffentlichn Verkehr."
"Und du hast gerade unscheren Gildeninitadingsch geschtört", fügte ein anderer hinzu.
"Ihr seid mitten in der Nacht lärmend, betrunken, ohne Licht, mit überhöhter Geschwindigkeit, auf einem überfüllten Karren durch die Straßen der Stadt gerast", zählte Sergji, der kurz nach Dennis 'Eingriff' am Karren angekommen war, die Verstöße auf und ignorierte dabei die grimmigen Blicke die ihm die Betrunkenen zu warfen. "Keine Gildenmitgliedschaft auf der ganzen Scheibe gibt euch das Recht so was zu tun."
"Stimmt", bestätigte Dennis, "und deswegen fahren wir alle jetzt zur Wache und ihr dürft die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringen."
Die Proteste der Mehrheit der Besatzung überhörend, lenkte Schmied das Gefährt in Richtung Pseudopolisplatz.
~~~~~

Mit flinken Bewegungen schraubte der junge Gelegenheitsdieb das Gitter vom Fenster, während sein Freund weiter vorne Schmiere stand. Er seufzte erleichtert als sich auch die letzte Schraube löste und in seiner Hosentasche landete. So lautlos wie er konnte nahm er das Gitter und lehnte es an die Hauswand. Danach hebelte er das Fenster mit einem Dolch aus den Angeln und rief nach seinem Freund. "Psst."
"Muss ich dir jetzt durch das Fenster helfen?", fragte dieser als er näher kam.
"Ja", antwortete der erste nickend, "und hör auf so nervös zu sein", fügte er hinzu als er bemerkte wie sein Gegenüber immer wieder zu den beiden Enden der Gasse sah. "Vertrau mir, Erik. Alles wird gut gehen."
"Ich kann diesem Kassenwart der Gilde nicht vertrauen", brummte Erik und faltete seine Hände so, das sie der andere als Stufe benutzten konnte. "Nur weil du ihn bestochen hast, Simon, bedeutet das noch lange nicht dass hier nicht doch irgendein lizenzierter Dieb auftaucht und uns Probleme macht."
Erik konnte leider nicht mehr verstehen was sein Komplize vom Inneren des Gebäudes als Antwort murmelte.
Simon zündete ein Streichholz an und versuchte sich zu orientieren. Auf Truhen waren Kisten unterschiedlicher Größe gestapelt, die wiederum den Anschein erweckten eine fingerdicke Staubschicht zu besitzen. Als er das gesuchte Objekt genau an dem Ort fand der ihm beschrieben worden war, regten sich erste Zweifel in ihm. Er pustete den Staub von dem Kästchen und es erschien wie erwartet ein Etikett mit der Aufschrift "V.W.K.-Wiewunderwald". Er fragte sich wie ihr Auftraggeber nur so viele Details wusste, war er am Ende vielleicht einer dieser eingebildeten Neureichen, die ihr Sicherheitssystem an einer lebenden Person testen wollten? Er versuchte diese beunruhigenden Gedanken zu verdrängen und griff vorsichtig nach dem wofür er gekommen war. Er hob es auf und... nichts passierte. Es schlug kein Alarm und es fiel auch kein Käfig auf ihn. Hastig ging er zurück zum Fenster, flüsterte knapp "ich habe es" und reichte es seinem Freund. Er selbst stieg auf eine der Holzkisten und kletterte hinaus.
Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Siehst du? Es lief alles wie am Schnürchen."
"Noch sind wir nicht fertig", erinnerte ihn der angesprochene und gab ihm das Fenster. "Du weißt ja was der Alte von uns verlangte."
"Ja, ja, ich weiß", brummte Simon, "aber wieso der Aufwand? Die werden doch eh merken dass was fehlt, egal ob es eindeutige Spuren gibt die auf einen Einbruch hinweisen oder nicht". Er befestigte das Fenster an seiner früheren Position und griff nach dem Gitter.
"Er will es nun mal so und er ist derjenige der uns für diese Sache hier bezahlt, also mach endlich schneller", drängte ihn Erik.
"Hetze mich nicht, ich hab sowieso nur noch 3 Schrauben."
Zwei dunkle Schatten erschienen an einem Ende der Gasse.
"Mist", fluchte Erik, stieß seinen Kumpel an, nahm das Päckchen an sich und flüchtete. Gleich darauf folgte ihm auch Simon.
Die beiden Wächter, denen die verräterischen Schatten gehörten, nahmen die Verfolgung auf. Einer der beiden rief: "Stehen bleiben im Namen der Stadtwache", was aber die zwei Gelegenheitsdiebe nur dazu animierte schneller zu laufen.
"Glaubst du", keuchte Will, "das wir die beiden fangen können?"
"Noch sehen wir sie ja".
Die beiden Voranlaufenden verschwanden in einem Lagerhaus.
"Na gut! Jetzt nicht mehr aber wenigsten wissen wir ja wo sie hin sind".
Mutig betraten die beiden Wächter das dunkle Gebäude.
"Sollen wir es noch mal mit der 'ergebt euch ihr seid umzingelt' Methode versuchen?", fragte Parra.
Passdochauf murmelte nur, "Ich glaube das bringt nichts".
Im Mondlicht, das in den Raum durch eines der Dachfenster gelang, zeichneten sich die Umrisse von mehreren Karren und Kutschen ab. Sie versuchten sich zu orientieren und bemerkten dabei dass das Lager scheinbar nicht nur Fahrzeuge enthielt, sondern auch Strohballen.
"Es riecht nach Tieren", bemerkte Will.
"Oh, ja", bestätigte der Vektor, "und ich glaub ich weiß genau, wo wir uns befinden". Er deutete auf das Wappen das einen der Karren zierte. "Die Sachen hier gehören eindeutig der G.Ö.V. [2] . Wir sind in einer Garage".
Die zwei S.E.A.L.S. gingen, so leise wie es möglich war, wenn man ein Kettenhemd trug, durch die Reihen der Transportmittel. Sie wollten das ganze schnell hinter sich bringen. Keinem von ihnen war es wohl bei dem Gedanken das der Wärter jede Sekunde auftauchen könnte, weil er sich erinnert hatte das die Tür nicht abgeschlossen war und er deswegen nach dem Rechten sehen musste.
Jemand nieste und die Wächter drehten sich automatisch herum. Hinter ihnen stand der eine der Diebe. Mit einem gehetzten Blick in den Augen ergriff erneut die Flucht.
"Stehen bleiben", hallte es durch den Raum.

Kurz darauf lehnten sich die Wächter außer Atem an einer Wand. Zwischen ihnen auf dem Boden saß der eine, der Dieben und versuchte vergeblich die Fesseln an seinen Handgelenken zu lösen.
"Was ist jetzt eigentlich mit dem anderen?", fragte Will.
"Der hat sicher schon die Flucht ergriffen, aber dafür haben wir ja unseren 'Freund' hier", erwiderte Tyriel und grinste zu Erik.
"Von mir erfahrt ihr nichts!", sagte dieser und starrte auf die kleine Schachtel wegen der all das passiert war.
"Im Wachhaus wirst du sicher merken das wie recht der Prophet Brutha hatte als er in seinem zweiten Brief an die Omnisch erwähnte: 'Schweigen ist eine Antwort aus der sich drei weitere Fragen ergeben'", meinte Will und half dem, nun verwirrt schauenden, Dieb auf die Beine.
~~~~~

Vorsichtig, um den heißen Kaffee nicht auszuschütten, ging Ikari zurück in Richtung Tresen wo ein Kartenspiel und der diensthabende Rekrut auf ihn warteten. Die komischen Geräusche die schon seit ein Paar Minuten die nächtliche Stille störten wurden lauter als ein Untoter Gefreiter die Tür öffnete und ungefähr 20 Leute hineinwies.
Der Korporal wandte sich an Schmied, der als letzter den Raum betrat. "Was hat das zu bedeuten?"
"Trunkenheit hinter den Zügeln, lautes Protestieren, zu schnelles Fahren und sicher gibt es eine Menge mehr Sachen die ihnen Arthur anhängen könnte, wenn er wollte", antwortete er und nickte Grande zu der darauf wartete die Türen zu den Zellen zu öffnen.
Einer der Gefangenen konnte nicht länger seinen Mageninhalt für sich behalten und musste sich übergeben. Sein unmittelbarer Nachbar folgte seinem Beispiel. Ein dritter rief noch: "dasch wird ein Nachschpiel haben", bevor man die Tür hinter ihm schloss.
"Der schöne Teppich" meinte Gernetod und blickte auf den alten und abgenutzten Fussbodenbelag. "Gefreiter geh und hol was zum saubermachen".
"Immer ich", leise murmelnd ging der Zombie die nötigen Utensilien für diese 'Mission' zu holen.
"Sir", meldete sich der Rekrut, "darf ich das Fenster aufmachen? Die Luft hier drinnen ist nicht besonders... ähm... angenehm".
Der Szenekenner nickte gedankenverloren.
In dem Moment kamen zwei weitere Wächter und ein Zivilist in das Wachhaus.
Fragend schaute der Zombie zu dem Jungen Mann. "Was hat der verbrochen?"
"Unlizensierter Einbruch, Sir", meldete sich der V.E.K.T.O.R.
"Ganz alleine? Der traut sich ja eine Menge zu".
"Eigentlich waren es zwei", wagte Will zu erwähnen während sie Erik die Fesseln abnahm und ihn zu einem Stuhl führte.
"Und wo ist dann der andere?"
"Ähm... entkommen, Sir".
"Wie habt ihr das ange..."
"Was fällt euch eigentlich ein? Mitten in der Nacht!", schrie eine in Morgenmantel und Nachthaube gekleidete rundliche Frau. "Habt ihr denn gar keinen Respekt mehr?"
Alle anwesenden Wächter drehten sich zu der aufgebrachten Gestalt.
Erik erkannte die Gelegenheit und nutzte sie. Er griff nach dem Diebesgut und sprang gekonnt durch das offene Fenster. Sekunden später waren ihm wieder eine Mumie und ein Mensch auf den Fersen.

Mit einem: "wie könnt ihr das einer kranken Frau antun?", wurde sie Stille wieder gebrochen.
"Was können wir für sie tun, Frau..?", fragte Ikari und versuchte ruhig zu bleiben.
"Frau Wiese, Witwe", murmelte sie. "Es ist der Lärm, der mich stört. Wie könnt ihr nur so laut sein bei eurer Arbeit? Da kann doch eine arme kranke Frau wie ich doch gar nicht schlafen!"
"Manchmal lassen sich gewisse Geräusche nun mal nicht vermeiden".
"Geräusche? Eine Explosion hätte nicht viel lauter sein können. Die Wache in Sto Lat ist immer leise wieso könnt ihr das nicht auch?"
"Weil das dort nur ein Haufen Nichtsnutze ist", flüsterte der Zombie.
"Und der Doktor hat immer wieder betont wie wichtig es in meiner derzeitigen Lage es für mich ist, mich auszuruhen und jede Aufregung zu vermeiden. Wollt ihr mich mit euren Lärm in den Tod treiben noch bevor meine Zeit abgelaufen ist?"

"Endlich", keuchte Will als sie den Verdächtigen in eine Ecke getrieben hatten.
"Das ist er gar nicht", stellte Tyriel fest.
"Aber er ist vor uns weggelaufen", argumentierte sie.
Simons Gedanken rasten als er nach einer guten Erklärung für sein Verhalten suchte. "Meine Mutter ist schwer krank und ich war gerade auf dem Weg zu ihr", versuchte er sich zu verteidigen.
"Hm... er sieht dem zweiten Dieb doch recht ähnlich, meinst du nicht auch?"
Will stimmte ihm zu.
"Aber meine Mutter..."
"Wie es deiner Mutter geht können wir genauso gut auch auf der Wache klären".

Mittlerweile war es in dem Aufenthaltsraum wieder leiser geworden. Frau Wiese erklärte dem Unteroffizier der, immer noch mit einer Tasse Kaffee in der Hand, vor ihr stand viel zu detailliert die einzelnen Symptome ihrer Krankheit. Im Hintergrund bediente der Gefreite Grande missmutig den Wischmop, während Dennis an seinem Bleistift kaute und überlegte wie er seinen Bericht am besten formulierte.
Die Eingangstür fiel viel lauter als erwünscht zurück ins Schloss und kündigte die Rückkehr der beiden S.E.A.L.S. an.
Stirnrunzelnd sah Gernetod die dritte Person an. "Das ist aber nicht..."
"Simon?". Die Frau richtete sich auf.
"Mutter?", erwiderte der Angesprochene.

Ein paar Minuten später hatte die Mutter mit ihrem Sohn im Schlepptau die Wache verlassen und dabei unverständliches Zeug geredet, das sich wie Anschuldigungen und Drohungen gegen die Wächter angehört hatte.
Ikari seufzte und nahm einen Schluck von seinem mittlerweile kalten Kaffee. Er verzog das Gesicht und murmelte: "ich brauche Urlaub..."
~~~~~

Atera sah von ihren Unterlagen auf zu dem wartenden Ikari. "Der Gildenpräsident war hier und ich musste mir eine Stunde lang seine Beschwerden, weil gestern der traditionelle Gildeninitationsritus unterbrochen wurde anhören und zum Schluss hat er noch mit einer offiziellen Beschwerde bei Lord Vetinari gedroht".
"Aber sie haben gegen die Gesetze verstoßen. Sie sind die Gilde für den Verkehr und selbst wenn man davon ausgeht das sie das Recht haben dafür zu sorgen das die Straßen der Stadt noch unsicherer werden haben sie noch lange keine Genehmigung soviel Lärm zu machen. Sie sollten froh sein das sich die Musikergilde noch nicht eingeschaltet hat", meinte Ikari scherzend.
Der Stabspieß versuchte nicht zu grinsen. "Ich glaube auch nicht das er seine Drohung tatsächlich in die Tat umsetzt", sie sah auf einen anderen Bericht. "Da ist noch die Sache mit dieser Frau Wiese. Ich will das du Dennis und Sergji sagst sie sollen bei ihr vorbei schauen und sich entschuldigen". Sie blickte zu dem Korporal der gerade widersprechen wollte und fügte hinzu. "Ich will ganz einfach nicht das von ihr auch noch ein Beschwerdeschreiben auf den Schreibtisch des Kommandeurs landet".
Der Zombie nicke und wollte sich schon umdrehen als sich seine Vorgesetzte noch mal meldete. "Sag Will und Tyriel das ich in der Sache mit dem Diebstahl Ergebnisse sehen will. Es kann doch nicht sein das Festgenommene einfach so das Wachhaus wieder verlassen können. Wo kämen wir da hin?".
Sir Henry quakte leise, als die Bürotür geschlossen wurde. Atera lehnte sich zurück um die Schüssel mit dem Milchreis für ihre Kröte vom Fensterbrett zu nehmen und murmelte dabei: "muss man sich denn um alles selber kümmern, wenn man will das es richtig gemacht wird?"
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"Aber wieso mussten ausgerechnet wir hier herkommen?"
Die beiden Wächter standen vor einer Tür und waren sich nicht ganz sicher was sie dort tun sollten.
"Die Schäffin will es nun mal so", erwiderte Dennis.
"Normalerweise werden doch nicht Wächter zu dem Haus eines Bürgers geschickt der sich beschwert hat. Da wird doch höchstens ein Entschuldigungsbrief geschrieben".
"Da hast du wohl recht. Vielleicht glaubt sie aber genauso wie Will und Tyriel das der Sohn nicht ganz unschuldig ist in der Sache mit dem Diebstahl und hat uns her geschickt damit wir die Wohnung durchsuchen", schlussfolgerte der Verkehrsexperte.
"Hätte sie uns dann nicht eine offizielle Erlaubnis dazu erteilt?"
"Ach was. Sie weiß das wir so was gar nicht brauchen", erklärte er, "und jetzt klopf an der Tür".
~~~~~

Die zwei Wächter betraten den Raum. Eine Unmenge an Staubkörnern glitzerte im rötlichen Licht der untergehenden Sonne. Ein kleiner Mann mit Glatze stand vor einer Vase und schien etwas auf seinen Block zu kritzeln.
Passdochauf räusperte sich taktvoll.
"Das Museum hat geschlossen", war die mürrische Antwort.
"Wir sind von der Wache", sagte Parra und versuchte sein Glück.
"Ihre Kollegen waren schon da", meinte dieser knapp.
"Das waren die Leute von der Abteilung zum Suchen und Sichern. Wir sind hier, weil wir noch ein Paar fragen haben", erklärte die Obergefreite.
Endlich drehte sich der Mann um und sah flüchtig auf die Dienstmarken. "Ich hatte euch nicht so spät noch erwartet".
"Wir hatten noch was äh... wichtiges zu erledigen", sagte die Mumie und dachte an die knapp gewonnene Partie 'Leg Herrn Zwiebel rein'.
Der Mann rückte seinen Anzug zurecht. "Ich höre".
"Also, Herr Fund, was genau ist dieses VWK, das gestohlen wurde?", fragte die Omnierin.
"Ach das ist eine traurige Geschichte. Vor ein Paar Monaten kam Nikolai von seiner Expedition in Wiewunderwald zurück und brachte es mit sich. Er war ganz stolz auf dieses unscheinbare Ding und verlangte von mir das ich es ausstelle damit jeder erfährt das die Legende tatsächlich stimmte. Dazu muss ich erwähnen das Nikolai schon so lange ich ihn kenne besessen von der Idee war dieses Artefakt zu finden", erzählte der Museumsdirektor.
"Ja aber wenn ihm das Ding so viel bedeutete wieso hat er es ihnen überlassen?", wunderte sich die Wächterin.
"Er wurde so oft von seinen Kollegen wegen dieser Besessenheit ausgelacht, dass er ganz einfach wollte das alle sehen das er immer schon auf der richtigen Spur gewesen war. Wie auch immer ich habe ihm den Gefallen getan, aber den VWK nach einer Woche wieder aus dem Ausstellungsraum genommen da ich den Platz für ein hochinteressantes Schwert aus der Hycks Dynastie brauchte. Seit dem war es im Lagerraum aufgespart und ich hätte sicher nicht mal sein Fehlen bemerkt, wenn heute Morgen nicht diese Wächter vor dem Eingang gestanden hätten", sagte er und fügte scherzend hinzu, "wenigstens ist es in dem Lagerraum jetzt nicht mehr so staubig. Mir ist auch noch aufgefallen das zwei von den Schrauben, mit denen das Gitter vor dem Fenster befestigt war fehlen".
"Das bringt uns wahrscheinlich nichts. Wissen sie, wo wir diesen Nikolai finden können?"
"Er organisiert auf dem Hier-gibts-alles Platz Stadtführungen. Zumindest hat er das getan als ich ihn das letzte mal getroffen habe", er seufzte, "viele alternative Wege zum Geld verdienen hat ja ein alter Archäologe heutzutage ja leider nicht".
Tyriel hatte sich während des Gesprächs im Zimmer umgesehen. Er machte einen Schritt nach hinten um ein Bild besser betrachten zu können, als er gegen etwas stieß. Lautes Klirren war die Folge.
Fassungslos starrte Herr Fund auf den Tonlöwen der nun zersplittert auf dem Boden lag, zwischen einer beträchtlichen Menge an Goldmünzen die scheinbar im Inneren der Figur versteckt gewesen waren.
"Danke sehr für ihre Hilfe", meinte Will hastig, bevor sich der Mann von seinem Schock erholen konnte und schob den V.E.K.T.O.R. in Richtung Ausgang.
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Mürrisch schaute Frau Wiese die beiden Wächter an. "Was wollt ihr?"
"Guten Abend wir äh... der Gefreite Grande hier möchte sich bei ihnen entschuldigen wegen der Vorfälle gestern", antwortete Dennis.
Der Zombie sah vorwurfsvoll zum Hauptgefreiten und danach zur Witwe. "Ja... es tut mir sehr leid".
Schmied sah in die Wohnung. "Es ist sehr schön eingerichtet da drin".
"Kennst du dich da aus?", fragte sie und lies die S.E.A.L.S. eintreten.
"Während meiner Wache Karriere hatte ich schon Gelegenheit eine Menge Inneneinrichtungen zu sehen". Er ging an einen Schrank und öffnete eine der Türen. Als er sah wie die Frau protestieren wollte meinte er gelassen: "wissen Sie, nur von innen kann man die Wahre Qualität dieser alten Möbel erkennen".
"Tatsächlich? Kannst du vielleicht auch schätzten was das Wert ist? Die Sachen gehören nämlich einer entfernten Verwandten und sie will es uns überlassen. Ich und Simon passen nur ein paar Wochen auf ihre Wohnung auf, solange sie auf Kur in Quirm ist".
"Wenn sie schon ihren Sohn erwähnen", sagte Sergji non de la fast beiläufig, "wo ist sein Zimmer?"
Sie deutete in die entsprechende Richtung. "Was willst du da?"
"Da gibt es sicher auch sehr interessante Sachen zu bewundern", meinte der V.E.K.T.O.R. hoffnungsvoll.
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Reges Treiben herrschte auf dem großen Platz. Händler priesen ihre Waren an und eine Menge Leute versuchten so schnell wie möglich zu ihrem Ziel zu kommen ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Sie stoßen sich gegenseitig an und durchsuchten gleich darauf ihre Taschen um sicher zu gehen das sich nicht irgendein persönliches Objekt in eine Quittung verwandelt hatte. Das sie mit dieser Methode mehr Zeit brauchten um dorthin zu kommen, wo sie hin wollten als wenn sie einfach etwas vorsichtiger gewesen wären schien keinen zu stören.
Eine Gruppe Touristen aus dem Achatenen Reich löste sich nach der Führung auf. Nikolai deutete jedes mal eine kleine Verbeugung an, wenn einer der Touristen ihm eine Goldmünze in den Hut legte und versuchte gleichzeitig breit zu lächeln und Danke zu murmeln. Er mochte sie, diese kleinen Leute. Sie stellten zwar eine menge fragen und hielten fast immer einen dieser Ikonographen vor dem Gesicht, aber wenigstens gaben sie ihm mehr Trinkgeld als andere. Zum wahrscheinlich tausendstem mal an diesem Tag auf seine Uhr. 'Bald', dachte der einäugige Mann, 'bald'.
Gelassen gingen Simon und Erik über den Platz zu den mit ihrem Auftraggeber abgemachten Punkt. Dort wartete schon ungeduldig der Alte.
Erik lehnte sich neben ihn an die Hausmauer. "Hast du das Geld?", verlangte er zu wissen.
"Ja wie versprochen", er lies seinen Lederbeutel mit den Münzen leicht klimpern. "Was ist mit eurem Teil der Abmachung?"
Ein paar Sätze später verließen beide Parteien das Treffen sichtlich glücklicher als zuvor.
"Siehst du es ging doch alles gut", sagte Simon.
"Was machst du mit deinem Anteil?", fragte Erik neugierig.
"Dafür sorgen das meine Mutter etwas Erholungsurlaub bekommt".
"Ich wusste gar nicht das dir das Wohlergehen deiner Mutter so wichtig ist", kommentierte Erik.
"Du verstehst ja auch gar nichts. Wenn meine Mutter weg ist habe ich meine Ruhe. Dann muss ich mir keine Vorschläge hören wie ich mit meinem Vampirdasein am besten zurecht komme. Letztens wollte sie mich schon zu einem Vampirzahnarzt schicken."
"Daran bist du aber eigentlich doch selber Schuld. Du hättest ihr das Märchen, das du von einem Vampir gebissen wurdest, nicht erzählen müssen".
"Dann hätte ich aber auch keine Erklärungen wieso ich abends so oft so lange wegbleibe. So glaubt sie wenigstens das ich zu diesen anonymen Selbsthilfegruppen gehe".
"Was macht eigentlich so ein Vampirzahnarzt?"
Simon zuckte mit den Schultern. "Vielleicht sorgt er mit einer Feile dafür das die Eckzähne nicht so lang sind. Ich habe auf jeden Fall nicht vor das genauer herauszufinden".
Plötzlich hörten die beiden viel zu nah an ihrem Rücken eine bekannte Stimme. "Stadtwache Ankh-Morpork".
Aus einem Reflex heraus fingen die Gelegenheitsdiebe an zu laufen. Es war ihnen egal ob hinter ihnen ein Wächter mit geladener Armbrust wartete. Sie vertrauten einfach darauf das die Wächter es nicht wagen würden auf Fliehende zu schießen.
~~~~~

Dennis rümpfte die Nase. "Was ist das für ein komischer Geruch?"
"Ach das ist nur das Käsemobile meines Sohnes", antwortete Frau Wiese.
"Er mag Käse so sehr das er das Zeug aufhängt?"
Sie schüttelte verneinend den Kopf. "Ist es denn nicht offensichtlich? Der Geruch des Käses ist dafür da damit er meinen jungen von dem Gedanken an Blut abhält und die Löcher im Käse eignen sich doch so gut um die Zähne hineinzustecken".
"Daran hatte ich gar nicht gedacht", gab Grande zu.
Dennis öffnete eine Schublade, überflog mit den Augen den Inhalt in der Hoffnung etwas Verdächtiges zu finden und wurde dabei bitter enttäuscht. Als er den fragenden Blick der Hausfrau bemerkte sammelte er ein weiteres mal sein Schauspieltalent und murmelte: "sehr solide Konstruktion und wenn man bedenkt wie er aussieht", er klopfte anerkennend auf die Wand des Schrankes, "eine richtige Antiquität".

~~~~~

Als Erik zur Hälfte die Brücke überquert hatte wurde ihm bewusst wohin dieser Weg führen konnte. Sie durften nicht zulassen das sie zum Pseudopolis Platz 'getrieben' wurden. Wenn das passierte hätten sie wahrscheinlich kaum Chancen zu entkommen. Er zog am Ärmel seines Komplizen und sie bogen in eine Seitengasse ein.
Schlecht gelaunt kam Schmied aus dem Haus. Sie hatten soviel Zeit damit verbracht die Schränke und Regale zu 'durchsuchen' aber sie hatten nichts außer einer Menge Staub gefunden. Sergji folgte ihm und hatte noch schlechtere Laune da er sich, bevor sie endlich wieder gehen konnten ein weiteres Mal bei der Witwe für die Ereignisse der letzten Nacht entschuldigen hatte müssen. Zwei Jugendliche liefen blindlings auf die Wächter zu während von weiter hinten ein keuchendes "haltet sie fest" zu hören war.
"Ihr seid hiermit festgenommen als Verdächtige für den unlizensierten Diebstahl einer kleinen Holzkiste samt Inhalt und zweier Schrauben", sagte Tyriel.
Automatisch legte Simon seine Hand auf die Hosentasche. Wie hatte er die Schrauben nur vergessen können?
~~~~~

Es war nach Mitternacht im Hidepark als Nikolai es endlich wagte das Kästchen zu öffnen. Im Mondlicht sah er, das was er sein Leben lang gesucht und das ihn soviel gekostet hatte. Er hatte nur mehr ein Auge und ihm wurde nachgesagt er wäre verrückt. Fast hätte er es auch geglaubt aber nun hielt er den Beweis in den Händen, dass es kein Schwindel war. Er musterte ihn von allen Seiten. Er war immer noch so schön wie an dem Tag als er ihn das erste mal gesehen hatte. Komischer Weise musste er an den Fluch denken. Er schüttelte energisch den Kopf. Er hatte den verfluchten Webel von Kara-Kaxa einmal weggegeben und diesen Fehler würde er nicht wiederholen. Sollte es einen Fluch gegeben haben, so hatte er ihn wohl besiegt. Nichts konnte ihm mehr....
Plötzlich riss ihm etwas sein Artefakt aus den Händen. Schockiert musste er beobachten wie ein kleiner dürrer Hund mit seinem wertvollsten Gegenstand in der Dunkelheit verschwand. Der Hund hatte den Eindruck in ihm erweckt er wäre leicht wie eine Feder, so als wäre er nur ein Spielzeug das im Wind tanzte wie ein....
Sein Mund war trocken als er murmelte: "ein Windspiel?"
[1]  er hatte vorher noch die obligatorischen Zelte vor dem Tempel aufschlagen müssen die niemals verwendet wurden, weil immer etwas dramatisches dazwischen kam. Es war sogar egal, ob sich die einheimischen Träger mit der gesamten Ausrüstung aus dem Staub machten, oder nicht

[2]  Gilde für Öffentlichen Verkehr

Zählt als Patch-Mission.



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