Falsche Versprechungen

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von Obergefreiter Dennis Schmied (SEALS)
Online seit 05. 01. 2003
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Der Patrizier schickt dem Kommandeur einen Brief in dem er ein großes Feuerwerk ankündigt. Mitten auf dem Pseudopolisplatz, wenn das mal kein Aufruhr gibt.

Dafür vergebene Note: 9



Ein eisiger Wind wehte durch Rince' Büro und lies ein paar Blätter durch den Raum flattern. Genervt stand der Kommandeur der Wache auf und schloss das Fenster. Ein hilfreicher Rekrut namens Hamar Hammerhart, der sich gerade vorgestellt hatte half seinem Schäff die Blätter aufzusammeln und verließ dann den Raum. Der Kommandeur der Stadtwache holte eines seiner Brote heraus und biss genüsslich zu. Ein Flattern ertönte. Eine kleine Taube landete auf dem Tisch. An ihrer rechten Kralle war ein kleiner Zettel mit dem Siegel des Patriziers festgebunden, den der Kommandeur der Wache und derzeitiger Ausbilder entrollte und las:

Lieber Rince,
ich hab beschlossen für die diesjährige Jahreswende in vier Tagen ein Feuerwerk auf dem Pseudopolisplatz zu veranstalten. Es sollten genügend Wächter aufgestellt sein, die die Bürger von den Feuerwerkskörpern fernhalten, sowie Leute, die den Verkehr regeln, da bei einem solchen Feuerwerk viel Andrang anzunehmen ist.

Mit freundlichen Grüßen
Vetinari


Ein Stück Brot blieb Rince im Hals stecken und er hustete, der Patrizier musste krank sein oder sowas. Er war nicht oft großzügig und mochte eigentlich keine großen Veranstaltungen und auf einmal will er ein Feuerwerk organisieren? Das schien Rince unglaubwürdig, aber was sollte er tun. Befehl ist schließlich Befehl. Er überlegte kurz und begann dann den ersten Brief zu schreiben, er ging an Atera, die Abteilungsleiterin von SEALS und Schäffin von Dennis, dem derzeit einzigen Verkehrsexperten in der Wache. In dem Brief bat er Dennis an dem Tag des Jahreswechsels so einzusetzen, dass er in der Nähe des Pseudopolisplatzes war, damit dort kein Verkehrschaos entstand. Der zweite Brief ging an Leutnant Pismire dem Oberhaupt von SUSI, in der Nachricht wurde er auf gefordert Tatortsicherer bereit zustellen, die in dem Fall keinen Tatort sondern einen Ereignissort bewachen sollten. Rince schickte sie per Brieftaube zu den einzelnen Abteilungen.

Atera schlief gerade tief und fest, als die Taube Anja auf ihrem Schreibtisch landete und fröhlich gurrte. Die ranghöchste Frau bei SEALS öffnete ein Auge und schielte müde und genervt zu dem kleinen grauen Vogel, der einen Zettel trug.
"Kann man nicht mal in Ruhe schlafen?", fluchte Atera lauthals, nachdem sie dem "Vieh", wie Dennis die Tauben manchmal liebevoll nannte, den Brief abgenommen hatte.
Die Taube pickte nach ein paar nicht vorhandenen Körnern und flog dann davon.
Atera richtet sich so gut wie es ging auf und versuchte nicht wieder einzuschlafen, als sie sich wieder aufgerafft hatte begann sie zu lesen. Keine zwei Minuten später hallte es über den Flur: "DENNIIIIIIS, BITTEE IN MEIN BÜROO!!"
Schritte folgten und der Obergefreite stand in der Tür. In der einen Hand hielt er Politur, um seinen Brustharnisch zu säubern und in der anderen einen Lappen. Sein Harnisch glänzte schon, aber Dennis benutzte das Zeug auch für die Stiefel.
"Was ist denn los, Schäffin?"
"Hier, lies das."
Sie streckte den Arm mit dem Zettel in der Hand aus, doch dieser fiel ab. Schmied hob den Arm auf und nahm den Brief aus der Hand, dann gab er den Arm zurück.
"Bitte Schäffin, ich glaub, das ist deiner. So mal sehen.." Seine Augen überflogen das Blatt in windeseile, dann schaute er schockiert zu Atera.
"Glaubst du, du schaffst das alleine?"
"Nein, ich werde wohl mit Irina reden müssen, ob sie mir ein paar Rekruten zur Verfügung stellt, dabei kann ich ja auch noch ein wenig für unsere Abteilung werben, meinst du nicht?" Dennis schien zuversichtlich an den Auftrag heran zugehen, aber das machte er mit jedem Fall so, selbst wenn er unlösbar war. Am Anfang eines Falles war Dennis immer zuversichtlich. Er besaß eine Menge Selbstvertrauen. Atera nickte.
"Tu das, schaden kann es uns und den Rekruten nicht und vor allem haben die Ausbilder mal ihr Ruhe, wenn du die Rekruten beschäftigst. Dann an die Arbeit. Weggetreten."
Dennis salutierte und verließ den Raum, während Atera mit dem übrig gebliebenen Arm Nadel und Faden hervorzauberte und dann begann den anderen Arm wieder an zu nähen. Stich für Stich wurde ihr Arm wieder an den Rest des Zombiekörpers genäht, bis er wieder funktionstüchtig war und eine weite Naht ihren Körper schmückte.

Leutnant Pismire rieb sich schon die Hände, als er das Flattern der Taube hörte. Alles lief schnell ab, die Taube landete, Pismire schnappte sich den Zettel und die Taube flog wieder davon. Larius betrat den Raum, als Pismire gerade zu lesen begann und wartete kurz. Der Leutnant faltete das Blatt wieder zusammen und reichte es Larius.
"Was ist das?"
"Eine Nachricht von Rince. Kümmere dich bitte darum."
"Ja, Sör."
Larius verschwand wieder ohne überhaupt gesagt zu haben was er wollte. Vielleicht war es auch nur eine Vorahnung von ihm, dass gerade in diesem Augenblick eine Aufgabe für ihn eingetroffen war. In seinem Büro begann er zu lesen und machte sich zwischen durch ein paar Notizen auf einem Block, den er aus seiner Hose gezogen hatte. Dann stand er auf und ging zu Gnomen est Nomen, einem Tatortsicherer, wie auch Korporal Larius einer war und erklärte ihm den Stand der Dinge. Nomen verstand: "Wir brauchen Rekruten, eine solche Fläche können wir zu zweit nicht überwachen. Wie wärs mit Rekruten?"
"Ich kümmere mich darum.", warf Larius ein. Er verließ das Büro und traf auf Dennis.
"Hallo Dennis, wohin des Weges?"
"Nach GRUND, Larius. Ich brauche Rekruten für einen Fall. Und du?" Larius lächelte und entgegnete dann:
"Ich auch, welch Zufall. Wir können doch zusammen dorthin gehen. Naja, sind ja genug Rekruten für alle da."
Die beiden begannen zu lachen und setzen ihren Weg zur Kröselstraße fort.
Dennis schien nachdenklich, als sie in die Ulmengasse einbogen. Das zeigte sich immer dann, wenn er an seiner Unterlippe nagte oder an ihr zupfte. Jetzt zupfte an ihr. Seine Stirn bildete dabei kleine Denkfalten. Larius schien dies zu bemerken.
"Hast du was, Dennis?"
"Findest du das nicht merkwürdig?" Larius überlegte kurz.
"Wovon redest du?", fragte er.
"Überleg doch mal." Wenn Dennis' Sätze mit einem 'Überleg doch mal' begangen, folgte meistens ein ewig langer Vortrag. "Glaubst du echt, der Patrizier würde einfach so ein Feuerwerk veranstalten ohne einen Nutzen daraus ziehen zu wollen? Er hat irgendwas vor, ich weiß bloß noch nicht was es ist, aber das werden wir wohl noch früh genug erfahren. Er macht sowas nicht einfach so aus guter Laune heraus, irgendwas muss da sein. Wenn er was gibt, will er meistens auch was dafür und.."
"Ja, ist gut Dennis, ich weiß es nun." Larius war sichtlich genervt von diesem Vortrag, vor allem weil der Vortrag diesmal nur darin bestand einen Satz mehrmals anders aufzubauen, aber so dass er trotzdem dasselbe ergab wie vorher.
"Ich wollte es dir nur verdeutlichen.", fluchte Dennis empört.
Sie waren nun schon einige Zeit die Liliengasse entlang gelaufen und waren inzwischen an Klebengeblieben angekommen. Klebengeblieben war ein Platz in den einige Straßen mündeten. Larius' Finger deutet nach rechts und die beiden schlugen den Weg ein. Das Wachhaus in dem sowohl GRUND als auch IA untergebracht war, war bereits zu sehen. Dennis kannte diesen Weg nur zu gut und dass nicht nur, weil er hier ausgebildet wurde, sondern weil er hier schon zweimal antanzen musste, um von Rascaal verhört zu werden, es waren die schlimmsten zwei Tage seines Lebens. Sie erreichten die Pforte.
"Nach dir, Dennis." Larius hielt Dennis die Tür auf und deutet mit der Hand hinein.
"Nein, nach dir, Larius. Du bist der Korporal, ich bin nur Obergefreiter, vergiss das nicht."
Der Korporal verdrehte die Augen und trat gefolgt von Dennis ein. Irina saß, vom Haupteingang aus gesehen, im rechtem Ausbilder Büro, wusste Larius und bewies sein Wissen indem er auf die entsprechende Bürotür deutete. Dann klopfte er an.
"Ja, bitte." Die beiden traten ein und zogen ihre Helme ab. Irina sah kurz von einigen Unterlagen auf und deutete dann auf die beiden Stühle vor dem Tisch. "Setzt euch doch."
Schmied und Larius rückten sich die Stühle zurecht, dabei gab Dennis' Stuhl ein seltsames kratzendes Geräusch ab.
"So, ihr beiden was ist, habt ihr Beschwerden über eure Ausbilder?" Sie bekam ein hämisches Grinsen als Antwort und grinste dann ebenfalls. "Scherz beiseite. Was kann ich für euch tun?"
Larius und Dennis holten beide Luft um ihr Anliegen vorzubringen, doch dann wurde Dennis von der Höflichkeit überrannt und lies dem Korporal den Vortritt.
"Ich brauche ein paar Rekruten, um den Pseudopolisplatz abzuriegeln, da soll ein Feuerwerk stattfinden und keiner soll an die Feuerwerkskörper gelangen."
Irina nickte.
"Wieviele brauchst du ungefähr?"
"Ich denke neun Leute reichen, dann wären wir elf."
Der Stift von Frau Leutnant Irina Lanfaer kritzelte auf einem Blatt.
"Und was brauchst du?", fragte sie Dennis.
"Ich brauche so ungefähr fünf Leute für den Verkehr, am besten große Leute, die sieht man gut."
"Lässt sich machen, ich schicke sie heute noch zu euch, dann könnt ihr ihnen alles erklären."
Larius stand auf und streckte seine Hand aus.
"Ich denke, du wirst uns gute Leute zusammenstellen."
Irina zwinkerte zustimmend, dann stand sie auf und salutierte, auch die beiden anderen nahmen Haltung an und verließen dann das Büro und machten sich auf den Weg zurück zum Wachhaus am Pseudopolisplatz.

Die Sonne wanderte um die Scheibenwelt und versank langsam am Horizont. Die Stadt am Ufer des Ankh wurde in ein fahles Licht gehüllt. Der Horizont schien ein rotes Flammenmeer zu sein. Elf tapfere Rekruten schritten durch die Straßen der Großen Zwillingsstadt. Sie waren auf dem Weg zum anderen Wachhaus, wo sie gebraucht wurden.

Vor dem Wachhaus standen Larius und Dennis und warteten. Larius drehte Däumchen und Dennis beobachtete ein Taube, die auf einem Fenstersims hockte. Sie gurrte während sie ein paar Körner aufpickte, die wahrscheinlich eine alte Frau dort hingelegt hatte. Links von ihnen ertönten Schritte und der Rekrutentrupp traf ein. Sie marschierten zielstrebig auf das Wachhaus zu und stoppten erst wenige Meter vor den beiden wartenden Wächtern.
"So, da seid ihr ja, wer von euch hilft beim Verkehr? Bitte vortreten."
Zwei menschliche Wesen traten hervor und 20 Sekunden später traten noch drei Trolle hervor. Trolle waren bekannt dafür, dass ihre Gehirne immer etwas langsamer schalteten als andere.
"Gut, ihr fünf folgt mir bitte, ihr bekommt jetzt einen Kräschkurs von mir." Dennis machte kehrt und betrat das Wachhaus, dicht gefolgt von Romulus von Grauhaar und Syphar Schwarzpelz. 20 Sekunden später gingen auch die Trolle los. Alle sechs Wächter verschwanden in Dennis Büro, der Rest des einmarschierten Rekrutentrupps stand noch draußen.
"Ihr seid also die Leute, die mit mir alles absperren? Gut, wir bleiben direkt hier draußen, ich zeige euch alles."

In Dennis Büro ging es locker zu.
"Also, ich schlage vor, wir machen eine Art Vorstellrunde. Ich fange mal an. Also, ich bin Obergefreiter Dennis Schmied und bin 24 Jahre alt. Ich bin bei SEALS als Verkehrsexperte beschäftigt. Der nächste." Dennis Finger deutet auf einen der Trolle.
"Ich sein Awentrus und sein 333 Jahre alt. Ich sein bei GRUND und Rekrut!"
Dennis nickte und ließ eine kurze Pause, um die Informationen zu verarbeiten, dann deutete sein Finger auf den nächsten Troll.
"Ich bin Opal, früher war ich Zwerg, bis ein Magier mich verwandelt hat. Jetzt bin ich Rekrut bei GRUND."
Dennis wandte die Trollsprache im Kopf in normale Sprache um und speicherte die wichtigsten Daten in sein Gedächtnis. Sein Finger zeigte auf den letzten Troll. Der Troll brauchte zwar etwas und schien ziemlich stur zu sein, doch nach einigen Sekunden sagte er dann: "Ich sein Goldkauer und Rekrut in GRUND ich bin."
"Gut und wer bist du?" Dennis brauchte diesmal nicht viel Zeit um sich die Daten zu merken, weil Goldkauer praktisch nur seinen Namen gesagt hatte und sonst nichts, das mit GRUND wusste Dennis ja sowieso. Jetzt deutete sein Finger auf einen der Werwölfe.
"Ich bin Romulus von Grauhaar und bin Rekrut bei GRUND. Ich bin stolze 22 Jahre alt und falls man es mir nicht ansieht, ich bin Werwolf."
"Danke Romulus, so und der letzte im Bunde bitte." Der ca. 1,90m Große Mann erhob sich und begann:
"Ich bin Syphar Schwarzpelz und 25 Jahre jung. Dass ich bei GRUND bin ist ja klar."
Dennis speicherte kurz die Daten und das Auftreten der einzelnen Wächter und ging dann zum wesentlichen Teil über.
"Also, der Patrizier veranstaltet ein großes Feuerwerk und deshalb wird es hier wahrscheinlich regen Andrang geben. Ich bin zurzeit der einzige Verkehrsexperte in der Stadt und deshalb brauch ich euch. Ihr werdet einen Kräschkurs machen, wenn ihr mir bitte folgen würdet." Der fünf Mann Trupp von GRUND folgte Dennis aus dem Wachhaus heraus.

Inzwischen war auch Gnomen est Nomen zu dem Trupp von Larius de Garde gestoßen.
"Ich verzichte auf eine Vorstellungsrunde. Ich lern eure Namen schon noch rechtzeitig. Gut, es gibt neun Wege durch die man auf diesen Platz hier gelangen kann. In jedem Gang werde ich einen von euch positionieren. Gnomen und ich drehen dann unsere Runden und sehen bei euch nach dem Rechten. Folgt ihr mir nun bitte?"
Der Trupp lief vom Wachhaus aus rechts und blieb direkt am Unteren Breiteren Weg stehen. Larius schaute in die Runde und deutete auf den männlichen Vampir in der Runde.
"Du da, wer bist du?"
"Leopold von Leermach, Sör!"
Larius nickte und zeigte dann auf die Straße.
"Das ist die Straße, die du bewachen wirst, am Tag des Feuerwerks darf hier kein Mensch durch kommen. Auch kein anderes Lebewesen. Verstanden?" Leopold salutierte. Larius deutete mit dem Kinn zur nächsten Straße und der Trupp setze sich in Gang, nur Leopold blieb stehen.
"So kann ich mir meinen Platz besser einprägen.", meinte er.
Die nächste Straße war die Holofernesstaße, wo Larius die Rekrutin Passdochauf positionierte. Ihren Namen verdankte sie einem ominösen Vorfall bei ihrer Namensgebung. Der Priester taufte das Kind Will und als er den weitern Namen aussprechen wollte sah er Wills Schwester, die mit einer Armbrust spielte. Die Folge daraus war, dass der Priester: "Pass doch auf!" schrie und kurz darauf sehr tot war. Die junge Rekrutin, sie war süße 18, blieb an ihrer Straße stehen, um sich mental auf den Tag, an dem hinter ihr noch jede Menge Feuerwerk liegen würde, einzustellen. Die nächste Straße, die eher eine Gasse war und in den Leichenweg mündete wurde Herrn Made zugeteilt, er war Zombie und deshalb passte der Leichenweg irgendwie zu ihm auch wenn es nur eine Seitengasse des Weges war. In die nächste Gasse setzte der Korporal Agnetha vom Ankh. Der Trupp lief weiter.
"So, die Salisstraße, da brauchen wir jemanden, der flink ist, weil dies eine große Straße ist! Haben wir einen Werwolf unter uns?"
In der hinteren Reihe hob jemand die Hand und Nanyri trat hervor. Larius nickte ihr zu und deute auf die Straße.
"Das ist dein Bereich.", sagte er strenger als er es eigentlich sagen wollte. Um nicht ganz so schroff zu wirken lächelte er Nanyri einmal zu und setzte seinen Weg mit den verbleibenden drei Rekruten und dem Gefreitem Gnomen est Nomen fort. Die nächste Gasse (man hätte besser das nächste Gässchen sagen können) bekam Lan Gsam. Sie war eine Mumie und deshalb wahrscheinlich nicht besonderes schnell, doch zum Glück hatte sie die kleinste Gasse zugeteilt bekommen, wo wahrscheinlich sowieso niemand durch kommen würde. Paul Ichbleibdrin bekam die Glatte Gasse. Larius wusste nicht, dass Paul nicht gerade einer der mutigen Sorte war, sein Lieblinsrevier in der Stadt war das Wachhaus, das er möglichst nicht verlassen wollte. Nye bekam die Quetschbauchgasse. Das Ende der Aufteilungsrunde war Satine Ende, sie bekam Indeckung. Die Rekruten hatten sich inzwischen alle ihre Straße gemerkt und sich mental vorbereitet und schlenderten wieder zurück zum Wachhaus, wo Larius und Gnomen standen.
Als alle eingetroffen waren, schaute Larius über die Gesichter. Bis auf Paul Ichbleibdrin sahen alle sehr zuversichtlich aus.
"Ich hoffe, ihr merkt euch euren Platz und eure Aufgabe. Viel habt ihr ja nicht zutun. Geht nun zurück zu Kröselstraße und geht dort euren Aufgaben nach, wir sehen uns." Es folgte ein Massensalutieren von neun Leuten von GRUND und zweien von SUSI. Das ZweierTeam von SUSI machte kehrt und ging zurück ins Wachhaus.

Dennis umkreiste inzwischen mit seinen Leuten die Insel. Die Aufgabe war ganz simpel und er erklärte es seinen Leuten langsam, damit auch die Trolle schnell mitkamen. Alles was sie tun mussten, war am besagten Tag alle Karren außer die Karren, die Feuerwerk geladen hatten an der Insel vorbei zu leiten oder Leute, die auf die Insel wollten zu vertrösten.
"Ich werde an dem Abend keine Zeit haben euch zu kontrollieren, weil es sechs Brücken gibt und wir sind genau sechs Leute, also will ich Leistung und keine Schlägereien!"
Sein Blick traf Opal, doch dieser schien es gar nicht zu bemerken. An der Messing Brücke blieben sie stehen.
"Das hier ist, wie ihr sicher wisst, die Messing Brücke. Am Abend der Jahreswende werde ich diese Brücke bewachen, weil es die Hauptzufahrt zur Götterinsel ist."
Sie gingen rechts an der Trommel vorbei bis zur Vertragsbrücke. Dort wurde eine Rast eingelegt. Der Geruch des Ankh lag deutlich in der Luft und der Untergrund des Flusses schwamm auf der Oberfläche des Ankh. Dennis fragte sich, ob das Wasser unter der Schicht wohl klar war oder ob der ganze Fluss aus dieser Pampe bestand.
"Ich hab mir gedacht.", fing er an. "Dass diese Brücke hier, man nennt sie die Vertragsbrücke, der Aufgabenbereich für Awentrus sein könnte. Er ist groß und stark. Awentrus, alles was du tun musst, ist keinen Wagen außer einen der Feuerwerk geladen hat auf die Insel zulassen. Hast du das verstanden?"
20 Sekunden verstrichen.
"Ich verstanden. Keine Wagen an Jahreswendeabend auf Insel lassen."
"Keine Wagen außer welche, die Feuerwerk geladen haben.", korrigierte Dennis.
"Nur Wagen auf Insel lassen, die Feuerwerk haben geladen."
Dennis nickte.
"Merk dir das bitte, Awentrus, dann kannst du zurück zur Kröselstraße."
Der Troll machte sich auf den Weg zum Wachhaus in der GRUND und IA ihre Büros hatten. Die restliche Aufteilung verlief ähnlich. Opal wurde die Ponsbrücke zugeteilt, Goldkauer wurde dort positioniert wo die Salisstraße über den Schnitt verlief, Romulus von Grauhaar stand am Ende der Königsstraße, genau da, wo sie den Schnitt überquerte und zu Leichenweg wurde. Dennis bemerkte plötzlich, dass die Königsstraße zum Leichenweg führte, ob das eine Andeutung zum Aussterben der Könige war? Möglich wäre es ja, denn alle Könige waren tot. Zu guter letzt bekam noch Syphar Schwarzpelz seine Brücke zugeteilt, er war zuständig für Neue Brücke und damit war die Aufteilung abgeschlossen.
"Also man sieht sich in vier Tagen. Bis dann."
Syphar schlug seinen Weg in Richtung Kröselstraße ein und Dennis wollte mal wieder etwas Sport machen und joggte zurück zum Wachhaus hinter der Oper.

Im Wachhaus angekommen traf Dennis auf Gralon und begrüßt ihn indem er die Hand hob.
"Hast du schon gehört, Gralon?" Gralon zog seine rechte Augenbraue hoch und schaute Dennis fest in die Augen.
"Was soll ich gehört haben?"
"Na, der Patrizier will ein Feuerwerk auf dem Pseudopolisplatz veranstalten und wir sollen den Platz abriegeln und den Verkehr drum herum leiten."
Gralon war leicht verwundert.
"Der Patrizier? Ein Feuerwerk? Das glaube ich nicht."
"Ich auch nicht. Hast du gerade was vor, Gralon? Wenn nicht können wir uns ja in meinem Büro weiter unterhalten."
Gralon nickte und so schritten die beiden den langen Flur entlang und betraten das Büro, wo sie sich auf zwei Sessel setzten, zwischen denen ein Tisch stand. Beide Wächter schwiegen und es war nur das Poltern von Stiefeln zu hören, die am Büro vorbei liefen.
"Ich versteh es echt nicht, es ist so unüblich für ihn. Ich mein, ich bin ja noch nicht lange dabei, aber ich hab noch nie gehört, dass er ein Fest gibt. Ich hab gehört, dass er meistens irgendwelche Hintergedanken hat wenn er sowas macht."
Gralon stimmte dem zu.
"Du, Dennis, ich muss los, die Pflicht ruft."
"Gut, viel Spaß."
Beide erhoben sich und schüttelten sich die Hand. Dennis kam Gralon zuvor und öffnete ihm die Tür, wie es ein freundlicher Kollege tat. Die Stimmung und Motivation war im Moment recht gut, SEALS hatte schon weit aus schlimmere Zeiten mitgemacht, doch zurzeit wuchs die Abteilung wieder rapide. Atera, die Schäffin von SEALS, freute das. Die freien Tschobs füllten sich und Dennis hoffte, dass auch er irgendwann nicht mehr der einzige Verkehrsexperte sein würde, obwohl er so auch seine Freiheiten hatte, denn es war niemand da, der ihm widersprach, wenn er was beschlossen hatte oder so. Obwohl... wenn neue Leute ins Tiehm kamen, fügten sie sich meistens den Leuten, die schon länger den Tschob ausübten oder einfach nur den höheren Rang hatten.
Die darauf folgenden Tage verstrichen wie im Flug.

Ledamahn patrouillierte in Ankh. Es war der besagte Tag, der Tag der Jahreswende. Sein Instinkt zog ihn wie automatisch zum Pseudopolisplatz. Er kam durch die Quetschbauchgasse in der die Vampirin Nye gerade an einer Wand lehnte und in die Leere starrte. Doch dann erwachte sie aus ihrer Trance. Aber als sie sah, dass es ein herankommender Wächter war, lehnte sie sich wieder zurück. Ledamahn trat auf den Platz und blickte sich um, doch plötzlich stach ihm etwas ins Auge, etwas das aussah wie ein jemand, ein jemand namens Leopold. Es juckte ihm in den Fingern, es war wie ein Instinkt, als er sich langsam von hinten an Leopold anschlich, seine Hände hob und Leopold ruckartig an den Schultern packte und "BBBBBBUUUUUUUUUUUMMMMMMMM!" sagte. Der Vampir wurde bleicher als bleich und gab nur ein: "AAAAAAAIIIEEEEEHHHHH!!!" von sich und keine zehn Sekunden später klammerte er sich an einen langen Pfahl, der aus dem Boden ragte. Ledamahn lachte lauthals, er hatte noch nie einen so blassen Vampir gesehen, der dazu auch noch so gut klettern konnte.
"Wie ein Affe.", grölte Ledamahn.
Ein verlegendes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Vampirs und wüsste Ledamahn nicht, dass das vor ihm ein Vampir war, hätte er gedacht, er hätte gerade gesehen wie das Gesicht von Leopold rot geworden wäre. Als der Rekrut am Pfahl herunter rutschte suchte Ledamahn lachend das weite.

Dennis Leute waren unterdessen damit beschäftigt alle anrollenden Karren abzuweisen. Was nach und nach zu einem immer dichter werdenden Stau rund um die Götterinsel führte. Die Sonne hielt sich nur noch mit aller Mühe über dem Rand der Scheibenwelt und keiner der Brückenwächter hatte bis jetzt einen Feuerwerkswagen gesehen. Doch unter keinem von ihnen brach Panik aus, wahrscheinlich dachte jeder, dass die Fuhre bei einem Kollegen den Fluss überquert hatte. Nur Gnomen est Nomen und Larius wurden langsam stutzig. Die Rekruten, die sie aufgestellt hatten, hatten schon alle Hände voll zu tun und es wurde immer voller und so bemerkten die Rekruten gar nicht das nicht vorhandene Feuerwerk. Irgendwann gegen 12:30 Uhr, als die Straßen schon dicht waren und immer noch kein Feuerwerk in Sicht war, schrie ein verärgerter Troll:
"Wo sein Feuerwerk, man uns gesagt haben, dass hier sein großes Feuerwerk. Wenn nicht sofort Feuerwerk an Himmel, dann ich stürme Wachhaus mit Freunden."
Der verärgerte Troll stand zusammen mit anderen Trollen in der Glatten Gasse und vor ihnen stand der zitternde Paul Ichbleibdrin.
"Wär ich doch lieber drin geblieben.", flüsterte er leise und bibberte dabei.
Einer der Trolle griff nach ihm und hob ihn hoch, doch glücklicher Weise kam Larius gerade noch rechtzeitig.
"Was ist hier los?!", fragte er den Troll und durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick.
"Wir sehen wollen Feuerwerk! Sonst Wachhaus sein nur noch ein Haufen Schrott."
Andere Trolle stimmten dem zu und auch an den anderen Straßen wurde es lauter und nach und nach wurden die Rekruten zurück gedrängt.
"Zunächst einmal lassen Sie denn Mann los, Herr Troll!", forderte der Korporal.
"Dann ich nehmen dich!"
Der Troll ließ Paul fallen und dieser ergriff zusammen mit Larius die Flucht. Als das ganze von Larius auf gestellte Tiehm Rücken an Rücken auf dem Platz stand, fasste Larius einen Entschluss. "Ins Wachhaus, Leute!" Die Meute rannte los und Larius musste Lan Gsam, die nur langsam begriff, hinter sich herziehen, was sie ins Stolpern brachte. Die Wächter stürmten über den Platz, rissen die Pforte des Wachhauses auf, sprangen hinein und schlugen die Tür zu. Cim Bürstenkinn kam gerade gefolgt von ein paar anderen Wächtern den Flur herunter. Offensichtlich wollten auch sie das Feuerwerk sehen.
"Was macht ihr hier drin?", fragte er verwundert.
Agnetha deutet mit dem Finger aufs Fenster und Cim schaute hindurch. Doch er hatte nur etwa fünf Sekunden Sicht, dann klebte ein alte Tomate an der Scheibe vor ihm. Satine Ende war noch völlig außer Atem und lag auf dem Boden, selbst Larius hatte einen knallroten Kopf, er war noch nie so gerannt und er hatte ja praktisch fast das doppelte Gewicht getragen, weil die Mumie sich nur widerwillig hatte mitziehen lassen. Sogar Herr Made kam noch schnell genug ins Gebäude.
"Ich nehme an, es kamen keine Feuerwerkskörper.", vermutete Korporal Drei-Nervöse-Tapire Vintongo, der irgendwo in der Wächtermenge stand.
"Richtig geraten.", meinte Nanyri und war dabei dank der Werwolfgene nicht außer Atem.
"Und jetzt wollen sie das Wachhaus stürmen?", erkundigte sich Steingesicht, der unmittelbar neben Cim stand, worauf Larius nickte.

Die Rekruten an den Brücken hatten rechtzeitig geschaltet und waren zum Wachhaus in der Kröselstraße geflüchtet, nur für Dennis war es zu spät. Er lag zusammengekauert auf dem Boden.
"Lügner!!", schrie jemand und Dennis erhielt einen Tritt in die Seite. Als Dennis das Chaos bemerkt hatte, hatte er noch schnell versucht zum Wachhaus zu kommen, aber nun lag er ungefähr hundert Meter davor.
"Genau, wo ist das Feuerwerk, was die Leute von der Wache so angepriesen haben?!" Eine Träne lief ihm über die Wange und er verspürte die Angst aus der Situation nicht mehr lebendig heraus zu kommen.
Ein weiterer Tritt traf Dennis in die Magengegend. Er kam von einem Damenschuh, mehr bekam Dennis nicht mit. Dann folgte eine regelrechte Trittfolge von allen Seiten bis irgendwann eine Trollhand in die Menge packte und Dennis in die Höhe hielt, dann warf er Dennis in eine Hecke an der Oper. Die Erleichterung war Dennis ins Gesicht geschrieben, doch sein Gesicht war ebenfalls von Schmerz gezeichnet.

Gralon hielt es für seine Pflicht in Anblick dieser aussichtslosen Situation Hilfe zu rufen. Er hatte als Kommunikationsexperte die erforderlichen Mittel dazu und setzte sie auch ein. Auf ein Stück Papier, welches er in seiner Hosentasche fand, kritzelte er eine Nachricht an Rince, band diese an den Fuß einer Taube, rannte in den ersten Stock und ließ die Taube aus dem Fenster fliegen. Sie stieg in die Lüfte empor und irgendwann konnte Gralon sie nicht mehr sehen weil ein aufgebrachter Bürger eine Tomate gegen das inzwischen geschlossene Fenster geworfen hatte. Gralon gesellte sich zu den anderen nach unten. Gold Moon schien ziemlich verzweifelt, als sie die aufgebrauste Masse sah.
"Wir sind verloren!", rief sie.
"Nein, sind wir nicht, keine Sorge. Ich hab Rince eine Nachricht geschickt." Mitfühlend legte Gralon seinen Arm auf ihre Schulter. Tausende Fragen gingen ihm dabei durch den Kopf: Was ist wenn die Hilfe nicht rechtzeitig kommt? Was ist wenn die Taube nicht ankommt? Und wo war Dennis?
"Der sieht aber nicht gerade so aus, als würde er meinen, dass sein Plan funktionieren würde.", flüsterte Sidney zu seiner Kollegin Carisa.
"Ich habe gehört, dass seine Tauben immer ankommen.", tuschelte Carisa zurück. "Aber das heißt nicht, dass es stimmt.", setzte sie nach.

Im Wachhaus in der Kröselstraße bot sich inzwischen ein unglaublich lustiges Bild. Dunkler Wolf rannte, wild mit den Armen wedelnd, durch den Raum und versuchte die Taube zu fangen, die gerade ins Haus geflogen war. Er wartete bis sie landete und sprang dann; jedoch ins Leere. In den hinteren Ecken öffnete sich eine Türe eines IA-Büros und Hauptmann Rascaal trat heraus. "Was ist denn hier für eine Unruhe?" Die Taube landete auf seinem Arm. "Oh eine Taube und eine Nachricht, mal sehen. Ach, du da, räum auf und steh vom Boden auf."
Er ging in sein Büro und knallte die Tür hinter sich so laut zu, dass man es im ganzen Haus hörte. Sofort schaute Daemon aus seinem Büro:
"Ist die Alchemistengilde etwa wieder in die Luft geflogen?"
Wolf schüttelte den Kopf und Daemon verschwand wieder in seinem Ausbilderbüro. Nun ging es daran den Saustall aufzuräumen, wäre Dunkler Wolf jetzt ein Ausbilder hätte er die Aufgabe einen Rekruten erledigen lassen. Wolf begann Blatt für Blatt aufzuheben und als er die Hälfte fertig hatte. Ging die Türe auf und fünf Rekruten kamen herein, drei von ihnen waren Trolle, die anderen beiden sahen aus wie Menschen, aber Dunkler Wolf roch, dass es seine Gleichgesinnten waren. Sie waren Werwölfe wie er. Das Papier, welches Wolf soeben aufgesammelt hatte, flog erneut wild durch die Luft. Hinten flog eine Tür auf und Rascaal sowie auch Rince eilten aus dem Büro und gingen ohne zu klopfen ins Büro von Irina. Irinas Tür öffnete sich noch mal und der Hauptmann lugte heraus. Dunkler Wolf sprang hin und her und versuchte die hoch gewirbelten Blätter aufzufangen.
"Hab ich dir nicht gesagt, du sollst aufräumen, Rekrut?", sagte der Hauptmann scharf und schloss die Türe hinter sich. Es vergingen keine zehn Sekunden, da stürmte Irina heraus und schaute zu den eben zurück gekehrten Rekruten.
"Da seid ihr ja, wo sind die anderen neun?"
Die beiden Werwölfe, die derzeit menschliche Gestalt hatten zuckten nur mit den Schultern.
"Ich schätze, sie sind auch im Wachhaus.", hörte man Rince in Irinas Büro sagen, dann trat er gefolgt von Ras heraus. "Ich gehe mit einigen Rekruten los und helfe ihnen. Ihr sechs kommt schon mal mit."
Wolf schnappte gerade mit der Hand nach dem letzten Zettel, als er das hörte. Er und eine Rettungsmission? Nachtrose kam in einem ungünstigen Zeitpunkt um die Ecke geschlichen, so dass die Blicke des Hauptmanns sie direkt trafen.
"Du!", sein Finger deutete direkt auf Nachtrose, dann drehte er die Hand um 180 Grad, bewegte seinen Finger auf und ab und deutete dann auf die Stelle neben sich. "Du begleitest uns als Achte. Damit wären wir genug, mehr halten meine Nerven nicht aus und ich hoffe ja, dass die anderen uns helfen."
Rince nickte im Hintergrund mit der Sicherheit eines Mannes, der den Sieg schon auf seiner Seite wusste. Der Trupp setzte sich in Bewegung.

"Stürmt das Gebäude und holt die Lügner raus!"
Ein paar Zwerge stürmten auf die Tür zu und sprangen gegen sie, doch zum Glück hatten sich innen ein paar mitdenkende Wächter, von denen keiner Paul Ichbleibdrin hieß, gegen die Innenseite der Tür gelehnt. Die Lautstärke der aufgebrachten Bürger draußen, stieg drastisch an. Cim riskierte noch einen Blick aus dem Fenster, das inzwischen wieder halbwegs sauber war. Nirgendwo waren Menschen oder dergleichen zusehen, das Schlachtfeld, wenn man es so nennen konnte, war voller Trolle und Zwerge. Doch auf einmal sah Cim hinter einem Busch das Gesicht einer entstellten Gestalt auftauchen, es war ein wenig blau und geschwollen, doch bei genauerem hinsehen erkannte er Dennis, der soeben zu sich gekommen war.
"Oh, da ist Dennis, aber mir ist gerade was anderes aufgefallen.", sprach Bürstenkinn langsam und ruhig.
"Was denn?", riefen einige Wächter nervös von der Seite und bei einigen sah man ein wenig Angst in den Augen.
"Der Platz ist voller Zwerge und Trolle, das kann gar nicht gut gehen." Cim hatte kaum ausgesprochen, da hörten sie schon:
"Geh weg Rasenschmuck, ich werden öffnen Türe zu Wachhaus."
"Wie hast du mich genannt?"
Für kurze Zeit herrschte Totenstille auf dem Platz, doch dann ging sie los, die Schlägerei, die der stellvertretende Abteilungsleiter von SEALS erwartet hatte. Äxte und Keulen wurden hervorgeholt und die Erzfeinde fielen übereinander her. Die ersten Keulen splitterten schon nach wenigen Sekunden und einige Zwerge blieben bewusstlos auf dem Boden liegen. Äxte wirbelten durch die Luft und in der Mitte des Schlachtfeldes krachte der erste Troll auf den Boden, um ihn herum ertönte der Siegesschrei einiger Zwerge, doch die Schlacht ging weiter. Eine Keule wurde geschwungen und ein Zwerg flog gegen die Wand der Oper und landete dann noch unsanft auf dem Boden, direkt neben Dennis. Blitzschnell schaltete dieser und spurtete los in Richtung Wachhaus.
"Die Tür auf!", schrie Cim mit einer gewissen Verzweiflung in der Stimme.
Agnetha und Nanyri griffen unverzüglich zu den Türknäufen und rissen sie nach innen, die Tür flog auf und mit ihr flog Dennis in den Raum. Die Gefreite Rogi eilte zu Dennis und begann seine Wunden zu behandeln. Glücklicherweise, so stelle sie fest, hatte er nur äußere Wunden davon getragen von denen allerdings einige durch seinen Aufenthalt in der Hecke ziemlich verdreckt waren und dringend gereinigt werden mussten. Rogi stützte Dennis und sie schlugen den Weg in Richtung Bad ein, Ombia half ihr.
"Wir müssen doch was unternehmen!", meinte Steingesicht.
Einige stimmten zu und ihr Mut wurde noch verstärkt, als eine aufmerksame Rekrutin namens Nye den einmarschierenden Rascaal bemerkte und ihre Entdeckung den anderen mitteilte. Die Tür des Wachhauses krachte auf und die Wächter stürmten heraus, die größten und stärksten zuerst. Sie stürzten sich in die Menge, die Trolle und Zwerge waren inzwischen, selbst wenn sie sich verbündet hätten zahlenmäßig unterlegen und nach vielem Gebrülle und Drohungen mit Verhaftung trennten sich die Mengen und verschwanden mit gesengten Köpfen[1] in verschiedene Richtungen. Rascaal nickte Steingesicht zu und bekam ebenfalls nur ein Nicken als Antwort.
"Kommt, Rekruten, zurück zur Kröselstraße."
Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um und begutachtete die auf dem Pseudopolisplatz stehenden Wächter. "Ich sagte: Rekruten kommt mit mir, damit meinte ich alle Rekruten."
Das kleine Wort "alle" sagte der Hauptmann so scharf, dass sogar einige der Wächter unsicher einen Schritt vortraten, die längst Offiziers- oder Unteroffiziersränge belegten, doch dann bemerkten sie ihren Fehler und blieben stehen, nur die neun Rekruten liefen weiter[2]. Das Tiehm aus 16 Rekruten und einem Hauptmann, machte kehrt und marschierte zurück zur Kröselstraße. Ein Teil von ihnen schien erleichtert, da es nicht ganz so schlimm war wie angenommen, andere waren enttäuscht und hatten sich mehr erwartet und einer wäre am liebsten zuhause geblieben.

Hätte man die Götterinsel von oben gesehen, hätte es so ausgesehen, als hätte jemand einen Ring aus vielen kleinen Kutschen und Karren um sie herum gelegt, in der Mitte der Insel war ein Punkt. Es sah aus wie eine riesige Zielscheibe. Der kleine Punkt in der Mitte wurde von den Wächtern und dem Haufen von bewusstlosen Zwergen und Trollen gebildet.

"So, das hätten wir." Rogi Feinstich hatte soeben die letzte Wunde von Dennis gesäubert und behandelt und strahlte jetzt auf ihr Kunstwerk hinab. Ihr Kunstwerk bestand aus Dennis mit seinen Wunden und Rogis weißer Heilcreme, die sie ihm aufgetragen hatte. Mit schmerzverzogenem Gesicht erhob sich Schmied.
"Willst du etwa schon wieder an die Arbeit?", fragte Ombia und schaute ihn besorgt von der Seite an.
"Ja, wir haben wegen diesem blöden Feuerwerk, was gar nicht stattgefunden hat ein riesiges Chaos verursacht. Tut mir leid, Schatz."
Ombia schien positiv geschockt zu sein, so dass Dennis schnell aus dem Raum humpeln konnte, bevor sie was sagen konnte. Sie waren schon einige male aus, aber zusammen waren sie nicht so richtig. Sie war immer völlig hin und weg, wenn er so etwas Unerwartetes tat. Jetzt hatte er Schatz zu ihr gesagt. Rogi grinste von der Seite.
"Liebe?", fragte sie.
Ombia lief rot an und verließ den Raum, um hinter Dennis herzu eilen, doch dieser hatte das Wachhaus schon verlassen. Nach und nach gewöhnte er sich an das Stechen in seinem Bein und sein Gang wurde schneller bis das Humpeln irgendwann ganz aufhörte. Sein Weg führte ihn über die Messingbrücke. Vor ihm breitete sich ein wahrer Dschungel aus Kutschen, Karren, Pferden, Eseln und Ochsen aus. Fluchende Lieferanten und Reisende hockten auf den Kutschböcken und fluchten. Dennis sichtete eine leere Straße, die Alchemistenstraße und begann die ersten Karren umzulenken und so aus dem Chaos zu befreien. Am nächsten Morgen gegen elf Uhr war der Stau dann soweit gelockert, dass sich die restlichen Wagen selbst befreien konnten. Müde und kaputt kroch Dennis zurück zum Wachegebäude. Die Zwerge und Trolle vom Platz waren inzwischen auch verschwunden. Als Dennis das Wachhaus betrat wurde er Zeuge einer wilden Debatte.
"Wenn der Patrizier ihn nicht geschrieben hat, wer dann? Und wer hat ihn unterschrieben, wenn nicht er?"
Schweigen erfüllte die Runde.
"Urkundenfälschung.", murmelte jemand.
"Das ist es, du hast Recht, Vinni. Es war Urkundenfälschung, aber wer war es? Und wieso? Das ergibt keinen Sinn."
Wieder kam Stille in die Runde.
"Wahrscheinlich haben sich wieder irgendwelche Leute verschworen, um den Patrizier schlecht zu machen und einen König an die Macht zu lassen.", warf Dennis ein und ging in Richtung Büro, um dort ein Nickerchen zu halten.
"Das ist es, jetzt haben wir das Warum und Weshalb geklärt, jetzt fehlt uns nur noch das Wer und das Was und das Wie?"
"Wieso denn was?", erkundigte sich Cim.
"Was wird die Strafe sein?"
Die Runde begann zu lachen, so dass Schmied es bis in sein Zimmer hören konnte.
"Aber.. aber..." Cim wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Das finden wir auch noch raus... hehehe."
Die Tür sprang auf und Leopold von Leermach stand im Türrahmen, einige Gesichter fuhren erschrocken herum und starrten ihn an.
"Da ist ein Loch im Boden, direkt bei den Ochsenpferchen hier in der Nähe!"
"Ein Loch? Gralon, guck dir das lieber mal an.", sagte Cim.
Eine Gestalt am Tisch nickte, stand auf und verließ mit Leopold das Wachhaus. Sie überquerten die Ponsbrücke und folgten der Glatten Gasse, bogen dann links in die Sirupminenstraße. Nach einigen hundert Metern führte ihr Weg sie dann nach rechts in die Ulmenstraße, der sie bis "Klebengeblieben" folgten und dann den Weg rechts nahmen. Am dritten Pferch blieb Leopold stehen und deutete auf eine Stelle im Dunkeln, dann ging er vor. Eine dunkle Gestalt löste sich aus dem Schatten.
"AAAAAAAAAAAAAAAAIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEHHHHHHH!!!"
Der Rekrut von Leermach sprang mit eingezogenem Kopf davon und versteckte sich hinter Gralon. Die dunkle Gestalt begann zu lachen und kam näher. Sie besaß eine jugendliche Schönheit, war aber blass und sah tot aus, sie trug eine Wächteruniform und an ihrer Schulter war die Litze eines Rekruten. Leopold guckte über Gralons Schulter und trat dann mutig wie nie zuvor hervor und meinte: "Du hast mir keine Angst eingejagt, Nye, ich hab keine Angst."
Nye beachtete Leopold gar nicht und ging einfach davon.
"Das nennt man Mobbing.", jammerte er.
Gralon fuhr ruckartig herum: "Buh!", versuchte er.
"AIIIEEEHHHH!"
Leopold rannte los, wedelte dabei mit den Armen durch die Luft und zog die Knie immer bis auf Beckenhöhe hoch. Gralon begann zu lachen.
"Das funktioniert ja immer.", lachte er und eine Träne lief ihm runter, dann begutachtete er das Loch.
"Siehst du was?", erkundigte sich Leopold beleidigt.
"Mmh, das ist ein ganz normales Loch, Leopold.", stellte der Obergefreite fest.
"Ja, aber ist es nicht verdächtig?"
"Was hat das mit dem Fall zu tun? Wahrscheinlich wollte da nur irgendwer sein verstorbenes Haustier oder dergleichen begraben." Leopold starrte enttäuscht auf das Loch. "Warte hier, Leopold, ich bin heute sowieso mit Streife dran, ich hol dich gleich."

Dennis lag unterdessen in seinem Bett und wog sich im Reich der Träume. Abgesehen von einigen vielen Tritten war dies ein guter Tag, oder besser gesagt eine gute Nacht gewesen.
Er schlief ruhig, hatte keinen Alptraum oder so etwas in der Art und es klopfte auch niemand, alle ließen ihn in Ruhe.

Die Entdeckung zauberte ein Lächeln auf Steingesichts Gesicht, als er davon hörte und er meinte:
Steingesicht schaute Gralon fragend an, als dieser das Wachhaus wieder betrat.
"Einfach nur ein Loch.", sagte Gralon und fügte hinzu: "Ich geh jetzt auf Streife."
Die anwesenden Wächter wünschten Gralon viel Spaß, was sie wahrscheinlich ironisch meinten, als er das Wachhaus verließ, um sich wieder in die Schatten zu begeben. Er lief schnell, schneller als normal, nicht weil er Angst hatte, aber er wusste dass Leopold ein Angsthase war.
Er erreichte ihn ohne aufgehalten zu werden. Leopold stand noch immer am Loch.
"Da bin ich wieder.", rief Gralon und winkte dem Rekruten zu.
"Wir sollten das Loch zuscharren oder? Nicht, dass jemand noch stolpert und sich etwas bricht.", schlug Leopold vor. Sie hörten, dass Schnauben und Blöken der Ochsen einen Pferch weiter. Der hier schien verlassen, aber man wusste ja nie. Gralon nickte. Er bückte sich und sah noch einmal zum Loch, als er plötzlich etwas entdeckte.
"Hier hat wohl jemand einen Sack untergebracht." Gralon hielt Leopold einen kleinen Beutel hin. Er fürchtete schon, doch ein totes Haustier entdeckt zu haben, als Gralon den Beutel öffnete. "Nur Getreidekörner."
Plötzlich kamen laute Schritte zum Pferch.
Der Obergefreite riss den ängstlichen Vampir mit sich in einen Schatten und hielt ihm den Mund zu. Ein Mann kam herein, stoppte und schaute sich suchend um, bückte sich und hob den Beutel auf, dann öffnete er den Mantel und holte eine Taube zum Vorschein. Er fütterte die Taube mit den Körnern.
"Flieg zu Rince und bring ihm diesen Brief und dann kommst du zu mir zurück und zwar ohne das gefälschte Dokument. Klar?"
Das Gespräch mit der Taube hatte zwar keinen Sinn, weil sie eh nichts verstand, aber er führte es trotzdem, dann holte er aus und warf die Taube vor dem Pferch in die Luft. Sie drehte eine Runde und flog dann in Richtung Kröselstraße. Ein diabolisches Lachen ertönte aus dem Mund des Mannes und hallte zwischen den Wänden, dann eilte er davon.
"Na los, du sagst Rince bescheid und ich schaue, wo er hin will.", flüsterte Gralon.
Gralon schlich sich an einer Hauswand entlang, doch der Mann fühlte sich so sicher, dass er sich nicht mal umdrehte und zielstrebig seinen Weg fortsetzte. Die ganze Zeit bemerkte Banks schon so einen merkwürdigen Geruch, der ihm bekannt vorkam, aber er wusste nicht woher er kam und schenkte ihm deshalb keine Beachtung. Nach zahllosen Verzweigungen blieb der Mann endlich vor einer Türe stehen, klopfte dort eine Melodie und wurde herein gebeten. Die Melodie war eine Folge aus sechs Mal klopfen. Es war ein altes Lagerhaus, keine Wirtschaft oder dergleichen. An der Wand am Haus gegenüber flackerte ein Licht, das wohl von einer Kerze stammte, die in der Lagerhalle aufgestellt worden war. Gralon umkreiste das Haus auf der Suche nach einem zweiten Eingang, doch das Haus besaß keinen. Er wusste nichts über dieses Haus, nur dass es alt war und dass der Erbauer wohl keinen Gedanken an Rettungswege verschwendet hatte. Vor dem Fenster aus dem das Licht schien blieb er stehen, sah sich kurz um und stieg auf eine Kiste, die vor dem Fenster stand. Drei schwarze Gestalten hockten im Gebäude.
"Sie werden den Patrizier hassen und dann kommt wieder ein König an die Macht und unsere Stadt wir wieder aufblühen!", der Mann lachte so fies er nur konnte und es hallte in der Halle. Gralon versuchte was Genaueres zu sehen, aber man erkannte weiterhin nur schwarze Gestalten.
"Ja, ich hab dem Kommandeur gerade ein Entschuldigungsschreiben geschickt, in dem ich ihm im sage, dass es mir Leid tut. Das Volk ist schon sauer, jetzt muss ich nur noch die Wache gegen ihn aufhetzen und das hab ich auch getan. Ich schrieb, dass der Wache der Lohn gekürzt wird, um die Hälfte und sich ja keiner beschweren soll, entweder Arbeiten oder ruhig sein, wer sich beschwert stirbt."
Allgemeines Gelächter brach in der Runde aus.
"Und dann kommt Schnapper endlich an die Macht. Ein dreifaches Hoch auf Schnapper den baldigen König!"
Die Männer begannen zu jubeln und Gralon Banks fiel draußen von der Kiste, worauf er unsanft auf den Boden knallte, aber anstatt sich den schmerzenden Rücken zu reiben, rieb er sich die Ohren. Schnapper als König? Das konnte er nicht glauben, aber die Männer im Gebäude waren ziemlich ernst dabei gewesen, keine Frage, entweder waren sie total verrückt oder verzaubert. Schnappers erstes Gesetz wäre wahrscheinlich, dass jeder Bürger jeden Tag eines seiner Würstchen essen müsste und dass die Wache sie verkaufte. Gralon schüttelte den Kopf und rümpfte vor Ekel die Nase. Er stellte sich vor wie er mit einem Hut auf dem Kopf, auf dem auch noch Schnappers leckere königliche Wurst stand, Würstchen verkaufte. Er versuchte an etwas anderes zu denken, aber einen solchen grausamen Gedanken verdrängte man nicht so einfach, er war da und blieb bekanntlich auch für eine Weile. Die Männer standen auf und verabschiedeten sich, der Haupteingang öffnete sich und ein Mann trat heraus. Es war der Mann, den Gralon verfolgt hatte und.. Gralon dachte, er sieht nicht richtig.. er aß ein Würstchen von Schnapper. Das hatte gerade so gerochen, ein typisches Schnapperwürstchen, dachte der Obergefreite und begann abermals die Verfolgung.

Leopold stürmte ins Wachhaus und rannte den Flur entlang, bis hin zu den IA Büros. Dort stoppte er ruckartig holte einmal tief Luft und hämmerte gegen die Tür.
"Ja, bitte?", erklang Rince' Stimme von innen.
Der Vampir trat ein, sah zu Rince und salutierte.
"Ja, rühren, was gibt's?" Der Kommandeur wirkte unkonzentriert und zornig.
"Es geht um.."
Leopolds Blick erfasste die Taube, die Rince gerade losgelassen hatte. Seine Beine beschleunigten und er mit ihnen, dann griff er nach der Taube und hielt sie fest.
"Rekrut, was soll das? Lass sofort die Taube los. Sie ist vom Patrizier. Also loslassen! Verstehst du nicht?"
"Die Briefe sind nicht vom Patrizier und das ist auch nicht seine Taube.", behauptete von Leermach und fügte ein leises: "Glaub ich!", hinzu.
"Das sind schwere Anschuldigungen Rekrut, was bringt dich dazu?", fragte Rince und wurde noch wütender, aber es war eine verblüffte Wut.
"Wir haben ein Loch entdeckt nicht weit von hier, ein Loch in dem Körner waren, plötzlich ertönten Schritte und ein Mann kam mit dieser Taube und ließ sie fliegen."
Die kleine Taube pickte nach Leopolds Finger.
"Also, Rekrut, dann erzähl mal."
Der Kommandeur schloss vorsichtshalber das Fenster und Leopold begann:
"Also es war so: Ich lief Streife...."

"Halt im Namen der Stadtwache!", schrie Gralon durch die enge Gasse, so dass es von den Wänden hallte. Die dunkle Gestalt warf den Rest ihres Würstchens bei Seite und gehorchte dem natürlichen Instinkt ihrer Beine und beschleunigte direkt so schnell wie es ging. Gralon setzte ebenfalls zum Spurt an und rannte durch die Gassen, wobei er immer wieder an den Wänden der Häuser entlang schleifte. Irgendwie hatte er das Gefühl sie würden im Kreis laufen und er hatte auch recht damit, denn hinter der nächsten Kurve hörte er einen dumpfen Aufprall. Er eilte um die Ecke und sah den Mann auf dem Boden liegen unter seinem Fuß klebten die Überreste von Schnappers Würstchen. Schmerzgekrümmt rollte der Mann sich auf die Erde und fluchte über die Würstchen und Schnapper. Gralon reagierte so schnell wie ein Wolf, der seine Beute direkt vor sich sieht, sprang zu dem Mann und zog ihn hoch.
"Du hast das Recht."
"Wie, was?"
Der Mann war total verwirrt, offenbar war er auf den Kopf gefallen.
"Ich les dir die Rechte im Wachhaus vor, wenn's recht ist!"
Der Mann nickte und hielt sich den Kopf, sie machten sich auf den Rückweg zur Wache.

Es war inzwischen später Nachmittag. Atera hatte Ombia und Dennis freigegeben. Dennis hatte frei, weil er verletzt war und Ombia hatte frei, um ihn wieder auf die Beine zu bringen, außerdem hatte Atera wohl gemerkt, dass zwischen den beiden was lief. Ombia hockte sich an ein zum Bett umfunktionierten[3] Sessel und trug neue Creme auf. Dennis öffnete die Augen, schaute sie an und sagte:
"Ich liebe dich." Dann fielen ihm die Augen wieder zu. Diese drei Worte hatten die Gefreite wieder nachdenklich gestimmt. Ob er es Ernst meinte? Er war ja schon öfters mit ihr ausgegangen, hatte sie öfters Schatz oder so genannt und hatte sie auch schon einige Male geküsst, aber dieser Satz war neu für sie. Geistesabwesend begann sie eine nässende Wunde am Oberarm von Dennis abzutupfen. Dennis schlief, er war müde und erschöpft.

"....und so kam ich hierher."
Rince befand sich im Halbschlaf, als Leopold seine Geschichte beendete. Der Kommandeur schreckte hoch.
"Ja, jetzt ist mir alles viel klarer, du kannst gehen."
Leopold salutierte und wollte gerade den Raum verlassen, doch der Kommandeur wollte noch einmal Druck machen: "Ich hoffe der Fall ist bald geklärt."
Leopold beschleunigte ein wenig.
"Ja Sör, ich werde den Leuten, die an dem Fall dran sind so gut wie es geht helfen."
"Das lob ich mir!", rief Rince ihm hinterher.

Gralon und der Übeltäter trafen im Wachhaus am Pseudopolisplatz ein. Hinter der langen Theke gingen sie in die Tür auf der rechten Seite, dann über einen langen Flur. Der Gefreite verschwand mit dem Übeltäter in einer Zelle, wo er seinen Notizblock zückte.
"Also, wie ist dein Name, dein Alter, dein Wohnort? Rogi, kommst du mal eben?"
Der Mann schien plötzlich gar nicht mehr so krank und erhob sich.
"Mein Name ist Karl von Salzkartoffel, bin 39 und bin nur zu Besuch bei meinem Schwager."
Rogi kam um die Ecke, schaute zu dem Mann und dann zu Gralon. Gralon schüttelte den Kopf und winkte sie wieder weg. Dann notierte er sich die Daten.
"Und du forderst Schnapper als König?"
Der Mann nickte.
"Kennst du Schnapper?"
"Nein, aber ich hab nur gutes über ihn gehört und seine Würste sind einfach köstlich.", entgegnete der Mann empört.
Köstlich? Gralon traute seinen Ohren nicht. Diese Würstchen waren alles andere, aber nicht köstlich. Er überlegte ob diese Würstchen überhaupt als Würstchen durchgehen konnten. Als er sich wieder gefangen hatte, hielt er dem Mann den Block und den Stift hin.
"Du gestehst also, könnte ich hier eine Unterschrift haben?"
"Was ist das?"
"Dein Geständnis!"
"Wüsste zwar nicht was ich verbrochen habe, aber das ist das was ich gesagt habe und was ich will." Herr von Salzkartoffel schnappte sich den Stift und kritzelte seine Unterschrift auf den Block. Dann lächelte er und meinte: "Was meinst du wie schnell bekommen wir ihn auf den Thron?"
Gralon schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Dem ist nicht zu helfen, dachte er und ließ ihn in der Zelle zurück.
"Wieso sperrst du mich ein?"
Gralon überlegte kurz und gab dann die Antwort: "Ist zu deiner Sicherheit, weil nicht alle Schnapper als König wollen."
Herr von Salzkartoffel nickte zustimmend: "Willst du ihn als König?"
"Ich? Um Himmelswillen nei..... natürlich!" Er begann schnell und heftig zu nicken, denn ihm kam ein Einfall, mit dem er auch die anderen kriegen konnte. Nun setzte er seinen Satz fort: "Ich brauche die Adresse deiner Freunde, damit ich ihnen helfen kann Schnapper an die Macht zu bringen."
"Ohja, gib den Notizblock her."
Gralon überreichte den Block noch einmal, nahm aber zur Vorsicht das Geständnis ab und kurze Zeit später bekam er den Block zurück, auf ihm standen zwei Adressen.

Atera blickte auf das Blatt, während Gralon ihr die Geschichte erzählte. Sie schmunzelte.
"Wieso gerade Schnapper?"
"Ich weiß es nicht.", gestand Gralon. "Aber ich hoffe, die anderen beiden können es mir erzählen."
"Na dann an die Arbeit, ich behalte das Geständnis hier."
Der Obergefreite von SEALS salutierte und verschwand.

Die späte nachmittags Sonne schien auf die Stadt und hinterließ ein angenehmes Gefühl von Wärme. Schatten fielen auf die Straße durch die Gralon lief. Er genoss die Sonne und hielt seine Nase in den warmen Wind. Seine Füße befahlen ihm rechts zu gehen und sein Körper folgte ihnen. Vor ihm tauchte ein Haus auf, es war ein großes, altes und heruntergekommenes Haus. An dem Haus waren einst Verzierungen gewesen, doch die Zeit hatte ihre Spuren an ihnen hinterlassen, so dass sie kaum noch zu erkennen waren. Ein älterer Herr stand im Vorgarten und zog eine Augenbraue hoch. Die Falten waren ihm ins Gesicht gegraben. Er stütze sich auf einen Krückstock.
"Was willst du?", krächzte er und wedelte dabei mit der anderen Hand wild in der Luft herum, dann sprang er wie von einer Hummel gestochen um einem Maulwurfshügel herum und schlug mit dem Krückstock darauf, dabei schrie er laut: "Komm raus da!"
Gralon kratzte sich am Kopf: "Was ist denn da?"
"Na dieser rosarotgestreifte Elefant kommt nicht raus, er soll sich stellen. Manchmal kommt er nachts und spritzt Wasser auf Haus, vor fünf Tagen war er auch hier."
"Sör, vor fünf Tagen hat es nachts geregnet, wenn ich mich nicht irre."
Der Mann blieb stehen und riss die Augen weit auf.
"Dann war er auch bei dir und hat auf dein Haus mit seinem Rüssel rumgespritzt. Und seine riesigen Füße, es knallt immer."
Gralon überlegte kurz, ob er in der Nacht ein Knallen gehört hatte, dann fiel es ihm ein.
"Sör, es war ein Gewitter. Das Knallen war ein Donner."
Der Alte reagierte nicht auf die Erklärungen. Er schlug nochmals mit dem Stock auf den Hügel und sprach dann: "Na ja er scheint ruhig zu sein. Was willst du?"
"Kennst du einen Herrn von Salzkartoffel?" Der Mann nickte darauf.
"Er ist mein Schwager."
"Ach, du willst also auch Schnapper als König?"
Der Mann nickte abermals.
"Hat er Briefe an Kommandeur Rince geschrieben unter dem Namen des Patriziers?"
Der Mann riss die Arme samt Krücke hoch und rannte wieder um den Maulwurfshügel, dabei rieb er sich mit dem Finger an der Lippe und rief: "Ja, ja, ja, ja ja..... Hat er, hat er."
Gralon machte eine Handbewegung, die aussah, als würde er etwas weg schmeißen. Und ging.
"Es hat keinen Sinn den Mann einzubuchten oder dergleichen, er war wahrscheinlich nur ein Mitläufer, der einen Sprung in der Schüssel hatte. Er würde allen im Wachhaus nur auf den Geist gehen, aber immerhin hat er zugegeben, dass es sein Schwager war.", sagte Gralon zu sich und schaute auf den Notizblock. Sein Weg führte ihn durch die Straßen der berühmten Zwillingsstadt. Der dritte im Bunde wohnte in derselben Straße wie der Alte. Sein Haus glich einer Ruine, doch es wohnte jemand in diesem Wrack. Das war ganz leicht zu bemerken. Vor dem Haus lag ein Mann, eines seiner Augen war halb zu gekniffen und das Gesicht war geschwollen. Er war wohl der jüngste von allen, aber auch der betrunkenste. Sein Mund stand offen und er war ziemlich benommen. Der Obergefreite Gralon betrat das Grundstück und betrachtete den Scheintoten, der zu seinen Füßen lag. Dieser bekam einen leichten Tritt gegen eine Rippe. Der Kopf des Mannes neigte sich langsam zur Seite. Mühselig versuchte er Gralon mit seinen glasigen Augen zu erfassen.
"Wasch willscht du hier?"
"Ich bin Obergefreiter Gralon Banks von der Stadtwache, Abteilung SEALS Kommunikationsexperte und du bist?"
Der Mann überlegte kurz.
"Ich bin total betrunken!"
Gralon notierte den Namen auf einem Block.
"Was weißt du über Schnapper?", bohrte Gralon weiter.
"Schnapper, da kam son Fremder, der war nich von hier und meinte Schnapper scholl König werden, er hat mir Bärendrückers Jimkin gegeben, also hab ich mich zu seinem Komödienkreis hinzugesellt, er hat lustige Dinge erzählt und... und dabei immer selbst geschriebene Rollen gezeigt und tat so als sei er der Patrizier." Gralon verstand und verabschiedete sich von dem Betrunkenen. Sein Weg führte ihn zum Wachhaus, zu dem Fremden. Ein Gesandter des Patriziers wartete gerade vor dem Ausländer.
"Was ist hier los?", fragte der Gefreite, der gerade hastig den Raum betrat.
"Ich komme vom Patrizier. Ich soll den Mann mitnehmen, hier ist die Nachricht."
Der Abgesandte schnappte sich den Ausländer und verschwand. Keiner weiß, was mit dem Ausländer passierte, ob er gehen durfte oder im Kerker landete. Fest stand, dass der Plan des Ausländers vereitelt worden war.



[1] Natürlich bereuten sie nicht ihr Vergehen, sie senkten nur die Köpfe, weil sie gerne weitergemacht hätten, aber es wegen der zahlenmäßigen Unterlegenheit gegenüber den Leuten der Wache nicht tun konnten.

[2] Nur einer namens Herr Made humpelte.

[3] Man hatte einfach die Lehne eines Sessels zurückgeklappt.




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