Lieber die Taube auf dem Dach...

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von Obergefreite Will Passdochauf (SEALS)
Online seit 15. 09. 2003
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Knapp vor einer Modeschau werden Wintermäntel des Favoriten gestohlen. Ein Fall von eiskalter Konkurrenz, oder Versicherungsbetrug? Wie können die ganz speziellen Tauben der Wache hier helfen?

Dafür vergebene Note: 11

Die zwei Männer trugen die letzte Kiste auf den Karren. Einer von ihnen durchsuchte seine Taschen, verzog das Gesicht als er nicht fand wonach er gesucht hatte und blickte fragend zu seinem Begleiter. Dieser seufzte fast unmerkbar während er in Richtung Wagen nickte. Stumm setzten sie sich auf den Kutschbock und kurz darauf glitt das Gefährt leise durch die Dunkelheit. Erst nach drei Blocks wagten die beiden Insassen aufzuatmen. Wenn man von dem kleinen Missgeschick mit dem vergessenen Zettel absah war der Auftrag ein Kinderspiel gewesen.
Als Herr Mauer am nächsten Tag in den Lagerraum seines Geschäftes sah, fing er an laut um Hilfe zu rufen. Alle Mäntel die für seine Winterkollektion geschneidert worden waren fehlten.

"Wann genau haben sie das fehlen bemerkt?", fragte Lagan Nerviar wenig später und sah dabei von seinem Block auf.
"Heute Morgen, als ich wie jeden Mittwoch in den Lagerraum ging", antwortete der Geschäftsführer.
"Wie jeden Mittwoch?", hackte der Wächter nach.
"Ja, ich gehe jeden Mittwoch morgen in den Lagerraum um nachzusehen ob die alte Hexe die hier einmal in der Woche saubermacht auch wirklich was getan hat."
"Und sie haben den Raum genauso vorgefunden wie er jetzt ist?"
"Natürlich. Was soll diese ganze blöde Fragerei", antwortete der Mann gereizt. "Ich bin hinein und habe sofort gesehen das alle Mäntel fehlten, das ist mein Ruin! Nächste Woche sollten sie doch offiziell vorgestellt werden. Selbst den teuren Baumwollstoff aus XXXX haben sie mitgenommen. Ich schaffe es niemals die ganzen Termine einzuhalten!".
"Waren die Sachen die ihnen gestohlen wurden versichert?", erkundigte sich der Vektor in Ausbildung.
"Selbstverständig, aber das ist doch kaum der Rede wert!".
"Gibt es vielleicht jemanden der sie nicht ausstehen kann?"
Mauer musterte den Gefreiten. "Ich bin Geschäftsmann. Es gibt eine Menge Leute die mich nicht mögen. Aber so was würde ich nur einem zutrauen. Dem alten von Stein. Dieser hinterhältige alte Mann ist zu allem fähig".
Ein paar Meter weiter befragte Tyriel Parra eine ältere Frau.
"Wann haben sie im Lagerraum sauber gemacht?"
"Heute morgen. So um sechs. Die Glocken hatten gerade aufgehört zu schlagen, als ich angefangen habe".
"Haben sie da nicht gemerkt ob was fehlte?"
"Was denkst du eigentlich von mir?", meinte die Putzfrau entrüstet. "Ich schere mich doch nicht darum ob was bei dem Laden hier fehlt. Woher sollte ich denn das überhaut wissen?"
Der Wächter seufzte und führte Frau Kies zur offenen Tür des Lagerraumes.
"Hat es so ausgesehen?", sagte er und deutete mit der einen Hand zu den Stellen, wo nach Aussagen die gestohlenen Objekte gestanden hatten.
"Ja so könnte es ausgesehen haben", nuschelte sie und wandte sich dann an den Spurensicherer der gerade Russ auf der Tür Klinke verteilte in der Hoffnung dort Fingerabdrücke zu finden. "Den Schmutz machst du aber gefälligst weg, bevor du wieder gehst, junger Mann!"
Leopold von Leermach sah erschrocken auf, blickte in die grimmige Miene der Frau und stotterte nur ein "Ja, Mäm".

Nachdem sie alle Informationen gesammelt hatten die sie brauchten, machten sich die beiden S.E.A.L.S. Wächter auf den Weg zu Sigfrid von Stein. Er war ebenfalls der Besitzer eines Kleiderwaren Geschäftes und empfing die zwei in seinem Büro.
"Er glaubt also tatsächlich das ich was mit dem Diebstahl zu tun habe?", fragte von Stein und streichelte dabei eine langhaarige, blaugrau gestreifte Katze.
"Also, das ist so.." , versuchte Nerviar zu erklären, kam aber nicht weit da sein Gegenüber munter weiterredete ohne auf ihn zu achten.
"Er sollte doch besser als viele andere wissen das ich nichts damit zu tun habe. Schließlich waren wir beide gestern Abend im Wohltätigkeits-Ball der Kaufmannsgilde", er machte eine kurze Pause und schmunzelte. "Scheinbar ist sein Gedächtnis auch nicht mehr das was es mal war".
Tyriel hörte dem Gespräch nur mit einem Ohr zu, denn er versuchte sich ein Bild von dem Büro zu machen. Sein Blick schweifte über die Bilder die an den Wänden hingen. Sie schienen recht teuer zu sein, zumindest soweit er es beurteilen konnte und dann, waren da noch die ganzen antiken Möbel und die weichen Ledersessel in denen sie alle saßen. Alles verriet dass es dem Besitzer Raumes sicherlich nicht an Geld mangelte. Der Blick des Gefreiten blieb an der Katze hängen die ihn schon die ganze Zeit aufmerksam beobachtete während sie eine mit Goldringen besetze Hand über ihren Rücken fuhr. Tyriel hoffte das sie kein Interesse an seinen Bandagen zeigen würde.

Im Wachhaus wartete bereits der Bericht der Spurensicherung und ein vorläufiger Bericht des Labors auf sie.
"Die sind ja heute richtig schnell", kommentierte Tyriel auf ihrem Weg in die Kantine um sich eine Tasse Kaffee zu holen.
"Das ist auch kein Wunder", erwiderte Lagan. "Die Putzfrau hat ganze Arbeit geleistet", sagte er während er den Bericht überfolg. "Offensichtlich hat man nur Finger- und Fußabdrücke von Mauer gefunden, der, wie wir bereits wissen, als einziger nach ihr den Raum betreten hat".
Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit dem Kaffeedämon berieten sie weiter.
"Wenn du mich fragst hat von Stein ganz einfach kein Motiv so was zu tun. Es war offensichtlich das er keine Geldprobleme hat und wirkte gelassen und gefasst", erklärte Tyriel seinen Standpunkt. "Andererseits wirkte er schon fast zu gefasst", murmelte er.
"Wie auch immer, es gibt noch ein paar Sachen die irgendwie nicht zusammenzupassen scheinen". Nerviar deutete auf seine Notizen. "Warum um alles in der Scheibenwelt ist ein Stoffballen höher versichert als fertig geschneiderte Mäntel?"
Para nahm einen Schluck von seinem Kaffee und sah fragend zu seinem Kollegen. "Glaubst du es handelt sich bei der ganzen Sache um Versicherungsbetrug?"

"So jetzt noch mal", hörte man eine weibliche Stimme aus dem Taubenschlag kommen. Will stand erwartungsvoll vor den Monstern die als Kommunikationsmittel der Wache benutzt wurden. "Peristeri", sagte sie und sah eine kleine weiß-graue Taube an, "flieg zu Arthur Messerfein", dabei zeigte sie auf eine Ikonographie, die zwischen zwei anderen an einer gespannten Wäscheleine gegenüber der Vögel hing. Peristeri hob ab und lies sich über dem Bild von Rurik nieder. "Nein, nein, wieso kannst du es dir nicht merken du.. du.. Taube", brachte sie endlich hervor. Sie nahm das Federvieh in die Hand und hielt es dicht vor Arts Abbild. Das war nun schon das zehnte mal das sie das tat. "Das ist der Gefreite Messerfein. Was ist so schwierig daran das du es nicht verstehst?" Seufzend setzte sie die Taube zurück auf die Ausgangsposition neben den grinsenden Tselemendeh. Sie wandte sich zu ihm. "Flieg, du zu Damien G. Bleicht". Grazil hob er ab, kreiste zweimal über den Kopf der Kommunikationsexpertin, verhalf ihr zu einem weiteren weißen Fleck, setzte sich auf Damiens blasses Bild und plusterte seine Federn selbstzufrieden auf. Will senkte den Kopf. Irgendwo glaubte die Kommunikationsexpertin mal gelesen zu haben das die Tauben Art in Ankh-Morpork aufgrund der natürlichen Auslese in Form von überall lauernden Wasserspeiern, sehr intelligent und lernfähig war. Nun entweder bildeten die Tauben der Wache eine glänzende Ausnahme oder das Leben in der großen Stadt hatte sie mit einer beträchtlichen Menge an Boshaftigkeit und Hinterlistigkeit bereichert. Diese Monster würden sie auf jeden Fall noch in den Wahnsinn treiben und der würde sich nicht nur darauf beschränken völlig sinnloser Weise mit ihnen zu reden wie sie es jetzt schon tat.
Komische Geräusche die an ein Ächzen und Fluchen erinnerten drangen aus einem Loch in der Wand des Taubenschlags. Vorsichtig näherten sich die Omnierin und Tselemendeh, der es sich inzwischen wieder auf ihrem Kopf gemütlich gemacht hatte, der Quelle des Lärms.
"Was starrst du so?", fragte Stuff der gerade aus der Öffnung herausschaute.
"Es gibt tatsächlich eine Verbindung des Taubenschlags mit dem Rohrpostsystem?"
"Siehst du doch", erwiderte der vorlaute Dämon und hielt ihr einen mit Fettflecken übersäten Zettel hin. "Du hast Post und einen Vogel", sagte er und grinste anerkennend zur Taube die seelenruhig auf den Haaren der Gefreiten thronte.
Will entfaltete den Zettel und las ihn den Tauben vor. "Brauche eine zuverlässige und schnelle Taube. Claudette Minze".
Sie sah zu den Reihen der Tauben. Woher sollte sie wissen, wie schnell jedes dieser Viecher war? Keiner der Wächter machte sich die Mühe die Uhrzeit zu der er seine Nachricht verschickte zu notieren. Was die Zuverlässigkeit anging, konnte man leicht behaupten, dass das auf alle Brieftauben zutraf. Sie alle hatten es geschafft immer wieder in den Taubenschlag zurückzufinden. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich für eine Taube die sicherlich nichts anderes vor hatte, als wieder zu ihr zurückzukehren. Grinsend nahm sie Tselemendeh und steckte ihn in einen kleinen Käfig.

In einer der unzähligen schmalen und dreckigen Gassen von Ankh-Morpork unterhielten sich eine rothaarige Wächterin und ein nervös wirkender Mann.
"Sobald du etwas wichtiges über den Überfall hörst informierst du mich, ist das klar?"
"Ja, ja", beeilte sich der Mann zu antworten und spielte dabei nervös mit einem kleinen bronzenen Anhänger in der Form von Offlers Kopf. "Aber mein nächster freier Tag ist erst in einer Woche. Davor kann ich das Haus nicht verlassen ohne aufzufallen. Es ist immer jemand da, der mein Fehlen bemerken würde".
'Mach dich nicht wichtiger als du bist', dachte Claudette, deutete aber auf den Käfig den sie mitgebracht hatte. "Du kannst mir mit der Brieftaube jederzeit eine Nachricht schicken".
Der Mann nickte.

"Ich habe das Motiv das von Stein haben könnte", verkündete Tyriel als er am nächsten Morgen Lagan traf und wedelte dabei mit einem Blatt Papier. "Ich habe ein paar Informationen über dieses Modeschau der Winterkollektionen von der Mauer geredet hat, von D.O.G. bekommen".
"Dann erzähl mal", meinte der Mensch und nippte an seinem Kaffee.
"Die Sache ist eigentlich ganz einfach. Das Ganze ist eine Art Wettbewerb und Gewinner ist der mit den ausgefallensten Ideen. Von Stein hat letztes Jahr gewonnen und könnte mit dem Diebstahl der Mäntel dafür sorgen wollen, dass Mauer, der für dieses Jahr Favorit ist, verliert", erklärte die Mumie.
"Was ist der erste Preis?"
"Kostenlos Werbung in der Broschüre 'Willkommigt in Ankh-Morpork' und ein ausführlicher Bericht über den Sieger."
"Ist es so was wert ein großes Risiko einzugehen?", Nerviar runzelte die Stirn.
Para zuckte mit den Schultern. "Ich denke Kaufmänner können sehr komisch sein".

Der Diener des Hauses Mauer lief mit hastigen Schritten zu seinem Zimmer. Die Wächter hatten doch zu Recht vermutet, dass sein Herr in den Diebstahl verwickelt war. Erleichtert erreichte er sein Zimmer und machte sich sofort daran eine Nachricht zu schreiben. Er hatte gerade das kleine Stück Papier an der Taube befestigt als er das Gefühl bekam beobachtet zu werden. Bevor er sich fertig umgedreht hatte, traf ihn der Schlag und der Kopf des Dieners landete auf dem Tisch. Tselemendeh flatterte erschrocken aus dem offenen Fenster. Herr Mauer stand bewegungslos da, immer noch mit dem Holzstock in der Hand und sah der flüchtenden Taube nach, die er unmöglich aufhalten könnte.
"Mist", fluchte er leise.
Langsam überwand er den Schock den er durch seine eigene Tat bekommen hatte. Er versuchte den Puls des Mannes, der vor ihm lag, zu fühlen. Nichts.
"Ich habe ihn getötet", murmelte er. "Er hat zu viel gesehen und jetzt ist er tot", stellte er etwas lauter fest. Er erinnerte sich an einen Spruch den er oft gehört hatte. "Neugierige Leute sterben früh". Der Satz klang in seinen Ohren fast wie ein Fluch.
Der Kaufmann atmete tief durch und fasste sich. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt um Sachen die bereits geschehen waren zu bereuen. Die Leiche musste so schnell wie möglich verschwinden. Er konnte nur hoffen, dass die Taube nicht sehr zuverlässig war.

Tselemendeh war überglücklich als er endlich aus seinem schrecklichen Gefängnis entkommen war. Er sehnte sich nach der Person deren Haare sich so gut dafür eigneten sich mit den Krallen daran festzuhalten. Noch viel mehr sehnte er sich nach den leckeren Körnern die er jedes mal bekam, wenn er von dem Kopf heruntergenommen und auf eine Sitzstange gesetzt wurde. Zielstrebig flog er mit seiner Botschaft zum Wachehaus zurück.

Der Ballistiker von S.U.S.I. stand im Innenhof des Wachhauses und nutzte das gute Wetter um seine neue selbstgebastelte Armbrust auszutesten. Er zielte, betätigte den Auslöser aber der erhoffte Effekt blieb aus. Herr Made sah sich die Konstruktion genauer an und entdeckte gleich darauf das Problem. Die Sicherung der Armbrust klemmte und verhinderte somit das der Pfeil abgefeuert werden konnte. Er würde später den Mechanismus noch mal verfeinern müssen, aber jetzt wollte er endlich ausprobieren wie gut man mit seinem Prototyp schießen konnte. Er entfernte die Sicherung und der Pfeil flog wie ein Blitz davon in Richtung Himmel. Der Zombie seufzte. Das nächste mal sollte er wohl den Auslöser nicht so empfindlich machen.
Tselemendeh war nicht mehr weit vom Wachhaus entfernt, als er ein stechenden Schmerz in seinem Flügel spürte und die Kontrolle über diesen verlor. Er glaubte Bilder von Falken die über Tauben herfielen und scharfe Krallen aus Stein die nach ihm griffen zu sehen. Panisch flatterte er herum bis uralte Überlebensinstinkte die Panik besiegten. Es gelang ihm auf einem Dach zu landen und durch einen zerbrochenen Ziegel hineinzuschlüpfen. Das war knapp, dachte er sich, und wollte erst einmal ordentlich verschnaufen. Sein Flügel schmerzte wie wahnsinnig, doch nach einiger Zeit nickte er ein . Erst der aufdringliche Brandgeruch weckte ihn; und von dem Rauch, der ihm die Tränen in die Augen trieb wurde ihn übel. Hektisch suchte der Täuber nach dem zerbrochenen Ziegel - eine Aufgabe die durch das Feuer erheblich erschwert wurde. Wie eine Faust um seinen Hals schien der Rauch ihm die Luft abzuschnüren, und Tselemendeh fühlte sich benommen und seltsam leicht. Endlich fand er die Stelle die sich farbenmässig vom Rest des Daches abhob und setzte alles auf eine Karte. Er sprang hindurch, schüttelte den Kopf und fiel nach unten. Knapp vor dem Boden fingen seine Schwingen an zu schlagen und hoben ihn wieder in die Lüfte. Noch immer schmerzte sein Flügel wie verrückt. Aber seltsamer Weise war er noch am Leben.

Sigfrid von Stein sah sich die mit den Mänteln beladene Kutsche an und lächelte während er den Kopf seiner Katze streichelte. Wenn kümmerte schon der Sieg bei dem Wettbewerb. Im Endeffekt drehte sich doch immer alles um Geld, davon konnte man nie genug haben.
Er drehte sich zu den zwei Männern hinter sich um.
"Ist alles vorbereitet?"
"Ja", antwortete der eine.
"Habt ihr dieses mal die Zettel bei euch?", erkundigte sich der Kaufmann.
"Beide Nachrichten sind geschrieben und die Wagen sind bereit", erwiderte der andere.
"Dann steht der Ausführung des Planes nichts mehr im Weg"
Der erste Mann räusperte sich. "Ähm.. Boss kannst du noch mal erklären wie ich zum Winterweg komme?"
Sigfrid seufzte, setzte seine Katze auf den Boden und holte aus einer Tasche einen Stadtplan.
Als alles geklärt war und seine beiden Komplizen endlich mit den Kutschen weggefahren waren rieb er sich vor lauter Vorfreude die Hände. Alles würde gut und der Profit gewaltig werden.


Die Wände des ehemaligen Wohnhauses waren ganz schwarz und das Dach war vollkommen abgebrannt. Der Geruch des Feuers das erst vor kurzem darin getobt hatte überlagerte Selbst das 'Aroma' des in der Nähe fliesenden Ankhs. Will und Claudette standen vor der Tür, versuchten nicht an die verkohlte Leiche im Inneren des Raumes zu denken und hielten die Schaulustigen die sich versammelt hatten fern. Die Befragung der Anrainer und Passanten hatte nichts ergeben. Keiner hatte gesehen wie das Feuer ausgebrochen war.
Der Spurensicherer beugte sich gerade über die verbrannte Leiche und löste mit seiner Pinzette etwas aus den verschmorten Resten des Leichnams. Wenigstens hatte er jetzt eine Spur gefunden. Bisher hatte er nur erkennen können, dass dieses Feuer seinen Ursprung offensichtlich genau dort gehabt hatte, wo der Tote nun lag. Leopold ließ das gefundene Objekt in eine Papiertüte fallen und reichte es Will mit der Bitte es schon mal zum Labor zu bringen.
"Darf ich das sehen?", fragte Minze.
"Ja, aber nicht anfassen", mahnte von Leermach.
Die Informantenkontakterin sah in das Kuvert - und wurde bleich.
Sie ignorierte Leermachs Anweisung und griff hinein. In vor Wut zitternden Fingern baumelte ein kleiner Krokodilkopf aus Bronze.


Kurz darauf standen die beiden Wächterinnen im Zimmer des Dieners und sahen sich um. Herr Mauer hatte sie persönlich zu dem Zimmer geführt und behauptet das er seinen Diener schon den ganzen Tag vermisste. Der Raum war aufgeräumt und das Fenster stand weit offen. Es gab keine Anzeichen dafür das jemand gegen seinen Willen das Zimmer verlassen hatte. Auf dem Tisch sah Will einen kleinen leeren Holzkäfig der ihr bekannt vorkam. Auf dem Weg zurück zum Wachhaus erklärte ihr die Obergefreite alles.
Und so führte das eine zum anderen.
"Du wirst sie suchen!", sagte der Chief-Korporal bestimmt!
Will sah ihren Vorgesetzten fassungslos an. "Wie soll ich bitte nach einer Taube suchen??"
Doch Cim sah Claudette nur grinsend an. Die Informantenkontakterin grinste zurück, und nahm ein Paket aus dem Kasten in Cims Büro.
Sie packte es aus, und warf den Teppich vor Wills Füße. Er schwebte etwa 5 Zentimeter über dem Boden und hatte ein sehr "interessantes" Muster.
"Claudette hat den Rest des Teppichs geistesgegenwärtig aus Klatsch mitgenommen, und wir haben ihn heimlich reparieren lassen. Erfreulicher Weise ist die aufgenähte DOG-Assetnummer verloren gegangen."
Claudette nickte "Er war auch sehr handlich, als wir zurücksegelten!"
"Auf jeden Fall bist Du nun in der Lage die Taube zu suchen. Viel Erfolg!"
Nach einer kurzen Einschulung, saß die Kommunikationsexpertin auch schon auf dem Teppich - ein dutzend Meter über dem Boden und verfluchte ihr Leben. Dieses Gefährt lies sich genauso schwer lenken wie der Eselskarren den die angehenden Wächter in G.R.U.N.D. beim Fahrunterricht benutzen durften. Der Teppich weigerte sich strickt die Kurven so zu fliegen das man nicht jedes mal angst bekam bald darauf den Pflastersteinen näher zu sein als es gut für die Gesundheit war. Noch dazu hatte ihr, Cim die Flugblätter weggenommen die sie bei dem "Ausflug" los werden wollte um wenigstens etwas davon zu haben. Die Wächterin krallte sich am Fliegenden Objekt fest und hoffte das sie das blöde Vieh schnell fand.

Die S.E.A.L.S. Wächter standen regungslos und auf alles vorbereitet an ihren Positionen. Herr Mauer hatte ihnen die Nachricht gezeigt die er bekommen hatte auf der eine Geld Forderung die doppelt so hoch war wie der geschätzte Wert der gestohlenen Mäntel, stand. Trotzdem hatte der Kaufmann keine Sekunde gezögert sich bereit zu erklären das Geld zu zahlen, wenn er dadurch an sein Eigentum kam. Der abgemachte Zeitpunkt rückte näher. Herr Mauer kam wie verlangt zu Fuß. An dem vorgegebenen Punkt stellte er den Koffer den er bei sich trug ab und ging weiter. Das Donnern eines heranrasenden Karrens veranlasste ihn zur Seite zu springen um den Hufen der Pferde zu entkommen. Der Beifahrer schaffte es mit Hilfe eines Hackens den Koffer an sich zu reißen und ließ fast gleichzeitig ein Blatt Papier fallen. Der Einsatzkarren der Wache mit Dennis und Rurik besetzt setzte sich in Bewegung und verfolgte den flüchtenden Wagen.
Tyriel hob den Zettel auf und las ihn. Es war eine weitere Nachricht auf der stand, wo sie die Kleiderwaren 'abholen' konnten.

Will war am Verzweifeln. Wie konnte man erwarten das sie diese Taube fand? Sie hatte kaum Anhaltspunkte. Tselemendeh konnte überall sein. Von den Weiten der Sto Ebene bis zu dem Magen eines Wasserspeiers. Zu allem Überfluss hatte es auch noch zu regnen begonnen. Sie gab es auf. Sie war bis zu den Knochen durchnässt und der Teppich lies sich immer schwieriger steuern. Die Gefreite führte das auf die Unmengen an Regenwasser die er während des Flugs aufgesaugt hatte zurück.
"So macht das keinen Sinn!", dachte sie sich und drehte um - bzw. versuchte sie den Teppich davon zu überzeugen endlich die Richtung zu wechseln.


Tselemendeh war wieder auf dem Weg zur Wache. Zwischendurch war er reichlich verwirrt, aber nun war sein Kopf wieder klar. Gleichzeitig war er zu Tode erschöpft, sein durchschossener flügel schien in Flammen zu stehen, und er konnte sich kaum mehr in der Luft halten. Endlich akzeptierte er die Tatsache, und sank nach unten. Er brauchte dringend eine Verschnaufpause und ein trockenes Versteck.
Recht unsanft landete er auf dem Innenhof eines Gebäudes, in dem einige Kutschen standen.
"Ich glaub das war alles", sagte eine Männerstimme, die ihm bekannt vorkam. Es war definitiv ein Wächter, aber das war ihm jetzt egal.
Zufrieden trippelte das Tier unter den Schutz des Fahrzeugs, hockte sich auf eines der Räder und entspannte sich - wollte sich entspannen. Den kaum war Tselemendeh im Trockenen, hörte er auch schon das Fauchen der Katze, die offenbar im Fahrgestell der Kutsche versteckt gewesen war. Wie in Zeitlupe sah er sie springen, mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen. Der Täuber bestand nur noch aus Reflexen, die sich seine Vorfahren tatsächlich im harten Überlebenskampf in dieser Stadt und mittels natürlicher Auslese angeeignet hatten.
Er ließ sich nach vorne Fallen, ignorierte den Schmerz und schlug panisch mit den Flügeln. Adrenalin pulsierte durch seinen Körper, und der spürte wie die Krallen seine Federn streiften – seine Muskeln jedoch verfehlten.
Er hörte nicht mehr, wie unter ihm ein Wächter "Guck mal! Die Katze kennen wir doch!" rief. Er wollte nur noch nach Hause, in die Haare der Wächterin , in den Schutz des Daches, zu den Körnern. Doch langsam ließ die Wirkung des Überlebenskampfes nach, und er spürte wie seine Flügel steif wurden. Verbissen schlug er weiter damit, doch er sank eindeutig.
Schade, dachte er sich, beinahe hätte ich es geschafft. Nur ein wenig mehr Glück, und ich... er verlor die Besinnung und fiel wie ein Stein nach unten. Zwei Meter nach unten. Auf den Teppich den Will gerade zur Wache zurücklenkte.


Die Taube in der einen Hand und den Teppich mit der anderen hinter sich zerrend betrat die Kommunikationsexpertin den Raum. In der Kantine fand sie endlich das was sie gesucht hatte. Zufrieden lächelnd saßen an einem Tisch Dennis, Rurik, Tyriel und Lagan und genossen ihren heißen Kaffee.
"Ich habe die Taube und die Nachricht", verkündete die Omnierin.
Dennis winkte ab. "Der Fall ist längst gelöst".
Sprachlos sah Will von einem Wächter zum anderen nahm sich einen Stuhl und lies sich die Geschichte erzählen.
"...wir gingen zur Adresse die auf dem Zettel stand und dort fanden wir tatsächlich die gestohlenen Mäntel. Du wirst es nicht glauben, aber als wir schon gehen wollten, sprang von Steins Katze fauchend herum, und verriet wer hinter der Sache steckte.", erzählte Lagan.
"Die Katze und die Karrenfahrer, die behaupteten das sie für Stein arbeiteten reichten aus, um den Herrn festzunehmen", erklärte Rurik.
"Als wir nachsahen, wo sich das Tier versteckt hatte, fanden wir einen doppelten Boden unter dem der teure Stoffball versteckt war", sagte Tyriel stolz.
"Um es kurz zu fassen, von Stein stahl die Mäntel von Mauer um sie dann gegen 'Lösegeld' zurückzugeben. Mauer hingegen nutzte die Gelegenheit des Diebstahls und stahl sich selbst den hochversicherten Stoff um die Versicherung zu kassieren", erklärte Dennis.
Die Gefreite sah die anderen Wächter fassungslos an. "Und wieso musste ich stundenlang nach dieser Taube suchen?"
Zählt als Patch-Mission.



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