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Vorlage: Was ist wichtiger: einen Schwerverbrecher fangen, oder Menschenleben retten?
Dafür vergebene Note: 13
Mein Dank geht an Reggie, den Rohrpostdämon, und Obergefreiten Gralon Banks, deren aufopfernder Einsatz das Lösen des Falles erst möglich gemacht haben.
Majestätisch wurde die uralte Klinge gehoben. Der doppelt gehärtete Stahl glänzte im Licht einer einzelnen Kerze, die seltsame Wandmalereien und Artefakte enthüllte. Blitzschnell schoß die Waffe auf ihr Ziel zu, einem an einer dünnen Schnur aufgehängten Apfel, und verharrte einen Millimeter davor in der Luft.
Beinahe zärtlich fuhr die Schneide an der Schale entlang ohne sie zu berühren, als würde sie die Frucht in der Dunkelheit nachzeichnen.
"Ding-Dong. Treffen mit S. Wer zum Geier soll "S" sein, Fakim? Ich meine, wenn Du Schrott in mir speicherst, kann ich was wiedergeben? Genau! Schrott! Sei künftig .ohh."
Der kleine Dämon hatte die Klinge weder gesehen, noch gespürt. Die Tatsache, dass sein Oberkörper plötzlich schräg von seiner kleinen Hüfte rutschte sprach aber eindeutig dafür, dass sie ihn getroffen hatte.
"Niemals sollst Du mich stören, wenn ich das Ritual von Ali bi pommare durchführe.", flüsterte Fakim gleichmütig, versetzte nun den Apfel in Rotation, und schälte ihn mit vielen komplexen Schlägen, ohne ihn in seiner Rotationsbewegung zu stören, oder zur Seite zu schlagen. Am Ende lag ein kleiner Haufen hauchdünner Schalen am Boden, und ein recht nackter Apfel wurde langsam, aber gleichmäßig braun.
Zufrieden mit seinem Werk, reinigte er die Klinge, und ließ sie wieder in der Scheide verschwinden.
"Ich hoffe, Dir ist bewusst, dass eine solche Behandlung zu Fehlfunktionen führen kann, die werkseitig nicht als Garantiefall betrachtet werden.", meckerte der Dämon nun, ohne den Deckel des Disorganizers zu öffnen.
"Erinnere mich, niemals wieder einen Dämon zu stehlen!", wisperte der ehemalige Wächter, und ging in den Keller des Hauses.
Die ehemalige Besitzerin des Hauses, hatte den folgenschweren Fehler begangen mit den weitreichenden Gängen, die den Keller des Hauses auszeichneten, anzugeben. Sie war alleinstehend, wohlhabend und einsam. Es war Fakim mit seinem rauen, klatschianischen Charme ein Leichtes ihr Vertrauen zu gewinnen, und eine Weile glaubte die gute Lady, sie wäre im siebenten Himmel. Und wirklich war es so, dass sie Fakim nicht ganz egal gewesen war. Deshalb hatte er sie auch heimlich getötet. Im Schlaf. Ohne Schmerzen und in einem Traum von einem Leben mit ihrem Fakim, der nicht mehr enden sollte.
Er kroch gerade durch einen sehr schmalen Gang und sah endlich das diffuse Licht des nächtlichen Ankh-Morpork durch das Kanalgitter vorne schimmern. Der Geruch gab bereitwillig, ja aufdringlich Auskunft wo er sich befand: Schlachthausviertel.
Der Gang endete an einer Kloake in der alle möglichen Reste der Tierverwertung schwammen, Fäulnis und Exkremente vergifteten die Luft. Vorsichtig schob er das Brett, das er am Vortag hierher gebracht hatte, über das Loch und in den Gang, der an der anderen Seite weiterführte. Er trat auf die Behelfsbrücke, schob das darüber liegende Kanalgitter vorsichtig zur Seite und zog sich nach oben.
Es war eine unscheinbare Sackgasse, und um die Ecke, nur wenige Meter weiter stand der Schmuggler wie vereinbart. Das begehrte Pulver musste in seinem Rucksack sein. Fakim nahm sich die Zeit die Umgebung zu begutachten, er wollte nicht mit einem Pfeil im Hinterkopf enden, wie so viele in seinem Gewerbe.
Flink kletterte er an der Hausmauer hoch, und sah in der Tat einen Armbrustschützen auf dem gegenüberliegenden Dach liegen. Grinsend zog er ein Wurfmesser aus seiner Lederhose, wog es vorsichtig in der Hand, hob es, fixierte sein Ziel, und überließ den Rest seinen Reflexen.
Die Klinge fuhr dem versteckten Schützen durch das linke Auge in das Gehirn, und außer einem leisen "Uff" und dem obligatorischen post-mortalen Gespräch war von ihm nichts mehr zu erwarten.
Zufrieden stieg er wieder runter, und ging um den "Austausch" wie von ihm geplant vorzunehmen.
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Cim hoffte wirklich, dass Ikaris Informant nicht gelogen hatte. Seit etwa drei Stunden stand er nun in seinem Versteck, einem breiten Riss in einer Hausfront, den der Wächter mit losen Steinen hinter sich geschlossen hatte - jederzeit bereit die Tarnung beiseite zu stoßen, und daraus hervorzuspringen.
Vor etwa 20 Minuten war der bärtige Kerl aufgetaucht, unauffällig gekleidet, das Gesicht voller Pockennarben, und lehnte seither an einer fensterlosen Mauer - erstaunlich gut sichtbar, als würde ein Schutzengel über ihm wachen. Das musste der Drogenschmuggler sein. Alleine er wäre schon ein guter Fang, wenn er das bei sich trug, was Ikari erfahren hatte. Der Wächter versuchte regelmäßig das Gewicht von einem Bein auf das andere zu verlagern, was nur beschränkt Erleichterung brachte. Ja, und auch eine andere Erleichterung wäre mittlerweile eine interessante Sache gewesen. Doch er harrte aus.
Nach einer weiteren halben Stunde, Cim wollte schon vor Zorn die Mauer eintreten, erklang plötzlich Fakims Stimme.
"Du bist recht geduldig, Nerd! Lobenswert!"
Der Schmuggler fuhr genauso erschrocken hoch wie der versteckte SEALS-Wächter. Gleich war es soweit.
"Du kommst eine halbe Stunde zu spät, und reißt dann noch blöde Witze? Das ist das letzte Mal, dass wir mit Dir Geschäfte machen, das verspreche ich Dir!" Der Schmuggler spielte nervös am Knauf seines Schwertes herum, und zuckte bei jeder Bewegung seines Gegenübers zusammen. Fakim kam lässig heranstolziert, er überragte den Schmuggler um einen Kopf, und sah ihn spöttisch an.
"Mach Dir nicht in die Hose, Nerd! Ich musste noch was erledigen. Hast Du das Zeug da?"
Der Schmuggler gab es auf, das vereinbarte Zeichen mit dem Schwertknauf zu geben, und nahm den Rucksack vom Rücken. "Hast Du das Geld?"
Der Klatschianer griff in seine Manteltasche, als ein verzweifelter Schrei puren Entsetzens ertönte, der es sogar schaffte die recht lauten Hintergrundgeräusche zu übertönen. Mit einem Gurgeln, das wenig Gutes verhieß brach der Schrei ab.
"Verflucht, das lockt sicher die Wache an! Vergessen wir das ...", fluchte Nerd und wollte eben den Rucksack überstreifen, als eine Klinge quer über seine Kehle fuhr und der Rest des Satzes ebenfalls in einem Gurgeln unterging. Fakim riss ihm die Tasche aus der Hand und rief dem ungläubig auf sein Blut starrenden Schmuggler bereits im Laufen "Du wolltest doch ohnehin keine Geschäfte mehr mit mir machen" zu.
"Verdammter Mist!", schrie Cim und brach durch die getürkte Mauer. Er verdammte wer immer da jetzt so laut schreien musste und die Übergabe unterbrochen hatte. Mit einem letzten Blick auf den sterbenden Schmuggler hetzte er dem Flüchtenden hinterher. Schon wollte er triumphieren, als Fakim in eine Sackgasse lief, doch dort angekommen sah er ihn gerade noch durch eine Öffnung in der Strasse in den Kanal springen.
"Das hilft Dir alles nichts, Verräter! Ich kriege Dich!", schrie die SEEGURKE, und sprang hinterher. Im Fall sah er wie ein Brett seitlich weggezogen wurde, und auch was darunter auf ihn wartete.
Wellen aus unaussprechlicher Ekelhaftigkeit schlugen über ihm zusammen. Bevor sein Geruchssinn auf Urlaub ging, warnte er ihn, zumindest nichts davon in Mund oder Augen zu bekommen. Er schaffte es zurück auf die Oberfläche, und versuchte panisch den Kopf so weit wie möglich aus dem fauligen Sumpf zu strecken.
"Schön weiterstrampeln Herr Hauptgefreiter! Oh, Verzeihung Du bist ja jetzt Lance-Korporal." Fakim sah mit zugehaltener Nase auf den verzweifelt strampelnden Wächter hinunter. "Wenn es Dir hilft: Mir hat die Zeit in der Wache auch ziemlich gestunken. Leider muss ich Dich jetzt alleine lassen, ich muss ein paar Leute sehr glücklich machen. Machs gut, und grüß das Archiv von mir!"
Cim hatte keine Zeit sich über die ätzenden Worte des Verräters aufzuregen, denn er war mit Überleben viel zu beschäftigt. Anfangs machte er langsame aber stetige Strampelbewegungen und versuchte seine Umgebung zu ignorieren, kurz bevor seine Kräfte erlahmten schaffte er es irgendwie sich an den Steinen des Schachtes festzukrallen. Eine Ratte, die vom Geruch des Blutes angelockt wurde und gerade dabei war den toten Schmuggler vorsichtig zu beschnüffeln, hob noch einmal kurz den Kopf. Irgendwo rief jemand "Holt mich hier raus", aber wer nahm Schreie hier schon zur Kenntnis? Endlich machte sich auch der Nager über sein Nachtmahl her. Er wollte satt sein, bevor seine Familie hier ankam.
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....viel zu viele Stunden später in Ateras Büro:
"...aber am Schlimmsten war es für mich, dass die FROGS mich rausgezogen haben. Kannst Du Dir vorstellen wie Veni gehöhnt hat? -Bist Du Deinem Ball hinterher gesprungen oder hast Du nur Dein tägliches Bad genommen? - Aber das wird mir der Verräter büßen, und wenn es das letzte ist was ich tue!"
Atera hatte bisher geschmunzelt und den Lance-Korproral erzählen lassen.
"Und? Wer hat geschrieen?", fragte sie nun ganz beiläufig.
"Ähh? Ich. Ich hab geschrieen, weil mich sonst niemand gefunden hätte. Es war ohnedies ein Wunder, dass..."
Die Seals-"Schäffin", wie sie von ihren Leuten genannt wurde, schüttelte den Kopf. "Du hast erzählt, der Handel wurde durch einen verzweifelten Schrei unterbrochen. Wer hat geschrieen? Offenbar brauchte jemand Hilfe, oder?"
Cim war fassungslos. "Woher sollte ich das wissen? Ich wollte den Verräter fassen und dann war ich etwas daran gehindert weitere Übeltäter zu verfolgen. Außerdem war das in den Schatten. Da schreit dauernd irgendwer."
Ateras Miene war nun eingefroren als sie antwortete: "Lass mich kurz zusammenfassen: Du hättest eigentlich Streife, folgst aber anstelle diesem Hinweis der Dich zu Fakim bringt. Als dann jemand Hilfe braucht, hilfst Du nicht, sondern springst völlig hirnlos in die nächstbeste Senkgrube, und wartest darauf, dass Dich unsere lieben Kollegen von FROG dort wieder rausziehen. Dann siehst Du immer noch nicht nach, wer Hilfe gebraucht hätte, sondern kommst hierher und sülzt mich voll! Hast Du den FROGS wenigstens was von dem Schrei gesagt?"
"Nun, ähh, also das war dann alles ein wenig hektisch und..."
"Also nicht.", beendete Atera mit einem Schlag auf den Tisch die Antwort, ihr davon springender Arm verstärkte den dramatischen Effekt bis zu einem gewissen Grad.
"Was glaubst Du zu sein? Cim der Rächer? Cim der Mann der den Verräter zur Strecke brachte? Du bist mein Vertreter und solltest unseren Kollegen ein Vorbild an Pflichterfüllung sein. Wenn Du das letztere nicht bist, solltest Du ersteres nicht sein."
Übergangslos schlug sie den "Kurier" auf und begann einen bedeutsamen Bericht mit dem Titel "Schönheit durch Pferdeäpfel" zu lesen. Ihr linker Arm blieb vergessen am Boden liegen.
Cim stand bebend, mit zusammengepressten Lippen vor ihr, und wurde völlig ignoriert. Nach einer scheinbaren Ewigkeit sah sie mit überraschtem Blick auf und sagte "Ich erwarte Deinen Bericht spätestens Morgen Mittag auf meinem Schreibtisch. Schönen Tag!" und sah wieder auf die Zeitung.
Cim salutierte steif und wandte sich um zu gehen. "Ach, Cim?"
Ha, jetzt kam sicher eine Entschuldigung für die rüden Worte. War auch schon langsam...
"Sei so freundlich und geh Dich erstmal waschen, sonst glauben die Leute alle SEALS stinken so."
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Einleitung
Dies ist die 47.Chronik der Abenteurergruppe "Die Glorreichen Fünf", die ich Euch eingangs zur besseren Erinnerung ein wenig näher bringen möchte:
Sarim der Schwarze: Ein Kämpfer mit schulterlangem schwarzem Haar und schütteren Schläfen. Er trägt einen Bihänder auf dem Rücken, und seine enorm langen Hände (die ihm zuweilen den seltsamen Beinamen Tschiita einbringen) machen es möglich das Ding rasend schnell und trotz darüber liegendem Rucksack zu ziehen. Auf seiner Stirn, ist eben dieser Bihänder bis knapp über die Nasenwurzel eintätowiert.
Sanako die Klinge: Schwertkämpfer mit einem Faible für Dolche, die beinahe überall aus seiner schwarzen Lederrüstung ragen. Sein Kopf ist kahlgeschoren, bis auf einen langen Zopf, den er im Kampf um den Hals wirft.
Gerfried Baumblick: Ein Waldläufer. Trägt eine leichte Lederrüstung, einen Bogen und ein Rapier, und ist darüber hinaus immer mit einem Kohlestift bewaffnet mit dem er seine Chronik mitführt. Er bewegt sich rasch und beinahe geräuschlos und sein Gesicht, in das sich viele Unwetter, Sonne und Wind eingekerbt haben, spricht von den Jahren im Freien. Seine Kenntnisse in der Heilkunde hat beinahe jedem seiner Freunde schon einmal das Leben gerettet.
Tarob el Nakar: Ein klatschianischer Säbelkämpfer. Längst hat er die Tracht seiner Heimat, gegen die praktische Mode der hiesigen Gefilde ausgetauscht, und nur noch die dunkle Haut, und die unter buschigen Brauen brennenden Augen erinnern an seine Herkunft. Er ist im Kampf, und auch in der Gruppe meist der Einzelgänger, und das schon seit 15 Jahren.
Slug: Der Dieb der Truppe, ist ein kleiner hyperaktiver Kerl, der beinahe immer mit einem seiner zahlreichen Messer herumspielt, als will er sich damit beruhigen, dass sie noch alle bei ihm sind. Slug ist ein Spezialist in Sachen Fallen und Schlösser. Sein Hobby, der Taschendiebstahl hat ihn und die Gruppe immer wieder in Probleme gebracht, doch bei verschlossenen oder fragwürdigen Türen oder Kästen ist er immer der Erste.
Nun, da Euch unsere Helden bekannt sind, lasst fließen die Zeit, das Geschehen nehme seinen Lauf.
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Ein, sah man über einige schlecht zu erreichenden Stellen zwischen den Schulterblättern hinweg, sauberer Cim Bürstenkinn steckte in einer ebenso sauberen Uniform und starrte in den Spiegel vor sich.
"Sie hat kein Recht so mit mir zu reden!", sagte er anklagend, doch der Spiegel-Cim meinte "Doch, sie ist die Schäffin".
"Ich habe nur meine Pflicht getan", verteidigte er sich.
"Quatsch. Du bist auf Fakim fixiert, hast Deine Pflicht vernachlässigt UND Du weißt es."
"Seid wann redest Du eigentlich mit mir?"
Der Cim im Spiegel verzog enttäuscht das Gesicht "Mann! Ich rede doch nicht mit Dir. Dein schlechtes Gewissen und der Knieweich mit dem Du Dich aufgewärmt hast gaukeln Dir das vor."
"Du bist ganz sicher ein Fluch oder irgendeine finstere Magie, die mir an den Hals gehetzt wurde"
Doch plötzlich verhielt sich der Spiegel ganz normal und machte auch die Grimassen und unfeinen Gebärden mit, die Cim probeweise vollführte.
In der Tat, in ihm brannte etwas. Ein Feuer, das die Schatten seiner Fehler an den bedeckten Himmel von Ankh-Morpork zu projizieren schien. "Kein Verlass! " stand da, verschlungen mit "Selbstsüchtig" und "Publicitygeil". Auch wenn Cim nicht wusste was das letzte Wort bedeutete, es hatte einen üblen Klang und die ersten beiden waren schlimm genug. Er würde es wieder gut machen, und Atera würde ihren Bericht morgen am Schreibtisch haben.
Es sollte Cim nicht schwer fallen herauszufinden woher der Schrei gekommen war, denn die Rekruten, die das Haus absperrten machten einen Mordsradau.
"Weitergehen, hier gibt's nichts zu sehen!", rief eine Rekrutin, die eindeutig omnischer Abstammung war. Gerade wollte Bürstenkinn über die gemeinsame Heimat reden, als er "gegrüßt" wurde.
"Guten Morgen, Herr Gefreiter!", rief einer inbrünstig, und vollführte dabei die Persiflage eines Saluts.
"Wie heißt Du, und wer ist Dein Ausbilder, Wächter?"
"Leopold von Leermach. Mein Ausbilder ist Oberstleutnant Daemon, Sir"
"Gut, gut, wenn das hier erledigt ist, melde Dich bei ihm und erbitte eine angemessene Bestrafung, weil Dir unsere Dienstgrade nichts sagen. Deine Karriere bei DOG ist ja quasi vorgezeichnet."
"Jawohl Herr, Feldwebel? Obergefreiter? Oberst?"
Cim schüttelte resignierend den Kopf und sah MeckDwarf gerade ein verwirrt aussehendes Mädchen befragen.
"Hallo, Leutnant MeckDwarf, kannst Du mir sagen was hier los war?", begrüßte Cim den neuen RUM-Abteilungsleiter.
" ...hat er ausgeseh..." MeckDwarf erstarrte und Leermach kicherte leise.
Cim wurde stumm und eindringlich angestarrt, und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. "Entschuldige, "Ober" natürlich. Ich will aber nichts bestellen, sondern habe gestern Nacht hier einen Hilfeschrei gehört. Gibts schon Ergebnisse?"
"Erstens, ist Dein Humor das letzte, zweitens bist Du ein blendendes Beispiel für die übliche SEALS - Geschwindigkeit, und drittens geht es Dich nichts an. Antwort genug?"
"Ahja, Ihr habt also noch keine Ahnung. Nun sicher erlaubst Du, dass ich mich ein wenig umsehe. Hübsches Mädchen! Deine Tochter?" Cim ging zum Eingang des Hauses.
MeckDwarf bekam einen roten Kopf und setzte gerade zu einem Befehl an, als das Mädchen langsam ungeduldig wurde. "Willst Du mich jetzt befragen oder nicht?"
Der Ober .. also der Oberleutnant räusperte sich und säuselte "Jaja, natürlich. Hättest Du vielleicht heute Abend Zeit?"
Der Flur des Hauses war mit einer grünen Flüssigkeit bedeckt. Der SEALS-Wächter tauchte einen Finger hinein und leckte daran. Es brannte wie Feuer und Cim hatte es eilig den Brand mit seinem kleinen Wasservorrat zu löschen.
Tricia McMillan, stellvertretende Abteilungsleiterin von RUM, überwachte den Abtransport des Ehepaares, das Opfer eines ziemlich ekelhaften Verbrechens geworden war.
Beide Augen waren eingestochen worden, die Köpfe wirkten eingefallen und kleiner als normal. In ihren verzerrten, verformten Gesichtern waren unbeschreiblicher Schrecken tief eingegraben.
"Herr und Frau Burgstall. Es hätte ein paar nettere Methoden zu Sterben gegeben, schätze ich.", sagte Tricia. Doch vor Cims geistigem Auge spielte sich eine Szene ab, die erst wirklich grauenvoll war. Ein formloses Ding mit Stacheln und Tentakeln saugte gerade am Hirn des Mannes, während die Frau festgehalten wurde und hilflos zusehen musste was sie erwartete. Sie schrie, schrie aus Leibeskräften, doch der Einzige der ihr vielleicht helfen hätte können, dessen Pflicht es gewesen wäre ihr zu helfen fand es interessanter einem Gelegenheitsbanditen in einen Gully hinterher zu springen und beinahe an Exkrementen zu ersticken.
"Cim, gehts Dir auch gut? Du bist recht blass!"
Es war beinahe so, als hätte er diese Frau selbst getötet, und schon sah er sich mit irrem Blick das Gehirn der Frau durch ihre Augen heraussaugen.
Dann wurde es dunkel.
Ein blutiger Nebel umfing Cims Blickfeld. Eigenartige Erinnerungsfetzen aus seiner Jugend bildeten kleine Blasen der Klarheit. Da war sein Vater, ein kleiner und zufriedener Mann, den Om mit einem herrischen Weib gestraft hatte. Er lächelte ihn freundlich an, obwohl aus seinem Kopf Blut und Gehirnmasse tropfte.
Da war seine Mutter, die anklagend die feuchte Axt emporhob und deren Lippen Worte formten, die er nicht verstehen konnte.
Und endlich war da Amol, sein Lehrmeister im Leben und danach, der sich ihm seit Monaten nicht mehr gezeigt hatte. Er wies auf eine weitere Blase, die Cim zeigte was er bisher nie gesehen hatte. Den Berserker. Die Bestie, die anderen Leute die Kehle mit bloßen Fingern aus dem Hals riss, um sich dann später auf eine recht fragwürdige Gerechtigkeit rauszureden.
Plötzlich gab es nur noch eine Szene. Amol hielt den tobenden Berserker fest, während sein Vater die Axt aus der Hand seiner Frau nahm und sagte "Du erlaubst, meine Liebe" ,und auf den tobenden Cim in der Szene mit dem Holzstiel immer wieder einschlug, bis dieser endlich schlaff zusammensackte.
....
"...halten gar nichts mehr aus..."
"...solltest nicht spotten in diesem...."
"Ha!", lachte MeckDwarf laut. "Wird ohnmächtig wie ein Mädchen!"
Tricias Stimme hatte einen eisigen Unterton angenommen, als sie sagte "Soso, wie ein Mädchen. Ist das so, Herr Abteilungsleiter?".
"Nun also, das war nicht so.... ich wollte nicht....oh da draußen kommt Veni! Bis gleich", und beeilte sich Tricias Blick zu entkommen.
Cim beschloss endlich die Augen zu öffnen. Er fühlte sich seltsam unvollständig und zugleich hätte er nicht sagen können was ihm fehlte.
Es war so, als hätte er lange Zeit Kopfweh gehabt, und plötzlich war der gewohnte Schmerz verschwunden, ohne dass man gleich feststellen hätte können, was nun anders war.
Er würde diesen Fall lösen. Egal was es kostete, egal wie lange es dauerte. Es war seine Pflicht und seine Buße. Ruckartig richtete er sich auf und sah sich am Tatort um. Erneut fiel ihm die grüne Flüssigkeit auf, die den Boden in weiten Teilen bedeckte und definitiv nicht zur Ausstattung eines üblichen Hauses gehörte.
"Gehts wieder, Bürstenkinn?" Tricia sah ihn eher lauernd als besorgt an. Wahrscheinlich weil er nun auf allen vieren herumkroch und am Boden schnüffelte.
"Habt Ihr schon eine Ahnung was dieses grüne Zeug hier darstellt?", er überhörte bewusst die Frage.
"Nein, aber wir haben SUSI eine Probe geschickt. Was sollte das vorher? Immerhin waren das nicht die ersten Leichen die Du gesehen hast. Von denen die Du selbst zu verantworten hast ganz zu schweigen."
"Sagen wir", was waren hier die richtigen Worte, "sagen wir, ich bin dabei mich von einer schlechten Angewohnheit zu verabschieden."
Tricia zuckte mit den Schultern. "Ist ja Deine Sache. Solange Du es nicht zur Angewohnheit werden lässt hinzufallen..."
Das kleine Haus war professionell auseinander genommen worden. Die Leute von RUM hatten den Tatort gesichert, und nun war SUSI dran.
Eine einzelne Ikonographie hing noch an der Wand und zeigte vier breit grinsende Gesichter, eines mit ernster Miene und ein sehr zerbeultes. Zwei der Männer hatten sich in Heldenpose geworfen und je ein Bein auf einen am Boden liegenden Jugendlichen gestellt .Die drei anderen gaben sich die Rolle der Präsentatoren, mit nach vorne gerichteten Handflächen auf die beiden "Helden" zeigend.
Cims Instinkte schlugen Alarm. Er wusste, dass auf der Rückseite des Bildes ein Brief oder eine Notiz versteckt war, die alles glasklar machen würde.
Vorsichtig hob er es von dem Nagel an dem der Rahmen hing und drehte es mit einem knappen "Schon untersucht?" an Tricia um.
Sie kam neugierig näher, und las laut vor "Arkward-Ikonographien, Lange Gasse 8. Wir ikonographieren AAAALES". Sie sah den SEALS-Wächter eindringlich an. "Tja, tut mir leid Cim, aber diesen Laden gibts seit Jahren nicht mehr."
"Soso.", antwortete er enttäuscht und etwas verlegen, "Nun, ich fürchte ich muss jetzt. Hältst Du mich bitte auf dem Laufenden wegen der Ergebnisse von SUSI?"
"Wahrscheinlich geht Dich das zwar wirklich nichts an, aber kein Problem. Ich sag einfach meinem neuen -Chef- nichts davon."
"Danke, Tric! Du hast was gut bei mir!" Es war Zeit dem Archiv der Wache einen Besuch abzustatten.
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Morgengrauen
Wir brachen wie gewöhnlich ohne Pferde auf. Tarob sagte immer "Wirr kööhnen nicht verlierren, was wirr nicht bei uns chaben!", und sah man von seinem über die Jahre verbissen gepflegten klatschianischen Akzent ab, hatte er, angesichts der Regelmäßigkeit mit der wir auf der Flucht waren, wohl recht.
So nahmen wir die Strapazen des Marsches zu Schloss Hellenstein auf uns, und trotteten gewohnheitsmäßig die Strasse Richtung Quirm dahin. Sarim der Schwarze war unsere Vorhut, und übernahm auch meistens das Reden mit Händlern und Passanten. Es gefiel ihm sich ein wenig als der "Boss" aufzuspielen und wir gönnten ihm den Eindruck den er bei Fremden damit erzielte. Das war früher anders gewesen, und in den ersten Jahren unserer Zusammenarbeit ergingen wir uns oft tagelang in kleinen Hahnenkämpfen, bis wir uns restlos zur Anarchie bekannten, und so auch gut über die Runden kamen.
In der Mitte gingen Slug der Dieb, Sanako die Klinge und meine Wenigkeit. Den Abschluss machte Tarob, der Gefahren die von hinten kamen, oft zu spüren schien, und die ideale Nachhut für unsere Gruppe darstellte.
Das wars. Keine große Gruppe, und wenn man sich ehrlich war, eine nur mäßig erfolgreiche. Aber wir waren ausdauernd. Klar kamen zwischendurch mal andere, Gäste und Weggefährten, die sich in der zusammengeschweißten Gruppe nicht wohlfühlen konnten, und meistens nicht lange dabei blieben.
"Ich frage mich, ob der Magier wirklich kommt!", knirschte Slug zwischen seinen Zähnen hervor, während er geschickt eines seiner Messer auffing, die er ständig irgendwo über seinem Kopf herumwarf.
"Warrscheinlich chat är uns die 1000 Dollarr nurr aus Freundlichkeit gägäbän ", grollte Tarob von hinten, der es nicht leiden konnte, wenn er falsche Informationen bekam. Er hatte einmal einen Zwerg, der uns hintergangen hatte sechs Stunden lang... aber das ist eine andere Geschichte.
Es kam auch zu keiner solchen Enttäuschung, denn wir trafen den Magier zwei Stunden später an der vereinbarten Stelle.
"Wie schön, wie schön", flötete er uns entgegen, als wäre ihm ein Haufen halbnackter Tänzerinnen entgegengelaufen und kein riechender Haufen wie wir einer waren. Wer hätte gestern um diese Zeit gedacht, dass wir heute schon wieder unterwegs sein würden...
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Zwei Stunden später musste Cim bedauernd feststellen, dass das Ehepaar Gerfried und Adelheid Burgstall niemals straffällig geworden war und insofern auch noch keinen Weg in die Wache-Akten gefunden hatte. Er hatte genau nichts in der Hand. Außer einem Bildermacher, den es nicht mehr gab. Nach dem letzten Strohhalm greifend suchte er erneut, dieses mal nach dem Namen Arkward. Und auch wenn es das Geschäft nicht mehr gab, fand er doch einige antik aussehende Einträge. Drei davon waren Beschwerden wegen überteuerter Rechnungen, ein gemeldeter Einbruch und - das klang vielversprechend - eine Zeugenbefragung wegen einer Auseinandersetzung zwischen einer Abenteurergruppe namens "Die Glorreichen Fünf" und ein paar Halbstarken, die randaliert hatten. Das klang verdächtig nach der Szene am Bild.
Cim notierte sich die angegebenen Namen und machte darüber hinaus eine Ikonokopie von der Befragung. Leider hatte offenbar ein geistig nicht sehr betuchter Rekrut die Befragung mitgeschrieben, und anstelle der Vornamen nur Initialen aufgeschrieben.
Nun, das war immerhin besser als nichts. Dennoch hatte er nicht mehr den Nerv für noch ein paar Stunden Archiv. Vielleicht konnte er jemand anderen motivieren. Zuerst mal den Bericht für die Schäffin, und dann würde man weitersehen.
Memo an Seals: Liebe Kollegen! Bitte gebt bei Streifen, Kontrollen und darüber hinaus auf die folgenden Namen acht:
S. der Schwarze, S. die Klinge, G. Baumblick, T. el Nakar, Slug.
Leider hat damals irgendein unfähiger Rekrut die Namen derart verstümmelt. Aber das macht es nur interessanter. Alle fünf Männer müssen heute um die 60 sein, und sind eventuelle Informanten in einem aktuellen Doppelmord.
Jede Erwähnung ist zu notieren und mir bekannt zugeben. Danke, Cim. alstv
Er hatte eine Sachverhaltsdarstellung für Atera geschrieben, die das wenige was er bisher wusste zusammenfasste.
Cim hatte den Bericht sorgfältig zusammengefaltet und reichte ihn dem Rohrpostdämon. "Bring das bitte gleich zu Atera. Es ist dringend. Danach lieferst Du das Memo an jeden einzelnen SEALS-Wächter. Alles klar?"
Reggie hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und sah seinen Auftraggeber säuerlich an. "Und warum gehst Du nicht selber rüber zu Tery?"
Cim sah den kleinen Kerl gelassen an: "Ich hab meine Gründe!"
"Was glaubst Du, sollte mich daran hindern diese Zettel einfach aufzufressen?"
Die Augen des Lance-Korporal wurden sehr klein und gemein. "Erstens die Tatsache, dass du mir eine unterschriebene Lesebestätigung von jedem bringen wirst, und zweitens, dass unsere Abflussrohre dringend einen Reinigungsdämon brauchen würden. Vielleicht ist Rohrpost ja doch nicht Dein Metier."
Reggie war bereits weg. Auf Dauer wurde es wirklich mühsam, wenn man das interne Kommunikationssystem immer erst erpressen musste, damit es arbeitete.
Die Tür wurde aufgestoßen und ein ziemlich verbrauchter Gralon schleppte einen Haufen Unterlagen herein, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
Cim hielt nichts von großen Papierstapeln am Schreibtisch, und bemühte sich immer jedes einlangende Schriftstück sofort zu bearbeiten, oder es doch zumindest abzulegen. Gralon machte diese Bemühungen mit einem halben Meter Papier schlagartig aufregender.
"Das sind Ikonokopien von allen Unterlagen, die ich über diese Leute gefunden habe. Ich hab Blasen auf den Fingern vom Blättern, und der Kopierdämon hat sich für zwei Wochen frei genommen, weil er heute mehr gearbeitet hat, als im gesamten letzten Monat."
Cim sah den Stoss erschrocken an, und machte den Fehler "Sicher gibt es irgendein Ordnungsprinzip, oder?", zu sagen.
Gralon hatte weit aufgerissene Augen und setzte nun zusätzlich eine nachdenkliche Miene auf. "Nun, anfänglich war das chronologisch sortiert, der Dämon wollte sich aber unbedingt daran abreagieren, und ich hab das Zeug wieder eingesammelt. Dann bin ich einmal auf den Treppen gestolpert und musste alles wieder einsammeln - nein, ich fürchte sehr geordnet ist das Zeug nicht mehr."
Der Lance-Korporal wollte die Grenzen der Belastbarkeit von Gralon zu diesem Zeitpunkt nicht völlig ausloten und sagte: "Danke, Obergefreiter, den Rest schaffe ich schon alleine! Du bist eine Stütze der SEALS. Ich werde Deine Mitarbeit in meinem Bericht lobend erwähnen." Der Gelobte brummelte noch etwas Unverständliches und verließ das Büro nur wenig besänftigt.
Cim sah den Berg seufzend an. Wenn das Zeug halbwegs lesbar war, würde er es bis morgen früh schaffen. Wann war er eigentlich das letzte Mal daheim gewesen? Vor drei oder vor vier Tagen? Er zuckte mit den Schultern. Jetzt war es erst mal wichtig offiziell beauftragt zu werden.
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Begegnung
Wir hatten gerade das dritte Bier im "Eimer" gekippt, einer neuen Kneipe, die sich keiner besonderen Beliebtheit erfreute, aber man hatte seine Ruhe. Da kam plötzlich dieser blonde Kerl auf uns zu und fragte mit seiner Mädchen-Stimme: "Darf ich Euch auf etwas zu trinken einladen?"
Slug, der sofort ein gutes Geschäft gewittert hatte, stand auf und sagte "Aber gerne mein Herr, wollt Ihr Euch nicht zu uns gesellen?". Scheinbar führte er den Fremden an der Schulter und der Hüfte höflich zu einem Stuhl, als er plötzlich aufschrie.
"Das tut mir aber leid!", sagte der Blonde offenbar betrübt, "Ihr müsst versehentlich meine Börse berührt haben. Das dumme Ding war wohl der fälschlichen Meinung ihr wolltet mich bestehlen. FÜNF BIER, Herr Wirt!", und schnüffelte hingebungsvoll am Kragen seines Brokat-Mantels.
Slug setzte sich so weit es ging weg von ihm und sagte den Rest des Abends kein Wort mehr, sah man von allfälligen "verdammtes magisches Zeug" oder "kein Verlass mehr" ab.
"Sicher werdet ihr euch fragen, warum ich mich so aufdringlich in Euer Gespräch mische, aber ich brauche Eure Hilfe. Gestattet mir, dass ich mich vorstelle: Darian, der Mächtige."
Wir warfen uns bedeutungsvolle Blicke zu, denn das Bürschchen wirkte alles andere als mächtig, aber sein freundlicher Hinweis:
"Ich bin Magier!" änderte die Sache ein wenig.
"Also hört zu, ihr Pfeifen!", änderte er ganz plötzlich seinen Ton, während ein erstaunter Wirt die Bierkrüge brachte. "Eine Tagesreise von hier gibt es eine Burg, in der ich etwas zurücklassen musste, das mir lieb und teuer ist. Ich mache Euch das einmalige Angebot mich dorthin zu begleiten, allfällige Widerstände physischer Natur für mich aus dem Weg zu räumen, und mich auch sonst zu unterstützen."
"Wir sind nicht billig.", warf Sarim, der nun offenbar auch Kassier war, ein und der Magier zückte mit einem freundlichen Lächeln seine wehrhafte Börse.
"1000 gleich, und nach Erledigung noch mal 1000 für jeden.", sagte er in seinem nervigen Ton, während die Münzen aus der Börse kullerten, die viel zu klein sein sollte, um soviel Metall aufzubewahren.
"Ich nehme an, wir haben einen Vertrag. Wir treffen uns morgen gegen 8:00 Uhr drei Meilen vor der Stadt. Enttäuscht mich bitte nicht. Ich habe Möglichkeiten meiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen!" Die letzten Sätze hatte er mit einem flehentlichen Gesichtsausdruck gesagt, der wohl sagen sollte "Die Welt ist soooo schlecht. Wenn ihr es auch seid, mache ich die Welt auf Eure Kosten ein wenig besser!"
Lange Zeit saßen wir ohne ein Wort am Tisch und nippten an unserem Bier.
Sanako, der selten viel sagte, fand dann als erster die richtigen Worte:
"Ich glaube, wir sollte uns ein anderes Lokal suchen."
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IA-Büro des Kommandeurs der Stadtwache, Wachhaus Kröselstraße
"Herein!", ertönte der satte Bariton des Kommandeurs. Er saß wie üblich hinter seinem Schreibtisch und versuchte vergeblich das Fett irgendeines Tieres das wohl zuerst der Kochkunst seiner Frau und dann seinem Appetit zum Opfer gefallen war, von den Fingern auf einen Bericht zu wischen.
"Ist es dringend? Ich hab zu tun!", sagte er ungerührt den Rest des Bratensaftes von den Fingern lutschend.
"Sir, ich komme wegen der Angelegenheit Burgstall, wie Sie es wünschten!", antwortete Cim freundlich.
Rince Augen wurden schmale Schlitze, als er sich zu erinnern versuchte. "Burgstall, Burgstall, aha, wie weit bist Du dabei?"
"Nun, Sir, ich habe auf Ihren Befehl hin die Ermittlungen übernommen, weise aber darauf hin, dass Sie vielleicht Zuständigkeitsprobleme mit Oberleutnant Humph MeckDwarf bekommen werden. Auf jeden Fall habe ich hier einen ersten Bericht für Sie. Ich habe Fakten und Vermutungen extra angezeichnet."
Die Augenbraue des Kommandeurs schoss nach oben "Ich könnte also Probleme mit Humph bekommen meinst Du? Ha! Wer ist hier Kommandeur? Ich habe mir ja immerhin etwas dabei gedacht, als ich Dich mit den Ermittlungen beauftragt habe, oder?"
"Ja, Sir. Ich war sozusagen Tatzeuge und bin dem potentiellen Mörder auch schon auf der Spur!"
Cim erntete zufriedenes Nicken. "Eben. Gut so. Sollte also der Abteilungsleiter von RUM Probleme haben, schick ihn bitte zu mir. Ich klär das dann! Das wär ja noch schöner. Ich hatte schon als Rekrut Probleme mit Bürokratie. Ich hab damals alle Namen in den Berichten für meinen Ausbilder abgekürzt, das hat ihn zur Raserei gebracht. Gut, nicht?"
"Fantastisch, Sir!", presste Cim, dem einiges dämmerte, durch ein gequältes Lächeln hindurch. "Ich werde die anderen Abteilungen, je nach Spezialisierung natürlich ordnungsgemäß einbinden, damit sich niemand übergangen fühlt! Weiter will ich Sie auch gar nicht mehr stören, Sir! Angenehmen Nachmittag!"
"Viel Erfolg, Cim!", ein Blick über die Schulter verriet dem Wächter, dass der Kommandeur sich nun wieder seinem Huhn widmete, das bisher sicher unter einigen IA-Akten gewartet hatte.
Cim atmete tief durch und kehrte frohgemut zum Pseudopolisplatz zurück. Als er zu seinem Büro kam, sah er gerade noch wie Dennis Schmied herausgelaufen kam.
"Kann ich Dir helfen, Obergefreiter?", rief er dem jungen Wächter hinterher, der sofort stehen blieb.
"Hi, Cim. Es geht um Dein Memo. Nefer hat mir erzählt, dass RUM gerade wegen unlizenzierten Diebstahls gegen einen Typen ermittelt, der als "Slug" bekannt ist."
"Verdammt", fluchte Cim, "ausgerechnet RUM."
Dennis nickte und reichte ihm einen Zettel. "Ich hab mich noch ein wenig schlau gemacht. Hier hast Du seine Adresse."
Bürstenkinn sah ihn mit erstauntem Gesichtsausdruck an. "Meine Hochachtung, Herr Verkehrsexperte. Keine üble Performance! Kannst Du bitte Damien suchen und gemeinsam mit ihm auch zu diesem Slug kommen? Ich brauche vielleicht etwas Unterstützung und ich fürchte Gralon ist derzeit nicht so gut auf mich zu sprechen."
"Wird erledigt!", rief Dennis schon im Laufen. "Bis gleich."
Salmeigasse
Vor dem Eingang des Hauses in dem Slug wohnte, fand Cim die "unauffällig" postierte Wasserspeierin Carisa, die leise mit sich selbst sprach und Myra Schwertschleifer, die seltsam eingefallene Wangen hatte und aussah, als wäre sie nur halb anwesend. Nefer-pa-isis kam gerade mit MeckDwarf aus dem Haus und redete eindringlich auf den leicht genervten Abteilungsleiter ein.
"Wir müssen immer versuchen, den Befragten für uns zu gewinnen, Chef! Unter Druck wird das nichts!"
"Ich weiß gar nicht was Du willst, Nefer. Ich hab doch versucht ihn zu gewinnen, obwohl er ein Messer nach mir geworfen hat. Außerdem hat er geredet."
"Ja", gab die Mumie zu, "Eure schlagkräftige Art war sicher sehr gewinnend. Das Geständnis bringt genau nichts, weil es unter Druck aus ihm herausgepresst wurde."
"Hallo, MeckDwarf!", rief Cim und trug erheblich zur Verbesserung der Laune des Oberleutnants bei.
Seufzend antwortete dieser "Bürstenkinn! Ich verstehe ja, dass Du unbedingt von Deinem Sauhaufen wegwillst, aber wenn Du glaubst Du könntest Dich einfach so bei RUM einschmuggeln, hast Du Dich getäuscht."
"Keineswegs, Herr Oberleutnant. Ich wollte Dich nur davon informieren, dass ich hier jetzt die Ermittlungen übernehme. Slug ist in dem Burgstall-Fall verwickelt und ein wichtiger Zeuge, der mit Eurem Kleinkram nicht gefährdet werden darf."
MeckDwarfs Kopf wurde zuerst blass, dann rot, und als er wieder sprechen konnte, kam es gefährlich leise "Hör mal gut zu, Seehund: Sowohl der Mord an diesem Ehepaar, als auch die unlizenzierten Diebereien dieses Kerls da oben sind RUM-Fälle. Komm mir bloß nicht in die Quere, sonst bereust Du es!".
In diesem Moment kam Dennis um die Ecke gelaufen, und wenig später auch ein schwer keuchender Damien.
"Aaah, sehr gut! Obergefreiter Schmied: sichere bitte den Eingang des Hauses, und sorge dafür, dass niemand rein oder raus kann. Damien, sieh bitte nach, ob es einen Hintereingang gibt. Wenn ja tu dort bitte das gleiche. Wir haben unsere Befehle vom Kommandeur, also lasst euch von niemanden von diesem Auftrag abbringen.", damit ging Cim in das Haus, und ließ ein paar zornige RUM – Wächter stehen.
Das Treppenhaus sah wüst aus, einfache und sicher freundlich gemeinte Hinweise wie "Wir kriegen Dich" bis zu komplizierten Reimen a la "Wer uns betrügt, am Boden liegt" waren in unerfreulichen Farben an die Wand geschmiert worden. Die Tür von Slug war offenbar eingetreten worden und lehnte nur mehr im Rahmen.
Archibald Donnerstein, stand da am Türschild. Warum nennt ein Kerl mit solch einem Namen sich Slug? Cim klopfte.
"Der Butler hat gerade Ausgang, aber die Tür ist ja Gott sei Dank offen." Die Stimme war nasal als hätte der Sprecher Schnupfen. Vorsichtig drückte er die Tür auf, und sah einen etwa 60-jährigen Mann am Boden sitzen und sich ein nasses Tuch auf die Nase drücken.
"Herr Donnerstein, genannt Slug?", fragte der Wächter und sah die Angst in den unsteten Augen.
Slugs linke Hand fuhr zum Hosenbein, und er sagte "Das könnt ihr mit mir nicht machen. Ich habe dem Typen mit den zwei Sternen, und der hübschen Mumie schon alles erzählt. Ich glaube das macht Euch Spaß, oder?" Seine Hand lag nun auf der beruhigenden Kühle eines Wurfmessers. Slug wusste sich immer noch zu wehren.
"Wer hat sie so zugerichtet, Sir?" Der Alte sah wirklich schlimm aus. Die Nase war nur mehr Matsch und blau-grüne Flecken zierten den Rest des Gesichtes.
Insofern passte sie recht gut zur Wohnung, den wer immer hier gewütet hatte, er war recht gründlich gewesen. Kein einziger Einrichtungsgegenstand war heil geblieben.
"Niemand. Ich bin gestolpert. Ich hab schon den anderen gesagt, dass ich verprügelt worden bin, weil ich in fremdem Revier gefischt habe. Willst Du es schriftlich haben? Tut mir leid, ich kann nicht schreiben."
"Sir, mein Name ist Lance-Korporal Cim Bürstenkinn. Ich habe keine Ahnung warum RUM gegen Sie ermittelt, aber ich bin wegen einer anderen Sache hier. Sagen Ihnen die Namen Baumblick oder el Nakar etwas?"
"Tarob el Nakar? Gerfried Burgstall? Wer könnte diese Hohlköpfe vergessen? Die beiden haben gemeinsam mit mir, Sanako und Sarim 15 lange Jahre die Scheibenwelt unsicher gemacht... äh.. ich meine wir haben zusammen gearbeitet. Ich kenn die Leute besser als ihre Mutter sie kennt. Was ist mit ihnen? Haben sie Ärger?"
"Nun", Cim wusste nicht recht wie beginnen, "Vielleicht kennen Sie auch das Ehepaar Burgstall?"
Slugs Augen wurden klein, was der zerstörten Nase noch mehr Geltung verschaffte "Was sollen die Fragen?"
"Könnten Sie zuerst bitte antworten?" Cim bemühte sich sachlich aber freundlich zu bleiben.
"Burgstall und Baumblick sind ein und dieselbe Person. Gerfried hat den Namen seiner Frau angenommen, weil es angeblich alter Ankh-Morpork-Adel ist. Pah. Aber warum all diese Fragen?"
Cim räusperte sich. "In der Nacht von gestern auf heute wurde das Ehepaar Burgstall auf mysteriöse Weise umgebracht."
Slug stand auf. "Gerfried und Adelheid sind tot? Aber die haben doch keiner Fliege was zuleide getan. Wer war das?"
Cim freute sich innerlich, weil der Mann die richtigen Fragen stellte. "Das versuche ich gerade herauszufinden. Wir haben sie mit durchstochenen Augen und ausgesaugten Gehirn gefunden, überall war grüne Flüssigkeit; also nicht gerade ein üblicher Raubmord. Hatten sie irgendwelche..."
Slug hatte die Augen weit aufgerissen, schnappte sich ein abgebrochenes Sesselbein, und zog es Cim über den Kopf. Durch einen blutigen Nebel hindurch merkte Cim wie Slug an seinem Umhang herumfummelte, konnte aber gerade wenig dagegen unternehmen. Von weit her hörte er auch: "Halt im Namen der ...aargh. Hsss", als Damien erfolglos versuchte den Alten aufzuhalten. Nach einer Weile schüttelte er die Benommenheit wieder ab, und stolperte aus der Wohnung.
"Verdammter Mist!", entfuhr es dem Lance-Korporal, und hetzte die Treppen nach unten so gut es ging. Die Tür zum hinteren Ausgang stand sogar noch offen.
Damien blutete aus einer leichten Wunde am Arm. Das war zwar ein weiterer Beweis, dass er kein Vampir war, aber ansonsten nicht hilfreich. Von dem alten Dieb war keine Spur mehr zu sehen.
"Das hast Du ja toll hingekriegt, Bürstenkinn. Meine Hochachtung", brachte MeckDwarf es leider recht genau auf den Punkt. "Wenn Du gestattest, werden wir jetzt unseren Hinweisen weiter nachgehen, und den Kerl wieder einfangen. Ich will gar nicht wissen, was Du mit ihm gemacht hast.."
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Drache
Der Magier hatte außer seinem Stock nur einen kleinen Hüftsack als Gepäck. Er hüpfte herum, pflückte hin und wieder eine Blume und pfiff oder sang die ganze Zeit, was nach zwei Minuten jeden nervte. Dennoch sagte keiner was, weil wir lieber einen gutgelaunten Magier als einen "enttäuschten" hatten.
Trotz der widrigen Umstände glitt die Landstrasse an uns vorbei und als es Nacht wurde waren wir schon einige Zeit auf einem Feldweg unterwegs, und gingen auf ein ausgedehntes Waldgebiet zu.
"In etwa einer Stunde wären wir da. Ich würde aber vorschlagen, wir warten die Nacht im Freien ab. Keine Ahnung wer oder was sich da eingenistet hat, seit ich weg bin, und wir wollen ja niemand verlieren, oder?", sagte Goldlöckchen, wie wir ihn nannten, wenn er gerade nicht da war augenzwinkernd als hätte er gerade den tollsten Spaß gemacht.
Aber sein Vorschlag klang vernünftig. Man steigt nicht in finsteren Gemäuern herum, wenn man sie nicht kennt, und darf gleichzeitig auf Rheuma im Alter hoffen.
Also suchten wir uns eine Lichtung unweit des Waldrandes, hoben eine Feuergrube aus, und waren gerade dabei die Wachschichten zu verteilen, als ohne Vorbereitung ein Drache aus den Flammen schoß und seine Schwingen über uns ausbreitete.
Jeder von uns hatte sofort eine Waffe in der Hand, doch die rauchenden Nüstern der Bestie zeigten die Sinnlosigkeit jeder Gegenwehr.
"Nur die Ruhe.", sagte Darian lachend, und ging durch den Drachen hindurch. "Ist nur eine Illusion, die uns eine ruhige Nacht bescheren wird. Erschreeeeckt?"
Tarob, immer noch die Finger um den Griff seines Säbels verkrampft, ging zu ihm, beugte sich vor sein Gesicht und sagte: "Ein Drache hat meine gesamte Familie, das ganze restliche Dorf und noch zwei weitere verbrannt. Schick das Ding weg, sonst töte ich Dich, oder sterbe beim Versuch". Seine Augen brannten in seinen Höhlen und in der Aufregung hatte er völlig seinen Akzent vergessen.
Der Magier schien zuerst wütend über den Ton, dann unsicher zu sein, wie weit der Krieger gehen würde. Endlich schnippte er mit dem Finger, und sagte schulterzuckend "Na gut, wenn ihr lieber wach bleibt!", und verzog sich schmollend in eine andere Ecke der Lichtung.
Langsam entspannte sich Tarob. Wir anderen werteten das Geschehene aber als Sieg, denn endlich war es einem von uns gelungen die Deckung des "Mächtigen" zu durchlaufen, und einen Blick auf den unsicheren Jungen dahinter zu werfen. Einer nach dem anderen legte sich hin, und bald saß nur mehr Tarob, die erste Schicht, aufrecht vor dem Feuer.
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In Ateras Büro:
"..und als ich erwähnte wie die beiden gestorben sind, schlug er mich k.o. und verschwand.", beendete Cim seinen diesmal mündlichen ausgefallenen Bericht.
Atera runzelte die Stirn. "Und Du hast ihn ganz sicher nicht bedroht? Du weißt ja, wie Du manchmal werden kannst..."
Doch ihr Stellvertreter schüttelte den Kopf, "Ganz sicher nicht, ich war nicht mal in seiner Nähe und hab ganz normal geredet. Außerdem war er erst kürzlich verprügelt worden. Irgendetwas von dem was ich gesagt habe, muss ihn furchtbar geängstigt haben, nicht die Art wie ich es gesagt habe."
"Nun gut.", sie zuckte mit den Schultern, "Dann bleib eben dran. Humph wird sich wahrscheinlich was Nettes für Dich überlegen, also sei auf der Hut! Ist sonst noch was?"
Cim sah betreten zu Boden. "Ich wollte nur wegen letztens mit Dir reden." Er scharrte mit den Füßen am abgenutzten Holzboden, nach einer ewig scheinenden Kunstpause hob er den Kopf, und sah Atera in die Augen. "Ich wollte Dir nur sagen, dass Du recht hattest, und weil Du recht hattest, muss ich Konsequenzen daraus ziehen!"
"Du musst jetzt nicht gleich überrea...", begann die SEALS-Chefin, doch Cim hob abwehrend die Hand.
"Lass mich bitte ausreden. Die SEEGURKE ist eine Spezialisierung, die zu meinem Verhalten geführt oder es zumindest verstärkt hat. Man ist der Kämpfer, der alle raushaut, und eingesetzt wird wo es brenzlig wird. Wenn dabei ein kleiner Kolateralschaden entsteht – wenn kümmert es. Damit muss Schluss sein und ich möchte sofort eine neue Karriere angehen. Ich möchte ein Wächter werden, der primär auf das Wohl der Bewohner dieser Stadt und ihr Eigentum acht gibt. Alle Einzelheiten können wir ja noch erarbeiten. Auf jeden Fall kann ich so nicht weitermachen."
Atera sah ihn nachdenklich an. "Also gut. Ich überleg mir was. Klär mal diesen Fall und dann sehen wir weiter!"
"Aye, Madame!", rief Cim und verließ ihr Büro erleichtert, dass wieder so was wie Einigkeit mit der Schäffin hergestellt war.
Zurück in seinem Büro fand er (neben unzähligen Lesebestätigungen) eine Nachricht auf seinem Schreibtisch, und die Erleichterung machte sofort wieder altbewährtem Zorn Platz.
Er knüllte den Zettel zusammen, warf ihn zu Boden und rannte aus dem Zimmer.
Reggie, der Rohrpostdämon hatte das Geschehen aus seiner Röhre verfolgt, und war jetzt neugierig geworden. Er kletterte heraus, und entfaltete das Blatt Papier auf dem Boden.
"Hi Cim! Mückensturm hat diesen Slug vor der Stadtmauer gefunden; auf die gleiche Weise getötet wie das alte Ehepaar. Humph geht davon aus, dass er von einer Verbrecherbande getötet wurde, die auch die Burgstalls umgebracht haben soll. Wir haben heute Nachmittag eine Razzia beim Kopf der Bande in der Affenstrasse 23. Ist das jetzt Dein Fall, oder nicht? Immerhin will ich ja nicht gegen die Anweisungen des Kommandeurs verstoßen.
Viel Glück, Tricia."
Der kleine Dämon grübelte eine Weile über den Worten, fand aber nichts derart aufregendes daran. Schließlich steckte er das Papier in den Mund und schluckte es. "War doch gar nicht so schlecht..", murmelte er und kroch wieder in das Postsystem.
MeckDwarf stand mit einem Trichter vor dem Eingang und forderte den potentiellen Übeltäter auf herauszukommen. Tricia, Vinni und Dragor machten sich bereit, das Gebäude zu stürmen.
"Herr Owald Meckenstein! Sie werden diverser Verbrechen beschuldigt. Werfen Sie die Waffe aus dem Fenster und kommen Sie unbewaffnet und mit erhobenen Händen raus. Sonst kommen wir rein!"
Eine Reihe von Fenstern öffneten sich, allerdings in den Nachbarhäusern. Die Leute waren immer froh wenn es etwas Abwechslung gab, und schnell waren kleine Snacks und Getränke herangekarrt, und alle sahen andächtig zu.
Da öffnete sich tatsächlich ein Fenster im ersten Stock des Hauses, und der RUM-Chef hob erneut den Trichter an den Mund, um dem Verbrecher noch einmal Anweisungen zu geben. Da schnellte ein Pfeil von der Sehne, flog auf ihn zu, bohrte sich durch den Schallverstärker hindurch und blieb in seinem rechten Arm stecken. "Ihr werdet mich nicht zur Gilde bringen!", rief Meckenstein und schlug das Fenster wieder zu. Das Geschoss hatte an Geschwindigkeit verloren, doch es warf den Getroffenen dennoch nach hinten. Mit Schmerz verzerrtem Gesicht setzte Humph sich auf und rief "Stürmen", aber das Einsatzteam war schon unterwegs. Die Zuschauer waren kurz untergetaucht, als es gefährlich worden war. Nun tauchten langsam wieder alle auf, und Rufe wie "Bravo. Gut gemacht. Weiter so" ertönten. Der Oberleutnant zog den Pfeil aus seinem Arm und war sich nicht ganz sicher auf wessen Seite das Publikum stand.
Dragor und Vinni gingen mit gezogenen Schwertern voran. Tricia mit geladener Armbrust hinterher.
Meckenstein hatte sich im ersten Stock verschanzt.
Vorsichtig sicherten die beiden Rum-Wächter den Weg, standen endlich vor der Tür. Ohne jede weitere Aufforderung begannen sie gleichzeitig mit der Schulter dagegen anzurennen, während der Fähnrich mit der Waffe auf ein Ziel wartete.
"Geht weg! Ihr bringt mich nicht zur Gilde!", hörten sie den Verbrecher von innen rufen, doch da brach die Tür auch schon auf. Vinni und Dragor landeten mitten im Wohnzimmer der Wohnung.
Zurück ans Fenster gewichen, stand Meckenstein mit gespannten Bogen, ließ ihn unsicher zwischen den beiden am Boden Liegenden und Tricia hin und her wandern.
"Das ist meine letzte Warnung: Die Waffe weg!", rief McMillan, die den Sicherungsbügel längst beiseite geschoben hatte und nun auf die rechte Schulter des Mannes zielte.
"Ihr könnt mich nicht zur Diebesgilde bringen. Die töten mich schneller als ihr "unlizenziert" sagt. Lasst mich doch Laufen!" Da schoß Tricia. Der Bolzen fuhr wie gewünscht in die rechte Schulter und der Mann ließ den Pfeil einfach nur noch los, ohne richtig zu zielen. Die Metallspitze streifte Vinnis verlängerten Rücken und bohrte sich knapp neben der Armbrustschützin in den hölzernen Boden.
Dragor sprang auf, und rannte auf den Mann zu, um ihn festzuhalten. Der wich panisch zurück, stolperte und fiel durch das geschlossene Fenster. Kurze Zeit später hörten sie den satten Aufprall, begleitet von einem unschönen Knacken.
D-N-T Vinni hielt sich sein Hinterteil und humpelte zum Fenster. Unten lag Meckenstein, den Hals in einem ungesunden Winkel verrenkt und rührte sich nicht mehr.
"Tja, ich würde sagen, unser Täter hat sich wohl selbst gerichtet. Schnelle Gerechtigkeit könnte man sagen.", schloß MeckDwarf aus der Angelegenheit und konzentrierte sich auf die Heilung seiner Verletzung.
Cim war noch wortlos. Er war gerade rechtzeitig gekommen, um den Fall des Angeschossenen genau mit anzusehen und konnte sich in jedem Detail daran erinnern. Er sah noch immer vor sich wie das Genick der Energie des Aufpralls nachgegeben hatte, und brach. Langsam ging er zum Wachhaus zurück.
"Wenn Du Slug immer noch sehen willst; er ist bei SUSI", rief ihm Tricia nach, die nach unten gekommen war, und erntete einen wütenden Blick von ihrem Vorgesetzten dafür.
Cim wusste zwar nicht was er wirklich wollte, aber SUSI war nun auf jeden Fall sein Ziel.
Knapp nach der Ponsbrücke saß ein kleines Mädchen mit braunen Haaren auf dem Randstein und weinte. Auffallend an ihr, war ihre komplett grüne Hautfarbe. Cim wollte sich gerade neben sie setzen, als ein Reiter an ihm vorbeihetzte. "Na, wieder sauber?", höhnte es von dem Ross herab. Natürlich war es Fakim. Er sah ihm hinterher, dann wieder auf die Kleine, zuckte mit den Schultern und hockte sich neben sie. "Kann ich Dir irgendwie helfen, mein Kind?"
Eine Weile lang sagte die Kleine nichts, dann zwischen zwei Seufzern, stieß sie "Ich hab meine Eltern verloren und mir tun die Beine schon weh." aus.
"Und hast Du eine Ahnung wo sie sein könnten?", fragte der Wächter beruhigend.
"Mein Papi hat gesagt, wenn wir uns verlieren, treffen wir uns in der Breuerstrasse auf der Götterinsel wieder. Ich weiß aber nicht wo das ist!", erneut heulte sie los.
Natürlich kannte er die Strasse und es war nur ein kleiner Umweg zum Wachehaus. Er nahm das Mädchen hoch und trug es Richtung Breuerstrasse.
"Woher kommt ihr denn, Kleine, und wie ist Dein Name? Ich bin übrigens der Cim."
"Ich bin Solanaceae, Du kannst mich aber Sol nennen. Wir stammen aus einer kleinen Ortschaft, unweit von Ankh-Morpork. Du wunderst Dich sicher, wegen meiner Hautfarbe, aber die ist seit Geburt an so. Die anderen Kinder veralbern mich deshalb immer."
"Wieso? Was ist denn so besonderes an Deiner Gesichtsfarbe? Es gibt viele grüne Geschöpfe. Je bunter, desto gut, sag ich immer." Cim konnte sich gut vorstellen, wie andere Kinder mit einer Gleichaltrigen, die so anders aussah umgehen würden. Er hob sie hoch, und sagte: "Ich würde sagen, wir werden jetzt Deine Eltern suchen, was?"
"Au ja!", antwortete die Kleine und kuschelte sich an Cims Uniform.
Tatsächlich brauchte er nicht lange zu suchen und sah schon von weitem eine Frau und einen Mann, augenscheinlich Bauern, die ebenso grüne Gesichter hatten wie ihre Tochter, nur etwas besorgter.
"Ich glaub die Kleine gehört zu Ihnen", sagte der Wächter und drückte Sol ihrem Vater in die Hand, "Schönen Aufenthalt weiterhin!". Er ging, begleitet von dem überschwänglichen Dank der einfachen Leute, zur Wache zurück und schaute erst mal bei SUSI vorbei.
Pismire war gerade am Werken, und das was einmal der kleine, drahtige Mann gewesen war, hatte jetzt nur noch einen Schrumpfkopf aufzuweisen.
"Ich habe in allen drei Köpfen ein grünes Sekret gefunden, das den Schädel teilweise ausfüllt. Es scheint das gleiche zu sein, wie die Probe, die Tricia mir geschickt hat. Du hast daran geleckt hat sie mir erzählt. Das war nicht mutig, sondern ziemlich bescheuert. Es handelt sich nämlich um ein Pflanzengift. Die genauere Bestimmung dauert noch ein wenig, fällt aber mit dieser Menge wesentlich leichter als zuvor. Wenn wir es wissen erfährst Du es als Zweiter!"
"Vielen Dank, Pis! Eine andere Sache noch: Ich habe es satt Leute auf der Strasse verbluten zu sehen. Egal ob Wächter oder nicht. Glaubst Du es wäre in endlicher Zeit möglich mir ein paar Grundkenntnisse als Ersthelfer beizubringen?"
Der Schamane sah ihn mit offen stehendem Mund an. "Jetzt bin ich in der Tat erstaunt. Aber ja, kein Problem. Ich würde vorschlagen, wir bringen mal diese Sache hier zu Ende, und dann reden wir detailliert darüber!" Plötzlich wurden seine Augen klein. "Du willst doch nicht meine Abteilung übernehmen, oder?"
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Das Mädchen
Slug weckte mich unsanft, sagte noch "Nichts passiert", und fiel dann wie ein Stock auf seine Decke. Er schlief sofort ein.
Wir waren das mühsame Geschäft des Wache-Schiebens gewohnt und so schnell wie mein Kollege eingeschlafen war, war auch ich hellwach und saß etwas abseits vom Feuer und beobachtete fröstelnd den Rand der Lichtung. Vieles geht einem durch den Kopf, wenn man stundenlang unbeschäftigt wach bleiben muss. Wie schon seit Jahren phantasierte ich wieder einmal, wie es wäre aufzuhören, zu heiraten, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Ich mochte Kinder, und sah sie als Antwort auf die langsam aufkeimende Angst vor dem Altwerden, vor dem Sterben.
Wieder einmal zählte ich die Vornamen meiner ungeborenen Söhne auf, als am Rand der Lichtung etwas vorbeihuschte. Auch das war mit den Jahren gekommen. Wenn man etwas gesehen hatte, versuchte man nicht mehr es zu ignorieren, herunterzuspielen oder schönzureden. Ich spannte meinen Bogen und rutschte noch weiter vom Feuer weg.
Egal wer sich da draußen gerade rumtrieb: In der Nacht hat die Lagerwache nur Feinde. Und selbst wenn es ein Reh war, das der tiefe Winter zu dem bisschen Wärme getrieben hatte, war es tot hilfreicher als lebend.
Erneut sah er eine Bewegung und ohne auf eine weitere Chance zu warten schoss er den Pfeil ab, und war zufrieden als er ein Stöhnen und einen umstürzenden Körper hörte.
"Wacht auf, Leute. Da ist jemand!" Sofort war der Mantel des Schlafes abgeworfen und jeder hielt eine Waffe in der Hand.
Ich zog mein Rapier, ging vorsichtig auf mein Ziel zu. Vor mir lag eine Gestalt und prüfend schubste ich sie mit der Klinge an.
"Du chast ein Kind erschooosen! Gratulierre grrroser Kämpfer!", höhnte Tarob.
Doch in der Nähe der Flammen wurde deutlich, dass dieses Mädchen nebst ihren blonden Haaren, eine hellgrüne Haut hatte. Natürlich kannte ich all die Geschichten von Dryaden und andern Waldgeistern, und wenn auch nur die Hälfte davon wahr gewesen wäre, hätten wir bei jedem zweiten Auftrag einer begegnen müssen. In diesem Fall jedoch war ich so gut wie sicher, dass es sich um einen Menschen handelte – eben um einen mit grüner Haut. Mein Pfeil war ihr quer durch den Hals gefahren und sogar ihr Blut schien grün zu sein.
"...und deshalb weckst Du uns? Du wirst alt, Gerfried!", gähnte Sanako. Endlich war auch der Magier wach geworden und nach einer kurzen Untersuchung sagte er: "Sie gehört zu dem Wesen, das Ziel unserer Mission ist. Du hast gut daran getan sie zu töten. Andernfalls hätte sie uns getötet. Es ist auch fraglich, ob mein Drache sie abgelenkt hätte. Eventuell hätte sie ihn gar nicht bemerkt." Er sah mich aus eindringlichen Augen an, "Das gibt einen Bonus, Gerfried! Aber jetzt geh ich wieder schlafen." Ich packte die Leiche und zerrte sie ins Gebüsch.
Stunden später, nach einer Nacht, die mir immer wieder die toten Augen des kleinen Geschöpfes zeigen wollte, dämmerte endlich der neue Tag.
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Auf dem Weg in sein Büro drehte sich Cim eine Zigarette und rauchte gemütlich eine. Er war zuletzt kaum mehr dazugekommen. Außerdem war sein anderer Tabak ja leider nass geworden, um es milde auszudrücken. Diese Sorte mochte er nicht so gerne, aber in der Not...
Gerade wollte er die Treppen in den ersten Stock raufgehen, als eine Mumie heruntergelaufen kam. Cim würde sich nur sehr schwer an die Idee gewöhnen, dass eine Mumie, die lief und sprach wie ein junges Mädchen tagtäglich hier Dienst machte, und noch dazu andere Wächter psychologisch betreute.
"Der Chef will Dich sehen, Lance-Korporal.", keuchte sie aus ausgetrockneten Lungen, "Sofort."
Säuerlich dämpfte er seine Zigarette wieder aus. "Hier oder in der Kröselstraße?"
"Er ist oben." Er ging also weiter die Treppe hinauf und fasste noch kurz die Fakten des Falles zusammen, als ... das Treppenhaus rosa wurden.
Neben der ungewöhnlichen Farbe schien es auch noch gewölbt zu sein, die Konturen von Körpern erschienen darauf. Von, nun sagen wir interessant gekleideten Körpern. Er beeilte sich die Stufen nach oben zu kommen, doch der Gang zeigte das gleiche Bild wie das Treppenhaus. Nackte Frauen lehnten lasziv an den Wänden, versuchten ihn festzuhalten und fuhren ihm durchs Haar, er lief so schnell er konnte zu Rince Büro. Um erschrocken stehen zu bleiben. Die Tür hatte die Form eines riesigen Maules, das weit offen stand. An einem Schneidezahn war zwar eine Klinke angebracht, aber das machte den Rachen dahinter nicht einladender. Da war das vorhergehende Programm weit besser, dachte er sich. Aber als er sich umdrehte, standen nur noch eine Reihe sabbernder Monster, von der groben Form her immer noch menschlich vor ihm, aber mit furchtbaren Gebissen und Geschwülsten am ganzen Körper. Endlich nahm er sich ein Herz riss die "Tür" auf, und schlug sie hinter sich wieder zu.
Auf der anderen Seite war tatsächlich eine Tür. Aus Holz, neben der Klinke ziemlich dreckig und insgesamt ein wenig abgelebt. Cim hatte noch nie so gerne eine Tür gesehen. "Puhh, Chef, weißt Du eigentlich was da draußen.." Er hatte sich umgedreht und es war auch schon wieder vorbei mit der Normalität.
Rince saß in einem Kessel der über einem Feuer hing, und Humph stand mit Baströckchen und Knochen in den Haaren daneben und rührte um.
Schnell drehte er sich wieder zu "seiner" Tür um, allerdings sah ihn auch da Rince Gesicht an und sagte "Es ist verdammt unhöflich seinem Kommandeur den Rücken zuzukehren".
Cim zog eine Ohnmacht allen Alternativen vor.
"...verdammt unhöflich seinem Kommandeur den Rücken zuzukehren!", sagte Rince und sah kopfschüttelnd zu dem neben ihm stehenden MeckDwarf. Da klappte Cim in sich zusammen und knallte mit dem Kopf auf den Holzboden.
"Ähh...", sagte Rince.
"Wenn Du mich fragst", sagte Humph, während er zu dem Bewusstlosen ging, "ist der hagel dicht!".
Er schob Cims linkes Augenlied auf und nickte bestätigend. "Pupillen groß wie Scheunentore. Das sind die SEALS. Die Abteilungsleiterin eine hoffnungslose Alkoholikerin, und ihr Stellvertreter ist ein Drogensüchtiger. Du solltest endlich den ganzen Haufen.."
"Es reicht Humph!", donnerte Rince, dem die ganze Szene nicht gefiel, "Schaff ihn zu Pismire, der soll sich um ihn kümmern. Sein Fall", er sah auf den Akt vor ihm, "ist nach dem Tod des einzigen Tatverdächtigen ja jetzt ohnedies geschlossen!"
Tausend kleine Seifenblasen, die alle Cims Gesicht trugen, stiegen in seinem Kopf auf, zerplatzten mit einem hellen Blitz, und einem Stich im Hinterkopf.
"Es sollte gleich vorbei sein.", hörte er eine weit entfernte Stimme und er wusste nicht, ob das als Drohung oder Versprechen gemeint war.
Eine der Seifenblasen wurde immer größer und größer und trug überdies noch ein fremdes Gesicht. Ein altes Gesicht. Pismires Gesicht.
"Hi Pis! Habt ihr den Eselskarren erwischt, der mich überfahren hat?"
Der alte Mann lachte. "Ich nehme an es geht Dir wieder gut?"
Der Lance-Korporal bemühte sich die Fratzen die immer noch hinter dem Leutnant auftauchten zu ignorieren und nickte nur. "Weißt Du was eigentlich mit mir los war?"
"Nun", der SUSI-Abteilungsleiter spielte unschuldig mit seinen Fingern. "Ich schätze mal, Du warst etwas im Stress und hast was dagegen getan. Wenn man nicht aufpasst, kriegt man leicht mal ne Überdosis ab." Und bevor Cim noch protestieren konnte, legte Pismire die Hand auf seine Schulter.
"Meine Junge, Du bist in Schwierigkeiten."
Cim war schon einige Male vor dem Intörnal Affairs-Büro von Hauptmann Rascaal Ohnedurst gestanden, allerdings immer als Zeuge und noch nie zur Beschuldigten-Vernehmung. Zögerlicher als gewohnt klopfte er und nach etwa zwei Minuten öffnete sich die Tür und MeckDwarf kam heraus. "Ich hab ein gutes Wort für Dich eingelegt", zwinkerte ihm der RUM-Abteilungsleiter zu und verließ pfeifend die Kröselstrasse.
"Komm schon rein, Bürstenkinn!"
"Ja Sir!" Eine Katze sah ihn müde an und der Protokolldämon hatte sein grünes Auge offen.
"Setz Dich, Lance-Korporal. Das wird etwas dauern, fürchte ich." Ras machte eine einladende Handbewegung in der er plötzlich inne hielt. "Oder gestehst Du gleich?"
Cim setzte sich in den Sessel und sagte "Sir, ich bin mir bewusst welche Optik mein Verhalten hatte, aber ich schwöre beim Gott meiner Heimat, dass ich keine Ahnung habe, wo ich mit Drogen in Berührung gekommen bin."
"Nun, das war ja auch nicht anders zu erwarten. Die Schuldigen gestehen nie.", sagte der Hauptmann und schlug die Akte mit der Aufschrift LK Bürstenkinn-Drogenmissbrauch auf und begann zu lesen.
"Ich habe hier die Aussagen unseres ehrenwerten Kommandeurs und eines Abteilungsleiters der Wache, die beide belegen, dass Du völlig von Sinnen in das Büro des ersteren gestürzt bist, zuerst wirrest Zeug geredet hast, um dann besinnungslos umzufallen. Weiters haben wir das Gutachten von Leutnant Pismire, das klar belegt, dass Du psychoaktive Stoffe zu Dir genommen hast, die Deine Dienstfähigkeit negativ beeinflusst haben. Sehr milde ausgedrückt möchte ich meinen. Und jetzt hast Du die Frechheit, mir weiszumachen Du wüsstest nicht was Du Dir reingezogen hast? Glaubst Du ich bin auch eingeraucht, oder macht Dir der Entzug so zu schaffen?"
Da war ein Wort im letzten Satz das bei Cim die Glocken läuten ließ.
"Sir. Das ist es. Ich hab auf dem Weg von Leutnant Pismire in mein Büro eine Zigarette geraucht!"
Zufrieden begann Rascaal Notizen zu machen. "Na siehst Du, es geht doch. Welche Droge war es also?"
"Tabak, Sir! Normaler, etwas zu billiger Zigarettentabak, wie man ihn um einen halben AM-Dollar bei Schnapper kaufen kann. Es muss das Mädchen mit dem grünen Gesicht gewesen sein! Sie hatte als einzige die Chance mir was unterzujubeln."
"Ich halte fest. Deine Dealerin ist ein Mädchen. Den Namen gibst Du mir dann noch. In Deinen Wahnvorstellungen hat sie ein grünes Gesicht, und Du behauptest jetzt plötzlich, sie hätte Dir das Zeug heimlich zugesteckt? So kommen wir nicht weiter, Bürstenkinn!"
"Sir", Cim war knapp dran die Fassung zu verlieren, "Du verdrehst mir die Wörter im Mund und was dabei rauskommt muss einfach Schwachsinn sein. Vielleicht hast Du selbst zuviel an Deinem Balken gehangen."
Der IA-Stammagent blieb ganz ruhig, klappte aber die Akte zu. "Nun, Herr Bürstenkinn. Wenn ich nur Schwachsinn rede, sollten wir die Vernehmung vielleicht abschließen. Ich habe auch genug gehört, denke ich. Bis zum Ende der Ermittlungen bist Du suspendiert. Deine Marke bitte. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, welchen Schaden Du bei jungen Kollegen schon angerichtet hast." Rascaal streckte erwartungsvoll die Hand aus .Wie in Trance zog Cim seine Marke aus der Uniform, reichte sie ihm und sah sie ungläubig in einer Schublade verschwinden.
"Guten Tag, Bürstenkinn. Mein Balken ruft nach mir."
Der Privatmann Cim Bürstenkinn stand auf und verließ ohne Gruß das Zimmer. Vor dem Wachhaus, setzte er sich an den Straßenrand und griff wie automatisch nach seinem Tabakbeutel. Offenbar hatte er ihn irgendwo verloren. Er suchte noch in der Außentasche und fand stattdessen ein kleines Buch, das er überrascht herauszog.
"Offenbar machen sich einige Leute den Spaß mir Sachen in die Tasche zu tun, die mich dann irgendwann in Schwierigkeiten bringen."
Auf dem Einband stand "Chronik Der Glorreichen Fünf Band 47/47" Cim erstarrte. Das war der Name dieser Abenteurergruppe. Slug musste ihm das Buch in die Tasche gesteckt haben, nachdem er ihn niedergeschlagen hatte. Eilig schlug er es auf, und begann zu lesen.
Eine knappe Stunde später kam Cim wieder zu Pismire. Der war gerade dabei sein Büro abzusperren und erschrak heftig, als der suspendierte Wächter plötzlich neben ihm stand.
"Pismire! Weißt Du schon, was diese grüne Flüssigkeit ist?"
Der betagte Mann ließ die Schultern hängen. "Cim! Es gibt ungefähr 2000 Möglichkeiten die mir einfallen würden, welches Gift das sein könnte. Jede einzelne muss getestet werden, und wenn wir Pech haben, dauert das bis zur Nummer 2001."
"Bilsenkraut!", fuhr ihn Cim an. "Ich bin mir sicher, dass es Bilsenkraut ist."
Auf der Stirn des SUSI-Chefs erschienen einige Falten mehr als üblich. "Nun, das wäre eine Möglichkeit. Unter anderem würde es auch Dein Verhalten erklären, wenn auch nicht wie es in Deinen Blutkreislauf gekommen ist."
Doch Cim schüttelte den Kopf. "Das war todsicher Solanaceae. Ein Mädchen, das sich verirrt hatte, und das ich zu ihren Eltern gebracht habe." Er hielt es für klüger die Sache mit dem grünen Gesicht nicht jedem zu erzählen.
"Also entweder tischst Du mir gerade ein perfekt inszeniertes Märchen auf oder es passt tatsächlich alles so gut zusammen. Weißt Du was Solanaceae in der alten Sprache bedeutet?"
Cim schüttelte den Kopf, dieser Teil an Bildung war an ihm spurlos vorübergegangen, und war in Omnien auch den Priestern vorenthalten.
"Das bedeutet Nachtschattengewächs. Nun rate mal zu welcher Gattung von Pflanzen das Bilsenkraut gehört"
Der alte Schamane wartete gar keine Antwort ab. "Du hast meine Neugier geweckt. Ich mache die Tests besser gleich. Je weniger Du mich störst desto früher Du von mir hörst." Er knallte die Tür hinter sich zu und ließ einen Mann stehen, der etwas Hoffnung sah wieder Wächter zu werden.
Zurück in seinem Büro fand er zwei Tauben sitzen, die ungeduldig gurrten. Offenbar warteten sie schon eine Weile auf ihn, und hatten ihren Missmut auch schon mit sehr eindeutigen Haufen am Schreibtisch kundgetan.
Die erste Nachricht war keine gute. "Hi Cim. War heute im Stadtamt, hab mich dort mal ein wenig schlau gemacht. Dieser Sanako ist offenbar vor zwei Jahren bei einer Kneipenschlägerei ums Leben gekommen. Grüsse, Clawd."
Er brauchte dringend einen aus dieser Abenteuergruppe. Mit zittrigen Fingern öffnete er die zweite Kapsel, und las: "Ich hoffe Dir ist klar, dass Dir das einiges kosten wird, und wenn Du nächstes mal gleich sagst, das einer der Gesuchten ein Klatschianer ist, geht das vielleicht auch etwas schneller. Auf jeden Fall erzählte ein Händler aus einem kleinen Dorf namens Tuckerfeld (liegt etwa zwei Kilometer Richtung Sto Lat) von einem Kerl namens Tarob, der um die 60 ist und immer noch Kräfte wie ein Bär hat. Alles Gute, Damien.
Erleichtert faltete er die Nachrichten zusammen und ließ die Tauben wieder fliegen. Er war froh, über den Zusammenhalt der SEALS, er war froh wieder eine Chance zu haben, und schlief endlich erschöpft auf seinem Schreibtisch ein.
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Labyrinth
Wir alle bluteten aus zahlreichen Wunden und hofften, dass die Kreatur keine weiteren Diener mehr hatte. Die Luft war stickig und feucht geworden. Ein seltsames, trübes Licht, das von überall herzukommen schien, zeigte uns üppige Pilze, mit nass glänzenden Kappen, augenlose Molche und eine farblose Variante der Flora dieser Welt.
Sanako und Sarim sicherten jeden Raum, bevor der Magier ihn betrat; der Rest von uns bildete theoretisch die Nachhut, allerdings war Tarob hauptsächlich damit beschäftigt den phantasierenden Slug in Schach zu halten. Der kleine Pfeil musste irgendeine Droge enthalten haben, die dem Dieb unschöne Halluzinationen bescherte, aber wenigstens hatte er aufgehört uns seine Kindheitstraumata anzuvertrauen..
Darian blieb stehen und hob die Hand. Der Raum vor uns war strahlend erhellt, und meine Augen –gewohnt an düstere Zwielicht der restlichen Anlage – begannen zu tränen, als wir nach vorne blickten. Ein schwer zu beschreibender, aromatischer Duft lag im Raum, schien mir auf die Brust zu drücken.
"Bleibt von jetzt an hinter mir und tut nur was ich Euch sage!", befahl er, was so ziemlich das Vernünftigste war, das er jemals zu uns gesagt hatte.
Langsam ging er weiter, und wir folgten in sicherem Abstand.
Im Wesentlichen war der Raum ein riesiges Treibhaus. Von hoch oben fiel vielfach reflektiertes Licht in einem runden Kegel von etwa zehn Meter Durchmesser herab, und im Zentrum der Helligkeit wuchs eine monströse vier Meter große Pflanze, mit fetten gezackten Blättern, auf denen feine Stacheln saßen.
Rund um das Ding wuchsen Ehrenpreis, Taubnesseln und Springkraut in rauen Mengen – allesamt Bürgen für einen stickstoffreichen Boden. Den Außenrand des Kreises bildeten Ackerbohnen und Erbsen in verschiedenen Wachstumsphasen. Jenseits des direkten Lichteinfalles lagen Knochen, sauber von allen verrottbaren Teilen gereinigt herum, teilweise bereits zerkleinert. Offenbar dienten diese in weitere Folge um den Boden aufzulockern. Wir hatten es hier mit einem sorgsam zusammengestellten Garten zu tun, und in der Mitte saß die gigantischste Form eines Bilsenkrautes, das ich je gesehen hatte. Zu unser aller Entsetzen lag eine Frau unter der Pflanze und zwei ihrer Wurzeln steckten in den Augen der Toten.
"Mein Name ist Darian der Mächtige. Wie nennt Ihr Euch?"
In der folgenden Stille, sahen wir uns recht eindeutig an. Waren wir nur durch die Hölle gegangen, um einem durchknallten Zauberer zuzusehen, wie er mit Pflanzen redete? Doch wir sollten nicht enttäuscht werden.
"Ich pflege nicht mich zu nennen. Üblicherweise komme ich mit singulären Personalpronomen aus, und verwende keinen Namen." Die Stimme war von Knackgeräuschen und einer spürbaren Aroma-Veränderung begleitet, so als könnte man die Wörter auch riechen.
"Was willst Du hier?"
"Ich war ein Freund Deines Meisters, Sanil Malgires und möchte einige seiner Unterlagen holen!", sagte Goldlöckchen, während er die Pflanze gleichzeitig fasziniert studierte.
Ein materialzermürbendes Knacken war zu hören, gefolgt von einer stinkenden Wolke, die Darian einhüllte und uns gerade noch in den Randausläufern erwischte.
"Soll das heißen, Ihr dringt hier ein, tötet meine Diener und belästigt mich, wegen ein paar Büchern?"
Als ich zuvor den Kreis am Boden des Lichtkegels beschrieben habe, entging mir vielleicht ein wichtiges Detail, das ich hier nachreichen möchte. Auf einer Breite von zwei Metern, was ziemlich genau der des Bilsenkrautes entsprach, wuchs nichts. Guter Ackerboden war zu sehen, und Schleifspuren, als...
Die Pflanze bewegte sich auf den Magier zu.
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Ein paar Stunden später wurde Cim vom Rohrpostdämon geweckt.
"Ihr müsst doch spinnen! Wisst ihr wie spät es ist? Der Alte geht doch sonst auch am Nachmittag heim."
"Gib mir die Nachricht, Reggie!"
"Da gibt es ein Zauberwort. Darüber hinaus könntest Du anerkennen, dass ich um 3:00 Uhr morgens aufstehen musste, nur weil ein alter Kerl zu faul war die Treppen heraufzugehen. Ich habe gute Lust..."
"Reggie, ich finde es ganz toll, dass Du Deine Arbeit so konsequent erledigst. Ich werde das ganz sicher in meinem nächsten Bericht erwähnen. Kannst Du mir jetzt bitte, bitte die Nachricht geben?"
"Meinst Du es auch ernst?"
"Reggie!!!!"
"Na gut, na gut. Aber vergiss das mit dem Bericht nicht, ok?"
Er reichte Cim das gefaltete Papier. Und verschwand, bevor jemand auf die Idee einer Antwort kommen könnte.
"Guten Morgen! Ich habs auf 5 verschiedene Methoden getestet und bin 100% sicher, dass es Bilsenkraut ist (nebenbei gesagt, die Art mit den dunklen Samen, obwohl das bez. der Vergiftung keine Rolle spielt). Das tollste ist, sogar Dein Tabak trieft davon (ich hab mir das Zeug gleich nach Deinem Auftritt bei Rince aus Deinem Umhang geklaut, um es zu untersuchen). Eigentlich hättest Du tot sein müssen, bei der Konzentration die da drin steckte. Offenbar hast Du keine ganze Zigarette geraucht, oder Du hast einen besseren Kreislauf, als man Dir zutrauen würde.
Ich fürchte bisher ist es noch etwas dünn für eine Restaurierung Deines Rufes, aber egal was Du unternimmst: Komm morgen Vormittag zuerst zu mir, ich geb Dir was gegen allfällige weitere Vergiftungen mit dem Zeug.
Gruss, Pismire (Lt).
Zuerst gab er sich mal die Zeit für einen ausführlichen Freudentanz in seinem Büro. Schließlich setzte er sich hin, und begann zu planen. Er würde ja sehen, auf wen er sich verlassen konnte.
Cim hatte die restliche Nacht damit verbracht seine Kollegen zu kontaktieren, wobei er aus verschiedenen Gründen auf das Rohrpostsystem verzichtete.
Und tatsächlich: Punkt 6:00 Uhr waren alle Wächter, auch jene der auslaufenden Schicht, bei ihm gestellt, und sahen ihn erwartungsvoll an.
Er wollte auch gerade anfangen zu reden, als Atera reinkam. Er hatte sie ausdrücklich nicht informiert, weil er sie nicht mit hineinziehen wollte.
"Dachtest wohl, Du kannst hier was ohne mich abziehen, aber nicht mit mir.", sagte die Schäffin grinsend.
Mit belegter Stimme, begann Cim." Vorab möchte ich Euch allen für Euer Vertrauen danken! Eure Unterstützung in dieser Situation ist nicht so selbstverständlich, dass ich einfach davon ausgehen hätte können."
Damien lehnte sich zu Gralon rüber und sagte "Hast Du auch eine Nachricht erhalten, die -6:00 Uhr bei mir im Büro, Cim- ?" Gralon nickte lachend. "Soviel zum –nicht-selbstverständlich-"
"Damien hat ein Mitglied der Abenteurergruppe ausfindig gemacht und ich weiß mittlerweile, dass die Mordopfer allesamt mit Bilsenkraut in Berührung gekommen sind. Genauso wie ich, obwohl wir noch nicht wissen, wie es in meinen Tabak gekommen ist. Heute Nachmittag werde ich Tarob aufsuchen, denn ich hoffe ihn für eine kleine Exkursion nach Schloss Hellenstein zu gewinnen. Bitte überlegt einstweilen, wer es verantworten kann mich dorthin zu begleiten, denn alles was ich bisher von dort gelesen habe, ist kein Honiglecken - am wenigsten der Urkeim meiner Probleme. Ich werde heute 6:00 Uhr abends wieder hier sein, und möchte morgen früh sofort aufbrechen. Also bis später!"
Murmelnd verabschiedeten sich die Wächter und Atera sah in grinsend an. "Wie ist das Leben als Zivilist so?"
"Ich kann nicht klagen. Eventuell bin ich eine Spur zu viel im Büro. Die Streife fehlt mir.", Cim sah sie betreten an, "Danke auf jeden Fall. Ich hoffe, Du kriegst keine Probleme mit der IA, oder Rince wegen mir."
"Ach was", sagte sie beschwichtigend, "wenn mich jemand fragt warum Du soviel hier rumhängst, sage ich Du machst ab heute hier sauber. Was ganz ehrlich nicht schaden würde."
Cim nahm diesen Vorschlag als Stichwort endlich zu gehen.
Haus der Bürstenkinns
Cim nahm eine Tüte mit der Aufschrift "Schnappers DDTU" aus dem Rucksack und verstaute es in der Satteltasche.
"Also lebst Du noch!" Er fuhr herum, und sah Timara im Morgenmantel beim Eingang des Pferdestalles stehen.
Ihm fehlten die Worte, denn immerhin war er etwa eine Woche nicht zu Hause gewesen, ohne auch nur an eine Nachricht zu denken.
"Timara, ich hab da ein paar Probleme, die es..."
"Probleme?" Sie trat gegen die Stalltür und verlor ihren Pantoffel dabei, ohne darauf zu reagieren. "Weißt Du wie toll es ist, wenn Dein Lebensgefährte plötzlich eine Woche lang verschwunden bleibt, ohne auch nur eine kurze Taube zu schicken? Ich hab mir die schlimmsten Sorgen gemacht. Und dann kommst Du endlich nach Hause und sattelst Dein Pferd? Ich hab keine Lust mehr, Cim! Sattel Dein Pferd und verschwinde." Sie ging, hinkend, weil ein Pantoffel vergessen zurückblieb, zum Haus zurück und er ging ihr nach.
Schon von weitem hörte er sie weinend auf dem Bett liegen. Er kniete sich daneben hin, streichelte ihren Kopf.
"Timara, ich weiß, dass ich in der Vergangenheit übertrieben habe. Ich war von Fakim besessen, und habe alles andere dem Ziel ihn zu fangen untergeordnet. Derzeit habe ich mit ganz anderen Problemen zu kämpfen und brauche noch heute und morgen, um sie zu lösen. Ich verspreche Dir, dass es ab dann anders werden wird und ich halte Dich über jeden meiner Schritte auf dem Laufenden. In Ordnung?"
Aus verschwollenen Augen sah sie ihn an und Cim glaubte, sein Herz müsse brechen, ob des Kummers den er ihr verursacht hatte.
"Ich liebe Dich, Timara! Und leider zeige und sage ich Dir das viel zu selten."
"Ich Dich auch", sagte sie leise und fiel ihm um den Hals. Dann wurde eine längere Zeit nicht mehr gesprochen.
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Heimkehr
"Wenn es sonst nichts ist, die Bücher kannst Du haben. Oder vielmehr das was von ihnen übrig ist.
Es ist nicht immer leicht guten Dünger zu finden, musst Du wissen, und hin und wieder muss man dabei etwas kreativ sein."
Eine Wurzel schoss direkt vor Darian aus dem Erdreich empor und war um eine Reihe von Büchern, oder eben um das was von ihnen übrig war, gewickelt.
Ungläubig, mit zittrigen Händen ergriff er das Bündel und schon alleine seine Berührung reichte aus, um einige weitere Stücke abbröckeln zu lassen.
"Unglückliche Kreatur! Du hast dieses unschätzbare Wissen zerstört. Es ist verloren auf ewig. Das wirst Du mir ..." Der Magier konnte seinen Satz nicht mehr zu Ende bringen, denn ebenjene Wurzel hatte sich blitzartig um ihn gewickelt, zog ihn nun näher zum Fuß der Pflanze. Im ersten Reflex versuchte er sich am lockeren Boden festzukrallen und ließ seinen Stab los. Ein großer Fehler wie er gleich erkannte.
"Du willst das Wissen, Magier? Nun, ich will Deines. Bist Du bereit für einen kleinen Austausch?". Die Wurzeln pressten Darian nun fest gegen den Stamm des Bilsenkrautes, und weggewischt war seine unerschütterliche Selbstsicherheit.
"Helft mir! Gebt mir den Stab. Es hat keine Chance.", rief er verzweifelt. Doch rund um den verzweifelten Kampf schossen nun Wurzeln, hunderte von ihnen, aus dem Boden. Mit spitzen Enden die recht eindeutig auf uns gerichtet waren.
Verzweifelt kämpften wir gegen die Wurzeln an. Sie waren beweglich wie Insekten, und verursachten uns Wunde um Wunde.
"Flieht! Es hat keinen Zweck. Ich bin bereits verloren". Als würden sie seine Worte noch bestätigen, kamen plötzlich viele der grüngesichtigen Diener aus einem geheimen Gang und fielen über uns her. Sie drängten uns zurück, alleine durch ihre Anzahl, und bald hatten wir die Pflanze und Darian aus den Augen verloren. Irgendwann hörten die Diener der Pflanze auf gegen uns zu kämpfen und wehrten nur noch unsere Schläge ab. Sanako war am hartnäckigsten von uns allen, aber schließlich zogen wir ihn weg, und verließen das Schloß.
Wir haben später nie darüber gesprochen, doch ich glaube in jedem von uns wurde der gleiche Kampf gekämpft. Hatten wir weniger getan, als von uns zu erwarten war? Hätten wir beim Versuch das Leben des Magiers zu retten sterben sollen? Die Tatsache, dass Darian eine überhebliche Pestbeule war, ohne den die Welt wohl besser dran war, spielte beinahe keine Rolle.
Sanako schnappte sich den Beutel und ging. Zuerst folgte Sarim, dann ich. Zuletzt stand noch Tarob mit dem geistlos dreinblickenden Slug zurück. "Auch Dein Drrache chat Dir nicht gecholfen!", schrie der Dunkelhäutige dem Magier zu, und folgte uns endlich mit dem Dieb im Schlepptau.
Das war das Ende der "Glorreichen Fünf". Nachdem Slug sich wieder vom Bilsenkraut-Gift erholt hatte, teilten wir das Geld unter uns auf und siedelten uns in Ankh-Morpork an. Wir begannen das bürgerliches Leben, das wir uns alle redlich verdient hatten. Es blieb unausgesprochen, aber wir wussten, dass wir über Darian den Mächtigen, über Bilsenkraut und grünhäutige Mädchen nie wieder ein Wort verlieren würden.
Ein langes Leben wünscht Euch, geneigter Leser,
Gerfried Baumblick, Waldläufer und Chroniker i.R.
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Sto Ebene, in der Nähe des Dorfes Tuckerfeld
Mit Hilfe der Beschreibung von einigen Einheimischen, hatte er den kleinen versteckten Bauernhof des Klatschianers endlich gefunden. Von der Ferne sah er Pferde am Gartenzaun angebunden. Offenbar hatte er gerade Besuch. Doch als Cim näher kam, stürzten drei Männer mit grünen Gesichtern und blutigen Nasen aus dem Haus und suchten auf ihren Reittieren das Weite.
"Hoffentlich bin ich nicht zu spät", dachte er sich und sprang vom Pferd, als er endlich beim Haus angelangt war.
"Tarob", rief er, ohne eine Antwort zu bekommen, riss die Tür auf, nur um gleich rückwärts die Treppe runterfallen – getrieben von einer dunkelhäutigen Faust von enormen Ausmaßen.
"Ich hab gesagt verschwindet. War das irgendwie undeutlich?"
Cim schüttelte die Benommenheit ab und sah zu dem in die Jahre gekommenen Hünen auf.
"Kann es sein, dass Du mich mit irgendjemand verwechselst?", fragte er und Tarob nahm eine Brille aus seiner Brusttasche, die ein wenig lächerlich auf dem riesigen Kopf wirkte.
"Oh, in der Tat.", der Farbige half Cim auf, "Und was willst Du von mir, Stadtwächter?"
Und er bekam die ganze Geschichte erzählt. Er schlug Cim zwar nicht gleich nieder wie Slug, war aber sichtlich bewegt.
"Das also waren diese Typen. Ich hatte mich schon gewundert! Warum erzählst Du mir das alles? Was erwartest Du von mir?"
Der alte Kämpfer war entweder wesentlich begriffsstutziger als er aussah, oder wollte einfach nicht verstehen.
"Jeder aus Deiner Gruppe wird nach und nach getötet. Allein in Ankh-Morpork wurden drei Menschen umgebracht, und bei mir haben sie es auch versucht. Wir müssen das Übel bei der Wurzel packen, und ausrotten. Komm mit mir nach Hellenstein."
Nun wurde Tarob panisch, er ging ziellos in seinem Haus hin und her, fuhr sich durch die Haare, und platzte endlich heraus: "Niemals. Niemals wieder gehe ich dort hin. Du weißt nicht wie es ist. Du weißt nicht was es ist!"
Cim zog die Chronik aus der Tasche und zeigte sie ihm. "Ich denke doch. Baumblick hat alles sehr genau geschildert. Ihr seid damals mit diesem Darian durch ein Labyrinth gegangen und ich habe keine Lust eine Woche zu verlieren, nur weil ich den Weg nicht kenne. Außerdem hast Du keine großen Alternativen, fürchte ich. Dieses Bilsendings wird Dich auf jeden Fall umbringen; seine Diener waren ja nun schon da."
Tarob schüttelte den Kopf. "Gerfried hat sich in seiner Chronik ein wenig von der Wahrheit entfernt. Das war auch besser so, denn niemand sollte wissen was wirklich passiert war. Ich weiß nicht warum die Pflanze nach 25 Jahren Mordgelüste verspürt, aber auch wenn ich alles aufgeben muss, ich gehe dort nicht mehr hin."
Mit zittrigen Händen öffnete er eine irdene Schnapsflasche die auf dem Tisch stand und eine Aufschrift in roten Lettern trug, die "Obstbrand" lautete.
Die grünliche Flüssigkeit schimmerte wie ein Edelstein, als der Alte sie in ein Glas füllte und zum Mund hob.
Cim sprang auf, schlug ihm das Glas aus der Hand, nur um gleich am Kragen und quer durchs Zimmer geworfen zu werden. "Was soll das, Wächter? Denkst Du so erreichst Du etwas bei mir?"
"Welche Farbe hat Dein Schnaps üblicherweise?", fragte Cim und versuchte vorsichtig wieder aufzustehen.
"Was für eine bescheuerte Frage. Obstbrand ist immer durchsichtig. Warum?"
"Nun, dann solltest Du Dich fragen, was die Typen in Deinen reingekippt haben. Der ist nämlich grün."
Misstrauisch füllte Tarob ein neues Glas an und setzte wieder seine Brille auf.
"Gib Dir keine Mühe, ich kann Dir sagen, dass es ganz sicher Bilsenkraut-Saft ist. Die Menge reicht wohl, um dieses Dorf damit auszurotten. Glaubst Du mir jetzt?"
"Wir haben den Magier damals im Stich gelassen. Das Monster gab uns sein Geld und wir flohen. Vielleicht ist das eine Chance mich wieder in dem Spiegel sehen zu können."
"Ich weiß was Du meinst. Wir alle erschaffen uns manchmal unsere eigene, private Hölle.", sagte Cim nur und dachte an den Schrei, den er ignoriert hatte.
"Also.", Tarob hatte die Arme vor der Brust verschränkt, "Wie gehen wir weiter vor?"
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Abends, Cims Büro
Erneut gab es eine geheime Abteilungsversammlung in Cims Büro. "Dies ist Tarob el Nakar und er hat sich freundlicher Weise bereit erklärt mich nach Hellenstein zu begleiten. Meine Frage ist nun, wer sonst noch mitkommt."
Sofort waren alle Hände oben und alle riefen "Ich".
"Kommt nicht in Frage!", sagte Atera laut, die als einzige ihre Hand unten behalten hatte.
"Einer geht mit. Die anderen tun ihren Dienst!". Ganz eindeutig war sie darauf vorbereitet, denn sie hatte einen alten Hut, in dem kleine gefaltete Zettelchen lagen.
"Auf diesen Losen stehen die Namen von allen Wächtern. Ombia du kannst jetzt reinkommen."
Schüchtern betrat die große Frau das Büro und wurde von allen bestaunt. Vor allem Dennis fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er sie sah.
"Das ist die Wächterin Ombia. Sie ist Werwolf und hat sich bei uns beworben. Auch wenn Ihr Bewerbungsgespräch in folge der aktuellen Geschehnisse verschoben wurde, wird sie Dich gerne begleiten Cim und aus dem Hut einen weiteren SEALS-Wächter ziehen."
Die Rekrutin rührte lange in der Kopfbedeckung um und in der gespannten Atmosphäre hörte man nur das leise Beten von Dennis, der Auserwählte zu sein.
Sie faltete den Zettel auf, und las "Obergefreiter...Dennis Schmied" vor.
"Jjjjjja. Strike! Ich hab gewonnen!", hüpfte der Verkehrsexperte im ohnedies schon engen Büro herum, als hätte er einen 3-wöchigen Übersee-Aufenthalt gewonnen.
Da öffnete sich die Tür erneut, und Oberleutnant Daemon sah herein. "Was wird hier gespielt?"
Betretenes Schweigen war die Folge, jeder sah hilfesuchend zu Atera, die aber nur ein ausdrucksloses Gesicht zeigte. Oder war da ein Hauch eines Schmunzelns?
"Na, auf jeden Fall will ich mitspielen, ne?", brach der Ausbildner den Bann.
"Daemon hat schon bei Rince wegen Deiner Suspendierung interveniert, leider ohne Erfolg wie Du Dir denken kannst."
Cim reichte ihm die Hand und sagte erneut bewegt "Danke, Dae. Das wird ich nicht vergessen".
Erneut klopfte es, Larius öffnete die Tür. "Nanu, nanu? Wird hier gefeiert? Na wie auch immer, ich hab hier ein Packet für Oberleutnant Daemon, und diese Flasche ist für Dich mit Grüssen von Pismire. Er meinte auch, ich könne mir gerne ein paar Tage Urlaub nehmen, sofern ich sie mit Dir verbringe. Ist zwar nicht gerade meine Idealvorstellung von Entspannung, aber SUSI hat eindeutig weniger Arbeit, wenn Du nicht in der Stadt bist!"
Cims sorgsam gepflegter Hoffnungsschimmer machte wohliger Zuversicht Platz. Sie würden dem Horror ein Ende setzen. Oder?
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Abends, Dorf Hellenstein
Am nächsten Morgen brach die Gruppe auf. Auch wenn Tarob von Anfang an jammerte, weil er nicht gerne ritt, ließ er es über sich ergehen und bei Einbruch der Dunkelheit kamen sie zu dem Tal in dem das Dorf Hellenstein lag.
"Lasst uns ein Quartier suchen!", sagte Daemon, "Ich habe keine Lust bei diesen Lichtverhältnissen in einem verfallenen Schloss herumzukriechen."
In der Tat ragte die Ruine Hellenstein höchst bedrohlich neben dem Dorf auf und erinnerte mit seinen verfallenen Türmen, und Wehranlagen an einen herausgebrochenen Unterkiefer.
Die Wahl wurde ihnen leicht gemacht, denn es gab nur ein Gasthaus in der kleinen Siedlung. Gerade wollten sie ihre Pferde in den Stall bringen, als Tarob sagte "Sie sind hier. Viele von ihnen!"
Am Straßenrand, standen tatsächlich etwa 20 Männer, Frauen und Kinder mit absolut grünen Gesichtern. Im Schein der Fackeln, die sie trugen, verlieh ihnen das einen dämonischen Glanz, der wenig Gutes verhieß. Ein Mädchen mit braunen Haaren verließ die Gruppe und lief Richtung Ruine.
Cim erkannte sie auf Anhieb. "Sol!", schrie er, "Bleib sofort stehen!", und in der Tat hielt sie an, und starrte mit großen Augen auf den näherkommenden Mann.
"Warum hast Du das gemacht? Ich habe Dir geholfen und Du hast mich vergiftet!". Anstelle einer Antwort öffnete Sol den Mund und schrie aus Leibeskräften. Die anderen Grüngesichter erwachten aus ihrer Starre und kamen mit langsamen Schritten auf die Wächter zu.
"Ok, kein Quartier", schloß Daemon und kam Cim mit seinem Pferd entgegen. "Ist ohnedies spannender, in absoluter Finsternis in einem fremden Schloss herumzusuchen!"
So ritten sie also zur Ruine, verfolgt von den Blicken, der Dorfbewohner.
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Schlossruine Hellenstein
Bewaffnet mit Fackeln und gezückten Schwertern, gingen sie durch das halb verfallene Labyrinth unter dem Schloss.
"Wie kommt es, dass Du Dir jedes Detail des Weges gemerkt hast, Tabor? Immerhin ist es 25 Jahre her, dass Du hier warst.", fragte Larius den alten Kämpfer.
Dieser schnaubte nur. "Vom Tag als wir von hier wegliefen, bis heute, träume ich jede Nacht wie wir durch diesen Gang geschlichen sind und das Monster dann bei seinem Abendessen gestört haben. Dann wache ich üblicherweise auf, und es beginnt von vorne. Meine Erinnerung ist so genau als wäre ich gestern hier gewesen."
Dennis und Ombia bildeten die Nachhut und unterhielten sich über irgendetwas das nichts mit der Sache zu tun hatte. Leises Kichern und aufgeregte Worte weckten Cims Aufmerksamkeit, und als er zurückblickte, sah er das Glänzen von Metall im Fackelschein – allerdings hinter ihrer Nachhut.
"Dennis, Ombia. Sie sind hinter Euch."
Erschrocken fuhren die beiden herum, nur mehr wenige Meter trennten sie von den ersten der grünen Menschen, die nun Schwerter und Helme trugen.
"Kommt hierher!", rief Daemon. "Ich hab eine kleine Überraschung für den Pöbel." Er zog eine kleine graue Tüte aus dem Rucksack, aus der eine Schnur hing.
"Pismire hat die Dinger nach meinen Plänen angefertigt!", berichtete der DOG stolz und wartete, dass die beiden jungen Wächter etwas Distanz zwischen die Angreifer uns sich brachten.
"Töte keinen dieser Menschen!", sagte Cim, "Sie stehen sicher unter einem Bann und sind sich gar nicht bewusst was sie machen."
Daemon sah zuerst säuerlich aus der Wäsche, dann studierte er den Gang. "Du kannst einem jeden Spaß verderben. Tarob", drehte er sich zu dem dunklen Hünen um, "gibt es noch einen anderen Gang hier raus?"
"Ich denke, das Monster hat einen eigenen Ausgang. Es würde nicht durch diese schmalen Gänge passen! Ich habe aber.."
Er wurde von einer Explosion unterbrochen die einen Teil der Decke zum Einsturz brachte, drei weitere Sprengladungen versperrten den Gang endgültig. "Sooo. Wenn wir sie nicht töten dürfen, dürfen die das auch nicht! Was wolltest Du noch sagen?"
Tarob kratzte sich am Kinn, "Ich wollte sagen, dass ich keine Ahnung habe, wo dieser Ausgang ist."
Daemon schürzte die Lippen, und sagte "Nun, nun, das sind Probleme denen wir uns später widmen können. Gehen wir doch weiter."
Mehrmals hatten sie das Gefühl im Kreis zu gehen, doch Tarob schritt unerschütterlich weiter, und dachte nicht einmal nach, wenn er zu Kreuzungen mit vier Gängen kam.
"Wer weiß was es hier unten alles zu finden gäbe.", schwärmte Larius, "wenn wir ein wenig mehr Zeit hätten, könnten wir die anderen Gänge nach Schätzen durchsuchen."
"Du würdest den Tod finden", beendete Tarob die romantische Schatzsuche. "er lauert hier überall, in Fallen und Wesen die keinen Namen brauchen, weil sie niemand zweimal sieht. Der Magier, der diese Anlage erschaffen hat, war sehr einfallsreich."
Sie hatten total das Gefühl für Zeit verloren, als der Gang plötzlich hell zu werden schien. Vielleicht war hell auch etwas übertrieben, vielmehr war es ein düsteres Leuchten, das von überall herzukommen schien.
"Das sind die Leuchtpilze. Wir sind bald da.", verkündete Tarob. Seine Stimme zitterte ein wenig, doch er ging weiter. "Nach dieser Biegung sind wir am Ziel. Macht Euch bereit!" Cim gab die Flasche von Pismire durch und jeder nahm einen ordentlichen Schluck davon. Nur Larius zögerte kurz, sagte "Ihr habt Glück, weil ihr nicht wisst, was in dem Rezept von Tabernaemontanus an Ingredienzien steht." Schließlich nahm er auch einen Schluck, und gab die Flasche zurück.
Die Höhle war der Inbegriff von grausamer Schönheit. Kunstvoll angelegte Beete mit den verschiedensten Pflanzen, zwischen denen Leichenteile aus der Erde blickten, ein perfekter Kreis von etwa zehn Meter Durchmesser, an dessen Rand Knochen und Schädel lose verteilt lagen. In ihrem Zentrum war eine kleine Quelle, und es war ersichtlich, dass darüber der Platz des Monsters war - allerdings war es nicht da.
"Ich nehme an, da sucht Dich jemand, Tarob. Wenn das arme Bilsenkraut wüsste!", scherzte Cim, obwohl dem Klatschianer gar nicht danach zu mute war. Missmutig stocherte er mit dem Fuß in den Knochen herum.
Ombia und Cim standen gerade bei der Quelle und redeten leise, als sich die Wand rechts vom Eingang mit einem malmenden Geräusch öffnete.
Alle wichen zurück, nur Daemon stand mit einem seiner Säckchen bereit, wartete auf das Monster.
Die Tür war erst einen Spalt weit offen, genug für eine Wurzel, denn genau die schnellte jetzt aus der Öffnung und wickelte sich um Daemons Hals. Verzweifelt versuchte er das flexible Holz zu lösen, doch es war hoffnungslos. Da wickelte sich die Spitze der Wurzel nach oben, und schlüpfte in den Mund des Wächters. Kurze Zeit später hing er schlaff in der Umarmung des Baumes, und wurde einfach fallengelassen. Die Tür öffnete sich ganz, und eine drei Meter hohe Pflanze "betrat" die Höhle. Vielmehr schwebte sie auf hunderten kleinen Wurzeln herein, was ob ihrer Größe ein wahrhaft gespenstischer Anblick war.
"Wer führt diesen traurigen Haufen an?", ertönte eine dumpfe Stimme, die von Knack-Geräuschen und ätherischen Ölen begleitet war.
Tarob war schon beim ersten Geräusch der öffnenden Tür zurück in den Gang gerannt, hatte sich nach der Biegung hingesetzt und hielt die Hände auf die Ohren gepresst.
"Ich fürchte, das bin wohl ich", sagte Cim. "Lance-Korporal Bürstenkinn von der Stadtwache."
"Ahh. Bürstenkinn, dann hat die kleine Sol wohl versagt. Du solltest tot sein. Sie wird ihre Strafe später bekommen.", sagte die Pflanze leicht enttäuscht.
"Sie hätte beinahe Erfolg gehabt. Immerhin wurde ich suspendiert, wegen Drogenmissbrauchs!" Cim wollte Zeit gewinnen, um die schwache Stelle der Pflanze finden.
"Suspendiert?", ein donnerndes Lachen ertönte, "Wegen Drogenmissbrauchs. Das ist gut. Ja ich finde mich auch ziemlich missbraucht von Dir. Aber das war Slugs Schuld. Wir hatten noch ein nettes Gespräch bevor ich ihn ausgesaugt habe. Allerdings war er schon vorher so gesprächig, dass sein Gehirn beinahe nichts Interessantes mehr hergab."
Eine weitere Wurzel schoss nach vorne und wickelte sich um Cims Hüfte.
"Was wollt ihr und warum habt ihr meine Diener getötet?", gehörte offenbar zu den Standardfragen der Pflanze.
"Erstens haben wir niemanden getötet", zählte Cim auf, "einige Leute werden vielleicht noch blaue Flecken haben, oder im Land der Träume weilen, und zweitens steht ihr im Verdacht in Ankh-Morpork und Umgebung mehrere Morde durchgeführt oder zumindest befohlen zu haben. Eure weiteren Vergehen, wie geistige Versklavung der Dorfbewohner, oder Vergiftung und Diskreditierung eines Wächters nehme sich dagegen wie Kavaliersdelikte aus." Er holte tief Luft nach diesem Monolog.
Als Antwort erhielt er anfangs nur wieder betäubendes Lachen. "Bemerkenswert! Ihr habt es hierher geschafft ohne jemand zu töten? In der Tat, ich spüre jeden Einzelnen meiner Leute." Er ließ Cim los. "Ich fürchte ich muss Euch dennoch töten, aber ihr sollt nicht sterben, ohne zu verstehen warum.
Wenn ich zum Anfang zurückblicke sehe ich feuchte Erde, Geborgenheit, friedliche Photosynthese. Irgendwann, ich war beinahe so weit Blüten zu tragen kam die Veränderung. Ich spürte ein mächtiges Bewusstsein und eine zweite hilflose Kreatur, heute weiß ich es war ein Dämon.
Das mächtige Bewusstsein trieb den Geist des Wesens in mich hinein wie einen Pflock. Zuerst dachte ich, das wär's gewesen. Aber leider....
Aus den Erinnerungen des Dämons weiß ich, was für Euch gehende Wesen Hunger bedeutet. Ich wurde zeitlebens von einer unterirdischen Quelle genährt. Der Dung der angrenzenden Viehkoppeln reicherte das Wasser um wesentliche Nährstoffe an, die ideale Voraussetzungen für mich schufen. Doch das gewaltsame Einbringen des Dämons in meine Entität, veränderte auch das. Schlagartig spürte ich einen Heißhunger auf organisches Material. Ein Diener aus dem Dorf kümmerte sich um mein Beet, und bei dem Gedanken an das Gehirn der Kreatur gerieten meine Säfte in Wallung.
Bald darauf labte ich mich mit zwei spitz zulaufenden Rhizomen, in einem ekstatischen langen Mahl daran, das ich mit nichts vergleichen könnte. Den restlichen Körper vergrub der Magier in meinem Nährbett, was mir zusätzlichen Stickstoff verschaffte.
Lange Zeit dachte der Magier, für den ich nur ein Versuchsobjekt war, alles wäre gut, und er hätte mich unter Kontrolle. Er brachte mir sehr regelmäßig Opfer, die ich willig annahm und dabei lernte. Den die vielen seltsamen Erinnerungen, der Schrecken der Gefangennahme, die Angst vor dem bevorstehenden Ende aber auch die Hoffnung bis zur letzten Sekunde veränderten mich. Ich wurde mir meiner selbst bewusst, und dieses Wissen ließ diese Abhängigkeit von dem Magier nicht mehr zu.
Eines Tages, er kam wie üblich mit einem bedauernswerten Opfer, stellte er plötzlich fest, dass man Ranken nicht nur im Zeitlupentempo sondern doch recht rasch bewegen konnte. Ich zog ihn an mich heran und wie in jahrelanger Übung immer wieder geprobt, stieß ich die beiden Wurzeln in seine Augen und saugte sein Gehirn aus. Ich nehme an, in diesem Zusammenhang kann man vom ersten Mord sprechen, den ich begangen habe, den alles vorher war nur Futter.
Das Opfer, ein kleines Mädchen das vor Angst zitterte, aber, hüllte ich ein in einen Alkaloid-Nebel, der nur ein Ziel hatte: sie zu kontrollieren. Sie wurde zu meiner ersten Dienerin und mit der Zeit färbte sich ihr Gesicht grün, meine Farbe, die fortan stolz von den Auserwählten Dorfbewohnern getragen wurde.
Die Magie war eine der interessanteren Erweiterungen meiner Existenz. Zum einen musste ich mir plötzlich keine Sorgen mehr machen am Ende der Saison einfach zu vertrocknen, wie es meiner ursprünglichen Art eigentlich entspräche. Zum anderen war ich in der Lage mir ein "Nest" zu bauen in dem es alles gab was sich eine kleine Pflanze nur wünschen konnte. Wärme, Feuchtigkeit, Licht und Stickstoff in rauen Mengen.
Zwischendurch lockte ich junge Bauern oder Reisende mit Illusionen von Gold oder Frauen in die Burg, zum einen um neue Eindrücke zu gewinnen und zum anderen um an dem großen Ziel weiterzuarbeiten.
Dann, eines Tages kam Er. Ein unscheinbarer Kerl, äußerlich kaum von den jungen Burschen aus den angrenzenden Dörfern zu unterscheiden die wegen meines Goldes hier herkamen, in der Begleitung einer Gruppe von Abenteurern. Ich spürte sofort, dass er ein bemerkenswerter Magier war, denn die Macht strömte aus jeder Pore und pulsierte in jeder Haarspitze. Ich fühlte mein Ende nahen - außer....
An jenem ersten Tag, als der alte Magier den Dämon mit mir verband wurde ich zur Assimilation gezwungen. Nun stürzte ich mich auf den Magus, machte mich zu ihm, machte ihn zu mir selbst.
Er war völlig überrumpelt, er schrie, flehte seine Gefährten an ihm zu helfen (ein simples Schwert hätte mich in diesem Moment töten können, aber der Magus konnte seine Kräfte nicht gegen sich selber richten), doch seine Gefährten schreckten zurück vor der Szene die sich vor ihren Augen abspielte.
Ich gab ihnen das Geld des Zauberers, und sie flohen. Nach einer Weile verstummte der Magier.
Das Leben fühlte sich seltsam an. Ich spürte ihn nicht mehr, obwohl ich sicher war, dass wir nun eine gemeinsame Entität bildeten."
Cim hatte keine Ahnung wie das Ding sah, denn es hatte keine ersichtlichen Augen.
Er war angewidert von all den Knochen und sonstigen Resten von menschlichen Existenzen.
"Und Du glaubst", Cim trat wütend nach einem Schädel und kickte ihn quer durch den Raum, wobei der Kopf mit einem unangenehmen "Klock,klock,klock" auf dem Steinboden herumsprang, "Deine Geschichte würde das hier rechtfertigen?"
"Du kennst sie noch nicht ganz", erklang erneut die mentale Stimme, hungrig nach dem ungewohnten Gespräch, hungrig nach Verständnis und Absolution.
"Der Magus war natürlich noch da. Er war in mir verkapselt, und kein Zauber war stark genug um aus sich selber auszubrechen. Doch es gibt eine aufrechte Nervenverbindung, und über kurze Zeiten vermag er es mich zu kontrollieren, und immer spüre ich seine übermächtigen Emotionen. Den Hass auf diese Abenteurer die ihn damals seinem Schicksal überließen.
Immer wieder forderte er mich auf in diese Stadt zu gehen; auf die Suche nach den Abenteurern. Und er versuchte jedes Mittel. Bedrohung, Psychoterror und schließlich Bestechung. Doch was konnte er mir verschaffen, wozu ich nicht selbst in der Lage war? Nun, sagen wir es fiel ihm etwas ein, und so machten wir uns gemeinsam an eine Rache von der er immer noch wie besessen ist.
Tja, das wars soweit. Sarim war der Erste. Er hatte eine verdammt mickrige Bude, und ich hab mir ein Blatt abgebrochen, als ich durch seine Tür kam. Mittlerweile fehlt mir nur noch Tarob, und ich kann Eure Stadt in Ruhe lassen. Mir tut es beinahe leid, dass ich Euch töten muss."
Da war es soweit. Cim hatte gehofft, dass alle die Nerven bewahren würden, aber es war Dennis –sicher auch um Ombia zu beeindrucken- der nun mit gezogenem Schwert auf die Pflanze zulief und "Stiiiirb Monster!" schrie.
Beinahe gelangweilt wischte das Bilsenkraut ihn vom Boden weg und warf ihn gegen die Wand. Beinahe gleichzeitig schnellte eine weitere Wurzel, von seiner Basis in die Höhe und verharrte über dem Bewusstlosen in der Luft.
"Los, wach wieder auf, ich will den Schrecken in Deinen Augen sehen!", forderte die Pflanze Dennis auf.
"Warte!", rief Cim. Er legte seinen Rucksack und seinen Waffengurt ab. "Warum bist Du so versessen darauf uns alle zu töten? Bist Du ein Opfer der Umstände, oder eine Bestie? Wenn Du jemand töten willst, dann nimm mich, denn ich habe sie alle hierher gebracht."
Die Wurzel fuhr herum und verharrte vor Cims Gesicht. "Du bist ein eigenartiger Kerl. Dich werde ich nicht töten, sondern Dein Gehirn essen und Deine Gedanken lesen. Sieh her.."
Ganz langsam entrollten sich zwei hohle Schläuche, die offenbar auch Wurzeln waren und am Ende spitze Ränder hatte, grüne Flüssigkeit tropfte aus ihnen heraus. "Diese Rhizom-Wurzeln zu perfektionieren hat mich Jahre gekostet. Sie sind ideal auf Eure Gehirne konditioniert. Du wirst erst sehr spät sterben, erst wenn jedes Quentchen Wissen aus Deinem Kopf auf mich übergegangen ist."
"Wie aufregend.", sagte Cim und steckte seine Hand in die rechte Außentasche seines Umhanges. Er wäre beinahe umgefallen, als er merkte dass dort ein Loch war und der Grossteil des Pulvers nun verstreut am Boden lag. Verzweifelt kratzte er zusammen, was ging und seine Hand fühlte sich plötzlich an, als hätte er sie in ein Lagerfeuer gehalten.
Er warf den Rest des Pulvers auf die Saugwurzeln und ein lang anhaltender Schrei voller Überraschung und Schmerz ertönte. Sie hetzte vorbei an den Wächtern, in das Zentrum des Kreises, und steckte die Wurzeln erleichtert hinein. "Das wirst Du büßen, Bürstenkinn. Es gibt noch wesentlich grausamere Daseinsformen als den Tod. Was zum..."
Erst jetzt war dem Wesen aufgefallen, dass das Wasser voll von dem Pestizid war. Zur Linderung hatte es viel davon in sich hineingesaugt und fühlte nun seine Wirkung.
"Ich soll Dir Grüsse von Schnapper ausrichten. Sein Durchaus-Deftiges-Tötungsmittel für Unkraut (DDT-U) hat es in sich." Wie zum Beweise hielt Cim seine rot glühende Hand in die Höhe, die von Blasen und Rissen übersät war.
"Ich fühle den Tod in mir", hörten sie die Stimme des Bilsenkrauts seltsam ruhig, "aber ich werde nicht alleine sterben." Hunderte Wurzeln schossen in die Höhe und vier davon, jede so stark wie ein Unterarm schossen von der Pflanze weg und umwickelten Ombia, Dennis, Cim und Larius. Da kam auch Tarob mit hoch erhobenem Säbel aus seinem Versteck gelaufen, hackte auf die Wurzel die Larius hielt ein.
"Tarob!", klang die Stimme schwach aber erfreut. "So ist mir meine Rache doch noch vergönnt." Eine scharf zugespitzte Wurzel schoß auf den Klatschianer zu, traf ihn im Bauch, durchbohrte und hob ihn hoch. Er erhöhte den Druck auf seine Gefangenen, Cim hörte bereits seine Knochen knirschen. "Es hätte aber funktionieren können." sagte er zu sich selber.
"Sterbt nun, sterbt wie auch ich sterbe!", die Stimme klang heiser, schwach doch die Wurzeln die sie hielten machten keine Anstalten weniger zu drücken - im Gegenteil.
"Du irrst Dich, Salatkopf.", Daemon hatte es geschafft unauffällig zu seinem Sprengbeutel hinzurobben, und dabei wie tot zu wirken. Daemon riss schon an der Schnur, als eine Wurzel auf ihn zuraste, der Beutel explodierte knapp bevor sie ihn erreichte genau unter der Pflanze, und schickte einen grünen Regen über die Wächter.
"Fällt Euch auch auf, dass die Wände schwach rosa sind?"
Einige Stunden später waren die Auswirkungen der Alkaloid – Überdosis, die von den Menschen nur dank Tabernaemontanus Gegengift überlebt wurde, ausgestanden. Niemand wollte so recht von dem reden was sie in den Alkaloid-getriggerten Visionen gesehen hatten, was in Folge diverser intimer Erlebnisse in diesen Phantasien nur verständlich sein konnte.
Für Tarob kam freilich jede Hilfe zu spät, denn er war längst verblutet, als Dennis als erster zur Besinnung kam. Dennoch lag ein friedliches Lächeln auf seinen Lippen, das nur jemand hatte der mit sich selbst im Frieden gestorben war.
Daemon hatte noch drei Sprengbeutel und sie waren dankbar, dass sie nicht erst stundenlang nach einem geheimen Mechanismus suchen mussten, um das Tor zu öffnen. Dieser Weg war direkter und führte sie nach etwa einer Stunde zu einem Ausgang im angrenzenden Wald des Schlosses. Bald darauf fanden sie ihre Pferde und ohne sich weiter aufzuhalten, ritten sie nach Ankh-Morpork zurück. Die Dorfbewohner, die immer noch im Bann des Bilsenkrauts standen warfen ihnen Steine hinterher. Aber bald wagte jeder sich einzugestehen, dass sie es geschafft hatten.
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Einige Tage später im Eimer, 9:00 Uhr abends
"Jetzt versteh einer den Bürstenkinn.", rief Daemon gut gelaunt über den Tisch, "Klarer Freispruch, Aufhebung der Suspendierung, der Fall ist gelöst und er sitzt immer noch grübelnd da und starrt in sein Bier."
"Genau.", rief Larius, "Wir wollen Feiern, und zwar auf Deine Kosten. Immerhin bekommst Du auch noch einen gratis Ersthelferkurs von SUSI!"
"Was", fragte Cim leise,"glaubt ihr, könnte das Ziel einer Pflanze sein?"
"Eintopf werden?", rief Dennis laut, und erntete von den angeheiterten Wächtern Beifall.
Aber noch bevor der nächste lustige Vorschlag kommen konnte antwortete Atera, "Früchte?"
Cim sah sie an, als hätte sie eine Schlange auf der Nase sitzen. "Larius, sind die Leichen der Mordopfer noch bei Susi?"
"Nein, wir sind ja keine Aufbahrungshalle. Die wurden gestern Vormittag begraben. Warum?"
Eilig bezahlte Cim die bisherige Zeche und sie brachen auf. Niemand war bereit Larius eine Antwort zu geben, aber er ging dennoch mit.
"Wir brauchen einen Wagen, Feuerholz und Schaufeln. Und zwar schnell!", sagte Cim zu Dennis, der auch schon weg war.
Weder Slug noch die Burgstalls hatten Verwandte gehabt und so war das Begräbnis auch eher sparsam ausgefallen. Ein Loch, Erde drauf, ein Schild mit Namen, das wars. Dennoch hatte jedes Grab eine kleine Pflanze als Schmuck bekommen. Das hätte sich zumindest jeder gedacht, der nicht in besagter Höhle bei Schloss Hellenstein gewesen war.
Schnell waren Schaufeln herbeigeschafft, und die Leichen ohne viel Aufhebens exhumiert. Die Pflanzen sahen zwar unscheinbar aus, reichten aber einen Meter in die Erde, wo sie ihren Ursprung im Nabel der Toten hatten. Ein quieckendes Geräusch war zu hören, als das Bilsenkraut abgerissen, und zu den Leichen auf den Wagen geworfen wurde. Etwas außerhalb der Stadt machten sie Feuer und verbrannten den alten Wagen mitsamt der Leichen und den Ablegern.
"Wars das jetzt wenigstens?", fragte eine geschaffte Ombia.
"Ich hoffe es.", flüsterte der Lance-Korporal.
Daemon schaffte es als erster wieder in die Realität zurück. "Wenn Du glaubst, Du könntest Dich jetzt vor der versprochenen Feier drücken hastde Dich geschnitten, Bürstenkinn!"
Und wie die ausging, kann sich Cim nicht mehr erinnern.
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Epilog
Ein kleines Mädchen zerrte die Leiche von Tarob, in dessen Bauch immer noch die Wurzel steckte, auf das Blumenbeet. Es schob Erde darüber und kurze Zeit später wuchs bereits ein kleiner Spross daraus hervor. Mit den ersten Ansätzen von Blättern.
Das kleine grüne Gesicht des Kindes strahlte vor Glück. Und ein ganz zarter Nebel aus alkaloidhaltiger Flüssigkeit sprühte auf sein Gesicht. Solanaceae hatte wieder einen Meister.
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