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Überraschung! Sie haben die große Ehre, bei Mordillo Portales eingeladen zu werden... Wie? Was soll das heißen, Sie haben noch nie von ihm gehört? Tja, dann werden Sie ihn kennen lernen, denn Sie betreten gerade in diesem Moment seine Stube...
Dafür vergebene Note: 11
Ein Bücherregal mit unzähligen Büchern, ein Schreibtisch auf dem einige Notizen lagen, ein kleines Fenster welches nur sehr wenig Licht in den Raum ließ und eine Kerze. Dies war der Arbeitsplatz von Mordillo Portales. Obwohl man von Arbeit nicht gerade reden konnte. Zwar tat er den ganzen Tag etwas, und es war auch eine gewisse Anstrengung, eine gewisse geistige Anstrengung, doch nützte sie niemandem etwas. Jeden Tag rechnete Portales irgendwelchen komplizierten Wirrwarr aus, doch niemand wusste etwas damit anzufangen. Viele bezeichneten ihn als Spinner, zu Unrecht?
Kommen Sie mit, vergessen Sie für einen Moment den Alltag und begleiten Sie Mordillo in seine Welt des Wahnsinns.
(Ein alter Mann betritt die gemütliche Stube, in der Sie sich gerade befinden. Auf Anhieb erkennen Sie, dass es sich um Portales handelt, einen schon viel älteren Portales als damals. Sie wissen gar nicht wie froh er ist, endlich mal jemanden zu treffen, der ihm zuhört. Sie sind doch ein guter Zuhörer, oder?)
Hallo, mein Name ist Mordillo, Mordillo Portales, wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben. Nun, Sie sagten, Sie interessieren sich für mein Leben und meine Arbeit... nicht? Gut, ich werde Ihnen meine Geschichte trotzdem erzählen. Es begann alles, wie so oft, in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung im Herzen von Ankh-Morpork...
Ich war gerade damit fertig, eine meiner neusten Berechnungen zu überprüfen. Sie fragen sich jetzt sicher, was für Berechnungen. Nun, nichts bestimmtes, ich verbringe meine Zeit nur gerne damit alle möglichen und unmöglichen Dinge auszurechnen. Es war eine Formel zur Bestimmung von den Kräften, die auf ein Gebäude wirken, aufgrund des Rotationsprinzip, angewandt an die Rotationen unserer Scheibenwelt, welche wiederum auf unterschiedliche Weise auf verschiedene Objekte unseres alltäglichen Lebens wirken. Denn das ist eine wirklich interessante Sache, denn Sie kennen ja das Phänomen des L-Raumes, und aufgrund dessen wirkt sich diese Kraft wiederum auf...
(Eine halbe stunde später)
...und deshalb nennt man mich auch Mordillo Portales. Was eigentlich eine Ableitung des Klatschianischen...
(Viel, viel später)
...darum ist es wichtig, dass... HEY, HÖREN SIE MIR ÜBERHAUPT ZU?... ach ja?
Nun gut, ich hatte sie also in der Theorie überprüft und musste sie nur noch in der Praxis bestätigen, doch das hatte noch Zeit.
Ich hatte noch eine zweite Arbeit, eine Alchimistische Rezeptur, zwar war ich kein Alchimist, doch was die konnten, konnte ich auch. Ziel der Rezeptur war es, die Anzahl der Haare auf dem Kopf zu verdoppeln, was manchen Glatzköpfen wieder allmählich eine neue Haarpracht schenken könnte. Ich fand das eine gute Idee, doch ein Kollege von mir meinte nur:
"Wieso sollte jemand Geld für eine Rezeptur zahlen, welche die Haare verdoppelt. Entweder man hat eine Glatze oder man hat keine, niemand würde etwas daran ändern wollen."
Ich war aber nicht seiner Meinung. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass irgendwelche Leute wirklich viel Geld dafür bezahlen würden, um wieder mehr Haare auf dem Kopf zu haben. Heute weiß ich es besser. Wenn ich nur an diese blöde Idee denke, muss ich unweigerlich lachen. Aber damals hatte ich einfach diese seltsame Inspiration, welche mich solche Dummheiten machen ließ. Dieses Rezept also sollte die Scheibenwelt ein kleines bisschen ändern, was ja auch gar nicht schwierig war, denn es war eine sehr einfach Mischung aus alltäglichen Zutaten... aber das interessiert Sie bestimmt nicht!
Leider passierte mir dabei ein Missgeschick. Neben den Zutaten kam noch eine Kellerassel mit in die Mixtur. Ich nahm an, dass diese das Ergebnis jedoch nicht groß beeinflussen würde. Ich konnte ja nicht ahnen, was das für Auswirkungen haben würde.
Als ich dann also dieses tolle Mittel zusammengebraut hatte, musste ich es nur noch an jemanden ausprobieren, selbstverständlich an mir selbst. So nahm ich meine Pipette und tat ein paar Tropfen auf mein doch immer lichter werdendes Kopfhaar.
RUMMS.
So ungefähr klang das Geräusch, welches ich dann vernahm, bevor ich für einige Minuten in Ohnmacht fiel. Natürlich war ich überrascht, denn eigentlich nahm ich an, dass das Mittel nur langsam und allmählich wirken würd,e um in ein paar Wochen oder Monaten vielleicht ein Ergebnis auf meinem Kopf zu bemerken. Doch im Moment war ich heil froh, überhaupt noch einen Kopf zu besitzen, denn es war doch eine sehr heftige Reaktion gewesen. Um so erstaunter war ich, als ich in den Spiegel sah, denn ich sah... nichts, keinen einzigen Kratzer und kein einziges Haar mehr oder weniger auf meinem Kopf.
Das Mittel hatte eigentlich schon gewirkt, nur nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, doch das wusste ich zu der Zeit noch nicht...
(Der Erzähler verlässt kurz den Raum, um sich eine Tasse Tee und ein paar Biskuits zu holen. Ihnen bietet er nichts an. Hm, vielleicht hätten Sie ihn nur höflich fragen müssen...)
Gut, fahren wir weiter mit der Gesichte fort.
Da ich annahm, dass mein letztes Experiment ein Fehlschlag gewesen war, musste ich mir den Rest des Vormittages mit etwas anderem vertreiben. Ich entschloss mich also die andere Formel in der Praxis zu überprüfen. Sie erinnern sich bestimmt noch daran, es ging dabei um Kräfte, welche sich auf ein Gebäude auswirken, Sie erinnern sich BESTIMMT noch daran... ich bitte Sie, Sie werden doch wohl nicht... ICH GLAUB ES EINFACH NICHT, SIE HABEN ES TATSÄCHLICH VERGESSEN...
(Lassen Sie sich von dem Erzähler nicht einschüchtern, er ist ganz lieb, er will doch nur spielen.)
...WENN ICH NICHT BEI ALLEN GÖTTERN GESCHWOREN HÄTTE, DASS ICH NIEMANDEM SCHADEN ZUFÜGEN WILL, DANN...
(Haben Sie noch etwas Geduld, er wird sich bald wieder beruhigen.)
...also, wo war ich stehen geblieben. Ah ja. Ich entschloss mich also die andere Formel in der Praxis zu überprüfen. Sie erinnern sich bestimmt noch daran, es ging dabei um Kräfte, welche sich auf ein Gebäude auswirken, Sie erinnern sich BESTIMMT noch daran... wusste ich es doch, Sie erinnern sich noch daran.
So begab ich mich zum Kunstturm unserer schönen Stadt, setzte mich an den Straßenrand und rechnete. Es war ein sehr gemütlicher Vormittag und es störte mich auch niemand, bis... ist Ihnen der Name 'Stadtwache von Ankh-Morpork' ein Begriff?... Ach, Sie kennen die Wache sehr gut... Sie sind nicht zufällig ein Mitglied der Stadtwache?... Nein? Na dann... einer von der Streife fand es eine sehr gute Idee, mich mitten in meinen Überlegungen zu stören. Sein Name war Tyriel Parra, eine Mumie. Er befragte mich über alle möglichen und unmöglichen Sachen und fragte mich schließlich, ob er eine Weile zusehen dürfe. Ich hatte nichts dagegen und ließ ihn zusehen, obwohl es wirklich nicht viel zu sehen gab.
"Heureka!", rief ich nach einer Weile laut aus, so dass der Gefreite, welcher neben mir saß, erschrocken aufsprang.
"Was ist passiert, haben Sie was herausgefunden?"
"Und ob, das habe ich", antwortete ich Herrn Parra, "ich habe gerade etwas sehr seltsames errechnet. Nach meinen Schlussfolgerungen kann das ganze gar nicht stimmen!"
"Was kann nicht stimmen?", fragte er mich.
Ich seufzte einen kurzen Moment, denn manchmal gibt es Leute, die aber schon gar nichts kapieren. Schließlich antwortete ich ihm:
"Na, die Zahlen, die Zahlen, die ich errechnet habe, können gar nicht stimmen. Was logischerweise nur etwas bedeuten kann."
"Die Formel ist fal..."
"Der Kunstturm ist eine Attrappe!"
Doch mein Nebenan unterstützte meine Aussage nicht.
"Was?!", sagte er, "das da vorne soll eine Kunstturmattrappe sein?"
(Der Erzähler macht eine kurze Pause... auf einmal hören Sie eine andere Stimme.)
Und das nächste, was ich beobachtete war, wie Mordillo Portales verzweifelt gegen die Mauer rannte, um zu beweisen, dass der Turm tatsächlich eine Attrappe sei.
(Portales dreht sich erschrocken um und erkennt schließlich, wem die andere Stimme gehört.)
Ah Tyriel, wie geht es dir, das ist aber eine Überraschung! Sie müssen nämlich wissen, dass Tyriel und ich seit diesem Abenteuer uns öfters auf eine Tasse Tee treffen. Du kannst meine Geschichte sicher weitererzählen.
(Die andere Stimme gehört Tyriel, dem Gefreiten aus der Geschichte... Ach, dass ist Ihnen auch schon aufgefallen? Nun, dieser nickt auf jeden Fall dem alten Mann zu und beginnt zu erzählen.)
...
(Äh, vielleicht sollten Sie jetzt besser Tyriel zuhören...)
Ah gut, dann fang ich jetzt an, beziehungsweise fahre ich jetzt weiter fort.
Das erste was ich versucht habe, ist Mordillo irgendwie davon zu überzeugen, dass der Turm tatsächlich echt ist. Ich wandte mich also an ihn und teilte ihm mit, dass meiner Meinung nach der Turm sehr robust ist und ganz bestimmt keine Attrappe sei. Doch denken Sie, er würde auf mich hören? Nein! Er hämmerte nur immer wilder gegen den Turm und schrie irgendetwas von wegen, dass er nie einen Fehler in einer Berechnung machen würde und so. Es war überraschend, aber auch beängstigend, wie viel Ausdauer dieser Mann hatte. Ich wollte ihn irgendwie diskret vom Kunstturm fortbringen, bevor dieser noch am Ende einstürzen würde. Die Betonung liegt auf 'wollte', denn als ich mich Portales näherte, schrak er auf und rannte auf einmal fort, zum Glück genau in Richtung Pseudopolisplatz.
Erst als wir schon fast am Wachhaus angekommen waren, hatte ich ihn eingeholt. Ich packte ihn am Ärmel und hätte ihn dabei fast zu Boden gerissen.
"Sie kommen am Besten mal mit mir in die Wache, ich will Ihnen dort ein paar Fragen stellen."
Erstaunlicherweise machte er keine Anstalten, als ich das zu ihm sagte. Er blieb ganz ruhig und lief an meiner Seite mit in die Stadtwache.
Dort angekommen gab ich Weufolt Garnichtgut, einem meiner Kollegen, mit einem Zunicken zu verstehen, er solle auf Mordillo aufpassen und begab mich ins Büro von Cim.
(Tyriel holt sich ebenfalls etwas zu essen. Diesen Moment nutzt Portales aus, um ihnen von seiner netten Unterhaltung mit Weufolt zu erzählen.)
Ich war also mit Tyriel in die Wache mitgekommen. Nun, ich hatte die Stadtwache noch nie besichtigt, deshalb kam ich auch freiwillig mit ihm mit. Sofort kümmerte sich einer der Wächter um mich, es war Weufolt Garnichtgut.
"Äh, guten Tag, ich hoffe Ihnen macht es nicht aus, dass...", sprach er mich sofort an.
Doch ich hörte ihm gar nicht genau zu, denn ich hatte das Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben.
"Mist, ich habe meine Hutkrempe vergessen!", schrie ich auf einmal.
"?", fragte mich der Gefreite.
"Na, ich glaube, ich habe meine Hutkrempe am Kunstturm vergessen!"
"Ja, aber wenn Sie die Hutkrempe nicht haben, dann heißt das doch eigentlich, dass Sie den ganzen Hut vergessen haben!"
Ich musste zugestehen, dass sich dahinter eine gewisse Logik verbarg, wenn auch auf den ersten Blick nicht gleich ersichtlich. Ich stimmte ihm also zu und fragte, ob wir kurz nach meinem Hut suchen könnten.
"Hm, Tyriel hat nichts davon gesagt, dass Sie das Gebäude nicht verlassen dürfen", antwortete er mir.
So begaben wir uns also nochmals zum Kunstturm zurück.
(Tyriel kommt wieder zurück. Er hat von der Küche noch zwei Gabeln mitgehen lassen... aber PSSST)
Ah, du bist an der Stelle, wo du gerade die Wache verlässt. Ja, das war witzig, vor allem für mich, denn ich hatte gerade ein nettes Gespräch mit Schiefff...Siev...Chiehph... na mit diesem Korporal... mit Cim.
(blödes Englisch!)
"Du sagst also, dass der Mann versucht hat den Kunstturm zu zerstören?", fragte Cim mich.
"Ja Sir, nun, es ist halt ein kleiner Spinner, deshalb wusste ich auch nicht sofort, was ich nun mit ihm machen soll."
Cim schaute mich kurz an.
"Grundsätzlich bestand ja keine potentielle Gefahr für den Turm, deshalb könntest du ihn auch freilassen, hast du aber noch nicht, oder?"
Im Nachhinein denke ich mir, ich hätte Weu klarere Anweisungen geben müssen, aber daran hatte ich damals noch nicht gedacht, also antwortete ich ihm:
"Ja, Weufolt passt auf ihn auf."
(Hi hi, wenn der wüsste... oh sie sind ja auch noch da... lassen sie sich nicht von mir stören...)
"Gut, denn ich habe gerade von Atera mitbekommen, dass eine Anzeige gegen diesen Portales erstattet wurde. Er soll angeblich eine alte Dame in ihrem Haus ausgeraubt haben."
Sie können mir glauben, wenn ich sage, dass ich überrascht war. Mordillo sollte jemanden ausgeraubt haben, noch dazu eine alte Dame, nein, das glaubte ich nicht.
"Wann?", fragte ich meinen Vorgesetzten.
"Vor etwa einer halben Stunde, die Dame ist sofort zur Wache gekommen."
Nein, das konnte wirklich nicht wahr sein, vor einer halben Stunde saßen wir ja am Kunstturm, und das schon seit Stunden.
"Das muss ein Missverständnis sein, er war die ganze Zeit bei mir", antwortete ich ihm also.
"Gut, ich werde ihn trotzdem befragen, irgendwie wird sich dieser Fall schon lösen."
Mit diesen Worten verließen wir gemeinsam das Büro und wollten zu Mordillo...
(Portales ergreift das Wort...)
Währenddessen war ich mit Herrn Garnichtgut am Kunstturm angelangt. Wir suchten verzweifelt alle Winkel ab, doch wir fanden meinen Hut einfach nicht. Der Gefreite meinte noch, ich hätte vielleicht gar keinen Hut dabei gehabt, aber ich wusste es besser. Und auf einmal kam eine sehr junge hübsche Frau vorbeigelaufen und lief Richtung Stadtmitte. Ja genau, ich war mir sicher, dass mein Hut irgendwo Richtung Stadtmitte liegen müsste. So nahm ich also den Arm meines Begleiters und zerrte ihn mit...
(Tyriel erzählt nun, was währenddessen in der Stadtwache passierte.)
Ja, zu dieser Zeit hatte ich noch keine Ahnung, wo Mordillo stecken könnte. Wir konnten also nur auf Gut Glück beginnen die Suche zu starten. Mit 'wir' meine ich Will Passdochauf - Cim meinte, die Gefreite solle mir bei der Suche helfen - und meine Wenigkeit. Bürstenkinn hatte währenddessen veranlasst, dass sich R.U.M. um den angeblichen Raub bei der alten Dame kümmern sollte.
So liefen also Will und ich als erstes zum Kunstturm zurück: Ich dachte mir, ihn vielleicht dort zu finden, oder wenigstens eine Spur. Und in der Tat trafen wir einen Mann, welcher gesehen haben wollte, wie Mordillo einen S.E.A.L.S durch die Straßen zerrte; in Richtung Trommel.
"Oh mein Gott, Weufolt wurde entführt!", rief Will sofort erschrocken auf.
"Meinst du nicht, dass das ein wenig voreilig ist? ich bin der Meinung, Portales ist nicht der Typ, der einen Beamten der Stadtwache entführt."
Doch sie glaubte mir nicht, aber sie kannte Mordillo ja auch nicht... Ich kannte ihn damals ja eigentlich auch erst seit ein paar Stunden, und außerdem war er ein Verrückter. Okay, ich gebe es zu, ab diesem Zeitpunkt machte ich mir auch Sorgen. Wir entschieden uns, als nächstes in der Trommel nachzuforschen.
In der besagten Trommel herrschte nicht unbedingt großer Betrieb. Nun, eigentlich herrschte überhaupt kein Betrieb. Lediglich einen Betrunkenen fanden wir am Tresen schlafend. Wir setzten uns also zu ihm hin und bestellten uns als erstes etwas zu Trinken.
"Das macht also ein Vektor den ganzen Tag", meinte Will.
Ich sah sie an und versuchte so zu wirken, als wenn ich genau wüsste, was jetzt zu tun sei.
"Ja... wir haben uns als erstes ein Getränk zu bestellen... äh... wir wollen ja schließlich nicht auffallen. Als nächstes werden wir dann versuchen, mit dem Betrunkenen zu kommunizieren. Dabei müssen wir vorsichtig sein, wir wollen ja nicht, dass er sich von uns... äh, bedroht fühlt."
"Aha, und um ihn aufzuwecken, nimmst du diese leere Falsche!"
"Genau... äh, nein, natürlich nicht. Wir werden ihn sanft anrütteln, nicht dass wir ihn noch verletzen."
Will grinste über beide Ohren.
"Gut, dann zeig mal was du drauf hast, 'kommuniziere' mit ihm!"
Pah, ihr würde ich es schon noch zeigen. Gekonnt stupste ich also den Betrunken genau an der richtigen Stelle an. Nun, es gab nicht wirklich eine richtige Stelle, also konnte ich auch nichts falsch machen. Da sich der Mann jedoch nicht bewegte, rüttelte ich ein bisschen an ihm. Keine Reaktion. Ich rüttelte noch ein wenig fester an ihm. Immer noch nichts.
"Äh, Will, gibst du mir mal kurz die Falsche..."
KLIRR.
"Ah, verdammt noch mal, was ist denn hier passiert!", schrak der Betrunkene auf.
"Ich glaube eine leere Flasche ist... von dem Regal heruntergefallen."
Ich versuchte dabei so unschuldig und ruhig wie möglich zu wirken.
"Aber wenn Sie schon einmal wach sind, kennen Sie einen Mann namens Mordillo Portales, und wenn ja, war er vor kurzem hier?"
Der Mann kratzte sich kurz am Kopf. Er schien zu überlegen.
"Vielleicht, vielleicht auch nicht... aber ich glaube, ich habe ihn gerade erst vor fünf Minuten hier drin gesehen."
"Und war auch ein Wächter der Stadtwache dabei?", fragte Will den Betrunkenen.
"Ähm... ja, genau!"
"Und dieser wurde von Portales entführt?", fragte ich darauf hin ungläubig.
Der Mann schien nicht lange überlegen zu müssen.
"Ja, genau!", antwortete er nur.
Also fragte ich weiter.
"Und das haben Sie gesehen, obwohl Sie am Tresen schliefen? Erstaunlich!"
"Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich würde die ganze Zeit nur am Tresen schlafen!"
"Nun... Ja."
Doch der Mann schien nicht damit einverstanden zu sein.
"DAS IST EINE UNTERSTELLUNG... und wenn Sie mich noch lange beleidigen, werde ich Ihnen ganz bestimmt nicht sagen, wo die zwei anschließend hingegangen sind, als sie die Trommel verließen!"
(Mordillo erzählt weiter.)
Nun, bis zu der besagten Trommel waren wir gar nicht gekommen, denn schon auf halbem Weg hatte ich die Frau verloren. Wir bogen darauf in eine Seitengasse hinein und liefen weiter, bis mich mein Begleiter schließlich bat, kurz anzuhalten.
"Sind Sie sich sicher, dass sich ihr Hut hier befindet?", fragte er mich eindringlich.
Was für ein Hut? Ich hatte keine Ahnung von was dieser Gefreite sprach. Na ja, vermutlich hatte er sich da irgendwas eingebildet. So antwortete ich ihm.
"Ich weiß nicht, was Sie meinen."
"Aber... Sie haben doch selbst gesagt, dass Sie ihren Hut vergessen haben."
"Ich trage nie einen Hut."
"Aber..."
"Nichts aber, könnten wir nicht langsam zurück zur Stadtwache gehen?"
Der Gefreite kam meiner Bitte nach...
(Und ein weiterer Wechsel.)
Sie können sich vielleicht vorstellen, dass der Besuch in der Trommel ein Reinfall gewesen war. Trotzdem mussten wir immer noch Weu und Mordillo wieder finden. Ich konnte Will davon überzeugen, zum Tatort, an dem Portales angeblich die Frau ausgeraubt hatte, zu gehen. Ich dachte mir, wenn wir ihn schon nicht finden, dann will ich wenigstens herausfinden, wie er es geschafft haben soll, eine Frau auszurauben, während er gleichzeitig am Kunstturm, oder dessen Attrappe, gewesen war.
Schon von weitem sahen wir einige Wächter vor dem Haus der alten Frau versammelt. Zu unserem Erstaunen war auch unsere Abteilungsleiterin anwesend. Das beste wäre vermutlich gewesen, ich hätte zu diesem Zeitpunkt einfach die Flucht ergriffen und Ankh-Morpork so schnell wie möglich verlassen, doch ich konnte ja nicht ahnen, dass...
"Ah, Tyriel, Will, da seid ihr ja."
Atera sprach in einem ruhigen Ton, wirkte jedoch sehr unzufrieden.
Wir salutierten.
"Will, könntest du mich und den Gefreiten Parra bitte kurz alleinlassen?"
Gefreite Passdochauf kam der Bitte sofort nach und ließ mich mit Atera alleine. Diese seufzte kurz, bevor sie mich ansprach.
"Nun, Tyriel, wir haben hier gewisse Fortschritte in der Ermittlung gemacht. Unsere Kollegen von R.U.M. haben folgendes herausgefunden:
Erstens: Es wurden ein paar Schmuckstücke von mittlerem Wert gestohlen.
Zweitens: Die Fingerabdrücke weisen eindeutig daraufhin, dass der Täter Mordillo Portales sein muss, außerdem wurde er schon einmal heut morgen wegen öffentlicher Ruhestörung verhaftet. Wir ließen ihn nach einem kleinen Appell wieder laufen, nahmen bei der Gelegenheit aber die Fingerabdrücke.
Drittens: Es gibt insgesamt drei Zeugen, die alle bestätigen, dass der Täter Mordillo gewesen ist. Sie sagen, sie würden ihn kennen, weil er immer wieder irgendetwas Verrücktes anstellen würde.
Der Stadtwache bleibt also nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass Mordillo tatsächlich der Täter ist."
Ich musste zugeben, dass sie sehr gute Beweise hatte. Hatte er etwa tatsächlich dieses Verbrechen begangen? Hatte er sich etwa kurz davongeschlichen, die Beute versteckt, und war nachher wieder zurückgekehrt? Unwahrscheinlich, jedoch nicht unmöglich, vielleicht war ich ja kurz eingenickt, vielleicht hatte er mich betäubt.
Atera sprach nun weiter.
"Tyriel, ich weiß nicht, warum du einen Verbrecher deckst. Ich kann mir vorstellen, dass du durchaus gute Gründe hast. Mitglieder der Stadtwache können sich jedoch so ein Verhalten nicht leisten, auch wenn ich glaube, dass hier etwas nicht stimmt. So leid es mir tut, bleibt mir nichts anderes als eine vorläufige Degradierung zum Wächter übrig. Ich hoffe, dass wir doch noch etwas herausfinden, was dich entlasten könnte, aber momentan ist die Beweislast recht groß.. Wir werden auf jeden Fall jedem Hinweis, den wir haben, nachgehen. Falls es tatsächlich irgendetwas Entlastendes gibt, dann finden wir diesen Beweis, hoffentlich bald... Deinen Freund habe ich leider einsperren müssen."
Ich wollte eigentlich sagen, dass ich wirklich nicht wusste, dass Mordillo ein Verbrecher war, ich wollte eigentlich sagen, dass es mir leid tat, falls ich unbeabsichtigt einen Verbrecher gedeckt hatte. Doch ich brachte kein Wort heraus, zu sehr hatte ich die Angst, ich wäre kurz eingenickt, hätte einfach nicht aufgepasst. Vielleicht war ich ja sogar gefährlich. Ich war eine Weile mit diesem Verrückten unterwegs gewesen, war ich etwa auch so verrückt? Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
"Gefreite Will Passdochauf, Wächter Tyriel Parra, wegtreten."
Wir beide salutierten, dann marschierten wir Richtung Stadtwache.
Auf dem Weg sprachen wir kein einziges Wort. Wir liefen einfach schweigend nebeneinander, bis ich schließlich eine Entscheidung traf.
"Hey Will, ich glaube, ich habe heute einen großen Fehler gemacht... ich habe das Gefühl, ich bin verrückt, vielleicht sogar gefährlich. Am besten sperrst du mich in die Arrestzelle."
Die Gefreite blickte erschrocken zu mir rüber.
"Aber das kann ich doch nicht machen. Red dir doch nicht so einen Blödsinn ein, du bist nicht verrückt und schon gar nicht gefährlich."
Vielleicht hatte sie recht, aber ich antwortete nur:
"Bitte..."
(Tja, sehr interessanter Moment in der Geschichte... Mordillo unterbricht Tyriel trotzdem und erzählt, was er in dieser Zeit erlebt hat.)
Tja, wie Sie ja gerade gehört haben, befand ich mich in einer Zelle. Denn als ich zusammen mit Herrn Garnichtgut wieder zur Stadtwache zurückkam, wurden mir sofort Handschellen angelegt. Man hatte mir vorgeworfen, ich hätte eine alte Frau ausgeraubt. Komischerweise genau zu dem Zeitpunkt, als ich mit Tyiel am Kunstturm gesessen hatte. Nun, vielleicht hatte ich sie tatsächlich ausgeraubt und es nur vergessen. Wissen Sie, zu dieser Zeit hatte ich sehr viele Dinge vergessen. Zum Beispiel meinen Hut... den wir noch gar nicht gefunden hatten. Jetzt waren wir tatsächlich den ganzen Tag unterwegs und dieser Gefreite konnte meinen Hut einfach nicht ausfindig machen. Doch das spielte jetzt auch keine Rolle mehr, und so machte ich mich daran, die Wahrscheinlichkeit auszurechen, dass ich tatsächlich diese alte Frau ausgeraubt hatte ohne es selbst zu merken. Außerdem rechnete ich aus, wie wahrscheinlich es sei, dass ich bis morgen hier wieder rauskommen würde.
Mittlerweile war ich schon eingenickt, als ich plötzlich geweckt wurde. Ich bekam Besuch. Der Besuch setzte sich neben mich und fing an zu sprechen.
"Jetzt habe ich dich einen halben Tag lang in ganz Ankh-Morpork gesucht, und du sitzt hier gemütlich rum und wartest."
Ich drehte meinen Kopf zu ihm.
"Tut mir leid, dass ich, ohne es dir zu sagen, einfach so fort gegangen bin. Ich hatte meinen Hut am Kunstturm vergessen."
"Aber du hattest doch am Kunstturm gar keinen Hut an."
"Darum hat es auch so lange gedauert."
"Aha, und sonst, gefällt dir deine Arbeit."
"Ja", antwortete ich ihm, "es gibt immer wieder interessante Sachen zum ausrechnen. Außerdem genieße ich die Narrenfreiheit, die ich habe. Denn bis jetzt bin ich jedes Mal noch mit einem blauen Auge davongekommen, wenn ich irgendeinen Blödsinn gemacht habe. Bis auf Heute. Meistens haben die Leute nämlich Mitleid mit mir, da ich ja nur, wie sie sagen, ein armer Spinner sei."
Tyriel hörte mir interessiert zu, was konnte er auch schon anderes machen? Schließlich fragte er mich, ob ich die Tat wirklich nicht begangen habe. Ich erklärte ihm daraufhin, dass ich zu 89% unschuldig bin, jedoch nur zu 4% wieder freigelassen werde. Eigentlich wollte ich ihm auch noch erklären, wie ich das ganze ausgerechnet hatte, er war jedoch schon eingeschlafen...
Was am nächsten Morgen passiert ist, habe ich bis heute nicht ganz verstanden. Denn mein kleiner Ausflug in die Stadtwache sollte schon an diesem Morgen vorzeitig beendet werden. Der Gefreiter Arthur Messerfein kam zu unserer Zelle und meinte schlicht und förmlich:
"Mordillo Portales, Sie sind ein freier Mann, Sie können gehen. Wächter Tyriel Parra, Stabsspieß Atera fordert, dass Sie endlich, wie sie sich ausdrückte, mit dieser Dummheit aufhören und diese Zelle verlassen."
Daraufhin öffnete er die Tür und ließ uns gehen. Wir beide hatten keine Ahnung, was passiert war, doch das störte mich zumindest nicht. So verabschiedete ich mich von meinem ehemaligen Zellengenossen und verließ die Stadtwache.
(Mordillo blickt mit einem fragenden Blick zu Tyriel, in der Hoffnung, er könne das Rätsel lösen. Dieser grinst und erzählt den letzten Teil der Geschichte)
Hehe, ihr fragt euch sicher beide, warum man uns zwei so plötzlich freigelassen hat. Nun, als ich die Zelle am Morgen wieder verlassen durfte, informierte ich mich natürlich bei Arthur über den Grund des plötzlichen Sinneswandel. Dieser sagte mir, dass er selbst keine Ahnung habe, was gestern Abend passiert wäre, er meinte jedoch, ich solle mich mal mit Ikari Gernetod unterhalten. So begab ich mich zu dem besagten Lance-Korporal in der Hoffnung, er könne mir helfen.
"Ah Tyriel, ich weiß, warum du gekommen bist", sagte er nur.
Ich setzte mich, ohne ein Wort zu sagen, hin und hörte Gernetod zu.
"Kurz nachdem du eingesperrt wurdest, war noch eine Meldung bei uns angekommen. Anscheinend belästigte jemand die Bürger auf der Strasse. So beschloss ich, mit Ledamahn sich das ganze einmal anzusehen. Wir machten uns also auf den Weg durch die Straßen von Ankh-Morpork.
Schon nach kurzer Zeit trafen wir auf jemanden, der auf uns zulief. Er sagte irgendwas von einem Irren, welcher die Leute herumschubse und jeden anpöbeln würde. Normalerweise regeln sich solche Sachen von selbst, spätestens dann wenn die entsprechenden Störenfriede auf einen Troll stoßen. Doch dieser sei angeblich wahnsinnig flink, so dass er schon seit einer halben Stunde sein Unwesen triebe. Leda und ich liefen sofort in die angegebene Richtung. Und schon nach wenigen Minuten erspähten wir den besagten Täter vor uns. Mit einem Handzeichen teilte ich Leda mit, er solle sich von hinten an ihn anschleichen. Ich näherte mich ihm von vorne. Doch bereits nach wenigen Metern sprang der Irre auf und rannte zum Stadttor. Selbstverständlich folgten wir zwei ihm und versuchten ihn davon abzuhalten die Stadt zu verlassen, doch zu spät, er war schon durchs Tor. Erst nach weiteren fünf Minuten der Verfolgung holten wir ihn schließlich ein. Leda nahm einen Sprung und riss den unbekannten Täter zu Boden. Als erstes wollte ich herausfinden, wem wir eigentlich folgten. Also sagte ich Leda, er solle ihn zur Seite drehen, um sein Gesicht im Mondlicht sehen zu können. Wirklich erstaunt war ich, als ich da auf einmal in die Augen von niemand geringerem als Mordillo Portales sah."
Als ich das hörte, war ich zuerst ein bisschen verwirrt, wie konnte Ikari einen Mordillo sehen, während ich mit einem Mordillo im Gefängnis gesessen hatte? Erst allmählich dämmerte die Erkenntnis.
"Es war also ein Doppelgänger?"
Der Lance-Korporal nickte und erzählte weiter.
"Ja, es bestand kein Zweifel, dies war entweder Mordillo oder ein perfektes Ebenbild von ihm. Letzteres war wahrscheinlicher, da Mordillo noch im Gefängnis war. Wir sahen auch die gestohlenen Schmuckstücke von der alten Dame aus seinen Jackentaschen fallen. Es bestand also auch kein Zweifel, dass er den Raub begangen hatte und somit der echte Mordillo unschuldig ist. Das heißt, dass auch du unschuldig bist.
Leider waren wir so mit unseren Überlegungen beschäftigt, dass der Täter uns in einem Moment der Unachtsamkeit entwischt ist. Wir konnten also weder herausfinden, von wo der mysteriöse Mann herkam, noch wieso er den Raub begangen hat."
Doch diese Details waren mir im Moment egal, ich war nur heil froh, dass ich wieder frei war.
(Hier stoppt Tyriels Erzählung. Sie wollten ja eigentlich schon nach hause gehen, da meldet sich auf einmal noch Mordillo zu Wort.)
Das ist ja wirklich interessant, ach übrigens, ich weiß vermutlich, von wo der Doppelgänger kam. Ich habe nämlich ja dieses Experiment mit dieser Verdoppelung der Haare und so gemacht. Vermutlich habe ich aus Versehen statt meiner Haare, meinen ganzen Körper verdoppelt. Was ich sehr wahrscheinlich deshalb nicht gemerkt habe, da ich kurz ohnmächtig wurde.
Aber die Geschichte hat ja auch was gutes, immerhin habe ich ein Rezept erfunden, mit dem man Menschen verdoppeln kann!... leider habe ich die Zutaten vergessen. Schade.
(Mit diesen Worten ist die Geschichte nun endgültig geklärt. Sie danken Mordillo und Tyriel für ihre Zeit und gehen nach hause...)
Ende.
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