Allein unter Alchemisten

Bisher hat keiner bewertet.

von Korporal Robin Picardo (DOG)
Online seit 18. 10. 2003
PDF-Version

Eine mysteriöse Krankheit grassiert unter der zwergischen Bevölkerung Ankh-Morporks. Hat die Alchemistengilde ein Gegenmittel, oder steckt sie selbst gar hinter den geheimnisvollen Beschwerden.

Dafür vergebene Note: 13

Dank an die unten aufgeführten Wächtern [1]:
Leopold, den ich immer nerven durfte, der mich motivierte und mit seinen Ideen zum Lachen und nachdenken bringt.
Daemon, der nicht müde wurde allen halbgaren Gags die gewisse Würze zu verleihen und mir das kreative Schreiben versucht Bei- und Näherzubringen.


Gepriesen sei die noble Kompanie
Der wahren Studenten der heil'gen Alchemie,
Die nur demjen'gen Klarheit verspricht,
Der über sie mit möglichst dunklen Worten spricht.
(Theatrum Chemicum Britannicum)



*** Irgendwo in Ankh-Morpork ***


Die graue Dämmerung umfing die größte Stadt der Scheibenwelt und tauchte alles in ein gnädig gedämpftes Licht, dass nun für ein paar Stunden den Schmutz der Metropole nicht so aufdringlich erscheinen ließ..
Faserige Wolkenstücke verschleierten den aufgehenden Mond.
Es schien, als versuchte er sein Antlitz vor den Bewohnern zu verhüllen, während der Grund dieses Tuns den Städtern verschlossen blieb.
Mit der einhergehenden Dunkelheit begann die Zeit der nachtaktiven Stadtbewohner.

Der Duft war verlockend! Sehr verlockend sogar!
Mit trippelnden Schritten näherte sich die Ratte über die hölzernen Dielen vorsichtig dem glänzenden Stückchen Speck und schnupperte daran.
Ein leises Klicken ließ die Ratte zusammenzucken.
Alle Ihre Instinkte schlugen Alarm und signalisierten Ihr, dass genau jetzt der Zeitpunkt für eine Flucht gekommen war. Der Nager vollführte eine blitzschnelle Drehung um hundertachtzig Grad und - stand vor einem hölzernen Gitter, dass vorher ganz bestimmt noch nicht an diesem Ort war.
'Quiek?!!?'
"Ah, wieder ein neuer Kandidat ins 'Netz' gegangen!", sagte eine raue Stimme die aus der Tiefe des dunklen Raumes zu kommen schien. "Scheint keine gute Nacht für dich zu werden Kleiner!"
Schlurfende Schritte näherten sich der Rattenfalle und hoben sie an.

*** Das himmelblaue Knahbenzimmer ***


Die Tür des Knahbenzimmers wurde ohne jegliche Warnung aufgerissen.
Robin erwach...schlug die Augen au....setzte sich aufrecht ins Himmelbett und versuchte beschäftigt zu wirken. Schnell zog er ein Buch, das neben ihm auf der Matratze lag, zu sich hin um somit auch professionell beschäftigt zu wirken. Sein nun geschäftsmäßiger Blick fiel auf einen Vampir, der einen etwa im Durchmesser fünfzig Zentimeter umfassenden Blumentopf in das himmelblaue Büro zu zerren begann.
"Schau! Schau! Schau!", begann der Untote aufgeregt. "Bald wird es hier noch heimeliger!!"
"Was schleppst du nun wieder an?", begann der Korporal vorwurfsvoll zu seinem Freund Leopold von Leermach, reckte aber trotzdem neugierig seinen Hals um einen besseren Blick auf das Objekt zu erhaschen.
"Wir ermittelten gerade in der Nähe der unsichtbaren Universität und beim Spurensichern untersuchte ich auch einen Haufen 'Sperrmüll'.", Leopold rückte das Monstrum von einem Blumentopf noch einen Meter weiter in den Raum und gab der Tür geschickt mit dem Fuß einen Tritt, damit diese schwungvoll zufiel. "Da habe ich sie entdeckt!!"
"Wen?", war die trockene Erwiderung des Dobermannes, der inzwischen einiges gewohnt war von seinem Freund.
Mit einer eleganten Bewegung entfernte der Hasensauger das braune Papier, das bis jetzt die Sicht auf die obere Hälfte und damit den Inhalt des Blumentopfes verdeckte.
"Tataaaaaaaaaaaa!", der Spurensicherer vollführte eine weitere ausladende Geste die wohl beschreiben sollte, was sich tolles in dem Behältnis aufhielt.
Robins Blick fiel auf eine bräunlich grüne Pflanze. Purpurne Flecken, besser gesagt bei näherem Hinsehen entpuppten sie sich als violette warzenähnliche Auswüchse, waren auf Stil, Blättern und dem verdickten Blütenkopf verteilt.
"Darf ich vorstellen! Das ist Mina, unsere neue Mitbewohnerin!", Stolz ließ die Brust des SUSI-Wächters anschwellen.
Picardo glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Vor ihm entfaltete sich die wohl bemitleidenswerteste, aber auch hässlichste Pflanze die er je gesehen hatte.
"Ist sie ansteckend?", war der einzigste, halbwegs sinnvolle Kommentar der dem Korporal über die Lippen kam.
"Ach! Sei doch nicht so! Sie tat mir leid und wohnt jetzt bei uns!", brummelte ein enttäuschter von Leermach. "Wir päppeln sie auf, vielleicht wird sie dann hübscher. Ich konnte sie doch nicht verdursten lassen!"
"Wenn du meinst, Leo!", der Alchemistenexperte rollte mit den Augen und wandte sich wieder seiner Lektüre zu. 'Hat die Pflanze eben den Kopf gehoben?! Nein, bestimmt nicht!!'

*** Gimlets Feinkostbude ***


Der Zwerg Gimlet öffnete die Hintertüre seine Etablissements. Muffige Luft schlug ihm aus der düsteren Seitengasse entgegen.
Die große Anzahl von Zwergen ließ auch in der größten Metropole der Scheibenwelt diese speziellen Restaurants wie Pilze aus dem Boden schießen. Viele verschwanden jedoch genauso schnell wieder wie sie erschienen waren. Gimlets Feinkostimbiss bildete hier eine der wenigen Ausnahmen. In der Ankertaugasse, nahe den berühmtberüchtigte Schatten lag diese Perle des Schlemmens und hatte kaum unter Gästemangel zu leiden.
Es hatte sich unter den zwergischen Bewohner der Stadt schnell herumgesprochen, dass es hier weit und breit die beste Ratte am Spieß gab. Auch bei dem feilgebotenen Zwergenbrot stiegen dem hungrigen Betrachter Tränen der Erinnerung an die Heimat in die Augen.
"Du hast dir ja ziemlich viel Zeit gelassen für die neue Lieferung!", sagte der Zwerg.
"Dafür bekommst du erstklassige Ware!", erwiderte die Person, die in einen braunen Kapuzenmantel gehüllt war.
Gimlet näherte sich den mitgebrachten Kisten des Mannes und begutachtete kritisch deren Inhalt.
"Ich muss schon sagen, da sind einige Prachtstücke dabei! Woher bekommst du solche Ware?", fragte der Wirt ungläubig.
"Wenn ich dir das verraten würde, wäre ich ja aus dem Geschäft!", antwortete der Lieferant schmunzelnd. "Sei mit dem zufrieden was ich dir liefere und bezahle mich anständig! Da wo das herkommt gibt es noch mehr!"
"Und das ist wirklich Ratte?!", fragte Gimlet ungläubig.
"Wenn ich dir es doch sage! Vertrau mir, es ist das Beste was auf dem Markt zu haben ist."
Immer noch beeindruckt von der Ware bezahlte der Imbissbudenbesitzer und vergaß, zu seiner eigenen Verwunderung, noch das obligatorische Feilschen um den Preis.
Gimlet wischte sich seine kurzen fettigen Finger an seiner ebenso verschmierten Schürze ab, nahm die Kisten auf und trug sie in die Küche seiner Imbissbude. Wolken aus Fett und Wasserdampf erschwerten das Atmen, aber der Zwerg hatte sich schnell daran gewöhnt. Auch in methangasverseuchten Stollen fiel das Atmen schwer, aber was machte man nicht alles, wenn man dort ein vielversprechendes Flöz erwartete.
Vor einer hüfthohen Arbeitsplatte stellte er seine Neuerwerbung ab.
"Was für Leckereinen kann ich daraus nur machen?", fragte sich der Zwerg und betrachtete nachdenklich die große Beinkeule.

*** Die DOG; Boucherie Rouge, Springstrasse 21 ***


Ungewohnte Töne drangen aus dem verruchten Etablissements der Näherinnengilde. Hier und da horchten mehr oder weniger betrunkene Nachtschwärmer auf, wandten sich aber nach kurzer Zeit ihren eigenen Angelegenheiten zu.
Hauptmann Daemon und der Dobermann Robin Picardo standen im Flur zweiten Stock und schienen heftig zu diskutieren.
"Nein, ich ziehe nicht um!!!", die Stimme des Korporals überschlug sich förmlich bei diesem Satz.
"Sieh es so, irgendwer muss in den Räumen die Abteilungsleitung repräsentieren.", erwiderte Daemon ruhig.
"Sag was du willst, aber ich betrete dieses Büro auf keinen Fall! Außerdem wies Leutnant Mückensturm explizit darauf hin, dass er für ungebetene Eindringlinge eine Überraschung parat hätte!", flehte Robin.
"Das hat er bestimmt nur so gesagt!", Hauptmann Daemon nippte an einer Tasse Kaffee und ergänzte. "Ich kann auf keinen Fall nach unten ziehen. Im Laufe der Jahre haben sich viele Erinn... ähm......Akten angesammelt, die kann ich auf keinen Fall dorthin verlagern, deshalb musst du Mückes Büro besetzen!
"Ich mache alles! Ich sagte sogar, dass ich dein Stellvertreter werde, ich kümmere mich um die Führung des Gildenregisters, aber ich ziehe nicht in dieses Büro und damit Basta!!!", der DOG-Wächter wartete keine Erwiderung seines Vorgesetzten ab, machte auf den Hacken kehrte und schloss die Türe des Himmelblauen Knahbenzimmers hinter sich [2]. "und diese Matratzen würde ich auch nie anfassen!!!!!!!! Geschweige denn auch nur eine Sekunde in ihrer Nähe arbeiten!!!!!!!!", Robin hielt den Pegel seiner Stimme so hoch, dass sein Vorgesetzter es hören musste.
"Was ist denn los?", fragte ein ziemlich verduzter Leopold von Leermach seinen aufgebrachten Stubenkameraden.
"Er will das ich in Mückes Büro umziehe!!", antwortete der Robin.
"Warum denn?", hakte der Spurensicherer nach.
"Was weiß ich! Wahrscheinlich irgendeine Laune von ihm, ....oder wir sind dem Herrn Hauptmann einfach zu laut!!!!!", beendete der Korporal seinen Wutausbruch.
"Leg dich doch nicht mit deinem Chef an.", versuchte Leopold den aufgebrachten Hauptgefreiten zu beschwichtigen. "Du ziehst den Kürzeren, Robin!"
"Zuerst dachte ich, er findet meine Arbeit gut und will mich deshalb als seinen Stellvertreter, aber langsam glaube ich, dass er mich wieder wie bei GRUND unter seiner 'Fuchtel' haben will! Jederzeitiger Zugriff! Robin wird es schon richten!", der Redefluss des Dobermannes war kaum zu stoppen.
"Beruhige dich erst mal! Ich mach dir einen Tee.", der Obergefreite ging zu dem alten Sekretär und begann auf einem kleinen Ölbrenner, Wasser in einem Kolben zu erwärmen.
"Dank dir, Leo."

*** Billige Strasse ***


Ein stechender Schmerz durchfuhr den Leib von Samuel Schmiedgut.
Bunte Lichter tanzten vor seinen Augen und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren schwoll auf ein fast unerträgliches Maß an. Der Boden unter den Füßen des Zwerges schien sich zu bewegen, ganz so, als ob er sich an Bord einer seeuntüchtigen Ankh-Barkasse befände. Dies alles war jedoch nicht das Schlimmste. Ein stechender Schmerz breitete sich auf recht unangenehme Weise in seinem Körper aus.
Ein leiser Fluch entfleuchte den Lippen des Zwerges, bevor er von den gnädigen Armen der Bewusstlosigkeit umfangen wurde.

*** Gilde der Alchemisten ***


Das neue Gebäude der Gilde stand an ihrem angestammten Platz in der Alchemistenstrasse. Ein poliertes Messingschild mit der Aufschrift OMNIS QUIS CORUSCAT EST OR prangte über dem Eingang. Gildenoffizielle betonten immer noch, dass der Schaden, den das Haus bei seiner letzten Explosion an der Klempnergilde anrichtete, gar nicht so groß und tragisch war und überhaupt sollten sich diese Rohrflicker nicht so anstellen. Trotzdem hatte die Gilde einige Neuerungen an dem Gebäudekomplex vorgenommen. Wie jeder wusste waren am Dachgiebel Scharniere des Hauses angebracht, die dazu dienten den Druck möglicher Explosionen kontrolliert nach außen zu leiten. Die Gildenoberen entschieden sich, nach dem unsäglichen Zwischenfall, der in Fachkreisen nur die 'Scheibenaffäre' genannt wurde, die Fenster der Gilde ebenfalls mit Drehgelenken zu versehen. Auch sensible Bereiche, wie zum Beispiel die Abteilung zu Weiterentwicklung des Pulvers Nummer 1, wurden seit Neuestem in den unteren Bereichen untergebracht. Die Lehrlinge der Gilde hatten schnell einen Spitznamen für die so untergebrachten Alchemisten und verspotteten sie schon als die 'Kellerkinder'.
Wie üblich herrschte vor der Gilde ein reges Treiben. Golems und Leute die keine bessere Arbeit fanden, lieferten mit Karren verschiedene Chemikalien an und transportierten die geglückten Ergebnisse alchemistischer Forschung ab. Einige der tönernen Gestalten kümmerten sich auch derzeit um das Außengelände des Gildenareals und fegten den Hof und füllten Sandsäcke, die sie vor ausgewählten Punkten zu einer Art Barriere auftürmten.
Hier und da waren die traditionellen Explosionen mit farbiger Rauchentwicklung zu hören und sehen, die bunte Nebel an den grauen Himmel von Ankh-Morpork zeichneten.

Mit einem Käfig aus Holz in der Hand betrat Wilhelm Weidmann das Gildengebäude und machte sich auf den Weg in die gesicherten Kellerräume der äußerst 'standortinstabilen' Gilde und betrat nach kurzem Gehen ein Labor. Auffällig erwies sich hierbei. dass Heribert auf seinem Weg, sobald er an der Öffnung einer Türe vorbeikam, seinen Schritt beschleunigte, um möglichst schnell die 'freie und ungeschützte' Strecke zu überwinden.
Froh, unbeschadet sein Ziel erreicht zu haben, betrat der Rattenfänger den Raum.
Käfige und Zwinger drängten sich an den ehemals weißen Wänden des Laboratoriums. In der Mitte des Raumes stand ein schwerer Eichentisch auf dem eine alchemistische Versuchsanordnung aufgebaut war. Röhren wechselten sich mit Glaskolben ab, deren Inhalt von kleinen Schmalzlampen erwärmt wurde. Ein unangenehmes Zischen und Blubbern erfüllte den Raum. Auf einen Stuhl an den Tisch saß eine Person, ganz vertieft in ihre Versuchsaufzeichnungen.
"Ich habe Nachschub hier!", unterbrach Weidmann die Gedankengänge seines Gegenübers.
Erschrocken schaute der kahlköpfige Alchemist auf.
"...W...Was?!"
"Na, ich hab hier noch ein paar Ratten für dich!", mit einer schwungvollen Bewegung stellte Wilhelm den Käfig auf den Tisch.
"Gut!", ein breites Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht von Arnold Arsen ab. "Hast du das Geld von dem Verkauf auch dabei?"
"Sicher", der Rattenfänger warf einen kleinen Lederbeutel neben den eben abgestellten Käfig. "Meine Unkosten habe ich schon abgezogen."
"Natürlich!....Ähm im hinteren Raum habe ich neue Ware, die du fertig machen und dann verkaufen kannst.", schon wieder in seine Unterlagen vertieft deutete der Alchemist halbherzig in Richtung des Raumes.
"Na dann!", sagte Weidmann und Griff in seinen Mantel um eine handliche Armbrust zu Tage zu fördern.
Der Rattenfänger begab sich nach Hinten und betrat das kleine Zimmer. Kurze Zeit später ertönte das scharfe Twoooong einer sich entspannenden Armbrustsehne gefolgt von einem langgezogenen und ohrenbetäubenden
'QUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUIIIIIIIIIIIIIIIIIIIiiiiiieeeek!!!!!!!!!!!!!!......'

Den Todesschrei der Ratte bekam Arnold Arsen gar nicht mehr mit. Ein richtiger Durchbruch musste her! Riesenhafte Ratten waren eher ein Nebenprodukt, mit denen er seine Forschungen finanzierte. Er wollte in die Geschichte der Alchemie eingehen, als der Mann der den Stein der Weisen erschuf!! [3]
Endlose Versuchsreihen und Berge von klein beschriebenen Pergamenten stapelten sich in unordentlichen Haufen auf dem Schreibtisch des Alchemisten.
Der Erfolg schien nahe zu sein.
Sehr nah sogar!

*** Schimmerstrasse ***


Glod Hammerson wischte sich die letzten Reste des vergangenen Mahls aus seinem Bart und setzte seinen Heimweg fort.
'Eine derartig große Ratte hatte ich noch nie!', war einer letzten Gedanken des Zwerges.
Schwindel überfiel den fleißigen Handwerker wie Schnapper harmlose Passanten am Hier-gibt’s-Alles-Platz.
Glod versuchte sich noch an einer nahegelegenen Hausmauer zu stützen, schaffte es aber nicht. Das Bild vor seinen Augen wurde schwarz, wie bei einem Klicker bei dem die Rolle abrupt abriss.
Kurze Zeit später erwachte Hammerson.
"Na so was?! Ich muss ohnmächtig geworden sein! Ich hab das viele Essen wohl nicht vertragen.", sprach der Zwerg zu sich selbst.
"NUN, SO KÖNNTE MAN ES AUCH AUSDRÜCKEN.", mit einem Ruck drehte sich Glod um seine eigene Achse um die Quelle der Stimme zu identifizieren. Reflexartig griff der Zwerg hinter seinen Rücken um seine geliebte Axt zu ziehen, die ihm schon so oft in einer dunklen Ankh-Morpork-Nacht gute Dienste geleistet hat.
Die Waffe befand sich nicht an ihrem gewohnten Ort.
"Ich werde dich lehren, einem Ohnmächtigen die Axt zu stehlen!!", Hammerson trat wütend zwei schnelle Schritte in Richtung des Großen. "Zur Not beiße ich dir die Knie ab!!!"
Nach einem weiteren Schritt wurde der Kleine jedoch unsanft von etwas, das an seinem Knöchel hing, zurückgehalten.
Glod drehte sich unwirsch um und erkannte.......sich selbst am Boden liegen. Eine bläuliche Nabelschnur verband ihn mit seinem Leichnam.
"Oh!", die Schatten der Unkenntnis begann sich allmählich zu verflüchtigen. "Bin ich tot?"
"DERZEIT BEFINDEST DU DICH NOCH IRGENDWO ZWISCHEN LEBEN UND TOD.", antwortete ihm Tod und beglückwünschte sich selbst zu diesem Wortspiel.
"Wie dazwischen?", fragte der Zwerg und Wut keimte erneut in ihm auf.
Tod schwang seine Sense deren Klinge im Mondlicht blau schimmerte und durchtrennte die blaue Schnur, die den Zwerg zurückhielt. Ein leises, pfeifendes Surren war zu vernehmen.
"JETZT BIST DU TOT!"
"Ähm ich dachte immer wenn Zwerge sterben werden sie von mächtigen blonden Frauen auf Streitwägen abgeholt!", sagte der Zwerg in einem nörgelndem Tonfall.
"Weißt du", TOD wirkte verlegen, was bei einem zwei Meter großen Skelett schon als eine Leistung bezeichnet werden kann. "Am Kupferkopfberg haben einige deiner Kollegen Probleme mit den dort ansässigen Trollen."
"Und das heißt was?!", drängelte Hammerson.
"ICH BIN SOZUSAGEN ......VERTRETUNGSWEISE HIER: ALLE WALLKÜREN SIND IM EINSATZ:"
Der Tote zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
"ABER ICH HABE AUCH EIN PRÄCHTIGES ROSS!", Tod deutete auf Binky, der im Halbschatten stand und das Geschehen aufmerksam beobachtete.
"Hm.....aber ich hatte mich so auf die tolle Fahrt gefreut und...", durchscheinende Tränen rannen der inzwischen ebenso durchsichtigen Gestalt von den Wangen über den Bart.
"ÄHM....., ES WIRD AUCH BEI UNS EIN TOLLER RITT! ICH VERSPRECHE ES DIR!", sagte Tod und drückte Glod sanft aber bestimmt in Richtung seines Pferdes.
"Wirklich?!", Enttäuschung schwang in der Stimme des Zwerges mit.
"BESTIMMT!" [4]

*** Boucherie Rouge ***


"Ich soll was?!?!?!", es schien nicht gerade die beste Woche von Robin Picardo zu werden.
Erst sollte er aus dem ihm liebgewonnenen Himmelblauen Knahbenzimmer ausziehen und nun dies.
"Ermitteln!", war die knappe Antwort von Daemon.
"Wo?"
"Nun, da wo dich auskennst. Bei der Alchemistengilde!", antwortete der Hauptmann geduldig. "Einige Zwerge wurden plötzlich krank und einer starb sogar. Nach den Berichten der Ärzte und im Falle des Toten nach Pismires Darstellungen, fand sich in den Mägen der Opfer Rattenfleisch."
"Das ist noch nichts besonderes! Diese kleinen Bies.....Individuen essen doch meistens Ratten.", unterbrach der Dobermann seinen 'Noch-Zimmernachbarn'.
"In Pis's Bericht stand aber auch, dass er eine eigenartige Substanz in dem verzehrten Fleisch fand, die er nicht bestimmen konnte.", setzte Daemon fort und drückte seinem Wächterkollegen die Fallakte in die Hand. "Dein Fall!", mit diesen Worten beendete der erfahrene Hauptmann das Zwiegespräch zwischen seinem Stellvertreter und verschwand im Himmelbeth.
Die Türe von Daemons Büro öffnete sich noch einmal.
"Und Robin!"
"Ja?"
"Beeil dich bitte! Der Patrizier wies explizit darauf hin, dass die Stadt es nicht so gerne hat, wenn die Strassen von toten oder vergifteten Zwergen gesäumt sind. Es könnte 'politische' Verwicklungen geben, wenn es den Anschein hätte, dass wir uns nicht richtig um den Fall kümmern. Finde raus wer dahintersteckt, vielleicht hat die Gilde ja auch ein Gegenmittel!."
'Wir?!?!' "..Jawohl, Sir!"
Grummelnd verschwand Robin nun auch wieder in seinem Büro, wobei er versuchte möglichst leise zu sein, da erstens das Boucherie Rouge dünne Wände hatte und zweitens der, den das Murmeln betraf, neben ihm wohnte und leider sein Vorgesetzter war.
"Was wollte er?", fragte Leopold als Robin das Knahbenzimmer wieder betrat und den Kopf hängen ließ.
"Arbeit abdrücken! Wie immer!", antwortete Robin geknickt. "Meine Gilde...mein Fall, so in der Art drückte er sich aus. Wenn ich ihn nicht so mögen würde, dann hätte ich schon längst meine Versetzung beantragt."
"Man kann nicht immer vom Himmelbett aus ermitteln, mein Lieber!", war die Erwiderung seines Kameraden [5]
"Ich meine normalerweise ermitteln Dobermänner nur in Ausnahmefällen verdeckt, dafür sind die Huskys doch da."
"Ja, aber Hatscha weißt gerade den Neuen ein. Kam....Khai el Sali heißt er glaube ich."
Robin zog einen alten Koffer unter dem Bett hervor und entnahm einen ziemlich mitgenommenen Laborkittel.
Braune, grüne und sogar violette Flecken waren auf dem alten Stück zu erkennen.
"Das Teil musste ich bei der Ausbildung bei meinem Vater auch immer anziehen.", der Blick des Dobermannes verklärte sich. "Moderne Alchemie ist in der heutigen Heilkunst nicht mehr wegzudenken, mein Sohn!", der Korporal versuchte den Tonfall seines Vaters zu imitieren.
Als nächstes zog der Korporal eine lederne Ärztetasche aus dem Koffer, entnahm ein Rasiermesser und klappte es auf. Der DOG-Wächter konnte in dem blitzenden Stahl seine braunen Augen erkennen und wiederum lächelte verklärt.
"TU ES NICHT!!!", Leopold stürzte auf seinen Freund zu und hielt die messerbewehrte Hand fest.
"Sag mal spinnst du jetzt?!?!?", entfuhr es Picardo.
"Das ist es doch nicht wert!! Wir alle haben mal einen schlechten Tag!!", kreischte der Spurensicherer.
"Hallo!!! Ich soll verdeckt ermitteln!!! Sieht etwa so ein Alchemist aus?!?!", Robin deutete auf sich.
"...", antwortete der Vampir.
"Hilf mir mal!", der Dobermann rührte in einer kleinen Schüssel Seife zu einem cremigen Schaum und begann dann ihn auf seinem Kopf zu verteilen. Das Behältnis mit dem Seifenschaum gab er seinem treuen Freund in die Hände.
"Ich dachte du wolltest dir etwas antun!", sagte der Vampir jetzt deutlich gefasster.
"Quatsch! Ich lass mich nicht unterkriegen! Das weißt du doch.", langsam fuhr das scharfe Messer durch die dunkle Lockenpracht des Korporals, während Strähne für Strähne des Haupthaares langsam, der Scheibenanziehung folgend, herunter schwebte.
"Findest du dies nicht ein wenig übertrieben?", fragte Leopold von Leermach.
"Nur so kann ich dort verdeckt ermitteln, ohne zu sehr aufzufallen. Ich hab das Ganze schon mal mit meinem Kontakt in der Gilde besprochen, weil ich mir dachte, dass so etwas irgendwann einmal auf mich zu kommt."
"So, so! Dein Kontakt!", Leopold grinste über das ganze Gesicht und entblößte wiederum seine verlängerten Reißzähne. "Dein Kontakt heißt nicht zufälligerweise Alice?", säuselte der Untote.
"Woher weißt du?!?!", gekünstelte Empörung zeichnete sich auf dem Gesicht des Gildenexperten ab.
In langen Bahnen fuhr das Schneidewerkzeug nun über Robins Kopf und hinterlies Schneisen aus denen nun blanke Kopfhaut hindurch schimmerte.
"Und? Wie sehe ich aus?", Robin präsentierte sich dem Vampir mit einer gekonnten Drehung um die eigene Achse.
"Beschissen!", war das knappe Urteil seines Stubenkameraden. "Die Brauen hast du vergessen!"
"Die was?", hakte Korporal Picardo nach.
"Na, deine Augenbrauen sehen noch zu unversehrt aus! Ich kenne keinen Alchemisten bei dem sie unversehrt aussehen...ich meine die sehen bei denen doch immer irgendwie angekokelt aus."
Robin erschauderte ein wenig.
Kurze Zeit später war ein kurzer schriller Schmerzensschrei aus dem himmelblauen Knahbenzimmer zu hören.

*** In Räumen der Gilde ***


"So nah ist er dran?!", Thomas Silberfisch schaute ungläubig auf die vorliegenden Ikonographien.
Das komplette 'explosive Trio', der Gildensicherheitsdienst und die Lösung für so manch unangenehme Probleme, die den Präsidenten der Alchemistengilde plagten, stand vor seinem Schreibtisch. Wie üblich bestand die Dreiergruppe aus einem Paar Muskeln und einem Gehirn. Die Muskeln bestanden aus zwei unangenehm kräftig gebauten Männern, deren Körperbau und -sprache an Gorillas erinnerten. Das Hirn war ein eher schmächtiger Alchemist, der aber auf seine eigene Art unangenehm bedrohlich wirkte. Alle trugen die traditionelle und auch klischeehafte Alchemistentracht, die aus mehr oder minder weißen Laborkitteln bestand. Auch die Haarpracht entsprach der eines 'in der Chemie bewanderten'; Langsam nachwachsende Haarbüschel, die hier und dort aus den kahlen Schädeln sprossen.
"In der Tat, Herr!", begann der Schmächtige. "Viele Versuchsreihen wird er wahrscheinlich nicht mehr benötigen!"
"Beobachtet seine Fortschritte weiter und haltet mich auf dem Laufenden!", befahl der Gildenpräsident.
Eine Eigenart der Alchemisten war ihre ständige Paranoia, ein Kollege könnte eine Formel oder ein Rezept stehlen. Deshalb entwickelte die Gesellschaft der frühen Chemiker eine Kultur der Geheimniskrämerei und des ständigem Misstrauens gegenüber Alles und Jedem.
Silberfisch bediente sich gerne des Trios innerhalb der Mauern der Gilde und bestätigte somit die oben genannten Befürchtungen seiner Kollegen.
Einige der Aufzeichnungen hoffnungsvoller Alchemisten verschwanden urplötzlich aus den Laboren, kurz bevor sie die neuen Verfahren veröffentlichen konnten. Nebenbei sei angemerkt, dass der Präsident der Gilde die meisten 'Erfindungsberechtigungen' auf neue Methoden der modernen Alchemie besaß. Einige Händler gingen schon dazu über ihre Warenlisten nicht mehr alphabetisch zu ordnen, denn das Übergewicht des Buchstaben 'S' überwog einfach zu stark.
Silberfischs springendes Sulfat, Silberfischs stereoselektive Synthese, Silberfischs spektralikonograhphische Stoffumbildung und Silberfischs saubere Substitution waren nur einige Mittel aus einer langen Liste, die von Kennern der Materie an- und verwendet wurden.
So sollte es auch in Zukunft bleiben! Eines war sicher, er würde sich so wie bei der Klickergeschichte, nie wieder aus dem 'Geschäft' drängen lassen.
Nach außen repräsentierte er aber weiterhin den verständnisvollen Alchemisten, der sich um alle Gildenbelange gut kümmert und die Anliegen der Alchemistenvereinigung vehement vor dem Gildenrat, inklusive Lord Vetinari, vortrug.

Robin machte sich auf den Weg zur Gilde. Ein leichter Schauer überkam ihn, als der kühle Herbstwind seinen nunmehr kahlen Schädel umwehte.
'Haare wachsen nach. Haare wachsen nach!!!', sagte der verkleidete Dobermann immer wieder zu sich selbst. '...und du siehst nicht sooooo schlecht ohne Kopfhaar aus.', die Robins Selbstbewusstsein spulte eine Art Notprogramm ab.
Der Gildenexperte sah schlicht und einfach bedauernswert aus. Zu allem Überfluss hatte er sich beim Abrasieren seiner Haare noch einen schmerzhaften Schmiss am Schädel zugezogen, den er notdürftig mit einem Stückchen Seidenpapier versorgt und abgedeckt hatte. Das schrille Kichern der weiblichen Bewohner des Erdgeschosses im BoucherieRouge, klang immer noch in seinen Ohren, besonders Liselotte hatte ihm heute übel mitgespielt, während er sich langsam auf den Weg durch das belebte Ankh-Morpork machte.

*** Im SUSI-Labor ***


Der alte Gerichtsmediziner stand über den geöffneten Korpus gebeugt und rieb sich sein Kinn.
Vor ihm lag die mit einem Y-Schnitt am Brustkorb geöffnete Leiche eines weiteren Zwerges. Mit geübten Bewegungen des Skalpells trennte er den Magen von Speiseröhre und Dünndarm ab und nahm das unappetitlich aussehende Gebilde aus der Körperhöhle. Die Innerei verursachte ein saftiges Schmatzen als der Oberleutnant es auf den metallenen Beistelltisch legte. Ein routinierter Schnitt durchtrennte die Schleimhaut und legte das Mageninnere frei.
"Klammern!", befahl der Abteilungsleiter SUSI dem assistierenden Gerichtsmediziner Jack Narrator, die diese sofort zureichte. Der geöffnete Magen lag nun vor den beiden Pathologen wie ein offenes Buch.
"Wieder Rattenfleisch!", sagte der alte Gerichtsmediziner mehr zu sich selbst, als zu seinem Untergebenen.
"Das ist bei der zwergischen Bevölkerung doch nichts besonderes.", antwortete der Gefreite.
Der Abteilungsleiter rümpfte die Nase.
"Sag mal, riechst du das auch?"
"Also ich wars nicht!!", war die energische Antwort des jungen Wächters.
"Ach! Lass den Quatsch.", sagte Pismire mit einem mildem Lächeln auf den Lippen. "Dieser Geruch fiel mir schon bei der anderen Leiche auf! Riecht nach Mandeln, oder?!"
Narrator beugte sich über den offenliegenden Magen und schnupperte.
"Eindeutig!", bestätigte er seinen Chef.
"Mach bitte eine Nachricht fertig, in der dieses Fakt erwähnt wird und sende das zu DOG. Soviel ich weiß hat Daemon schon einen Dobermann auf diese Sache angesetzt, der diese Information vielleicht gebrauchen kann."
"Wird erledigt, Sör!", antwortete der junge Gerichtsmediziner, aber Pismire war schon wieder in die Analyse des Rattenfleisches vertieft.

*** "Robins" Gilde ***


Auf Umwegen gelangte Pismires Brieftaube zur Alchemistengilde und hielt Ausschau nach dem Wächter [6]. Leicht zerzaust durch die Spezialbehandlung von DOG [7] zog die Taube ihre Kreise über den Köpfen der Menschen die sich in der Alchemistenstrasse aufhielten. Schon nach kurzer Zeit erkannte sie einen offensichtlich frisch kahlrasierten Schädel, der nur ihrem Zielobjekt gehören konnte. Mit einem eleganten Flugmanöver landete der Vogel vor dem Experten der Alchemistengilde.
Hektisch blickte sich Korporal Picardo um.
Er prüfte ob jemand die landende Taube, die jetzt energisch an seinem Stiefel zu picken begann, zur Kenntnis nahm. Den Göttern sei Dank kümmerte sich in der großen Metropole kaum einer um den anderen, schon gar nicht um Tauben [7a].
Nach kurzem Ringen hielt der Dobermann die metallne Nachrichtenhülse in Händen und begann die Notiz zu lesen.
Von: SUSI
AN: DOG
Der ermittelnde Wächter soll im Zusammenhang mit den Ratten und deren Fleisch auf einen ausgeprägten Mandelgeruch achten!
gez. Narrator, Gefreiter


'Wenigstens ein kleiner Anhaltspunkt!', dachte der Gildenspeziallist. 'Wobei ja noch gar nicht erwiesen ist, dass meine Alchemisten an der Misere schuld sind!'
Robin entließ die Taube wieder in Freiheit und bereitete sich auf das Betreten der Gilde vor.
Das Schwierigste wird sein an dem Pförtner vorbei zu kommen.
'Eigentlich hätte Rib diesen Auftrag übernehmen müssen!', sinnierte der Dobermann. 'Ich meine, er hält sich so oft im Dunstkreis meiner Gilde auf, da würde diese Ermittlung den sprichwörtlichen Kohl aus Sto-Lat auch nicht mehr fett machen!'
Ein gelangweiltes Gesicht erschien vor dem DOG-Wächter. In Gedanken war er bereits bis zur Eingangstüre der Gilde vorgetreten.
"Ja?", fragte der Pförtner.
"Ähm.....Mein Name ist Adrian Ferrum...ich bin der neue Assistent von Professor Reagenz!", begann der Korporal.
"Ausweis!", Robin begann alle Pförtner der Scheibenwelt zu hassen.
"Ich komme von unserer Außenstelle in Quirm..:", setzte er nach.
"Ausweis?", der Gesichtsausdruck des Pförtner änderte sich in keinem Moment.
Der Wächter begann in seinen Taschen zu kramen und beförderte ein knittriges Pergament ans Tageslicht.
"Hier!", mit zittrigen Händen hielt Robin den gefälschten Gildenausweis dem Pförtner vor die Nase. Den Ausweis hatte er aus dem Register der Gildenmitglieder entnommen und mit einer Ikonographie von ihm, mehr oder weniger handwerklich geschickt, versehen.
Ohne den Ausweis nur anzusehen winkte der Torwächter Robin durch.
Korporal Picardo alias 'Adrian Ferrum' betrat die neugebaute Eingangshalle der Gilde. Die Wänden waren weiß getüncht, während die säulengetragene Kuppel der Halle in mitternachtsblau gestrichen war. Mit Goldfarbe war auf dem blauen Gewölbe verschiedene alchemistische Zeichen, die in der Regel Sterne und Sternbilder darstellten, aufgemalt [9].
Adrian erkannte sogar das Sternbild seines Freundes Leopold, die vier Blöden Brocken, was in der modernen Alchemie eine Pflanze bezeichnete die Treffenderweise im Volksmund 'gemeines Hasenkraut' genannt wurde. Ein Lächeln huschte über Adrians Gesicht.
"Neu hier?", fragte eine weiblicher Stimme hinter ihm.
Langsam drehte sich der Dobermann um.
"Ja! Ich bin der neue Assistent von Professor Reagenz.", Robin zwinkerte seinem lieblich aussehenden Gegenüber verschwörerisch zu.
Natürlich hatte er seinen 'Lieblingskontakt' in der Gilde vorher über sein Vorhaben in einer intim...geschäftlichen Besprechung informiert. Alice stand vor ihm und wirkte mit ihrem weißen Laborkittel wie ein Engel der gerade auf die Scheibenwelt hernieder geschwebt war. Ganz unüblich war, dass sie trotz ihres Berufes noch volles blondes Lockenhaar besaß und sich die Säureflecken auf ihren Händen in einem erträglichem Maße bewegten.
"Ich führe sie erst mal durch die Gilde, damit sie sich auch zurechtfinden!", sagte sie betont laut, damit es die Umstehenden auch ganz bestimmt mitbekamen. "...und wir beginnen in meinen Räumlichkeiten.", fügte sie verschwörerisch flüsternd hinzu.
Die beiden Alchemisten durchquerten mit großen Schritten das Foyer der Gilde und befanden sich schon bald im Wohn- und Arbeitstrakt des Gebäudes. Die Flure der Alchemistenvereinigung waren erfüllt von Blubbern und leisen Flüchen, die aus den einzelnen Kleinlaboratorien drangen. Im Minutentakt wurde das ganze von kleineren Explosionen unterbrochen, woraufhin meist eine Labortüre aufgerissen wurde und ein mehr oder weniger brennender Gildenangehöriger in Richtung der vielen Notfallwasserkesseln rannte.
"Bei Euch geht's ja rund!", bemerkte Robin, als wieder einer seiner vermeintlichen Genossen mit einem Feuerschweif im Schlepptau an ihnen vorüber zog.
"Der alltägliche Wahnsinn!", bemerkte seine Freundin gelassen. "Der Weg ist das Ziel, oder wie man auch immer dazu sagt.", sie schenkte dem Wächter ein bezauberndes Lächeln.
So tief war Robin noch nie in 'seine' Gilde vorgedrungen. Gut, bei zwei oder drei offiziellen Anlässen hatte er sie schon betreten, aber diese Besuche beschränkten sich auf den großen Gemeinschaftssaal der Alchemisten und einem meist üppigen Buffet, dem der Dobermann dann seine Aufmerksamkeit widmete.
Jetzt sah er, was er auch schon von Erzählungen über die Assassinengilde kannte, die Ahnengalerie der großen Alchemisten. Die Flure waren gesäumt von großen Ölgemälden, auf denen meist Bärtige, ernst dreinblickende Männer, zu sehen waren. Wie bei der Assassinen waren kleinere und auch größere Messingtafeln neben oder unter den Bildern angebracht [10].
Mit einem großen schmiedeeisernen Schlüssel öffnete Alice die Türe zu ihrem Refugium das sich im oberen Stockwerk der Gilde befand [11].
"Los rein!", sagte Alice verschwörerisch zu Robin und zog ihm an seinem Kittel in den dunklen Raum. Die Türe schloss sich wieder und die junge Alchemistin drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung zu Robin um und presste ihn nun an die verschlossene Holztür. Warme Lippen berührten fordernd die des Gildenexperten.
"Ich hab dich so vermisst!", hauchte Alice.
"Ich dich auch! Deine Besuche im Boucherie sind einfach zu selten!", erwiderte Picardo zärtlich, während er mit einer freien Hand eine blonde Strähne aus dem Gesicht seiner Freundin strich.
Auch im Raum der Alchemistin standen auf einem schweren Eichentisch mehrere Versuchsanordnungen aufgebaut und ein leises Zischeln der Tiegel und Kolben erfüllte den Raum.
"An was arbeitest du gerade?", fragte der Korporal naiv nach.
"Was du nicht weißt, dass macht dich nicht heiß!", war die knappe Antwort seines Lieblingskontaktes.
"Du hast doch auch schon von den mysteriösen Krankheitsfällen und Todesfällen unter der zwergischen Bevölkerung gehört? Wie würdest du die Situation einschätzen?"
"Wenn ich wetten müsste würde ich sagen irgendein Größenwahnsinniger steckt dahinter, aber ob der außer unserem Haus kommt, kann ich dir nicht sagen. Es gibt so viele Gruppen in Ankh-Morpork die etwas gegen Nichtmenschen haben. Außerdem wer sagt dir, dass meine Leute hinter der Sache stecken?", beendete die Frau ihre Ausführungen.
"Nun ja wir hegen die Hoffnung, dass die Alchemisten, wenn sie nicht dahinter stecken, vielleicht ein Heilmittel gegen die 'Seuche' haben.", antwortete der Wächter.
"Wie sehen denn die Symptome der Betroffenen aus?", hakte Alice nach.
"Laut SUSI-Bericht, Übelkeit und heftige Schmerzen im Magenbereich. Bei zwei Fällen führte das ganze zum Tode. Die Obduktion ergab, dass beide Opfer kurz zuvor Rattenfleisch verspeist haben."
"Das ist doch nichts besonderes bei der zwergischen Ernährung.", warf Robins Freundin ein.
"Ja aber unser leitender Gerichtsmediziner führt den Tod der beiden auf eine unbekannte Substanz im Rattenfleisch zurück.", argumentierte Picardo.
"Hm, daher der Schluss, dass Alchemisten was mit der Sache zu tun haben könnten?"
"Genau!", endete der Dobermann.
Robin ließ seinen Blick durch das Wohn-, Schlaf- und Ess-Laboratorium schweifen, während er sie, immer noch an die Tür gelehnt, in seinen Armen hielt. Organisiertes Chaos beschrieb am besten den Zustand des Raumes. Leere Teigscheiben-mit-Tomate-und-Wurst-belegt-Schachteln wechselten sich mit klein beschriebenen Pergamenten, dicken Folianten und umgekippten Reagenzgläsern ab. Auch auf Alice's Betstatt, die noch wie am morgen verlassen da lag, lagen einige Bücher. Gerne hätte er dort 'weiterermittelt', aber Daemons Stimme im Hinterkopf trieb ihn, zumindest kurzfristig, zur Dienstbeflissenheit.
"OK, dann zum Geschäftlichen meine Liebe. Sag mir wer von den Alchemisten arbeitet mit Tierversuchen? Um es zu konkretisieren wer benutzt Ratten für seine Zwecke?"
"Wenn ich dir das so einfach beantworten könnte!", dieser Satz ein gespieltes Lachen ergänzt. "Alchemisten sind so paranoid wie Zwerge bei der Partnerwahl! Kein Alchemist wird dir freiwillig verraten an was und vor allem mit was er gerade arbeitet."
"Aber wo soll am besten beginnen.", fragte Picardo nach, während ein Hauch von Verzweiflung in seiner Stimme mitschwang.
"Bei den Kellerkindern!", kam die Antwort wie aus der Armbrust geschossen. Alice sah den fragenden Gesichtsausdruck ihres Gespielen und ergänzte schnell. "Die wichtigen Alchemisten sitzen im Keller."
"Was ist an denen so wichtig?", fragte der Wächter.
"Na da werden all die gefährlichen und geheimen Forschungen durchgeführt:", belehrte Alice den Wächter, wobei sie das Wort geheim kursiv sprach. Eigentlich waren ja alle Experimente und Formeln erst einmal geheim.
"Ist es schwierig hinunter und vor allen Dingen da rein zu kommen?", der DOG malte sich einen 'lauen' Spaziergang in die Höhle der Löwen vor seinem geistigen Auge aus.
"Wenn du an Rubidium vorbeikommst, wird der Rest ein Kinderspiel werden.", entgegnete Alice trocken.
"Und wer ist dieser Herr Rubidium?"
"Die Frage hätte eher lauten sollen: Was ist Rubidium! Es oder er ist ein Golem. Er bewacht den Eingang zu den Kellerkindern und lässt nur Leute mit Passierschein durch.", referierte Robins Freundin.
"Wird das ein Problem werden?", war die naive Nachfrage des verkleideten Wächters.
Ein kurzes Nicken war die Antwort der echten Alchemistin.
Der Abend begann sich langsam über Ankh-Morpork zu senken.
"Hm, ich glaube, ich sollte das ganze morgen angehen.", sagte Picardo und deutete mit verschmitztem Lächeln auf das immer noch unordentliche Bett. "Lass uns....."
Weiter kam der Korporal nicht, da Alice seine Lippen schon mit ihren versiegelte.

*** Vor Gimlets Feinkostbude am späten Abend ***


Die gesamte Wache war in höchster Aufregung. Immer wieder brachen Zwerge unmotiviert auf den Strassen zusammen und krümmten sich vor Schmerzen. SUSI richtete auf Geheiß des Patriziers ein notdürftiges Lazarett ein und versorgte mit ihren wenigen Mannen so gut es ging die gebeutelten Zwerge. Ermittler von RUM waren eingesetzt um die ansprechbaren und damit vernehmungsfähigen kleinen Bewohner Ankh-Morporks zu befragen.
Chief-Korporal Cim Bürstenkinn stand im Schatten beim Hintereingang der Feinkostbude des bekannten Zwerges.
Alle Hinweise verdichteten sich, dass hier der Ursprung der 'Seuche' sein musste.
'Geht diplomatisch vor!', die Worte seiner Untoten Abteilungsleiterin klangen noch in seinen Ohren.
Eigentlich wäre der Vektor lieber direkt zu dem Zwerg gegangen und hätte ihm in einem netten Gespräch alle nötigen Informationen entlockt. So aber wartete er, wie in diesem Moment viele Wächter der Seals vor verschiedenen zwergischen Restaurants, im Dunklen und harrte der Dinge die da kommen.
Das Rattern eines Karrens riss Cim aus seinen Gedanken.
Schnell trat er einen Schritt tiefer in die Dunkelheit des Schattens.
Ein Lieferant schien sich zu nähern. Die vermummte Gestalt zog einen kleinen Handkarren hinter sich her und verharrte, wie erhofft, vor dem Hintereingang des kleinen Restaurants. Ein leises Klopfen unterbrach die kurzzeitig eingetretene Stille. Der erfahrene Chief-Korporal trat wieder ein wenig hervor, als er sich sicher war, dass der Kapuzenmann ihn nicht mehr wahrnehmen konnte.
Die schmuddelige Hintertür wurde geöffnet und gelbes Licht erhellt die dunkle Gasse.
Bürstenkinn versuchte das Gespräch mitzuhören.
".........eue Lieferung. Gut! Wobei zur Zeit immer weniger mein Restaurant besuchen.", sagte der Zwerg der in der Türe stand.
"Die wissen eben nicht was allerbeste Qualität ist!", sagte der Karrenzieher.
"Also, lass sehen was du dabei hast!", sagte Gimlet fordernd.
Der Vermummte zog mit einem Ruck das bräunliche Leinentuch von der Ladefläche.
Cim stutzte.
Ungläubig trat er einen weiteren Schritt ins Helle.
"Stadtwache von Ankh-Morpork!!!!!!!!", schrie Cim. Er konnte immer noch den Blick nicht von dem Karreninhalt abwenden. Seine gesamten Wächterinstinkte sagten ihm, dass dies die Ursache aller Krankheitsfälle sein musste. Das Wägelchen war beladen mit hundegroßen Ratten.
Ein leises Krachen verriet dem erfahrenen Wächter, das die Karrendeichsel losgelassen wurde und auf das Kopfsteinpflaster fiel. Sich schnell entfernende Schritte ergänzten das Hörbild.
Chief-Korporal Bürstenkinn riss sich von dem abstrusen Anblick der offensichtlich geschlachteten Tiere los und setzte zum Sprint an. Im Vorbeirennen zeigte der Vektor mit drohendem Finger zu dem Restaurantbesitzer und rief ihm zu. ".....Und sie halten sich zu meiner Verfügung!!!"
Der SEAL sah gerade noch wie der letzte Zipfel der Kutte hinter einer Ecke zu verschwinden drohte. Geübt umkurvte der Wächter die Ecke und hatte den Flüchtenden wieder im Blickfeld.
Der Abstand zwischen den beiden betrug noch circa zwei Meter, als sich Bürstenkinn zu einem gewagten Sprung.
Millisekunden schienen sich ins Unendliche zu dehnen als Cim abhob.
Die Zeit schien wieder in normalen Bahnen zu verlaufen, als der Wächter hart auf dem Boden aufschlug. Sein Brustpanzer dankte dies mit einem metallnem Ächzen, aber er wurde belohnt.
Die Arme fest um die Beine des Flüchtigen geschlungen, schlug auch dieser hart auf dem schmutzigem Kopfsteinpflaster auf und bleib ächzend liegen.
Schnell stand versierte Vektor wieder auf den Füßen und trat zu dem Verdächtigen heran.
"Sör, ich glaube sie haben ein jetzt im Moment ein Problem!", begann er ruhig.
"Verpiss dich, Wächter!", war die spöttische Antwort des am Boden liegenden.
"Na, na, na! Wer wird denn unhöflich werden!", eine gewisse Schärfe lag nun in der Stimme des Chief-Korporals. "ich nehme Sie erst einmal mit zur Wache! Dann können wir in Ruhe darüber reden, warum sie es so eilig hatten."
Mit einem gekonnten Griff, der keine Frage offen ließ wer 'der Chef im Ring' war, half der Wächter dem Verdächtigen auf. "Bevor ich es vergesse. Ihr Karren kommt natürlich mit!"

*** Alice Zimmer in der Gilde noch später in der Nacht ***


Eng umschlun......züchtig nebeneinander schlafend lag der Dobermann neben Alice.
Leises Klacken am Fenster riss Robin aus seinem Dämmerschlaf.
Robin horchte in die Dunkelheit.
Das Geräusch wiederholte sich in unregelmäßigen Abständen und schien vom Fenster zu kommen.
Langsam stand Robin auf. Ein unangenehmer Schauer fuhr über seinen Rücken und ließ seine Nackenhaare zu Berge stehen als seine nackten Füße den kalten Steinboden berührten.
Verschlafen tapste Picardo zum Fenster des Labors und öffnete es schnell.
Ein weiteres Steinchen befand sich jedoch schon auf seiner Flugbahn in Richtung des Fensters und traf den Gildenexperten schmerzhaft an der Stirn.
"Argh....", Robin rieb sich die getroffene Stelle und schaute vorsichtig aus dem Fenster.
Hatscha al Nasa stand am gegenüberliegenden Haus und war der nächtliche Störenfried. Mit einem Steinchen erneut ausholend hielt sie mitten in der Bewegung inne, als sie den Dobermann am geöffneten Fenster sah.
Augenscheinlich war der Husky, in Ermangelung eines verfügbaren Kommunikationsexperten, zur Alchemistengilde geschickt worden.
Langsam griff die verdeckte Ermittlerin in eine Tasche ihres nachtschwarzen Umhanges und holte einen noch größeren Stein hervor und umwickelte ihn mit einem Pergamentblatt.
Der Korporal ahnte was sie vor hatte und versuchte noch durch wildes gestikulieren das Vermutete zu verhindern, aber der Stein befand sich schon in der Luft auf der ihm bestimmten Flugbahn.
....
.......
...........
................


Robin erwachte mit schmerzendem Schädel und einem herzhaften Fluch auf den Lippen.
Irgendetwas musste in der Abteilung passieren. Nachrichten sollten professionell übermittelt werden.
Nach kurzem Suchen fand der Alchemistenwächter den Stein und entrollte das Pergament.

An: Korporal Picardo
Von: AL D.O.G.
Ermittlungen auf Arnold Arsen fokussieren.
Laut SUSI-Bericht handelt es sich um 'hochgezüchtete' Ratten.
Gefasster Handlanger ist geständig.
Daemon
Hauptmann und Abteilungsleiter D.O.G.
P.S.: Beeil dich! Wir 'waten' beinahe knietief in ärgerlichen Zwergen, die einen Verantwortlichen wollen!


Schnell zerknüllte der Dobermann die Nachricht seines Chef und warf sie mit einem gekonnten Wurf direkt am Papierkorb vorbei, so dass das Papierknäuel über den Boden rollte und unter einem Labortisch seine neue Heimat fand.
Ebenso flink wie er sich dem Pergament entledigte, huschte er wieder in das Bett zu seiner Geliebten.

*** Wieder in Silberfischs Büro ***


In einem dunklen Büro standen drei Personen vor dem schweren Eichentisch des Gildenvorstandes.
"Er macht unbeirrt weiter, Herr!", erklärte das Sprachrohr des explosiven Trios seinem Präsidenten.
"So?", war die einsilbige Antwort des Alchemisten. Man sah ihm an, dass ihn diese Sache sehr beschäftigte. Dunkle Ringe unter seinen Augen schienen sich sogar schließen zu wollen.
"Aber das ist noch nicht alles, Herr! D.O.G. hat wohl schon einen Mann bei uns eingeschleust!"
"Ist es bewiesen, dass Arsen hinter den Krankheitsfällen bei den Zwergen steckt?", fragte Thomas nach, während er seine Schläfen massierte.
"Ja, Herr!"
Mit einem Seufzen stand Präsident Silberfisch von seinem großen Ohrensessel auf.
"Kümmert euch drum! Ich werde später zu Euch stoßen und mir vortragen lassen!.
"Jawohl, Herr!", die drei Sicherheitsalchemisten entfernten sich leise.
Thomas Silberfisch seufzte erneut schwer.
"Arnold, Arnold, Arnold...Was machst du denn schon wieder?"

*** Im Liebesnest ***


Unruhig wälzte der Gildenfachmann sich hin und her.
Die Stimme seines Chefs klang immer wieder unangenehm in seinen Ohren.
Beeil dich!.........Arnold Arsen......Ratten......knietief in ärgerlichen Zwergen..........Verantwortlichen....
Seufzend schwang der Dobermann seine Beine wieder aus dem Bett und zog seine Verkleidung wieder an.
"Alice?!", hauchte Robin der schlafenden Schönheit ins Ohr.
"Grmpfl.....Wasn?!?!", war nicht die Erwiderung die er erwartet hatte.
"Ich habe einen Tipp bekommen. Kannst du mir sagen, wo ich Arnold Arsen finde?", der Korporal ahnte zwar die Antwort aber fragte trotzdem.
Alice verzichtete auf aufs Sprechen und deutete nur mit ihrem Finger nach unten.
"Wie ich befürchtet habe.", seufzte der Wächter.
Mit einem Kuss auf die Wange seiner Angebeteten verabschiedete sich der Dobermann und trat seinen Weg in das Untergeschoss der Gilde an. An der Türe von Alice's Zimmer verharrte er einen Moment, drehte sich um und steckte wahllos einen Glaskolben, mit einer für den Dobermann undefinierbaren Flüssigkeit, die violett schimmerte ein.

Allmählich gewöhnten sich Robins Augen an die Dunkelheit die in den Fluren herrschte.
Die alten Alchemisten auf den Ölgemälden schienen ihm vorwurfsvoll nachzublicken.
Fast im Untergeschoss angekommen, hielt der Dobermann an einer der vielen offenen Feuerlöschstellen an [12].
Robin stellt den Kolben auf dem Boden ab, tauchte seine Hände in das kühle Nass und benetzte sein Gesicht sorgfältig mit Wasser. Danach nahm er die Retorte wieder auf und näherte sich dem Kellergeschoss.
Ein steile, steinbehauene Treppe führte hinab und endete vor einer schweren eisenbeschlagenen Tür.
Der Dobermann sah schon bei Beginn des Treppenabganges, dass ein großer 'Torwächter' am Ende des Abganges stand.
Ein tönernes Golem stand regungslos da. Nur ein leichtes Glühen in den Augenhöhlen verriet Leben.
"Den Göttern sei Dank!!!!!", schauspielerte der Wächter ganz außer Atem.
Das Glühen in den Augen des Golems verstärkte sich. Die massive Hand griff nach einer Schiefertafel, während die andere zu einem Stück Kreide griff. Das kratzende Schreibgeräusch belastete Robins sowieso schon angespannten Nerven noch mehr.
"Eintritt nur für Befugte!!!", schrieb das Golem.
"Ihr versteht nicht! Mein Name ist Adrian Ferrum, ich soll diese, nebenbei bemerkt höchst explosive Flüssigkeit, zu Herrn Arsen bringen!", ein kleiner Wassertropfen löste sich von Robins Nase und folgte den Weg der Schwerkraft.
"Das ist nicht mein Problem. Ich darf nur angemeldete Besucher durchlassen!"
"Wisst ihr was?!?!", begann der Korporal hektisch. "Ich habe den Auftrag diese Flüssigkeit zur Gilde zu bringen! Das habe ich getan und der Rest ist mir egal!"
Robin setzte den Glaskolben mit gespielter Vorsicht das 'explosive' Objekt genau vor den Füßen des Torwächters ab.
"Viel Spaß noch damit! Du kannst es ja zu Herrn Arsen reinbringen und dich mit wahrscheinlich der halben Gilde in die Luft sprengen!Ich bin froh wenn ich das Zeug los bin.", der Dobermann machte auf den Hacken kehrt und begann seinen Aufstieg in die oberen Stockwerke, als er wieder das Schreibgeräusch vernahm.
"Warte!!!", die Schrift erschien dem Gildenexperten nun etwas krakeliger und hektischer.
Picardo konnte kaum ein hämisches Grinsen unterdrücken als er sich umdrehte.
"Bitte!", der ängstlich angestrengte Gesichtsausdruck in Picardos Gesicht war Oscarreif.
"Ich mache eine Ausnahme! Nimm den Kolben und geh rein!!!"
"Nein! Ich habe das Ding ordnungsgemäß abgeliefert, jetzt ist das dein Bier!", erwiderte der Gildenexperte und beschloss die Sache auf die Spitze zu treiben. "Ich weiß was das Zeug anrichten kann! Erst vorgestern haben wir den alten Charlie begraben. Besser gesagt, was von ihm übrig war. Stell dir vor, eine kleine Papiertüte reichte vollkommen aus!"
"Hab dich nicht so! Meine Feinmotorik reicht für diese Tätigkeit nicht aus. Du hast auch einen Gefallen gut bei mir!", mit wilder Hektik fuhr die Kreide über die Tafel.
"Einen gut bei einem Golem!?! Was soll mir das schon bringen?", es war beinahe gemein, was der Wächter dort trieb.
"Wir sind Viele! Es wird sich in unserer Gemeinschaft rumsprechen und dir nicht zum Nachteil gereichen"
"Ok, Ok!", Robin trat wieder vor den Golem. "Tritt laaaaangsam zurück!"
Picardo kniete sich hin und hob den Kolben langsam in die Höhe. Dramaturgisch perfekt, löste sich ein weiterer Tropfen Wasser aus seinem Haar und floss als gespielter Schweiß die Wange des Dobermanns hinunter.
Das Golem öffnete die Türe.
"Denk daran! Ich habe was gut bei dir!", sagte der Wächter als er langsam den abgeschotteten Keller betrat.
Ohne eine Antwort zu schreiben, schloss der Tonmann die Türe hinter dem Korporal.
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Dobermannes aus, als er das vermeintliche Explosivmittel wieder in seinem Mantel verschwinden ließ.
Ein weiterer Flur breitete vor den Augen des DOG-Wächters aus. Mechanisches Surren und zähes Blubbern bildeten eine Kakophonie des Forschens auf Robins Trommelfellen. Giftig grünes Licht schien aus einigen Labors und wechselte sich bei anderen mit morbid Blauem ab.
Am Ende des Ganges verharrte Robin vor einer Türe deren Messingschild Arnold Arsens Forschungstrakt verkündete.
Die Türe war einen Spaltbreit geöffnet.
Der Dobermann spähte in den Raum.
Ungläubig öffnete Robin die Tür zum Arsen'schen Labor ganz.
Ein pikobello sauberer Raum erschien vor ihm. Außer der normalen Einrichtung waren keinerlei Destillen oder andere Forschungsgegenstände in dem Raum. Nur eine Ahnung des leichten Geruchs von Mandeln schwebte im Zimmer. Ein einsamer lederbezogener Ohrensessel stand mit dem Rücken zu dem Ermittler und sah beinahe verloren aus.
"Ich hatte Sie früher erwartet, Herr Picardo!", Robin zuckte erschreckt zusammen.
"Wer hat wen erwartet?", antwortete der Dobermann trotzig.
Die Person im Sessel erhob sich und drehte sich zu dem Korporal um.
"Sie werden doch den Präsidenten ihrer Gilde kennen , Korporal?!", Silberfisch Stimme hatte einen Hauch von Schärfe in sich. "Seien sie versichert, zumindest ich kenne den Wächter der für meine Gilde zuständig ist."
"Herr Silberfisch, ich bin hier um Arnold Arsen zu befragen! Es besteht der dringende Tatverdacht, dass er hinter den mysteriösen Todes- und Krankheitsfällen der Zwerge steckt."
"Hach ja, unser lieber Arnold.", seufzte Thomas gespielt." Schießt manchmal über das Ziel hinaus. Sie wissen doch. Forschung! Forschung! Immer nur Forschung!"
"Herr, könnte ich mit Arsen bitte reden!", forderte Robin.
"Das wird schwer möglich sein, mein lieber Picardo. Arnold ist vor zwanzig Minuten abgereist.", am liebsten hätte der Wächter das Siegeslächeln des Gildenchefs mit seinen Fäusten vertrieben.
"Wohin?", fragte der verkleidete Wächter resigniert.
"In ein gildeneigenes Erholungsheim. Er muss mal abschalten! Aber da fällt mir ein, dass ich ihnen ja gar nichts sagen muss, das es sich um eine gildeninterne Angelegenheit handelt", das Lächeln wandelte sich von siegessicher zu spöttisch.
Robin ließ den Kopf hängen. Wieder hatten ihm die Gilden einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Aber kurz vor seiner plötzlichen Abreise hat Arnold noch ein Mittel gegen das Unwohlsein der Zwerge hier gelassen.", Silberfisch warf dem Dobermann einen ledernen Beutel zu, den er reflexartig fing. "Gib dies eurem Mediziner, er wird daraus ein Heilmittel herstellen können. Wenn ich dich nun bitten dürft die Gilde zu verlassen! Du weißt schon, wir sind gerne unter uns!!" Die Stimme von Thomas Silberfisch ließ keine Widerrede zu. Aus dem Schatten erschienen 3 Gestalten die dem Wunsch des Präsidenten Nachdruck verliehen.

*** Messingbrücke ***


Traurig Robin lehnte am Geländer der Brücke und betrachtete den zähfließenden Ankh.
Wieder einmal konnte er einen Bösewicht nicht dingfest machen. Dies schien sich langsam zu einer quälenden Regel zu entwickeln.
Nachdem er mit Nachdruck aus der Gilde befördert wurde, setzte er sich mit SUSI in Verbindung und übergab Pismire den Beutel mit dem Gegenmittel.
Danach verfasste er einen Bericht für Daemon, den er ihm am nächsten Tag zu geben gedachte.
Picardo, immer noch in der Verkleidung eines Alchemisten, griff in die Tasche seines fleckigen Umhanges und zog den Kolben hervor.
"Dich brauche ich nun auch nicht mehr.", sprach der Korporal mit sich selbst und holte zum Wurf aus.
In einem langen Bogen verließ der Kolben Robins Hand und flog weit in Richtung Ankh bis er auf der Kruste hart aufschlug.

BOOOOOOOOOOOOOOOMMM!!!!
ENDE

[1] das wollte ich schon immer einmal in einer Single drin haben; ich bitte um Verständnis ;-)

[2] 'sehr schwungvoll zuwerfen' wäre wohl eine passendere Beschreibung für diesen Vorgang. Die dünnen Wände des DOG-Hauptquatiers bebten förmlich ob dieser Erschütterung.

[3] Letztendlich geht es immer um die Essenz des Steines, der Reichtum, ewiges Leben und vieles mehr versprach

[4] hätte Tod Augenlider besessen, so hätte er dem Armen in dieser Situation aufmunternd zugezwinkert, stattdessen war ein kleines Aufleuchten in einer der Augenhöhlen zu erkennen, was eigentlich das Selbe war.

[5] Was dazu führte das Leopold sofort einen Minuspunkt auf Robins interner Beliebtheitsskala bekam. Und einen misstrauischen Eintrag auf der Skepsis-Liste für das 'mein Lieber'.

[6] wie auch schon in vielen Singles und Büchern erwähnt wurde, überlebten in Ankh-Morpork nur die intelligentesten Tauben. Durch gezielte Auslese und magische Hintergrundstrahlung durch Nistplätze nahe der Unsichtbaren Universität, konnte man den Vögeln eine gewisse Intelligenz nicht absprechen. Außerdem, ist dies meine Geschichte, also findet die Taube Robin und damit Basta!! ;-) :-P

[7]  Trotz Mückes Abwesenheit versuchten sich einige DOG-Wächter an der TK-Anlage. Nur mit Müh und Not gelang es dem kleinen Nachrichtenvogel vor einer aus dem nichts erscheinenden Hauswand hochzuziehen und einen Aufprall mit derselbigen zu verhindern. Ein geneigter Beobachter hätte bei dieser Aktion die Schwanzfedern der Taube Rotglühen sehen. Die Wächtern, die das Vögelchen "abgeschossen" haben, befinden sich ebenfalls auf dem Wege der Besserung. Was wiederum die These beweißt, wenn du keine Ahnung von etwas hast, dann lass die Finger davon.

[7a] von den Wasserspeiern einmal abgesehen, aber diese verfolgten durchaus keine uneigennützige Zwecke.

[9] in der Ideologie der Alchemisten, stand fast jeder Stern für ein spezielles Element der Scheibenwelt. Rezepte und Formel klangen dann in der Regel so: "Man gebe einen kleinen Teil der Nase Oms zu drei Teilen der Rückenschuppe Offlers [13] und vermische das Ganze mit vierzehntel des Tezmunapoka. Sehr verwirrend für Nichteingeweihte, aber genau dieser Zweck wurde damit verfolgt. Aufgrund Groß-A'Tuins Bewegung durch das All, veränderten sich auch die Sternbilder immer wieder, was zu Verwirrungen auch innerhalb der Gemeinschaft der Alchemisten führte. Nebensächlich sei hier erwähnt, dass die Eingangshalle auch immer wieder 'neu' verziert werden musste. Dies fiel aber auf Grund der Kurzlebigkeit des Gildengebäudes nicht so sehr ins Gewicht.

[10] mit dem Unterschied, dass dort nicht der Inhumierungsspezialist benannt war, sondern der Alchemist und dessen wesentlichen Leistungen

[11] je weiter ein Alchemist in der Hierarchie aufstieg, desto mehr verschob sich die Stätte seines Schaffens in Richtung der unteren Stockwerke. Das hatte einfache wie auch praktische Gründe. Wichtige Alchemisten waren so bei möglichen Zwischenfällen näher an den Notausgängen der Gilde!

[12] aufgrund der häufig vorkommenden Zwischenfällen innerhalb der Gilde, entschloss sich der Vorstand, an klug gewählten Stellen, Wasserbottiche aufzustellen um Schlimmeres zu verhindern.

[13] sehr viele Sternbilder wurden nach Göttern benannt

Zählt als Patch-Mission.



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung