Das Geheimnis der Weisen - Blutrote Tränen

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von Hauptgefreiter Dennis Schmied (SEALS)
Online seit 19. 11. 2003
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Ein Zwerg nach dem anderem muss sterben. Kläre wieso und buchte den Mörder ein!!!

Dafür vergebene Note: 11


Stellen Sie sich vor: Sie laufen durch eine dunkle Gasse, plötzlich ertönen Schritte. Erst sind sie leise, doch dann scheinen sie immer lauter zu werden und bedrohlich nah zukommen. Ihr Herz schlägt wilder, Ihr Puls rast und Blut schnellt Ihnen in den Kopf. Sie beschleunigen Ihren Schritt und atmen schwerer. Sie merken, dass Sie so nicht davon kommen und rennen. Eine Wolke gibt das Licht des Mondes frei, Sie sehen einen Mann, seine Hand schnellt nach oben und es blitzt, Sie stoßen einen letzten Schrei aus und schon bohrt sich der kalte Stahl in Sie und es ist aus.

Schmieds Hand knallte auf den Tisch und sorgte somit für Ruhe im Raum.
"So kommen wir nicht weiter, Kollegen, er hat nun schon zum vierten Mal zugeschlagen und wir haben nicht eine Spur, außer dass er nachts zuschlägt und unlizenziert ist. Jedes Mal, wenn er zuschlägt, bleibt eine Leiche zurück, jedes Mal bleibt diese mitten auf einer Straße liegen und jedes Mal muss ich das Verkehrschaos, was dadurch entsteht, beseitigen. Langsam müssen wir Nägel mit Köpfen machen, Jungs."
Schmieds Stimme klang nicht nur nervös, sondern auch genervt, er musste nun schon innerhalb von zwei Wochen vier Mal auf seine verdienten fünf Stunden Schlaf verzichten. Mit zitternden Händen griff der eigentliche Nichtraucher nach einer Zigarette und steckte sie sich an. Nach ein paar genüsslichen Zügen, die jeweils von einem Husten gefolgt waren, schaute er schon ein wenig entspannter in die Runde.
"Ich habe hier die gerichtsmedizinische Gutachten, nach denen verlangt wurde", sprach Jack Narrator, der sich unbemerkt zu der kleinen Gruppe gesellt hatte, die aus allen Wächtern bestand, die an dem Fall arbeiteten.
Alle schauten ihn gespannt an und er genoss es sichtlich.
"Jetzt lies endlich vor", sprach Schmied plötzlich wieder ganz ruhig und blies Jack eine Qualmwolke ins Gesicht.
Jack schien beleidigt und zog mürrisch den Zettel aus dem Umschlag, den er in seiner linken Hand hielt.
"Laut meinen Untersuchungen wurden allen Opfern der Rücken mit einem sauberen Schnitt entlang der Wirbelsäule aufgeschlitzt, danach entfernt er seinen Opfern fachmännisch die Augäpfel. Mir ist zudem aufgefallen, dass alle vier Opfer Zwerge waren."
"Das kann nicht sein", unterbrach einer der Anwesenden, "der Vorletzte war viel zu groß für einen Zwerg."
"Er war ein Halbzwerg", korrigierte der Gerichtesmediziner.
Ein kurzes Schweigen überfiel die Runde.
"Wie konnte der Mörder wissen, dass er ein Zwerg ist, man sieht es ihm nicht an, oder doch?"
Nach und nach gesellten sich immer mehr Wächter, vor allem aber Rekruten, um die aus fünf Personen bestehende Gesprächrunde.
"Wenn es ein Werwolf war, hat er es vielleicht gero...", warf einer der Rekruten ein, wurde jedoch durch einen genervten Blick von Schmied unterbrochen.
"Ein Werwolf benutzt seine Krallen und nicht ein Messer, also bitte, soviel Phantasie kannst du doch... Was ist denn Jack?"
Jacks Finger klopfte immer wieder gegen Schmieds Schulter.
"Ich sagte nie, dass es keine Werwolfklaue war, um das festzustellen hatte ich nicht genügend Zeit."
Der Hauptgefreite zog an seiner Zigarette, er konnte es nicht leiden wenn man ihn bloß stellte und was er noch viel weniger leiden konnte, war das, was der Rekrut, den er unterbrochen hatte, nun machte, er grinste Schmied breit an. Die Menge spaltete sich, Cim schlich hindurch und stellte sich direkt neben den zur Zeit ranghöchsten Verkehrsexperten der Stadtwache.
"Dennis, wir haben einen Stau am Viehmarkt. Würdest du dich drum kümmern."
"Ja, Tschef, also ich muss los."
Schmied erhob sich, setzte seinen Helm auf seinen Kopf und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Schmied wusste, dass, wenn es in den Schatten zu einem ernsthaften Stau kommen würde, er auch dafür sorgen würde, dass ungefähr zwei Tage lang gar nichts mehr in den Schatten gehen würde, deshalb musste er sich beeilen. Als er das Gebäude des Wachhauses verließ, wurden seine Schritte größer und schneller. Er beschleunigte solange bis er rannte und er rannte solange bis er das Ende des Staus erreichte.
Fang ich von hinten an oder schau ich erst mal vorne nach dem rechtem?, fragte sich Schmied in Gedanken und entschied sich für die Stauursache.
Während er die verstopfte Straße abschritt zählte er die Wagen, inzwischen hielten seine Lippen nur noch den Filter der Zigarette, die er geraucht hatte, die Glut war schon lange erloschen.
Der siebenunddreißigste Wagen war es dann.
"Hallo ist da jemand?... Hallo?"
Es blieb still und als Schmied näher an den Karren herantrat, um ihn zu inspizieren, konnte er auch niemanden ausfindig machen. Schmied überblickte noch einmal die leere Ladefläche. Lange hätte der es aber nicht mehr gemacht, ganz morsch, bemerkte Schmied mit fachmännischem Blick. Offenbar hatte der Besitzer nie in Erwägung gezogen eine Plane über den Karren zu spannen, denn so was hätte einen Karren vor solchen Schäden schützen können. Doch das war jetzt nebensächlich.
"Jetzt guck nicht so blöde und fahr das Ding endlich zur Seite."
"Nicht so frech, sonst zieh ich gleich nicht nur einen Karren aus dem Verkehr sondern Ihren gleich mit."
Schmied schwang sich auf den Karren und fuhr mit ihm an den Straßenrand. Während die anderen Wagen nun passieren konnten, suchte Schmied eifrig nach Indizien, die ihm verraten sollten, wieso der Fahrer des Karren sein Gefährt einfach so ungeachtet für längere Zeit auf der Straße stehen ließ. Sein Blick blieb an einer kleinen Pfütze auf dem Boden hängen, in die er sein Finger tauchte und dann daran roch.
Blut, dachte er instinktiv und hielt nach weiteren Flecken Ausschau.
Er stieg wieder vom Kutschbock herunter und ging zurück zu der Stelle wo der Karren vorher gestanden hatte und tatsächlich, er fand eine kleine Blutspur die zu einem nah liegenden leer stehenden Stall führte. Der stämmige Verkehrsexperte postierte sich vor der Tür und entzündete eine neue Zigarette. Er musste warten bis sich der Stau komplett aufgelöst hatte ansonsten, so wusste er, würde irgendwer etwas bemerken und stoppen was ein weiteres Verkehrschaos herbeirufen würde und zudem hätte er keine Chance sich genau umzusehen, weil er die Schaulustigen zurückhalten müsste.
Er zog einen tiefen genüsslichen Zug an seiner Zigarette - Was würde ihn erwarten?
Minuten verstrichen bis der letzte Wagen endlich passiert war, dann öffnete Schmied die Türe.
Er hatte eigentlich gehofft nur ein totes Tier zu finden, doch er fand das pure Grauen.
Ein Zwerg war splitternackt an die Wand genagelt worden, seine Augen waren geschlossen, doch rote Tränen aus Blut flossen unter seinen Augenlidern hervor. Jemand hatte auf seine Brust mit Blut "Full Hänt" geschrieben und hatte ihn dann wohl dort zurück gelassen. Damit war, wie die Aufschrift auf dem Körper des Toten bereits sagte, eine Hand voll und es gab ein fünftes Opfer.
Wieso nur?, fragte sich Schmied in Anbetracht dieser Grausamkeit und ließ sich in eine Ecke sinken.
Plötzlich vernahm er Stiefelschritte auf der Straße.
"Stadtwache, kommen Sie daraus oder wir holen Sie."
Fassungslos blieb Schmied sitzen und starrte auf den Zwerg, dem das Blut nun von den Füßen tropfte.
"Ich warne Sie, wir haben Sie gehört, kommen Sie daraus oder wir kommen rein und ich muss Sie warnen, wir sind bewaffnet. Dieser Stall ist eigentlich unbenutzt, trotzdem führt eine Blutspur hinein. Also rauskommen und Ihnen wird vielleicht nichts geschehen."
Schmied hörte nicht hin.
Er vernahm nur schwach im Unterbewusstsein, dass die Tür geöffnet wurde, er meinte auch noch zu wissen wie schockiert sie waren, zwei von ihnen griffen dann nach ihm und schliffen ihn mit zum Wachhaus in der Kröselstraße, wo sie ihn in eins der Vernehmungszimmer warfen. Zwei Stunden saß er dort bis er eine ihm bekannt vorkommende Stimme vor der Tür vernahm. Er hätte zwar versuchen können mit den Rekruten zu reden, doch der Schock saß noch zu tief. Schmied hielt zwar vieles aus und war auf einiges gefasst, aber solch eine Grausamkeit war ihm zu viel.
"Ihr habt ihn, den Zwergenmörder?"
"Ja, der unverschämte Kerl hat sich als Wächter verkleidet."
Charlotta öffnete die Tür mit einem Lächeln, doch sofort verzog sich ihre Miene, als sie Schmied dort unter Schock sitzen sah.
"Ihr Idioten, er ist Wächter und wie man sieht, hat er einen Schock, los ab in eure Kabine und hofft mal, dass er sich nicht über euch beschwert."
"Jawoll, Schäffin." Die beiden Rekruten, die ihn hergeschleppt hatten, salutierten und verschwanden eilig.
Charlotta schloss die Tür hinter sich und setze sich Schmied gegenüber.
"Tut mir leid wegen den..."
Schmied machte eine abweisende Handbewegung.
"Halb so wild, gute Jungs."
Korporal Charlotta zog eine Augenbraue hoch und starrte Schmied an.
"Das heißt, du beschwerst dich nicht über sie?"
"Nein, zumal ich nicht mal auf ihr Aussehen geachtet habe."
"Was ist denn passiert? Du siehst so geschockt aus."
Schmied starrte zum Boden.
"Oje, komm ich bring dich zum Püschologen."
Charlotta verließ den Raum und kam mit zwei ihrer Rekruten zurück. Sie hatte extra andere ausgewählt, als die, die ihn hergebracht hatten, soviel wusste Schmied, auch wenn er die Gesichter nicht gesehen hatte.
"Bringt ihr den Hauptgefreiten bitte zu Araghast, aber passt auf, er steht unter Schock, auch wenn es kein schwerer Schock ist. Ich bin weg."
Charlotte machte kehrt und ging, während Schmied sich erhob und aus dem Raum lief, die Augen weiterhin weit geöffnet.
Ohne Zwischenfälle kamen sie am Wachhaus an, wo Korporal Araghast sich gerade aus dem Fenster lehnte, um frische Luft zu schnappen.
"Huhu, Bregs", rief Schmied.
"Was ist denn mit dir los?" hallte es über den Platz.
"Er steht ein wenig unter Schock, glaub ich", rief einer der noch jungen Rekruten.
Araghast schloss das Fenster und eilte mit schnellen Schritten nach draußen.
"Danke, dass ihr ihn hergebracht habt, ihr könnt nun gehen. Schönen Tag noch ihr zwei."
Der Korporal ging zusammen mit Schmied zurück ins Wachhaus und dort in Schmieds Büro.
"Willst du drüber reden, Dennis?"
"Oh Gott Bregs, das hättest du sehen müssen, er war an die Wand genagelt und ihm floss das Blut unter den Augenlidern heraus. Ich hab noch nie eine solche Grausamkeit gesehen."
"Ich hab schon davon gehört, Dennis. Die Wächter, die ihn daraus geholt haben, sahen auch nicht besser aus als du."
"Weiß man inzwischen schon genaueres?", fragte Schmied.
"Nur, dass man ihn in dem Karren umgebracht und dann direkt in die Halle geschleift hat."
Schmied blinzelte zum ersten mal wieder und schaute Araghast an.
"Wer tut denn so was?"
"Ankh-Morpork ist voller verrückter Leute und einige davon sind eben einiges verrückter als andere. Hier, möchtest du eine, ich glaub das reicht schon um deinen Schock zu heilen."
Bregs kramte in seiner Jackentasche und holte eine Schachtel Zigaretten hervor und hielt sie nun Schmied unter die Nase.
"Danke."
Der Hauptgefreite steckte sich den Glimmstängel zwischen die Lippen und entzündete ihn um einen genüsslichen Zug davon zu nehmen.
"Na siehste, du da gehts dir gleich besser und meine Arbeit ist getan. Ich wusste doch, einen Schmied kann nichts geschehen, was eine Zigarette nicht wieder heilen kann, du Stressraucher."
Araghast erhob sich, ließ die Schachtel wieder in seiner Tasche verschwinden und verließ den Raum.
Kurz darauf, genauer gesagt, als die Zigarette ausgeraucht war, fühlte sich auch Schmied wieder stark genug um auf Streife zugehen.

***Unterdessen in Ateras Büro***


"Ich schlage vor das du ihn von dem Fall zurück ziehst, es hat ihn echt geschockt", sprach Araghast im ruhigen Ton zur Abteilungsleiterin der SEALS.
"Aber wir haben außer ihm nur noch zwei Verkehrsexperten und die sind beide noch in Ausbildung und ich selbst bin zu beschäftigt, um selbst durch die Straßen zu laufen. Achja und mir fällt gerade ein, dass einer von den beiden sowieso beurlaubt ist."
"Dann haben wir in der Tat ein Problem, ich schlage vor, dass du ihn einfach machen lässt und ich beobachte ihn ab und zu und wenn er die Sache nicht verkraftet musst du ihn wohl beurlauben."
Atera rollte den sich in ihrer Hand befindlichen Stift zwischen den Fingern hin und her und überprüfte die SEALS-Urlaubsliste.
"Naja, was solls, wenn er nicht kann, dann kann er nicht, dann muss das wohl mal ein Rekrut erledigen oder ein VEKTOR, davon haben wir ja genug. Weufolt alleine schafft nicht die ganze Stadt. Hörst du mir zu? Du schaust die ganze Zeit so abwesend auf deinen Schreibtisch."
Sie blickte kurz auf und sah Araghast an.
"Ich schaue was heute auf Dennis Plan steht, das mit dem Stau war ja nur ein Notfall, eigentlich sollte er in der Stadt Karrenachsen kontrollieren und gegebenenfalls reparieren. Ich denk mal... Moment hörst du das? Er kommt..."
Atera erkannte Schmied mittlerweile am Gang, er trat so feste auf wie ein Troll, war aber schneller als einer.
Es klopfte laut.
"Herein, Dennis."
Schmied öffnete die Tür, zog seinen Helm ab und zog aus Angst, dass er gegen den Türrahmen hauen könnte, den Kopf ein. Als er Araghast sah, verfinsterte sich sein Blick.
"Werd ich suspendiert?", fragte er schlagartig und ließ Araghast dabei nicht aus den Augen.
Der Unteroffizier, der Schmieds Blick ohne sich umzudrehen bemerkt hatte, schüttelte zusammen mit Atera den Kopf.
"Na dann, Schäffin, ich geh nun Karrenkontrolle machen."
Schmied salutierte hastig, machte kehrt und Atera hörte nur noch ein Knallen.
"Ach verdammt, ich wusste, dass ich mir da irgendwann den Schädel einhaue."
Der Korporal konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen und wurde dafür wieder mit einem von Schmieds Blicken gestraft.
"Dennis?"
"Ja, Schäffin? Ist noch was?"
"Vergiss bitte die Werkzeugkiste nicht."
Schmied trat verlegen ein paar Schritte zurück, griff nach der Werkzeugkiste, die in der Ecke des Büros stand und verließ den Raum, wobei er diesmal den Kopf einzog.
Einige Zeit verstrich wortlos in Ateras Büro.
"Ob er jetzt schon weg ist?"
Die SEALS Schäffin nickte besänftigend.
"Naja, ich werd mich auch mal wieder an die Arbeit machen", sprach Araghast darauf und unterbrach damit das Schweigen.
Ob er wohl gewartet hat bis Schmied weit genug weg ist?, fragte sich Atera und lächelte.
Sie erhob sich, um den Korporal bevor er den Raum verließ noch die Hand zu schütteln, danach konnte sie sich auch endlich wieder ihrer Arbeit widmen.

***In der Stadt***


Auf der Suche nach Karren, die eine Kontrolle wert waren, streifte Schmied durch die Straßen von Ankh-Morpork. Seine Blicke musterten die Ladung, die Räder, die Achsen und die Qualität der Zügel. Es war sicherlich nicht die beste Arbeit, die ein Verkehrsexperte machen konnte, aber sie musste erledigt werden, weil durch überladene Karren oder Achsenbrüche oder ähnliches konnten schwere Unfälle passieren, was Stau bedeuten würde, was wiederum viel Arbeit für ihn heißen würde.
Schmied erspähte am Rande einer Straße einen "geeigneten" Karren und fing direkt mit der Kontrolle an. Die Achsen waren noch in Ordnung, die Räder waren auch gut und er war zwar gut beladen, aber die Ladung war noch nicht zu schwer. Schmied griff nach einem der Zügel.
Strohband?, fragte er sich und zog einmal kräftig daran.
Das Band gab direkt nach und riss.
"Hey, was machen Sie denn an meinem Wagen?", hallte plötzliche eine Stimme durch die Straße und ein kleiner stämmiger Mann rannte seine Axt schwingend auf den Hauptgefreiten zu.
"Ich bin von der Stadtwache und kontrolliere diesen Karren auf Verkehrstüchtigkeit. Dies ist ihr Karren? Oder hab ich das falsch verstanden?"
Der Zwerg stoppte und zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch.
"Jaja, das ist meiner und es ist alles in Ordnung damit, ich selbst habe ihn nach dem Kauf repariert."
Die Stimme des Zwerges, die aus seinem Bart zu kommen schien, war tief und kratzig und als der Zwerg den zerrissenen Zügel in Schmieds Hand bemerkte, biss er die Zähne zusammen und es hörte sich so an, als wenn er knurrte.
Und jetzt kommt ein endlos langer Vortrag, ich hasse das, dachte der Zwerg.
"Was meinen Sie eigentlich was passiert, wenn Sie unterwegs sind und beispielsweise eine Vollbremsung machen müssen, der Zügel reißt ihnen doch so weg. Mit diesem Band bindet man höchstens Strohballen zusammen, deshalb heißt es auch Strohband. Und für solche Karren hier nimmt man doch schon Lederzügel. Das ist sicherer und auf die Dauer gesehen auch günstiger, weil Sie Strohband öfter tauschen müssen und das Gewicht der Ladung ist, nebenbei bemerkt, auch schon an der Grenze."
"Woran wollen Sie das denn sehen?", krächzte der Bart des Zwerges.
"Das seh ich daran wie sich der Karren durchbiegt, also fahren Sie bitte zum nächstem Laden und kaufen dort Zügel."
Der Zwerg stieg sauer auf fuhr weg.
Und Schmied sah schon den nächsten Karren.....

***Im Gebäude der Stadtwache auf der Götterinsel***


"Also, was haben wir, Charlie?", fragte der Obergefreite Lupos Drachenflug seinen Kollegen Charlie Holm, welcher sich freiwillig als Protokollführer gemeldet hatte.
"Nun gut", holte Charlie aus. "Wir haben einen Mörder oder eine Mörderin, welcher oder welche nur Zwerge umbringt, ihnen mit einem sauberem Schnitt einmal an der Wirbelsäule entlang schneidet, um danach die Augen des Zwerges herauszuschneiden und ihn nackt liegen zu lassen. Ach ja und es wurde nun schon der fünfte gefunden, was auch der Grund ist, wieso Dennis nicht hier ist, denn er hat ihn gefunden und hat einen Schock erlitten."
Charlie fummelte eine kleinen Stift aus seiner Tasche und trug die Anzahl der Toten auf dem Notizblock ein.
"Ich frage mich, was die Zwerge gesehen haben, dass man ihnen die Augen herausschneiden musste", überlegte Kolumbini laut und zupfte dabei an seiner Unterlippe.
"Was hast du gesagt?"
Die ganze Gruppe schaute zu Kolumbini, der auf den Tisch starrte. Als er kurz aufsah, bemerkte er die Blicke.
"Was ist denn? Wieso guckt ihr alle so? Hab ich was auf der Nase?"
"Wiederhol mal bitte, was du gerade gesagt hast, das war gut", sagte Stump, der rechts von ihm saß.
Für diesen Satz kassierte er einen irritierten Blick von Kolumbini.
"Ich hab nichts gesagt", wehrte er ab.
"Doch, du hast gesagt, dass die Zwerge eventuell was gesehen haben und ihnen deshalb die Augen herausgeschnitten wurden", erwiderte Charlie Holm, der Spurensicherer von SUSI.
"Das hab ich nicht gesagt, sondern geda... Hab ich das etwa laut gesagt?"
Der Rest der insgesamt fünf anwesenden Leute nickte und der Hauptgefreite errötete leicht.
"Also, was können wir tun?", fragte der Gefreite Stump von Schwamp nach und schlug dabei mit der Handfläche auf den Tisch.
"Abwarten, das ist es ja. Wir können nur abwarten und hoffen, dass er einen Fehler macht."
Bedrücktes Schweigen erfüllte den Raum, jeder wusste: fünf sind gestorben und weitere werden sterben wenn der Mörder nicht mal einen Fehler machte.
In dem Moment klopfte es wild an der Tür.
"Herein", rief Stump aus Reflex und das Team aus Spurensichern, Ermittlern und einem Gerichtsmediziner blickte zur Tür.
Die sechsunddreißigjährige Rekrutin Houp Winters steckte ihren Kopf mit ihren roten Zöpfen zur Tür hinein.
"Was gibt es Rekrutin?", fragte Charlie ruhig, doch die Bedrücktheit war aus seiner Stimme noch heraus zu hören.
"Wir haben eine neue Leiche."
Die Rekrutin war blasser als sonst, so was fiel Kolumbini sofort auf, er hatte zwar noch nie wirklich mit ihr geredet, aber er hatte sie davor schon einmal gesehen.
"Wo ist die Leiche?", hakte Charlie nach.
"Affenstraße 21", entgegnete die Rekrutin und verschwand wieder.
"Ja dann los, kommt, Jungs."
Das Team streifte sich die Jacken und Mäntel über und machte sich auf den Weg. Weit war es ja nicht, da sich die Affenstraße unweit der Ankh-Brücke befand.
Es dämmerte, als die Wächter die Ankh-Brücke erreichten und die zunehmende Dunkelheit machte sich schnell bemerkbar, denn als sie die Affenstraße erreicht hatten, war es schon stockfinster.
"Sag mal, Charlie, du und Lupos seit doch Spurensicherer, oder?", fragte Kolumbini, als sie vor einem alten baufälligen Haus standen.
Der Obergefreite nickte bloß wortlos.
"Wieso haben wir eigentlich keine Tatortsicherer im Tiem?"
Nun fiel es auch den anderen auf, jeder einzelne ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen.
"Wir kümmern uns morgen darum, im Moment sieht es ja so aus, als hätten unsere Jungs von GRUND schon Vorarbeit geleistet", mischte sich Jack ein und deutete mit seinem Finger auf den abgesperrten Hauseingang.
Lupos ging einige Schritte auf die Tür zu, blieb dann stehen und sackte, es sah zumindest so aus als wenn er sackte, zu Boden.
"Ich hab hier was, es könnte eine Spur sein", berichtete er seinen leicht geschockten Kollegen.
Charlie stellte sich an Lupos' Seite.
"Was ist es?"
Der Obergefreite Drachenflug überlegte kurz.
"Erbrochenes, Charlie. Es ist noch ziemlich frisch."
Eine kleine dunkle Gestalt löste sich von der Hausmauer und taumelte mit wackligen Beinen auf die beiden Spurensicherer von SUSI zu, doch diese waren zu beschäftigt, um es zu bemerken.
"Oh, das tut mil leit, ich konnte es nul nicht mehl aushalten. Es kam einfach laus."
Lupos erschrak und kippte fast rückwärts über.
"Oh, tut mil auch leid."
Charlie erhob sich langsam.
"Oh, hallo Rekrutin, wir hatten dich gar nicht gesehen."
Der Obergefreite reichte der Rekrutin zur Begrüßung seine Hand.
"Ich bin Obergefreiter Charlie Holm und bin Spurensicherer bei SUSI und mit wem haben wir es zu tun?"
"Dlei Hunglige Mäulel, Leklutin bei GLUND."
"Erstatte bitte Bericht, Rekrutin."
Die kleingewachsene Rekrutin holte tief los und gab dann zögernd die Antwort: "Es ist glausam, das müsst ihl sehen. Sie haben ihm die Augen helausgeschnitten und ihn entblößt. Del Hausmeistel hat den almen Zwelg entdeckt. Mehl weiß ich leidel auch nicht. Eigentlich hab ich auch schon Feielabend."
"Na, dann wollen wir dich nicht aufhalten. Schönen Feierabend."
Das fünfköpfige Wächterteam verabschiedete sich von der jungen Rekrutin und betrat dann das Gebäude.
Nur langsam gewöhnten sich die Augen der Wächter an die Dunkelheit, die sie umgab.
"Da", machte Stump seine Kollegen aufmerksam und deute auf eine dunkle Spur auf dem Boden.
"Sieht aus wie eine Blutspur", bemerkte Jack, bückte sich, um den Fund des Ermittlers genauer zu begutachten.
Vier fragende Gesichter blickten auf ihn hinab.
"Es ist eindeutig Blut."
Stump nickte zufrieden.
Sie schritten vorsichtig um die Blutspur und setzen ihren Weg mit Charlie Holm an der Spitze fort, das Schlusslicht bildete Kolumbini.
Nachdem sie einen Raum, der wohl mal das Wohnzimmer gewesen war, durchschritten hatten, deutete Charlie auf eine Tür und öffnete diese auch sofort.
Es knackte leise, doch nicht etwa an der Türe, sondern hinter dem Trupp. Kolumbini fuhr augenblicklich herum.
"Da ein Schatten!", schrie er und rannte los. Ein großes schlankes Wesen, welches ganz in schwarz gekleidet war, drehte sich kurz zu den Wächtern, drehte sich dann um 180 Grad und rannte in Richtung Ausgang.
"Wie viele Ausgänge hat das Haus?"
"Einen, soweit ich es sehen konnte", rief Lupos.
Während Kolumbini vom Wohnzimmer in den Flur einbog, kam der Schatten mit einem dumpfen Knall zu Fall und das knapp vor der Eingangstür. Kolumbini sah seine Chance und beschleunigte, doch der Schatten kroch in letzter Sekunde auf alle vieren nach draußen, stieß von außen die Türe zu und verschloss sie. Kolumbini fluchte als er das Klacken des Schlosses hörte und rappelte wie ein wilder an der Türe.
"Lass gut sein, Kollege, den kriegen wir nicht mehr", beruhigte Charlie den Hauptgefreiten.
Auch die Anderen erreichten die Haustüre, nur Lupos fehlte.
"Also ihn kriegen wir vielleicht nicht mehr, aber das hier hat er im Wohnzimmer fallen lassen", rief Lupos aus dem Wohnzimmer und kam langsam nach.
Er zeigte seinen Kollegen einen Schlüssel, der offenbar aus einem Rubin gemacht worden war.
"Woraus ist der?"
"Ich glaube aus Rubin", entgegnete Lupos.
"Wahnsinn, zeig mal her.. Ob er ihn von dem Zwerg hat?", fragte Stump.
"Pack ihn lieber weg, Lupos, wir begutachten ihn lieber im Wachhaus."
Lupos folgte diesem Vorschlag, doch er bemerkte nicht die Augen, die ihn durch ein Fenster genaustens beobachteten. Gemeinsam gingen sie zur Leiche, wie auch den anderen waren ihr die Augen entfernt worden. Der Bauch des Opfers war mit einem sauberem Schnitt geöffnet und mit dem Blut der Wunde hatte der Mörder "Das war der letzte Streich" an die Wand geschrieben.
Was er wohl damit meint?, fragte sich Jack.
"Macht ihr hier sauber und packt ihn ein, ich kümmere mich um die Tür."
Bevor irgendwer was sagen konnte, war Charlie auch schon unterwegs.

***Irgendwo in der Stadt***


"So, ich glaub, das war der letzte für heute", freute sich Schmied und klopfte sich die Hände ab.
Er griff sich seine Werkzeugkiste und machte sich auf den Rückweg. Schmied war nun schon über ein Jahr bei der Wache und kannte sich, wie man es von einem Verkehrsexperten auch erwartete, blendend in der Stadt aus und er kannte nicht nur die großen Straßen, sondern auch die Schleichwege und Gassen, sowie die Gossen. Seine Schritte hallten zwischen den Häusern links und rechts von ihm hin und her und verschwanden in dem Schlund der Nacht. Schmied bog in eine Gasse, um seinen Heimweg zu verkürzen, auch hier verschluckte wieder der Schlund der Finsternis alle Geräusche, die er von sich gab, doch diesmal gab er dafür Geräusche zurück und in der Ferne erkannte Schmied zwei schwarze Gestalten.
"Die sechs Weisen sind tot, doch der sechste Schlüssel ging mir leider verloren", sprach eine der zwei Personen.
Schmied schwieg und schlich sich näher ans Geschehen. Noch hatten sie ihn nicht bemerkt.
"Das heißt der sechste Zwerg ist tot? Gut... Wo ist der Schlüssel nun?", sprach die andere Person mit dämonischer Stimme.
"Ich glaube, die Wache hat ihn, Herr."
"Dann hol ihn Unwürdiger!", donnerte die Stimme. "Gib mir aber vorher die anderen fünf und die Augen, hast du sie?"
Schmied stellte die Werkzeugkiste ab und griff nach dem Knauf seines Schwertes. Offenbar war er durch einen Zufall auf die Zwergenmörder gestoßen.
Die eine etwas kleinere Gestalt holte zwei Beutel heraus und überreichte sie der Person, die sie "Herr" genannt hatte.
Sie haben die Beweise dabei, ist ja prima, strahlte Schmied innerlich und erhob sich.
"Im Namen der Wache, ihr seid verhaftet!", rief Schmied und wedelte dabei mit seiner Marke, die er in der linken Hand hielt, mit der rechten hatte er den Schwertknauf fest im Griff.
"Das glaubst auch nur du. HARJAK!!", schrie die größere Gestalt, riss die Beutel heftig an sich und verschwand in der Dunkelheit, auch die andere Gestalt folgte ihm.
"HARJAK!", hallte es wieder aus der Finsternis, diesmal aber etwas lauter.
Schmied stürmte den beiden hinterher, kam jedoch nicht weit, denn direkt vor ihm lösten sich plötzlich zwei Schatten aus der Wand und postierten sich vor ihm.
"Aus dem Weg, ich bin von der Wache und verfolge zwei Flüchtige."
Schon während Schmied diesen Satz sprach, wurde ihm klar, was HARJAK zu bedeuten hatte und er konnte sich ungefähr vorstellen, was die Beiden vor ihm, die wohl die Leibwächter der einen Gestalt waren, die mit "Herr" angeredet worden war, von ihm wollten.
Sie warfen die Kapuzen ihrer dunklen Kutten zurück und zogen ihre Kurzschwerter.
"Vampire", stöhnte Schmied und zog endlich sein Schwert, an dem er sich schon die ganze Zeit festgekrallt hatte, hervor. Die Vampire stürmten los, tauchten ab, und zogen Schmied die Beine im Vorbei Rennen weg. Schmied, der gerade zuschlagen wollte, viel unsanft auf den kühlen Boden und hörte nur noch wie sich die Vampire hinter ihm aus dem Staub machten.
Schmied stützte sich auf, überlegte kurz und eilte dann erneut in die Richtung, in der, der, den sie "Herr" nannten, verschwunden war. Schmied rannte und rannte, doch auch er erkannte irgendwann, dass es aussichtslos war. Enttäuscht steckte er sein Schwert zurück in die Scheide und machte sich auf den Rückweg, um sein Werkzeug zu holen. Schmied musste feststellen, dass er für den Weg zurück zum Werkzeug fast doppelt so lange brauchte wie vorher, was wahrscheinlich unter anderem daran lag, dass er nicht mehr rannte. Das Resultat aus all dem war, dass Schmied drei Stunden später im Wachhaus war, als er eigentlich geplant hatte, doch da war er nicht der einzige. Fast zeitgleich mit ihm trafen Charlie Holm und Lupos Drachenflug ein, sie waren länger am Tatort geblieben, um eventuelle Spuren zu suchen, doch leider erfolglos zurückgekehrt.
"Na ihr, und was neues im Zwergenmörderfall?"
"Ja, wir haben einen Schlüssel, den der Mörder verloren hat, doch der Mörder selber ist entkommen. Und wie läufts bei dir?"
Schmied holte tief Luft.
"Ich hab den Mörder und seinen Scheff bei der Übergabe erwischt, doch sie sind mir leider entkommen. Er bekam unter anderem auch die Augen", berichtete Schmied.
Charlie rümpfte die Nase: "Wie krank kann man sein, was wollen sie mit den Augen?"
"Mmh, ich hab mal gehört, dass sich das letzte Bild, was das Opfer vor seinem Tod sieht, in dem Auge einspeichert", erklärte Jack, der gerade die Treppe hinab schritt und schon ein Teil des gelaufenen Gespräches mitbekommen hatte.
"Oh, hallo Jack", begrüßte Dennis den hinzukommenden Gerichtsmediziner.
"Hast du denn einen von ihnen erkennen können?"
Lupos suchte als Spurensicherer förmlich nach Informationen, doch Schmied schüttelte nur den Kopf. Der Hauptgefreite hielt es auch nicht für nötig seinen Kollegen von der Niederlage bei den Vampiren zu erzählen.
Nachdem die Wächter lange diskutiert hatten, gingen sie müde vom Tag ins Bett, dabei vergaß Lupos jedoch, vor lauter Erschöpfung, den Schlüssel im Wachhaus zu lassen.

Am nächsten Morgen erwachte Schmied schon mit den ersten Sonnenstrahlen. Er dachte kurz über den Vortag nach und schlug sich dann mit der Handfläche vor die Stirn.
Ich muss zu Lupos, dachte er, sprang aus seiner Hängematte, schlüpfte in die Uniform und keine 20 Minuten später stand er vor Lupos Zimmertür und klopfte wild.
"Wer ist denn da? Es ist doch noch früh", stöhnte ein total erschöpfter Lupos von innen.
Schmied klopfte hartnäckig weiter.
"Ich komme ja schon, verdammt", fluchte Lupos und schleppte seinen Körper zur Tür um sie zu öffnen.
"Oh guten Morgen, Dennis. Was verschafft mir die Ehre so früh am Morgen?"
Mit zwei schnellen Bewegungen schob Dennis den Obergefreiten zurück in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
"Wo ist der Schlüssel?"
Lupos schien irritiert und begann in seinen Taschen zu wühlen.
"Ich habe viele Schlüssel, welchen brauchst du?"
"Den des Mörders", drängte Schmied. "Wo ist er?"
Lupos ging zu einem Schrank und wühlte darin, während Dennis auf einem Bein nervös hin und her wippte.
"Hier, ich hab ihn. Aber was willst du damit? Ich hab ihn schon untersucht, da ist nichts Verwertbares dran. Ich hab ihn nur noch nicht verschwinden lassen, weil er so gut ausschaut."
Schmied nahm den Schlüssel an sich und hängte ihn sich um den Hals.
"Sie haben fünf Schlüssel und der eine von ihnen fluchte, weil wir den sechsten haben. Das heißt, dass sie den sechsten holen werden."
Lupos zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
"Kann es sein, dass du wieder wahllos Behauptungen aufstellst?"
Schmied schüttelte den Kopf: "Glaub mir einfach."
"Du weißt, dass es nicht deine Aufgabe sondern die eines Ermittlers ist?"
"Mist", fluchte Schmied, denn daran hatte er nicht gedacht. Es wäre Kompetenzüberschreitung, wenn er dies machen würde.
"Gib ihn einfach Stump", sprach der Obergefreite Drachenflug ruhig. Der Verkehrsexperte nickte beleidigt und verließ mit samt Schlüssel den Raum.
Kaum war Schmied weg, legte sich Lupos auch schon wieder müde schlafen, doch er sollte nicht lange seine Ruhe haben, denn im gleichen Moment wo er die Augen schloss, sprang plötzlich etwas durch das geöffnete Fenster. Noch bevor Lupos reagieren konnte, hatte er eine Klinge am Hals und eine Stimme zischte, dass er sich ja nicht bewegen sollte. Ein zweiter Schatten sprang durch das Fenster und begann ohne Absprache mit dem anderem alle Schränke und Schubladen zu durchwühlen.
"Ich würde es lassen oder ich verwandle mich in einen Wer....."
"Ich würd es gar nicht erst versuchen das an deinem Hals ist mit einer netten Silberlegierung versetzt, wir haben keine Kosten und Mühen gescheut."
Fast eine halbe Stunde lang wurde alles durchwühlt.
"Wo ist der Schlüssel, den du gestern gefunden hast?", zischte der Schatten dessen Messer an Drachenflugs Kehle war.
"Ich hab ihn nicht!", röchelte der Obergefreite und musste beim Reden aufpassen, dass er seinen Hals nicht zu sehr bewegte, denn das könnte böse enden.
"Lüg nicht, unser Auftraggeber hat gesehen wie du den Schlüssel mitgenommen hast!"
"Und nun hab ich ihn nicht mehr."
Der zweite Schatten trat an die Hängematte heran und griff Lupos in die Haare.
"Wer hat ihn dann?"
"Ein Kollege, er ist gerade weg", stöhnte Lupos und schloss im Angesicht des Todes die Augen.
Er merkte wie sich der Griff in seinen Haaren löste und auch das Messer verschwand.
"Bin ich tot?", fragte er und öffnete die Augen.
Anscheinend nicht, komische Leute, sie haben alles nur durchwühlt, aber nichts ausgeräumt, dachte er sich und wischte einige Schweißtropfen von der Stirn. Der Spurensicherer hatte an der Vorgehensweise der Männer gesehen, dass es wahre Profis gewesen waren. Sie hatten schwarze Anzüge und schwarze Masken, sowie schwarze Handschuhe getragen, was hieß, dass keine Fingerabdrücke zurückgeblieben waren.
Lupos schlich sich zum Fenster und schloss es schnell, dann eilte er zum Schrank und zog sich seine Rüstung, die er am Vortag extra noch abends poliert hatte, an. Dann eilte er Schmied hinterher.

***Unterdessen vorm Wachhaus***


"... und aus dem Grunde, musst du, Stump, den Schlüssel bewachen, koste es was es wolle."
Stump nickte stumm und hängte sich den Schlüssel um.
Nicht weit entfernt saßen unbemerkt die beiden Kumpanen des Zwergenmassenmörders und beobachteten die Situation stumm. Schmied spürte die Blicke der beiden, konnte sie jedoch nicht ausfindig machen. Schon in seiner Jugend hatte er lernen müssen Gefahren schnellstens aus dem Weg zu gehen, dazu gehörte auch, dass man bemerken musste, wenn man beobachtet wurde und dort wo Schmied herkam, war man oft beobachtet worden, vor allem von Vampiren.
"Wir können dort nicht angreifen, die hauen uns windelweich. Komm wir wissen nun was wir wollen, wir wissen wo der Schlüssel ist. Lass uns ein anderes Mal zuschlagen."
Der Andere gab mit der Hand ein Zeichen zum Rückzug.
Während sich die beiden Schelme gerade verdrückten, stieß Lupos zu den zwei Wächtern. Einer der beiden Vampire bemerkte dies und blieb stehen, der andere wartete hinter dem nächsten Haus.
"Hey Lupos, wieso bist du so bleich?"
"S..Sie w...waren..."
"Hol erst mal Luft, Kollege", sprach Schmied und klopfte dem SUSI-Mitarbeiter auf die Schulter.
"Und jetzt noch mal ganz ruhig."
"Zwei Leute ganz in schwarz waren kurz nach dir bei mir und haben alles durchsucht und mich bedroht, waren sie schon hier?"
Schmied kratze sich am Kinn und guckte einmal in die Runde.
"Wir sind in der Überzahl, sie werden nicht kommen. Kommt, wir gehen rein, es wird kalt."
Das Wächtertrio begab sich in die Vorhalle des Wachhauses.
"Ich hab's!", schrie Schmied plötzlich.
"Was hast du?"
"Einen Plan."
Die Wächter, vor allem der nicht anwesende Larius, wussten schon was es bedeutete wenn Schmied einen Plan hatte: Meist nichts Gutes. Schmied wartet nun darauf, dass jemand nach seinem Plan fragte, das sah man ihm deutlich an.
"Na, los raus mit der Sprache. Du erläuterst ihn ja sowieso, auch wenn wir nicht danach fragen", jammerte Stump.
"Stump, wir gehen zu dir. Ich denke, sie werden dort irgendwann aufkreuzen, um dir die Aug....."
Lupos hielt Dennis rasch die Hand vorm Mund.
"Um den Schlüssel zu holen, und dann schnappt ihr euch ihn, wollte Dennis sagen. Nicht wahr?"
Schmied entgegnete nichts, sondern blickte nur sauer in Lupos' Augen.
"Also einverstanden?", fragten Schmied und Drachenflug wie aus einem Munde.
Der Lockvogel Stump nickte missmutig.
"Du wirst dich natürlich auch bei Stump verstecken Lupos. Wenn du willst."
"Natürlich will ich."
Die Wächter waren sich einig und ohne auf den Rest des Tiems zu warten, machten sie sich auf, dem Mörder eine Falle zu stellen.

***Bei Stump***


Die Wächter schlossen die Vorhänge, rückten ein paar Möbel um und postierten sie so, dass wenn der Mörder zur Tür herein kommen würde, er die sich dahinter befindlichen Wächter nicht direkt sehen würde. Als es draußen dämmerte, war alles soweit fertig. Schmied versteckte sich hinter dem Schrank links vor der Tür und Lupos hinter dem, der rechts stand. Stump lag, wie auf einem Servierteller mitten im Raum in seinem Bett und trug den Schlüssel um seinem Hals.
Stunden verstrichen und die Wächter wurden immer nervöser. Was würde passieren wenn man sie zu früh entdecken oder wenn sie einschlafen würden? Nein, das durfte nicht passieren. Tausende Gedanken schossen ihnen durch den Kopf und von Minute zu Minute schienen es mehr zu werden.
Irgendwann wurde es Mitternacht und die ersten Werwölfe heulten bereits, die beiden Wächter hatten sich mit ihren Gedanken so lange herumgeplagt, dass die Zeit wie im Fluge verstrichen war. Plötzlich raschelte es an der Tür und das Schloss knackte.
Schmied riss die Augen auf und blickte hinter seinem Schrank hervor. Er sah Lupos, der wohl auch das Geräusch gehört hatte und gab ihm ein Zeichen, dass er sich wieder verstecken sollte. Stump bekam hingegen nichts mehr mit, er lag im Bett und schnarchte, dass sich die Balken bogen. Eine schwarze Gestalt huschte durch die Tür und schloss sie leise hinter sich. Sie schlich sich vorsichtig ans Bett des Wächters, griff nach dem Schlüssel und riss ihn abrupt ab. Stump riss die Augen auf, der Mörder zückte ein Messer und holte aus.
Nun musste es schnell gehen. Schmied griff nach seinem Schild und schlug zu. Das Messer rammte sich neben Stump ins Bett, der Mörder brach langsam in sich zusammen.
Stump atmete tief durch.
"Hat er deinen Schlag überlebt?", fragte er völlig verstört.
Schmied griff ans Handgelenk des Gefallenen, um den Puls zu fühlen.
"Ja hat er, er ist nur ohnmächtig."
Die drei Wächter schleppten den Gefangenen ins Wachhaus und warfen ihn in eine Zelle.
Gerade als sie einen Vorgesetzten herbeirufen wollten, wurde der Mann in schwarz wach.
"Wo bin i... Ach verdammt.. ich hätte wissen müssen, dass es eine Falle war, aber von mir erfahrt ihr nichts."
Der Mann beugte sich nach vorne und griff an seinen Stiefel.
"Verdammt, wo ist mein Messer?"
Schmied deutet auf eine kleine Kiste in der eine Reihe von Waffen lag, die sie dem Gefangenen abgenommen hatten, doch dieser hatte schon einen neuen Plan gefasst.
Kommandeur Rince kam herein.
"Achtung, der Kommandeur!", rief Schmied laut und die Wächter salutierten.
"Rühren, Wächter. Wie ich sehe habt ihr ihn. Moment, halt nicht..."
Die Wächter fuhren herum... es knackte... und der, den sie solange gejagt hatten, war tot.
In seinem Frust hatte der Zwergenmörder seinen Kopf zwischen die Gitterstäbe geklemmt und seinen Körper so ruckartig gedreht, dass er sich selbst das Genick gebrochen hatte.
"Scheiße", fluchte Schmied und blickte in die bedrückten Gesichter der Anderen.
"Das kannst du laut sagen. Verdammt", machte Rince seinem Ärger Luft und sah zu dem toten Mörder. Dann drehte er sich zu den drei Wächtern. "Aber nun zu euch. Den Alleingang kann ich beim besten Willen nicht befürworten, aber da es ja gut ausgegangen ist zumindest für euer Leben, werd ich drüber hinweg sehen."
Rince beschloss, dass der Schlüssel in der Waffenkammer eingeschlossen werden sollte und nachdem sieben Wochen niemand mehr versucht hatte den Schlüssel zu rauben, wurde der Fall zu den Akten gelegt, mit dem Vermerk, dass der Mörder geschnappt und damit die Ermittlungen abgeschlossen waren.


Kritik erwünscht.



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