Pokalmission

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von Gefreiter Rib (FROG)
Online seit 01. 10. 2003
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Rib verzweifelt an der von seiner Abteilungsleiterin gestellten Aufgabe. Dabei ahnt er nicht, daß jemand unterwegs ist, sie zu töten...

Dafür vergebene Note: 12

-- Zwei Wochen vorher, Quirm --

In Quirm gibt es einen Stadtteil, den man, hinter vorgehaltener Hand, den 'Finsteren Bezirk' nannte.
Dort, so sagt man, regiert die Dunkelheit, Unrecht ist ihr Tagewerk.
Das war natürlich nur dahin gesagt von den Leuten. Jeder wußte, daß der (noch) ungekrönte Herrscher des Bezirks ein Gnom war, den man den Onkel nannte. Auf sein Geheiß war der Bezirk zu einem Stadtraum verkümmert, in den sich kaum ein diensthabender Wächter traute. [1] Es war ein kleiner Bezirk, längst nicht so gefährlich wie sein Vorbild in Ankh-Morpork, aber der Onkel arbeitete daran.
Der Onkel war mehr als nur eine Macht, er war Legende.
Eine nicht unumstrittene Legende allerdings. Seinem Namen verdankte er einer permanenten Identitätskrise, die weniger ihn selbst betraf, als vielmehr seine Umgebung. Jedermann war sein Neffe oder seine Nichte, soweit es ihn betraf.
Dies führte zu dem Umstand, daß er, als er sich in der Unterwelt anfing zu engagieren, mehreren gnomischen Verbrecherfamilien als Oberhaupt vorstand.
Und öfter Familienstreitigkeiten unter sich austrug.
Die Familie kam bei ihm zuerst, was für die Betroffenen zumeist kein Problem darstellte, solange sie die Verwandtschaft nicht anzweifelten. Solche Personen endeten für gewöhnlich lebendig begraben, oder falls sie es schafften, in fremde Städte wie jenes Ankh-Morpork zu flüchten, mit Betonschuhen in einem Loch im Fluß. [2]
Was fast dasselbe war, nur geruchsintensiver.

Derzeit stand ein ortsansässiger Wächter vor diesem Verbrecher und bat um Hilfe bei der Festnahme eines Mörders. Es waren Beweise, um die er bat.
"Nun, Neffe..."[3] sprach der alte Gnom mit heiserer, rauher Stimme zu dem Rechtshüter, den man den Schmutzigen Harald nannte. "Das ist das Problem: Mangelnder Respekt vor der Familie. Du kommst zu mir und bittest um etwas. Alle bitten um etwas. Oh, wie du, so bringen auch sie Geschenke mit. Alle bringen Geschenke mit, wenn sie zu mir kommen. Aber alle wollen dann etwas. Aber bringen Sie auch den nötigen Respekt mir gegenüber mit?
Nein, ich fürchte nicht...
War ich eingeladen zu deiner Hochzeit? Oder zu der Taufe deiner Kinder? Hast Du mir stolz von deiner Arbeitsstelle in der Fremde berichtet? Ich denke nicht...
Wenn ihr Trauer und Sorgen auf mich abladen könnt, ja dann kommt ihr zu mir. Aber laßt ihr mich teilhaben an eurem Lachen? Bin ich dann in euren Herzen?"
Schmutzigen Harald nickte. Widersprechen erfordert einen besonderen Kommunikationsraum. Zum Beispiel sollte der Raum nicht mit gimmig dreinschauenden Armbrustschützen gefüllt sein. Da spielte es keine Rolle, daß er seine eigenen Kinder, sollte er jemals welche haben, bestimmt nicht von einem Priester fast ertränken lassen würde. Sollte er jemals eine Frau finden, die mit ihm Kinder zeugen wollen würde.
"Doch als dein Onkel sollte ich verzeihen können. Auch wenn Du mich noch nie besucht hast, ist mein Herz Dir in Güte zugetan."
Haralds Kopf schien unter der Ohrfeige des alten Mannes schier davon zu fliegen. Der Wächter taumelte leicht seitwärts, aber er blieb stehen. Zu fallen wäre keine gute Wahl gewesen. Er wagte nicht seinen Unterkiefer zu bewegen, um festzustellen, ob der Knochen gebrochen war.
"Nimm dies als väterlichen Tadel. Die Familie kommt zuerst. Bessere dich. Und bring' beim nächsten Mal was gegen meinen entzündeten Hals mit."
Und mit diesen Worten entließ er Schmutzigen Harald, den einzigen Gnom mit grüner Haut in diesem Raum: Genetik spielte in der Gedankenwelt des Onkels eine mindere Rolle.

"Nun", wandte sich der Onkel seinem Neffen, den er als seinen Berater ansah, zu, "weitere Neffen, die meiner Fürsorge benötigen?"
"Für heute nicht", kam es als Antwort, "aber da gibt es ein weiteres Problem, um das Sie sich kümmern müßten ...äh...könnten." Gerade rechtzeitig für sein Überleben hatte er noch einmal die sprachliche Kurve gekratzt.
Niemand sagte dem Onkel mehr als einmal, was er tun mußte.
"Worum handelt es sich?"
"Nun, der alte Knurblich mischt wieder in unseren Geschäften herum. Es wird Zeit...man könnte ihm eine Lektion erteilen."
"So, mein Neffe wird wieder aufmüpfig? Ja, eine Lektion scheint mir angebracht. Eine schmerzhafte, wohlgemerkt. Moment, dieser Wächter da eben gerade bringt mich auf eine Idee: Hat Knurblich nicht eine Verwandte in der Wache, eine Nichte?"
"Ja, soll ein hohes Tier sein. Wir gehen davon aus, daß sie seine Unternehmungen schützt."
"Nun, dann entfernen wir sie. Er soll aber sehen, wem er eigentlich das Ableben zu verdanken hat. Und bitte, bitte etwas Ausgefallenes. Etwas mit Unterhaltungswert."

-- Einen Tag vorher, im Fuchsbau --

"Kann ich mich zu Dir setzen?" ein muskulöser Gnom klopfte auf das Holz des Tisches.
"Klar!" meinte Eins, immer noch beschäftigt mit seinem Glas fermentiertem Schneckensaftes. "Der Platz ist frei."
Eigentlich hatte Eins keine Lust zu reden. Heute hatte er sich wieder mit dem gestritten, der sich sein 'Vater' schimpfte. Irgend so ein Idiot, den seine Mutter aufgelesen hatte. Nur arbeitete dieser Idiot außerhalb der Schatten und nahm sich daher das Recht heraus, Eins sagen zu wollen, was gut für ihn sei. Als ob Eins das selber nicht besser wüßte als Betroffener.
"Jan-der-dritte-von-Rechts ist mein Name, aber alle nennen mich Jan."
"Angenehm, Eins"
"Ein alter verdienter Name, Eins, netter Kilt übrigens, möchtest du was trinken?"
Eins stutzte, niemand war so freundlich, schon gar nicht hier. Es sei denn, er versprach sich was davon.
Das einzige, was man in den Schatten umsonst bekam, war ein Stich in die Nieren. Vielleicht, wenn man brav war uns sich sofort ergeben hatte, durfte man sich auch andere Stellen aussuchen, solange sie nur lethal genug waren.
"In Ordnung, was willst du?"
"Dein Kilt, das ist ein echter MacLaut, oder? Abgefahren. Ist der zu verkaufen? Woher hast du den?"
Der jugendliche Gnom seufzte: "MacLaut, ja stimmt. Klar, kannst du den kriegen, bin froh, wenn der fort ist. Und meinen Alten, von dem ich ihn habe, gleich dazu."
"Dein Alter? ... Ach ja, ich hab von ihm gehört, ihr wohnt beim Tempel, oder? So ein Wächter, oder?"
Eins nickte betroffen. Genau das war ja das Problem. Sein Adoptivvater war ein professioneller Vorschriftenmacher.
"Schätze, nervt völlig, so jemanden ständig um sich herum zu haben, oder?"
"Naja", beschwichtigte Eins die Aussage, "zum Glück ist er oft tagelang nicht da..."
"Hör mal", bot Jan an, "was hältst du davon, wenn ich Dir heute noch eine nigelnagelneue Lederkleidung vorbeibringe? Schwarz und glänzend, versteht sich."

-- Stunden später, am Rande der Schatten --

Rib stand nach einem weiteren anstrengenden Arbeitstag am Rande der Schatten, dem finstersten Viertel der Stadt. Es gab immer noch soviel zu lernen als neuer Gift- und Gasexperte der Wache. Die Anzahl an Tinkturen, die Mitbürger er- und gefunden hatten, um einander das Leben zu verkürzen, nahm einfach kein Ende.
Das Sahnebonbon des Tages war heute 'destillierte Blähflüssigkeit' gewesen, irgend so ein ausländischer Fisch sonderte die Basis des Zeug ab. Bekam man das unter die Haut, fing man an zu wachsen, ein Gnom konnte mühelos Zwergengröße erreichen. Dummerweise nicht die Form eines Zwerges, denn die betreffenden verzierten dann die Umgebung nach einem lauten Knall mit neuer, abstrakter Kunst. Ekelig, so etwas.
Und das war nicht sein einziges Problem. Heute morgen mußte er in das Büro seiner Abteilungsleiterin gehen.
Knurblich zeigte bedeutsam auf ein Trinkgefäß und nannte es einen Pokal.
"Dies ist der Pokal der Abteilungen. Alle zwei Monate werden Wächter bestimmt und ihre Leistungen anhand eines aktuellen Falles eingeschätzt. Am Ende bleibt er bei der Abteilung, deren Wächter am besten eingestuft werden." erklärte sie. "Derzeit warten keine Aufgaben auf FROG, deshalb habe ich dich für diesen Monat bestimmt."
"MICH?"
"Jupp. Und solltest du nichts zustande bekommen, sei sicher, jeder Wächter wird dich mit Verachtung strafen."
"MICH?"
"Na klar. Du liegst doch auf der faulen Haut."
Den ganzen Tag hatte der Gefreite MacLaut darüber gegrübelt, bis er jetzt, am späten Abend zu einer beunruhigenden Lösung kam. Wenn der Fall nicht zu einem kam, mußte man eben zum Fall gehen.
Rib zückte eine Flasche, die bläulich leuchtete. Es war Zeit für den wöchentlichen Test, zu dem ihn die Alchimistengilde zwang. Allerdings wurde die Gilde anscheinend seiner überdrüssig, vielleicht hatten sie auch Angst, daß er als GiGa zu viele ihrer Geheimnisse erfuhr. Immer gefährlicher wurden die Versuche an ihm, aber das hier... das schlug dem Troll die Hühneraugen weg. Ein Risikoabwehrtrank, der jeder Gefahr abwenden können sollte.
Rib lachte freudlos auf. Wahrscheinlich würde er sich in eine Schildkröte verwandeln oder so etwas. Dieser Narr namens Dr. Fast Perfekt hatte doch noch nie zustande gebracht, was er versprach.
Rib entkorkte die Flasche und schluckte den Inhalt. Er wartete.
Zehn Minuten später stellte Rib immer noch fest, daß er weder Gliedmaßen verloren, noch dazu gewonnen hatte. Nun, dann blieb nur noch die harte Probe.
Singend ging er in sein Heimatviertel.

Doppler hörte Rib schon von weitem. War der Kerl verrückt geworden? Das wäre dem lizensierten Mörder schon fast peinlich, wenn er jetzt einen Verrückten kopieren müßte.
Nach all der Mühe, die er gehabt hatte, seine Tarnung zusammen zu bekommen. Er hatte einen neuen Kilt und ein Clanschwert aus dem Raritäten-Arsenal der Gilde, dazu hatte der Hautmaler ihm die passenden Tätowierungen verpaßt. Das er den Großteil seiner Haare opfern mußte, tat ihm leid.
Und jetzt, nach all der Mühe, sollte er in der Gestalt eines Bekloppten durch die Gegend ziehen? Irgendwie kam dem ausgebildeten Assassinen das wie eine Degradierung vor.
Langsam hob er die Armbrust und legte auf den Kopf des MacLaut an. Es war egal, ob das Gesicht heil blieb, die Züge hatte er sich schon vor Tagen eingeprägt.

Rib wurde schwindlig und fiel auf die Knie. Hatte er nicht einen Bolzen gehört, in nächster Nähe, gefolgt von einem glitschendem Geräusch? Sein Körper fühlte sich seltsam an, doch das störte ihn kaum.
Zu groß war der Schmerz in seinem Bauch, der ihn zwang, seinen Mageninhalt wieder von sich zu geben.
'Verdammter Trank.' dachte er noch, bevor er das Bewußtsein verlor. 'Minimiert anscheinend das Risiko der Angreifer.'
Schattenhafte Figuren umkreisten ihn.

Doppler, stand verwirrt immer noch in seiner Ecke. Hatte er den Gnom getötet?
Es war keine Leiche zu sehen, aber er war sicher, ihn genau getroffen zu haben. Andererseits war die Straße holperig genug, daß die Leiche nicht unbedingt von hier zu sehen sein mußte.
Dafür schälten sich jetzt Gestalten, potentielle Räuber aus den anderen Schatten, um nach ihm Ausschau zu halten. Nun, wenn dieser GiGa nicht tot war, würde er es bald sein. Es spielte keine Rolle. Da man den Wächter sozusagen als Angestellten der Zielperson ansehen konnte, verbrauchte er so oder so keine Quittung. Solange der Auftrag nur ausgeführt wurde. Was eigentlich sein Stichwort war.
Doppler packte seine Sachen zusammen und verschwand, bevor die einzelnen Amateurmörder begreifen konnten, daß sie nicht allein auf dem Platz waren. Bei der kommenden Ich-raub-auch-dich-aus-du-Mistkerl-Blutorgie mußte er nicht unbedingt zusehen.

-- Heute, irgendwo in den Schatten --

Rib wachte schmerzvoll auf, als ein Troll auf ihn trat. Nicht, daß schmerzvolles Aufwachen zu den ungewöhnlichen Dingen gehörte, die er in der Gilde unternahm. Man konnte eher von einer schlechten Gewohnheit sprechen. Doch auf ihn drauf, traten Leute nicht häufig, nicht ohne es zu bedauern.
"Verdammt!" schrie er den Tagträumer, der anscheinend nichts bemerkt hatte, an, wobei er sich immer noch fragte, warum er noch lebte. Der Gnom hob drohend die Faust und bemerkte dabei, daß er durch seine Hand sehen konnte. Sie schien einfach nicht vorhanden zu sein. Rib konnte sie ertasten, sie mußte also noch da sein.
Ebenso wie Bauch, Beine und der ganze Rest. Vorsichtig tastete er sich ab. Schien alles noch da zu sein.
Erschreckt blickte er sich um. Dort, in dem Schlamm, wo er gelegen hatte, war ein Fußabdruck. Ribs Abdruck in dieser Vertiefung fehlte, als ob er dort nicht gelegen hätte.
"Oh, nein! Jetzt hat es mich erwischt." fluchte er. "Es gibt ein Leben nach dem Leben nach dem Tod."
Rib stockte und überprüfte den letzten Satz. Doch, war so richtig formuliert. Religion konnte kompliziert sein.
Der ehemals sterbliche GiGa suchte seine Leiche, aber fand sie nicht. Wahrscheinlich war sie mitgenommen worden, im Gegensatz zu den anderen hier. Anscheinend hatte er sich stark gewehrt, bei der Anzahl an herumliegenden Personen. Etwas anderes hätte einen MacLaut auch die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
Tod war nicht hier. War er gekommen, als der Gnom schlief, oder war Rib vergessen worden?
Rib hatte von Geistern gehört. Sterbliche verwandelten sich in Untote, schwebten unsichtbar herum und trieben Unfug. Nun, er war jetzt wohl ein Unlebender, aber das mit dem Unfug klang klasse.
Rib kniete sich hin und nahm etwas Straßendreck in die Hand und beobachtete, wie es langsam durch das Fleisch seiner Hände wanderte, bis es zu Boden fiel. Etwas Substanz schien er zu haben, doch nicht ausreichend, um etwas dauerhaft festzuhalten.
"So, Herr Doktor." murmelte der MacLaut. "Nun wird abgerechnet."

-- Zwei Stunden später, Alchimistengilde --

Rib war nun endlich bei der Gilde an gekommen und hatte auf dem Weg dahin mehrere Dinge festgestellt.
Erstens: Der Kunstturm, der mit einer Malerei seiner selbst verhangen war, während er mehr oder minder an Ort und Stelle neu aufgebaut wurde, hatte durch seine Höhe einen gewissen Orientierungswert. Die Attrappe war etwas größer als der eigentliche Turm.
Zweites: Er konnte Klettern und Stehen, aber mit dem Fliegen und im Boden versinken haperte es.
Drittens: Feste Gegenstände, wie Fuhrwerksräder, die ihn bei diesen Versuchen überrollt haben, waren trotzdem schmerzhaft. Verdammt schmerzhaft. Etwas Widerstand besaß er anscheinend noch.
Viertens: Man ahnt gar nicht, wie viele Gegenstände auf einen Unsichtbaren fallen können. Über die Dächer war es am sichersten. Und selbst da hatte ihn eine Taube mit Unaussprechlichem getroffen.
Endlich aber war er bei der Tür angelangt. Rib hoffte, daß es die richtige Tür war, denn die Alchimistengilde zog notgedrungen häufiger um als Flöhe in einem Werwolfspelz. Wütend schmiß er sich gegen das Holz.
Es gab ein glitschendes Geräusch und Rib wurde kalt, bevor er hart auf dem Boden auf der anderen Seite aufschlug. Der Gnom hatte das Gefühl, als ob seine Innereien aus ihm heraus geprügelt wurden.
"Urks!" bemerkte der GiGa, denn wer sollte ihn schon hören können. "In Ordnung, Wände gehen macht keinen Spaß."
Es tat gut, sich anzusprechen, hatte Rib festgestellt. Man wurde verrückt, wenn niemand einen beachtete. Obwohl ein Selbstgespräch etwas von einem verhungernden Hund mit einem Gummiknochen hatte.
Er besah sich das Innere der Eingangshalle. Igor stand da, der erste Igor den Rib überhaupt kennengelernt hatte. Der Bedienstete putzte Staub, wie immer in der Nähe des Einganges, seinem Arbeits- und Fluchtbereich und als er die Tür zum Labor aufmachte, nutzte der Gnom die Gunst der Stunde und flitzte mit hindurch.

Im Labor war wieder einmal geschäftige Atmosphäre. Alchimisten machten sich gegenseitig Reagenzgläser, Destillierkolben und Arbeitsplätze streitig. Dabei hielten sie die Experimente der anderen im Auge für den Fall, daß es zu weiteren Explosionen kam.
Wieder einmal fiel Rib auf, wie geräumig und großzügig sein eigenes Ein-Mann-Labor dagegen war. Sein ehemaliges Labor, ermahnte er sich.
Rib schubste nach mehreren Anläufen ein paar Alchimikalien um und schaute den Anwesenden beim Streiten zu. Irgendwie machte diese quasi Narrenfreiheit nicht soviel Spaß, wie es sollte. Es lag halt keine Gefahr in ihr. Nun, er war hergekommen, um diesem Quacksalber mal seine Meinung zu sagen, in Amtssprache selbstverständlich, auch wenn der Idiot nicht zuhören konnte.
Rib blickte sich um und erblickte Dr. Fast Perfekt fast sofort. Professor-Kompetenzniveau-gleich-null stand an einem Wasserbecken und erhitzte über einem Sumpfdrachen eine azurfarbene Lösung. Der Knüppel, mit dem Perfekt damals die Diskussion, wem Rib als Testkandidat zugeordnet wird, 'gewonnen' hatte, stand neben ihm, nur für den Fall, daß jemand anderes an das Becken mußte.
Sicher kreierte Fast das neuste Experiment, das Rib ausbaden sollte. Aber damit war jetzt Schluß. Endgültig.
Rib kletterte auf den Tisch. (Das leichte einsinken der Finger, selbst wenn man sich beeilte, war etwas unangenehm. Rib fragte sich immer noch, warum er, wenn er etwas berührte, langsam einsank, aber auf allem problemlos wie früher stehen konnte.) Dort stellte er sich breitbeinig vor dem Wissenschaftler hin und brüllte an: "Das habe ich Dir zu verdanken. Wovon soll meine Familie jetzt leben? Schau mich nur an ... ach vergiß es, das kannst du ja nicht ... weil wieder mal nichts funktioniert hatte, bin ich tot. Und ich dachte, der Stärketrank vor einem Monat wäre die Spitze gewesen. Immer wenn ich wütend wurde, wurde ich riesengroß, grün und kräftig. Aber nur in einem Körperteil. Weist du, wie peinlich das war, mit Füßen von Trollmaß umher zu laufen? 'Der unglaubliche Ulk' war meine Spitzname im Viertel, weil meine Latschen beim Schlafen draußen bleiben mußte.
Aber mit einem Schattenbewohner kann man das ja machen, es gibt ja genug davon. Wenn du denkst, daß schluck' ich, wie ich dein Zeug immer geschluckt habe...denn...denn...denn kannst du dir das an die Hutkrempe schmieren! Ich HASSE Dich!"
Rib hatte sich in Rage geredet, und zum ersten mal in seinem Leben verlor er vollkommen die Beherrschung.[4] Der Wächter zückte sein Schwert und stach zu, bereit, den Wissenschaftler zu verletzten, wie er verletzt wurde.
"Au." murmelte der Angegriffene und wischte die vermeintliche Mücke zu Boden.
Rib fiel mit einem unfreiwilligen doppelten Salto mit anschließender Schraube in den Mülleimer.
Er wollte lieber nicht wissen, was sonst noch in dem Ding befand.
Fassungslos schaute der Gnom auf sein Schwert. Er hatte versucht, zu morden. Daran änderte auch nichts, daß dieses ebenfalls durchsichtige Schwert genauso viel Effekt zeigte wie eine traditionelle Heilmethode vom Gegengewichtskontinent. Eben, gerade Sekunden her, hatte er das Lebenslicht eines Menschen auslöschen wollen. Grundlos. Naja, so gut wie grundlos. Das er als GiGa seine Ausrüstung nicht genutzt hatte, spielte keine Rolle. Ein ekeliger Geschmack machte sich auf Ribs Zunge breit, noch ekliger als die Kellerassel, die er gestern probiert hatte. Er war nicht besser als die Wesen, die er als Wächter gejagt hatte.
Daran war nur dieser Vertrag schuld, der hatte ihn soweit gebracht.
Rib rannte auf den dicken Stahlschrank zu und sprang hinein. Während der Schmerz ihn überflutete, hatte der Gnom nur einen Gedanken. Dieses Papier mußte verschwinden, dieser Fluch, der ihm das ganze eingebrockt hatte. Hätte er nie seinen Daumenabdruck unter das Papier gemacht, nachdem La'ra, seine Frau es durchgelesen hatte.
Schrift war Hexerei, das konnte einfach nicht gut ausgehen. Und, siehe da:
Neue Zeilen waren aufgetaucht, Stunden später und aus dem einmaligen Testobjekt wurde eine Daueranstellung als Versuchskaninchen. Und was dieser Kerl dort drüben mit untalentierten Zauberern im Team entwickelte, das hatte ihm auch damals keiner gesagt.
Und hier im Stahlschrank befand sich das verflixte Ding. Perfekt wedelte oft genug damit herum. Rib kramte zwei Tränke heraus und schüttete sie zusammen. Wie gut, das er dank Eca, seiner Ausbilderin, die Anordnung der Reagenzen in den Gürteltaschen wie im Schlaf beherrschte. Zusammen fingen die Flüssigkeiten an, in grünem Licht zu brennen.
Kaum stand etwas Licht zu Verfügung, konnte der Gnom die Papiere ausmachen, sogar seinen Vertrag, was er an dem Daumenabdruck erkannte. Er war ja der einzige Gnom, der Fast Perfekt zur Verfügung stand. Das Schriftstück lag direkt neben vielen gefüllten Reagenzgläsern und einem rosa Plüschhasen.
Vorsichtig zog der Gefreite das Papier über die komisch wirkende Flamme und wunderte sich, wie lange das Feuer brauchte, um das Gewünschte zu erfassen. Vielleicht besaß die Flamme ebensowenig Hitze wie er Substanz? Er kippte einen Flüssigen-Atem-Trank hinzu. Die Flammen loderten. Als das Papier anfingen zu brennen, wurde es plötzlich sehr warm in dem Stahlkasten und ein unangenehmer Gedanke beschlich ihn:
'Ich bin tot.' überlegte der Gnom. 'Aber weiß die Schrift das auch? Was ist, wenn sie sich rächen will...'
Während er versuchte Abstand, zu gewinnen, ergriff eine plötzliche Müdigkeit von ihm Besitz. Er fing an zu husten. Schnell sprang er aus dem Eisenkasten hinaus.
Draußen mußte sich der Gnom erst einmal an der heiß werdenden Wand des Schrankes lehnen. Er hustete und röchelte. Rib mußte grinsen. Fast wäre er dabei erstickt, oder verbrannt, wenn der Atem gereicht hätte.
Erstickt? Verbrannt? Wie konnte ihm das etwas ausmachen, wenn er unlebend war? Sollte der Trank doch gewirkt haben? War er lebendig? Was passierte hier?
Ribs Lächeln stahl sich wieder in sein Gesicht: Wer hätte gedacht, daß Fast mit Stofftieren spielte? Da drinnen im Schrank war eins, versteckt vor jedermann, zusammen mit den Flammen und den Reagenzglä...
Rib fing an zu laufen. Sehr schnell.

Drei Minuten später, als die Alchimistengilde wieder einmal gewohnheitsmäßig glühte, ging Rib den Gedankengang zu Ende durch: Was war, wenn er doch noch leben würde?
Es gab nur eine Person in der Stadt, die ihm helfen konnte, und als Tempelbewohner kannte er sie.

-- weitere zwei Stunden später, Haus von Frau Kuchen --

An Frau Kuchens Tür klopfte es. Das war seltsam, sie hatte keinen Besuch erwartet. Seltsam deshalb, weil sie ein Medium war. Wann immer jemand an ihre Tür klopfte, hatte sie ihn erwartet.
Als sie die Tür öffnete stand niemand davor. Nur ein kleines Kieselsteinchen lag in ihrem sauber gefegten Hauseingang.
"In Ordnung", rief sie und ging in die Küche, um sich vor ihre Kristallkugel zu setzen. "Wer von euch war das? Ein-Mann-Kübel? Bist du da?"
nein, ich bin verreist. ich wünschte, du würdest diese frage nicht immer stellen. das war keiner von uns. du hast besuch. antwortete ihr eine Stimme, die von nirgends und überall zu kommen schien, näselnd und ein klein wenig angeheitert.
Frau Kuchen runzelte die Stirn. Ludmilla und ihr Wermenschfreund waren Gassigehen, also wer sollte hier sein, den sie nicht bemerkt hatte?
"Wer ist denn da?" fragte sie nach.
ein gnom mit blauer haut, aber er sieht irgendwie eigenartig aus. er salutiert übrigens. hast du was zu trinken dabei, gnom? mein? mist.
"Oh, ein neuer Geist?"
nicht wirklich, irgendwie ist er gefangen zwischen den welten.
"Ich dachte immer, damit würde man euch Geister beschreiben."
selbst zwischen diesen welten ist er gefangen. er ist mehr da als wir, aber weniger als du. geisterhaft, aber noch so weit lebend, daß er uns nicht sehen kann.
"Kann man ihn nicht irgendwie sichtbar machen?"
wenn jemand ihn suchen würde, in der festen überzeugung, daß er an ort und stelle wäre, dann ja. dann wäre alles vorbei. glaub mir, wir geister wissen bescheid.
"Und was will er von mir?"
keine ahnung. er ist gegangen.

Draußen setzte sich Rib auf einen herumliegenden Pflasterstein, der wohl bei der einen oder anderen Kundgebung der Antivitalistischen Aktionsgemeinschaft (kurz AA) liegengeblieben war.
'Das also hatte der Trank bewirkt.' überlegte Rib. 'Um mich zu schützen, hat er mich zum Teil ins Reich der Lebenden gezogen. Deswegen wandele ich hier also als Beinahegeist umher. Nun, Leute die mich erwarten, gibt's in der Wache jede Menge. Schließlich bin ich heute nicht zum Dienst gegangen.'
Rib zuckte zusammen: So wie seine Vorgesetzte ihn leiden konnte, war ihm eine Degradierung zum Rekruten sicher. Oder gab es noch tiefere Ränge? Wenn ja, würde er es bald herausfinden.

--Zeitsprung zurück: Ebenfalls Sonnenaufgang, Kröselstraße ---

Doppler begann seine Arbeit als Ribs Doppelgänger, indem er zur Wachstation in die Kröselstraße ging. Bevor er seiner Vorgesetzten begegnen konnte, brauchte er noch ein paar Informationen.
Um seine Körperform etwas zu kaschieren, hatte er einen, langen offenen Mantel, durch den der Kilt gut sichtbar war angezogen und sich seinen Glückshut[5] aufgesetzt, dessen Krempe ihm tief ins Gesicht hing. Etwas Baumharz hatte sein Gesicht in eine neue, passende Form gebracht. Ein Meisterwerk an Tarnung, nicht umsonst nannte man ihn den Doppler. Nun würde sich zeigen, ob er im Eimer gut genug der Stimme seines Opfers gelauscht hatte.
Salutierend grüßte ihn ein anderer Gnom, ein Klabautermann, dem Aussehen nach, der am Tresen im Eingangsbereich Wache schob. Dieser Dienst wurde, wenn niemand zu bestrafen war, nach dem Rotationsprinzip von Rekruten besetzt.
Der Meuchelmörder grüßte salopp zurück und ging an dem Rekruten vorbei.
"So", hörte er den Wächter murmeln, "etwas hochnäsig geworden, wo du jetzt als GiGa arbeitest. Nur weil andere etwas länger brauchen als du, was? Eingebildeter Pinsel."
Doppler bremste abrupt ab. GiGa? Hier war jemand, der Rib kannte. Anscheinend hatte Rib eine Position als Gift- und Gasexperte inne. Damit harrten viele nette Dinge dieser Knurblich.
"Entschuldigung." flüsterte Ribs Doppelgänger, um sich an die Stimme zu gewöhnen. "Es fällt mir heute schwer, mich zu konzentrieren. Muß wohl Dämpfe eingeatmet haben. Ich suche die Personalakten, wo waren die noch einmal? Ich muß was wegen einem Bericht nachlesen."
"Akten? Äh... im Keller...Du willst AKTEN LESEN???" fragte Nekkomak zurück.
Der Meuchelmörder zuckte mit den Achseln und ging zügig weiter. Dieses Gespräch konnte ansonsten nur damit enden, enttarnt zu werden.
Nekkomak schluckte: Das Training bei FROG mußte härter sein, als er geglaubt hatte.

Der Keller war beindruckend. Die Akten ruhten erschienen erstaunlich ordentlich sortiert, getrennt nach Rekruten und vollausgebildeten Wächtern. Anscheinend hatte jemand hier vor kurzem gefegt, denn nicht ein Körnchen Staub lag auf dem Boden. Selbst eine Kellerassel wäre hier verhungert. Aber er suchte geistige Nahrung, einen Schwachpunkt.
Doppler griff sich die Akte seines Doppelgängers, als er ein Geräusch hörte.
Vier weitere Rekruten, also eigentlich alle, die Rib noch kannten und ebenfalls dank Rotationsprinzip jetzt Schichtdienst hatten, standen am Eingang und schauten ihn fassungslos an.
Demonstrativ drehte er sich zu ihnen um und knurrte: "Keine Arbeit, oder was?"
Drohenden Schrittes ging der angebliche Gefreite auf die Beobachter zu, die schleunigst das Weite suchten.
"Na bitte." dachte Doppler. "Klappt immer."
Er ging zu dem kleinen Tisch in der Mitte, stellte den von oben mit genommen Kerzenständer ab, und begann zu lesen. Die Akten der anderen FROG-Mitglieder legte er sich schon mal bereit. Informationen waren das Ach-und-Weh seines Berufes.
Ab und zu stieß er leise, kaum hörbare Fluche aus. Wie den nicht wiederzugebenden Ausspruch, als er darauf stieß, daß Rib Analphabetismus zur Lebenskunst erhoben hatte. Sein erster großer Fehler. Von nun an würde er sich beeilen müssen, sollte sein Plan funktionieren.

-- Stunden später, Kröselstraße --

Doppler stellte die Akten zurück. Die Gerüchte waren also wahr. Die Spezialeinheit der Wache bestand zum großen Teil aus Werwölfen. Und nicht nur die. Der Assassine fluchte über sich selbst.
Wenn einer der Rekruten, die ebenfalls dieses Schicksal teilten, ihn gerochen und als Doppelgänger, als Fälschung, identifiziert hätte? Langsam benahm er sich wie ein Anfänger.
Doppler zückte eine kleine blaue Flasche tröpfelte einen Tropfen auf die eigene Kleidung und zwei auf den Boden. Plötzlich schienen die Innenwände seiner Nase das Bedürfnis zu haben, sich in die Rückseite des Kopfes zurückzuziehen. Das dürfte ihm den Vorsprung sichern, den er brauchte. Es war erstaunlich, was jemand, der alchemiekundig war, aus seinem eigenen Urin zaubern konnte.
Der Assassine zog den Hut wieder tiefer ins Gesicht und verließ die Wache.
"Halt! STOPP!" erklang es direkt am Eingang. Doppler griff unauffällig an die Hutkrempe, in der versteckt eine Giftnadel ruhte. Der wachhabende Rekrut ging auf Doppler zu und blickte ihm prüfend in die Augen.
Im Kopf der lizensierten Mörders wurden die verschiedenen Möglichkeiten durchgegangen, sich des Rekruten unauffällig zu entledigen. Das Dumme an einer soliden Grundausbildung war die Entscheidungsfreiheit, fand Doppler.
Nekkomak zog einen Beutel, rümpfte dabei gleichzeitig die Nase und wich einen Schritt zurück.
"Hier. Tee." Der Exklabautermann warf ihm den Gegenstand zu. "Hilft mir auch immer. In Wasser kochen und mit Honig einnehmen. Altes Keldarezept. Rib, geh' lieber nach Hause. Du hörst dich an, als wärst du völlig fertig. Redest echt komisch. Mach einen Tag frei"
Der Assassine senkte langsam Hand und nickte dankend, dann ging er los, FROG entgegen. Die Kunstturmattrappe, auf die sein Blick jetzt fiel, brachte ihn auf eine tolle Idee, auch wenn er dafür noch einmal in die Gilde mußte.

-- Eine halbe Stunde später, Pseudopolisplatz --

Ein kleiner blauer Gnom kam in das Wachhaus hineingestürzt.
"Veni?" fragte er laut "Wo ist Veni? Ich muß ihr dringend etwas zeigen."
"Ähm", antworte Kanndra überrascht, "woher soll ich das wissen, Rib? In ihrem Büro nehme ich an."
Rote Augen schauten erwartungsvoll ihr Gegenüber an.
"Rib, stell dich nicht blöder an als du bist... Du weißt doch wo es ist. Geh nach dahinten, dann findest du es schon."
Doppler folgte der gezeigten Richtung. Als niemand in Sicht war, öffnete er noch einmal das Flaschchen und übergoss sich mit dem Zeug. Aus mehreren Ecken kam ein Gestöhne gefolgt von einem "AU! Was stinkt denn hier so?"
Der Assassine achtete nicht auf diese Ausrufe. Zu sehr war er damit beschäftigt, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sorgsam verstaute er die Flasche und machte sich bereit an die Bürotür zu klopfen.

In diesem Moment riß Veni die Tür auf und schnappte erschreckt nach Luft. Was sie sofort bedauerte. Tief bedauerte. Ammoniak, unter GiGas besser als Riechsalz bekannt, hat einen Geruch, den man nur in freundlichen Momenten als beißend bezeichnen konnte. Der Geruch holte Personen nicht aus ihrem Schlaf, er prügelte sie hervor, selbst Trolle. Sogar der Geruch des Stinkenden Alten Rons hielt Ammoniak für schlechten Umgang.
Für einen Werwolf in Tierform kam er einer Blendung gleich.
"Rib!!!" rief die Abteilungsleiterin. "Das ist ja furchtbar! Erst kommst du zu spät, und dann stinkst du so! Wenn du glaubst, daß du hier Narrenfreiheit hast..."
"Keine Zeit!" beeilte sich der Angesprochene zu versichern. "Anscheinend versucht die Maurergilde noch einmal, den Turm loszuwerden. Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll und wir haben keinen Knallpulverexperten! Du mußt mit mir kommen!"
Knurblichs Nichte nickte. Als Abteilungsleiterin war sie dafür zuständig, solange Gina noch in der Ausbildung war. Schnell griff sie in einen Schrank, holte eine Tasche heraus und lief los. Doppler rannte ihr hinterher, ein Lächeln im Gesicht.

Wäre der echte Rib nur drei Minuten früher am Pseudopolisplatz dagewesen, so hätte er verwundert seinen Doppelgänger mit der Abteilungsleiterin fortlaufen sehen können.
So war er überrascht, alle Fenster des Wachhauses offenstehen zu sehen.
"Mangelnde Sicherheit." dachte er und zog die Augenbrauen zusammen. "Kaum scheint einen Tag die Sonne, schon schreien alle, daß es nun zu warm sei. Memmen."
Der Gnom glitschte durch die Tür.
'Aua. Verdammt!' Der Gnom krümmte sich am Boden. Anscheinend wurde der Durchgang auch mit Üben nicht einfacher. Macht nichts, da mußte man halt durch.
Rib wanderte durch die Gänge, auf der Suche nach einer offenen Tür. Dort!
Durch einen kleinen Türspalt sah man Sidney am Fenster stehen. Der Werwolf in Menschengestalt schnappte dort nach Luft. Neben ihm stand ein Glas mit Wasser gefüllt, um den faden Beigeschmack auf der Zunge los zu werden.
Rib kletterte auf den Fenstersims und hüpfte an dem leichten Armbrustschützen herum. Er zog und zupfte an der Kleidung.
Sidney schüttelte den Kopf: Es war windstill und trotzdem schien die Luft seine Kleidung zu bewegen.
"Sidney! SIDNEY!!!!" erklangen ungehört Ribs Rufe. Gerade als er aufgeben wollte, stieß Bregs die Tür auf.
Die Püschologin sah zornig aus: "Wo ist Rib? Kanndra hat gesehen, wie er eine Stinkbombe fallen ließ!"
Rib fing innerlich an zu jubeln. Bald würde er wieder sein, wie er wirklich war.
Schnell begann er seinen neu geschmiedeten Plan in Kraft treten zu lassen. Er sprang ins Wasserglas und tauchte aus der Flüssigkeit wieder hervor.
"Er ist mit Veni zum Kunstturm gegangen." erklärte der Armbrustschütze und senkte seinen Blick. "Was zum..."
Vor ihm tauchte aus der Flüssigkeit die Gestalt eines wohlbekannten GiGas hervor. Gläsern nahm das Wasser die Form des Gefreiten an, während es langsam durch ihn sickerte.
"Jetzt ist genug!" donnerte Sidney. "Pyrodekan! Nicht nur, daß er ständig herumzaubert, jetzt verhöhnt dieser Zauberer uns auch noch!"
Wütend rannte der Werwolf aus dem Raum. Bregs blickte noch kurz zur langsam entschwindenen winkenden Wassergestalt und folgte ihrem Kollegen.

Rib stand erschüttert im Trinkgefäß. Dieser Plan erschien im wahrsten Sinn des Wortes wasserfest und doch war er gescheitert.
'Moment, was hat er gesagt?' dachte der Gnom plötzlich. 'Ich bin beim Kunstturm? Irgend etwas läuft hier falsch.'
Sofort sprang der Kobold aus dem Glas und verließ das Wachhaus durch das Fenster.


-- An der Basis der Kunstturmattrappe --

Schwankend umrahmte das Gerüst die wackeligen Reste des Turmes. Stunden vorher hatte dies Gerüst noch fest den Winden entgegengesehen, hatte der Stolz seiner Monteure ihnen noch zugerufen: Greift mich an, ich trotze euch. Seitdem waren nur die Abspannseile entfernt worden, hauptsächlich von den Personen, die derzeit in der potentiellen Gefahrenzone[6] ihr Handwerk und ihren Handel betrieben. Man konnte nicht wirklich von Diebstahl sprechen, schließlich hatte der Besitzer sich ja absichtlich davon getrennt.
Veni schaute zweifelnd kurz nach oben und dann blickte sie ihren Begleiter an. Doppler wies auf den Eingang und schob das Tuch zur Seite. Die Tür war offen.
Die Abteilungsleiterin trat zügig vor, in die Dunkelheit des Eingangs hinein. Dort am anderen Ende des Raumes waren drei gnomengroße Eisenfässer aufgestellt. Sie traute ihren Augen nicht, als sie die Aufschrift "Pulver Nr.1" las. Ihre Augen wurden groß. Diese Menge würde ausreichen, die Basis zu zerbrechen und den Turm einstürzen zu lassen.
"Wer das ganze Zeug wohl hier hingebracht hat?" murmelte sie.
Plötzlich hörte sie Ribs Stimme, direkt neben sich: "Ich fürchte, das war wohl ich."
Dann spürte sie einen Nadelstich hinter ihrem Ohr. Das letzte, was sie wahrnahm, war der GiGa, der seine Giftnadel wieder zurück in die Hutkrempe schob.

"WÄÄÄCHTER! STILLGESTAANDENN!" ertönte plötzlich, endgültig wie die erste Schaufel Erde auf einer Holzkiste eine Stimme vor ihr. "KLEINER SPASS UNTER EX-KOLLEGEN, HEHE!"
"Oh. nein. Tod, unser ehemaliger Kommandant" dachte Veni, unfähig sich zu rühren. "Sterbe ich?"
"JA."
"Oh."
"ALLE MÜSSEN STERBEN! IRGENDWANN. GLAUBE MIR, ICH WEISS BESCHEID."
"Jetzt?"
"OH JA. DERZEIT BEFINDE ICH MICH AN VIELEN ORTEN, UM DIE PFLICHT ZU ERFÜLLEN."
"Nein, ich meine sterbe ich jetzt?"
"OH, DAS. NEIN, ICH GLAUBE NICHT. KOSMISCHE UNERGRÜNGLICHKEIT, DU WEISST SCHON. WAS IST EIGENDLICH AM STERBEN SO TOLLES, DASS IHR IMMER DANACH ALS ERSTES FRAGT? KEIN 'HALLO, WIE GEHT ES DIR?", KEIN "SCHÖN DAS DU DIR ZWISCHEN DEINER ARBEIT MAL ZEIT NIMMST, ALTE FREUNDE ZU BESUCHEN.' IMMER NUR DIESE EINE FRAGE.
NA, MACHT NICHTS, ICH SCHAU EINFACH SPÄTER NOCH MAL VORBEI."
Und damit sank Veni endgültig in das Reich der Schwärze.

--- Zweiter Versuch, Rib bekommt den Aufenthaltsort Venis mit.

--- Auf dem Turm ---
Veni erwachte mit einem trockenen Hals. Zusätzlich drückte etwas an ihre Kehle und behinderte jedes Drehen ihres Kopfes. Zumindest stand sie und hatte eine wunderbare Aussicht über die Stadt.
Anscheinend stand sie auf dem Dach des Turms, an der Stahlspitze festgebunden. Soweit sie sehen konnte, lief eine Schlaufe um ihre Handgelenke und eine weitere um den Hals
Vor ihr stand eindeutig Rib, in einem neuen Mantel. Da es windstill war, kam der einzige Geruch in dieser Höhe von ihm. Neben Doppler standen ein leeres Fässer deren Inhalt, eindeutig besagtes Pulver, zu ihren Füßen ausgekippt worden war.
In seiner rechten Hand hielt er einen Stab, um den fest ein grauer Faden gewickelt war, in der linken eine brennende Fackel. Pulver und Fackel ergaben in Venis Augen nicht die freundlichste Gleichung, wenn sie sich irgendwie nicht bewegen konnte.
'Von hier oben sieht die Stadt fast hübsch aus.' dachte sie irrationalerweise und bemerkte die brennende Alchimistengilde. 'Kein Wunder, daß es Rib hier gefällt.'
"Oh, du bist wach." hörte sie eine inzwischen verhaßte Stimme sagen. "Falls du dich fragst, Wölfchen, womit du an Armen und Hals gefesselt bist, Draht ist das Stichwort. Ein dünner Silberdraht um einen aus Eisen gewickelt. Eine Verwandlung und dir fehlt der Kopf."
"Was willst du, Mistkerl? Wenn ich hier freikomme, kannst du eine Degradierung vergessen. Ich werde Dir so in den Arsch treten, daß deine Hämorrhoiden sich als Schnupfen ausgeben können." knurrte sie, während sie krampfhaft nach Zitaten in ihrem Kopf suchte.
Rib kletterte derweil ein paar Metern tiefer an den Holzverstrebungen des Gerüstes empor. Dort oben hatte er Veni erblickt. Gefesselt!
"Verdammt, ist das glitschig. Warum ging das als Halbschnecke so einfach?"[7] fluchte er, als er seine eigene Stimme von oben hörte.
'Moment, wenn ich da oben bin, kann ich ja aufhören zu klettern.' dachte sich, und ließ los. Durch drei Bretterebenen glitschte er, bis er mit den Beinen voran aufschlug, in seinem Zustand allerdings nicht besonders hart. Was war hier los: Er war doch da oben, wie konnte er dann hier unten sein? Der Gefreite fing wieder an zu klettern.
"Tja, Waldi", fing sein Doppelgänger wieder an zu reden, "wie wäre es, wenn wir mal ein bißchen darüber reden, was Dir eigentlich zustößt? So als Belohnungsknochen, weil du brav mitgespielt hast.
Ich kann so selten mit meinen Kunden sprechen und ich liebe Klischees. Assassine ist so ein einsamer Beruf.
Da gibt es jemanden in Quirm, der eine Rechnung mit deinem Onkel offen hat: Der Onkel.
Halt, ich glaube, das war jetzt dumm formuliert. Laß es mich anders versuchen..."
Weder er noch Veni konnten mitbekommen, daß Rib inzwischen auf das Dach geklettert war. Derzeit bemühte der GiGa sich darum, fast Körnchen für Körnchen, ein Reagenzglas in den Boden zu malen. Irgendwie mußte er seine Abteilungsleiterin auf sich aufmerksam machen. Als ihm das zu langsam wurde, zog er seinen Kilt aus und versuchte mit dem Stoff durch den Windzug die Figur zu zeichnen. Er hatte zwar wenig Substanz, aber ein Gnom muß sich halt zu helfen wissen.
"In Ordnung, ich hab's, glaube ich. Strampel nicht soviel, sonst muß ich gleich ein Feuerchen machen." drohte der Meuchelmörder. "Hmm, ich genieße das richtig, weißt du das? Dich hier gefesselt zu sehen. Richtig neckisch. Wenn ich mehr Zeit oder Lust hätte, könnten wir eine schöne Zeit zusammen haben."
"Ach ja? Na dann hör dir dich mal das an... Artikel 6: Freiheitsberaubung. Verboten ist das Festhalten, Einsperren oder Fesseln von anderen Personen gegen deren Willen."
Veni rezitierte die Vorschriften nicht ohne Grund. Abkömmlinge des Clans MacLaut reagierten mit Furcht auf vorgelesene oder rezitierte Wörter.
Bei Rib war das anders: Er reagierte mit Panik.
Auch diesmal.
"Argh! Bitte nicht!!"
"Artikel 8: Befehlsverweigerung. Es ist verboten den Befehl eines vorgesetzten Wächters nicht auszuführen, sofern der Befehl einen dienstlichen Zweck hat. Dies gilt nicht für rechtswidrige Befehle, durch deren Befolgung sich der Wächter selber strafbar machen würde."
"Urks!"
"Artikel 1: Totschlag. Verboten ist es, einen anderen zu töten."
"UmppfAHHH!" der letzte Ausweichschritt beförderte Rib wieder vom Dach.
Doppler schaute die Abteilungsleiterin gelangweilt an: "Und das soll mich jetzt beeindrucken, was? Kann ich weiterreden, oder willst du brennen?"
Veni hörte auf zu strampeln, Zeit gewinnen war jetzt alles. Der Stab, der jetzt mitten in das Pulver gesteckt wurde, fing an, sie nervös zu machen. Das war nun schon das zweite mal, das diese Verwandtschaft ihr gefährlich wurde.
"Danke. Da gibt es also diesen Kollegen deines Onkels, jemanden, den man witzigerweise auch 'den Onkel' nennt. Der will also dem Alten Knurblich eine Lektion erteilen und da kommst du ins Spiel. Bist so etwas wie seine schwache Stelle.
Tja, ich soll dich erledigen, und zwar möglichst laut."
Auf dem Boden erblickte die Gnomin, in den Sand gemalt, eine bauchige Flasche.
Veni rollte mit den Augen: An verrückte Mörder war man in der Wache gewöhnt, aber welcher Idiot malte schon sein Zeichen vorher in das Zeug, was er verbrennen wollte?
Der Attentäter nahm eine Zigarre und zündete sie sich an: "Es stört dich doch nicht, wenn ich rauche, oder?
Nun, zuerst hatte ich vor in der Wache das alchimistische Zeug hier explodieren zu lassen, deine komplette Abteilung sterben zu lassen. Aber dann sah ich die Kunstturmattrappe hier und dachte mir, ich mach ein brennendes Wahrzeichen daraus. Ohne Behälter brennt das Zeug hier so heiß, wie du es dir kaum vorstellen kannst. Zwar nur ein paar Sekunden, aber das wird ausreichen. Zum Glück ist hier kaum etwas brennbares. Oh, Verzeihung, Anwesende ausgenommen.
Dein Blick fällt immer wieder auf den Stab? Nichts besonderes, man nehme ein Küchengewürz, in Wasser eingelegt. Da hinein kommt ein Faden und wenn er trocken ist, ermöglicht er mir durch langsames abbrennen, daß ich ganz langsam zum Rand gehen kann und dann hinunter springe.
Während Doppler nun ein infernalisches, verrücktes Lachen probierte, was er, wie Veni fand, ziemlich gut beherrschte, kletterte Rib nun nochmals der Spitze entgegen. Es war erstaunlich wieviel Todesarten an Vergiftungen er kennengelernt hatte. Und anscheinend eigneten sie vorzüglich, um Leute zu verfluchen. Anwesende eingeschlossen.
Bei der Gnomin angekommen, fing er an, auf den Draht, der Veni fesselte, mit dem Schwert einzuhacken.
"In Ordnung." sagte er, mehr zu sich selbst. "Haltet bitte euer Maul! Wenn ich jetzt das dritte Mal herunterfalle, dann bekommt ihr Backpfeifen. Ich weiß noch nicht, wie ich das mache, aber da fällt mir noch was ein. Und das wird nicht nett sein, das verspreche ich euch."
Richtig Wirkung zeigten Ribs Hiebe bei der wenigen Substanz, die er besaß nicht. Nur kleine Kerben waren zu sehen. Oder besser gesagt, selbst Andeutungen dieser Kerben waren kaum zu sehen.
Mit einem zerplatzenden Geräusch riß plötzlich das Baumharz von Dopplers Gesicht und unterbrach sein Lachen.
Plötzlich machte für Veni alles Sinn: der beißende Geruch, der komische Sprechrhythmus, das Zeichen im Pulver. Auf einmal entdeckte sie Spuren in diesem Staub, so schwach, das selbst ein Gnomengewicht tiefer eindrücken würde.
"Du bist nicht Rib!" rief sie aus, während sich seltsamerweise Konturen vor ihr abzeichneten.. "Rib...steht vor mir!"
Rib kniff die Augen zusammen. Bitte das hatte sie nicht gesagt. Nicht jetzt. Er stand doch mit dem Rücken zum Gegner.
Der Schlag mit der Fackel traf ihn also nicht ganz unerwartet, auch wenn er Rib nun wieder vom Dach fegte. Während er fiel, dachte er nicht daran, daß Höhe keine Rolle für Gnome spielte.
Sein einziger Gedanke war: 'NICHT ... SCHON ... WIEDER!'
Außerdem fragte er sich, warum er für einen kurzen Moment das irrationale Gefühl hatte, ein Blumentopf zu sein.

Allerdings erging es seinem Doppelgänger auch nicht besser. Veni rannte mit immer noch verknoteten Händen los und rammte Doppler die Schulter in den Bauch, so das er Rib folgen mußte. Dabei ließ er die Fackel fallen, um seinen Glücksshut festzuhalten. Wie in Zeitlupe fiel sie und entzündete ein Inferno.
Doppler fiel. Schon in dieser Bewegung machte er den echten GiGa aus. Geschmeidig landete der ausgebildete Assassine auf seinen Füßen. Er beschloß, diese nunmehr unausweichliche Konfrontation mit einem traditionellen Gnomengruß zu beginnen.
"Hau die, Kleiner!" sagte er, während er den Hut tiefer ins Gesicht zog. Dann fügte er hinzu: "Diese Stadt ist zu groß für uns beide."
Rib nickte und schritt langsam in Richtung des Verbrechers. Ein verdorrter Busch, dessen Art kein Botaniker kennt, wurde durch einen kaum spürbaren Wind durch die Straßen geweht.
Doppler schlug seinen Mantel leicht nach hinten, um ungestört aus dem Hüftköcher ziehen zu können, der sein Blasrohr verbarg. In seiner anderen Hand ruhte ein Pfeil, den Tod verheißend.
Irgendwo, abseits der Straßen, holte ein unbekannter Wächter eine Mundharmonika hervor, um eine Melodie zu spielen, die er von einem ehemaligen Kommandeur gelernt hatte.
Rib spuckte auf den Boden, den Blick wie angenagelt an seinem Doppelgänger. Fast zögerlich wandelte die Hand am Brustgurt entlang, um über einem Wurfmesser zu verharren, nervös zuckend, ohne es zu berührend.
"Halt! Da fehlt was." rief Rib und zog vorsichtig eine metallene Flasche aus dem Hüftgürtel, entkorkte sie und warf sie in die Mitte. Rauch entströmte ihr. "In Ordnung. Noch einmal."
Rib nickte und schritt langsam in Richtung des Verbrechers. Ein verdorrter Busch, dessen Art kein Botaniker kennt, wurde durch einen kaum spürbaren Wind zurück durch die Straßen geweht.
Doppler schlug seinen Mantel leicht nach hinten, um ungestört aus dem Hüftköcher ziehen zu können, der sein Blasrohr verbarg. In seiner anderen Hand ruhte ein Pfeil, den Tod verheißend.
Irgendwo, abseits der Straßen, holte ein unbekannter Wächter erneut eine Mundharmonika hervor, um eine Melodie zu spielen, die er von einem ehemaligen Kommandeur gelernt hatte. Dunkler, schwerer Nebel umschlich ihre Füße.
Rib spuckte auf den Boden, den Blick wie angenagelt an seinem Doppelgänger. Fast zögerlich wandelte die Hand am Brustgurt endlang, um über einem Wurfmesser zu verharren, nervös zuckend, ohne es zu berührend.
"Tod oder lebendig", entfuhr es ihm, "du kommst mit mir."
Während die beiden auf einander zu gingen, rollte die Zigarre nervös in dem Mundwinkel. Die Regeln waren eindeutig. Wer zuerst zog, hatte angegriffen. Für beide wäre es ein unlizensierter Mordversuch, da seine Zielperson schon inhumiert worden war. Die Gilde würde davon erfahren.
Andererseits kam sein Gegner immer näher und mit jedem Schritt verbesserten sich dessen Chancen.
"Ach verdammt" fluchte Doppler leise und hob das Rohr.
Ribs Messer traf zuerst, der Pfeil des Attentäter nur einen kurzen Augenblick später.
'Zum ersten Mal bedauere ich es, kein tödliches Gift dabei zu haben.' dachte Rib sich, als er langsam zu Boden sank. Dummerweise fiel ihm das erst jetzt ein, er hätte ja viel früher ziehen können. 'Das passiert mir nie wieder.'
Während er mit dem Gesicht aufschlug, bereute er den letzten Satz. Er erkannte das Gift der D'reg-Natter, das durch seine Adern zog.
Sein Doppelgänger kam langsam näher, auch die Beine des Meuchelmörders fingen an nachzugeben. Doppler ließ sich auf die Knie fallen und zog sein Schwert.
Er visierte den Hals des Besiegten an und rief: "Es kann nur einen geben!"
Dann holte er aus.

"GROARR!" Ein für einen Gnom riesiger Hund sprang Doppler von der Seite an, Phiolen brachen, Glassplitter drückten sich in die Haut. Dopplers Muskeln verkrampften sich kurz, um für immer zu entspannen. Atmung und Herzschlag setzten fast sofort aus.
Das Monster, das feststellte, daß sein Opfer nun wehrlos war, wandte sich dem Gefreiten zu, der mit zitterigen Händen versuchten eine Flasche aus seinem Gürtel zu ziehen. Nach mehreren Anläufen gelang ihm die Handlung, nur damit das Gefäß zwischen die Beine des Untiers rollte. Er blickte in fletschende Zähne.
"Das ist Schpeim." röchelte er. "Bitte. Trinken."
Veni, der Werhund, verwandelte sich zurück und entkorkte die Flasche. Vorsichtig bog sie den Kopf ihres GiGa's zurück und flößte ihm behutsam das Gegengift ein. Sofort schien es Rib besser zu gehen.
"So, Gefreiter." befahl sie. "Ziehen sie sich etwas an. Nur mit Gürteln bekleidet ist doch kein Aufzug für Wächter."
"Verzeihung, Mäm." hauchte der nun wieder einzige und wahre Rib aus. "Nach der Verwandlung haben Sie auch nicht das meiste an. Mit Verlaub."
Ribs und Venis Blick schweifte in die Runde, wanderte über die Menschenmenge, die sich eingefunden hatte und all die alten Damen, die sich an den Fenstern eingefunden hatten, zum Teil mit Kissen, um ihre Ellbögen zu schonen.
"Verdammt." meinte Rib. "Wenn Rince hiervon erfährt, ist es mit dem Pokal Essig."

[1] Beziehungsweise 'aus dem kaum ein diensthabender Wächter wieder herauskam.'

[2] Die Unzahl an Nieren, die diesen Fluß filterten, gaben ihm eine gewissen Konsistenz.

[3] Um den Leser in einer fast reinen Gnomengeschichte nicht in den Wahnsinn zu treiben, wird in dieser Geschichte auf den Dialekt der Gnome verzichtet. Danken könnt ihr mir im AIM. :-)

[4]  Kanalisierte und damit fokussierte Wut kam dagegen fast einmal am Tag vor. Jeder braucht Hobbys.

[5] Brachte nur ihm Glück, anderen Personen eher das Gegenteil.

[6]  Eine Art Naturgesetz der Gefahrenmomente, gilt für die kleinen Dinge des Lebens, wie Handschütze an Sägen ebenso wie für große wie den Umweltschutz. Anwendbar überall im Multiversum.

[7] Single "Gestatten, ich bin Rib, Experimentalopfer."




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