Flado lag in seinem Bett im Rekrutenschlafsaal im Wachzimmer in der Kröselstrasse und starrte zur Decke.
"Na das war ja ein großartiger Anfang" , dachte er betrübt. "erst leiste ich mir so einen bösen Ausrutscher während meiner ersten Mission [1], und dann... Hach ich bin ja so naiv." Bekümmert erinnerte er sich an die Stunden nach ihrer ersten Mission. Sie waren alle wirklich gut draufgewesen. Nachdem sie in Wachhaus zurückgekommen waren hatte ihnen OLt Humph MeckDwarf mitgeteilt, dass sie alle hervorragende Arbeit geleistet hätten und die Rekruten hatten beschlossen, dass ein wenig in der Kantine zu feiern. Sie hatten schon einige Zeit zusammengesessen, als Nekkomak für kurze Zeit verschwand. Als er zurückkam war er kreidebleich.
"Flado, ich glaub du solltest schnell in Rascaals Büro gehen. Der ist stinksauer. Er scheint über den
Vorfall informiert zu sein und ist zornig darüber warum du nicht sofort zu ihm gekommen bist, um es selbst zu melden. Er hat mir gesagt du sollst sofort in sein Büro kommen." Im Laufe seines Monologs konnten Nekkomaks Gesichtszüge nicht umhin ab und zu leicht in ein Grinsen abzugleiten. Er schaffte es jedoch, sich soweit zusammenzureißen, nicht sofort loszubrüllen. Mindorah Giandorrrh blinzelte zweimal und sah Flado dann mitleidig in die Augen:"Oje Dickerchen jetzt bist du dran. Du weißt
schon dass er Vampir ist oder? Weißt du was man sich über ihn erzählt? Hin und wieder sucht er sich einen Rekruten aus den er
verschwinden lassen kann." Sie konnte sich kaum noch länger beherrschen.
"Ja das stimmt!" , kam ihr die sehr trocken klingende Stimme von Tyriel zu Hilfe. "Von Zeit zu Zeit verschwinden hier Rekruten.
Spurlos verstehst du!? Das ist ein alter Fall den sie nie gelöst haben..." Tyriel gab sich gedankenverloren.
Zutiefst erschrocken blickte Flado von einem zum Anderen. Jetzt war es an ihm kreidebleich zu werden.
"Du solltest dich glaub ich schnell auf den Weg machen. Rascaal klang sehr wütend." , brachte Nekkomak aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Er konnte sich kaum noch beherrschen.
"Wwawawawas..... wwawawawarum.... Jja SSSOFFFFORT." , war alles was Flado zusammenstottern konnte. Blitzschnell sprang er auf und hastete aus der Kantine.
Sobald er die Tür geschlossen hatte, konnte sich keiner drinnen mehr halten.
Eigentlich hätte Flado das Gelächter vom Vorraum aus hören müssen, aber er war viel zu verängstigt. Das Büro von Hauptmann Rascaal Ohnedurst war im Wachhaus am Pseudopolisplatz, das wusste er. Und auf die Götterinsel gelangte man, wenn man der Glatten Gasse folgte und über die Ponsbrücke ging. Es war ein langer Weg und es war mittlerweile zwei Uhr geworden. Eilig verließ er das G.R.U.N.D. Er nahm den Weg über die Ulmenstrasse, damit er nicht quer durch die Schatten gehen musste. Er kannte sich in den Schatten gut aus und daher wusste er, dass er um diese Zeit dort keine längere Überlebenschance hätte, als eine Nudel auf seinem eigenen Teller. Seine Gedanken kreisten immer wieder um ein Wort. "SPURLOS". Er malte sich die grässlichsten Dinge aus. Kurz bevor er randwärts in die Sirupminenstrasse einbiegen wollte, kam eine Art kleiner Kreisel um die Ecke auf ihn zugeschossen. Selbst wenn er weniger in Gedanken versunken gewesen wäre, hätte er unmöglich verhindern können was nun geschah.
Die intelligente Rote Beete hatte noch einmal Glück gehabt. Dachte sie zumindest, als sie die Falle erkannte. Ne ne so dumm war sie nicht. Selbstzufrieden rotierte sie um die von Hauptmann Rascaal aufgestellte Falle. Glücklich dem Teufel ein Schnippchen geschlagen zu haben rollte sie sorglos um die Ecke.
Flado wurde durch ein lautes Knacken unterhalb seines rechten Fußes aus den Gedanken gerissen und erschrak fürchterlich. Stocksteif stand er da und traute sich weder zu Bewegen noch zu Atmen. Unter seinem Fuß waren wimmernde Geräusche zu vernehmen. Neugierig spähte Flado nach unten und sah eine rote etwa faustgroße Knolle, die vergeblich versuchte in Rotation zu kommen. Hilflos zuckte sie am Kopfsteinpflaster herum. Mit dieser neuen Situation völlig überfordert, hob er die Knolle ratlos auf wickelte sie in ein Wachspapier, dass er immer mithatte, sollte er irgendwo Leckereien entdecken, und steckte sie in die Hosentasche. Während er den Weg in das Büro des Vampirs fortsetzte stieg die Angst in ihm wieder hoch und er vergaß den Zwischenfall völlig.
Inzwischen waren die Rekruten in der Kantine den Tränen nahe.
"...und als du gesagt hast SPURLOS. Hihihahahaha Habt ihr sein Gesicht gesehen?!" , sang Nekkomak und fiel dabei fast vom Sessel.
"Harf harf harf. Ja und als du sagtest Rascaal wäre ärgerlich, ist er sofort aufgesprungen..." Tyriel unterbrach sich plötzlich und sein Gesichtsausdruck erstarrte. Er sah die anderen an. Mit einem Mal war der Spaß vorbei. An seinem Blick erkannten die anderen beiden Rekruten was er befürchtete.
"ER GEHT WIRKLICH DORT HIN!" , platzte es aus allen dreien gleichzeitig heraus. Die bevorstehende Katastrophe vor Augen stürzten sie aus der Kantine. Die Rekrutin Madame Massive war die einzige Anwesende in der Eingangshalle.
"Hey Lady du hast nicht zufällig Flado gesehen?" rief Nekkomak ihr zu.
"Doch ich gesehen habe ihn." gab die Trollin zurück. "Er hinausgelaufen ist auf die Strasse, Aber das schon sein Zeit her."
"Auch das noch!" in Mindorahs Stimme schwang ungewohnte Nervosität mit. "Glaubt ihr er geht WIRKLICH hin?!"
"Nuun... wir dürfen ihm auf gar keinen Fall hinterher rennen. Wir können nur hoffen, dass er den Mut verliert und wieder umdreht."
"Wir haben doch nur Spaß gemacht. Das der gleich losrennt..." Mindorah sah auf den Klabautermann herab.
Nekkomak seufzte und schüttelte den Kopf.
Mit ein wenig Schuldbewusstsein kehrten die drei in die Kantine zurück.
Flado betrat das Wachhaus am Pseudopolisplatz zum ersten Mal. Der wachhabende Offizier blickte neugierig von seiner Times auf, als Flado wie immer sein Türritual vollzog. Zentimeter für Zentimeter vergrößerte sich der Türspalt und eine kleine eher vollschlanke Person schob sich zaghaft in den Raum. Flado salutierte ungeschickt.
"Ähem Gggrüß Gott Sir. Iiiiich sososoll mich bbei Hauhauhauptmann Rrrrascaal memememelden."
"Aja na wenn das so ist. Du gehst den Gang entlang die Treppen rauf. Es ist das zweite Büro. Das Eckbüro."
"Dadadanke, Sssir."
Zu seiner eigenen Verwunderung fand Flado das Büro auf Anhieb. Vor der Tür angekommen rückte er seine Uniform zurecht. Er achtete ganz besonders darauf, dass seine Uniformjacke nicht zuviel Hals zeigte und zog den Kopf ein wenig ein. Vorsichtig klopfte er an.
"Herein es ist offen." , war eine freundliche Stimme zu vernehmen, die gleichzeitig autoritär und einladend war.
Wie immer zögernd öffnete er die Tür, trat aber dann für seine Verhältnisse recht zügig ein. Der Raum war dunkel und er zwinkerte ein paar mal um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Irgendwo oberhalb von ihm schien eine kleine Kerze zu brennen. Ein Luftzug ließ die Tür hinter im leise zufallen. Flado zuckte vor Schreck zusammen. Automatisch nahm er Haltung an und salutierte.
"Rererekrut Grogrossguster memeldet sich gehorsssamst zuzuzur Stelle." Rief er ängstlich in den scheinbar leeren Raum.
"Na das freut mich aber, dass es einige Rekruten doch schaffen RICHTIG zu grüßen." Rascaal war wie aus dem Nichts aufgetaucht, sah Flado prüfend in die Augen und brachte seine Hand ebenfalls in Grusstellung. Was Flado dabei so große Angst machte war nicht allein die Tatsache, dass der Vampir wie aus dem Nichts aufgetaucht war sondern vielmehr, dass er Kopfüber von einem Balken hing. Als sich Flado panisch mit dem Rücken an die Wand drückte schwang sich Rascaal elegant in seinen Sessel und sah ihn über den Schreibtisch hinweg mit einem freundlichen Lächeln an.
"Nun Rekrut was hast du mir zu berichten." Rascaal rechnete mit irgendeiner Nachricht eines Offiziers. Sofort bemerkte er den Geruch von Intelligenter Roter Beete in Flados Tasche. Er bereitete sich schon auf einen Scherz seiner Offizierskollegen vor.
"Iiich kakakann dadas wiwiwirklich nicht erklären, Sir." ,sprudelte es aus Flado heraus, als er sich gefangen hatte. "Iiich wowowowllte den Mamamann nicht aanspringen aaaber als er uns mimimit der Armbrust bedrodrodroht hat hab ich die Nenerven vverlohren, Sir."
Der Leiter des Büros für Interne Angelegenheiten überspielte seine Überraschung gekonnt. Er ließ Flado nicht aus den Augen und hob interessiert eine Braue. Flado war wieder vorsichtig an den Schreibtisch des Hauptmanns herangetreten. Gerade rechtzeitig um einem dicken Fetttropfen Gelegenheit zu bieten, es sich auf seiner Schulter gemütlich zu machen. Oberleutnant Venezia Knurblich war vor zwei Stunden auf ein Kartenspiel bei Rascaal vorbeigekommen und beobachtete nun, von Flado unentdeckt, vom Balken aus das Geschehen. Die Gelegenheit war bestens geeignet um sich die mitgebrachte, kaum zwei Wochen alte Wurst, schmecken zu lassen.
"Aha sie haben also laut eigenen Angaben einen Mann verletzt der sie bedroht hat." Rascaal konnte sich des Verdachts, dass es sich um einen Scherz handelte immer noch nicht erwären.
"Nnnein iich hhhabe mimich nur au auf ihn geworfen, Sir. Ddder Mamann war uuunverletzt, Sssssir." Oben am Balken runzelte eine verwirrte Wergnomin die Stirn und auch der Hauptmann hätte sich beinahe einen erstaunten Blick gegönnt.
"Wann wurde von dem Mann Anzeige erstattet?" Ärger darüber, dass er darüber noch nicht informiert wurde stieg langsam in dem Vampir auf, als er zu verstehen glaubte.
"Eees wuwuwurde gagar kkeine Anzeige gegemacht, Sssir. Eeer hahat uns gegegebeten iihn in Schuschutzhaft zu nehmen, Sir."
"Und warum bitte kommen sie dann zu mir?!" fragte Rascaal während sich ein weiterer Tropfen Fett auf Flados Schulter gesellte. Flado war viel zu nervös um das zu bemerken. Rascaal gelang es ein Schmunzeln zu verbergen. Er stand blitzschnell auf und stützte seine Hände auf den Schreibtisch. Erschrocken ging Flado zwei Schritte zurück, was ihn aus der Flugbahn des dritten Tropfens brachte der stattdessen unzufrieden am Fußboden landete.
"Warten Sie. Sagen sie es nicht Rekrut." Rascaal begann langsam zu ahnen durch welchen Streich Flado in sein Büro gelangt war. Er wollte ihn nicht zu sehr verängstigen.
"Sie haben also, wie es ihre Pflicht ist, Selbstanzeige erstattet. Das ist sehr lobenswert und wurde von uns zur Kenntnis genommen." Demonstrativ kritzelte er irgendetwas in einen Block. Venezia biss sich auf die Lippen.
"Ich schlage allerdings vor das du deine Anzeige zukünftig dem ZUSTÄNDIGEN Offizier, nämlich deinem AUSBILDER, vorträgst." Rascaal bemühte sich um eine strenge Miene, die dann durch einen aufmunterndes Lächeln abgelöst wurde.
"Jjjja nananatürlich Ssssir." Flado salutierte erneut. "Iiiiist ddas dddenn aalles, Sssir?"
"Ja, das heißt eine Sache ist da noch: Wie ich unschwer riechen kann führst du eine Rote Beete Knolle mit dir..." setzte der Vampir vorsichtig an.
"Enenentschuldigung Sssir, iiich wowowowollte ssie keikeikeinesweg mimimit dem Gestank verärgern. Ich bribring ssie sofffort raus."
"Nein tun sie das nicht Rekrut." Sagte Rascaal in beschwörendem Tonfall. "Das könnte gefährlich sein. Wissen sie denn nicht über die gefährliche, Intelligente Rote Beete bescheid."
Der Oberleutnant über ihm erstickte beinahe an ihrer Wurst.
"Nnnnein!?" mit einer hastigen Bewegung zog Flado die eingewickelte Knolle aus der Tasche und ließ sie aus versehen fallen.
Verzweifelt versuchte die schwerverletzte Intelligente Rote Beete wieder an Schwung zu gewinnen. Doch sie war viel zu langsam für den geübten und erfahrenen Jäger.
Mit einem Satz sprang der Vampir über den Tisch und fischte das Opfer mit einer schnellen Bewegung vom Boden. Er stand nun direkt vor Flado, der ihn mit weit aufgerissenen Augen und starr vor Angst ansah.
"Nuuun.... " , sagte Rascaal, während er sich wieder in seinen Sessel setzte. "Wenn sie sonst nichts auf dem Herzen haben, würde ich vorschlagen, sie gehen wieder zu ihrem Wachhaus zurück Es ist schon spät." Sehnsüchtig spähte er auf die zuckende Knolle in seiner Hand.
"Ähem Jjja Sssir gugugute Nananacht Sssir."
"Und bitte schliessen sie die Tür beim Rausgehen."
"Selselselbstverständlich, Sir!" Flado salutierte und verließ fluchtartig den Raum.
Als Rascaal sich wieder auf den Balken schwang blickte er in das amüsierte Gesicht seiner Spielpartnerin.
"Sag mal, Ras.... er war den DER Kerl? Warn wir auch mal so naiv oder kommen harte Zeiten auf uns zu?" Venezia hatte gerade ihre Wurst fertiggegessen und schleckte sich nun genussvoll jeden fettigen Finger einzeln ab.
"Hmmm na ja, der Intelligenteste dürfte er nicht gerade sein, aber ich glaub er versteht sich ganz gut darauf Befehle zu befolgen. Und außerdem..." er blickte auf die Knolle in seiner Hand. "...ich glaub ich mag ihn." Venezia folgte Rascaals Blick und verstand. Während sich der Hauptmann mit seiner Roten Beete beschäftigte mischte Venezia die Karten neu und teilte aus. Das genaue Schicksal der Knolle darf an dieser Stelle aufgrund des neuen Rekrutenschutzgesetzes nicht abgedruckt werden.
Sobald Flado die Tür hinter sich verschlossen hatte, begann er zu laufen. Er rannte die Treppen runter, den Gang entlang durch die Einganghalle durch und beim Haupteingang raus. Vor der Tür meldete sich sein untrainierter Körper energisch zu Wort und verlangte ein Stehenbleiben und Schnaufen.
"Eigentlich isses gar nicht so schlimm gelaufen." , dachte er sich. "Ich lebe noch das ist sicher und er hat mich sogar gelobt. Ja, er hat mich gelobt!" Flado klopfte sich stolz auf die Brust. Ermutigt durch die plötzliche Erkenntnis beruhigte er sich rasch und machte sich auf den Weg zurück in die Kröselstraße.
In der Eingangs halle wurde Flado bereits von Mindorah, Nekkomak und Tyriel erwartet die ihn reuig begrüßten.
"Hhhahallo Llleute, wawarum seid ihr denn noch aauf?" strahlte Flado die drei an. Man sah ihm den Stolz an.
"Wir wollten auf dich warten, weil wir dir etwas beichten müssen." Sagte Mindorah leise und vermied es, ihm dabei in die Augen zu sehen. Zu dritt gestanden sie ihm ihren kleinen spontanen Scherz, der so aus der Bahn geraten war.
Flado war ihnen nicht böse gewesen deshalb, das hatte er ihnen mehrmals versichert. Und als er nun in seinem Bett im Aufenthaltraum lag und zu Decke starrte, hörte er in Gedanken noch einmal Hauptmann Rascaals Stimme. "Das ist sehr lobenswert und wurde von uns zur Kenntnis genommen." , erinnerte er sich und schlief mit einem Lächeln ein.
[1] Flado hatte während seiner ersten Mission die Kontrolle über sich verloren und eine bedrohliche Person blindlings angegriffen. Eine Bagatelle die er selbst allerdings sehr ernst nahm.
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