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von Oberfeldwebel Steingesicht (DOG)
Online seit 31. 03. 2003
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Die Zauberer der Unsichtbaren Universität entschließen sich scheinbar ganz spontan dazu, den Kunstturm abzureißen, weil er ihnen nicht mehr gefällt. Kannst du die Zerstörung eines Wahrzeichens von AM aufhalten ??

Dafür vergebene Note: 11

Die Stadt schläft nie. Das Murmeln Hunderttausender lag wie eine Glocke über Ankh-Morpork, hin und wieder waren unterdrückte Schreie zu hören, bevorzugt in der Gegend um die Schatten. Blasen aus Methangas bahnten sich den Weg nach oben um mit einem dumpfen Plop auf der Oberfläche des Ankh zu zerplatzen.
Gefreiter Dyn Amit und Oberfeldwebel Steingesicht schlenderten auf ihrem Streifengang hinter den Mauern der Unsichtbaren Universität vorbei.
"Feldwebel?"
"Dyn?" antwortete der Angesprochene.
"Diese Magieendlagerstätten die Du erwähntest, ich meine Du wolltest doch in der Grundausbildung Rekruten dort hin schicken. Kommen wir daran vorbei? Ich meine nicht dass ich Angst hätte aber..."
"Wir sind mitten in ihnen."
Der Gefreite Dyn Amit blieb abrupt stehen. "WO?"
"Hier! überall! Sie dich um!" Steingesicht machte eine weit ausholende Geste.
"Ich seh nix!"
"Ebend, was glaubst Du denn was mit den misslungen Zaubern passiert?"
"Ich weiß nicht?" Dyn Amit schaute sich um in der Erwartung, dass irgendetwas mit mehr Köpfen als Augen hinter ihm auftauchte.
"Nix!"
"Wie nix?"
"Na ebend nichts, überhaupt gar nichts. Das Thaumische Feld der Scheibenwelt absorbiert die fehlgeleitet Magie und fügt sie dem magischen Hintergrundrauschen hinzu. Wenn Ridcully sich mal wieder an einen fehlgeleitet Feuerball die Finger verbrennt bildet sich vielleicht irgendwo in den Spitzhornbergen an einer einsamen Waldhütte ein Eiszapfen in Form von Rince Nase. Das ist alles."
"Keine Monster, keine grünen schleimigen Dinge, geheimnisvolles Leuchten? Nicht mal ein Prickeln, das die Haare zu Berge stehen lässt?" fragte Dyn misstrauisch.
"Nein."
Der Gefreite entspannte sich sichtlich. "Ein Kindermärchen also."
"Ja, so lange der Kunststurm steht kann nix passieren. Er leitet wie ein umgedrehter Blitzableiter die überschüssige Magie direkt in das Thaumische Feld"
Gefreiter Dyn Amit schaute nach oben, wo sich der Schatten des Kunstturmes gegen den dunklen Himmel abzeichnete. Ein Stein löste sich aus den morschen Zinnen des Turmes und wurde immer größer. Wie gebannt starrte der Gefreite nach oben, sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.
Dann wurde die Welt schwarz.
Der Stein schlug auf.
Feldwebel Steingesicht schüttelte den bewusstlosen Gefreiten. "Alles klar?"
"Wo bin ich? War der Typ mit der Sense schon da?"
"Tut mir leid, Dich enttäuschen zu müssen, aber ich würde sagen du lebst noch." Steingesicht deutete auf den Haufen Schutt, der die Überreste des Steines darstellte und fünf Meter entfernt lag.
"Komm mit Gefreiter" sagte er "wir müssen mal mit dem Erzkanzler reden."
Die beiden Wächter stiefelten um die Unsichtbare Universität herum bis sie eine Stelle in der Mauer erreichten, die sich durch auffallendes Fehlen von Steinen in der Mauer auszeichnete.
Stumm lag der Campus da. Kein Licht erhellte die Fenster der Lehranstalt und auch in den Gebäudeteilen mit dem großen Saal und den Unterkünften der Professoren regte sich nichts.
Die Silouhette einer Krähe löste sich von der Spitze des Kunstturmes und ein weiteres Bruchstück viel fast lautlos zu Boden.
"Da hinten!" rief Dyn Amit und zeigte in Richtung des Traktes für hochenergetische Magie über dem ein gelbes Leuchten aufflackerte.
"Ich möchte mal wissen was die Zauberer da wieder aushecken."
Die beiden Wächter liefen über den Rasen der Universität zu dem Trakt hinüber.
Feldwebel Steingesicht prallte mit voller Wucht gegen die Eingangstür.
"Verdammter Mist!" fluchte der Geist herzhaft. Das Eichenholz der Tür war nach Jahrhunderten intensiver thaumischer Bestrahlung resistent geworden gegen magische Beeinflussung. Steingesicht drückte die Klinke nieder und die Tür öffnete sich mit einem lauten Knarren 1 und die beiden Wächter traten ein.
Die Zauberer standen im Halbkreis hinter dem Professor für Hochenergetische Magie, Ponder Stibbons.
Es waren Ausrufe zu hören wie:
"Unglaublich!"
"Wahnsinn!"
"Das nenn ich Fortschritt!"
"Booahhh!"
"Ugh!"
"Das ist eine Revolution!"
"Wer ist der Mann mit Kohlkopf da?"
"Was hat er gesagt?"
Die beiden Wächter traten hinter die Zauberer und versuchten einen Blick auf die Quelle des Erstaunens zu werfen. Dort saß Professor Stibbons an einer Klaviertastatur und spielte auf den Tasten ohne das ein Ton zu hören war. Vor ihm war ein Fenster angebracht hinter dem eine Kolonie von Ameisen sich im Takt der Tasten bewegte und Zeichen bildete.
An einer zweiten Klaviatur saß der Bibliothekar hämmerte hingebungsvoll in die Tasten.
"Ich möchte mal wissen, was die da treiben?" fragte Dyn Steingesicht.
"Das ist die Zukunft!" Ridcully, der Erzkanzler drehte sich um und strahlte über das ganze Gesicht die beiden Wächter an.
"Wie? Ein Haufen erwachsener Männer .....ähem und Affen..... benehmen sich wie wenn der Besuch des Schneevaters auf den Seelenkuchendienstag fällt?" Feldwebel Steingesicht betrachtete den obersten Zauberer wie jemanden der seine Unterwäsche auf dem Kopf trägt. 2
"Wir nennen es Hex-Zwischen-Verbindungs-Dings" der Erzkanzler deutete auf den Bibliothekar "Der Bibliothekar gibt dort an seinem Tastenplatz die Liste aller Bücher der Bibliothek ein" "Ugh!" "...ja aller für Menschen lesbaren Bücher mit Kurzbeschreibung ein. Und unser Professor Stibbons hier gibt einen Begriff an seinem Fensterplatz ein. Hex rechnet dann aus welches Buch das richtige ist, was er sucht!"
"Warum geht er dann nicht gleich in die Bibliothek?"
"Ugh-Uh Iek! Ugh!"
"Ja genau darum geht es" stimmte Professor Stibbons dem Bibliothekar zu. "Niemand muss mehr stundenlang unnötig in den Büchern herumsuchen. Und wenn wir erst mal alle Studentenunterkünfte und Professorenzimmer mit solchen Fensterplätzen ausgestattet haben dann müssen wir nicht mal mehr unsere Räume verlassen um Bücher zu recherchieren!"
"Oh" antwortete Steingesicht, der genau wusste wie sehr Zauberer jegliche körperliche Betätigung verabscheuen "ich verstehe!"

Auf dem Hof der Universität löste sich ein weiterer Stein von den Zinnen des Kunstturmes.

Es klopfte an der Tür des rechteckigen Büros im Palast von Ankh-Morpork
"Komm rein, Feldwebel."
Steingesicht betrat den Raum ohne die Tür zu öffnen und blieb vor dem spartanisch ausgestatten Schreibtisch des Patriziers stehen.
"Was gibt es Feldwebel?"
"Die Zauberer wollen den Kunstturm einreißen, Herr!" teilte der Wächter mit. "Sie sagen, sie benötigen den Platz für die Erweiterung des Traktes für hochenergetische Magie."
"Nun, ich betrachte das als eine innere Angelegenheit der Universität, da kann ich leider nix machen."
"Heute früh war bereits eine Abordnung der Gilden auf der Wache, sie befürchten einen immensen Schaden für den Tourismus in der Stadt."
"Nun, in Gildenangelegenheiten möchte ich mich erst recht nicht einmischen, Du kennst meine Einstellung zu diesem Thema."
"Sir, Sie müssen mit dem Erzkanzler reden, der Kunstturm dient als magischer Blitzableiter. Im Moment verbraucht das neue Experiment der Zauberer so viel überschüssige Magie, dass das thaumische Feld, welches normalerweise den Turm umgibt, löchrig ist und sogar einzelne Teile von ihm abfallen. Aber was ist, wenn der Turm abgerissen wird? Wenn die Zauberer die Lust an dem Experiment verlieren? Fließt dann die überschüssige Magie unkontrolliert ab? Können Sie sich vorstellen was dann hier in der Stadt los ist? ähhh....." der Feldwebel blickte den Patrizier an.
"Geht im Moment irgendwelche Gefahr für die Stadt von dem Turm aus?
"Außer den herabfallenden Teilen nicht."
"Gut, ich glaube du solltest ein paar Strassen absperren gehen, bevor jemand zu Schaden kommt, Feldwebel."
"Ja, Sir!"
"Ich werde mich unterdessen weiter um die Eingabe der Hausfrauenselbsthilfegruppe kümmern. Guten Tag." verabschiedete der Patrizier seinen Gast und wandte sich dem nächsten Papier auf seinem Schreibtisch zu.

Auf der Grössen-Brücke, unmittelbar hinter der Unsichtbaren Universität, versuchte Gefreiter Rurik gerade dem Troll Graphyt das Konzept einer Straßensperrung zu erklären.
"Nein, Du kannst hier nicht weiterfahren!"
"Ich liefern Kohle in Universität." antwortete der Troll nach ungefähr zwei Minuten.
"Der Weg zur Universität ist gesperrt weil Teile vom Kunstturm fallen und Personen verletzen können....ähh..." Der Gefreite betrachtet den Troll.
"Alles klar, Gefreiter?" fragte Lance-Korporal Han d'buch seinen Schützling, der das erste Mal eine Straßensperre alleine durchführen sollte.
"Ich versuche gerade diesem Bürger hier auf die Gefährlichkeit der Situation hinzuweisen." antwortete dieser.
"Ich sein Troll!"
Rurik betrachtet den massigen Schädel des Fuhrmanns.
"Na gut, fahr durch!" entnervt winkte der Gefreite den Kohlenhändler durch.
Dreißig Sekunden später polterte es laut als ein weiterer Brocken von der Spitze des Kunstturmes auf dem Kopf von Graphyt zerschellte. Han und Rurik bekamen davon allerdings nicht mehr viel mit, da sie genug damit zu tun hatten das Knäuel aus Fuhrwerken, Karren und Eseln, welches sich inzwischen gebildet hatte, aufzulösen.

Feldwebel Steingesicht materialisierte in einem großen Raum. Überall standen Regale mit den verschiedensten Teilen und Werkzeugen an den Wänden. In der Mitte des Raumes stand eine riesige Werkbank auf der sich Unmengen von halbfertigen Geräten befanden. In einer Ecke des Raumes blubberten diverse Retorten unter einem offenen Kamin vor sich hin. An einer Staffelei stand ein weißhaariger Mann und malte.
"Guten Tag, Herr Steingesicht." begrüßte Leonardo da Quirm den Neuankömmling.
"Hallo Leonardo." Feldwebel Steingesicht betrachtete aufmerksam das Bild, an dem das Genie arbeitete. "Ich brauche Deinen Rat zu einem, naja nennen wir es mal magischen, Problem."
"Ach es geht um dieses Hex-Zwischen-Verbindungs-Dings?"
"Woher.....?"
"Ach der Bibliothekar hat mir davon erzählt 3 , dass er jetzt seine Bücher auf eine ganz neue Art und Weise katalogisiert. Wirklich eine klasse Idee, ich glaube ich habe da mal vor ein paar Jahren ein paar Notizen zu dem Thema gemacht..." Leonardo drehte sich um und ging zu einem der Regale herüber und wühlte in den Dingen die darin standen "...achja, hier ist es." er hielt ein kleines Buch mit abgegriffenem Einband hoch "Ein sehr schönes Werk über die Symbiose von Flechten und Trollen in den Spitzhornbergen." Er blätterte darin herum.
"Und was hast Du über die Trolle herausgefunden?" fragte Steingesicht nach ungefähr 5 Minuten.
"Ach hier ist es ja, ich hatte da ein paar Anmerkungen gemacht. Ich dachte, dass es ganz einfach wäre große Mengen an Wissen zu speichern, wenn man nur genügend Ameisen hat und sie durch Röhren und über Fensterscheiben laufen lässt und die Wege der Ameisen werden dann einfach über Klappen und Hebel geöffnet oder gesperrt." Das Genie zeigte dem Wächter einige hingeworfene, aber erstaunlich detaillierte Skizzen, die verblüffend genau dem entsprachen was Steingesicht im Trakt für hochenergische Magie gesehen hatte. "Aber ich glaube nicht, dass so etwas funktionieren wird, es ist viel zu viel freie Magie erforderlich und Du weißt ja was dabei für Probleme entstehen können."
"Und Du hast mit niemandem darüber geredet?"
"Doch, doch, da war dieser junge, nette Zwerg ...ach wie hieß er denn...mhhh.... William Winzigweich... ich hatte ihm ein paar Bücher geliehen und er hat gefragt ob er sich was aus diesem hier abschreiben kann. Ich würde gerne mal wissen was er damit anfangen will."
"Ich glaub das hab ich schon rausgefunden, aber kennst Du jemandem, der mir sonst noch weiter helfen kann?"
"Ohh, ich weiß nicht, aber ich hatte da einen Schüler, sehr begabter junger Mann, Thor Valts war sein Name. Für solche Dinge hat er sich interessiert, was ihm wohl geworden ist? Wenn Du ihn siehst grüß ihn von mir."
Leonardo nahm seine Palette vom Tisch und begann eine verbesserte Version des G'fär am Rande seines Bildes zu übermalen.

Die Stadt lag unter einer leichten Dunstglocke, welche aber die Hitze und die Helligkeit der Mittagssonne nicht mildern konnte. Über dem Trakt für hochenergetische Magie war nun auch tagsüber ein gelbliches Leuchten zu sehen welches auf den hohen Verbrauch an freier Magie schließen lies.
Schwärme von Krähen zogen auf der Suche nach einem geeignet neuen Nistplatz für die Kolonie ziellos durch die Lüfte, seit sie den Kunstturm wegen akuter Einsturzgefahr verlassen mussten.


Feldwebel Steingesicht bog vom Hier-gibts-alles-Platz in eine Seitengasse in der hauptsächlich die Geschäfte und Werkstätten der Uhrmacher und Mechaniker lagen. Ungefähr auf halber Höhe der Gasse lag ein kleiner Laden im Erdgeschoss eines schmucklosen aber gepflegten Fachwerkhauses. Über der Tür war ein Schild angebracht, welches eine Fledermaus und einen Schraubendreher mit einem Maulschlüssel gekreuzt zeigte. Als der Feldwebel die Tür öffnete fiel ein Lichtstrahl in die dunkle Werkstatt und erleuchtete ein Szenario welches etwas an die Werkstatt von Leonardo erinnerte.
"Guten Tag, Herr! Waf kann ich für Dich tun?" fragte eine Stimme aus dem Halbdunkel des Raumes.
"Thor? Thor Valts?" fragte der Geist.
"Ja, daf bin ich."
"Du bist aus Überwald, nicht wahr?"
"Man merkt ef an meinem Namen, ftimmtf?"
"ähem...ja, gewisse Anzeichen sprechen dafür."
"Ja alfo waf kann ich denn nun für Dich tun? Vielleicht eine Uhr mit Weckfunktion, oder einen Bilderkaften der neueften Generation?"
Steingesicht holte das kleine Büchlein von Leonardo aus der Tasche und reichte es dem jungen Vampir
"Was kannst Du mir hierzu sagen?"
"Oh tut mir leid, mit lebender Materie kenn ich mich nicht fo gut aus."
"Nein, ich meine die Notizen am Rand auf der Seite 17."
"Aha, mhh, ja daf kommt mir bekannt vor. Aber ich glaube nicht, daff ef funktionieren wird, man benötigt einfach fu viel freie Magie und die findet man nur in der Nähe def Kunftturmef ... ohh..." langsam schien Thor zu begreifen, was der Wächter von ihm wollte "... hat er ef tatfächlich gefafft den Fauberern feine Idee zu verkaufen?"
"Wer?"
"William Winfigweich, der Fwerg. Er hatte früher ein Gefäft in der Ftraffe der fleiffigen Kunfthandwerker, aber wo er jetft ift kann ich Dir nicht fagen. Hat er etwaf aufgefreffen?"
"Ja, ich glaube er hat es in der Tat geschafft den Zauberern diese Idee zu verkaufen. Inzwischen ist die Absorption von magischer Energie so groß, dass der Kunstturm droht einzustürzen. Bisher waren alle Versuche der Argumentation mit den Zauberern erfolglos, sie wollen unbedingt diesen Hex-Zwischen-Verbindungs-Dings Unsinn durchführen. Sie wollen sogar den Kunstturm abreißen um mehr Platz zu schaffen. Uns bleibt also nix anderes übrig, als zu versuchen den Schaden zu begrenzen." erläuterte Steingesicht dem Vampir die Situation.
"Ich habe damalf, alf ich bei Leonardo war, mich auch mit dem Problem befäftigt. Ef ift ein Profeff, der fich felbft immer wieder fteigert. Wenn daf Hex gröffer wird, braucht ef mehr magife Energie und wenn ef mehr Energie verbraucht muff es immer gröffer werden und fo weiter."
"Und was kann man nun tun um den Schaden zu begrenzen?"
"Die Zauberer müffen das Ding auffalten, fonft wird ef irgendwann einmal die Energie der gefamten thaumifen Hintergrundftrahlung der Feibenwelt benötigen und ef wird zu einen gefährlichen Einbruch von Normalität kommen." Thor zuckte mit den Schultern "Ich weiff nicht waf wir fonft noch tun könnten, vielleicht follte man den Fauberern eine alternative Möglichkeit anbieten, wie fie ihre Bücher fpeichern können."
"Würde es denn so etwas geben, ich meine eine Alternative?"
"Auf einer Forschungsreise....ähhhh ich meine Forfungfreife in den Fpitfhornbergen habe ich eine intereffante Beobachtung gemacht..."
Die Türglocke klingelte und ein junger Mann betrat das Geschäft. In der Hand hielt er einen Karton aus dem es verführerisch nach gutem Essen roch. Auf seiner Jacke war der Slogan: "Achmed's Spagettiträger - unterwägs führ Ihren Hunger" aufgestickt.
"Wer hat die Nudeln mit Blutwurstsoße bestellt?" fragte er.
"Danke, daf ift für mich" Thor Valts drückte dem Boten einige Münzen in die Hand und dieser verließ das Geschäft so schnell wie er gekommen war.
"Alfo waf ich fagen wollte" fuhr der Vampir zwischen zwei Bissen fort "Trolle. Trolle sind fehr gute Denker"
"Trolle? Denken wir beide da jetzt an die gleiche Sorte Trolle? Groß, kräftig aber ein wenig langsam?" fragte der Wächter vorsichtig.
"Ja, genau die." der Vampir kaute genüsslich auf seinen Teigwaren "Ach wie unhöflich von mir, Dir nichts anzubieten, möchtest Du auch ein paar Spagetti mit Blutwurstsoße?"
"Nein Danke" Steingesicht winkte ab "Die Soße von Achmed ist mir zu salzig. Erzähl mir lieber von den Trollen."
"Ach, ja, wie ich fagte: Trolle find unter normalen Bedingungen fehr intelligent, damit meine ich unter den für Fie normalen Bedingungen. Ihre Gehirne arbeiten nur bei groffer Kälte richtig und dort in den Fpitzhornbergen, wo die meiften Trolle leben, ist diefe Kälte normal. Allerdingf hier in der Ebene ist ef zu warm und die Trollhirne können nur noch langfam und eingefränkt arbeiten."
"Aber warum gehen sie dann nicht einfach wieder dahin wo es kälter ist?"
"Ich glaube auf die Idee ift noch keiner der Trolle gekommen, nachdem das Hirn erstmal langsam arbeitete."
"Oh, verstehe. Aber wie sollen uns nun diese, nunja sagen wir mal intellektuell benachteiligten Trolle helfen können?" irgendwie hatte der Geist das Gefühl, dass er langsam immer weniger verstand, was der Vampir da redete.
Thor Valts verschwand im hinteren Zimmer seiner Werkstatt und tauchte nach einigen Minuten mit einem Heft in der Hand wieder auf.
"Ef ift ein fehr altef Projekt von mir, daf heifft bif jetft war ef nur eine Idee, ich hatte einfach noch nicht die Möglichkeit ef umfufetfen." er blätterte eine Seite auf und zeigte sie dem Geist. "Wenn Trolle alt werden, ich meine fehr alt, dann werden fie immer unbeweglicher und steifer bif fie fich irgendwann kaum mehr bewegen können. Dann fiehen fie fich in die kälteften Regionen ihref Lebenfraumef furück. Dort denken fie über den Finn der Exiftenf nach, sie haben ja sonst nichts weiter zu tun. Man nennt fie die starren Weifen, die jungen Trolle verehren Fie und manchmal holen fie Rat von ihnen."
"Und wie kann uns Deine Idee nun weiterhelfen?" fragte Steingesicht.
"Laff dich überrafen!" Thor Valts strahlte über das ganze Gesicht. Er holte einige Notizen vor und begann einen langen und ausführlichen Vortrag zu halten.

Professor Stibbons war verzweifelt. Zum zehnten Mal hatte er die gleich Anfrage an Hex eingegeben und zum zehnten Mal kam die gleiche Antwort:

Schwerer ausnahmsweiser Irrtum 52oE04C,

falsche oder fehlende Taucherausrüstung

[Ja] [Nein] [Abbrechen]


"Woher zum Henker soll ich wissen was ein Taucherausrüstung ist!" er schmetterte einen Teller, auf dem bis vor Kurzem ein Berg Chips gelegen hatte auf die Tastatur. Doch Hex antwortete nur ein weiteres Mal:

Schwerer ausnahmsweiser Irrtum 52oE04C,

falsche oder fehlende Taucherausrüstung

[Ja] [Nein] [Abbrechen]


Unter dem Hex kam eine Kolonne Käfer hervor und las die letzten Krümel der Chips auf, die von dem Teller gefallen waren.

"Reggie, ich möchte, dass Du mir jetzt zuhörst." Steingesicht rief ungeduldig in das Rohr der Dämonen-Rohrpost.
"Du kannst mich mal im Mondschein besuchen, ich hab jetzt Feierabend und lass mich nicht von Dir herumkommandieren, Herr Feldwebel!" Ein angefressener Apfel polterte das Rohr hinaus und landete vor den Füssen des Geistes. Steingesicht kramte einen Stock hervor und klapperte damit in der Röhre herum.
"Hey, ist hier endlich mal Ruhe!" Rascaal Ohnedurst betrat das Büro "Man versteht ja kaum sein eigenes Wort! Ich will doch einfach nur in Ruhe arbeite."
"Wenn Du mir mal diesen verdammten Plagegeist da aus Röhre holen könntest, dann kann ich meine Arbeit weitermachen." Steingesicht verlor auch so langsam seine Geduld.
Rascaal kam durch das Zimmer zu dem Geist herüber und trat ebenfalls an das Rohr heran und fummelte in seiner Tasche herum.
"OK, Reggie, wenn du jetzt sofort da raus kommst, dann verzichte ich vielleicht darauf eine meiner Rote Beete Knollen in Eurer Rohrpost zu vergessen." zu Unterstützung seiner Aufforderung wedelte der vegetarische Vampir mit einer Knolle unter dem Loch herum.
"Du weißt sicher, dass das gegen die Gennuanische Konventionen verstößt!" quiekte es aus dem Loch heraus.
"Ja, aber wir befinden uns ja auch nicht im Krieg!"
"Scheiße, OK, OK, ich komme, verdammte Wächter, ...murmel...grummel...stöhn...fluch..."

Ein heller Schein erleuchtete den Bereich um die Unsichtbare Universität und auf dem Hier-gibts-alles-Platz hatten die ersten Geschäfte bereits rund um die Uhr geöffnet. Auf dem Dach des Traktes für hochenergetische Magie war inzwischen ein Signalturm aufgebaut worden, doch seine 644 Klappen hingen noch nutzlos herab und bewegten sich in der lauen Abendbrise.
William Winzigweich kam aus den Eingeweiden von Hex herausgekrochen.
"Ja das macht dann 25AM$." der Zwerg hielt die Hand auf.
"Und was ist nun mit dem Hex nicht in Ordnung?" fragte Ponder Stibbons während er sich widerwillig von dem genannten Betrag trennte.
"Zu wenig Platz, wir brauchen mehr Platz für die Ameisenbahnen und wir brauchen mehr Ameisen. Und natürlich brauchen wir mehr Behälter für Ameisen und das Ameisenfutter. Und wenn wir die Käfer loswerden wollen dann sollten wir noch ein paar Hühner einsetzen." Der Zwerg fingerte an ein paar Röhren rum.
"Und um das zu erfahren musste ich jetzt 25$ bezahlen? Und überhaupt, wo sollen wir hier den Platz herbekommen?"
"Dann reißt doch endlich den Kunstturm ab, da ist genug Platz und außerdem entzieht der Turm uns dann nicht mehr die Energie."
Professor Stibbons stöhnte und ließ sich in den Sessel hinter ihm fallen.

Zwei dunkle Gestalten bewegten sich lautlos durch die Lagerhäuser für Zukunftsschweinefleisch. Bei jedem ihrer Schritte stoben kleine Eiskristalle auf doch ihr Atem bildete keine weißen Wölkchen in der Luft. Sie atmeten beide eigentlich gar nicht.
"Und was hoffst Du hier zu finden?" fragte die eine der beiden Gestalten.
"Ich habe Dir doch erklärt, daf die Trolle, wenn fie alt werden und langfam verfteinern sich an einen kalten und einfamen Ort furückfiehen." antwortete Thor dem Wächter. "Und waf ift der kühlfte und einfamfte Ort hier in Ankh-Morpork?"
"Ah ich verstehe, wir suchen..."
In diesem Moment erreichten Feldwebel Steingesicht und Thor Valts das Ende der Halle.
"Darf ich Dir vorftellen: Monolith, der weiseste aller Trolle hier in der Stadt."
"Hallo Herr Wächter, Hallo Thor!" begrüßte der Troll die beiden Neuankömmlinge "Wie sieht es draußen aus? Man bekommt ja hier drin so wenig mit und auch die jungen Trolle lassen sich hier nur selten sehen, naja das ist halt das Schicksal von uns Alten. Aber nun erzählt was Euch zu mir führt?"
Thor zeigte auf den Geist. "Daf ift der Herr Feldwebel Fteingeficht, er ift von der Ftadtwache und dann möchten wir Dir noch ein paar Dämonen vorftellen: Kron, Kups, Ark und Bash. Sie sind Kommunikhationsäxperten"
"Du hast vergessen zu lifpeln, Thor." sagte Steingesicht
"Mist.....äähhh.....Mift wollte ich fagen."
Der Vampir hielt einen Kasten hoch auf dem vier kleine Gestalten saßen und die noch kleinere Zigaretten rauchten.
"Hi!"
"Hallo!"
"Grüß Dich Felsen!"
"#$_"
Begrüßten die vier Vettern von Reggie und Aaps den alten Troll.

Am nächsten Morgen ging die Sonne wie jeden Tag über der Scheibenwelt auf. Doch als das Licht die Dächer der Zukunftsschweinefleischlager erreichte beleuchtete es einen weiteren 64-Klappen-Signalturm. Doch dieser hier war im Gegensatz zu dem auf der Universität aktiv. Klappen öffneten und schlossen sich. Zwischen den einzelnen Bewegungen war das unterdrückte Fluchen der Dämonen zu hören.

Unterdessen im Trakt für hochenergetische Magie:
"Und es kostet nix?" der Erzkanzler der Unsichtbaren Universität schaute den Feldwebel misstrauisch an.
"Ja es ist kostenlos, aber nicht umsonst. Wie hast Du das genannt, Thor?" fragte der Geist an den Vampir gewandt.
"Gemeinnütfige Wiffenf Lifenf. Daf heift, wenn Ihr meine Erfindung nutfen wollt, müfft ihr daf Wiffen, das Ihr mit dem Hex und Trox erlangt, anderen Forschern und Ftudenten umfonft fur Verfühgung ftellen."
"Ugh?"
"Nein, niemand will dir Deine Bücher wegnehmen, ef geht nur um daf Wiffen!"
"Also nur das Wissen? Kein Geld? Aber es funktioniert wirklich?" Ponder Stibbons versuchte gerade, genau so wie der Erzkanzler das Konzept von "kostenlos" und "nicht umsonst" auseinander zu halten.
"Alfo wenn ihr unbedingt Euer Geld lofwerden wollt, dann könnt Ihr ef ja dem alten Blutfauger Winfigweich in den Rachen werfen." antwortete der langsam ungeduldig werdende Vampir.
Professor Stibbons warf dem Erzkanzler einen Blick zu, dieser nickte kurz.
"Also gut, dann versuch Dein Glück." sagte er zu dem Vampir.
Thor hob seinen Mantel "Pft!" er verwandelte sich in eine Fledermaus und verschwand in den Eingeweiden von Hex.

Ein Geräusch ließ Ponder Stibbons hochschrecken. Auf dem Fenster über der Tastatur fingen die Ameisen an sich zu bewegen. Ein toter Käfer viel aus der Tastatur. In einer Rauchwolke erschien der Vampir wieder in seiner menschlichen Gestalt.
"So, jetzt muss ich nur noch entgnomen und dann sind wir fertig" er setzte sich an die Klaviatur und lies die Finger knacken, dann verschwammen seine Finger zu Schemen.

Die Abendsonne schickte ihr rotes licht über die Dächer als sich das erste Mal Leben in dem Signalturm auf dem Dache des Traktes regte. Einige Sekunden später bewegten sich auch die Klappen auf dem Zukunftsschweinefleischlager.

"Das ist schön, endlich, so viel Wissen!" Monolith durchströmte eine Zufriedenheit wie er so nicht mehr empfunden hatte seit er das letzte mal einen Zwerg unangespitzt in den Boden gerammt hatte. Die Dämonen bedienten den Signalturm und die Informationen erreichten fast ohne Zeitverzögerung sein Silizium-Gehirn. So viel Informationen, und alles gleichzeitig!

Ein gleißender Ball aus magischer Energie löste sich vom Trakt für hochenergetische Magie und schoss durch die Luft auf den Kunstturm zu. In glitzernden und funkelnden Wellen wanderte er an dem Gemäuer empor und entlud sich in einem lautlosen knall an der Spitze des Turmes. Eine erschrockene Krähe flog in einer Wolke aus schwarzen Federn laut kreischend davon.
"Ugh!" der Bibliothekar klopfte dem Vampir anerkennend auf die Schulter.
"Danke, aber für einen Bibliothekar bift du auch verdammt flexibel."
"Ugh?"
"Nein, daf meine ich alf Kompliment."
Ponder Stibbons saß mit glänzenden Augen vor Hex und hämmerte immer neue Daten in die Tasten, die Formation der Ameisen auf seiner Scheibe bildete für einen kurzen Augenblick das Bild eines Pinguins bevor sich die Kolonnen wieder mit unglaublicher Emsigkeit in Bewegung setzten.

---Ende---

Fussnoten und Anmerkungen



zum Thema Kunstturm und Blitzableiter siehe auch: M-Mission: "Abnormale Normalität"

1 So wie es sich für eine anständige alte Eichentüre gehörte, widerstand auch diese hartnäckig sämtlichen Versuchen das Knarren der Angeln mittels riesiger Mengen von öl zu beseitigen.
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2 Es gibt viele Gründe, warum die Hüte der Zauberer so groß sind. Das Verstecken einer Unterhose wäre noch einer der weniger Seltsamen.
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3 Leonardo da Quirm wurde zum Schutz vor sich selber und zum Schutz der Menschheit vor seinen Ideen vom Patrizier von Ankh-Morpork in einem abgelegenen, schwer zugänglichen Bereich des Palastes untergebracht. Allerdings gehört zu dieser Unterkunft eine kleine, aber mit recht umfangreichem Wissen ausgestattete Bibliothek. über ein Loch im B-Raum kann sich Leonardo daher in beinahe jede Bibliothek des Multiversums, oder einfach nur um die Ecke in der Unsichtbaren Universität, begeben.
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4 Interessanterweise ist 64 die Summe aus (7+1)x(4+4). Für den weiteren Fortgang der Geschichte hat das aber nicht zu bedeuten.
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