Vertikale Himmelerscheinungen

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von Gefreiter Daemon Llanddcairfyn
Online seit 10. 05. 2000
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In der Unsichtbaren Universität laufen unerklärliche Dinge ab, die nicht von irgendeinem Zauberer verursacht wurden.
Du musst herausfinden, was geschieht!

Dafür vergebene Note: 9

Der Regen fiel in Strömen. Natürlich. Es war schließlich nicht der Kommandeur, der losgegangen war, um die Vorgänge in der UU zu untersuchen, sondern nur Untergefreiter Daemon. Überall war Wasser. In der Luft, zentimeterhoch auf dem Boden, in meiner Kleidung, gerade versuchte ein vorwitziger Tropfen, meinen rechten Gehörgang zu erobern. Der Umhang, den mir der Kommandeur mitgegeben hatte - Wegen besonderer Untersuchungsbedingungen. Ha! - hatte sich nach drei Schritten durch den Wolkenbruch voll gesaugt und schien nun mehrere Tonnen zu wiegen. Danke, Herr Kommandeur. Ich konnte praktisch fühlen, wie meine gerade neu erstandene Dienstmarke Rost ansetzte. Beziehungsweise, wie den mehreren Schichten Rost auf ihr eine weitere hinzugefügt wurde. Es war gerecht ausgelost worden, wer den Auftrag übernehmen sollte. Allerdings ist es niemals eine gute Idee, gegen einen Troll zu gewinnen, wenn es nicht unbedingt sein musste.
Ich näherte mich der UU. Nur ein Narr hätte erwartet, dass bei diesem Wetter einer der Brüller heraus kommen würde, um die Pforte zu öffnen. Ich versuchte es dennoch mit einem lauten, unüberhörbaren Klopfen. Jedem war der "Geheim" - Eingang in der Seitengasse bekannt, aber in der neuen Sintflut über glitschige Steine zu klettern, stand im Augenblick ziemlich weit unten auf der Liste meiner angestrebten Tätigkeiten. Wie erwartet kam keiner der Brüller, die Pforte öffnete sich dennoch, als der Blitz kam. Es war ein beeindruckender Blitz, wie ich aus nächster Nähe feststellen konnte. Er wies die für Blitze üblichen Zacken und eine beachtliche Hitzestrahlung auf. Er war erst bläulich, doch die Farbe wich einem grellen Weiß, als es ihr wohl zu heiß wurde. Das einzig Unerwartete war, dass er nicht senkrecht vom Himmel herabzuckte, wie ich es bisher von diesen Naturereignissen gewohnt war, sondern mir in waagerechter Lage von der UU her entgegen kam.
Als ich mich traute, die Augen zu öffnen, fiel der Regen noch immer auf mich. Tod hatte wohl heute keine Zeit für mich. Eine kleine, typische Menschenmenge hatte sich um den Trümmerhaufen, in dem ich lag, gebildet. Daß keiner auf die Idee gekommen war, mir zu helfen, überraschte mich nicht weiter, ich konnte vielmehr von Glück sagen, dass ich meine Stiefel noch besaß, wahrscheinlich hatten sie sich nicht einigen können, wer sie bekam. Ich erhob mich vorsichtig. Die Menge verstreute sich; Die Vorstellung war vorbei, niemand wollte einem Wächter Hilfestellung leisten und es schien keine Stiefel zum Stehlen zu geben, warum sollten sie also bleiben? Ich trat stolz durch den nun freien Zugang zur UU. So stolz, wie es mit einem Umhang möglich war, der an den Stellen, an denen er sich nicht mit dem sauberen und nahrhaften Regen von Ankh-Morpork voll gesogen hatte, fröhlich vor sich hin brannte. Nun, der anhaltende Regen würde zumindest das zweite Problem regeln.
Ich war mir nicht sicher, aber es schien etwas Merkwürdiges beim Trakt für diese Dingens die hohe Energie-Magie, oder so, vorzugehen. Ich war mir nicht sicher, aber ein solch massives Auftreten von horizontalen Blitzen wäre sicher schon früher jemandem aufgefallen. Nun, zumindest wusste ich schon einmal, weshalb ich hier war.
Ich betrat den Großen Saal der UU. Die Magier waren, wer hätte es erwartet, bei einer Mahlzeit. Ich hinterließ beachtliche Pfützen auf dem Boden, als ich quer durch den Saal auf den Tisch des Fakultätsrat zuging. Es dauerte eine Weile, bis ich den Raum durchquert hatte, aber schließlich stand ich dem Erzkanzler gegenüber. Er schien mit etwas beschäftigt zu sein, das ich als "Essen" bezeichnen möchte, um ungebührliche Kraftausdrücke zu vermeiden. Ein kleiner See entstand zu meinen Füssen, als ich dort stand und darauf wartete, bemerkt zu werden.
- - Irgendwann fiel ein Staubpartikel in das Wasser, das mit dem Mantel in den Raum gekommen war. Der Zufall wollte es, dass an ihm einige mikroskopische Partikel biologischer Masse hafteten. Als diese Gen - Bruchteile auf das Wasser trafen, entwickelte sich eine völlig neue Lebensform, die unter Wasser atmen konnte und problemlos in einer Höhe von mehreren Tausend Kilometer fliegen konnten. Hinzu kam, dass sie keinen Sauerstoff oder Ähnliches benötigte. Jahrtausende später erforschten Mitglieder dieses Volkes die vier Elefanten und die Himmelsschildkröte Groß A´Thuin und lösten einige der Grundfragen des Lebens. Leider waren diese Lebewesen nur einige Pikometer groß und wurden niemals von einem Menschen entdeckt. So etwas geschieht praktisch ständig. - - -
Schließlich wurde es mir zu dumm und ich erhob das Wort:
"Entschuldigung, ich bin von der Wache von An...", begann ich, als eine Stimme von rechts mich unterbrach.
"Die Wache? Haben sie Dich doch noch gefunden, Runen?" Es war ein schlechter Witz, auf den jeder im Raum hätte verzichten können.
"Erinnert mich, ihm dazu ein Memo zu schicken.", brummte der Erzkanzler, Ridcully hieß er glaubte ich. Die anderen Zauberer wichen erschrocken zurück.
Sie hatten einiges Schreckliches gesehen und es verging kaum eine Woche, in der nicht irgendetwas vorbei kam, um mit einem Fingerschnippen die Welt auszulöschen, aber ein Memo war schlimmer, als die Dinge der Kerkerdimensionen und ein wütender Bibliothekar zusammen.
"Mustrum.", begann einer von ihnen zur Linken, "Sei nicht so hart. Es war nur als Scherz gemeint."
"Es tut ihm sicher schon leid, sieh ihn Dir nur an."
"Dingedingedong, der Uhrmann geht im Kreis."
Die Zauberer sahen zum letzten Sprecher.
"Was hast Du gesagt, Quästor", fragte der Erzkanzler.
"Deine Mutter ist eine Teekanne?", erwiderte der Angesprochene.
"Hat er seine...?", fragte Ridcully.
"Ich werde sie sofort holen.", versprach einer der Zauberer, "Vielleicht sollten wir uns aber zunächst anhören, was der junge Mann hier zu sagen hat.", er deutete auf mich.
Ridcully musterte mich.
"Er scheint von der Wache zu sein.", schloß er. Unglaublich, angesichts meines Helm, dem Brustharnisch und der Dienstmarke.
"So ist es.", pflichtete ich ihm bei, "Ich bin hierher gekom..."
"Merkwürdig. Seit wann beschäftigen sich die Wächter mit den Angelegenheiten der Universität.", fragte er mehr sich selbst, als jemand anderen. Das war natürlich kein Grund für einen Zauberer NICHT zu antworten.
"Könnte es etwas mit ... Du weißt schon ... zu tun haben? Mit ... IHM!", flüsterte der jüngste der Zauberer.
Ridcully sah nachdenklich zu mir.
"Denkst Du, Professor?"
Jeder Zauberer am Tisch nickte, mit Ausnahme des Quästors, der sich hingebungsvoll am rechten Ohr kratzte, was wohl in seiner eigenen kleinen Welt das selbe ausdrücken sollte.
"Nun gut!", der Erzkanzler erhob sich, was ihn plötzlich sehr beeindruckend erschienen ließ, "Junger Mann, was weißt Du darüber?"
"Ich?", erwiderte ich erschrocken, "Ich wurde beinahe von einem waagerechten Blitz erschlagen, als ich höflich an die Pforte der Universität klopfte."
"Merkwürdig.", entfuhr es dem Dozenten für neue Runen.
"Ja.", sagte Ridcully, "Wir dachten, sie würden verschwinden, wenn wir sie lange genug nicht beachten."
"Nein.", erwiderte der Dozent, "Merkwürdig, dass es einen Menschen gibt, der freiwillig UND höflich an die Pforte der Universität klopft."
"Der Kommandeur schickt mich.", warf ich leise ein.
"Aha.", der Dozent schien erleichtert zu sein, "Dann ist ja alles klar."
"Weißt Du...", der Erzkanzler sprach mit einer Stimme, die mir zeigte, dass ich in Kürze ins Vertrauen gezogen würde, es klang, als hätte er jemanden entdeckt, auf den er eine Aufgabe abwälzen könnte, die sonst er erledigen hätte müssen, " ... vielleicht kannst Du uns helfen ...", Aha! Es ging schon los, nun musste ich nur noch erfahren, um was es ging, "... wir haben mit solchen Sachen nicht viel Erfahrung, weißt Du? ...", das schränkte die Möglichkeiten nicht unbedingt sehr ein, "...Also, um ehrlich zu sein, wissen wir nicht mehr weiter. Wir hatten gedacht, dass er sich irgendwann abregt, auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt."
"Ich habe gleich gesagt: Laßt ihm wenigstens EINEN seiner Kricketschläger.", sagte ein Mann, der der Oberste Hirte sein sollte.
"DU hast gesagt, wir sollten die Dinger verbrennen.", bemerkte der Dozent.
"Ich meinte das im metaphorischem Sinne.", behauptete der Hirte.
"Die Sonne ist grün, die Wolken glitzern wie mein Eichenbaum."
"Nicht aufgeben, Quästor, immer weitermachen.", ermutigte Ridcully den Mann, er machte einige mehr oder weniger unauffällige Handbewegungen, woraufhin der junge Zauberer sich erhob und hastig den Saal verließ.
"Du hattest schon das Feuerholz aufgeschichtet!"
"Da ist nicht wahr, ich wollte nur ein kleines Feuer machen, um uns ein wenig zu wärmen. Nicht mal im Traum wäre mir eingefallen, die Schläger des Dekans zu verbren..."
"Es war um Zwölf Uhr mittags mitten im Hochsommer."
"Mir war kalt.", behauptete der Hirte tapfer.
Stibbons kehrte mit einer kleinen Schachtel in der Hand zurück. Als er sie öffnete und dem Quästor einige der enthaltenen Pillen anzubieten, begannen der Dozent und der Hirte, sich gegenseitig mit ihren Bäuchen zu schubsen.
"Wie dem auch sei.", wandte sich Ridcully wieder an mich, es gelang im routiniert, das sich anbahnende Chaos hinter ihm zu ignorieren, "Unser Dekan benimmt sich in letzter Zeit etwas ... merkwürdig."
"Seit wann ist das so?", etwas in mir schaltete aus reinem Selbsterhaltungstrieb auf Ermittlung - Automatik.
"Nun, es begann, kurz nach dieser Sache mit Frau Allesweiß."
"Die Sache mit Frau Allesweiß?", zu den wenigen Dingen, die ich über Zauberer wusste, gehörte eine, die mit dieser Aussage immens kollidierte.
"Nun, weißt Du, vor einiger Zeit waren wir auf einer ... Dienstreise."
"Wir waren 30.000 Jahre in einen Felsen gesperrt, in dem die Zeit langsamer verging, als auf dem regenlosen Kontinent.", warf einer der Zauberer ein.
"Auf jeden Fall, der Dekan muß wohl ... einige Dinge ... falsch verarbeitet haben."
"Eigentlich ist es so, dass er sein psychologisch-mentales Gleichgewicht verloren hat, als man ihm als Reaktion auf diese "Reise" seine Kricketschläger - Sammlung wegnahm.", ließ sich Ponder Stibbons vernehmen.
Ich war geneigt, ihm zu glauben. Ein Mann, der gegen die grausamsten Wesen aus den absurdesten Dimensionen gekämpft hatte, der schon während seiner Studienzeit monatlich die Welt gerettet hatte und der sich seit Jahren von diesen Leuten umgeben wusste, drehte durch, als man ihm seine Holzstangen fortnahm, ich sah nirgends einen Fehler in dieser Art besonderer UU-Logik.
Nachdem wir dies geklärt hatten, lief das ganze recht unspektakulär ab. Die Zauberer öffneten, nachdem ich ihnen alles erklärt hatte, was nicht mehr als drei Stunden mit jedem von ihnen im intensiven Einzelgespräch dauerte, ein trans-dimensionales Tor, mit dem ich, der Fakultätsrat und eine Sammlung nagelneuer Schläger zu dem Dekan gelangen konnten. Man hätte einfach durch die Tür gehen können, doch das wäre zu einfach gewesen, zu undramatisch und außerdem hätte ich so niemals das Abenteuer in der Parallelwelt Urps erlebt, in der wir zunächst landeten und in der der Quästor als Gott verehrt wurde, doch das ist eine andere Geschichte. Der Dekan war nicht schwer zu finden, das kann mir mal einfach geglaubt werden, und nachdem er versprochen hatte, keine ... unangemessenen Gedanken mit den Schlägern zu verbinden und sich höflich bei Frau Allesweiß zu entschuldigen, wofür möchte ich mit Rücksichtnahme auf jüngere oder sensiblere Leser nicht schreiben, konnte ich den Fall zu den Akten legen. Nachdem ich ihn sauber abgeschrieben hatte, auf dem Papier, das ich zunächst kaufen musste, da irgendein Kommandeur, dessen Namen ich nicht nennen möchte, aus dem letzten Blatt ein kleines Schiffchen gebastelt hatte, dass er später in den Pfützen schwimmen lassen wollte. Muß ich extra erwähnen, dass es auf dem Weg zum Händler NICHT aufhörte, zu regnen?



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