Ewig währt am längsten

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreiter Valdimier van Varwald (FROG)
Online seit 01. 06. 2003
PDF-Version

Ein explodierendes Haus, ein Konzert und eine neue kriminelle Organisation. Wo liegen da die Verbindungen?

Dafür vergebene Note: 12

Wie so ziemlich jede Geschichte, begann diese hier mit der sich gerade ändernden Tageszeit in Ankh-Morpok. Im jetzigen Fall verschwand der Mond gerade langsam hinter dem Horizont und die Sonne tauchte die Stadt langsam in ein dickflüssiges Gelb. Und auch an diesem Tag waren die Bürger der Stadt dabei, ihren alltäglichen Arbeiten nachzugehen und es deutete alles darauf hin, dass es ein ganz normaler Tag werden würde. [1]

***


Erschöpft wischte sich Franz Keilbauer den Schweiß von der Stirn. Warum musste es auch ausgerechnet so heiß werden, wenn er und die anderen dabei waren, dieses verdammte Ding aufzubauen. Auch seine Arbeitskollegen waren sichtlich gezeichnet und hatten sich gerade zu einer kleinen Verschnaufpause zusammengefunden.
"Hey Neuer!", rief einer von ihnen. "Komm her und setz dich zu uns."
Als er Platz genommen hatte, ertönte eine Stimme.
"Du machst einen ziemlich fertigen Eindruck. Sicher, dass das hier der richtige Job für dich ist.. äh."
Sein Kollege versuchte sich an den Namen des Neulings zu erinnern und schnippte mit den Fingern in der Hoffnung, dass er sich schneller erinnern würde.
"Franz", antwortet Franz. "Franz Keilbauer"
"Ah stimmt. So war der Name. Und?"
"Wie, und?"
"Meinst du, dass der Job hier richtig für dich ist? Es waren schon viele vor dir hier. Und die haben alle schon nach dem ersten Tag aufgegeben."
"Das wird mir sicherlich nicht passieren", versicherte Franz und betrachtete dieses Etwas, woran sie arbeiteten.
Sein Sitznachbar bot ihm ein Bierglas an, welches er dankend annahm.
"Was soll das eigentlich werden wenn's fertig ist?", fragte er schließlich und nahm einen Schluck aus dem Glas.
Skeptische Blicke trafen ihn, wie ein Blitz, der gerade in einen aufgeklappten Regenschirm einschlug.
"Wie, du weißt es nicht? Das ist doch in der ganzen Stadt bekannt, dass hier heute Abend so eine komische Veranstaltung stattfinden wird."
"Komische Veranstaltung", wiederholte Franz.
"Genau, und wenn wir fertig sind, steht hier die Bühne."
"Du hast wirklich nichts davon gewusst?", fragte jemand anderes.
Franz schüttelte den Kopf und reichte das Bierglas weiter.
"Nein. Mein neuer Chef sagte mir nur, dass ich mich hier zum Hide Park begeben soll. Ihr würdet mir dann erklären, was hier gebaut wird. Was für eine.."
"So Leute", unterbrach ihn sein Nachbar. "Genug Pause gemacht. Wir sind schon hinter unserem Zeitplan. Zurück an die Arbeit."
Mit einem Murren gingen die Arbeiter zurück an ihre Plätze. Franz wurde zusammen mit Klaus und Bruno damit beauftragt, den Absperrzaun, der um die Bühne herum aufgestellt wurde, zu vollenden.
"Was für eine komische Veranstaltung ist das eigentlich?", fragte er Bruno, der gerade damit beschäftigt war, einen Stützpfosten festzunageln.
"Soviel ich weiß, gibt eine Gruppe hier ein Konzert."
"Das ist nicht gerade sehr komisch."
"Das komische kommt noch. Die Gruppenmitglieder kommen aus Überwald und haben ihr Leben schon alle hinter sich."
Franz verzog das Gesicht.
"Es sind Untote?"
"Genau", antwortete Bruno und hämmerte den letzten Nagel in die Stütze.
"Ich habe gehört, dass es ein paar Beschwerden beim Patrizier gegeben hat", meldete sich Klaus von der anderen Zaunseite. "Aber Vetinari war angeblich der Meinung, dass nichts dagegen sprechen würde, wenn ein paar Untote Musik machen. Deswegen hat er dann auch das Konzert genehmigt."
"Weißt du, wie die Gruppe überhaupt heißt?", fragte Bruno seinen Kollegen.
"Nö", ertönte die Stimme hinter dem Zaun. "Du etwa?"
Bruno wollte gerade antworten, als plötzlich ein lautes Donnern ertönte.
"Scheint ein Gewitter zu geben", kommentierte Franz das Geräusch.
"Quatsch.", erwiderte Bruno. "Das klang ganz nach einer Explosion."
Erneut erklang Klaus Stimme von der anderen Zaunseite: "Wahrscheinlich haben die Alchemisten wieder mal etwas ausprobiert und dabei wieder mal ihr Gebäude in die Luft gesprengt."
Kurz darauf erklang sein hämisches Lachen, in das Franz und Bruno kurz darauf einstiegen.

***


Was Klaus nicht wusste war, dass er mit seiner Vermutung ziemlich falsch lag. Um zu erfahren, was wirklich passiert war, hätte er sich vor ein paar Minuten an einem anderen Ort befinden müssen.
Um genauer zu sein, hätte er sich vor zwei Minuten vor einem Haus, nicht weit vom Hide Park entfernt, befunden, so hätte er mitbekommen, wie sich eine Haustür schloss und hätte auch die Stimmen im zweiten Stock war genommen, die durch das geöffnete Fenster auf die Strasse drangen.
"Ey Knuddel! Was wollte der Penner da unten von uns?", fluchte eine raue Stimme.
"Das war'n Bote und hat uns Essen gebracht.", antworte eine andere Stimme.
"Essen gebracht? Warum'n das? Welcher Penner schickt uns Essen? Glauben die hier etwa, das wir am verhungern sind?"
"Jetzt krieg dich wieder ein, Vampino. Er wurde von so'm komischen Fischimbiss geschickt. Angeblich wäre der Inhaber, ein gewisser Herr Hong, total begeistert von uns und wollte uns eine Freude machen."
"Ich mag keinen Fisch.", meldete sich eine weitere Stimme zu Wort. "Und außerdem ist Berti fürs Essen zuständig."
"Wo isn der Fraß?", fragte die raue Stimme.
"Steht unten in der Küche. Aber davon esse ich nichts. Das roch irgendwie voll komisch."
"Ach, vergiss das Zeug. Wir haben wichtigeres zu tun. Wir üben jetzt noch mal für heute Abend. Seit ihr bereit?"
"Klaro"
"Logisch"
"Jo"
"Leg los."
Für einen kurzen Moment wurde es still in dem Zimmer.
"Also gut", ertönte die raue Stimme. "Fromm. Leg los."
Es ertönte ein rytmisches Geräusch, als würde man zwei Stöcke aufeinander schlagen.
"EINS, ZWO, DREI, VIER."
Eine Explosion erschütterte das Gebäude. Die Fenster der Umgebung zerbarsten und fielen in Scherben auf die Strasse. Die entstehende Druckwelle riss einen Teil der Personen auf der Strasse von ihren Füßen und ließ sie unsanft mit dem Boden Bekanntschaft machen. Andere versuchten, in den nächsten Hauseingängen Schutz zu suchen und ein anderer Teil stand einfach nur da und starte auf das Haus, in dessen Wand nun ein großes Loch klaffte.
"Was warn das jetzt für eine Scheiße?", schrie die raue Stimme.
"Vielleicht der Fisch?", erwiderte jemand.

***


"Und wie habt ihr die Situation dann in den Griff bekommen", fragte Oberleutnant Venezia Knurblich, Leiterin der FROG Abteilung, Stabsspieß Atera, Leiterin der SEALS.
"Zum Glück kam jemand auf die Idee, es mit dem Ölteppichauffangnetz zu versuchen. Damit konnten wir verhindern, dass sich die Fettschicht weiter ausbreitete."
"War es wirklich so schlimm, wie viele behaupten? Ich meine, wir wissen, wie es um den Ankh steht. Da macht etwas Fett mehr oder weniger doch nichts aus."
Mit entsetzten Augen starrte Atera die Wergnomin an.
"Um Himmels willen. Wir reden hier von Schanppers Fett und dem Ankh. Stell dir mal vor, die oberen Schichten des Flusses würden sich zersetzen und die Gerüche aus den unteren Regionen würden an die Oberfläche kommen."
Schweigend versuchte sich Veni ein Geruchsbild vorzustellen.
"Du weißt doch, wie der Ankh stellenweise im Sommer richt."
Ein Kopfnicken.
"Und jetzt stell dir den Geruch ums hundertfache verstärkt vor."
Ein kurzes: "Oh" war die Antwort.
"Du siehst. Wenn sich der Fettfilm noch weiter ausgebreitet hätte, würden ein großer teil der Stadt buchstäblich im Mief ersticken."
Venezia rieb sich nachdenklich das Kinn.
"Und wie geht es deiner Mannschaft jetzt?"
"Nunja, ein paar haben ihren Geruchssinn noch immer nicht zurückerlangt. Aber bis morgen sollte eigentlich jeder wieder fit sein."
"Dann ist ja gut. Wisst ihr auch schon, wie Schnappers Würstchenwagen in den Ankh gelangt ist? Will er etwa sein Geschäft aufgeben?"
"Dagegen wäre nichts einzuwenden", witzelte die SEALS Leiterin und erntete dafür ein paar finstere Blicke ihrer Kollegin.
"Oh entschuldige bitte. Aber du bist so ziemlich die einzige Person, die mir auf die schnelle einfällt, die Gefallen an seinen Würstchen findet. Wenn man sie so nennen kann."
"Jaja, jedem das seine. Aber wie ist denn nun der Wagen in den Ankh geraten?"
"Laut seiner Aussage haben ein paar Jugendliche ihm den Wagen in einem Moment der Unachtsamkeit geklaut und haben ihn dann im Ankh versenkt. Seine Aussage wurde von ein paar Zeugen bestätigt."
"Also war es nur ein dummer Jugendstreich?"
"Sieht ganz danach aus", lachte Atera. "Aber einen Vorteil hat die Sache."
"Und das wäre?"
"So wird er endlich mal gezwungen, neues Fett zu verwenden. Obwohl ihm das auch nicht viel nützen wird."
"Wir werden sehen. Vielleicht wird er ja doch noch.."
Ein Klopfen an der Tür unterbrach Venezia in ihrer Antwort,
Mit einem kurzen: "Herein" forderte sie den Klopfer auf, ihr Büro zu betreten.
Die Tür öffnete sich langsam und ein ihr unbekannter Mann betrat den Raum. Sie konnte aber sofort erkennen, dass es sich um einen Vampir handelte. Die blasse Hautfarbe und der Umhang deuteten jedenfalls darauf hin. Nur die hochgegelten dunkelblonden Haare waren sehr ungewöhnlich für einen Vampir.
Der Besucher schaute sich kurz in dem Büro um und sagte dann: "Tach, ich suche einen Oberleutnant Knurblich."
Veni warf Atera einen verwunderten Blick zu und wandte sich dann an ihren Gast.
"Das bin ich. Und sie sind?"
Der Vampir betrachtete die Wergnomin ungläubig und runzelte die Stirn.
"Ich dachte du wärst 'n Typ."
"Leider falsch gedacht."
"Und außerdem etwas größer."
"Leider wieder falsch."
Der Unbekannte zuckte lässig mit Schultern.
"Kann man nichts machen."
"Hhmm, da ich Sie jetzt vom Gegenteil überzeugt habe, wären Sie vielleicht so freundlich und würden mir mitteilen, wer Sie eigentlich sind und was Sie von uns wollen?"
"Ey also, ich bin Vampino."
"Und was können wir für sie tun Herr Vampino?"
"Es heißt nur Vampino."
Venezia verdrehte die Augen.
"OK Vampino. Und was kann ich für [b]dich[/b] tun."
"Also, ich bin mit meinen Freunden hier in Ankh-Morpork um heute Abend ein Konzert zu geben."
"Moment. Ihr seid die Untoten Socken?", fragte Atera. "Ihr seid die Band, die heute Abend im Hide Park spielen?"
"Genau die sind wir.", antwortete Vampino und lächelte so, dass seine spitzen Eckzähne zum Vorschein kamen.
"Du weißt davon?", fragte Veni ihre Kollegin.
"Humph hat mir davon erzählt. Er will das Konzert dafür nutzen, um ein paar Rekruten zu testen."
"Ey, wir brauchen mehr als ein paar Rekruten.", protestierte Vampino. "Immerhin ist vor kurzem unser Haus in die Luft geflogen."
"Wie bitte?", fragte Venezia.
"Ja genau. Das Ding steht nicht mehr. Und dann ließ man uns diesen Brief zukommen."
Der Vampir kramte kurz in einer Innentasche seines Anzuges herum, fischte ein Blatt Papier heraus und hielt es erst Venezia auffordernd vors Gesicht und übergab es dann, nachdem sie ihn mit ein paar Gesten auf das Größenverhältnis zwischen Papier und Gnom aufmerksam gemacht hatte, an Atera weiter.
"Was steht denn drin?", fragte die FROG Abteilungsleiterin, woraufhin Atera den Brief vorlas.
Die Wergnomin kommentierte gewisse Stellen mit einem "Aha" oder "Oh" oder gar einem lang gezogenem "Hhmm".
"Das klingt nicht gut", ergriff sie das Wort, als Atera den Brief zu Ende gelesen hatte.
"Das kann man wohl sagen.", antwortete Vampino. "Heute Abend brauchen wir größeren Schutz. Und ich habe mir sagen lassen, dass ihr dafür am geeignetsten seid."
"Das stimmt."
"Also, was wollt ihr tun?"
"Um genauer vorzugehen, bräuchten wir erst einmal mehr Informationen. Aber zu allererst trommeln wir die Truppe zusammen."

***


An einem dunklen Ort, bei einem geheimen Treffen[2]
Vorsichtig betrat eine Person den Raum und setzte sich an den einzigen Tisch im Zimmer. In dem Raum war niemand sonst anwesend, außer der zweiten geheimen Person, die ebenfalls an dem Tisch saß. Sie war so geheim, weil ihr Gesicht nicht vollständig im Kerzenlicht zu sehen war. Nur die Spitze eines spitzen Kinnes war zu sehen. Der Rest lag in mysteriösen Schatten.
"Bist du sicher, dass dieses Treffen sicher ist? Ich meine, das Hinterzimmer eines Gasthauses?", fragte die eine Person den Neuankömmling.
"Natürlich Chef. Niemand hat uns gesehen und niemand kennt uns. Wir sind hier ganz unter uns.", antwortete der unbekannte Neuankömmling.
"Dann ist gut.", antwortet die Person, die Chef genannt wurde.
"Aber wir brauchen wirklich bald unser eigenes geheimes Hauptquartier", erklärte die andere Person. "Es kommen immer mehr Menschen, die wie wir denken. Langsam wird es schwer einen Raum zu finden, wo wir unsere geheimen wöchentlichen Sitzungen abhalten können."
"Das wird unser nächstes Ziel sein", prophezeite Chef. "Aber kommen wir auf unsere jetzige Aufgabe zurück. Wurde der Brief übermittelt?"
"Ja Chef."
"Wurde er auch so verfasst, wie ich es befohlen hatte?"
"Natürlich, du kannst dich selbst davon überzeugen. Ich habe eine Abschrift davon bei mir."
Ein Blatt Papier wechselte den Besitzer und wurde entfaltet.
"Hallo ihr verwurmten Bastarde", las Chef vor und nickte.
"Das gefällt mir."
"Danke Chef. Hab ich selbst geschrieben."
Der unbekannte Chef las weiter.
"Die Explosion hatte nicht den gewünschten Erfolg, aber seht es als Warnung. Niemand will euch Untotes Gesocks spielen hören. Wenn ihr das Konzert nicht absagen solltet, werdet ihr und eure Fans den Abend nicht überstehen und werdet endlich so sein, wie ihr eigentlich sein solltet. Nämlich mausetot.

Schöne Grüß

HIRN

Heimliche Infragegesteller Rücksichtsvoller Neuordnung

Unser Motto: Bist du tot, bleib auch tot



Zufrieden nickte Chef erneut mit dem Kopf.
"Nicht schlecht."
"Danke Chef."
Wäre es nicht so dunkel gewesen, hätte man sehen können, wie sich die Wangen der anderen Person langsam rot färbten.
"Nur die schönen Grüße lässt du bei nächsten Mal bitte weg."
"Alles klar Chef. Aber glaubst du ernsthaft, dass die das Konzert absagen?"
"Natürlich nicht. Diese untoten Monster lassen sich doch von nichts und niemanden einschüchtern."
"Aber unserem Informationen, hat sich der Sänger schon an die Wache gewandt. Was machen wir mit denen?"
"Ach Pustekuchen. Die Wache ist doch unfähig. Wir bleiben bei unserem Plan."
Der ominöse Chef überlegte kurz.
"Wie sieht es mit unserem Mann vor Ort aus? Macht er Fortschritte?"
Trotz des schlechten Lichtes war zu sehen, wie die andere Person den Kopf schüttelte.
"Kann ich nicht sagen. Wir hatten keinen Kontakt mehr mit ihm. Wir müssen warten, bis er zu uns kommt. Jede andere Vorgehensweise würde nur die Mission gefährden."
Erneut ein kurzer Moment des Schweigens.
"Also gut", begann Chef schließlich. "Wir treffen uns wie vereinbart am abgemachten Ort. Dann werden wir diese Untoten Hampelmänner beseitigen und Ankh-Morpork wird endlich erfahren, dass wir nun für eine saubere Stadt sorgen werden.
"Jawohl Chef. Wir werden siegreich sein."
"Und das nächste Mal, suchen wir uns ein Zimmer mit Fenster oder wir besorgen uns mehr Kerzen. Hier sieht man ja die eigene Hand vor Augen nicht."
"Jawohl Chef."
"Aber nichts billiges. Am besten wäre etwas edles. Zum Beispiel ein Boden aus Marmor."
"Übersteigt das nicht unsere Finanzen etwas?"
"Vielleicht etwas mit geschliffenem Granit?"
"Wir sollten lieber bei normalem Stein oder Holzboden bleiben."
"Wir können ja einfach Teppich verlegen."

***


"Nur das ich das richtig verstanden habe. Das explodierende Essen stammt angeblich von einem Herrn Hong?", fragte der Püschologe Araghast Breguyar.
"Ja genau.", antwortete Vampino.
"Und der Herr Hong wäre angeblich der Besitzer eines Fischimbisses?"
"Das hat jedenfalls der Bote behauptet."
Ein Flüstern ging durch die Reihen der, sich in Venis Büro versammelten, FROG Mitglieder.
"Eine Befragung des Imbiss Besitzers fällt jedenfalls schon mal flach", antwortete Sidney.
"Wieso denn", fragte Vampino. "Was ist denn mit diesem Herr Hong? Der Penner wollte uns vielleicht in die Luft sprengen."
Erneut war das Flüstern zu hören.
"Ist er etwa schon tot?"
Und wieder war das Flüstern zu hören.
"Das weiß keiner so genau", antwortete Valdimier. "Eigentlich weiß niemand so genau, was mit Herrn Hong passiert ist."
"Um noch einmal auf diese Organisation zurückzukommen", ergriff Kanndra das Wort um die Disskusion in eine andere Richtung zu führen. "HIRN? Von denen hab ich noch nie etwas gehört. Ihr etwa?"
Allgemeines Kopfschütteln.
"Ich hab mich mal kurz mit Tricia unterhalten", erklärte Venezia. "Selbst RUM hatte noch nie etwas von HIRN gehört. Scheint eine neue Organisation zu sein."
"Und sie scheinen etwas gegen Untote zu haben."
"Na da sind sie ja bei uns genau richtig", antworte Zaddam Boschnigg sarkastisch. "Viel [b]Leben[/b] steckt in unsere Abteilung ja nicht mehr."
Ein kurzes aber heftiges Lachen füllte den Raum aber Venezia ermahnte schnell wieder zur Ruhe.
"Wir dürfen die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen. HIRN scheint es ernst zu meinen und so wie ich es sehe, war es Glück, dass die Bombe nicht den erwünschten Erfolg hatte. Außerdem können wir sicher sein, dass es nicht der letzte Versuch gewesen sein wird."
Ein Raunen ging durch die Reihen und Gold Moon ergriff das Wort.
"Wäre es unter diesen Umständen nicht besser, das Konzert abzublasen? Immerhin könnte jemand.."
"Das kommt überhaupt nicht in Frage", unterbrach sie Vampino empört. "Wir sind nicht extra nach Ankh-Morpork gekommen um dann hier nutzlos auf unseren Hintern zu sitzen. Außerdem lassen wir uns nicht von irgendeiner dahergelaufenen Organisation einschüchtern."
"Wer wir sind?", fragte Malachit.
"Na ich und die anderen. Knuddel, Fromm, Berti, Kalti und meine Wenigkeit. Die untoten Socken halt. Wir kommen aus Überwald und haben schon in vielen anderen Städten und Ländern gespielt."
Während Vampino damit beschäftigt war, die Geschichte der Gruppe zu erzählen, lehnte sich Rogi Feinstich sich zur Seite und flüsterte leise zu Valdimier: "Fiemlich komife Namen haben die ja. Findeft du nicht auch?"
"Ich weiß", erwiderte Valdimier van Varwald vorsichtig, ohne den Blick von Vampino zu nehmen. "Aber nachdem, was man so auf den Strassen und der Bahre hört, sollen die recht gut sein."
"Waf für Mufik fpielen die denn?"
"So genau konnte das keiner beschreiben. Die meisten Leute sagen aber, dass sie ziemlich wild spielen und auf der Bühne herumspringen, als ständen sie vor einer verschlossenen Aborttür und müssten mal dringend."
"Und daf foll gut fein?"
"Keine Ahnung. Aber wir werden es sicher heute Abend herausfinden."

***


Eine Stunde später

Die FROGS waren Vampino zu der neuen Unterkunft der Band gefolgt und standen nun vor einer verschlossenen Tür.
"So, dann will ich euch mal den Rest der Band vorstellen"
Schwungvoll öffnete Vampino die Tür und betrat den Raum.
"Ey, ihr faulen Säcke. Steht mal auf. Hier sind die Typen, die ab jetzt auf uns aufpassen."
Als die FROGS den großen Raum betraten, standen ihnen vier weitere Personen gegenüber. Es war nicht schwer zu erkennen, dass mindesten 2 von ihnen untot waren. Es mochte wohl daran liegen, dass man Mumien und Zombies am leichtesten erkennt.
"Also", begann Vampino. "Die zwei Typen, die ganz normal aussehen, sind Knuddel und Berti. Aber der die sehen nur normal aus. In Wirklichkeit sind sie Werwölfe."
"Wusste ich es doch.", murmelte Sidney und tippte sich kurz an die Nase.
"Die zwei spielen die Gitarren in der Band und Berti ist außerdem fürs Essen zuständig. Er ist ein Spitzenkoch."
Er deutete auf die Mumie.
"Das ist Kalti und unser Bassist. Er hat lange gebraucht einen Weg zu finden, dass sich die Bandagen nicht immer in den Saiten verheddern."
Unter den ganzen Bandagen konnte man nicht genau erkennen, was es für eine Bewegung war. Doch es sah ganz danach aus, als würde Kalti das Gesicht verziehen.
"Sehr witzig Vampino. Wieso erzählst du ihnen nicht auch, wie du dir mal Platte einwerfen wolltest und festgestellt hattest, dass es Asche war."
Ruckartig drehte sich Vampino zu den Wächtern um du gestikulierte den Armen.
"Ich äähhh. das war damals. Heute würde ich so was nicht mehr machen."
"Ich dachte, das wäre erst letzte Wo.", begann der Zombie.
"Und der Kollege mit den vielen angenähten Körperteilen und der sich gerade vorstellen wollte, ist unser Schlagzeuger Fromm."
Da er wieder mit den Rücken zu ihnen stand, konnten die Wächter die wütenden Blicke nicht sehen, die Vampino dem Zombie zuwarf.
"So Leute. Und das sind unsere Aufpasser für heute Abend. Ihr Boss ist."
Verwirt schaute er die Wächter an.
"Wo sind denn eure Chefin und der große Troll hin?"
"Die sind zusammen mit Sidney zum Hide Park gegangen, um sich dort schon mal die Bühne anzuschauen", erklärte Araghast. "Sollte HIRN noch mal zuschlagen, werden sie es sicher während des Konzertes versuchen."
"HIRN?", fragte Kalti. "Die Typen, die uns die andere Bude in die Luft gesprengt haben?"
"So sieht es aus."
"Und wenn schon?", rief Knuddel entschlossen "Wir wären nicht die untoten Socken, wenn wir uns von so ein paar Spinnern unterkriegen lassen würden. Oder täusche ich mich da?"
"Niemals."
"Genau."
"Die Penner können uns mal kreuzweise."
"Genau. Die brauchen schon mehr als so eine Bombe, um uns aus dem Verkehr zu ziehen."
"Na das kann ja heiter werden.", murmelte Kanndra.
Doch ihre Stimme verlor sich im Gegröle der Band.

***


Venezia war in ihre Gedanken vertieft, als Sidney sie etwas fragte.
"Entschuldige. Was wolltest du?"
"Ich fragte, ob du schon einen Plan hast. Die Bühne und der Bereich davor sind ziemlich groß. Da wird es schwer, überall aufzupassen."
"Ich weiß", antwortet die Wergnomin von seiner Schulter aus. "Ist dir an dieser Bühne eigentlich irgendetwas Seltsames aufgefallen?"
Der Werwolf schüttelte den Kopf.
"Sah für mich eigentlich ganz normal aus."
"Und vielleicht etwas seltsames gerochen?"
"Nein auch nicht. Wieso fragst du?"
Venezia kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Nunja, weißt du. Die haben es beim ersten Mal allem Anschein mit Pulver Nummer 1 versucht und werden es bestimmt wieder versuchen."
"Dafür würde ich gerne den Ort noch mal in meiner anderen Gestalt besuchen. Dann könnte ich auf Nummer sicher gehen."
"Das wäre nicht schlecht. Am besten löst du nachher zusammen mit Kanndra Malachit bei der Bühne ab. Dann kannst du noch etwas herumschnüffeln."

***


Erneut verfluchte Berti sein Schicksal. Nicht nur, dass die Explosion fast seine gesamte Kochbuchsammlung zerstört hatte. Jetzt sollte er auch noch das Essen für all die Wächter zubereiten.
"Als kleine Anerkennung für die Mühe die wir machen", hatte Vampino gesagt.
"Er steht ja jetzt nicht hier in der Küche", murmelte Berti vor sich hin als er gerade dabei war eine Kartoffel zu schälen.
"Wer muss hier nicht stehen?", ertönte eine Stimme hinter ihm.
Der Werwolf wirbelte herum und starte in die Augen der Elfe Gold Moon.
"Musst du mich so erschrecken?", rief er empört. "Und was willst du hier überhaupt?"
"Meinen Befehl ausführen. Wir sollen keinen von euch aus den Augen lassen."
"Ach ist das so?"
"Ja, das ist so, und du kannst den Kartoffelschäler ruhig wieder normal in die Hand nehmen. Du musst mich damit nicht erstechen."
"Das wäre auch sehr unappetitlich. Damit will ich noch die Kartoffeln schälen."
"Deswegen wird er ja auch so genannt."
Berti drehte sich wieder um und fing an die nächste Kartoffel zu schälen.
"Na ja, ich hatte eigentlich nicht vor Blutkartoffeln zu machen."
Gold Moon schaute ihm neugierig über die Schulter und beobachtet ihn dabei, wie er die Erdfrüchte häutete. Dann viel ihr Blick auf einen Gegenstand, der aufgeschlagen neben ihm auf dem Tisch lag.
"Cornelius Braunteig's Hilfe für den kleinen Hobbykoch", las sie vor.
Berti ballte eine Faust und zitterte kurz, als er versuchte seine Beherrschung zu wahren.
"Das ist alles was mir geblieben ist."
Schlagartig veränderte sich seine Stimme und glich einem traurigen Jammern.
"Als man uns die Bude unter dem Hintern weggesprengt hat, wurden unsere Vorräte und meine kostbare Sammlung zerstört. Alles was mir geblieben ist, ist dieser Sack voller Kartoffeln und dieses Anfängerkochbuch. Das liegt unter der Würde eines jeden Koches."
Gold Moon nahm das Kochbuch und blätterte ein wenig herum.
"Wie wäre es denn hiermit?", fragte sie und zeigte dem Gitarristen und Koch eine Seite.

***


An einem anderen dunklen Ort

Es waren mehrere Personen, die an dem geheimen Treffen von HIRN teilnahmen. Da HIRN keine Kleiderordnung hatte oder gar auf irgendwelche lächerlichen Kutten setzte, kam jeder in seiner normalen Arbeitskleidung. Ein geschultes Auge hätte erkennen können, aus welchem Beruf die jeweilige Person kam.
Doch selbst wenn ein geschultes Augen anwesend wäre. Es war viel zu dunkel, um überhaupt irgendetwas genauer zu erkennen können.
"Ganz schön dunkel hier", erklang eine Stimme.
Eine weitere Stimme meldete sich zu Wort.
"Warum haben wir hier keine Kerzen?"
"Ist das Zimmer etwa mit Teppich ausgelegt?"
"Ist der Chef schon da?", fragte eine andere.
"Ja ist er", antwortete Chef.
In der Dunkelheit war es für ein leichtes gewesen, unbemerkt an das Rednerpult zu gelangen.
Schlagartig wurde es ruhig in dem Raum.
"Hört alle her", verkündete er. "Heute ist ein großer Tag für HIRN. Heute Abend wird ganz Ankh-Morpork erfahren, dass es uns gibt und was unsere Absichten sind."
Lautes Klatschen erklang und wurde von Zwischenrufe wie "Wir zeigens diesem Untoten Pack" oder "Die werden sich wünschen, nie gestorben zu sein" unterstützt.
"Ruhe bitte. Ist Franz schon hier?"
Aus der Dunkelheit des Raumes und zwischen den verschiedenen Mitgliedern rief jemand "Ja, ich bin hier."
"Sehr gut Franz", erwiderte Chef. "Sind die Arbeiten an der Bühne vollendet?"
"Ja Chef."
"Und konntest du auch alles unbemerkt vorbereiten?"
"Natürlich Chef. Das wird ein schönes Feuerwerk."
"Und du traust dir zu, dass du heute Abend unbemerkt da rein kommst?"
"Natürlich Chef. In dem Zaun hab ich extra ein paar Leisten locker gelassen. Da komme ich ohne Probleme durch. Die dummen Wächter werden eine Infiltrationsmanöverdemonstration erleben, die sich gewaschen hat."
"Infiltra..Inflatri..Infiltriwas?"
"Ich zeige den Wächtern, wie man sich unbemerkt wo einschleicht", korrigierte sich Franz. "Die werden noch ihr blaues Wunder erleben."
"Du hast unser Vertrauen Franz. Enttäusche uns nicht."
"Niemals Chef ."
"Sehr gut. Damit beende ich auch schon dieses Treffen. Und vergesst nicht. Nur ein toter Untoter ist ein guter Untoter."
Langsam verließen die Mitglieder den dunklen Raum, bis nur noch 2 Personen übrig waren.
"Karl?", fragte Chef.
"Ja Chef?", antwortet Karl.
"Karl, glaubst du, dass es Franz wirklich schaffen wird?"
"Ich weiß nicht Chef."
"Du weißt, was passiert, wenn es nicht funktionieren sollte, oder?"
"Natürlich Chef."
"Dann ist gut. Du kannst gehen."
"Jawohl Chef."

***


"Brattkartoffeln? Warum zur Hölle gibt es heute nur Bratkartoffeln Berti?"
"Weil sonst nichts anderes da war Vampino? Weil alles andere in die Luft geflogen ist Vampino?"
"Ey, schon gut. Reg dich ab Berti. Was'n los mit dir? So kenne ich dich gar nicht."
"Also die schmecken gar nicht mal so schlecht", versuchte Bregs mit halb vollem Mund zu erklären, um die Situation etwas zu schlichten.
Unterstützt wurde er von den bestätigenden Schmatzen seiner Kollegen.
"Ach, es ist das alles hier. Wir sitzen hier nur rum und sind von Wächtern umgeben. Das drückt schon ziemlich aufs untote Gemüt. Ich will lieber raus gehen und die Fetzen fliegen lassen. Wieso können wir nicht einfach."
Er stockte, als sich die Tür öffnete und Malachit den Raum betrat.
"Ich wieder da sein."
"Sehr gut", antwortete Venezia. "War irgendetwas?"
"Nein. Nichts gewesen sein. Sidney nun aufpassen auf Bühne."
"Wie genau gehen wir heute Abend eigentlich vor?", fragte Zaddam. "Schon einen Plan?"
Venezia nickte bestätigend mit dem Kopf. "Ich denke schon. Wir werden wieder kleinere Grüppchen bilden und uns dann auf dem Gelände aufteilen. Genaueres besprechen wir vor Ort, wenn Vampino und seine Jungs die Instrumente aufbauen."

Es vergingen ein paar Minuten, in denen sich über die verschiedensten Sachen unterhalten wurde. Die Socken waren gerade dabei zu erzählen, wie es dazu kam, dass sie ein untotes Dasein fristeten, als plötzlich ein Scharren am Fenster erklang.
Aus Reflex griffen die Wächter zu ihren Waffen.
"Was ist das?", fragte Vampino. "Wollen die Hirnies etwa durchs Fenster rein?"
"Mach mal halblang Vampino. Wärest du so verrückt und würdest einen Raum voller Wächter angreifen?"
"Also wenn du so fragst."
"Spar dir die Antwort."
Vorsichtig öffnete Valdimier das Fenster.
"Ist nur eine Taube."
"Eine von unseren?"
"Moment."
Als Antwort hörte man das leise Klatschen von Taubenkot und ein zufriedenes Gurren.
"Bäh, sieht ganz danach aus. Hat einer mal ein Taschentuch?"
"Hat sie eine Nachricht dabei?"
"Ja, hat sie. Rogi, kannst du denen nicht mal ein magenfestigendes Futter geben?"
Mit leichtem Ekel wischte sich Valdimier den Darminhalt der Taube von seinem Ärmel.
"Was steht denn drin? Ist sie von Sidney oder Kanndra?"
Valdimier überflog den Zettel und schaute dann zu seinem Vorgesetzten.
"Ja, ist von den beiden. Du sollst bitte so schnell wie möglich zu Bühne kommen."
"Warum? Was ist denn?"
"Das steht hier nicht drin."
Die Wergnomin überlegt kurz.
"Also gut Leute. Ich werde mit Valdimier zur Bühne gehen und nachschauen, was los ist. Wann soll das Konzert losgehen?"
"So in etwa 2 Stunden", erwiderte Kalti. "So etwa 30 Minuten früher wollten wir die Leute reinlassen."
"Wie lange braucht ihr etwa, um eure Sachen aufzubauen?"
"Geht eigentlich ganz schnell. Ich denke nicht länger als 20 Minuten."
"Dann würde ich sagen, ihr fahrt so in etwa einer Stunde los. So bleibt uns noch genug Zeit, uns auf den Einsatz vorzubereiten."
Allgemeines Kopfnicken.
"Noch Fragen?"
"Nein Ma'am.", ertönte es aus vielen Mündern gleichzeitig.
"Also gut. Dann mal los Valdimier."
"Ja Ma'am."
Auf den Schultern des Vampirs verlies sie das Zimmer.

***


Hide Park ca. 10 Minuten später

Val konnte Kanndra und Sidney auf dem Bühnerand sitzen sehen, als er mit Venezia auf der Schulter am Park eintraf.
"Ihnen scheint es jedenfalls gut zu gehen."
"Mal sehen, was sie wollen."
Als sie den beiden näher kamen, konnte sie die Besorgnis sehen, die den beiden ins Gesicht geschrieben stand.
"Wir haben ein Problem", antwortete Sidney, bevor Venezia überhaupt eine Frage stellen konnte.
"Was ist denn los?"
"Ich hab mal ein bisschen herumgegschnüffelt und dabei hab ich etwas Beunruhigendes gefunden."
"Und das wäre?"
"Kommt mal mit."
"Ich bleibe hier und passe auf, dass niemand kommt.", erklärte Kanndra und blieb sitzen.
Sidney führte seine Kollegen hinter den Vorhang, der einen direkten Einblick auf die Bühne verhinderte und öffnete eine kleine Falltür.
"Wartet hier."
Er stieg die kleine Luke herab um einen kurzen Moment später mit einer kleinen Kiste an die Oberfläche zurückzukommen.
"Ich kann von Glück sprechen, dass ich sie überhaupt gefunden habe. Das ganze Holz hier ist noch sehr frisch und der Geruch überdeckt einfach alles."
Er stellte sie vor sich auf den Boden und öffnete sie vorsichtig.
"Und außerdem war sie da unten sehr gut versteckt."
Venezia starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Inhalt.
"Das sieht nicht gut aus."
"Da unten hängen noch vier weitere von den Dingern. Ich kenne mich zwar nicht so gut damit aus. Aber ich glaube, wenn die hochgehen, fliegen die Trümmer bis zum Mond."
"Charlotta könnte uns jetzt sicher weiterhelfen."
Veni schüttelte den Kopf.
"Sie kann uns zur Zeit leider nicht helfen. Sie befindet sich mit ihren Rekruten gerade auf einer Art Überlebenstraining außerhalb von Ankh-Morpok."
"Dann sagen wir das Konzert ab?"
Erneut schüttelte Venezia den Kopf.
"Nein, ich hab eine Idee. Wir machen folgendes."

***


Noch 40 Minuten bis Konzertbeginn

Während die Band mit dem Aufbau und Einrichten ihrer Instrumente beschäftigt waren, hatte sich die FROG Mannschaft um eine Skizze der Bühne versammelt. Nur Malachit und Gold Moon waren nicht anwesend. Sie standen am Eingang um die schon anwesenden Zuschauer im Auge zu behalten.

"Also, Malachit und Gold Moon werden die Karten kontrollieren und die Zuschauer auf Waffen untersuchen. Die beiden scheinen mir für diese Aufgabe genau die richtigen zu sein. Einer Elfe widerspricht man nur selten und einem Troll lieber niemals."
Ein kurzes Lachen erklang. Jeder von ihnen konnte sich bildhaft vorstellen, was passieren würde, wenn man Ärger mit einem Troll anfinge.
"Bregs, du begibst dich unter die Zuschauer und schaust dort nach verdächtigen Personen."
"Bekomm ich dafür auch so ein Band T-Shirt?", fragte er hoffnungsvoll. "Sonst sieht doch jeder sofort, dass ich von der Wache bin."
"Na gut. Kann nicht schaden. Kommen wir nun zu den anderen. Kanndra, Rogi und Sidney werden sich hinter der Absperrung aufhalten und aufpassen, dass niemand versucht, auf die Bühne zu klettern."
Mit einem Kopfnicken bestätigten die drei ihre Aufgabe.
"Zaddam? Du wirst dich auf das Dach begeben und von dort die Umgebung im Auge behalten. Valdimier und ich werden."
Ein blecherndes Geräusch erklang hinter ihnen, als eine pizzagroße Metallscheibe auf den Boden viel.
Kurz darauf brüllte Vampino: "Verdammt Fromm. Kannst du nicht aufpassen? Du schaffst es noch eines Tages, alles zu zerstören."
"Gibt es ein Problem?", fragte Veni den Sänger.
"Nein, kein Problem. Fromm hat nur eins seiner Becken fallengelassen."
"Also gut", wandte sie sich zurück an ihre Kollegen. "Ihr wisst alle, was Sidney unter der Bühne gefunden hat?"
Die Wächter nickten bestätigend mit dem Kopf.
"Dann wisst ihr auch, was wir dagegen unternommen haben. Also macht euch keine Sorgen. Noch Fragen? Nein? Ok, dann alle Mann auf ihre Posten."

***


Noch wenige Minuten trennten die Socken vor ihrem großen Auftritt in Ankh-Morpork.
Deutlich war das ungeduldige Publikum zu hören.
Vorsichtig schaute Vampino durch einen Schlitz im Vorhang.
"Na ja, eigentlich hatte ich mit etwas mehr Publikum gerechnet. Das sind vielleicht nur 150 bis 200 Leute da draußen."
Knuddel schüttele den Kopf.
"Mensch. Wir sind das erste Mal hier in Ankh-Morpork. Das sind sicher alles Typen, die uns schon woanders beim Spielen zugeschaut haben. Hier kennt uns noch kein Schwein. Wenn wir heute Abend fertig sind, werden die uns das nächste Mal mit offenen Armen empfangen."
"Oder sie jagen uns heute Abend aus der Stadt."
"Schnauze Kalti. Also gut. Dann legen wir mal los. Auf geht's Leute. Knuddel? Zieh den Vorhang hoch."

***


Begleitet von wildem Händeklatschen erhob sich langsam der Vorhang und gab den Blick auf die Bühne frei. Erwartungsvoll und bekleidet mit einem Hemd auf dem Ewig währt am längsten stand, befand sich Bregs in der Publikumsmenge. Seinen Haarzopf hatte er geöffnet, nachdem er gemerkt hatte, dass ziemlich viele Zuschauer die Haare offen trugen. Er fragte sich, ob es einen besonderen Grund hatte. Zöpfe waren doch viel bequemer und praktischer.

Jubel brach los, als die Band die Bühne betrat.
"HALLO ANKH-MORPORK!!!!", schrie Vampino. "WIR SIND DIE UNTOTEN SOCKEN UND WIR BEGINNEN DIESEN ABEND MIT WIR EXISTIEREN. EINS-ZWO-DREI-VIER."
Und als die Band mit der Musik begann, veränderte sich etwas. Bregs konnte nicht genau erklären, was es war. Doch etwas in seinem Körper wollte unbedingt im Takt der Musik auf- und abspringen. Am liebsten wollte er es wie die Socken auf der Bühne machen. Knuddel und Berti sprangen mit ihren Gitarren auf der Bühne herum und es sah so aus, als wollten sie versuchen die Saiten von den Instrumenten abzureißen. Auch Kalti und Fromm schienen alles zu geben. Der Schlagzeuger hämmerte wie wild auf seinen Trommeln und Becken ein und gab so einen wahnsinnigen Takt vor. Kalti wirbelte mit seiner Bassgitarre herum und schien wie besessen auf dem Instrument zu spielen.

Und dann fing Vampino an zu singen:

Wir sind geboren worden, ob wir wollten oder nicht.
Von da an ging es abwärts mit unser'm Lebensglück.
Uns're Eltern hatten Pläne, was aus unserm Leben alles wird,
doch jedes einzelne Leben wurden nach und nach zerstört.

Wir haben den Schöpfer gern gemieden und es tat nur einmal weh,
und selbst in 'nem Tempel waren wir bisher noch nie.
Einen richtigen Beruf haben wir leider nie gelernt,
und wie man einen Diener macht, weiss von uns keiner mehr.

Und wir existieren, wir existieren immer noch.
Ja, wir existieren, und es geht uns gut.

Ein Herzschlag ist uns fremd und auch den Puls fühlen wir nie.
Doch wir stehen immer noch und fall'n nicht auf die Knie.
Blasse Farbe oder dickes Fell, ist uns doch egal.
Und selbst die Bandagen stören in keinem Fall.

Und wir existieren, wir existieren immer noch.
Und auf dem Weg nach unten genießen wir jeden Tag.

Und wir existieren, wir existieren immer noch.
Ja, wir existieren, und es geht uns gut.


Bregs hatte alle Mühe, sich wenigstens noch etwas auf die Umgebung zu konzentrieren.

***


Auch Kanndra und Rogi wurden von der Musik regelrecht mitgerissen. Nur Sidney stand ruhig auf seinem Posten und beobachtete die jubelnde Menge.
"Was ist denn los Sidney?", brüllte Kanndra um den Lärm zu übertönen.
"Ach, ich versteh nicht, was daran so besonders sein soll."
"Machst du Witze? Das ist doch einfach göttlich."
"Nicht für mich.", erwiderte er trotzig. "Für mich ist das nichts anderes, als die Musik, die in den meisten Tavernen gespielt wird. Nur lauter und schneller."
Er beobachtet sie und Rogi Feinstich für einen Moment.
"Ich glaube, ihr solltet mal etwas langsam machen und euch lieber auf eure Aufgabe konzentrieren."
"Keine Forge. Wir haben allef im Griff."
"Das glaube ich gern"

***


"EY", schrie Vampino. "Ich weiß nicht, ob ihr es wusstet? Aber ein paar Leute haben bei eurem Boss versucht, dieses Konzert zu verbieten."
Wütende Pfiffe erklangen.
"Man hat sogar heute Mittag versucht uns in die Luft zu sprengen."
Die Pfiffe wurden von Buhrufen unterstützt.
"Doch jetzt sind wir hier und spielen."
Erneut brach wilder Jubel aus.
"Sind hier eigentlich viele Zombies anwesend?"
Aus dem Publikum kam vereinzeltes Gegröle.
"Habt ihr auch das Problem, dass ihr fast auseinander fallt? Dann ist dieses Lied nur für euch. Es heißt EWIGKEIT"

"Na dass kann ja was werden", schoss es Zaddam durch den Kopf.
Die Musik gefiel ihm zwar und er bewegte seinen Kopf leicht im Takt. Das wilde Herumgehüpfe der anderen verstand er allerdings nicht. Was war daran nur so besonders?
So blieb er weiter auf dem Dach liegen und beobachtete die Menge. Seine Armbrust lag griffbereit neben ihm. Vielleicht würde er sie noch brauchen.
Unter ihm fing Vampino damit an, seinen Text zu singen.

Du merkst nicht, wie dein Fleisch zergeht,
auch wenn es so scheint, es bleibt nicht stehn.
Es fault stetig vor sich hin, wie ein Tier, das schon lange tot ist.
Wenn du nachts hellwach in deinem Bett liegst, merkst du, wie es leise fault.

Jeden Tag verfault ein Teil von dir,
jeden Tag fällt was andres ab,
jeden Tag ein Stück, den du verlierst,
und doch hältst du für die Ewigkeit.


***


"Würdest du bitte aufhören, so auf meiner Schulter herumzuhüpfen", ermahnte Val seine tanzende Vorgesetzte.
"Ach, du bist nur neidisch, weil du hier unten nicht genug Platz hast.", schmunzelte Veni.
"Wer sagt denn, dass mir die Musik gefällt?"
"Warum solltest du sonst mit den Beinen so rumzappeln?"
Der Vampir schaute an sich herunter und ein verzerrtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.
"Oh, ist mir gar nicht aufgefallen."
"Sag ich's doch."
"Ich würde auch viel lieber da oben dabei sein und nicht hier unten in der Ecke hocken. Was ist wenn."
Seine Chefin unterbrach ihn mit einer Handbewegung und fing an zu flüstern.
"Pssst. Hörst du das?"

***


Franz hätte nie gedacht, dass es so einfach werden würde. Er war ohne Probleme durch den Zaun gekommen und befand sich nun hinter der Bühne. Die Wache war wirklich blöder, als alle dachten. Vorsichtig entfernte er die zwei Bretter, an denen er vorher die Nägel raus gezogen hatte und krabbelte in das innere. Die anderen Arbeiter waren auch zu sehr damit beschäftigt Verschnaufpausen zu machen, als das sie ihn dabei erwischen würden, wie er gerade die Bühne manipuliert. Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie überhaupt mit der Bühne fertig geworden sind.

Vorsichtig tastete er nach der Zündschnur, die zu den Sprengkästchen gehörte. Als er sie gefunden hatte, entzündete er ein Streichholz.
"Viel Spaß damit, ihr untotes Pack. Mal sehn ob ihr auch im Jenseits spielen könnt."
"Du musst aber ein verdammt schneller Läufer sein, wenn du hier rechtzeitig rauskommen willst."
Franz wirbelte herum und im Licht des Streichholzes erkannte er eine kleine Gestalt, die sich lässig an einen Stützpfosten lehnte.
"Was bist du denn für ein komischer Warzengnom?"
Hinter ihm ertönte ein leises Klicken und als er den Kopf etwas drehte, sah er direkt auf eine geladene Armbrust.
"So spricht man aber nicht mit einer Dame werter Herr.", sagte der Waffenhalter. "Dürfte ich Sie nun bitten, das Streichholz auszumachen?"
"NIEMALS", schrie Franz und entzündete die Lunte. "Lieber sterbe ich bei meiner Pflicht."
Genüsslich verfolgte er, wie die Zündschnur schnell abrannte und sich immer mehr den Kästchen näherte, die er mit Pulver Nummer 1 gefüllt hatte. Allerdings verwirte ihn die Reaktion der zwei unbekannten Personen etwas.
"Siehst du Valdimier? Ich habe dir doch gesagt, dass er es doch tun wird. Zu deinem Glück haben wir nicht um Geld gewettet.", lästerte die Gnomin.
"Wahrscheinlich klang meine Stimme nicht drohend genug."
Ein schlimmer Gedanke schoss Franz in den Kopf. Die zwei Typen waren Wächter und er war ihnen geradewegs in die Falle gelaufen.
Als Bestätigung sah er, wie die Zündschnur in eines der Kästchen hinein brannte und nichts passierte.
"Ihr verdammten Schweine. Was habt ihr mit dem Pulver gemacht?"
"Es woanders hingebracht", antwortet Venezia. "Und Sie lieber Herr sind festgenommen. Wir haben da ein paar Fragen an sie in Betreff auf HIRN."
"Aus mir bekommt ihr nichts das geringste heraus", protestierte Franz, als er von Valdimier nach draußen gezogen wurde. "Eher sterbe ich, als dass ich euch etwas erzähle."
Es stellte sich heraus, dass Franz Recht behalten sollte.
Als Valdimier ihm auf die Füße half, schoss aus dem Dunklen ein Armbrustbolzen heran und bohrte sich in den Hals des frisch Verhafteten, welcher darauf mit einem gurgelnden Geräusch zu Boden ging.
Valdimier warf sich zu Boden.
"Verdammte Scheiße. Wo kam der denn her", fluchte er.
Mit seiner Armbrust zielte er in die Dunkelheit des Hide Parks. Doch es war niemand zu sehen. Neben ihm erklangen die gurgelnden Geräusche von Franz, die nach einem kurzen Moment verstummten.
"Was ist da draußen los", erklang Venis Stimme vom Inneren der Bühne.
"Jemand hat auf unseren Verdächtigen geschossen."
"Ist er tot?"
Valdimier brauchte nur einen flüchtigen Blick auf den blutbesudelten Körper zu werfen um es bestätigen zu können. Er musste die Augen schließen um nicht die Beherrschung zu verlieren. Einen Anfall von Blutdurst konnte er sich jetzt nicht leisten.
"Der Schütze muss den Typen hier schon die ganze Zeit beobachtet haben. Wahrscheinlich will HIRN nicht, das wir allzuviel über sie erfahren."
Erneut hörten sie Vampinos Stimme.
"Und jetzt kommt die Todessymphonie."
Erneut wurde Beifall geklatscht.
"Sehr passend", kommentierte Valdimier.

***


Am dunklem Treffpunkt von HIRN

"Karl?"
"Ja, Chef?"
"Franz hat versagt?"
"Ja Chef. Die Wache hatte ihn erwischt, aber ich habe mich um das entstandene Problem gekümmert."
"Sehr gut Karl. Wenigstens ist auf dich Verlass."
"Danke Chef. Was machen wir jetzt?"
"Was meinst du Karl?"
"Die Band ist nicht zerstört worden."
"Vergiss die Band. Wir haben die Stadtwache unterschätzt. Das nächste Mal wird es kein Pardon geben."
"Jawohl Chef."

***


Am nächsten Tag in Oberleutnants Knurblich Büro

"Und selbst sein Chef wusste nichts über diesen Franz?", fragte Atera.
"Nein, er hatte ihn gestern neu eingestellt. Und die Adresse, die er von Franz bekommen hatte, war falsch", erklärte Venezia. "Die führte nur zu einer Bäckerei und da kannte man keinen Franz."
"Das ist schlecht."
"Du sagst es. Wir wissen eigentlich gar nichts über HIRN. Nur dass sie einen ziemlichen Hass auf Untote zu haben scheinen."
"Das hat man gemerkt."
"Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir von dieser Organisation noch öfters hören werden."

--ENDE--




[1] Was bedeutet, dass noch etwas außergewöhnliches passieren würde. Sonst wäre der Tag sehr unnormal

[2] Geheime Treffen finden immer an einem dunklen Ort statt. Auch wenn dafür extra die Fenster zugemauert werden mußten




Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung