Totes Gebäck

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von Hauptgefreiter Robin Picardo (DOG)
Online seit 21. 04. 2003
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Ein Mord ist geschehen und scheinbar wurde er ohne Lizenz begangen, denn beim Opfer ist keine Quittung gefunden worden. Eigentlich ein klarer Fall für RUM, aber was hat DOG damit zu tun und warum wird ein Dobermann gebraucht?

Dafür vergebene Note: 12


Nichts ist wahr ... alles ist erlaubt.

Hasan ibn Sabbah; "der Alte vom Berge",
Begründer der Assassinen (Rundwelt)




*** In den Schatten ***




Der geneigte Betrachter stelle sich eine typische konspirative 'Übergabeszenerie' in den Schatten vor.
Gräuliches Zwielicht griff nach der größten Stadt der Scheibenwelt und verstärkte den unangenehmen Eindruck.
Der Wind pfiff unangenehm durch die Häuserschluchten.
Standesgemäß trieb er Laub und Kehricht vor sich her. Hier und da waberte halbherzig Nebel vom nahen Ankh in das berüchtigste Viertel der Metropole -den Schatten-. Ab und zu huschten fleckige Ratten über das feuchte Kopfsteinpflaster und rundeten damit das Bild ab.
In einem Hofeingang verhandelten zwei dubiose Gestalten.
Geld wechselte seinen Besitzer und verschwand schnell unter dem Umhang des Entgegennehmenden.
"Denk daran! Wenn du die Sache nicht genauso durchführtst, wie ich es dir gesagt habe, dann bist du der nächste Klient für eine Inhumierung!", sagte die halb im Dunkeln versteckte Gestalt.
"Schon klar! Ich bin ja nicht blöd!", war die barsche Antwort seines Gegenübers. "War nett mit Ihnen Geschäfte zu machen."
"Ja, schon gut!", brummte der Auftraggeber und verschwand grußlos in einer der vielen lichtarmen Gassen.



*** Irgendwo in Ankh-Morpork ***




Die dunkle Nacht begünstigte das Vorankommen des Maskierten.
Behände bewegte er sich auf losen Dachschindeln, ohne dass sie verrutschten oder zu Boden fielen und zerbarsten. Die jahrelange, harte Ausbildung ließ ihn katzengleich die Balance halten. Es schien, als verschmelze er mit dem düsteren Hintergrund des Nachthimmels. An seinem Ziel angelangt sank der dunkle Mann vorsichtig auf ein Knie, immer noch darauf bedacht keinerlei Geräusch zu verursachen. Geschickt entfernte er eine Schindel des Daches, und spähte in den darunter liegenden Raum. Mit einem wissenden Lächeln zog der erfahrene Assassine eine Rolle schwarzen Bindfaden aus einer seiner vielen Taschen. Vorsichtig entrollte er ein Stück , zielte kurz und ließ den Faden durch das Loch im Dach langsam in das Schlafzimmer herab.
In dem Raum lag augenscheinlich ein schlafendes, älteres Ehepaar im Bett und verursachte die üblichen Geräusche, die nach zwanzig oder mehr Ehejahren, beinahe ausschließlich aus einem solchen Raum drangen -Schnarchen, rasselnder Atem und ab und zu ein Husten oder ein Körperwind-.

Der dünne Faden senkte sich von der Decke herab. Es sah aus, als ob sich eine Spinne abseilte, nur dass es in diesem Fall an einer Spinne mangelte. Das Garn stoppte kurz und wurde offensichtlich neu ausgerichtet auf seinem 'Marsch' nach unten. Der Faden verharrte vor dem Mund des Mannes der sich beim Einatmen stetig öffnete und wieder schloss.

Der schwarzgekleidete Meuchelmörder zog ein weiteres Utensil aus einer seiner Gürteltaschen. Ein kleines, ebenfalls schwarzes Fläschchen schmiegte sich in seine behandschuhten Finger. Mit einem zarten Plop, kaum hörbar, entkorkte er die Phiole, sehr darauf bedacht, nichts an etwaig ungeschützte Stellen seiner Haut zu bekommen. Noch einmal versicherte sich der Attentäter, ob der Faden genau über seinem Ziel hing. Vorsichtig neigte er den Hals der kleinen Flasche an das Garn. Eine sirupartige Flüssigkeit bahnte sich tropfenförmig, unterstützt durch die Scheibenanziehung, ihren Weg nach unten. Gekonnt verkorkte der dunkle Mann mit der freien Hand die Phiole wieder und steckte sie zurück an ihren angestammten Platz.

Die 'Operation' befand sich nun in ihrer kritischsten Phase. Der Assassine hielt den Atem an und betete zu seinen Göttern, dass sein Klient ruhig liegen blieb.

Der erste Tropfen befand sich nun am Ziel seiner circa zwei Meter langen Reise. Beinahe widerwillig löste er sich von dem Faden und befand sich nun im freien Fall.

Eine große, mit einem schwarzen Umhang bekleidete Gestalt, materialisierte sich im Schlafzimmer des Ehepaares. In der einen Hand hielt er eine mehr als scharfaussehende Sense, in der Anderen eine kleine Sanduhr.

In der oberen Hälfte der Uhr befanden sich nur noch wenige Sandkörner.

Wie Tau traf der zähe Tropfen im Mund des Schlafenden auf, einige weitere seiner 'Kameraden' gesellten sich nach kurzer Zeit zu ihm. Als der Tropfenstrom versiegte machte sich die dunkle Gestalt daran, die todbringenden Verlängerung wieder einzuholen.

Das Schnarchen verstummte für einen kurzen Moment und der Mann riss erschrocken die Augen auf.

"AAAAAAAHHHHHH", mit pochendem Herzen -glaubte er- setzte sich Norbert Napfkuchen in seinem Bett ruckartig auf. "Was für ein Alptraum!", mit zitternden Fingern tastete er zu seinem Nachtischchen, um an das Glas Wasser auf selbigen zu gelangen.
Seine Hand glitt ohne Widerstand durch das Behältnis.
"Was soll den das?", fragte er mehr rhetorisch.
"DAS IST IMMER SO!", antwortete eine ihm unbekannte Stimme aus einer Ecke des Schlafzimmers.
"AAAAAAAHHHHHH", wiederholte sich der Tote. "W...W....Wer bist du? Tu mir nichts! Ich habe Geld im Nachtschränkchen! Du kannst alles haben! Ich verpfeife dich auch nicht bei der Gilde!", der Redeschwall des Mannes war beinahe nicht zu stoppen.
"GELD IST JETZT NICHT MEHR VON BELANG! NICHTS IST MEHR VON BELANG!", war die tonlose Antwort des Schnitters.
Verwirrt schaute sich das Opfer um und musste zu seinem Entsetzen feststellen, das er quasi 'aus sich heraus saß'; will heißen, ein durchschimmerndes Duplikat seiner Selbst ragte aus seinem offensichtlich bewegungslosen Körper.
"Oh!", war das Einzigste, was Norbert über seine Lippen bekam, als ihn die Erkenntnis, wie ein harter Stein traf. "Ich bin tot?"
"ES SCHEINT SO. ...IN DER OBEREN HÄLFTE DEINER LEBENSUHR IST KEIN SAND MEHR..... JA, DAS HEISST DU BIST WOHL TOT.", sagte die Stimme, die in diesem Moment nur er hören konnte.
"Na dann!", war die beinahe resignierende Erwiderung des Opfers.
Norbert stieg vollständig aus sich heraus und verharrte als er einen Widerstand spürte, der ihn zurückzuhalten schien. Eine bläuliche 'Nabelschnur' die ihn mit seinem ehemaligen Körper verband hinderte ihn am Weggehen.
"WARTE! ICH HELFE DIR", sagte TOD.
Mit einem gekonnt geführten Schwung zerschnitt Tods Sense die Luft und das Seelenband des ehemaligen Bäckermeisters.
"SO, DIES WÄRE GESCHAFFT! LASS UNS GEHEN!", und befreit von seinem irdischen Dasein folgte Napfkuchen der metaphorischen Personifizierung in Richtung eines hellen Lichtes.
"Wohin gehen wir?!, fragte Napfkuchen.
"DAS KOMMT GANZ AUF DICH AN.", antwortete der Sammler der Seelen.

Von der ganzen Szene unbeeindruckt, landete ein kleiner Umschlag auf der Brust des Inhumierten. Die Chance, dass der Brief, so genau auf dem Toten landen konnte, war verschwindend gering, aber eine besondere Eigenart auf der Scheibenwelt ist, dass je kleiner die Chance ist, desto größer sind die Erfolgsaussichten für ein solches Unterfangen [1]. Es wirkte also beinahe so, als hätte ein guter Regisseur das Schreiben auf der Brust von Norbert dramaturgisch geschickt drapiert.
Der Assassine legte die Schindel wieder an ihren angestammten Platz und schlich beinahe lautlos von dannen. Allein das leise Rascheln von schwarzer Seide auf menschlicher Haut hätte ihn verraten können.
Es war ein einfacher Auftrag. Viel Ruhm und Ehre würde er durch diese Tat nicht einheimsen können. Auch ein Bild des 'Kunden' in der Ruhmeshalle der Gilde, mit einer kleinen Messingtafel auf der sein Name stand, würde ihm wohl versagt bleiben.
Ja, es war einfach und simpel gewesen! Aber irgendjemand musste es ja erledigen.
Regeln sind Regeln und Verträge bleiben eben Verträge.
Der Mörder hakte das Ganze unter dem Kapitel 'Erfahrung sammeln' ab.



***Der Tatort am Morgen des darauffolgenden Tages***




Zwei Eselkarren standen, von einer Menschentraube umringt, vor dem Betrieb und Heim von Norbert Napfkuchen.
"Zurückbleiben! Zurückbleiben, sagte ich!!!", schrie ein Gnom auf Stelzen der neugierigen Menge entgegen. "Das gilt auch für Dich! Jaaaa, genau Dich meine ich!", gekonnt entfaltete der Gnom einen zusammenfaltbaren Stock mit Ankhschlamm an der Spitze und streckte ihm dem aufdringlichen Gaffer entgegen. Dieser zog es dann doch lieber vor, wieder in der Menge unterzutauchen. Der Philosophengnom lächelte zufrieden.
In dem Haus war die 'Maschinerie' SUSI und RUM bereits voll am Laufen.
Der Spurensicherer Charlie Holm stand pfeiferauchend unter dem Türstock der in das muffige Schlafzimmer führte und betrachtete die Szenerie aus einem gewissen Abstand.
Die Augen des Gefreiten blickten sich unstet zwischen Bett und Zimmerdecke umher.
Auf dem Ehebett lag eine männliche Leiche.
Die Augen und der Mund waren weit aufgerissen, ganz so als ob der Tote sich im Moment seines Ableben noch einmal sehr erschreckt hatte. Angetrocknete Reste einer purpurnen Flüssigkeit klebten an den bleichen Wangen des Opfers. Bemerkenswert war auch, dass die Hände sich steif in das Laken krallten. Die verkrampfte Haltung in Verbindung mit dem feisten Körperbau gaben der Szene beinahe etwas lächerliches.
"Eindeutig ein Giftmord!", war die trockene Schlussfolgerung des paffenden Spurensicherers.
"Ja, dass denke ich auch!", sagte eine Stimme, die hinter dem Gefreiten Holm erklang.
Eine Augenbraue nach oben ziehend, drehte sich Charlie langsam um und erwiderte "Und wer teilt meine Meinung?"
"Kolumbini, Gefreiter Kolumbini!", antwortete der RUM-Ermittler. "Ich nehme an, ihr habt noch keine 'Kwittung' gefunden?"
"Nein, noch nicht. Das ist gerade der Punkt, der mich im Moment etwas stutzig macht!", entgegnete Holm seinem Kameraden aus der Abteilung für Raub und unlizenzierter Mord.
"Keine Quittung! Mein Fall!", und Kolumbini unterstrich seine Aussage mit einem halbherzigen Lächeln.
"Nicht so voreilig, mein junger Freund!", gab Holm, immer noch sanft, zurück. "Dies ist eindeutig die Tat eines Profis. Wenn wir einen Ermittler auf das Dach schicken, wird dieser feststellen, dass genau diese Schindel hier lose sein wird und vor kurzem entfernt wurde.", Charlie deutete gezielt in Richtung der Zimmerdecke auf eine der Schindeln. "Wenn wir Glück haben finden wir vielleicht sogar weitere Spuren."
"Igor!", rief Inspäctor Kolumbini und beinahe sofort erschien der Diener desErmittlers hinter seinem Herrn.
"Ja, Herr?", fragte Igor.
Geh aufs Dach und prüfe, ob diese Schindel lose ist! Verwisch, aber keine Spuren!", waren die knappen Anweisungen des RUM-Wächters.
"Fehr wohl , Herr.", beinahe so schnell wie der Diener aufgetaucht war, verschwand er wieder.
Wortlos drehte sich Gefreiter Kolumbini von der Szene ab. Nun wollte er sich um die Ehefrau des Opfer kümmern, die weinend im Wohnzimmer im unteren Stockwerk saß.
Charlie Holm blieb indessen am Tatort und versuchte weiterhin durch 'gezielte' Deduktion Licht in das vermeintliche Dunkel zu bekommen.

Mit rotgeäderten Augen saß Frau Napfkuchen in einem Ohrensessel im Wohnzimmer des Hauses.
Elise Napfkuchen war eine Frau im besten Alter. Die Jahre der Ehe mit einem Bäcker waren scheinbar spurlos an ihr vorübergezogen. Man konnte die frischgebackene Witwe als durchaus attraktiv bezeichnen, daran änderte auch der in Blau und Grün gehaltenen Morgenmantel den sie trug nichts. Zu allem Überfluss zierten auch noch große und vor allem sehr gelbe Kornblumen ihre Haustracht.
"Ich kann es nicht fassen. Nicht mein geliebter Mann!", die Klagelaute der Frau wurden immer wieder durch Schniefen unterbrochen. Tränen rannen ihre Wangen herab.
"Gnä' Frau! Mein Name ist Kolumbini, Gefreiter Kolumbini von der Stadtwache.
Ich hätte da ein paar Fragen an Sie.", begann der Wächter.



***Boucherie Rouge***




"Picardo, Hauptgefreiter Picardo! Redest du mit mir?! Mit mir?!", Robin stand vor einem Ankleidespiegel im himmelblauen Knahbenzimmer und zog ein imaginäres Schwert oder einen Schlagstock. Er wiederholte diese Prozedur immer wieder und achtete darauf, dass bei seinem Spiegelbild die neuen Schulterklappen auch gut zur Geltung kamen.
So ganz raus hatte er den Dreh noch icht. Das Ganze wirkte eher lächerlich.
Wie unschwer zu erkennen war, wurde Robin vor kurzem zum Hauptgefreiten ernannt, was ihn ziemlich überraschte. Eine so rasante 'Karriere' hatte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Noch einmal wiederholte er seinen Spruch, war aber mit seinem Abbild in dem Spiegel immer noch nicht zufrieden.
Ein kurzes Klopfen unterbrach seine Übungen. Die Aufforderung zum Eintreten sparte er sich, denn der Klopfer, ein gewisser Daemon, stand schon in der geöffneten Türe seines Büros. In seiner Hand dampfte eine Tasse des obligatorischen Kaffees. Bevor der ebenfalls frischgebackene Hauptmann seinen Satz begann, nippte er nochmals an dem braunen Getränk.
"Hauptgefreiter Picardo!", der Hauptmann betonte den neuen Dienstgrad des Wächters. "Inzwischen hat wohl das gesamte Boucherie Rouge, inklusive des Erdgeschosses, mitbekommen, dass du befördert wurdest."
Picardo errötete ein wenig, fasste sich jedoch schnell wieder.
"Entschuldigung, Sir! Ich wusste nicht, dass Sie wieder unter uns weilen!", der kritische Blick seines ehemaligen Ausbilders ließ den Hauptgefreiten seine Aussage nochmals überdenken. "Ich meinte natürlich, dass Sie wieder bei DOG sind.......und das Büro neben mir wieder bezogen haben."
"Ja, die Zeit bei GRUND dauerte, den Göttern sei Dank, nicht ewig. Unterlass bitte deinen Schauspielunterricht! Ich fühle mich dabei irgendwie an einen psychopathischen Eselkarrenlenker von der Gilde für öffentlichen Transport und Verkehr erinnert.", sagte der Hauptmann mit einer Stimme die sympathisch war, aber dennoch keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass er sich gestört fühlte.
"Jawohl, Sir! Wird nicht wieder vorkommen, Sir!", erwiderte der junge Dobermann zackig.
"Dann ist es ja gut!", Daemon wandte sich zum Gehen, verharrte aber und ergänzte. "Bevor ich es vergesse! Du sollst dich bei RUM melden."
"Ich? Bei RUM? Was wollen die denn von mir?", fragte Robin ungläubig und fügte in Gedanken kaffeeschlürfender Sklaventreiber hinzu, wie er es auch schon oft während seiner Zeit bei GRUND getan hatte.
"Die scheinen an einem Mord zu 'knabbern' und wollen einen Dobermann hinzuziehen. Scheint zumindest ein Grenzfall der Kompetenzen zu sein. Kümmer dich drum!", waren die abschließenden Worte des llamedianischen Offiziers, bevor er die Bürotüre wieder hinter sich schloss.
'Er ist doch auch ein Dobermann!', war einer der ersten Gedanken die Robin durch den Kopf gingen. " 'Was macht eigentlich so ein Hauptmann den ganzen Tag', fragte sich der Hauptgefreite, während er begann seine Uniform zu richten, bevor er das verruchte Gebäude verließ.
Robin beeilte sich, um dem Erdgeschoss des Boucherie Rouge zu 'entkommen'. Das Gekicher und die anzüglichen Bemerkungen der Bewohner des unteren Stockwerkes dieses Etablissements brachten ihn regelmäßig aus der Fassung.
'Na mein Großer' und 'Komm doch mal her, oder bist du etwa zu schüchtern?' gehörten zu den noch harmloseren Aussprüchen der Näherinnen.
Wenn er sich von Zeit zu Zeit im Gildengebäude, in einem Nebenzimmer beim Kaffeeklatsch und kleineren Behandlungen aufhielt, waren die käuflichen Damen einfach anders. Sie waren nett, höflich und sehr zuvorkommend. Natürlich fiel auch dort einmal ein derber Spruch, aber es hielt sich in Grenzen. Hielten sich die Frauen jedoch an ihrem Arbeitsplatz auf, so wurden sie einfach ......obszön, zumindest in Robins Wertewelt.
Irgendwann musste er lernen damit zu leben. Wohl oder Übel.

Nach Verlassen des Gebäudes machte sich der Dobermann, jetzt eindeutig langsamer und mit gemäßigtem Schritt, auf den Weg zum Pseudopolisplatz.



***Wachehaus Pseudopolisplatz; Sitz von SUSI und RUM***




***ja, ja, ja, auch von den SEALS und FROGS natürlich ***




Immer wieder war Robin von dem Standort des Wachhauses beeindruckt. Zentral auf der Götterinsel gelegen, gegenüber der Oper, hatten sich die Wächter in einem der schicksten, aber auch lebhaftesten Viertel, 'einquartiert'. Auch strategisch lag die Nervenzelle der Stadtwache nicht ungünstig, da es nur ein sehr kurzer Fußmarsch von hieraus zum Arsenal von Ankh-Morpork war.
Es schadete nie, in unmittelbarer Reichweite eine große 'Waffenkammer' zu haben die viele scharfe und vor allem spitze Gegenstände enthielt.
Der frischgebackene Hauptgefreite mochte diesen Platz.
Er war verhältnismäßig hell und die Leute hier waren in der Regel nicht so übellaunig wie anderswo in der Stadt.
Kurzum Robin fühlte sich hier wohl.
Gedankenversunken, aber lächelnd betrat er das Gebäude der Wache.
Mit einer laxen Handbewegung grüßte er den tresendiensthabenden Wächter und schritt an ihm in Richtung von Humph MeckDwarfs Büro vorbei.
An der Bürotür des Abteilungsleiters von RUM verharrte der Dobermann kurz um den Sitz seiner Uniform nochmals zu kontrollieren und klopfte zaghaft an.
"Herein!", drang es leise durch die massive Eichentüre.
Vorsichtig öffnete Robin die Tür und betrat das Büro von MeckDwarf.
Der RUM-Leiter saß hinter seinem Schreibtisch, auf dem einige Akten lagen. Vor ihm stand, mit dem obligatorischen Mantel bekleidet, Inspäctor Kolumbini, inzwischen ein vollwertiger Ermittler der Raub und Mord-Abteilung. Der Hauptgefreite kannte den, für seine Begriffe, etwas eigenartigen Kameraden, aus seiner Zeit bei GRUND. Zusammen hatten sie schon einmal einen Fall gelöst, bei dem es um den Schatz von Ankh-Morpork ging, der, wie sich am Ende für die beteiligten Wächter herausstellte, aus falschen Perlen und Geschmeide bestand.
Man konnte nicht sagen, dass Robin diesen Wächter mochte, aber es gab definitiv mehr Leute in der Wache, die er noch lieber von hinten sah. Genauer über die Beziehung der Beiden, konnte man sagen, dass sie sich mit einer....kollegialen, oder besser kameradschaftlichen Neutralität gegenüberstanden.
Kameraden konnte man sich eben nicht aussuchen, man hatte sie in einer Institution wie es die Stadtwache war, eben zwangsläufig.
"Guten Tag, Hauptgefreiter Picardo!", begrüßte ihn der Oberleutnant.
Kolumbini schien ein kurzes "Tag!" für ausreichend zu erachten.
"Wir haben bereits auf Sie gewartet."
"Guten Tag, Sir!", entgegnete der Dobermann und nickte, nur kurz, in Richtung des stehenden Ermittlers. "Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Sobald mich die Nachricht erreicht hatte, machte ich mich auf den Weg zu Ihnen. Worum geht es denn?", fragte der Hauptgefreite neugierig.
"Na um Mord!", war die knappe Antwort des Oberleutnants. "Der Haken bei der ganzen Sache ist jedoch, dass wir ziemlich stark vermuten, dass es ein lizenzierter Mord war, bei dem irgendwie die Quittung abhanden kam. Gefreiter Kolumbini war der Ermittler vor Ort. Er hat auch den Bericht des Spurensicheres und den der Obduktion bei sich und wird dich in den Fall einweisen."
"Wir gehen dazu am Besten in mein Büro.", hakte Inspäctor Kolumbini in die Ausführungen seines Abteilungsleiters ein.
"Na dann viel Spaß!", endete MeckDwarf.
Robin folgte den RUM-Ermittler wortlos in dessen Arbeitsraum.
Kolumbini setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bedeutete dem Hauptgefreiten, ebenfalls Platz zu nehmen.
"Tee?", fragte der Gefreite.
"Nein, danke.", gab Robin höflich zurück.
Inspäctor Kolumbini griff trotzdem in seinen Mantel und zog eine Teetasse und, was Robin sehr wunderte, eine Teekanne mit heißem Inhalt hervor. Genüsslich schenkte sich der Gefreite ein.
"Nun gut. Also das Opfer ist ein gewisser Norbert Napfkuchen. Bäckermeister und Besitzer eines mittelgroßen Betriebes in der Winkelzuggasse.", begann der Gefreite zu referieren.
Robin zückte seinen Notizblock und begann damit die Auslassungen des Ermittlers zu notieren. "Wohnhaft war der Tote in selbigen Haus in der oberen Etage. Norbert Napfkuchen wurde mit einem seltenen Gift vom Leben in den Tod befördert. Wir fanden Spuren auf dem Dach; der ermittelnde Spurensicherer geht davon aus, dass das Gift mittels einer 'Verlängerung' von dort aus dem Opfer quasi in den Mund geträufelt wurde. Art und Ausführung lassen darauf schließen, dass es sich eindeutig um eine Tat der Assasinengilde handelt."
Bei diesem Satz hakte Robin nach.
"Warum ist es soooo sicher, dass es eine 'professionelle' Tat war?"
"Wie gesagt, die Weise der Verabreichung und die Art des Giftes lassen einen anderen Schluss einfach nicht zu. Bei dem Toxin handelt es sich um ein Extrakt aus Tollkirschen und anderen Giften, das schnell und effizient tötet. Solche Gifte kauft man auch in Ankh-Morpork nicht an jeder Straßenecke und ein 'Unlizenzierter' würde es auf keinen Fall benutzen, wenn er nicht sehr große Todessehnsucht verspüren würde. Das Zeug ist so giftig, dass es selbst bei Hautkontakt seine Wirkung entfaltet, zwar nicht so schnell, aber immer noch tödlich. Außerdem besäße ein 'Unprofessioneller' wohl kaum soviel Geld um sich dieses extravagante Destilat leisten zu können", beendete der Gefreite diesen Teil seiner Schlussfolgerungen.
Assassinen!!!!!, Robin wurde blass bei dem Gedanken in diesem Milieu ermitteln zu müssen. 'Warum gerade Assassinen????'
Unbeirrt setzte Inspäctor Kolumbini seine Ausführungen fort.
"Auch unser Püschologe sagte, nach nur kurzem überfliegen der Fallakte, dass es sich hundertprozentig um die Tat eines 'gewerbsmäßigen' Meuchelmörders handelt. Auch Leutnant Pismire, der die Leichenöffnung durchführte, zog diesen Schluss."
'Mir wird schlecht', das Gefühl, als ob sein Magen sich zu einer massiven Faust ballte, kroch dem Dobermann sein Rückenmark empor. 'Assasinen! Warum ich? Und warum nur Assassinen??'
"Hörst du mir überhaupt noch zu!?", fragte der Gefreite pikiert.
"Ähm, ja! Hundertprozentig Assassinen!", Robs wiederholte einfach das Letzte was er noch bewusst wahrgenommen hatte. Dies klappte fast immer. Auch bei GRUND rettete er sich so vor der einen oder anderen Standpauke, wenn sein inneres Selbst auf eine gedankliche Reise ging. "Aber wo liegt dann das Problem? Es war ein lizenzierter, fachmännisch durchgeführter Inhumierungsauftrag eines Attentäters der hier ansässigen Gilde! In Ankh-Morpork ist so etwas legal und kommt auch häufiger vor!"
"Ja, aber die Quittung fehlt! Das ist auch der Grund warum DOG in Form von dir ins Spiel kommt. Kurz gesagt, es ist jetzt dein Bier, oder sollte ich lieber sagen deine Suppe, die du jetzt auslöffeln musst.", ein Hauch von einem Lächeln flog dem RUM-Ermittler über die Lippen. "Hier! Die Akte und die bis jetzt sichergestellten Beweise!"
Kolumbini drückte dem geschockten Hauptgefreiten einen Wust Papiere und ein Tütchen mit einer Dachschindel in die Hand. "So das wär's!", endete der Gefreite seinen Vortrag und machte dem Dobermann somit verständlich, dass sie eigentlich nichts mehr zu bereden hätten.
Gerade als Robin das Büro, nach einer sehr knapp gehaltenen Verabschiedungsformel, verlassen wollte, schlug sich der Gefreite beinahe theatralisch mit der flachen Hand leicht auf die Stirn.
"Ach da fällt mir noch was ein!", Robin wandte sich wieder zu dem Ermittler um und schaute ihn fragend an. "Der Leichnam wird heute Nachmittag durch die Gerichtsmedizin freigegeben. Die Beerdigung ist für Morgen angesetzt."
Ein einfaches "Danke!", war die kurze Erwiderung von dem Dobermann, bevor er endgültig den Raum des RUM-Wächters verließ.
Mit der dicken Akte und dem Papiertütchen im Arm trat Robin ins Freie auf den Pseudopolisplatz.
'Wie gesagt! Was machen eigentlich die Hauptleute in dieser Wache?!?', schoss es ihm durch den Kopf.


***Zwanzig Minuten später im Boucherie Rouge***




Immer noch blass schloss Robin seine Bürotüre hinter sich. Verzweifelt sank er auf die Knie und atmete zwei-, drei Mal tief durch.
Begriffe wie Assassinen, Attentäter, Meuchelmörder, Tausend Wege in den Tod und - komischer Weise - Designerkleidung aus edlen Stoffen, schwebten in großen Lettern vor seinem geistigen Auge, wie der Vorspann in einem schlechten Film.
Langsam erhob sich der Dobermann wieder, nur um zwei Schritte zu tun und sich auf das in blau gehaltene Bett fallen zu lassen. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich auf den Rücken fallen und betrachtete sein Abbild in dem über der Schlafstätte aufgehängten Spiegel.
Mit einem Ruck sprang die Türe seines Büro auf und Leopold von Leermach betrat den Raum.
"Hossa!!!! Hallo Kamerad", begrüßte ihn der Vampir und setzte sofort nach, als er den Gesichtsausdruck seines Freundes nicht ganz einordnen konnte. "Was ist denn los? Ist was passiert?"
Robin setzte sich auf.
"Ich habe gerade von RUM einen Fall zugewiesen bekommen, bei dem wohl die Assasinengilde mit drinhängt."
"Du wusstest doch, dass dies irgendwann einmal passieren wird, oder?", sagte der Hasensauger.
"Ja schon, aber ich dachte nicht, dass es so bald geschieht.", antwortete Robin resignierend.
Der immer optimistisch eingestellte Vampir ließ sich, herzhaft plumpsend, neben Robin auf dem Himmelbett nieder.
"Wann sollte es dann geschehen?", fragte Leopold grinsend nach.
"Na, am Besten gar nie! Auf jeden Fall nicht Heute!", antwortete der Hauptgefreite.
"Nun mein Freund, leider kann man sich, zumindest meistens, die Fälle nicht aussuchen!", und ergänzte "Zumindest wir nicht!"
Leopold schaffte es immer Robin wieder aufzurichten. Seine Aussagen waren zwar wenig hilfreich, aber insgeheim musste der Dobermann dem Vampir recht geben. Nachdem der Hasensauger Robin auch noch ein paar Mal aufmunternd ironisch auf die Schulter klopfte, brachen beide Wächter in Gelächter aus.
Ein dumpfes Klopfen, aus dem Nebenzimmer, unterbrach das Lachen der beiden Wächter.
"Was war das?", fragte von Leermach, immer noch mit Lachtränen in den Augen.
"Daemon! Er ist wieder da! Bei GRUND wollten sie ihn wohl nicht mehr.", wie auf Kommando prusteten die Dobermänner von Neuem los.
Als sich die Beiden wieder gefangen hatten ergriff der Gefreite als Erstes das Wort.
"Erzähl mal, um was geht es denn bei dem Fall?"
Der Hauptgefreite deutete auf den Aktenwust und begann zu erzählen was er wusste.


***Friedhof beim Tempel der geringen Götter am nächsten Tag***




Auch das Wetter der Scheibenwelt hielt sich an gewisse Traditionen.
Bedeckter Himmel mit regenschwangeren Wolken verhing die Sonne. Ein unangenehmer feuchter Wind zerrte an der Kleidung der Trauernden, die sich um ein frischausgehobenes Grab gesammelt hatten.
Robin lehnte in einem gewissen Abstand von den Gästen des Begräbnisses an einer steinernen Statue und beobachtete die Szene. Gesprächfetzen wurden von dem schneidenden Wind an sein Ohr getragen.
.....und haben wir uns heute hier versammelt .................Abschied zu nehmen von .................Er war ein fürsorglicher Ehema.......................Viele die ihn kannten wissen .................................... Sein Engagement innerhalb der Gilde ............................................ großer Verlust ..........................................................möchte ich Sie bitten .........................................................., Robin näherte sich dem Begräbnis um besser hören zu können.
Der Priester sprach mit ausladenden Gesten.
"Ich darf nun bitten, Herrn Leonard Leibchen, den Präsidenten der Bäckergilde zu uns zu sprechen.
Ein feister, rotwangiger Mann stellte sich an das offene Grab und begann mit einer weiteren Trauerrede für den Verstorbenen. Die Witwe wurde von zwei Bäckergesellen gestützt und unterbrach die Rede immer wieder mit herzzerreißendem Schluchzen.
"Er war ein guter Bäcker.", begann der Gildenpräsident. "Nie buk er zu kleine Brötchen und zahlte brav seinen Gildenbeitrag. Als Ausbildungsleiter für das Mohnkuchenbacken, war er eine wesentliche Stütze im Alltag der Gilde. Viele werden seine legendäre Ankh-Morpork-Festtagstortenvariation vermissen, dessen Rezept er mit in sein erdiges Grab nimmt. Wir hoffen, dass sich jemand dieser schrecklichen Tat annimmt und den Täter zur Strecke bringt", der Chef der Gilde hielt sich - formvollendet - an den Grundsatz 'über die Toten nichts Schlechtes' und überhäufte das Mordopfer und die Hinterbliebene noch eine ganze Weile mit rhetorischem Lob. Danach übernahm der Priester wieder und führte einige zeremonische Handlungen durch, die das Begräbnis abrundeten und auch beendeten.
Robin löste sich von seinem Versteck hinter einem Grabstein und schloss zu den Trauernden auf. Der Dobermann war, wie der Großteil der Trauergemeinde, in schwarz gekleidet, da er auf Anhieb nicht sofort als Wächter identifiziert werden wollte.
Robin hatte keine Ahnung, was ihn zu der Bestattung trieb. Vielleicht war es der explizite Hinweis, den Kolumbini ihm gegeben hatte. Leider konnte er nichts Auffälliges oder Ungewöhnliches feststellen, dass ihn in diesem Fall weiterbrachte. Es war ein normales Begräbnis. Die trauernde Hinterbliebene erhielt verschiedenerseits Kondolenzen und wurde dann durch die Bäckergesellen zu einem geschlossenen schwarzen Eselkarren geführt, den Sie nach einer kurzen Verabschiedung bestieg.
Ein gelangweilter Kutscher schnalzte mit den Zügeln und das Grautier trabte an.
Der Rest der Trauergemeinde verstreute sich nach kurzen 'Höflichkeitsgesprächen' in alle Winde, um sich wieder ihrem eigenen, wahrscheinlich von Brot und Mehl bestimmten, Leben zuzuwenden.



*** Innerhalb des Eselkarrens ***




Elise Napfkuchen setzte sich mit tränenerfüllten Augen auf die nur leicht gepolsterte Bank des Gefährts.
Sie nahm Ihre Umgebung durch einen Flüssigkeitsschleier wahr, der Alles 'Grau in Grau' erscheinen ließ. Erst jetzt erkannte die trauernde Frau, dass Sie nicht alleine war.
"Du...?!", entfuhr es ihr ungläubig.


*** Wieder im Boucherie Rouge, Springstraße 21 in den Schatten ***




Viel gebracht hatte die Ermittlungsarbeit bei dem Begräbnis seiner Ansicht nach nicht.
Eine Gildenbestattung wie jede andere. Mit den 'üblichen' Verdächtigen.
Verdächtig machten sich, nach den Vorstellungen des Dobermannes, grundsätzlich alle Angehörigen einer Gilde. Egal welcher!
Leider konnte er so, den Kreis der Suspekten nicht eingrenzen. Eine andere Lösung nahm Gestalt in Robins Kopf an.
Vielleicht konnte man über den Assassinen, oder zumindest deren Gilde, an Informationen über den Auftrag erhalten? Das Problem bestand nur darin, dass man nicht einfach in eine Gilde spazierte und Informationen oder Aussagen verlangte, besonders nicht bei der Assasinengilde! Grundsätzlich wäre das zwar auch bei dieser 'Gesellschaft' möglich, aber es wäre mit Sicherheit sehr abträglich für die Gesundheit des betreffenden Fragers.
Ein weiteres Stück des geistigen Puzzles rutschte an die Richtige Stelle im Gehirn des Hauptgefreiten.
Robin erhob sich und ging zu dem Büro von Spieß Erschreckja.

Zehn Minuten später verließ der DOG-Wächter mit einem Lächeln und einem Stück Papier den Raum der Abteilungsleiterin.
Mit wiegendem Schritt machte er sich nun auf zu der Wirkungsstätte eines anderen DOGs inner halb des Boucherie Rouge, besser ausgedrückt zu dem Büro einer bestimmten Kameradin! Fröhlich klopfte er an die Türe des Huskys.
"Ja..............tschi", nieste es aus dem Inneren, was ein Zeichen für Robin war den Raum zu betreten.
"Tag, Hatscha!", grüßte der Dobermann den Husky.
"Hallo, Robin.", antwortete die Obergefreite und zückte ein Taschentuch um sich zu schnäuzen.
"Ich hab da einen kleinen Auftrag für dich!", sagte der Hauptgefreite.
"Einen Auftrag? Für mich?", fragte Hatscha, nicht gerade begeistert, nach. "Um was soll es denn gehen?"
"Du musst für mich etwas bei einer Gilde herausfinden."
"Bei welcher denn?", die Obergefreite zog kritisch eine Augenbraue nach oben.
Robin druckste ein wenig herum, bevor er mit der Sprache rausrückte.
"Ähm....., bei den Assassinen!", gab er zu.
"Das muss mir schon einer befehlen! Freiwillig begebe ich mich sicher nicht in die Höhle des Löwen!", war die spontane Reaktion der Wächterin.
Mit einen Schulterzucken zückte Robin das Schreiben und gab es Hatscha.
Diese nahm es entgegen und begann zu lesen.
Hatscha!
Ermittel bei den Assassinen!

gez.: Spieß Erschreckja

P.S.: Pass auf Dich auf!


"Hrmpf!", augenrollend gab Sie dem Dobermann den Zettel wieder. "Hättest nicht gleich zur Schäffin rennen brauchen!"
"Na, ich konnte mir deine Reaktion lebhaft vorstellen. Ich würde dort auch nicht aus reiner Freundlichkeit und Kameradschaft hingehen und dann auch noch ermitteln!", sagte Robin entschuldigend.
"Was brauchst du für Informationen?", Hatscha schwenkte professionell zum Geschäftlichen über, als sie die Ausweglosigkeit der Situation erkannte.
Robin begann zu erzählen und die Obergefreite nickte als sie den Sachverhalt der angeblich verschwundenen Inhumierungsbestätigung mitgeteilt bekam.
"Und du willst also, dass ich ein Duplikat der Quittung besorge?!", stellte der Husky fragend fest.
"Das wäre das Optimalste!", antwortete Robs. "Wenn sie nicht aufzutreiben ist, brauche ich den Namen des ausführenden Attentäters.", der Dobermann spie das letzte Wort, geradezu mit hörbarer Abscheu, aus.
"Wie schnell brauchst du die Sachen?", hakte der weibliche Wächter nach.
"Gestern!", war die ironische Antwort des Hauptgefreiten.


*** Gebäude des Conlegium Sicariorum, sehr später Nachmittag ***




In nachtblauer Seide und Brokatstoff gekleidet stand die getarnte Obergefreite vor dem dunklen Gebäude der Gilde. Ohne Probleme ging Sie als ein Schüler durch, der es bis zur fünften Klasse geschafft hatte. Mehrere Dachgauben und Schornsteine ragten von dem Gildehaus in den dunkler werdenden Nachmittagshimmel.
Beinahe wäre man in die Versuchung gekommen den Baustil des Hauses als 'verspielt' zu bezeichnen; wäre da nicht der obligatorische Wetterhahn gewesen, in Form einer sich anschleichenden Gestalt, die zu allem Überfluss noch einen gezückten Dolch - zum Stoss bereit- in einer Hand hoch über dem Kopf hielt. Nach genauerem Hinsehen, wischte man den Gedanken 'verspielt' schnell bei Seite.
'Wackliger Willi' nannten die Studenten der Gilde die eiserne Gestalt auf dem Dach schmückten sie so manches Mal mit allem möglichem 'Zierkram', nur heute hob er sich ungeschmückt vom dunkler werdenden Himmel ab.
Eine leichter Schauer übermannte Hatscha al Nasa, der sich jedoch schnell wieder legte, als Sie in Gedanken zum x-ten Male, jedes Detail ihrer Tarnung durchging.
'Schwarze Kleidung von erlesener Qualität - OK, Mitternachtsblauer Hut, kess auf dem Kopf getragen - OK; Neumondpurpurner Gürtel, mit unzähligen Täschchen - OK; verschiedene Dolche, Messer, Wurfpfeile, dass Metall standesgemäß geschwärzt - OK; zwei Miniarmbrüste, mit dazugehörenden Bolzen - OK; Hände manikürt - OK! Und der Gildenschal!!'
Das wichtigste fehlte aber in der Aufzählung: Ein feingeschmiedetes und sehr leichtes Kettenhemd, dass sich der Husky aus dem Arsenal besorg hatte. Es gehörte zwar nicht zur Standardausrüstung eines Wächters, aber sehr wohl zu der eines verdeckten Ermittlers, der vorhatte unter Assassinen zu überleben.
Hatscha wartete noch immer im Halbschatten eines benachbarten Gebäudes, auf eine günstige Gelegenheit, das Gildenhaus zu betreten.
Es begann langsam, aber unaufhaltsam zu dämmern.
Nachdem die Obergefreite eine Zeitlang gewartet hatte, wurde Ihre Geduld belohnt.
Eine Gruppe junger Assassinen näherte sich mit schnellen Schritten dem Portal der Gilde.
Hatscha löste sich aus dem Schatten und reihte sich, wie selbstverständlich, am Ende der Meuchelmördergruppe ein.
Nur der Erste der jungen Gildenlehrlinge wurde aufgefordert sich auszuweisen und der Rest passierte unbehelligt den griesgrämigen Pförtner namens Stippler.
Die Obergefreite folgte weiterhin den anthrazitfarben gekleideten Schülern und hoffte bei passender Gelegenheit sich lösen zu können. Ihr Blick streifte neugierig durch die große, sehr geschmackvoll eingerichtete, Eingangshalle. Die verdeckte Ermittlerin sog förmlich jedes wichtige, unwichtige, vielleicht auch nützliche Detail in sich auf.
Die kleine Gruppe war gerade im Begriff sich aufzulösen - die Obergefreite atmete schon erleichtert auf - als eine dünne, aber dennoch scharfe Stimme, die Stille zerriss.
"Halt!", das Wort ließ das Blut in Hatschas Adern förmlich gefrieren und Ihr Herzschlag setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus.
Langsam drehte sich die gesamte Gruppe zu der Quelle des unsympathischen Lautes.
Die Gesichtsfarbe der DOG-Wächterin wechselte schlagartig auf Weiß. Sogar ihre Schleimhäute schienen sich erschreckt zu haben, denn sie äußerten eine fremde Reaktion. Der Mund des Huskys war plötzlich staubtrocken.


*** Napfkuchens Bäckerei und Wohnung; zum selben Zeitpunkt ***




"Das war närrisch!", herrschte Elise Napfkuchen ihr Gegenüber an, während Sie wütend den schwarzen Schleier von der Beerdigung in eine Ecke des Raumes warf.
"Ich weis, aber ich habe es nicht mehr ausgehalten.", antwortete der Mann sanft.
"Du hättest alles zunichte machen können mit deinem pubertären Verhalten!"
"Jetzt komm schon. Es hat mich doch niemand in der Kutsche gesehen und der Karrenlenker bekam ein fettes Trinkgeld, damit auch sein Blick für gewisse Dinge trübe wurde.", sagte Bernhard Brezel ein wenig enttäuscht.
"Trotzdem!", zischte die jetzt nicht mehr so traurige Witwe. "Du hättest alles vermasseln können! Wir hatten ausgemacht, dass wir uns einige Zeit nicht sehen, bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist!"
"Ich weis, aber ich hab dich so vermisst. Ich musste dich wiedersehen.", zärtlich umfasste Bernhard die Hüfte von Elise und versuchte Sie näher zu sich zu ziehen.
"Lass das!", die Witwe hob abwehrend die Hände und rückte von Ihrem Geliebten ab. "Und überhaupt! Welcher Teufel hat dich geritten, eine so extravagante Inhumierungsmethode zu wählen?"
"Ich hab gar nicht gewählt!", empörte sich Brezel. "Den Strohmann hab ich bezahlt! Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Assassine bei deinem Mann sein 'Gesellenstück' abliefert! Mir persönlich schwebte auch eher ein gezielter Bolzen oder ein geschickter Dolchstoß vor."
Wutschnaubend atmete Elise hörbar aus.
"Die Fair-sicher-ung zahlt nur, wenn es eindeutig ist, dass es ein unlizenzierter Mord war. Wenn die Wächter herausfinden, dass ein gedungener Mörder den Auftrag erledigt hat, können wir das Geld abschreiben!", keifte die Frau.
"Mach dir keine Sorgen, mein Schatz! Die Stadtwache ist unfähig und wird nichts herausfinden.", gab der Bäcker zurück.


*** Eingangshalle der Assasinengilde ***




"Es ist uuuuunglaublich!", Hatscha begann bei dem Klang der Stimme nervös von einem auf den anderen Fuß zu trippeln. "Und es sieht so aus, als ob ihr Euch nicht einmal schämt!!"
'Ihr??', die Obergefreite schaute verwirrt auf.
"Nicht dass ihr nur zu spät kommt. Ihr besitzt nicht einmal den Anstand es ordentlich zu vertuschen und habt die unfassbare Frechheit, auch noch den Haupteingang zu benutzen!", eine wahre Schimpftirade regnete durch Herr Mericet, den stellvertretenden 'Anstaltsleiter', auf die vor ihm versammelten Sicarianer nieder, ohne das die geringste Chance für Widerworte und Erklärungen bestand.
"Ihr begebt Euch soooofooort zur Zimperlichgasse und danach auf direktem Wege wieder hierher!", Hatscha dachte noch ironisch, welch harte Bestrafung für die Lümmel, doch der alternde Lehrer ergänzte "Dieses Mal jedoch benehmt ihr Euch wie echte Assassinen und kommt über die Dächer zurück!", ein kleiner Kloß bildete sich im Hals des Huskys.
"Wehe wenn ich feststelle, dass sich jemand drückt! Derjenige kann sich auf ein Gespräch mit Lord Witwenmacher einstellen und ich bin mir sicher, dass Pfefferminzbonbons dabei gereicht werden! So, jetzt trollt Euch! Die Zeit läuft! Hopp! Hopp!"
Wie vom Donner gerührt machten die schwarzgekleideten Schüler auf dem Hacken kehrt und verließen im Laufschritt das Gebäude.
Der Haken an der Sache war jedoch, dass sich Hatscha nun in Mitten eines Pulks von Meuchelmördern befand, die sie quasi eingeschlossen hatten.
Einfach zu verschwinden ging nun nicht mehr.
Gefangen in einem 'Meer' von schwarzen Umhängen wurde die Wächterin weitergetrieben.



*** Boucherie Rouge, Himmelblaues Knahbenzimmer, genauer gesagt im Himmelbett ***




Robin aalte sich entspannt in seinem Bett. Auf dem Nachttischchen stand etwas zu trinken und er war gerade mit einem ziemlich guten Buch beschäftigt.
Alchemistische Hilfsmittel in der Modernen Medizin - Vom Siliziumkristall zum fertigen Troll in 756 Arbeitsschritten -.
Genüsslich blätterte er eine Seite weiter, um zu erfahren, wie Brüche fachmännisch bei Lebewesen auf Siliziumbasis gekittet werden konnten.
"Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiicaaaaaaaaaaardoooooooooooooooooooooooo!!!!!!!!!", Robin setzte sich einwenig in seinem Bett auf und horchte.
"..tschiii.. Wenn ich dich in die Finger bekomme!!!!", kein Zweifel, er musste gemeint sein.
Schnell stand er auf, schloss seine Hose, fuhr mit den Fingern durch das zerlegene Haar und setzte sich an seinen Sekretär. Schnell verteilt er noch ein paar Papiere auf dem Schreibtisch, damit er nicht zu leer aussah und veränderte seinen Gesichtsausdruck schnell noch von total entspannt zu geschäftsmäßig gestresst.
Mit einem lauten Krachen wurde die Türe zu seinem Büro aufgeworfen und vor ihm stand Obergefreite Hatscha al Nasa.
Nun ja, eine ziemlich 'abgerissene' Wächterin Hatscha!
Das ehemals makellose Assassinenkostüm wies nun einige Löcher und Risse auf. Ein großer Bluterguss schimmerte aus dem Loch am Knie der schwarzen Satinhose die der Husky trug.
Den obligatorischen Hut hatte seine Kameradin verloren und der Umhang den sie trug, zeigte bei näherem Hinsehen auch deutliche Verschleißerscheinungen.
Als nächstes holte die sonst freundliche und gelassene DOG-Wächterin aus und schleuderte dem Hauptgefreiten ein kleines Knäuel Papier an den Kopf.
"Autsch!", entfuhr es dem Dobermann.
", der Hauptgefreite brachte sich nun hinter dem Sekretär vor etwaigen weiteren folgenden, eventuell härteren Wurfgeschossen, in Sicherheit.
"Was ist denn los?", fragte Robin verstört.
"Weißt du was passiert ist???!!!......."


*** Über den Dächern von Ankh-Morpork, zweieinhalb Stunden vorher***




Katzenhaft folgte sie den geübten Sicarianern, immer darauf bedacht, ihr Gesicht unter dem dunklen Hut zu verbergen.
Lose Schindeln machten ihr das Leben schwer, aber Hatscha folgte tapfer den Mörderlehrlingen. Es wurde für sie immer schwieriger beim sogenannten Hausschleichen, auch 'hausern' genannt, mitzuhalten.
An einem Kamin blieb sie mit dem Umhang hängen und der Stoff zerriss mit einem lauten Geräusch. Zu allem Überfluss stolperte sie auch noch und schlug mit dem Knie hart auf dem Dach auf.
Der Abstand zwischen den geübten Kletterern wurde von Hausdach zu Hausdach größer und die Ermittlerin befürchtete schon den Anschluss an ihre Gruppe zu verlieren, doch auf einmal stoppte der Pulk der jungen Schülern und eine kleine Rangelei entbrannte.
Hatscha machte noch ein paar Schritte auf die Gruppe zu, stoppte und versuchte den hochschnellenden Puls wieder auf ein gesundes Maß zu drosseln, als eine innerliche Alarmglocke sich meldete. Unangenehm drängte die 'Stimme' sich aus dem Unterbewusstsein in den Vordergrund des Geistes der Obergefreiten.
'Rangelei!.........Assassinen...GEFAHR!', die Obergefreite ließ sich wie ein guttrainierter Soldat auf den Bauch fallen.
Einige Schindel rutschten von ihrem angestammten Platz und machten sich auf den Weg Richtung Boden, wo sie lautstark zerbarsten, als schon die ersten Bolzen dicht über Hatschas Körper die Luft förmlich zerrissen. Es waren typische Bolzen von Miniarmbrüsten, wie sie Assassinen gerne benutzten. Klein, normalerweise präzise und auf jeden Fall tödlich, wenn es der Betreffende darauf anlegte. Diese jedoch wurden eher ungezielt abgeschossen und galten nicht der Obergefreiten, sondern wurden unmotiviert aus dem rangelnden Haufen abgeschossen.
Die DOG-Wächterin blickte auf, wartete einen günstigen Moment ab und sprintete los, als Sie die Gefahr getroffen zu werden gering einschätzte.
So schnell wie möglich passierte das dunkle 'Stoffknäuel' und setzte ihren Weg zu der Gilde fort.
Von Zeit zur Zeit kam es ihr so vor, als ob Sie eine dünne Gestalt hinter einem Kamin sah, aber kurz nach dem die Obergefreite blinzelte und noch einmal nachschauen wollte, ob Sie ihre Augen nicht trogen, war nichts mehr zu sehen.
Schnell kam der 'Wacklige Willi' wieder in Sicht, und das erste Ziel ihrer Reise rückte in greifbarere Nähe.
Noch eine Häuserschlucht trennte den Husky von dem Gebäude der Assassinen.
Nur noch ein kleiner Sprung.
Nicht einmal drei Meter waren zu überwinden um auf das andere Dach zu gelangen.
Die Wächterin trat an den Abgrund und setzte zum letzten Sprung an.
Muskeln in Oberschenkel und Waden zogen sich zusammen und versuchten so viel Kraft wie möglich auf die feste Unterlage zubringen.
Ihr Sprungbein war im Begriff die Scheibenanziehung zu überwinden, als der Ziegelstein am Rand, genau der auf dem der Husky stand, sich löste und bröckelnd den Naturgesetzen Tribut zollte.
Mit den Armen rudernd fiel die Wächterin, vom verbliebenen Vorwärtsschwung ein wenig weitergetragen in die Tiefe.


*** Zur selben Zeit in den Schatten ***




"Hier der Rest, wie besprochen!", sagte Bäcker Brezel und gab dem Mann ein Geldsäckchen, dass er aus einem großen Beutel zog.
Die in einen Umhang gehüllte Gestalt grabschte gierig nach der kleinen Börse und ließ ihn in den dunklen Tiefen seiner Kleidung verschwinden.
"Ähm, ich hörte, dass ein großer Betrag an Fairsicherungssumme fällig wird.", säuselte der beinahe vermummte Strohmann.
"Wer sagt das? Woher willst du das wissen? Spionierst du mir nach???!", rief Bernhard entrüstet, wobei sich sein Gesicht vor Zorn Rot färbte.
"Ich will es mal so ausdrücken, ein Vögelchen hat mir das gezwitschert und nun ist der Preis für mein Schweigen in die Höhe geschossen.", entgegnete der Strohmann ruhig. "Genauer gesagt auf das Doppelte der vereinbarten Summe!"

Nun wich die Zornesröte einer verzweifelten Blässe.
"Willst du mich dann ewig erpressen und den Preis immer wieder in die Höhe treiben?", hauchte der Bäcker.
"Wer weiß?! Bis jetzt habe ich das nicht vor, aber es können ja einmal schlechtere Zeiten auf einen hart arbeitenden Menschen wie mich zu kommen. Kann schon sein, dass ich irgendwann auf dich zurückkomme!", der Mittelsmann entblößte faule Zähne, als er dies aussprach.
Bernard Brezel griff in den großen Beutel der an seiner Seite hing.
Ein Glitzern erschien in den Augen des Strohmannes.
"Weißt du was das ist?", fragte der Bäcker leise.
"Sieht aus wie ein großes, längliches Brot. Aber die Farbe, die stimmt nicht.", antwortete das Gegenüber von Bernhard.
"Ja, es ist Brot, aber spezielles Brot! Ich habe es Zwergen abgeschwatzt; es nennt sich Zwergenbrot.", referierte Brezel.
"Und?", fragte der Mann sichtlich gelangweilt.
Bernhard Brezel holte aus und schlug mit aller Macht zu.



*** Wieder über den Dächern Ankh-Morporks, 30 cm vor dem Dach der Assassinengilde ***




Hatscha fiel.
Ihr nachtschwarzer Umhang flatterte im Wind.
Völlig haltlos taumelte die DOG-Wächterin in der Luft.
Szenen aus Ihrem Leben huschten vor ihrem geistigen Auge vorbei.
Ihre Arme ruderten immer noch, jeder einzelne Finger ihrer Hand lechzte nach festem Halt, bis........ja bis sie Halt fand.
Vom Vorwärtsschwung vorangetrieben, konnte sich Hatscha al Nasa gerade noch an dem gegenüberliegendem Mauervorsprung festhalten.
Ein erster Schmerz durchfuhr Sie, als Ihre Finger das fallende Gewicht auffangen mussten, ein Zweiter, als die verbliebene Bewegungsenergie Ihren Körper an die Wand schmetterte.
'Uff!!!....Auuutsch!!!'
Über sich sah der Husky schwarze Umhänge über sich hinweg wegspringen.
'Dann ist der Streit ja wohl beendet!', dachte sich die baumelnde Obergefreite.
Stöhnend zog sich Hatscha nach oben und klopfte sich schnaufend den Mörtelstaub von ihrer Verkleidung.
Ihren Ermittlerinstinkten folgend blickte die Wächterin noch einmal auf und merkte sich das Fenster, in das ihre 'Begleiter' verschwanden.
Hinkend, schmutzig und ein bisschen in ihrem Stolz verletzt, folgte sie dem Trupp und betrat das gefährliche Gebäude.



*** Schatten, Ankh-Morpork, der Tatort ***




Ein grobgewebtes Tuch bedeckte das Gesicht des toten Körpers.
Eine Pfütze dunkelroten Blutes hatte sich auf dem alten Kopfsteinpflaster ausgebreitet und war schon im Begriff anzutrocknen.

Der frischgebackene Spurensicher Leopold von Leermach kniete neben der Leiche und begutachte das Werk des Mörders, indem er das Tuch noch einmal anhob.
Der Hasensauger stellte während seiner Ausbildung fest, dass das Dobermanndasein doch nichts für ihn sei und wechselte zu der Abteilung Suchen und Sichern der Stadtwache. Trotzdem blieb er mit Robin im Himmelblauen Knahbenzimmer wohnen, zumindest bis jetzt. Er hoffte, dass Gerede und Gekicher würde bald aufhören und er fragte sich warum alle lächelten und hinter Ihren Rücken über sie tuschelten. Robin und Leopold waren doch einfach nur gute Freunde! Sonst nichts!!!!
Leo konnte mit Robin über alles reden und umgekehrt. Das war für Beide sehr wichtig und festigte nur ihre Freundschaft.
Der Geruch des halbgeronnenen Blutes kitzelte seine Nase.
Der Vampir richtete sich auf und atmete hörbar aus - er musste zwar nicht Atmen, aber es war ihm eine liebe Angewohnheit geworden -.
"Das Delikt liegt noch nicht lange zurück!", stellte der Spurensicherer fest.
"Eine genauere Angabe des Todeszeitpunktes wäre hilfreicher!", erklang es hinter dem Vampir.
"Ich bin Spurensicherer und kein Gerichtsmediziner!", antwortete der Blutsauger gereizt, während er sich umdrehte und Inspäctor Kolumbini erkannte." Den genauen Todeszeitpunkt wird dir Leutnant Pismire, nach der Obduktion, mitteilen, aber nach dem Gerinnungszustand des Blutes zu urteilen ist die Tat vor circa zwei Stunden geschehen."
"Das klingt schon besser.", war die knappe Erwiderung des Ermittlers.
"Aber bemerkenswerter finde ich dies hier.", der Spurensicherer deutete auf ein fragmenthaftes Muster auf dem Kopfsteinpflaster, die offensichtlich unter großer Anstrengung mit Blut gezeichnet wurde.
Neugierig beugte sich Kolumbini über das 'Kunstwerk'.
"Was soll das darstellen?", fragte der RUM-Wächter den neben ihm stehenden Vampir.
"Es sieht wie eine schlechtgemalte Brezel aus.", antwortete Leopold.



*** Assassinengilde ***




Mit verschränkten Armen wartete Herr Mericet am 'Eingangsfenster' der Gilde.
Hatscha stieß zu den Studenten, als der Lehrer gerade wieder zu seiner Belehrung anhob.
"Ich hoffe das war Euch eine Lehre!! Hattet ihr irgendwelche 'Verluste' auf dem Herweg?", wollte der alte Assassine wissen.
Ein einstimmiges 'Nein, Sir' war die Antwort der Studenten.
"Gut! Geht jetzt auf Eure Zimmer und denkt über das Ganze noch einmal nach", die verdeckte Ermittlerin wandte sich zum Gehen, wie die anderen Schüler der Gilde.
"Du nicht, mein kleines Fräulein!!", Hatscha erstarrte. "Auch wenn ihr den Weg über die Dächer nehmen müsst, ist das noch lange lein Grund, so abgerissen anzukommen! Wir sind schließlich Gentleman, beziehungsweise in deinem Fall Ladys!"
Der weibliche Husky senkte schuldbewusst den Kopf und antwortete kleinlaut "Ja, Sir!"
"Damit du dies auch nie vergisst, gehst du jetzt in die Eingangshalle und wirst diese reinigen! Das ist deinem derzeitigem Erscheinungsbild auf jeden Fall nicht mehr abträglich!", belehrte der Assassinenlehrer die vermeintliche Studentin.
"Ja, Sir!", war wiederum die Antwort der verdeckten Ermittlerin.
Hatscha wandte sich dem Treppenabsatz zu, der ins untere Stockwerk führte; verharrte kurz und überstieg einen Stolperdraht, der am Beginn der Stufen angebracht war und setzte ihren Weg ins Erdgeschoss fort.
Prächtige Bilder von berühmten Inhumierten säumten den Weg nach unten. Ein kleines Messingschild wies den geneigten Betrachter auf den ausführenden Assassinen hin und ließen der Obergefreiten wiederum kalte Schauer über den Rücken laufen.
Unten angelangt, Hatscha ließ die eine und andere Stufe aus da sie ihrer Meinung nach nicht sehr vertrauenserweckend aussahen, hielt der geübte Husky Ausschau, nach verwertbarem Material für Robin. Langsam schweifte ihr Blick über wertvolle Wandteppiche und kunstvolle Holzvertäfelungen, bis Sie an einer Art 'Schwarzem Brett' verharrte.
Wollen doch mal sehen, ob ich hier nichts interessantes finde!
Die Informationen gingen von Bekanntmachungen über verstorbene Studenten [2], dem obligatorischem Gildenmagazin .......und einer Liste mit ausgeführten Aufträgen.
Hatschas Herz pochte fast hörbar. Ihre Augen schien förmlich über die Buchstaben der Liste zu fliegen.
..............Norbert Napfkuchen.................Eingeteilter Gentleman: Willibald Willkür........................erledigt am 03. Sektober im Jahr der selleriefarbenen Spitzmaus.............Auftraggeber: Georg Grabscher................bezahlt.
Blitzschnell schoss die Hand der Obergefreiten zu dem Papier, riss es ab und ließ in den Überesten Ihres ehemals teueren seidenen Umhang verschwinden.


*** Boucherie Rouge, Himmelblaues Knahbenzimmer, später am Abend ***




..... und dann warf Sie mir förmlich das Ermittlungsergebnis an den Kopf!", endete Robin seinen Bericht über die Ereignisse des heutigen Tages an seinen Kameraden. "Was war bei dir so los?"
"Nichts besonderes. Ein Mord in den Schatten. Der übliche Wahnsinn also, dass einzig interessante war die Tatwaffe.", begann Leopold. "Pismire meint, der Grabscher wurde mit einem harten Gegenstand erschlagen. Er vermutet, dass es Zwergenbrot war. Rückstände in der Wund lassen darauf schließen."
"Der Grabscher? Ich denke er war tot?", fragte Robin nach.
"Na ja, so ist, besser gesagt war sein Name. Grabscher, Georg. 'Gelegenheitsarbeiter' in den Schatten, wenn du verstehst was ich sagen will", der Vampir unterstrich die Wirkung seiner Aussage, in dem er mit dem Zeigefinger leicht sein Augenlid herunterzog und lächelte.
"Ich glaube, ich flippe aus!!", rief der Dobermann aus und erhob sich mit einem Ruck vom Himmelbett.
"Warum denn?", fragte von Leermach erschrocken.
Robin ging, nein rannte förmlich zu dem Sekretär, der in einer Ecke des Knahbenzimmers stand und kramte ein arg mitgenommenes Papierstück heraus und wedelte damit triumphierend vor den Augen seines Zimmergenossen.
"Jetzt rate mal, wer der Auftraggeber in meinem 'Mordfall' war?"
"Du willst doch nicht etwa sagen......"
"Doch ich will! Georg Grabscher!!", vor Aufregung färbten sich Robins Wangen rot und Schweißperlen liefen dem Hauptgefreiten über das Gesicht. "Erzähl mir alles was du bis jetzt über diesen Fall in Erfahrung gebracht hast!"
Leopold begann von Neuem über den Fall zu referieren und versuchte nicht das kleinste Detail auszulassen. Als er an dem Punkt mit der aus Blut gezeichneten Brezel ankam stutzte der Dobermann.
"Mein Fall dreht sich um einen toten Bäcker und Georg Grabscher malt sterbend eine Brezel aufs Kopfsteinpflaster? Das muss ein Hinweis auf seinen Mörder sein!"
"Ui, wie scharfsinnig!", lästerte der Spurensicherer.
"Komm mit! Wir gehen mal zum Register der Gildenmitglieder, vielleicht finden wir was Verwertbares!", sagte der Dobermann enthusiastisch.

Das Register war eine ziemlich neue Errungenschaft der Abteilung DOG. Die Wächter der Dienststelle versuchten das Verzeichnis der Mitglieder so aktuell wie möglich zu halten, was aber einer Sisyphusarbeit gleichkam. Gerade bei der Assassinen- und der Narrengilde war die personelle Fluktuation so immens hoch, dass der bedauernswerte Wächter, der mit der Führung dieses Papiermollochs beauftragt war, beinahe dem Wahnsinn anheim fiel. Den Göttern sei dank wechselte der Registerdienst wöchentlich unter den 'niedrigen' Dienstgraden von DOG.
Das Register der Gildenmitglieder, auch RegGil genannt, befand sich in einem stählernen Aktenschrank im Flur des 1. Obergeschosses des Boucherie Rouge. Vereinzelt lugten Ecken eines Papiers aus den verschlossenen Schubladen, ganz so als ob sie sich nach Freiheit sehnten. Der Schlüssel hing, sinnigerweise, an einem kleinen Nagel, über dem Aktenschrank.
"Mal sehen, was wir unter dem Namen Brezel bei der Bäckergilde so finden.", brummte der Dobermann und schloss die betreffenden Schubladen auf.
Leopold folgte seinem Kameraden neugierig und wartete gespannt auf das Ergebnis der Ermittlungen.
"B......Bre.......Brezel!!! Hier ich habs!!, mit einem Freudenruf entriss der Hauptgefreite dem Register ein Stück Papier. "Bernhard Brezel, Gildennummer 1843Bre, angestellt bei Norbert Napfkuchen. Bingo!!! Ich denke wir haben einen Treffer!"
"Ja ich denke auch, dass du einen Treffer gelandet hast. Jetzt fehlt dir nur noch ein Motiv.", antwortete der Hasensauger.
"Motiv?...Verdammt, daran hab ich noch gar nicht gedacht!", meinte Robin geknickt.
"Na ja, dass Motiv wird wohl das Übliche sein. Habgier, Neid usw., aber das genaue Warum, müssen wir vor einer eventuellen Verhaftung schon herausfinden.", antwortete der Vampir wissend.
"Angefangen hat das ganze ja mit einer vermeintlich verschwundenen Quittung. Ich denke das seine Ehefrau mit ihm unter einer Decke steckt! Wie sonst sollte die Quittung verschwinden? Sie schlief ja schließlich neben ihm.", weitere Puzzleteile fanden die ihnen vorbestimmten Stellen im Gehirn des Hauptgefreiten. "Lass uns das Haus von Napfkuchen observieren! Vielleicht können wir dann auch gleich zuschlagen und eine Verhaftung hinter uns bringen."
Die Wächter packten ihre sieben Sachen zusammen und machten sich auf dem Weg zum Bereitschaftseselskarren, der vor dem Etablissement bereit stand.



*** Winkelzuggasse, Haus und Betrieb von Norbert Napfkuchen, 23.18 Uhr ***




Die Wächter postierten den Eselkarren so taktisch geschickt, dass sie das Gebäude im Blick hatten, aber nicht zu sehr auffielen. Sie hofften zwischen den anderen Karren in 'Unauffälligkeit' zu versinken.
Leopold schnallte dem Esel einen Futtersack um und setzte sich wieder zu Robin auf den Kutschbock.
"Und woher sollen wir wissen, wenn Brezel das Haus betritt?", fragte der Gefreite seinen Kameraden.
"Ich hab eine Ikonographie von Brezel dabei. Wir sind bemüht, wann immer möglich, in RegGil auch ein Bild von dem Betreffenden 'gespeichert' zu haben. Im Fall Brezel habe ich ein ikonographierten Gildenausweis bei seiner 'Akte' gefunden.", Robs zog aus seiner Umhängetasche ein vergilbtes Foto des Tatverdächtigen und reichte es seinem Freund.
"Auch schon ein wenig älter. Ich hoffe er sieht dem Bild noch ähnlich.", grummelte der Spurensicherer, der lieber im Knahbenzimmer geblieben wäre, als jetzt auf der zugigen Strasse zu observieren.
"Wird schon reichen! Wir müssen eben unsere Phantasie und Vorstellungsvermögen einsetzen.", entgegnete der Dobermann.

Nach einer Weile des Wartens näherte sich eine dickliche Gestalt dem Anwesen von Napfkuchen.
"Ist er das?", Leopold rutschte unruhig auf der hölzernen Kutscherbank hin und her.
"Hm, kann schon sein, aber es ist zu dunkel. Erkennst du ihn besser?"
"Ich denke er ist es! Ja ich bin mir sicher! Älter und dicker, aber eindeutig Brezel!"
"Na dann schauen wir mal was weiter so passiert.", sagte Robin mehr zu sich selbst, als zu seinem Zimmergenossen.
Die Zielperson näherte sich gemäßigtem Schrittes dem Haus und der gleichzeitigen Arbeitsstätte des Opfers. Am Eingang angelangt schaute sich der Mann noch einmal verstohlen um, kramte einen Schlüssel aus den Tiefen seiner Taschen, schloss auf und betrat das Gebäude.
"Isser schon drin?", fragte Robin Leopold, der bei Nacht einfach besser sah als er.
"Mh...grad reingewitscht.", Leopold saugte gerade an einem bedauernswerten Hasen und ließ die blutleere Hülle zu Boden gleiten. "Jetzt wird spannend......hoffe ich!"
Ein Licht wurde im oberen Stockwerk des Hauses entzündet.
Schemenhaft zeichneten sich zwei Gestalten an dem Fenster ab und .........fielen sich offensichtlich in die Arme.
"So! Und hier präsentiere ich ein Motiv!", brach es aus Robin hervor.
"Ein Motiv für einen Mord ja, aber warum fehlte die Quittung?", bremste Leopold von Leermach die Freude des Dobermannes.
"Wir stellen sie erst mal zur Rede und schauen dann weiter, schlage ich vor!", entgegnete Robin.
"Ich tippe auf Habgier.", meinte der Spurensicherer. "Hast du mal geprüft, ob eine Lebens-fair-sicherung für das Opfer bestand?"
"Wart mal! So wie ich Kolumbini kenne, hat er dies in den Ermittlungsakten vermerkt.", der Hauptgefreite kramte wiederum in seiner Umhängetasche und zog eine ziemlich mitgenommene Akte heraus. Langsam begann der DOG-Wächter darin zu blättern; seine Lippen bewegten sich beim Lesen bis er plötzlich ausrief "Ich wusste auf Kolumbini ist Verlass! Hier steht es! Napfkuchen hatte vor einigen Jahren eine Versicherung abgeschlossen. Begünstigte ist seine Ehefrau Elise.", ein anerkennendes Pfeifen entwich zusätzlich Robin Mund. "...Die Summe beläuft sich auf Sage und Schreibe 100 000 AM $!!!!"
"Damit kann man viele Brötchen kaufen und muss sie nicht mehr selbst backen!", entgegnete der Vampir humorvoll. "Und seinen gemieteten Strohmann brachte Brezel wohl um, weil er zu neugierig oder 'teuer' wurde."
"Gut kombiniert, Leo! Und des weiteren ist vermerkt, dass die Versicherungssumme ausschließlich bei natürlichem Tod oder unlizenziertem Mord zur Auszahlung kommt."
"Na also, ich denke dann haben wir alles! Lass uns hochgehen und das feine Pärchen unter Arrest stellen.", ein leises Hüsteln unterbrach den Spurensicherer.
Ruckartig drehten sich die Wächter zu der Quelle des Geräusches.
Zwei ziemlich großgewachsene Bäcker und ein nicht so 'eindrucksvoll' gebauter Kollege hatten sich dem Wächterkarren genähert.
"Sehr schön ermittelt!", sagte der Schmächtige unvermittelt. "Wir vermuteten eigentlich von Anfang an, dass etwas in dieser Art dahinter steckte."
"Und wer vermutete das?", fragte Robin mehr ironisch.
"Uh, wie unhöflich von mir. Ich vergaß? Mich und meine Gildengenossen vorzustellen. Wir sind das 'Teigige Trio'; Gildensicherheitsdienst.", sprach der Schmale. Ein tiefes Grunzen seiner Begleiter unterstrich die Vorstellungszeremonie.
"Ich glaube da seid ihr ein wenig zu spät dran! Wir werden nämlich gleich die Verhaftung der beiden durchführen. Die Frau wegen versuchtem Versicherungsbetrugs und Brezel wegen unlizenziertem Mord an seinem Strohmann Georg Grabscher.", stellte Robs selbstbewusst fest.
"O contrairre, ich denke es handelte sich schon immer um eine gildeninterne Angelegenheit! Ihr habt uns lediglich die Arbeit sehr erleichtert, so dass wir weniger.... ähm keine Verhöre mehr durchführen müssen. Jemanden wegen eines einmaligen Rezeptes zu beseitigen akzeptieren wir, aber wo kämen wir denn hin, wenn wir uns gegenseitig wegen Liebeleien ins Jenseits befördern würden! Ich habe die Order, sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert. Wir werden jetzt sozusagen ein Exempel statuieren, dass definitiv eine abschreckende Wirkung auf eventuelle 'Nachahmer' haben wird."
Robin wollte soeben seine Protest untermauern, als er gerade noch erkannte wie die zwei anderen des Trios zwei Papierbeutelchen aus ihren Gürteln zogen, alle drei ein paar Schritte vom Karren wegtraten und sie warfen.
Die Beutel platzten beim Auftreffen. Mehl stieg in einer staubigen Wolke auf und......wohlige Wärme umfing die Wächter.



*** Winkelzuggasse, Haus und Betrieb von Norbert Napfkuchen, 09.18 Uhr ***




Das zähe Licht der Scheibenwelt hatte sich gegen die Dunkelheit bereits durchgesetzt.
Robin schlug die Augen auf und stellte fest, dass er mit seinem Kopf an Leopolds Schulter lag. Ein feuchter Fleck markierte auf der Robe des Vampirs die Stelle, wo soeben sich noch der Mund des Dobermanns befand.
Dem Zufall verdankten die Wächter es, dass sich der Einsatzeselkarren von DOG noch im morgendlichem Schlagschatten eines hohen Gebäudes befand, was der Gesundheit des untoten Spurensicherers zum Vorteil gereichte.
Auch Leopold entschlüpfte langsam Morpheus Armen [3].
"Ich wette, wir werden keine Verhaftung mehr durchführen können. Ich hoffe es sieht da oben nicht zu schrecklich aus!", brummelte der Hauptgefreite.

Tatsächlich sah es in der ehemaligen Wohnung der Napfkuchens nicht schrecklich aus; sie war einfach nur verlassen. Nach längerer Suche fand Leopold doch noch einige Spuren, die auf einen kurzen Kampf schließen ließen, aber die Verdächtigen waren und blieben verschwunden.

Robins Abschlußbericht zog den unvermeintlichen Beschwerdebrief seiner Chefin an die Gilde der Bäcker nach sich. Ein Antwortbrief bezog sich wie üblich auf die Gildenpolitik in Ankh-Morpork und so zeigte wieder einmal eine Gilde der Stadtwache von Ankh-Morpork die metaphorische 'lange Nase'.

Von Elise Napfkuchen und Bernhard Brezel wurde nie wieder etwas gehört, nur fesche Gesellen zuckten bei dem Anblick der schönen Ehefrau ihres Meisters innerlich zusammen.


*** ENDE ***





[1] bei einer Chance von 1 : 1000000 ist es bekanntlich so, dass die unwahrscheinliche Möglichkeit sogar zwangsläufig eintrifft

[2] in der Art: Student Herbert Huhn 1. Jahr, Haus Viper verließ dieses Jammertal mit Hilfe von dem ehrenwerten Studenten Samuel Sackleinen, 2. Jahr, Haus Skorpion, mit Hilfe eines geschickten Stoßes beim Hausern

[3] oder wie auch immer das Scheibenweltäquivalent dieses Gottes hieß




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