Eisige Kälte wogte durch die Rekrutenschlafsäle, streckte ihre Finger aus und versuchte, unter die Bettdecken zu kriechen. Aus einem der Betten, auf dem ein Haufen wild zusammengeknüllter Decken lag, drang ein leises Zähneklappern. "Ve-ve-ver-da-da-damm-mt, ich hä-hä-hätte daheim bleibe sollen. Hier ist es ka-ka-ka-kaaaaaaaaaaalt!"
"Ruhe dort drüben. Ich will schlafen!", eine erboste Rekrutenstimme tönte durch den Schlafsaal und wurde von zustimmendem Gemurmel begleitet.
"Zuerst heizen die nicht ein und dann beschweren sie sich auch noch", wütende Wortfetzen drangen unter dem Deckenberg hervor.
Saiyana ibn Abyadh, frisch angeworbene Rekrutin, grub sich tiefer in ihre Schlafhöhle und verfluchte zum wiederholten Male den Tag, an dem sie nach Ankh Morpork gekommen war. Hätte ihr jemand vorher gesagt, wie verdammt kalt es im Hochsommer sein würde, hätte sie die heimischen Wüstengefilde nie verlassen.
Leise vor sich hinmurmelnd schloss die Gnomin die Augen und träumte sich zurück in den schönen warmen Sand.
Heiss flimmerte die Nachmittagssonne über dem Wüstensand. Eine kleine Gruppe von Waghalsigen ritt durch die unerbittliche Hitze. Von ihnen war nicht mehr zu sehen als verhüllte Körper, die hoch oben auf ihren Kamelen thronten und dem Ganzen so gelassen wie möglich entgegenblickten.
Dahmaan ließ sein in-die-Weite-blickendes-Rohr [1] sinken und verzog das Gesicht zu einem bösartigen Grinsen. Während er die kleine Karawane von seinem Standpunkt aus weiter beobachtete, sagte er zu seinem Bruder, der ein paar Schritte hinter ihm stand: "Reite zurück ins Lager und hol die anderen. Es gibt Arbeit für uns."
Fehed nickte ergeben, bestieg sein Kamel und jagte die Düne hinunter. Mit hastigen Bewegungen trieb er das Reittier zu immer größerer Geschwindigkeit an und konzentrierte sich auf den vor ihm liegenden Weg. Er brauchte alle seine Konzentration, um dafür zu sorgen, dass das Kamel auf dem instabilen
Untergrund nicht den Halt verlor. Sand stob unter den Hufen des Tieres davon und legte sich wie ein dünner Film auf die schweißgetränkte Stirn des Reiters. Doch diesen Umstand ignorierte Fehed genauso wie die unerbittliche Wüstensonne, die ihm in die Augen stach. Er kannte nur mehr ein Ziel: Zurück ins Lager und die Gruppe in Kampfbereitschaft versetzen.
"Saiy! Saiy! Da kommt ein Reiter!", Gharizi, Saiyanas kleine Schwester, sprang aufgeregt auf und ab und deutete auf eine sich schnell nähernde Staubwolke. Imael, der daneben stand, strich seiner Tochter liebevoll über die ausgebleichten blonden Haare und meinte: "Nur ruhig. Dir läuft sicher nichts davon, wenn du etwas weniger wie ein Sandfloh herumspringst."
"Och Papa, ich will aber wissen, wer da kommt...", Gharizi setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf und starrte angestrengt in die Richtung, aus der die Staubwolke kam.
"Es wird Fehed sein. Vermutlich haben er und sein Bruder irgendetwas entdeckt.", eine dumpfe Stimme kam aus einer ebenholzfarbenen Truhe, die neben Gharizi und ihrem Vater stand.
"Hast du es inzwischen gefunden?", Imael starrte die große Truhe an, aus der inzwischen wieder heftiges Geklirre und Gepolter zu hören war.
"Nein, ich suche noch. Warum haben wir das Zeug nicht bei uns aufbewahren können? In einer Menschentruhe findet man kaum etwas. Viel zu groß für meinen Geschmack!", ein schleifendes Geräusch war zu hören und gleich darauf ein Getöse, bei dem Saiyanas Vater zusammenzuckte.
"Saiy, pass ein wenig besser auf, die Sachen gehören nicht uns! Zumindest nicht alle! Du weißt, dass Dahmaan nicht sehr begeistert sein wird, wenn du ihm etwas kaputt machst. Und ich dachte, wir würden es erst wieder viel später brauchen. Es ist ein Andenken an deine geliebte Mutter...", Imaels Augen wurden feucht und er wandte sich ab. Über manche Dinge schwieg man besser....
"Verdammt, wo.. HAH, ich hab ihn! Fangt mal..", in hohem Bogen kam ein silbrig funkelnder Gnomensäbel aus der Truhe geflogen und landete im staubigen Wüstensand.
Einige Sekunden lang herrschte Stille. Selbst die Pferde, die in der Nähe angebunden waren, schienen die Luft anzuhalten und zu versuchen, möglichst wenig aufzufallen.
"SAIYANA IBN ABYADH! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst das Andenken derer ehren, die von uns gegangen sind?", Imaels Gesicht hatte eine gefährlich dunkelrote Farbe angenommen und er brüllte die Truhe an, aus der nur ein schuldbewusstes: "Ja, Paps." kam.
Der Gnom holte tief Luft, um zu einer längeren Moralpredigt anzusetzen, wurde aber von seiner jüngeren Tochter Gharizi unterbrochen, die schüchtern an seinem leichten, weißen Leinenoberteil zupfte.
"Du Vati... da kommt tatsächlich Fehed. Und es sieht so aus, als hätte er es ziemlich eilig."
Imael drehte sich unwirsch um, hob die Hand, um seine Augen vor der sengenden Wüstensonne zu beschirmen und betrachte den näherkommenen Reiter einen Moment lang abschätzend. Dann drehte er sich um, ging auf eines der großen Zelte zu und rief über seine Schulter: "Saiyana, komm aus der Truhe raus und hör mit den Kinderein auf. Es gibt Arbeit."
Gharizi, die noch immer um ihren Vater wie ein junger Hund herumsprang, schaute ihn bettelnd an und flehte: "Darf ich diesmal mit, Papi? Bitte! Du hast es mir doch versprochen."
Aber Imael schüttelte nur den Kopf, hielt kurz inne, um seiner Tochter über die blonden Haare zu streicheln und meinte liebevoll: "Spätere, meine Kleine. Du weißt doch noch nicht einmal, wie man mit einem Säbel umgeht. Sobald ich zurückkomme, üben wir eine Runde, einverstanden?"
"Och, Papi, Aber.."
"Nichts aber. Das ist mein letztes Wort. Du kommst nicht mit, solange du nicht weißt, wie du dich verteidigst. Hab ich mich klar ausgedrückt?"
"Ja Papi!", mit gesenktem Kopf schlich Gharizi in den Schatten des großen Hauptzeltes und setzte sich schmollend hin. Es war einfach ungerecht. Immer durften alle anderen Spaß haben und sie musste hier bleiben und warten, bis sie zurückkamen und von ihren großartigen Heldentaten berichteten. Wütend ergriff die Gnomin einen der kleinen Kieselsteine, die in der Oase, wo die Gruppe ihr Lager aufgeschlagen hatte, herumlagen und warf ihn nach den Kamelen, während sie zusah, wie ihre Schwester aus der Truhe kletterte. Insgeheim beneidete sie Saiyana darum, dass sie mit ihren fünfundzwanzig Jahren an den ganzen Abenteuern teilhaben durfte. Aber irgendwann, so schwor sich Gharizi, würde sie es allen zeigen. Sie war schließlich kein kleines Baby mehr.
Mit einem Seufzen kletterte Saiyana aus der Truhe und verfluchte insgeheim ihre Dummheit. Für einen Moment hatte sie vergessen, WIEVIEL der Säbel ihrem Vater bedeutete. Schließlich hatte er ihrer Mutter gehört und die war... Für einen Moment wurden die Augen der Gnomin feucht, bevor sie entschlossen den Kopf schüttelte und die Gedanken zurückdrängte. Über manche Sachen schwieg man besser... . Energisch sprang sie auf den staubigen Wüstenboden und eilte in das kleine Zelt, dass sie und ihre Schwester sich teilten. Dort legte sie die einfache Stoffkleidung ab, die sie normalerweise immer vor der Hitze schützte und zwängte sich in ein enges Lederwams, welches ihr gehörte, seit sie fünfzehn geworden war. Inzwischen war es an gewissen, delikaten Stellen etwas eng geworden, aber es bestand nun einmal aus bestem Kamelleder und wenn man von dem etwas strengen Geruch absah, war diese Schutzkleidung für sie als Gnomin einfach ideal. Sie war leicht, hielt einiges aus und war so ziemlich das einzige in ihrer Größe, was hier in der Wüste zu bekommen war.
Nachdem auch noch ihr Gnomensäbel, der ansonsten unter ihrem Kopfkissen verstaut war, seinen rechtmäßigen Platz an ihrer Hüfte wieder eingenommen hatte, blickte die Gnomin nochmals kurz in die Spiegelscherbe, die ihr Vater irgendwann erworben hatte, und grinste ihrem Abbild entgegen. Es konnte losgehen.
Entschlossen trat Saiyana aus ihrem Zelt und blickte sich kurz um. Die meisten D'reg saßen bereits auf ihren Kamelen, waren kampfbereit und warteten nur mehr auf den Befehl, loszureiten. Stolz schweifte der Blick der Gnomin über die kleine Streitmacht von zehn Mann und blieb schlussendlich bei einem der Reiter hängen, der ihr zuwinkte und sie aufforderte, bei ihm auf seinem Kamel Platz zu nehmen. Mit einem fast unhörbaren Seufzen lief Saiyana auf das Tier zu und kletterte behände an Selions angebotenen Hosenbein hoch. Eigentlich hasste sie diese stinkenden, widerlichen Tiere, aber es gab nun einmal keine andere Chance, um ihre ausgewählten Ziele schnell einzuholen und unvermittelt zuschlagen zu können. Mit einem gemurmelten Fluch platzierte sich die Gnomin vor dem D'reg, der sie angrinste und klammerte sich an dem Hals des Untieres fest. Jedes Mal nahm sie sich vor, beim nächsten Überfall zu Hause zu bleiben und immer wieder siegte dann doch ihre Lust, sich wieder ins Kampfgetümmel zu stürzen. Das Kamel bewegte sich unruhig, als es das Geklammere an seinem Hals spürte, wurde aber mit einer knappen Geste Selion's wieder beruhigt.
"Wo ist Fehed eigentlich?", Saiyana rutsche ungeduldig in eine etwas bequemere Position und versuchte mit einer schier unmöglichen Verrenkung, sich halb umzudrehen und gleichzeitig den Kopf in den Nacken zu legen, um zumindest in die Richtung des Reiters zu sehen.
"Er hatte noch etwas wichtiges zu... Ah, dort!", eine gebräunte Hand wies in Richtung des großen Zeltes.
Die Gnomin fuhr herum und betrachtete das sandfarbene Kamel, auf dem Fehed angeritten kam. Ihr Blick glitt langsam hoch zu dem Reiter und blieb lange an der muskulösen Gestalt im Sattel hängen. Eine leichte Brise verfing sch in Feheds braunem Haar und ließ es ihm verwegen in das gebräunte Gesicht fallen.
Der D'reg grinste, strich es sich mit einer gelassenen Geste aus der Stirn und musterte kurz "seine" kleine Truppe. Als sein Blick Saiyana streifte, wurde sein Grinsen breiter und er bedachte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue, bevor sein Blick weiterglitt.
Verdammt, warum kann ich nicht einfach normal groß sein?
Wütend auf sich selbst und ihre eigene Unzulänglichkeit beendete Saiyana die Musterung und starrte auf das sandfarbene Fell "ihres" Kameles. Es war nicht einfach, heimlich in jemanden verliebt zu sein, der um anderthalb Meter größer war und bei dem es noch dazu äußerst unwahrscheinlich war, dass die Liebe jemals erwidert wurde. In Gedanken versunken verpasste die Gnomin fast den Anfang der kleinen Rede, die Fehed hielt.
"Seid ihr alle bereit? Dahmaan hat eine kleine Karawane gesehen, die schutzlos durch die Wüste reitet. Ein leichtes Opfer für uns."
Zustimmend wurden Säbel gehoben und durch die Luft geschwenkt. Einzelne Rufe wurden laut, die darauf drängten, möglichst schnell loszureiten. Fehed hob beschwichtigend die Hände und warte, bis wieder Ruhe einkehrte. Dann holte er kurz Luft und rief: "Dann los!"
Ein Geheul aus zahlreichen Kehlen antwortete ihm, als die D'reg ihre Kamele wendeten und Fehed hinterher ritten. Saiyana hob ihren Gnomensäbel, schwenkte ihn kurz und stimmte mit in das Geheul ein, bevor sie sich panisch an den Kamelhals klammerte, als sich das "Untier" plötzlich ziemlich schnell in Bewegung setzte. An manche Dinge gewöhnte man sich wohl nie....
Imael, der bei einem anderen D'reg eine "Mitreitgelegenheit" gefunden hatte, erhaschte kurz einen Blick auf das kalkweiße Gesicht seiner Tochter und grinste belustigt. Saiyana hatte sich noch nie gut mit Kamelen verstanden und es war für alle immer wieder amüsant mitanzusehen wie die sonst so beherrschte Gnomin sich plötzlich in ein Häufchen Elend verwandelte. Er wusste, bis es zum Kampf kam, hatte sie sich wieder beruhigt. Lächelnd wandte er das Gesicht wieder nach vorne und genoss den kühlenden Wind. Bald würde er sich auch noch um Gharizi Gedanken machen müssen, aber das hatte noch ein wenig Zeit.
*******Dahmaan wartete bereits ungeduldig auf das Eintreffen seiner Leute und fuhr seinen Bruder entsprechend an: "Hättest du dir nicht noch etwas mehr Zeit lassen? Ich glaube, sie haben die Wüste noch nicht ganz verlassen.."
"Du weißt genauso wie ich, dass ich so schnell kam, wie irgendwie möglich ist. Es kostete eben Zeit, zurück ins Lager zu reiten, oder möchtest das vielleicht du das nächste Mal machen?"
Die beiden Männer sahen sich giftig an. Die Spannung, die in der Luft lag, war fast greifbar.
"Ähem, wollen wir nicht später darüber diskutieren? Ich dachte, wir wollten hier ein wenig Spaß haben." Imael, dem schön langsam der Geduldsfaden riss, betrachtete die Kontrahenten vorsichtig und versuchte, die Lage abzuschätzen.
Fehed und Dahmaan starrten sich noch ein oder zwei Augenblicke länger an, bevor sie fast gleichzeitig den Blick abwandten.
"Das klären wir besser später..", stieß Dahmaan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Gut. Würdest du dir jetzt die Ehre geben und DEINEN Stamm in den Kampf führen?", süffisant grinsend drehte Fehed seinem Bruder den Rücken zu und ritt ein wenig zur Seite, um ihm den Vortritt zu lassen.
Die D'reg hielten kurz die Luft an, aber wider Erwarten forderte Dahmaan seinen Bruder nicht sofort zum Kampf auf, sondern lächelte nur gequält und sah in die Runde.
"Alle fertig?"
Zustimmend wurden die Säbel in die Luft gestreckt.
"Gut, dann los.", er wendete abrupt sein Pferd und ritt davon.
Die heiße Sonne brannte auf die kleine Gruppe Reisender, die sich ihren Weg durch die unerbittliche Wüste bahnten. Schweigend ritten die fünf Männer nebeneinander her und wechselten nur ein Wort, wenn es unbedingt nötig war.
Plötzlich hielt der Anführer einen Moment lang inne und schien zu lauschen. Dann hob er seine Hand und gab seinen Männern ein Zeichen. Im selben Moment erscholl von den Dünen ein lautes Gebrüll, als die D'reg angriffen. Die Reisenden warfen die langen, weißen Gewänder, die sie vor der Sonne schützten, zur Seite. Darunter kamen alte, abgetragene Lederrüstungen zum Vorschein. Waffen wurden gezogen und plötzlich sahen sich die D'reg nicht mehr einem leichten Opfer gegenüber, sondern einer vor Waffen nur so strotzenden Söldnergruppe.
"Verdammt!", Saiyana runzelte die Stirn und ließ mit einer Hand den Kamelhals los, um ihren Gnomensäbel zu ziehen. DIESE Entwicklung war absolut unerwartet und brachte Schwierigkeiten mit sich. Die D'reg waren zwar in der Überzahl, aber es sah nicht so aus, als würden sich die Gegner kampflos ergeben wollen, wie sie es sonst meist taten. Das würde wohl eine blutige Angelegenheit werden. Mit einem wütenden Knurren wartete sie, bis sie der Reiter nah genug an einen der Gegner gebracht hatte und sprang dann mit einem großen Satz auf das Kamel, dass der Söldner ritt. Schwert und Säbel schlugen klirrend aufeinander, als sich die beiden Männer im Sattel bekämpften. Währenddessen holte Saiyana kurz aus und stach dann dem Kamel ihren Säbel in den Rücken. Mit einem schmerzerfüllten Laut bäumte sich das Tier auf und warf den Reiter sowie die Gnomin ab, welche allerdings weitaus eleganter im Sand landete und sich sofort nach einem neuen Opfer umsah. Es war schließlich ihre Aufgabe, zwischen den Angegriffenen für soviel Verwirrung zu sorgen, dass die D'reg schnell die Überhand gewannen. Doch in diesem Durcheinander war es gar nicht so leicht, etwas auszumachen. Überall um sie herum kämpften Männer zu Fuß oder auf Kamelen. Dabei achteten sie nicht auf die kleine Gnomin, die zwischen ihren Füssen durchlief und versuchte, sich nicht zertreten zu lassen.
Warum zur Niederhölle kann ich nicht einmal normal groß sein? Dann würde ich es diesen Typen schon zeigen!
Mit einem Satz sprang Saiyana zur Seite, als neben ihr ein D'reg in den Sand fiel und betrachtete kurz sein Gesicht.
Es war Selion, der sie vorher auf seinem Kamel mitreiten hatte lassen und nun tot im Sand lag. Der Söldner, der ihn getötet hatte, drehte sich grinsend weg und stellte sich dem nächsten D'reg.
"Aiaiaiaiaiaiaia!", mit einem regelrechten Wutgeheul stürzte sich die Gnomin auf den Söldner und stach ihm ihren Gnomensäbel in Wade.
"Verdammtes Biest", knurrend drehte sich der Mann wieder um und versuchte, Saiyana einen Tritt zu verpassen. Diese sprang jedoch schnell zur Seite, klemmte sich den Säbel zwischen die Zähne, packte das Hosenbein und kletterte flink daran empor, während der Söldner nun, bedeutend panischer, bemüht war, sie zu packen. Doch seine Bewegungen waren zu hektisch und unkontrolliert, sodass die Gnomin zwischen seinen Händen durchschlüpfen konnte. Mit einer Hand hielt sie sich an der Hose fest, während sie mit der anderen Hand blitzschnell nach ihrem Säbel griff und zustieß.
"Grmbllll....", ein ersticktes Gurgeln entfuhr seiner Kehle, während der Mann in die Knie ging und zur Seite kippte. Saiyana sprang unterdessen geschickt von ihrem Opfer ab, grinste süffisant, drehte sich um und sah ein Kamel auf sich zurasen.
"Verdammt!", war das letzte, was der Gnomin durch den Kopf schoss, bevor sie ein harter Schlag traf und meterweit durch die Luft schleuderte. Alles um sie herum wurde schwarz. *******"Aufwachen, sagte ich!" eine laute Stimme hallte bis in Saiyanas Träume und ließ sie unruhig werden.
"Mäm? Darf ich es mal probieren?"
Plötzlich war da eine zweite Stimme. Die Traum-Saiyana runzelte die Stirn und überlegte. Gerade eben war sie noch in der Wüste gewesen und jetzt war da nichts als Schwärze.
"In Ordnung, Larius. Der Rest muss sowieso auch aufstehen."
Wieder diese erste Stimme. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.
"REKRUT LEDAMAHN! STILLGESTANDEN!"
Zwanzig Köpfe sowie ein Deckenberg fuhren zusammen und setzten sich kerzengerade im Bett auf. Der Angesprochene öffnete ein Auge, dann das zweite und sah die vor ihm stehende Ausbildungsleiterin ungläubig an.
"Ich bin doch gar kein Rekrut mehr.."
"Das heißt Mäm. Und da du kein Rekrut mehr bist, muss ich dich bitten, den REKRUTENSCHLAFSAAL zu räumen. Verstanden?"
Saiyana hatte sich inzwischen aus den diversen Decken gewühlt und betrachtete verdutzt die Szene. Eine schwarzhaarige Frau, die sich ihr gestern als Irina Lanfear vorgestellt hatte, stand mit einem weiteren Mann, der einen seltsam verbeulten Helm trug, vor dem Bett eines wohl Nichtmehr-Rekruten und starrte diesen an.
Die Gnomin seufzte und warf einen Blick auf die Schlafsaalsuhr. Dreißig Minuten vor Acht, da lohnte es sich nicht mehr wirklich, noch eine Runde zu dösen. Ihr Ausbilder hatte ihr gestern erklärt, er wolle sie Punkt acht Uhr am Wachetresen sehen. Mit einem vernehmlichen Grummeln langte Saiyana unter die Bettdecken, zog ein paar Tücher und Schals heraus und wickelte sich diese um den Kopf. Dann schlüpfte sie in ihre diversen Jacken und legte sich zum Abschluss noch ein Schultertuch um.
"Naja, wird wohl reichen müssen. Warum ist es hier auch nur so eiskalt?", immer noch vor sich hingrummelnd sprang die neuangeworbene Wächterin aus ihrem Bett, stapfte zu der Ausbildungsleiterin hinüber und zupfte an ihrem Hosenbein.
"Ähm, Entschuldigung, Mäm?"
"Ja, was gibt’s denn?" Leutnant Lanfear sah sich um und blickte dann, nachdem sie niemand entdeckt hatte, nach unten. Erstaunt zog sie eine Augenbraue in die Höhe, als sie einen Stapel Kleidungsstücke vor sich stehen sah. Langsam dämmerte ihr, dass es sich wohl hierbei um Rekrutin Abyadh handeln musste, die sie erst gestern eingestellt hatte. Zumindest sah der Wäscheberg ähnlich aus.
"Ja, Rekrutin? Warum trägst du keine Uniform?"
"Mäm, sie haben mich doch gestern selber darauf hingewiesen, dass die Rüstungspflicht für Gnome, Trolle und Wasserspeier gewisse Ausnahmen vorsieht. Natürlich trage ich unter meiner wärmenden Schutzkleidung die Uniform der Stadtwache, nur muss ich dankend ablehnen, eine Rüstung zu tragen."
Die Ausbildungsleiterin seufzte: "Rekrutin Abyadh, man sollte dich schon als Mitglied der Wache erkennen können. Ich muss dich daher bitten, deine Wächtermarke gut sichtbar an der äußersten Schicht deiner Kleidung anzubringen und deine Uniform ÜBER der Kleidung zu tragen. Sonst werden wir am Ende noch verklagt und das wollen wir doch alle nicht, oder?", ein strafender Blick traf die Gnomin.
Der Mann neben Leutnant Lanfear hustete kurz und mischte sich dann in das Gespräch ein: "Äh Rina? Weißt du nicht mehr, wir haben derzeit keine Dienstmarken in Gnomengröße. Die sind wieder einmal Mangelware und ich fürchte, eine NORMALE würde der Rekrutin durchaus als Schild dienen können."
"Verdammt! Wann haben wir eigentlich einmal alles, was wir brauchen? Ich hab doch erst letztens einen Bericht an Rince geschickt, dass seltsamerweise plötzlich mehr Gnome in die Wache eintreten und wir daher ein erhöhtes Kontingent an Gnomenwächtermarken brauchen."
"Ja aber deine Bitte ging noch nicht durch. Derzeit wird noch über das Büdschee verhandelt, das weiß ich von Pis. SUSI braucht nämlich ein paar neue Geräte und er hat sich darüber aufgeregt, dass die auch noch nicht bewilligt wurden."
Leutnant Lanfear seufzte erneut. "Na gut, Rekrutin. Dann machen wir folgendes. Bis du deine Dienstmarke bekommen hast, bleibst du in der Nähe deines Ausbilders. Ist das klar?"
Saiyana nickte. "Ja, Mäm. Darf ich sie jetzt etwas fragen?"
"Natürlich, was gibt es denn?"
"Ähm, wo finde ich denn den Wachetresen?"
"Erst aus der Tür raus und dann links, an den Rekrutenbüros vorbei und dann rechts bis zum Eingang. Alles klar?", der Leutnant wandte sich um und betrachtete den inzwischen wieder eingeschlafenen Ex-Rekruten.
"LEDAMAHN! WENN DU NICHT SOFORT AUFSTEHST, ZIEH ICH DIR DIE BETTDECKE WEG!"
Der Obergefreite gähnte verschlafen. "Sind sie sicher, Mäm? Ich schlafe nämlich nackt!"
Saiyana grinste und schlich auf leisen Sohlen zur Tür hinaus, als hinter ihr ein empörtes WAAAAAAAAAS??? ertönte.
*******"Erst aus der Tür raus, dann links, dann rechts, hm....", grübelnd stand die Gnomin vor einer großen schwarzen Tür und überlegte.
"Naja, wird schon richtig sein. Mit einem Schulterzucken klopfte Saiyana an und stieß die Tür, da sie nur angelehnt war, auf.
"Sie hat mich so gequält.... und dann hab ich sie einfach...", schluchzend brach die in farbenprächtige Kleidung gehüllte Person auf dem Sessel zusammen. Der Wächter, der auf der anderen Seite des Tisches saß und eine schwarze Uniform trug, blickte auf den Neuankömmling und schien ganz und gar nicht erfreut. Er entblößte ein paar spitze Zähne und sagte in eisigem Ton: "Wehe, es ist nichts wichtiges."
Saiyana schluckte kurz und erklärte dann mit einer für sie untypischen, piepsigen Stimme: "Lassen sie mich raten. Dass hier ist nicht der Wachetresen?"
"Den Gang zurück, zweimal rechts und du stehst davor. Und jetzt raus hier, das ist ein Verhör, da sind Zuschauer nicht genehmigt!"
"J-ja Sir, Sir", stotternd salutierte die Gnomin, wandte sich um und versuchte, möglichst schnell das Büro zu verlassen, ohne dass es zu sehr nach einer überhasteten Hals-über-Kopf-Flucht aussah.
"Verdammt, wo bin ich denn da schon wieder reingestolpert? Schön langsam sollt ich’s aber lernen..", murmelnd drehte sich Saiyana in die angegebene Richtung und spazierte los.
"Wo ist denn nur?", suchend drehte sich Korporal Ikari Gernetod im Kreis.
"Wen fuchen fie denn, Fir?", Schweinestrasse, der wieder einmal Tresendienst schob und gerade in die Luft gestarrt hatte, betrachtete den nervös herumlaufenden Zombie.
"Meine neue Rekrutin, eine gewisse Sa.. Sai..", der Ausbilder blickte auf den Zettel, den ihm Irina gestern Abend in die Hand gedrückt hatte und buchstabierte vorsichtig.
"Sa-i-ya-na I-b-n A-by-ad-h. Rina... ich meine, Leutnant Lanfear, hat mir gestern mitgeteilt, dass heute um acht eine Gnomin hier am Wachetresen abzuholen ist. Aber ich kann sie einfach nicht finden... Was kommt denn da?", stirnrunzelnd blickte Ikari dem zwanzig Zentimeter großen Wäscheberg entgegen, der sich langsam auf den Wachetresen zu bewegte.
"Wo, denn, Fir?"
"Na da..." der Zombie zeigte auf die sich bewegende Kleidung und hielt hastig seinen Zeigefinger fest, der nur mehr an ein paar losen Fäden baumelte.
"Daf ift glaub ich ihre Rekrutin, Fir. Zumindeft hat ef Gnomengröfe.", der Wasserspeier war mit dieser Feststellung sehr zufrieden und vertiefe sich wieder ins in die Luft starren..
"Äh... Rekrutin Abyat?"
"Abyadh, wenn ich bitten darf, Sir.", Saiyana, beziehungsweise das, was von ihr zu sehen war, salutierte eifrig und blickte zu ihrem Ausbilder hoch.
"Na schön. Wo ist deine Uniform, Rekrutin? Und deine Rüstung? Und deine Dienstmarke?", Ikari war verwirrt.
"Meine Uniform trage ich, nur ist es hier so kalt, dass ich noch ein paar Kleidungsschichten brauche, um nicht zu erfrieren, Sir. Meine Dienstmarke bekomme ich noch und laut Leutnant Lanfear gibt es Ausnahmeregelungen für Gnome, die besagen..."
"ERFRIEREN? Wir haben derzeit Hochsommer. Was machst du dann im Winter, Rekrutin?"
"Bürodienst, wenn es sich einrichten lässt, Sir.", Saiyana grinste in sich hinein und versuchte dann wieder ernsthaft auszusehen, obwohl sie wusste, dass ihr Ausbilder vermutlich sowieso nicht mehr als ihre Nasenspitze sah.
"Naja, mal sehen, was sich machen lässt. Tja, äh... Leutnant Lanfear hat gemeint, ich soll dich einmal hier einführen und ich hab mir gedacht, das tu ich am besten, wenn wir zusammen in die "Schnapsdrossel" gehen und ich dir zeige, wie man richtig mit Kneipenschlägereien umgeht. Früherkennung, Auflösung und solche Dinge. Da das allerdings eher eine Abendveranstaltung ist, wirst du zuerst heute ein paar interessante Kurse besuchen, die ich dir bereits zusammengestellt habe. Zuerst hält Korporal Sillybos einen extrem wichtigen Vortrag über das korrekte Schreiben von Berichten, und dann wirst du bei Hauptmann Daemon etwas über das Gildensystem der Stadt erfahren. Den Nachmittag darfst du dir frei nehmen, da dein Abend ganz im Zeichen des Wächterdaseins stehen wird. Wir treffen uns dann abends um 6 wieder genau hier. Soweit alles klar?"
Saiyanas Gesicht war beim Zuhören immer länger geworden. Das klang ja nach einem SEHR aufregenden Tag. Seufzend salutierte die Rekrutin und rief halbherzig: "Ja, Sir!"
"Gut, dann kann ich mich ja noch eine Runde hin.. äh.. um wichtige Dinge kümmern. Bis heute Abend, Rekrutin Abyat."
"Es heißt ABYADH!", grummelnd drehte sich die Gnomin auf dem Absatz um und ging ein paar Schritte tiefer ins Wachhaus hinein, bis ihr einfiel, dass sie ja gar keine Ahnung hatte, wo die Vorträge stattfanden. Sie wandte sich nochmals um, blickte den Wasserspeier am Tresen vorsichtig an und fragte dann:
"Entschuldige, hast du zufällig eine Ahnung, wo..?"
"Bei der zweiten Tür linkf um die Ecke und nach ein paar Metern geradeauf die dritte Tür rechtf. Ift nicht zu verfehlen, normalerweife ftehen ein paar Rekruten davor."
"Danke schön.", konzentriert versuchte sich die Wächterin die Wegbeschreibung zu merken. Wäre doch gelacht, wenn sie es nicht zumindest EINMAL schaffen würde, den richtigen Weg zu finden.
*******"... und dies hier ist mein Mitarbeiter Hegelkant, der mich bei meinen Vorträgen...", Sillybos zuckte zusammen, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und ein scheinbar willkürlich zusammengestellter Haufen Wäsche das Unterrichtszimmer betrat.
"Bin ich hier endlich richtig bei "Berichte schreiben leichtgemacht?"", fragte eine Stimme, die direkt aus den Kleidungsschichten zu kommen schien.
"Ähem, ja, bist du. Und du bist....", der Korporal hatte sich wieder gefasst und bedeutete seinem Sklaven, die Liste mit den Anmeldungen herauszusuchen.
"Rekrutin Abyadh. Sir!", Saiyana salutierte kurz. "Ich entschuldige mich für meine Verspätung, aber ich war zuerst im falschen Raum, Sir!"
"Gut, Rekrutin. Nimm dort hinten Platz, du hast noch nicht viel verpasst.. . Wo war ich? Ah ja, und das hier ist Hegelkant. Er wird mich heute unterstützen. Wie ihr sicher wisst, ist das Schreiben von Berichten eine der wichtigsten Sachen, die das Wachedasein mit sich bringt. Deshalb wollen wir ein paar grundlegende Dinge festlegen. Seht euch einmal diesen Satz an.", Sillybos gab Hegelkant ein Zeichen, der daraufhin den Satz
Das Schreiben von Berichten setzt einige grundlegende Kenntnisse voraus. an die Tafel schrieb.
"Wer möchte uns diesen Satz vorlesen? Hm, keine Freiwilligen? Rekrutin Abyadh? Wärst du so freundlich, wenn du schon zu spät gekommen bist?"
Saiyana starrte fasziniert auf die ihr unbekannten Buchstaben und kramte in ihrem Gedächtnis. Ihr Vater hatte ihr zwar grundlegend erklärt, wie das morporkische Buchstabensystem aussah, aber sie hatte diese Kenntnisse nie gebraucht und wenn sie einmal etwas niederschrieben wollte, immer die klatschianische Sprache benutzt.
"Da-ha-s Sch... Schr.. Schrei-behn von Be.. Be.. Be-ri-k..ch..Berichten..."
"Stop! Das ist genug Rekrutin. Kannst du nicht lesen?", stirnrunzelnd sah Sillybos den Haufen Wäsche an, dessen Nasenspitze sich ziemlich plötzlich rot verfärbte.
"Doch, Sir, aber Klatschianisch. Genauso kann ich Klatschianisch schreiben. Mein Vater hat mir zwar die Grundlagen von Morporkisch beigebracht und ich spreche es auch sehr gut, aber mit dem Lesen und Schreiben habe ich so meine Probleme, Sir! Kann ich meine Berichte nicht auf klatschianisch verfassen?"
Der Korporal starrte die Rekrutin wenige Augenblicke entgeistert an, bis er sich wieder gefangen hatte.
"Ich fürchte, nur wenige deiner Vorgesetzten sind in der Lage, einen klatschianischen Bericht zu lesen, Rekrutin. Du wirst schon morporkisch lernen müssen. Ich werde mich einmal mit der Ausbildungsleiterin unterhalten, ob man dir nicht für die Übergangszeit einen Übersetzungsdämon zur Seite stellen kann, bis du einigermaßen sicher im Schreiben bist. Möchte jemand anders den Satz zu Ende lesen?"
Saiyana runzelte die Stirn. Irgendwie sah sie da gerade eine Menge Probleme auf sich zukommen. Aber wer hätte auch schon ahnen können, dass die Wächter kein Klatschianisch sprechen würden? Seufzend wandte sich die Rekrutin wieder dem Unterricht zu und verfolgte mühsam die Grundlagen des Berichtsschreibens.
Der Vortrag über das Gildensystem der Stadt gestaltete sich da weitgehend einfacher. Hauptmann Daemon hatte sich ein paar lustige Fälle herausgesucht und versuchte, anhand dieser anschaulich zu erklären, wie das denn nun genau mit den Quittungen und dem Lizenzsystem funktionierte. Saiyana, die so etwas noch nie gehört hatte, folgte dem Vortrag gespannt und stellte sch vor, wie einfach das Leben doch wäre, wenn man so etwas auch in Klatsch einführen würde.
Keine blutigen kämpfe mehr, um die Karawanen auszurauben. Die Rekrutin seufzte. Natürlich würde dann auch einiges an Spaß verloren gehen, denn irgendwie hatte sie diese wilden Prügelein immer gemocht, bis zu dem Zeitpunkt... . Das Gesicht der Gnomin verhärtete sich, als sie sich an ihre Aufgabe erinnerte.
"So, und wer kann mir sagen, was man tun sollte, wenn man nach einem Überfall keine Quittung bekommt?"
"Es der Gilde melden?"
"Den Kerl fangen und ihm die Ohren abschneiden!"
"Einsperren!"
Die Rekruten schrieen aufgeregt durcheinander.
Daemon hob beruhigend die Hände und zeigte dann auf Saiyana.
"Was würdest du tun, Rekrutin?"
Die Gnomin schreckte aus ihren Gedankengängen auf und überlegte blitzschnell. Was hatte der Hauptmann gerade noch erklärt?
"Ich würde den Kerl verhaften und bei uns in die Verwahrungszelle werfen, bis geklärt ist, ob sich die Diebesgilde seiner annehmen möchte."
"Gute Antwort, Rekrutin. Das nächste Mal versuch aber, nicht ausgerechnet in meiner Unterrichtsstunde zu träumen, ja?"
"Ja, Sir!", Saiyana lief rot an und verkroch sich tiefer in ihrem Wollschal. Verdammt, hatte er sie also doch erwischt!
Sich selbst scheltend setzte sich die Gnomin aufrecht hin und versuchte den Rest des Vortrages zu verfolgen. Sie wollte nicht schon von Anfang an einen schlechten Eindruck hinterlassen. dazu hatte sie später noch genug Zeit.
Schließlich wollte sie noch....
Das Geräusch einer sich rasch öffnenden Tür schreckte Saiyana erneut aus ihren Tagträumen. Leutnant Lanfear, die Saiyana schon heute morgen kennen gelernt hatte, steckte den Kopf zur Tür herein und blickte Daemon erstaunt an.
"Ich dachte, dein Unterricht wäre schon seit einer Viertelstunde vorbei, Dae. Ich hab von DOG ein Schreiben bekommen, dass du dich bitte rasch bei ihnen melden sollst. Es gibt irgendein Problem mit den Näherinnen, für das du Spezialist zu sein scheinst oder so..."
Anzügliches Gemurmel schwoll im Klassenzimmer an, während der Hauptmann seine Uniform glattstrich und dann mit einer einzigen knappen Handbewegung wieder Ruhe herstellte.
"Wie ihr seht, sind mit dem Rang eines Offiziers auch durchaus Pflichten verbrunden. Wir machen für heute Schluss, du da hinten, grins nicht so!"
Eiliges Sesselrücken wies darauf hin, dass die Rekruten sich beeilten, der Aufforderung des Vortragenden Folge zu leisten, bevor er es sich wieder anders überlegen konnte. Auch Saiyana stand auf und überlegte, was sie den Rest des Tages machen konnte. Ikari hatte zwar gesagt, dass sie den Nachmittag frei hatte, aber so richtig damit anzufangen wusste sie nichts. Sie kannte sich noch nicht wirklich in der Stadt aus und einfach loszuziehen und sich auf ihr Orientierungsvermögen zu verlassen, erschien ihr die denkbar ungeeignetste Wahl.
Während die Gnomin hin und her überlegte, fiel ihr ein, dass die Ausbildungsleiterin kritisiert hatte, dass sie ihre Uniform nicht gut sichtbar trug.
Tja, zumindest an diesem Punkt würde sich wohl etwas ändern lassen. Mit einem Grinsen, dass man, ohne den Wollschal vor dem Gesicht wohl als teuflisch eingestuft hatte, machte sich Saiyana auf den Weg aus dem Klassenzimmer, um sich irgendwo Nadeln und sehr viel Faden zu besorgen.
*******Es war bereits kurz vor sechs Uhr abends als die Gnomin sich seufzend aufrichtete und ihre Kreation stolz betrachtete. "Trag sie ÜBER deiner Kleidung" hatte der Leutnant gesagt. Nun ja, das war jetzt möglich. Grinsend streifte sich Saiyana das Oberteil, das nur mehr an den Schulternähten zusammengehalten wurde, über den Kopf und griff nach den Schnüren, die sie an den Seiten der beiden Teile durch selbstgemachte Ösen gefädelt hatte. Sie hatte jetzt wohl die erste und einzige schnürbare Uniform der Wache. Zugegeben, bei der Hose war sie trotz ihrer Nähkunst vor einer fast unlösbaren Aufgabe gestanden und es hatte Stunden gedauert, bis die Gnomin zu einer akzeptablen Lösung gefunden hatte, aber nun war alles perfekt. Mit großer Genugtuung zog Saiyana die letzten Schnüre straff und band sie zusammen. Dann bewegte sie sich probeweise in ihrer neuen Ausgehuniform. Die Nähte krachten zwar etwas, aber hielten der Belastung stand. Lächelnd griff die Rekrutin zu ihrem Dienstschwert und ihrem Säbel, verstaute die beiden Waffen in den Scheiden links und rechts an ihrem Körper und wickelte sich ihren dicken Schal um den Kopf. Ja, da hatte sie eindeutig gute Arbeit geleistet. Das Ding schränkte kaum in der Bewegung ein und, was noch wichtiger war, jetzt konnte sich keiner mehr aufregen, dass sie nicht wie eine Wächterin aussah.
Grinsend verließ die Gnomin den Rekrutenschlafsaal und bewegte sich Richtung Wachetresen. Ihr Ausbilder, Korporal Gernetod, wartete bereits ungeduldig und blickte sich immer wieder um, wo seine Schutzbefohlene abgeblieben war.
Gerde als er aufgeben und einfach ohne die Wächterin gehen wollte, kam ihm der bereits vertraute Kleiderhaufen entgegengerannt. Doch diesmal war irgendetwas anders. Ikari stutze kurz und besah sich dann die Uniform, die die Rekrutin diesmal trug und die scheinbar von einigen verschnürten Bändern zusammengehalten wurde.
"Was ist DAS?"
"Meine Uniform, Sir. Entschuldige sie die Verspätung, aber ich hab mich wieder einmal verirrt."
"Das nächste Mal erwarte ich etwas mehr Pünktlichkeit von dir, Rekrutin. Schließlich wollen wir nicht, das du bei deinem ersten Einsatz zu spät kommst, oder?"
"Ja, Sir!", Saiyana blickte kurz schuldbewusst zu Boden.
"Tja, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen, bevor die Ausbildungsleiterin noch deine Uniform sieht. Ich hab den Verdacht, sie könnte nicht ganz
glücklich damit sein."
"Geht klar. Darf ich auf ihrer Schulter Platz nehmen?", die Gnomin sah ihren Vorgesetzten fragend an und schickte dann ein halbherziges "Sir!" hinterher.
"Von mir aus. Komm, lass uns verschwinden."
*******Die Schnapsdrossel lag nahe den Schatten in der Unbesonneheitsstrasse und war eine von Ankh Morporks weniger angesehenen Lokalitäten. Der Besitzer der Taverne, ein gewisser Thaddäus Weinbeißer, stand hinter dem Tresen und war gerade damit beschäftigt, genug Bier, Knieweich und andere Alkoholika auszuschenken, um seine inzwischen schon stark angeheiterte Kundschaft bei Laune zu halten. Er blickte daher nur kurz auf, als die Tür aufgestoßen wurde und wollte sich grade wieder seinen Gläsern zuwenden, als das eben gesehene sein Gehirn erreichte. Mit offenem Mund drehte er seinen Kopf nochmals Richtung Tür und starrte sprachlos den Wächter in voller Uniform an, der eben sein Lokal betreten hatte.
Schlagartig verstummten alle Gespräche und zahllose Köpfe ruckten herum, um zu sehen, was denn der Grund für die plötzliche Unterbrechung war.
Korporal Ikari Gernetod schien das alles nicht zu stören. Seelenruhig sagte er zu der auf seiner Schulter sitzenden Gnomin: "Ja, ich denke, diese hier sollte genügen...", trat näher an den Tresen heran und rief: "Heda, kann ich ein Bier haben?"
Thaddäus überlegte kurz, den Wächter mit irgendeiner billigen Ausrede abzuspeisen und hinauszuwerfen, doch dummerweise fiel ihm gerade keine passende ein. So fluchte er lautlos, setzte etwas auf, das man mit viel Mühe als Lächeln identifizieren hätte können, wären da nicht die finster nach unten gezogene Mundwinkel gewesen und zapfte ein Bier in eines seiner dreckigsten Gläser.
"Macht dann 3 Cent."
"3 Cent? Das ist ja Wucher!", fluchend langte Ikari in seine Uniformtasche und zog drei Cent hervor.
Während der Ausbilder an seinem Bier nippte, blickte sich Saiyana vorsichtig um. Die meisten "Kunden" schienen stark angeheitert, aber harmlos zu sein.
Als der Blick der Wächterin zufällig in eine der dunklen Ecken fiel, sah sie dort an einem Tisch einen Zwerg und einen großgewachsenen Mann sitzen, die grade ein lebhaftes Gespräch führten. Auch sie sahen nicht sonderlich verdächtig aus, aber irgendwie hatte Saiyana ein schlechtes Gefühl.
Ikari, der den Blicken der Gnomin gefolgt war, fragte: "Und, schon irgendwelche Quellen für eine Schlägerei gefunden?"
"Nein, Sir, aber diese zwei dort hinten scheinen mir nicht ganz geheuer:", flüsterte die Gnomin ihrem Ausbilder ins Ohr.
"Hm. abwarten. Bisher verhalten sie sich nicht anders, als die meisten hier. Was würdest du tun, wenn die Situation droht, außer Kontrolle zu geraten?
"Hm, die Störenfriede verhaften und eine Runde Bier auf Kosten der Wache ausgeben, um die Gemüter zu beruhigen?"
"Nicht blöd, die Idee, aber ich fürchte, dazu reicht unser Büdschee nicht ganz."
"Tja, dann..."
Die Wächterin wurde durch einen lauten Schrei unterbrochen.
"DU HUND HAST MEIN BIER GETRUNKEN!"
Bevor Saiyana realisieren konnte, was vor sich ging, schlug die Axt des Zwerges krachend die Platte des Tisches, an dem er gerade eben noch friedlich gesessen hatte, entzwei.
"Ähm, so sollte das Ganze eigentlich nicht laufen..", verwirrt erhob sich Ikari, nur um gleich darauf einen Tisch umzuwerfen und hinter ihm in Deckung zu gehen. Der Mann hatte einen heilgebliebenen Bierkrug nach dem Zwerg geworfen, aber statt dessen jemand anderen getroffen, der nun seinerseits mit allem, was nicht niet- und nagelfest war, zu werfen begann. Saiyana sprang gerade noch in Sicherheit zu Ikari, als eine Flasche auf sie zugeflogen kam.
"Verdammt und was machen wir jetzt?", wütend sah sie ihren Ausbilder an.
"Das was auf dem Plan seht. Auflösung von Schlägerein."
"Und mit WAS bitte schön soll ich sie auflösen? Hier gerät gerade alles außer Kontrolle...", die Gnomin zuckte zusammen, als eine weitere Falsche an der Tischplatte zerschellte.
"Ich würde sagen...", Ikari streckte den Kopf ein wenig hervor, um über den Tischrand zu lugen.
"Ohohhhhhhhh", der Zombie sah, wie ein Stuhlbein in seine Richtung geschwungen wurde, schaffte es jedoch nicht mehr, den Kopf rechtzeitig wieder zurückzuziehen.
Es gab ein hässliches Geräusch, als das Holz den Schädel des Ausbilders traf und noch ein hässlicheres, als die Nähte, die den Kopf auf dem Hals gehalten hatten, rissen. Ikaris Kopf flog in hohem Bogen davon und landete irgendwo im Schatten der Kneipe.
"Verdammt!", fluchend betrachtete Saiyana den leblosen Körper ihres Vorgesetzten. Sie hatte das Gefühl, dass irgendwie nicht alles nach Plan verlief. Um sie herum zersplitterten Glasflaschen, zerbrachen Holzstühle und der wahnsinnige Zwerg mit seiner Axt war sicher auch noch irgendwo. Schön langsam reichte es der Gnomin. Auflösung von Schlägerein stand auf dem Plan? Nun gut, sie würde diese Veranstaltung jetzt auflösen. Auf ihre Art.
Mit einem breiten Grinsen zog sie ihren Gnomensäbel aus der Scheide und betrachtete kurz die im Kerzenlicht reflektierende Klinge, bevor sie einen langgezogenen Schrei von sich gab.
"Aiaiaiaiaiaiaiaiiiiiii!", ein paar Männer zuckten zusammen und sahen sich unwillkürlich nach der Quelle dieses martialischen Schreis um, doch die meisten interessierte dieses neue Geräusch nicht. Sie kämpften mit unveränderter Leidenschaft weiter.
Saiyana war das nur recht. Die Gnomin stürmte hinter ihrer Deckung hervor, wählte das nächstbeste Ziel, schrie noch im Laufen: "Ankh Morpork Stadtwache, sie sind verhaftet! Widerstand ist zwecklos!" und kletterte am Hosenbein des Schlägers empor.
Dieser war plötzlich nicht mehr so sehr beschäftigt, seinen Gegenüber mit einem Stuhlbein niederzuschlagen, sondern wandte seine ganze Aufmerksamkeit diesem kleinen Etwas zu, das gerade sein Hosenbein hinaufkletterte und irgendetwas Blitzendes zwischen den Zähnen hielt. Panisch versuchte er noch, diesen neuen Angreifer loszuwerden, doch er hatte nicht die geringste Chance gegen die Zielsicherheit des klatschianischen Gnomensäbels. Er gab einen heiseren Schrei von sich und sank dann gurgelnd auf die Knie. Saiyana war währenddessen bereits wieder weggesprungen und sah sich nach dem nächsten Opfer um. Ein Jüngling mit einer breiten Narbe im Gesicht, der gerade leidenschaftlich mit Biergläsern um sich schmiss und schon ziemlich angetrunken wirkte, schien ihr geeignet zu sein. Geschickt wich die Gnomin den immer wieder herabregnenden Scherben aus und brüllte im Laufen ihren neuen Kampfschrei:
"ANKHMORPORKSTADTWACHE! JEDER DER SICH NOCH BEWEGT IST HIERMIT VERHAFTET!".
Diesmal hatte sie sich jedoch verschätzt. Ihr Gegner hatte sie kommen sehen und warf ein Glas in ihre Richtung, dem sie nur mit Müh und Not ausweichen konnte.
"Jetzt werd ich aber sauer..", wütend taxierte die Gnomin das Bein des Mannes, wich einem Fuß aus, der drauf und dran war sie zu zertreten und sprang auf den Schuh des Bierglaswerfers. Geschickt klammerte sie sich mit einer Hand am Bein des Mannes fest, griff mit der anderen nach ihrem Dolch und rammte diesen bis zum heft in die Wade des Betrunkenen.
"Auuuuuuuuuu!", wie von der Tarantel gestochen hüpfte der Mann herum und hielt sich sein Bein. Dabei verlor er jedoch das Gleichgewicht, prallte gegen zwei Kämpfer, die sich gerade mit zerbrochenen Holzstühlen geprügelt hatten und riss diese zu Boden. Saiyana, die bei dieser wilden Hüpferei das Gleichgewicht verloren hatte und zu Boden gefallen war, richtete sich auf, sah sich zufrieden das wirre Durcheinander von Händen, Füssen und Körper an und wandte sich dann wieder dem Rest der Schlägerei zu. Gerade wollte sie den Nächsten angreifen, als sie aus einer Ecke der Taverne eine ihr wohlbekannte, etwas maulende Stimme vernahm, die das Kampfgetöse zu überbrüllen versuchte: "Hätte bitte jemand die Güte und würde mich ENDLICH wieder zusammensetzen? Ich finde den Ausblick hier herunten ziemlich ekelhaft. Da hat wer seine Essensreste am Boden liegen lassen."
Ungläubiges Entsetzten mischte sich in Saiyanas Kopf mit ehrfürchtigem Staunen, bis ihr wieder bewusst wurde, dass ihr Ausbilder ein Mitglied der Spezies Zombie war. Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass solche Wesen durchaus schon mal Körperteile verlieren konnten, aber gleich einen ganzen Kopf? Das würde dem Ausdruck "Den Kopf verlieren" eine ganz neue Bedeutung verleihen.
Mit gemischten Gefühlen rannte die Rekrutin auf die Stimme zu. Als sie näher kam, sah sie den Kopf ihrer Ausbilders auf dem Boden liegen. Ein etwas säuerlicher Gesichtsausdruck hatte sich in seine Züge geschlichen.
"Na endlich! Ich dachte schon, ich bleibe hier liegen, bis sich irgendjemand bequemt, nachher sauberzumachen."
"Ähm.. Sir? Sind sie das?"
"Schau nicht so drein, als hättest du noch nie einen Zombie gesehen! Sicher bin ich das, oder liegen hier noch andere Köpfe herum?"
"Ja, äh, Sir, Zombie, Sir. Nein, Sir. Äh..", sprachlos starrte die Gnomin weiterhin den Kopf an.
"Rekrutin? Ich gebe dir hiermit den Befehl, mich wieder zusammenzusetzen. Hast du das verstanden?"
"Jaaa?", vorsichtig näherte sich Saiyana dem Kopf und betrachtete ihn skeptisch, während um sie herum weiter Splitter, abgebrochene Stuhlbeine und andere Waffen beziehungsweise Wurfgeschosse durch die Gegend flogen. Sie war sichtlich von dem Phänomen fasziniert.
"REKRUTIN ABYAT! HÄTTEST DU DIE FREUNDLCIHKEIT, MEINEN KOPF ENDLICH AUS DER GEFAHRENZONE ZU BRINGEN?!"
"Mein Name ist Abyadh, Sir!"
"IST MIR EGAL WIE DU HEISST, JETZT SETZ MICH ENDLICH WIEDER ZUSAMMEN!",
Ikari mochte zwar durchaus Frauen, auch wenn sie noch so klein waren, aber diese hier fing schön langsam an, ihm gehörig auf die Nerven zu gehen. Außerdem hatte er noch immer einen ziemlichen Brummschädel von dem Schlag.
"Ja, SIR!", mit wütendem Gesichtsausdruck hob die Gnomin den Kopf, der fast so groß war wie sie, hoch, hielt sich wegen dem schlechten Mundgeruch die Nase zu und trug ihn vorsichtig zu dem umgeworfenen Tisch, wo der Rest des Ausbilders lag.
"So, und jetzt näh mich bitte wieder zusammen..."
"Ich soll was? Mitten in einem Kampf?", entgeistert starrte Saiyana ihren Vorgesetzten an.
"Naja, irgendwer muss es doch wohl tun, oder?"
Die Gnomin wollte eine scharfe Antwort geben, doch in diesem Moment krachte eine große Axt in die Tischplatte und spaltete sie fast.
Holzsplitter regneten auf den fluchenden Ikari, während Saiyana erneut ihren Säbel zog, ein schauerliches Geheul anstimmte und um den Tisch herumsprintete.
"Aiaiaiaiaiaiaiaiaiaaaaaaaa! Stadtwacheeeeee!"
Irritiert blickte der Zwerg den kleinen Haufen Kleidung an, der säbelschwingend auf ihn zuraste und auf seine edelsten Teile zielte. Reflexartig holte er mit dem Fuß aus und trat nach dem kleinen Wesen.
"Ohhhh...verdaaaammt!", Saiyana, die ihren Angriffslauf nicht mehr bremsen konnte, sah einen großen Fuß auf sich zukommen. Sie versuchte sich zwar noch zur Seite zu werfen, spürte aber, wie der Schuh sie streifte. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, als sie plötzlich in die Luft geschleudert wurde.
"Das geht sicher übel aus!", war das letzte, das sie denken konnte, bevor sie gegen die Tavernenwand prallte und bewusstlos wurde.
Unerträgliche Schmerzen rasten durch Saiyanas Kopf, als sie langsam blinzelnd zuerst das rechte Auge und dann das linke öffnete. Um sie herum war alles dunkel und es roch nach frischem Blut.
"Wenn ich das Kamel erwische, kann es sich auf etwas gefasst machen. Au, verdammt...", mühsam kroch die Gnomin unter dem Körper hervor, der auf sie gefallen war und versuchte, vorsichtig aufzustehen. Dabei wurde ihr so schwindlig, dass sie sich sofort hinsetzte und beschloss, erst mal in dieser Position die Lage auszukundschaften. Langsam schweife ihr Blick über den blutgetränkten Wüstensand. Mit schwerem Herzen zählte sie sechs Tote, die meisten trugen die langen, typischen Gewänder der D'reg.
"Verflucht, was ist passiert?", mühsam stand die Gnomin auf und wankte zum ersten Körper. Als sie das Gesicht erblickte, stockte ihr der Atmen. Vor ihr lag Dahmaan und in seiner Brust steckte der Säbel eines D'reg.
"Bei den Göttern..", rasch schleppte sich die Gnomin zu einem anderen Körper, der einmal einer der Karawanenreiter gewesen war und untersuchte seine Waffe. Doch was sie sah, bestätigte ihre Vermutungen. Der Tote hatte ein kräftiges Breitschwert mit sich geführt, das keinesfalls mit einem Säbel zu verwechseln war. In ihren Gedanken ging sie zurück zu dem Zeitpunkt, wo Fehed und Dahmaan gestritten hatten. Gut, die zwei konnten sich nicht leiden, aber dass sich ein D'reg mitten im Kampf gegen den anderen stellte? Einfach undenkbar! Sie musste auf jeden Fall ins Lager zurück, vielleicht würde sich ja dort alles erklären. Dahmaan konnte sie hier sowieso nicht mehr helfen. Doch wo war ihr Vater? Hektisch suchte die Gnomin die Leichen ab und atmete dann erleichtert auf. Zumindest war er nicht hier. Folglich standen die Chancen nicht schlecht, dass er dieses Blutbad überlebt hatte.
Mit einem Seufzen richtete sich Saiyana nach der Untersuchung der letzten Leiche auf und versuchte sich zu orientieren. Links von ihr erhob sich das Felsmassiv, von dem aus Dahmaan wohl Ausschau gehalten hatte, also musste sie ungefähr in diese Richtung gehen. Grübelnd setzte sich die Gnomin in Bewegung.
Irgendwie kam es ihr komisch vor, dass die Leichen nicht, wie es sonst Art des Stammes war, verscharrt worden waren. Aber vielleicht war ja etwas passiert, dass ihnen nicht genug Zeit für so etwas gelassen hatte. Auf jeden Fall war es mehr als merkwürdig, dass der Stamm seinen Anführer einfach so mitten in der Wüste liegen ließ. Sinnierend stapfte die Gnomin weiter durch den Wüstensand. Es würde zumindest ein sehr langer Weg ins Lager werden.
*******Als Saiyana Stunden später das Lager fand, stockte ihr der Atem. Die Zeltplanen waren niedergetrampelt und teilweise aufgeschlitzt worden, Gegenstände, die vorher fein säuberlich verstaut gewesen waren, lagen wild durcheinandergeworfen herum und nirgends war eine Spur des Stammes zu entdecken.
"Gahrizi! Papa!", laut rufend durchsuchte die Gnomin das Lager nach ihren Verwandten. Doch nichts rührte sich.
"Verdammt, kommt schon, raus, ich bin es....", Tränen liefen über die Saiyanas Wangen, als sie unter den Planen und zwischen den Gegenständen nach einem Zeichen für das plötzliche Verschwinden von allen suchte. Aber alles was sie fand, waren Spuren eines Kampfes.
"Das gibt es doch nicht, die konnten doch gar nicht wissen, wo unser Lager liegt.", fluchend hob die Gnomin eine Zeltplane hoch und stutzte. Irgendwer hatte darunter etwas in den Sand geschrieben. Saiyana legte den Kopf schief und betrachtete die ungelenken Buchstaben, die nach der Handschrift ihrer Schwester aussahen. Da stand
"Ankh Morpork" , aber was zum Teufel bedeutete das? Wer oder was war in Ankh Morpork und warum hatte ihre Schwester ihr nicht mehr als diese zwei Wörter hinterlassen?
Es half alles nichts, sie musste herausfinden, was genau passiert war, und das konnte sie nur, wenn sie den Stamm fand.
"Wäre doch gelacht, wenn ich nicht ein paar Spuren finden würde.", stirnrunzelnd suchte die Gnomin den Wüstenboden ab und entdeckte tatsächlich eine breite Spur von Kamelabdrücken, die sich vom Lager entfernte. "Tja, wer sagts denn.", grinsend durchstöberte Saiyana die zerstörten Überreste des Lagers nach brauchbaren Sachen wie Wasser und etwas zu essen, schnürte sich aus einem Teil eines kaputten Zelts einen Beutel, befüllte ihn und schulterte diesen schließlich. Zu Fuß war sie zwar nicht wirklich schnell unterwegs, aber eine Verfolgung war immerhin besser, als rumzusitzen, nichts zu tun und langsam zu sterben.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als die Gnomin schließlich alles beisammen hatte und den Spuren folgte. Das Stapfen durch den heißen Sand erwies sich für Saiyana jedoch schwieriger, als sie gedacht hatte. Da sie bereits vorher einige Stunden in der Wüste unterwegs gewesen war und der Tritt des Kamels sie ziemlich mitgenommen hatte, fühlte sie sich nach wenigen Minuten ziemlich ausgelaugt und erschöpft. Ihr Kopf hatte auch wieder zu Pochen begonnen und jeder Schritt fiel ihr schwerer. Schließlich war sie am Ende ihrer Kräfte und beschloss, sich einfach in den Sand einzugraben und die Nacht über zu neuen Kräften zu kommen. Es half niemandem, wenn sie mitten in der Wüste umkippte, selbst wenn sie dadurch den anderen noch mehr Vorsprung gab. Die Gnomin war gerade dabei, ein Loch für sich zu graben, als sie hinter sich ein zischendes
Geräusch vernahm. Mit einem für ihren Zustand erstaunlich schnellen Sprung brachte sie sich in Sicherheit und entging so dem Maul eines Warans um Haaresbreite.
"Du kommst mir ja wie gerufen.", grinsend zog Saiyana ihren Säbel und ging langsam auf die braune, wütend fauchende Echse zu, deren Schwanz unruhig hin und her peitschte.
"Du hast die großartige Ehre, mein neues Reittier zu werden. Ich bin mir sicher, das gefällt dir gut.", vorsichtig näherte sie sich weiter dem um sich schnappenden Tier und sprang, als sie nahe genug war, auf dessen Rücken. Die Echse bäumte sich auf und versuchte, die unwillkommene Reiterin abzuschütteln, doch Saiyana hatte mehr als genug Übung mit störrischen Reittieren. Geschickt hielt sie sich am Rücken des Warans fest und wartete, bis das Tier sich ausgetobt hatte. Als es endlich langsam ruhiger wurde, setzte sich die Gnomin aufrecht hin und versuchte ihrem neuen Gefährten beizubringen, in welche Richtung sie wollte. Das stellte sich jedoch etwas schwerer dar, als erwartet, da der Waran nicht gewillt war, auch nur einen Zentimeter weit mit seiner neuen Reiterin zu gehen.
"Jetzt beweg dich schon, du stures Biest, wir müssen sie doch verfolgen.", wütend trat die Gnomin der Echse ihre Absätze in die Flanke, doch auch das konnte das Tier nicht umstimmen.
"Verdammt jetzt reichts mir aber.", murmelnd kramte Saiyana in ihrem improvisierten Rucksack und zog ein Stück getrocknetes Dörrfleisch heraus. Der Waran drehte den Kopf und sah es hungrig an.
"Jaa, feines happahappa.", vorsichtig spießte die Gnomin das Stück Fleisch an ihrem Säbel auf und hielt es über den Kopf der Echse. Der Waran versuchte danach zu schnappen, kam aber nicht ganz heran und machte einen Schritt nach vorne.
"Siehst du, es funktioniert ja. Wenn du mich brav weiterträgst, bekommst du am Ende das Stück Fleisch."
Grinsend lenkte Saiyana die Echse in die gewünschte Richtung. Nun konnte die Verfolgung mit frischer Energie weitergehen.
*******Die Sonne versank gerade hinter den Dünen der Wüste, als Saiyana eine Karawane entdeckte, die scheinbar ihre Route kreuzte.
"Gleich hast du es geschafft", liebevoll tätschelte sie den Kopf des Warans, der schon ziemlich erschöpft war und lenkte ihn auf die Gruppe zu. Sie hatte zwar die Hoffung schon aufgegeben, dass sie dort ihren Stamm fand, aber vielleicht konnten die Reisenden sie ja ein Stückchen mitnehmen. Als sie nahe genug herangekommen war, sprang sie von ihrem Reittier ab, warf diesem hastig den Brocken Dörrfleisch zu und lief in Richtung der Reisenden. Hinter sich konnte sie ein wütendes Zischen hören, aber das war ihr derzeit herzlich egal. Sie fand sogar die Vorstellung ganz schön, endlich wieder auf einem Kamelrücken zu sitzen.
Im Laufen schwenkte sie ihren Beutel und schrie so laut sie konnte:
"Hallooooooo!!!!!"
'Azab hörte ein Geräusch hinter sich und drehte hastig den Kopf. Er hatte schon halb einen Angriff der gefürchteten D'reg erwartet, doch stattdessen folgte ihnen eine kleine Frau und winkte wild mit ihren Armen.
"Was ist denn jetzt schon wieder, Assab?", gelangweilt blickte eine stark geschminkte Frau den Wüstenführer an und fächelte sich Luft zu. Die bewaffneten Krieger, die zu ihrer Rechten und Linken ritten, verdrehten gelangweilt die Augen und schauten stur weiter geradeaus. Schließlich wurden sie fürs Aufpassen bezahlt.
"Eine Gnomin folgt uns, Madam. Es scheint so, als hätte sie es eilig.", der Mann schluckte das Knurren, dass ihm wegen de falschen Aussprache seines Namens in der Kehle steckte, hinunter und lächelte freundlich.
"Eine Gnomin? Wie kann hier in dieser schrecklichen Einöde eine Gnomin überleben?"
"Ich weiß es nicht, Madam. Ich schlage vor, wir halten an und fragen sie selbst."
"Nun ja, meinetwegen. Aber wenn ich mein Schiff verpasse, werde ich dich höchstpersönlich dafür verantwortlich machen."
"Ja Madam." 'Azab seufzte ergeben.
Saiyana hatte von der ganzen Unterhaltung nichts mitbekommen und rannte noch immer, als würde ihr Leben davon abhängen. Den Göttern sei Dank hatte die Karawane inzwischen gehalten, sodass es für sie einfacher war, näher zu kommen.
Im Laufen überlegte sie sich blitzschnell eine plausible Geschichte, die sie dem Führer erklären wollte und kam schließlich schlitternd neben einem Kamel zu stehen. Eine grell geschminkte Person starrte auf sie hinab.
"Was wollt ihr von uns? Wir haben es eilig.."
"Entschuldigt *keuch* überfallen *keuch* verfolgen *keuch* ..."
"Ihr seit überfallen worden?", mischte sich 'Azab in das Gespräch ein.
Die Gnomin nickte nur.
"Wo ist der Rest eurer Karawane?"
"Gefangengenommen."
"Oh, verstehe. Und ihr verfolgt sie? Zu Fuß?", ungläubig starrte der Wüstenführer auf die kleine Gestalt herab.
"Naja, besser als gar nichts tun. Was liegt in dieser Richtung?", mit dem Zeigefinger wies Saiyana in die Richtung, in die die Kamelspuren führten.
"Nun zuerst einmal noch ein paar Reitstunden Wüste und dahinter das weite Meer."
" Hm, das hilft mir nicht viel weiter. Wisst ihr, wo ein Ort namens Ankh
Morpork liegt?"
"Ziemlich weit weg. Was wollt ihr dort?", 'Azab runzelte die Stirn. Die Geschichte wurde immer seltsamer.
"Das ist der einzige Anhaltspunkt, den ich habe."
"Ihr habt Glück. Zufällig führt mich mein Weg nach Ankh Morpork. Ich bin Ladys Isabella von Greifstein. Eine DER von Greifstein. Ihr kennt die Familie doch sicher?", die stark geschminkte Frau neigte sich näher zu Saiyana.
"Ähm, muss ich das? Ich war noch nie in Ankh Morpork. Aber könntet ihr so nett sein, und mich vielleicht mitnehmen, Lady Isabella?"
"Euch? Auf mein Schiff?"
"Ich.. äh.. würde auch für die Überfahrt arbeiten. Ich kann gut klettern und Ausguck halten.", die Gnomin setzte ihr nettestes Lächeln auf und hoffte, dass die Frau ihr nicht ansah, dass sie sich noch nie mit Schiffen beschäftigt hatte.
"Meinetwegen. Assab? Nimm sie auf dein Kamel, ich kann mir unmöglich ein Kamel mit einer Bürgerlichen teilen und meine Wächter bezahle ich schließlich fürs Arbeiten und nichts fürs Babysitten."
Saiyana biss die Zähne zusammen, setzte ein noch netteres Lächeln auf und kletterte dann zu dem Führer aufs Kamel, obwohl sie diese Dame am liebsten eigenhändig erwürgt hätte. Sie und ein Baby. Pah!
*******"Rekrutin! Hörst du mich? Saiyana? ", eine besorgte Stimmte drang in das Bewusstsein der Gnomin. Vorsichtig versuchte Saiyana zu realisieren, wo sie war.
Gerade eben war sie noch in der Wüste gewesen und dann... . sie versuchte sich zu erinnern.... dann hatte sie die Überfahrt auf diesem schwankenden Ungetüm namens Schiff gewagt, war in Ankh Morpork angekommen, hatte um Geld zu bekommen und Nachforschungen anstellen zu können einen Job als Wächterin angenommen und dann.. warum lag sie eigentlich hier auf de harten Boden und was stank da so erbärmlich? Entsetzt schlug die Gnomin die Augen auf und blickte in das besorgte Gesicht ihrer Ausbilders.
"Hah, ich sagte doch, sie wird wieder. Wer so viele Schichten Stoff mit sich rumschleppt, kann eigentlich nur gut gepolstert sein."
"Sir?", schwach versuchte Saiyana, sich aufzurichten.
"Seht nur, sie kommt sogar schon wieder ohne Hilfe hoch, ich hab doch gesagt..."
"SIR?"
"Ihr ist nichts passiert.."
"SIR, KÖNNTEN SIE IHR GESICHT AUS MEINER NÄHE BRINGEN? IHR MUNDGERUCH IST ZIEMLICH SCHLIMM!", keuchend setzte sich Saiyana auf und holte tief Luft, als Ikari beleidigt ein paar Schritte nach hinten ging.
Eine Frau, die in unmittelbarer Nähe stand, kicherte leise und strich sich mit einer Hand, an der ein Haken befestigt war, eine Strähne aus ihrem Gesicht.
"Ich hab dir doch gesagt, du sollst es mal mit Mundwasser versuchen.
Übrigens, hat die Ausbildungsleiterin schon die Unform deiner Rekrutin gesehen?"
"Jaja, ich weiß und nein, hat sie noch nicht. Wie fühlst du dich, Saiyana?"
"Als hätte mich ein Kamel getreten. Was ist passiert?"
"Naja, in einem Anflug von Heldenmut, oder Dummheit, kommt auf dasselbe hinaus, hast du dich mit einem Zwerg angelegt, der dich in hohem Bogen durch die halbe Taverne geschleudert hat. Offler seis gedankt, haben Stabsspieß Atera und Chief-Korporal Cim Bürstenkinn heute Nacht einen Streifgang durch genau dieses Viertel gemacht und beschlossen, dieser Kneipenschlägerei ein Ende zu setzen. Sie kamen gerade herein, als du durch die Luft flogst."
"Ähm ja, sind alle verhaftet?"
"Der Zwerg schon, sein Kumpane, der den Streit mit ihm angezettelt hat, ist uns leider entwischt."
" Den krieg ich schon noch..", mühsam erhob sich Saiyana um nur gleich darauf zurückzufallen. Verdammt, ihr tat jeder einzelne Knochen weh.
"Das lässt du mal schön bleiben, Rekrutin, darum werden sich die SEALS kümmern. Du hast jetzt erst mal absolute Bettruhe, bis du wieder einsatzbereit bist. Hättest du weniger Schutzschichten gehabt, wären vermutlich ein paar Knochen gebrochen gewesen. Du solltest wirklich einmal deine Angriffsstrategie überdenken."
"Ja, Sir.", seufzend verdrehte Saiyana die Augen. Typisch Mann, da rettete man ihn vor einem Angriff von einem verrückten Zwerg und als Dank bekam man den Tipp, es das nächste mal etwas ruhiger anzugehen.
"Hab ich zumindest die Ausbildungseinheit bestanden?". treuherzig blickte
die Gnomin ihren Ausbilder an.
"Naja, du hast zumindest einen Teil der Schlägerei aufgelöst, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob du nicht übermäßig von Gewalt Gebrauch gemacht hast. Ich hab nur die Schreie gehört und nichts gesehen, was hast du eigentlich gemacht?"
"Öhm... Aufgelöst Sir! Auf meine Weise. Kann ich jetzt ins Bett?", grinsend lehnte sich Saiyana zurück und ließ sich vorsichtig hochheben. Es war vielleicht besser, wenn sie ihrem Ausbilder nicht genau erzählte, was sie gemacht hatte. Sonst musste sie noch am Ende zu diesem unfreundlichen Vampir von IA.
Aber jetzt hieß es erst einmal erholen. Sie musste schnell wieder auf die Beine kommen und herausfinden, was denn nun wirklich mit ihrer Familie und dem Stamm passiert war. Seufzend schloss die Gnomin die Augen und ließ sich in den Schlaf schaukeln. Morgen, ja, morgen würde sie anfangen, mehr rauszufinden.
ENDE
[1] Die Reisenden, von denen er es damals erbeutet hatte
[2], nannten es so und erklärten, es handle sich dabei um eine legendäre Erfindung eines gewissen Leonardo da Quirm. Für Dahmaan handelte es sich, nachdem er die Funktion herausgefunden hatte, um ein durchaus praktisches Gerät, mit dem man potentielle Opfer besser ausspionieren konnte
[2] Zumindest jene, die den damaligen Angriff überlebt hatten
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