Kein Fall für einen Tag

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von Gefreite Will Passdochauf (SEALS)
Online seit 07. 04. 2003
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Streife, Ermittlungen und andere lustige Sachen.

Dafür vergebene Note: 11



Sie sah sich in ihrem Büro um. Es war gerade mal so breit wie der Schreibtisch, der außer einem Stuhl und einem Regal, das einzige Möbelstück war. Will stellte die PAPP (Pesonders-Alltagstaugliches-PaPier) -Kiste auf den Boden neben die zusammengeklappte Liege. Die Ausbildungsleiterin von G.R.U.N.D hatte sie ihr zur Beförderung geschenkt. Will ahnte, dass dieses Geschenk wahrscheinlich eine Anspielung auf die Nächte, die sie schlafend am Tresen verbracht hatte, war. Ihr sollte es recht sein. Solange sie noch keine Wohnung hatte, war das sicher eine gute Alternative zum auf dem Schreibtisch Schlafen. Auf dem Tisch war ihre S.E.A.L.S Uniform. Sie bestand aus einer graubraunen Hose und einem Oberteil in ungefähr der gleichen Farbe. Während sie sich umzog, glaubte sie den Sinn, der dahinter lag eine neue Uniform alt und schmutzig aussehen zu lassen, zu verstehen. Keiner konnte dadurch gleich feststellen was der Wächter, der vor ihm stand, bereits durchgemacht hatte. Was wiederum das für einen Sinn machte, konnte die Gefreite nicht erkennen, vielleicht lag sie auch einfach nur daneben mit ihrer Vermutung. Kritisch begutachtete sie ihr Abbild im schmutzigen Fenster. Erst jetzt bemerkte sie das S.E.A.L.S Abzeichen auf dem rechten Oberarm. Mit goldenem Faden war ein rotes Stoffband, auf dem ein goldener Seehund gestickt war, angenäht. Bei nahen Betrachten fiel einem auf, dass das Rot verblasst war und der Faden nicht golden war, sondern eher eine gelb-orange Farbe hatte. Jetzt musste sie sich noch bei Gralon melden.

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"Was hältst du davon? Würden blaue Vorhänge dem Zimmer nicht einen interessanten Ton geben?" Banks sah dabei zu Skulptur. Wie erwartet antwortete sie nicht, aber es war für ihn immer sehr beruhigend mit jemandem über die Sachen zu reden, die ihn gerade beschäftigten. Skulptur starrte weiterhin die Wand hinter ihm an. Der Obergefreite seufzte. Manchmal wünschte er sich, dass man rhetorische Fragen nicht selbst beantworten musste. Ein Kaffee würde ihn sicher auf andere Gedanken bringen.

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Will sah sich unsicher um, während sie den Gang entlang ging. Dadurch bemerkte sie den Wächter der ihr entgegen kam nicht. Ein Fluchen erklang, als heißer Kaffee sich auf einer Uniform ausbreitete, gefolgt von einer Entschuldigung.
"Halte deine Augen beim gehen offen!", raunte Gralon, während er mit einem Taschentuch versuchte die Flecken in ihre Grenze einzuweisen. "Für die Reinigung der Uniform krieg nicht mal ich als Kommunikationsexperte Zuschuss von der Schäffin."
"Tut mir echt leid", entschuldigte sie sich kleinlaut nochmals. "Ich habe ähm... dich gesucht", fügte sie hinzu.
"Schön für dich", meinte er ironisch. "Für was brauchst du mich?"
"Ich bin die neue Kommunikationsexpertin und..."
"...und ich soll dich hier herumführen, als hätte ich nicht besseres zu tun", beendete Gralon den Satz.
Will fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Das ganze schien nicht der beste Weg zu sein einen neuen Kollegen kennen zulernen.
Der Obergefreite seufzte. "Na dann komm mal mit", sagte er und stieg die Treppen hoch. Vor einer verdächtig unscheinbar aussehenden Tür machte er halt. Er schob sie auf und machte damit den Blick auf zweimal vier Tauben frei. "So, das ist der Taubenschlag. Es wohnen hier fast zwei dutzend Tauben, aber die werden gerade von irgendwelchen Wächtern benutzt. Sie haben heute noch nicht zu Essen bekommen, das Futter steht gleich neben der Tür." Mit einem bösen Grinsen fügte er hinzu, "am besten du übernimmst die nächsten zwei Wochen alleine die Pflege unserer Schützlinge, damit sie sich an dich gewöhnen."
Aus einem Schrank, der vor dem Taubenschlag stand, nahm er zwei komische Gebilde heraus. Würde es auf der Scheibenwelt so was wie Tischtennis geben, wäre Will sicher davon überzeugt gewesen, dass es sich dabei um zu groß geratene Schläger handelte, aber da dies nicht zutraf, dachte sie bei dem Anblick an flache Holzpfannen.
"Was ist das?", fragte sie.
"Hast wohl bei dem Teil deiner G.R.U.N.D. Ausbildung nicht aufgepasst. Das hier sind Paddel, aber die werden nicht mehr benutzt. Keiner der Wächter hat jemals viel damit anfangen können oder wollen. Ich auch nicht. Wenn du was über Kommunikationstürme erfahren willst, es ist ein Buch im Schrank, das dir dabei helfen könnte", mit den Worten drückte er ihr die Paddel in die Hand und ging in Richtung Treppe. Kurz, bevor er sie erreichte drehte er sich noch mal um. "Da du in deiner Ausbildung steckst wirst du natürlich zur Übung immer, wenn du im Wachhaus bist, hauptberuflich dafür da sein nachzusehen, ob neue Nachrichten angekommen sind. Ich mache jetzt feierab... ähm.. morgen."
Die Gefreite schüttelte den Kopf. Dieser Banks schien den Unfall mit dem Kaffee viel zu ernst zu nehmen. Sie wollte wenigstens bei den Tauben keinen Fehler machen. Mit einem Tonbecher, gefüllt mit Körnern, in der Hand öffnete sie das Tor zur Hölle der... Vögel. Mutig und vor allem nichts ahnend betrat sie das feindliche Territorium. Sofort hoben sieben plus eine Taube ab und flogen in Kreisen über ihr. Zwei von ihnen nutzten die Gelegenheit und brachten zu Ausdruck, dass sie weiße nicht besonders wohlriechende Punkte auf Wacheuniformen toll fanden indem sie Will zu ein paar von denen verhalfen. Schnell entschied sie sich zu einem Rückzug. Hastig schüttete sie das Futter aus und gab ihnen ein Ziel. Die Tauben stürzten sich darauf. Skeptisch betrachtete Will diese Schrecken der Lüfte. Am Boden sahen sie so harmlos aus. Mit einem Tuch versuchte sie die Flecken von ihrem Oberteil zu entfernen, schaffte aber nur, dass es danach schlimmer aussah als davor. Will gab es auf. Die einzige Federvieh-Art mit der sie es bisher aufgenommen hatte, waren ein paar altersschwache Hühner gewesen. Ihrer Meinung nach waren sie auf jeden Fall den Tauben vorzuziehen. Hühner erleichterten sich bestenfalls auf den Schuhen einer zu nah stehenden Person. Sie lächelte in sich hinein. Sobald sie einen Weg gefunden hatte wie man Hühner dazu brachte von Punkt Ah nach Beh zu laufen und dabei Nachrichten zu übermitteln und wie man die Bevölkerung Ankh-Morporks davon abhielt Hühner zu stehlen oder sie zu überfahren waren die Tage der Tauben gezählt. Als die Viecher satt und befriedigt wieder auf ihren Sitzstangen zurückkehrten nahm Will eine rotbraune Taube in die Hand.
Sie hielt sie auf Augenhöhe und flüsterte: "So, du wirst mich heute bei der Streife begleiten, sieh zu, dass du dich benimmst." Das geflügelte Monster starrte sie an und dachte wahrscheinlich, dass dieser Mensch vollkommen übergeschnappt war. Wer verlangte schon von einer Taube sich zu benehmen?
"Ich brauch noch einen Namen für dich", die Gefreite bekam Falten auf der Stirn, als sie ihre Fantasie anstrengte. "Ich hab's! Du sollst Tselemendeh heißen."

Den Brustharnisch umgeschnallt, Tselemendeh auf der Schulter und den Schlagstock am Gürtel befestigt, schritt sie in den stinkenden Sumpf namens Ankh-Morpork. Ihre Schritte lenkten sie fast automatisch in die Richtung der Strasse der Geringen Götter. Es war nicht so, dass sie extrem gläubig war, aber wenn man 16 Jahre in einem winzigen Dorf mit gerade mal 100 Bewohnern aufgewachsen war, wo sich alle kannten, verwandt waren und mehr oder weniger an den gleichen Gott glaubten, bekam man gewisse Angewohnheiten. Spätestens, wenn man mit ungefähr 12 Jahren die Schule beendete, hatte man keine Zweifel mehr, dass Om der beste Gott war. Die vielen Argumente, die für ihn sprachen und das kaum vorhandene Wissen, dass auch andere mächtige Götter existierten sorgten dafür. Vor dem Tempel des Krokodilgottes Offler unterhielten sich drei Priester in ihren zeremoniellen Roben. Besser gesagt die zwei älteren unterhielten sich, während sich der Jüngste an einem von ihnen lautstark ausweinte. "Sie ... ist so... schrecklich.... sie... zerstört alles... das... ", konnte man zwischen seinem Schluchzen verstehen. Will zuckte mit den Schultern und ging weiter zur Omnischen Mission. Sie kannte den Priester der von dem Tempel Passanten Broschüren anzudrehen versuchte.
"Guten Morgen Wally", grüßte sie ihn.
"Ah... Will, dich schickt Om. Heute Morgen ist die neue ausgebe des 'Kommunikationsturm' angekommen. Ich hab ein dutzend Exemplare für dich zurückgelegt." Wally, nach dem Propheten Wallspur benannt, deutete mit seinem Finger auf einen Stapel Broschüren.
Will versuchte zu lächeln. "Weißt du, ich hab die letzten noch nicht alle unter die Leute bringen können."
Ihr Gegenüber machte ein erstauntes Gesicht. "Komisch, wenn du auf Streife gehst solltest du doch einer Menge von Leuten begegnen, die auf den rechten Weg gewiesen werden müssen."
"Ja, du hast recht, aber die meisten suchen schnell das Weite, wenn sie auch nur vermuten, dass ihnen eine Broschüre droht."
"Das kenne ich", seufzte er, holte das Informationsmaterial und reichte es der Kommunikationsexpertin, "aber man darf nicht aufgeben, Brutha hat schließlich auch nie daran gedacht, als er mitten in der Wüste war, zurückzukehren."
"Danke. Sag mal, weißt du was mit den Anhängern Offlers los ist?"
"Außer, dass sie nicht den Glauben wechseln wollen?", er sah zu den Priestern und ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht. "Ach so, sie scheinen mal wieder Besuch von Frau Kuchen bekommen zu haben. Die stattet jedem Tempel einen Besuch ab und sieht nach dem Rechten wie sie sagt. Eigentlich bedeutet das nichts anderes, als dass sie die Tempel mit Blumen schmückt, saubermacht und die Priester belehrt, wie man dem Raum ein besseres Klima verleihen kann."
Die Gefreite nickte. "Wann ist der Omnische Tempel dran?"
"Da wir sie jedes Mal mit Broschüren überhäuften, hat sie irgendwann gemeint, dass sie nicht so viel Papier zum anzünden braucht. Seitdem kommt sie nur noch einmal im Monat. Bei den Offlianern kommt sie alle drei Tage."
"Ich muss jetzt weiter", sagte Will, die sich nun auch von dem Grinsen hatte anstecken lassen.
"Schönen Tag noch. Möge Om deine Schritte leiten", rief er ihr nach.

Bei der Lehrergilde war gerade Pause und die Kinder spielten im Hof, während sich die Lehrer vom Unterricht zu erholen versuchten.
"Sumsumsum. Die Bienen gehn herum. Wollen wir mal sehen, wohin sie heute gehen. Sumsumsum. Die Bienen sind nicht dumm. Den unlizenzierten Dieb gesichtet, schon ihre Stacheln auf ihn gerichtet. Einmal dem Dieb, zweimal dem Dieb, beim dritten mal haben wir ihn...", schallendes Lachen brach unter den Kindern aus. Der Junge der bei den letzten Worten hin und her geschwungen worden war, war als man ihn losgelassen hatte, hingefallen. Bei dem Lachen sah man den Lehrer, der im Hof Aufpassdienst hatte, zusammenzucken.
Am Hier-gibt's-alles-Platz an dem die Wächterin als nächstes ankam herrschte reger Betrieb. Händler priesen ihre Waren an. Gleichzeitig versuchten sie alle möglichen Tricks, um ihr Verkaufgut besser aussehen zu lassen. Manche unerfahrene Gemüsehändler zum Beispiel bespritzten ihre Früchte mit Wasser oder hatten sie schon am Vortag mit Fett eingerieben. Da aber das Wasser von Ankh-Morpork für vieles berüchtigt war, es ihm aber an der nötigen Klarheit fehlte und das Fett nicht die beste Qualität hatte, führten diese Versuche eher zum genauen Gegenteil des erhofften Effekts.
Ein ältere Dame hatte sich gerade runter zu ihrem Hund gebückt, als Will nichts ahnend vorbeiging. Der Hund sprang auf und lief zur Gefreiten. Dabei hatte er es so eilig, dass er sein Frauchen mitriss und zu Boden fallen ließ. Das schwarzweiße Ungetüm stand nun knurrend in Kniehöhe. Ohne Vorwarnung sprang er zu der Tasche der Wächterin und bohrte mit seinen Zähnen ein Loch; ausgerechnet in das Fach in das sie etwas Taubenfutter verstaut hatte. Der Hund ließ sich mit Körnern berieseln, während seine Besitzerin sich mühsam aufrichtete und in seine Richtung humpelte. Die Wächterin versuchte, ohne den Hund aus den Augen zu lassen, das Leck zu stoppen, aber ein warnendes Knurren hielt sie davon ab dem Monster den Spaß mit dem Futter zu vertreiben. Tselemendeh, der sich bisher zurückgehalten hatte flog laut mit den Flügeln schlagend von Wills Schulter weg. Ein paar Meter über ihrem Kopf hielt er inne, wendete und flog im Sturzflug auf den Hund zu. Dieser setzte erschrocken zum Rückzug an und lief mit eingezogenem Schwanz zu seinem Frauchen. Zufrieden ließ sich die Taube auf den Boden nieder und pickte nach den Körnern. Die Frau nahm ihr Haustier in den Arm, ging wieder und grummelte dabei etwas, das sich wie nichtsnutzige Wächter anhörte. Die Wächterin tat es ihr fast gleich. Sie setzte das fliegende Monster auf ihre Schulter, stopfte das Loch an ihrer Tasche mit einem Informationsblatt der Omnischen Religion und machte mit ihrer Streife weiter.

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Der Raum war so mit Rauch gefüllt, dass man fast die gegenüberliegende Wand nicht sehen konnte. Drei Kerzen sorgten für trübes Licht, da die Fenster mit Decken und Balken abgedunkelt waren. Das ganze sollte für die richtige Atmosphäre und Stil sorgen. Zumindest war das die Meinung des Fiesen Konst. Die übrigen zurzeit Anwesenden waren: der Irre Drako und sein bester Freund Sino.
"Mann, du solltest dir wirklich mal das Rauchen abgewöhnen. Irgendwann ersticken wir hier noch, wenn das mit dem Rhythmus weitergeht", sagte Drako und wedelte sich mit der Hand Luft zu, die genauso unter Sauerstoffmangel litt, wie die, die sie ersetzten sollte.
"Du hast doch keine Angst vorm Tod, oder?", raunte Konst und blies ihm dabei eine extra Ladung Rauch ins Gesicht.
Nun meldete sich auch Sino zu Wort. "Wieso hast du uns hergerufen?"
"Ihr werdet zur Rosenstrasse gehen und dort auf eine viel zu weiße Wand unser Gruppenzeichen malen."
Die anderen Zwei nickten stumm.

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Eine Werbebroschüre wurde vor der Tür sorgfältig hingelegt. Will hatte es mittlerweile aufgegeben Leute anzusprechen und sie dabei auf die Heftchen aufmerksam zu machen. Alle hatten es dann immer plötzlich sehr eilig sich so schnell wie möglich zu entfernen. Sie hatte nun schon die Hälfte ausgeteilt, als sich jemand hinter ihr übertrieben räusperte. Sie drehte sich langsam um und sah den stellvertretenden Abteilungsleiter hinter sich.
"Oh.. Guten Morgen, Cim", sagte sie und salutierte hastig.
"Wir hatten doch eine Abmachung, nicht wahr?", sagte er und sah dabei grimmig zur Omnierin.
"Ich habe gerade Pause gemacht und...", stammelte diese und wurde unterbrochen.
"Du hast versprochen keine Broschüren in Wächteruniform auszuteilen. Und was die Pause betrifft. S.E.A.L.S. sind immer im Dienst. Geh zurück zum Wachhaus und löse den Rekruten beim Tresendienst ab."
Mit gesenktem Kopf ging sie zurück zum Pseudopolisplatz. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ausgerechnet Cim in dieser Stadt mit ihrer einer Million Bewohnern traf? Eins zu einer Million...

Im Wachhaus holte sie noch das Buch über die Kommunikations-Türme vom Schrank, stellte die Broschüren gut sichtbar auf den Tresen und machte es sich dahinter gemütlich. Die Stunden vergingen und kein Bürger kam, um sich über etwas zu beschweren. Kein einziger, der etwas Abwechslung gebracht hätte oder dem sie ein Informationsblatt hätte geben können. Dem Buch mit dem Titel "Moderne Paddelkommunikation für Vogelscheuchen" konnte sie auch keine besonders große Begeisterung entgegenbringen. Es war ihrer Meinung nach viel zu theoretisch und obwohl sie es schon seit Stunden las war sie immer noch auf Seite 12. Sie wusste jetzt zwar, dass man Nachrichten mit dem Randwertigen Sonderbaren Alphabet verschlüsseln und für die Übertragung das Muster Oben Rechts System benutzten konnte, aber was das Problem der Badenden Ephebianern mit den modernen Kommunikations-Prozessen und Ablaufbeschreibungen zu tun hatte, konnte sie nicht wirklich nachvollziehen. Sie war gerade am überlegen, wieso ein Ephebianer zwei Sklaven zum Badewanne auffüllen brauchte, als eine Frau laut auf sich aufmerksam machte. Sie sah auf und blickte dabei in die Augen einer aufgeregten Dame mittleren Alters.
"Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?", fragte Will.
"Sonst wäre ich ja nicht hier", erwiderte die Frau bissig. "In der Rosenstrasse 25 sind zwei Junge Vandalen gerade dabei eine Mauer unansehnlich aussehen zu lassen. Ihr müsst sie aufhalten."
Gralon kam gerade aus der Kantine mit einer Tasse Kaffee.

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Die Nacht war bereits über die Stadt hergefallen. Aus einer dunklen Gasse kamen schwer zuzuordnende Geräusche.
Er sah sich um und fluchte. Sie waren ihm immer noch dicht auf den Fersen. Sein Freund, der neben ihm lief, sah ihn erschrocken an. Hastig wischte er sich die strähnigen Haare aus dem Gesicht. Der Regen hatte kurz nach dem Sonnenuntergang eingesetzt. Man sollte meinen, dass sie bei solchem Sauwetter nicht 'unschuldigen' Leuten auflauerten. An der nächsten Kreuzung bogen sie links ab. Sein Atem ging stoßweise. Der Schlamm auf den Strassen heftete sich an den Schuhsohlen und machte somit das weiterkommen schwieriger, aber aus den Augenwinkeln her konnte er erkennen, dass ihre Verfolger von den gleichen Problemen geplagt wurden. Wieso hatten sie sich überhaupt darauf eingelassen an diesem Ort zu malen? Es war ein Fehler gewesen. Der Ort war falsch. Die Bürger dort interessierten sich noch für andere Sachen als wie sie den nächsten Tag überleben würden. Diese Leute konnten ihre Kunst nicht verstehen. Sie waren wie abgemacht mit ihrem Werkzeug zu der Wand gegangen und hatten mit Kreide die Mauer bemalt. Sie waren fast fertig gewesen, als ihre Verfolger erschienen waren.
Nun ging es schon die letzten zwei Viertel so. Sie liefen durch die kleinen Gassen des Bezirks, schlugen Hacken, aber der Abstand wollte sich nicht zu ihren Gunsten verbessern. Wahrscheinlich lag es daran, dass beide Parteien gleichzeitig ermüdeten. Oder, dachte er bitter, das gehört zu einer ihrer neuen Taktiken, in der Art 'man lasse den Gejagten so lange laufen bis er sich nicht mehr wehren kann, wenn man ihn in eine Ecke gedrängt hat'. In letzter Zeit schienen sie ja immer mehr solche hinterlistigen Tricks auf Lager zu haben.
"Hey", keuchte sein Kamerad und zeigte nickend zu einer Mülltonne. Er verstand. Wenn sie sie am Ende doch kriegen sollten, sollten sie vorher auch was dafür überstehen. Er konzentrierte sich... Gleich war es soweit.. Er war auf gleicher Höhe mit dem Objekt. Ein gezielter Griff und das Werk war vollbracht.

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Sie war fast am Ende ihrer Kräfte. Ihre Füße fühlten sich an, als wären sie aus Blei gegossen. Wenigstens schienen die, denen sie kopflos hinterher rannte, auch keine besseren Athleten zu sein. Das war das einzige, dass ihr noch Mut zum weitermachen gab. Ein Seitenblick auf ihren Kollegen zeigte ihr, dass sie nicht ganz alleine mit ihren Gedanken war. Sie erinnerte sich an den Nachmittag. Es war doch so ein ruhiger Tag gewesen. Wieso hatte diese schreckliche Frau es nicht stumm und ohne Widerspruch annehmen können, dass das Aussehen der Strasse in der sie wohnte geringfügig verändert worden war? Sie verzog das Gesicht und wischte sich das Wasser von der Stirn, um dem neuen, das unablässig vom Himmel tropfte, Platz zu machen. Der Regen war stärker geworden. Aber das hatte ihre Schäffin nicht davon abgehalten sie dorthin zu schicken. Obwohl sie ihr klarzumachen versucht hatten, dass, falls es sich um einen Fehlalarm handeln sollte, sie sich lächerlich machen und sehr viel Büroarbeit dadurch zurückbleiben würde. Irgendwas fiel und machte sehr viel Lärm dabei. Sie hatten eine Mülltonne umgeschmissen, aber das registrierte sie viel zu spät.

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Ein lautes Platschen kam von seinen Verfolgern und ein breites siegessicheres Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Leider konnte es keiner bei der Dunkelheit sehen. Sie hatten die neutralen überbevölkerten Viertel hinter sich gelassen. Nun bewegten sie sich in den Gebieten in denen sie aufgewachsen waren und wo sie jeden Tag das Leben meisterten. Hier konnten ihnen ihre Jäger nicht das Wasser reichen. Selbst wenn man sie in die Enge treiben sollte, hatten sie hier genügend Verbündete, die ihnen zu Hilfe eilen würden. Er merkte wie er immer langsamer wurde. Das minutenlange Rennen durch die rutschigen Straßen forderte seinen Tribut ein. Ein stechender Schmerz machte sich an der Seite immer stärker bemerkbar. Die keuchenden Geräusche, die von seinem Freund kamen, informierten ihn, dass er die gleichen Probleme hatte wie er. Sie sollten wohl mal wieder mit dem Trainieren anfangen und sich nicht immer an vorbeifahrenden Karren hängen, um zu ihrem Ziel zu kommen. Besonders die Gilde des Öffentlichen Verkehrs mochte diese Angewohnheit gar nicht. Sie waren der Meinung, dass man den vollen Ticket Preis bezahlen musste, selbst wenn man nur außen an dem Wagen hing.
Sie waren gleich an ihrem Ziel. Jetzt nur noch einmal links abbiegen, dann gleich rechts und sie waren sicher. Sein Kamerad ließ noch schnell eine Mülltonne umfallen, sie bogen zwei Straßen weiter noch mal ab und verschwanden darauf hinter einer unscheinbaren Türe.

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Sie wäre nach dem Sturz am liebsten liegen geblieben, aber der strenge Geruch in Bodennähe und die helfende Hand ihres Kollegen hielten sie davon ab. Die Verfolgungsjagd ging weiter. Es wurde immer dunkler und aus den Fenstern der Häuser schien immer seltener Licht. Die zwei Wächter konnten gerade mal schemenhaft die Personen, die vor ihnen davon liefen, erkennen. Nur, weil sie das Aussehen einer langweilig weißen Wand verändert hatten, musste sie ihnen durch dunkle Wege folgen. Frierend, schmutzig und müde lief sie neben Gralon. Sollte das, dass berüchtigte S.E.A.L.S. Wesen sein? Nass wie ein Seehund mit einem Artgenossen durch den Ozean des Verbrechens der größten Scheibenweltstadt zu schwimmen? Die Gejagten schienen sich immer mehr zu entfernen. Dort vorne waren sie doch rechts abgebogen und dann? Eine umgekippte Mülltonne war die einzige Zeugin, dass sie vorbei gekommen waren. Die zwei Wächter wurden immer langsamer und hielten nach ein paar Schritten an. Zum ersten Mal nahm sie die Gebäude richtig wahr. Es waren alles halb zerfallene Bauten. Keins der Häuser war erleuchtet. Banks fluchte und trat eine Mülltonne, während Will immer noch um Atem ringend sich an eine Hausmauer lehnte.
"Lass uns zu einem lebendigeren Ort gehen", sagte Gralon dann, der als erster wieder zu Atem gekommen war. "Hier finden wir sowieso nichts", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
Will nickte erleichtert. Die Gegend war ihr ganz und gar nicht geheuer.

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Der Raum war klein, in dunklen Tönen gehalten und wurde von gerade Mal drei Kerzen erleuchtet. Die Luft war so dick, dass man fast den Eindruck bekam, dass man sie mit einem scharfen Messer hätte schneiden können. Sie waren zu hause, in Sicherheit.
"Hey, was ist denn mit euch passiert? Ihr seht ja total mitgenommen aus", kommentierte einer ihrer Freunde und reichte ihnen ein halbwegs sauberes Handtuch.
"Das war eine verdammte Falle", nuschelte Drako. "Jemand hat den Wächtern Bescheid gegeben."
"Haben die euch bis hierher gehetzt??"
"Ja", Sino machte eine Grimasse, "haben nicht mal aufgegeben, als einer von ihnen in den Schlamm fiel."
Lachen brach unter den anderen Anwesenden aus.
"So und jetzt ruht euch ein bisschen aus. Um Mitternacht ist noch das Karrenrennen in der Krummen Gasse und wir brauchen Leute, die uns anfeuern. Ist der Esel schon einsatzbereit?"

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Ein Obergefreiter und eine Gefreite schlenderten schweigend eine Gasse entlang. Eine Kutsche hätte sie fast über den Haufen gefahren, aber ansonsten gab es keine besonderen Vorkommnisse.
"Wie wollen wir das ganze der Schäffin erklären?", fragte Passdochauf und brach damit die Stille.
Banks zuckte mit den Schultern. "Wir werden wohl morgen zu dieser blöden Wand gehen müssen und die dort hinterlassenen Spuren sichern müssen."
"Aber Spurensicherung gehört doch gar nicht zu den Aufgaben der S.E.A.L.S.", widersprach Will.
"Glaubst du wirklich, dass jemand von S.U.S.I. sich um frisch gemalte Wände kümmert?"
"Na toll", sagte sie und beschrieb die Situation damit auf sehr treffende Art und Weise.
Gralon sah auf seine Sanduhr und kramte daraufhin in seiner Tasche.
Kurz danach erklang aus der Gasse ein leises Klingeln gefolgt von den Worten "Neun Uhr und alles ist gut."

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Irgendwo bellte ein Hund.
Schon seit einer knappen halben Stunde saßen die beiden riesigen Gestalten regungslos auf dem Karren in einer dunklen Nebenstrasse und warteten. Der Nieselregen und die Kälte schien ihnen nichts auszumachen. Ein Geräusch kam immer näher und die beiden horchten auf. Anscheinend stimmten ihre Informationen doch. Sie konnten hören, dass es sich um zwei rasende Eselskarren handelte. Die Wagen fuhren an ihnen vorbei und gleichzeitig setzte sich auch ihr eigener in Bewegung. Der Beifahrer hob ein trichterförmiges Objekt und hielt es sich vor den Mund.
"Hier spricht die Stadtwache von Ankh-Morpork", rief er, "halten Sie sofort am Straßenrand an."
Die einzige Reaktion seitens der voran fahrenden Fahrer waren laute Rufe, die ihre Zugtiere zum schnelleren rennen bewegen sollten.

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'Die Wache', dachte Sino und fluchte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Es reichte anscheinend nicht, dass er immer noch hinter diesem unfähigen Lenker fuhr, der nicht mal links von rechts unterscheiden konnte, oder dass er bereits eine Verfolgung in dieser Nacht hinter sich hatte, nein, jetzt hatten sich diese Wächter auch noch in den Kopf gesetzt ihn aufzuhalten. Was sollte das eigentlich, machte es ihnen Spaß im Regen auf Opfer zu warten? Sein Karren fuhr durch eine größere Pfütze und sorgte dafür, dass die Wände, die die Strasse säumten, einen neuen Farbton kennen lernten. Schlammbraun.
Obwohl der Fahrer vor ihm links abbog, fuhr er weiter gerade aus. Die Wahrscheinlichkeit war zwar nicht besonders groß, aber es konnte sein, dass die Wächter den anderen verfolgten. Schließlich war er, wie man aus seiner Position entnehmen könnte, schneller gefahren. Ein Blick hinter sich bewies ihm, dass Wächter grundsätzlich die sich am nächsten befindende Person viel lieber verfolgten.
Der Mond kam hinter den Wolken hervor. In seinem blassen Licht sah Sino zwei eng aneinander liegende leuchtende Punkte mitten auf der Strasse. Hastig zog er an den Zügeln, um den Esel zu stoppen. Die Katze sprang in letzter Sekunde in Sicherheit und der Karren hielt an. Neben ihm kam auch der Wagen der Wache zum Stillstand. Seine riesigen Insassen stiegen ab und näherten sich ihm.
"Lizenz zum Karrenlenken und Wagenzulassungspapiere, bitte", sagte Lance-Korporal Han d'Buch, während der Hauptgefreite Dennis Schmied eine Öllampe hochhielt.

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"Mist, was soll das denn?", sagte Gralon, als er durch die Tür kam und dabei über etwas stolperte. Die Gefreite schrak von ihrem Schreibtisch, auf dem sie geschlafen hatte, auf.
"Gralon? Was tust du hier?"
"Hast du schon vergessen, dass wir zur Mauer zurück müssen, um die Beweise zu sichern?", erinnerte er. "Was ist das eigentlich für Zeug hier auf dem Boden?"
"Das ist.. ähm war eine Liege. Aber irgendwie wollte sie sich nicht aufklappen lassen. Und, na ja, bei meinen Versuchen hab ich sie in ihre Einzelteile zerlegt", antwortete Will gähnend.

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Die zwei S.E.A.L.S. Wächter standen vor einer weißen Wand in der Rosenstrasse 25 und sahen sie ratlos an. Sie sah anders aus, als sie sie vom Abend davor kannten. Sie war so.. sauber konnte man es nicht nennen, aber auf jeden Fall waren keine Zeichnungen zu sehen.
"Sieht ganz so aus, als hätte jemand die Spuren entfernt", schlussfolgerte die Omnierin.
"Ja, die Typen haben mit Kreide gemalt und der Regen gestern hat das ganze verwischt", sagte Gralon. "Damit ist die Sache wohl erledigt. Keine Spuren, kein Fall." Will sah ihn fragend an.
"Einfach so?"
"Ja, einfach so", erwiderte der Obergefreite grinsend.
Die Beiden drehten um und gingen zurück in Richtung Wachhaus.
Tselemendeh, der auf Wills Schulter thronte, gurrte erfreut. Endlich würde sie sich wieder etwas um ihn kümmern und ihm vielleicht sogar ein paar extra Körner geben. Die Taube pickte nach dem Haar der Kommunikationsexpertin. Endlich hatte sie eine Person gefunden mit der sie alles tun konnte. Erfreut erleichterte sie sich auf ihrer Schulter.





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