Verführerische Gerüche

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von Gefreite Venezia Knurblich
Online seit 19. 07. 2000
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In Ankh-Morpork geht ein geheimnisvoller Einbrecher um, der Nachts alle Räume in einem schrecklichen Design tapeziert.
Es wird zwar nichts gestohlen, doch diesem Fall von Anti-Kriminalität muß Einhalt geboten werden!

Dafür vergebene Note: 14

Venezia hatte schlechte Laune, und das gleich aus mehreren Gründen: Zum einen hatte sie Kopfschmerzen und noch dazu einen kräftigen Kater. Sie hatte die ganze Nacht in der Bahre verbracht, und süßen Rotwein getrunken. Wenn man das Körpervolumen eines 27cm großen Gnoms hat, ist es nicht allzu schwer, besoffen zu werden. Ihr war auch nicht so ganz klar, wie sie wieder nach Hause gekommen war, aber wenn sie genau darüber nachdachte, wollte sie es gar nicht wissen...immerhin saß sie als sie noch klar denken konnte, auf der Schulter eines Werwolfs und philosophierte mit einem Vampir über Jagdmethoden auf rote Beete, während eine Vampirin ihr irgendwie immer in Richtung Halsschlagader schielte......Nein, sie wollte gar nicht wissen, wie sie es zurück in die Trommel geschafft hatte!
Aber das alles war nicht der Hauptgrund für ihre schlechte Laune, am schlimmsten war, daß diese *#!&+#!*& anderen Wächter sie entweder nicht ernst nahmen oder, was noch viel schlimmer war, sie ignorierten.
Wutschnaubend hatte sie die Wache verlassen, um sich draußen auf Patrouille abzureagieren. Unterwegs war sie auf eine Taube getroffen, die diese Begegnung wohl nie wieder vergessen würde. Die Details dieser Begegnung sollen hier nicht erwähnt werden, sie sind unschön und blutig, aber Venezia ging es dadurch schon wieder besser. Es ging ihr immer besser, wenn sie sich selbst irgendwie zeigen konnte, daß es tatsächlich noch Lebewesen gab, die kleiner und schwächer waren als sie.
Ihr Weg führte sie zum Platz der gebrochenen Monde; sie hoffte, dort vielleicht noch ein weggeworfenes Würstchen zu finden, was sich irgend jemand bei T.M.S.I.D.R. Schnapper gekauft und nicht komplett hinunter bekommen hatte. Meistens hatte sie Glück, und eine leckere aromatische Plocke aus einem der ihrer Meinung nach besten Würstchen der Welt würden ihre Stimmung mit Sicherheit wieder heben.
Das Glück war mit ihr! Schon nach ein paar Minuten des Suchens fand sie, ein wenig unter eine leere Papiertüte gerutscht ein echtes Prachtexemplar von einem Würstchen! Es konnte noch nicht besonders lange da gelegen haben, denn es glänzte noch von altem Fett und roch so aromatisch, daß ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief.
Sie packte das Würstchen an einem Ende und zog es in die nächste Gasse, wo sie es sich auf einer kaputten Obstkiste bequem machte und anfing, es fachmännisch auseinanderzunehmen, um an die Fettstückchen im Fleisch heran zu kommen. Während sie mit fettriefenden Händen und Kinn genüßlich das Würstchen verspeiste, hätte ein heimlicher Beobachter mit Sicherheit sehr belustigt mit angesehen, wie sich ihre Laune in einem rasend schnellen Tempo besserte, bis sie nach etwa 10 Minuten dämlich grinsend auf der Obstkiste saß und sich lautstark die Finger ableckte.
Nachdem sie noch ein paar Minuten sitzen geblieben war, fing ihr Magen an zu rebellieren (nein, es lag nicht etwa an der Qualität von Schnappers Würstchen, ein Gnomenmagen kann so einiges verkraften, es lag viel mehr an der Quantität, man stelle sich den Größenvergleich zwischen Gnom und Würstchen vor und überlege dann, was der eigene Magen wohl von sich geben würde, hätte man vergleichbar viel gegessen...).
Sie erhob sich und beschloß, einen Patrouillengang als Verdauungsspaziergang zu machen, bevor sie wieder ins Wachhaus zurückkehrte.
Nach etwa einer halben Stunde war sie an der Messingbrücke angekommen und hatte eigentlich vor, von dort zum Pseudopolisplatz zurückzukehren, da fiel ihr in der Filigranstraße ein riesiger Menschenauflauf auf. Beunruhigt ging sie schnellen Schrittes die Straße herunter, um herauszufinden, was dort wohl los war, immerhin befand sich dort die Trommel und somit ihr Heimatweinfaß.
Doch an und auch in der Trommel herrschte Stille, die Menschenmasse befand sich ein kleines Stück weiter unten in der Straße. Stille....Stille....Stille... es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis Venezia entsetzt realisierte, daß hier irgend etwas absolut nicht stimmte! Stille! In der Trommel! Mitten in der Nacht!!!
Sie fing an zu laufen, und der Start, den sie dabei hinlegte, hätte sogar Rincewind vor Neid erblassen lassen. Sie rannte um das Gebäude herum, und nahm die Kurven so scharf, daß ihre Geschwindigkeit und ihr recht geringes Gewicht sie mit Hilfe der Fliehkraft 2x beinahe gegen die nächste Häuserwand geschleudert hätten.
Zu spät merkte sie, daß sie ihr Ziel fast erreicht hatte, so daß es ihr unmöglich war, noch rechtzeitig zu bremsen. Sie sprang ab und raste mit den Füßen voran und einem "Huiiiiii!" auf den Lippen in das nächstgelegene Rattenloch herein, von dem sie wußte, daß es sie direkt in den Keller der Trommel führte.
Ein paar Sekunden und Kratzer von der Rutschpartie später schlitterte sie über den Kellerboden und stoppte erst, als sie mit lautem Krachen gegen eins der Bierfässer prallte. Sie brauchte nur ein paar Sekunden, um sich zu erholen, rappelte sich auf und stürzte die Treppe hoch; der Anblick, der sich ihr bot, trieb ihr Tränen in die Augen: Rufus, der Wirt saß ganz alleine in einer von mattem Kerzenlicht erleuchteten Trommel. Er starrte in ein fast leeres Bierglas und seine Schultern waren so weit heruntergesunken, daß sie fast die Knie berührten. Venezia kletterte auf den Tisch und legte ihm ihre winzige Hand auf die Schulter.
"Was ist los, wo sind die ganzen Gäste hin?" Rufus fing an zu schluchzen: "Es ist ja soooo furchtbar, ich bin ruiniert! Diese neue Kneipe, sie sind alle da, ich weiß nicht warum..." Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen, da er in einen bombastischen Weinkrampf ausbrach.
Venezia merkte, daß sie hier nicht mehr allzuviel tun konnte und bewegte sich zutiefst nachdenklich wieder zurück auf die Straße. Was konnte die Stammkunden der Trommel dazu verleiten, geschlossen eine andere Kneipe aufzusuchen? Freibier??? Sie mußte es herausfinden!
Schnelle Schritte führten sie zwischen den Beinen des Menschenauflaufs durch zur Tür der neuen Kneipe. Es war rappelvoll darin, nirgends war auch nur ein winziger Stehplatz frei, und von draußen drängelten immer noch Leute herein. Dabei hatte die Kneipe überhaupt nichts besonderes zu bieten. Das rustikale Ambiente der Trommel ging ihr vollkommen ab; die Wände waren mit einer furchtbaren Tapete versehen, die man sonst nur bei alten Leuten erwartet (ihr wißt schon, die die noch Samthauben auf ihrem Drehscheibentelefon haben...) und es gab nicht einmal Erdnüsse zum Knabbern auf den Tischen! Sie kletterte auf ein Geländer, um sich das ganze mal genauer anzusehen. Schaler Biergeruch stand in der Luft, allerdings fiel ihr auf, daß eigentlich niemand Bier vor sich stehen hatte. Ausnahmslos alle, selbst die wildesten Barbaren tranken Wein. Venezia hatte schon lange den Verdacht, daß hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging, aber als sie sah, wie Curgan der Schlächter, einer der gefürchtetsten Biersäufer der Trommel für ein Glas mit Wein etwa so viel bezahlte, wie in der Trommel für 5 Bier wußte sie: Sie war einem Verbrechen auf der Spur!
Einen kurzen Moment lang rief die Stimme der Vernunft in ihr, sie solle zur Wache zurückkehren und Verstärkung holen, aber die Stimme des Stolzes verdrängte diese Idee gleich wieder. "Ha, ich wird's ihnen allen zeigen! Wollen wir doch mal sehen! Ignorieren tun sie mich! Nicht ernst nehmen tun sie mich! Na wartet!!!", brummelte sie vor sich hin, während sie sich weiter in dem Schankraum umschaute, um auf irgendwelche Spuren zu stoßen.
"Gut Venezia, versuchen wir's doch mal wie ein echter Wächter, abwarten und beobachten", sagte sie leise zu sich selbst.
Es war tatsächlich so, keine der anwesenden Personen trank Bier, es schien sogar nur Wein zu geben. Ihrer Beobachtung zufolge enthielten die 3 Fässer hinter dem Tresen gar nichts anderes. Der Biergeruch mußte künstlicher Natur sein, man wußte also, daß man nur Wein ausschenken würde.
Volle Weinfässer wurden aus dem Keller herauf getragen; dahin wurden auch die leeren Fässer gebracht. Venezia beschloß, sich da einmal genauer umzuschauen. Sie setzte sich auf das Geländer, stieß sich ab und rutschte hinunter, flog durch die Luft, landete auf der Theke, surfte darauf lang, um sich am Ende in ein zum Abtransport bereitgestelltes Weinfaß fallen zu lassen.
Es dauerte nicht lange, bis dieses angehoben und in den Keller abtransportiert wurde. Venezia horchte noch einen Moment, bis sich die Schritte wieder entfernten und kletterte dann heraus.
Sie befand sich in einem riesigen Kellerraum. An einer Wand waren Weinfässer gestapelt, an der anderen gigantische Tröge, in denen viele Frauen barfuß in Traubenmatsche herumtrampelten. In der hinteren Ecke des Raumes befand sich eine Tonne, in der irgend eine mysteriöse Flüssigkeit über einem Feuer vor sich hin blubberte, daneben standen Bahnen von Tapete bedruckt mit den gräßlichsten Mustern, die man sich nur vorstellen konnte.
Über den Trögen schwebte eine merkwürdige rötliche Geistergestalt, die das ganze zu beobachten schien.
Venezia wollte sich gerade wieder davon machen, da sie der Meinung war, genug gesehen zu haben, da drehte sich die Gestalt zu ihr um und donnerte mit einer Stimme, die bis ins Knochenmark vordrang: "Wer bist du, und was tust du hier in meinen geheiligten Hallen?"
"Ääääh, ich meine...ich wollte...ich...äh...hab die Toilette gesucht... Nein? Nicht???" Venezia fing an zu schwitzen. Die Stimme des Stolzes war plötzlich ganz still, wohingegen die Stimme der Vernunft in ihren Hirnwindungen einen Radau ohnegleichen veranstaltete, welcher ihr mitteilte, daß man es ja gleich gewußt habe.
Das Wesen schwebte auf sie zu, und Venezia stellte fest, daß es stark nach Wein roch. "Du unterliegst nicht meinem Einfluß, das bedeutet, ich muß dich töten!" donnerte das Wesen.
"Ääääh, Einfluß? Wie? Was?" Der Gnom guckte sich verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit um.
"Warum sollte ich dir irgend etwas sagen, kleines Wesen? Ich hab dein Leben in der Hand, ich könnte dich auf der Stelle vernichten!"
"Ähm, so leicht ist das nicht, mein Lieber!" Venezia hatte sich halbwegs wieder gefaßt und sie spürte, wie Wut in ihr hochbrodelte, Wut darüber, daß hier schon wieder jemand war, der sich für größer, besser und toller als sie hielt. "Ich mein, du mußt mir sagen, wie deine Pläne aussehen, so verlangt es die Tradition. Immerhin bist du der Bösewicht und hast mein Leben in der Hand. Das heißt, du mußt mir nun deine Pläne offenlegen, bevor du mich umbringst!" Venezia hielt es für besser, den Teil mit 'der Gute entkommt im letzten Augenblick und kann mit dem Wissen die Pläne des Bösen vereiteln' für sich zu behalten.
"Oh, ist das so?" Das Wesen schien einen Moment zu überlegen. "Hm na schön, schaden kann es ja nichts, du bist sowieso schon totes Fleisch. Also gut, fangen wir an." Es ließ sich auf eine Größe schrumpfen, die der von Venezia angemessen war. "Ich bin Bordeaux, ein Weingeist, und ich bin hier um die Kontrolle über den Alkoholgenuß in dieser Stadt zu ergreifen." Venezia hatte etwas entdeckt: Ein Rattenloch genau dort, wo sich die Tonne auf dem Feuer befand.
"Ich habe mir ein paar Jünger gesucht, Menschen, die dem Wein bereits verfallen waren. Unter meiner Anleitung haben sie diese
Anlage gebaut, um meinen brillianten und bösartigen Plan in die Tat umzusetzen. Folge mir!" Der Geist schwebte zu den Trögen, Venezia hielt es für besser, erst einmal zu hören. "Was du hier siehst, ist meine Weinfabrikation. Der Wein, der hier hergestellt wird, ist mit meiner Essenz versehen, so daß ich jeden, der davon getrunken hat wieder zu mir zurückrufen und ihn somit zwingen kann, mehr davon zu trinken."
"Klar, logisch, soweit hab ich das verstanden." Venezia legte die Stirn in Falten.
"Aber wie hast du die Leute dazu gebracht, überhaupt von deinem Wein zu trinken? Ich mein, da oben sitzen Leute, die nie niemals im Leben auch nur daran denken würden, das Zeug auch nur zu probieren."
Es schien, als würde der Weingeist bösartig lächeln. "Siehst du, genau da liegt die Brillianz in meinem Plan. Komm!" Er schwebte in Richtung der Tonne auf dem Feuer. Brav folgte der Gnom ihm. "Was du hier siehst..." er deutete auf die Flüssigkeit. "Ist Kleister. Wir kochen hier unseren eigenen Kleister, den wir auch mit einem Stück Weingeist versetzen. Du hast doch mit Sicherheit von den mysteriösen Einbrüchen gehört, bei denen Wohnungen neu tapeziert werden, oder?" Venezia nickte. Ja, sie konnte sich an eine Mitteilung am schwarzen Brett der Wache erinnern, bei der es um einen Fall ging, der genau dieses Verbrechen beinhaltete.
"Dafür bin ich verantwortlich!" Der Geist schwellte stolz die Brust, was... nun ja... etwas merkwürdig aussah. "Das Prinzip ist ganz einfach, sobald der Kleister aufgetragen und getrocknet ist, sendet das Stück Weingeist Duftstoffe aus, die denjenigen, der sie riecht schon leicht unter meine Kontrolle zwingt, so daß er den Weg hierher findet und meinen Wein probieren möchte. Danach ist alles ganz einfach, har, har, har...!" "Ja gut, auch das hab ich verstanden, aber warum dieses furchtbare Tapetenmuster? Ich mein, wenn man schon abgrundtief böse und machtgierig ist, warum dann nicht wenigstens mit Stil?" Wieder lächelte der Weingeist. "Nun, weißt du, das ist so: Die Kontrolle, die ich über die Leute durch den Duftstoff habe ist nicht besonders groß, und es fällt mir schwer, sie aus ihrer Wohnung herauszutreiben, da sie sich da im allgemeinen recht wohl fühlen. ,Deswegen habe ich mir das mit der Tapete ausgedacht, ich mein, wer hält sich schon freiwillig in einem Raum auf, der so dermaßen gräßlich tapeziert ist?"
Innerlich mußte Venezia lächeln. Na klar, sie war in höchster Lebensgefahr und legte sich gerade mit einem Gegner an, der ihr um Ellen überlegen war, aber bis jetzt ging ihr Plan auf, und worauf sollte man sonst vertrauen, wenn nicht auf die Tradition?
"In Ordnung, geschickter Plan. Aber, warum unterliege ich deinem Einfluß nicht? Ich mein, wenn ich das richtig gesehen hab, ist der Raum oben auch mit dem Zeug tapeziert."
"Ja, darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber ich glaub, ich hab die Lösung: Du bist ebenfalls von einer Corona von Weingeruch umgeben, und das wohl offensichtlich schon lange genug, um sich gegen den Geruch von Wein oder eben auch Weingeist zu immunisieren."
"Aha... und wo ist der Haken? Ich mein, wie kann man dich besiegen? Jeder Bösewicht braucht eine Schwachstelle, das ist Tradition!" Innerlich betete Venezia zu allen Göttern, die zufällig zuhörten, daß das dreist genug war um zu funktionieren.
Der Weingeist überlegte einen Moment. "Naaaa gut....wenn es Tradition ist...!" Venezias Herz machte Freudensprünge. "Ich kann natürlich nur Einfluß ausüben, wenn ich frei bin. Sollte es jemandem gelingen, mich einzusperren, was natürlich niemandem gelingen wird, ist mein ganzer Einfluß dahin, und die Menschen unter meiner Kontrolle werden wieder frei sein." "Hey, guck mal, was ist das da hinten?" Venezia hatte genug gehört und deutete an das andere Ende der Halle. In dem Moment, in dem der Weingeist sich umdrehte, startete sie durch, hinein in das Rattenloch und wahllos durch die Gänge. Ein grundlegendes Prinzip bei Rattenbauten war es, daß sie anstiegen, wenn man in Richtung Ausgang lief. Das war das einzige, worauf sie achtete, als sie durch die Gänge raste. Hinter sich hörte sie. Wie der Weingeist sie verfolgte.
Da, weiter vorne war ein Licht! Sie rannte und fand sich auf der Straße wieder. Sie lebte in dieser Stadt schon lange genug, um nur einen Bruchteil einer Sekunde zu brauchen um sich zu orientieren. Sie befand sich auf dem unteren breiten Weg, und zwar kurz vor dem Pseudopolisplatz, direkt am Wachhaus! Hinter sich hörte sie den Geist, er war inzwischen so nahe, daß ihr der Geruch von ...na ja...zornigem Wein in die Nase schlug. Verflucht, sie brauchte einen Plan! Die Tradition besagte, daß sie gewinnen mußte! Tradition... Tradition... die Worte hallten in ihrem Kopf wieder. Heute war der erste Mittwoch im Gruni, und am ersten Mittwoch jedes Monats wurden traditionell von ein paar Verrückten, die an eine bessere Welt glaubten, um den Pseudopolisplatz leere Flaschen eingesammelt, um sie wiederzuverwerten, und da Kommandeur Rince irgendwo auch ein.... sehr merkwürdiges Individuum war, das an eine bessere Welt glaubte, wurden traditionell die Flaschen, die sich im Laufe des Monats in der Wache angesammelt hatten, an diesem Tag vor die Wache auf die Straße gestellt. Manchmal, ja manchmal kippte auch eine davon um und lag auf der Straße.
Die Chance, daß es klappen könnte, war gering, verdammt gering. Venezia wagte nicht zu hoffen, daß es eine 1:1000000 Chance war, aber wer weiß...
Der Geruch des Weingeistes war inzwischen sehr nahe! Venezia rannte um die Ecke, hinter der sich die Wache befand und sprang.....
Mit einem großen Satz, der die Erdanziehungskraft Lügen strafte, flog sie über den Flaschenhaufen, rollte sich zusammen und landete mit einem Rumms an der Wand, um dort abzuprallen und mit einem Platsch in einer Pfütze zu landen...
...der Weingeist schoß um die Ecke. Verdammt, er hatte sich hereinlegen lassen! Noch nie vorher war er so wütend gewesen!!! Der rote Schleier vor seinen "Augen" verhinderte, daß er sah, wie der Gnom absprang, so daß er einfach geradeaus weiter raste. Plötzlich wurde sein Flug sehr unsanft und abrupt von einem Glasflaschenboden gestoppt. Orientierungslos und verwirrt versuchte er sich zurechtzufinden, irgend etwas stimmte ganz und gar nicht...
...Venezia rappelte sich auf und humpelte so schnell es ging in Richtung der Flaschen. Da! Es hatte funktioniert, sie konnte ihn in einer der Flaschen wabern sehen. Sie griff sich einen Korken und stürzte auf die Flasche zu...
...der Geist fand halbwegs seine Orientierung wieder, drehte sich umständlich in der Flasche und strömte mit seinem ätherischen Körper auf die Öffnung zu....
.......PLOP!!!! Mit aller Gewalt, die Venezia noch aufbringen konnte, rammte sie den Korken auf die Flasche... sie hatte es geschafft; sie hatte gewonnen!
Blutend, von blauen Flecken übersät, müde und vollkommen geschafft packte sie die Flasche und zerrte sie in die Wache hinein. Wortlos schlurfte sie an den anderen Wächtern vorbei und zog die Flasche Stufe für Stufe die Treppe hinauf. Die Tür des Kommandeurs stand aufgrund von göttlicher Fügung einen Spalt breit offen. Sie zog die Flasche hinein, und schaffte es irgendwie, diese und auch sich selber auf den Schreibtisch von Rince zu bugsieren. Dort sank sie in sich zusammen. Rince guckte sie aufmerksam an. Er vergaß vor Überraschung über den Zustand des Gnoms sogar sich aufzuregen, daß er gestört wurde. Venezia seufzte einmal tief und fing an zu erzählen.....



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