Spurlos, Lautlos (Kampagne 1 - Teil 1)

Bisher hat keiner bewertet.

von Oberleutnant Humph MeckDwarf (RUM)
Online seit 30. 11. 2002
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 Außerdem kommt vor: Venezia Knurblich

Wächter verschwinden. Der Beginn einer Suche nach Identität, Sein und Nicht-Sein

Für diese Mission wurde keine Note vergeben.

Der Kerzenschein reflektierte an den weichen Formen einer dunklen Schönheit. Ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig, ihre Arme ausgestreckt und die Hände formten eine Schale in Schulterhöhe. Leise Worte flogen durch die Luft des sonst düsteren Raumes. Die Lippen der sitzenden Nackten bewegten sich synchron dieser Worte. Mit einem stummen Schrei endete sie, ihr Kopf sackte gegen ihre Brust und der Körper schien vollkommen zu erschlaffen. Minutenlang saß die junge Frau schwach atmend da, Schweißperlen glitzerten auf ihrer ganzen Gestalt, dann fuhr der Kopf plötzlich hoch und braune Augen durchforsteten das Zimmer. Geschmeidig stand sie auf und ging zu einem Tisch, auf dem ein dunkelbrauner Kristall stand. Ein sechseckiges Loch war in die Kugel gebohrt. Ihre Hände glitten fast zärtlich über die Oberfläche und ein bösartiges Lächeln stahl sich in das sonst schöne Gesicht. Das Bild in der Kugel wurde schärfer und zeigte das Wachehaus am Pseudopolisplatz.

Humph MeckDwarf saß wieder einmal an seinem Schreibtisch und las sich durch die Akten. Trotz der derzeitigen Personalsituation hatte RUM doch weitaus mehr Akten als FROG, was wohl daran lag, dass FROG doch eher speziellere Fälle übernahmen, während RUM auch bei einfachen Morden, Toden und Diebstählen ermitteln musste. Mit Schwung unterschrieb er das Dokument und warf es auf den "Erledigt"-Stapel. Ächzend stand der Oberleutnant auf und streckte sich. Mittlerweile saß er schon seit dem Morgen hier und arbeitete Akten auf. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn mit seinem Morgensport enden und er sagte laut: "Herein!"
Vinni trat ein, salutierte und schloss dann die Tür.
"Hallo, Meckerl", sagte er, während Humph sich wieder setzte.
"Servus, Vinnerl.", erwiderte er und lächelte seinen neuen Stellvertreter an, "Was gibt's?"
"Carisa ist weg."
"Wie, Carisa ist weg?", fragte er nach und legte den Kopf schief, "Kam sie nicht zum Dienst? Am besten öffnet ihr die Fenster, vielleicht schafft sie es dann rein". Ein sarkastisches Grinsen stahl sich in sein Gesicht.
"Nein, sie war da. Wir plauderten gerade über ihre Ausbildung und plötzlich fiel sie um und verschwand einfach.", erwiderte der Korporal.
"Sie verschwand vor deinen Augen?"
"Ja...", sagte Vinni, senkte dann den Kopf und setzte beschämt ein "Sir" hinzu.
"WIE funktioniert das???"
Vinni rang hilflos mit den Händen. "Ich wünschte, ich wüsste es.", murmelte er leise.
Seufzend nahm Humph die Brille von der Nase: "Sie verschwindet einfach so vor deiner Nase und du hast keine Ahnung, warum?"
"Genau", Vinni trat von einem Fuß auf den anderen.
"Schon okay. Ich werde mich dessen annehmen. Du hast soweit ich weiß, derzeit etwas anderes zu tun, nicht?"
"Ja, Sir."
"Äh, Vinni, wo war denn das?", Humph stand auf, ging zu seinem Kleiderständer und warf den Mantel über.
"Im Aufenthaltsraum. Komm mit, ich zeig es dir."

Im Aufenthaltsraum angekommen zeigte Vinni auf einen Stuhl: "Da saß sie darauf, als sie plötzlich vom Stuhl fiel und weg war."
Humph kniete sich hin und sah sich den Stuhl genauer an.
"Einfach so?", fragte er.
"Einfach so! Sah aus, als würde sie runter gestoßen. Aber beschwören könnt ich's nicht."
Humph nickte: "Gut, gut, begib dich ruhig zu deiner Arbeit. Ich bin ja sowieso der Hauptverantwortliche hier."
Vinni nickte ihm zu und verschwand dann. Der Oberleutnant widmete sich wieder dem Stuhl und kippte ihn hin und her. Irgendetwas musste hier doch zu finden sein. Plötzlich bekam er einen Stoss von hinten und fiel schmerzhaft auf den Stuhl. Schnell sah er sich um, dann schien ihm etwas einzufallen und er tastete sich ab und vergewisserte sich, ob er sich selbst sah. Aufseufzend registrierte er, dass er noch da war und sah Dragor entgegen, der gerade hereingekommen war und ihn verwundert ansah.
"Äääh... Weitermachen, Lance-Korporal!", sagte der Oberleutnant mit den Armen fuchtelnd, "Öhm.. woran... du... auch immer gerade gearbeitet hast..."
Der Lance-Korporal schaute ihn noch einmal unsicher an, nickte ihm dann aber zu und verschwand in der Tür. Dabei knallte die Tür regelrecht zu und ein leiser Schmerzensschrei war zu hören.
Humph schüttelte den Kopf, entweder konnten die Leute nicht anklopfen oder sie gingen mit den Türen äußerst brutal um und schlugen sie fast ein. Er fügte noch etwas hinzu: Oder sie benutzten die Tür gar nicht. Das führte ihn im Gedanken wieder zum Fall zurück. Carisa konnte nie die Tür benutzen, zumindest hatte er es noch nie gesehen. Jetzt war sie einfach vor Vinnis Augen verschwunden und es gab keine Anzeichen wohin. So konnte man nicht arbeiten, es fehlten jegliche Anhaltspunkte! Er setzte sich und kratzte sich am Kopf.

Er saß noch immer grübelnd da, als wieder einmal die Tür aufgerissen wurde und eine abgehetzte Gestalt hereinkam.
"Humph...", keuchte Korporal Charlotta und versuchte normal zu atmen.
"Charlie? Was ist los? Beruhig dich erstmal und setz dich hin."
Charlie setzte sich und holte tief Luft, dann sprudelten die Worte aus ihr heraus: "Eca ist weg! Ich war gerade bei ihr, weil sie Hatscha anscheinend verloren hatte und FROG das übernehmen sollte. Und plötzlich verschwand sie! Vor meinen Augen! Sie war auf dem Tisch gesessen, fiel plötzlich runter und PLOPP war sie weg... Ich hab das zuerst für einen Scherz gehalten, aber da sie nicht antwortete, hab ich mich im Raum umgesehen. NICHTS! Rein GAR NICHTS! Nicht mal mehr ihr Geruch! Zumindest keine frische Fährte."
"Moment, Schwesterchen. Beruhig dich erstmal etwas und dann erklär mir bitte etwas. Eca hat Hatscha verloren?"
Sie schloss kurz die Augen, atmete noch ein paar Mal tief durch und sagte dann, etwas ruhiger: "Ja. So ähnlich. Sie meinte, sie wäre verschwunden. Sie war nicht zum Dienst gekommen und daheim ist sie auch nicht. Keiner hatte Hatscha seit gestern Abend gesehen. Eca wollte, dass FROG den Fall übernimmt. Und als ich mit ihr darüber redete, verschwand sie plötzlich."
"Hmmm...", erst jetzt sah Humph seine Halbschwester genauer an, "Woher hast du die Wunde am Kopf?"
"Ach...", Charlie sah kurz beschämt zu Boden, "Das war nichts..."
"Sag schon."
"Naja, ich bin gestolpert und gegen Ecas Schreibtischkante gefallen, nichts weiter."
"Achso, verstehe. Warte...", Humph ging zu ihr und legte die Hand auf die Wunde.
"Humph, bei Werwölfen heilt das von selbst recht schnell.", sagte sie etwas genervt.
"Ich weiß, Liebes, aber als dein großer Bruder muss ich auf dich aufpassen. Und je schneller die Wunde geheilt ist, desto besser.", der blaue Schimmer in seiner Hand hörte auf zu leuchten und Charlies Stirn war wieder heil.
"Ihr behandelt mich immer wie ein Kleinkind!", erwiderte sie etwas trotzig.
"Das liegt daran, dass du dich auch hie und da so verhältst.", Humph grinste sie an, "Im Ernst, wir machen uns nur Sorgen. Und du weißt, dass Eca in dem Fall sehr anstrengend ist."
"Oooohja", sagte die Werwölfin und stand auf.
"Na, gut. Lass uns in ihr Büro gehen, vielleicht sehe ich ja etwas, was du übersehen hast. Vier Augen sehen bekanntlich besser als zwei.", sagte Humph.
"Sehr witzig", grummelte sie.
"Oh, verzeih, ich vergaß... du hast ja keine... na dann sehen eben zwei Augen mehr als gar keine, nicht?"
"Das war auch nicht besser.", meinte sie schmollend.
Humph zuckte mit den Schultern und verließ mit ihr den Aufenthaltsraum.

"Okay, zeig mir mal, wie die Situation genau war.", sagte Humph und lehnte sich gegen Ecas Tisch.
"Na, gut, also...", Charlie sah sich flüchtig um und zeigte dann auf ihn, "Eca stand genau da, wo du jetzt stehst."
"Oh!", fuhr es aus Humphs Mund und er ging schnell zur anderen Ecke des Tisches.
"Ja. Und ich saß hier in dem Sessel", sie setzte sich demonstrativ in einen Sessel, der vor dem Schreibtisch stand.
"Aha, und dann verschwand sie?", fragte er.
"Dann verschwa...", plötzlich fiel Charlie vom Stuhl und Humph hechtete zu ihr. Dann war sie weg.
"WAS ZUM...", entfuhr ihm aus der Kehle, als er auf die Knie fiel, "Charlie??"
Er sah sich verwundert um. Keine Spur mehr von ihr. Plötzlich spürte er den Hauch einer Berührung an seinem Rücken und er fuhr erschrocken herum. Nichts zu sehen. Langsam wurde das unheimlich. Warum verschwanden plötzlich einfach so lauter Wächter? Und dann auch noch ohne jegliche Spur? Grummelnd stand Humph auf. Solche Sachen hasste er. Und warum passierten sie auch noch ständig ihm? Er beschloss jemanden zu Rate zu ziehen, der mehr Erfahrung hatte.

"Und sie verschwand vor deinen Augen?", fragte Veni und holte ein weiteres Würstchen aus einer neben ihr stehenden Schale.
"Was glaubst du, wie oft ich diese Frage heute bereits gefragt habe?", erwiderte er resigniert und lehnte sich brummelnd in den Stuhl zurück, "Und du bekommst dieselbe Antwort, wie ich sie hören dürfte: JAAA!!!"
"Ganz ruhig, Humph! Es hat immer alles eine Erklärung.", erwiderte Veni ruhig und biss vom Würstchen ab.
Humph sprang erregt auf und sah die Gnomin funkelnd an: "Ich WILL NICHT ruhig bleiben! Es verschwinden immer mehr Wächter und es gibt genau NULL Spuren dafür... Sag mal, könntest du vielleicht aufhören, das eklige Ding in dich reinzustopfen?"
"Lieber Humph es wäre nett, wenn du dich beruhigst. Das hilft uns überhaupt nicht weiter. Kann es sein, dass du in letzter Zeit zuviel Stress hast?"
Der Oberleutnant sah sie verblüfft an: "Sag mal, hast du mir eigentlich zugehört? Meine Schwestern und zwei weitere Wachemitglieder sind verschwunden! Beunruhigt dich das gar nicht? Es könnte jeden von uns erwischen!" Dabei sah er sich immer wieder um.
"Ich glaub, du leidest unter Verfolgungswahn, Humph... du schaust dich ständig um..."
"Ich find's eben nicht so toll, dass plötzlich alle verschwinden. Veni, ich hab kaum Leute, ich hab gehofft..."
"Und du bist dir sicher, dass du dir das nicht alles einbildest?"
"Veni, lass den püschologischen Sch..."
"Bitte, Humph, wir wollen doch höflich bleiben!", sie stand nun auf und legte das Würstchen weg, "Nun, da du dir so sicher bist, wird ich jemanden geben, der dir hilft... Schulter!"
"Na, hör mal, ich bin kein Gefr..."
"Ich sagte SCHULTER!"
"Okay, okay", Humph nahm sie in die Hand und hob sie auf seine Schulter. "Ist ja wie früher", grummelte er.
"Nicht grummeln, Humph, das steht dir nicht. Schauen wir mal, wer so von den FROGs da ist, ja?"

Humph trat mit Veni aus ihrem Büro und sah sich im Arbeitsbereich von FROG um. Zad, Goldi, Rogi und Kanndra waren zu sehen. Alle sahen etwas gelangweilt drein und vertrieben sich die Zeit mit ihren individuellen Betätigungen.
"Hallo, FROGs. Ich bräuchte eure Hilfe", sagte er. Keine Reaktion. "Äh, Zad? Goldi?" – Keine Reaktion.
"Haaaaltung!", rief Veni plötzlich und Humph zuckte zusammen. Etwas staunend sah er, wie alle aufsprangen und salutierten, "Siehst du, man muss nur wissen, wie man mit den Leuten umgeht."
Humph sah sie etwas missmutig an: "Hey, ich war lang genug Abteilungsleiter."
"Offensichtlich nicht lang genu.. äääh...", Veni zeigte plötzlich zu den Wächtern und Humph drehte wieder den Kopf dorthin. Zad war plötzlich weg.
"Also, ich sag's ungern, aber ich hab's dir doch gesagt!", sagte Humph, als plötzlich auch Kanndra verschwand. "Ich hab das Gefühl, deine Abteilung schrumpft gerade etwas..."
"Sehr witzig", erwiderte Leutnant Knurblich. Gold Moon löste sich plötzlich in Luft auf und Rogi sah sich irritiert um. Dann war sie auch weg.
Veni blickte den Oberleutnant an: "Du kümmerst dich doch darum, oder?"
"Äääh, ja, schon..."
"Gut, ich vertrau dir da! Da nämlich jetzt die Hälfte meiner Leute weg ist, muss ich selbst hier Stellung halten! Ich hoffe, du verstehst, dass ich dir jetzt niemanden mehr geben kann."
"Allerdings", Humph seufzte und stellte Veni am Boden ab, "Ich tu alles, was ich tun kann, um alle zurück zu bringen. Ich wünschte nur, ich hätte Hilfe."
"Du schaffst das schon. Und wenn du das Schwein findest, das schuld ist... Den will ich sehen! Mit dem hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen!" Dann ging sie in ihr Büro zurück und knallte die Tür zu.
"Wenigstens ist sie noch die Alte", grinste Humph in sich hinein, dann sah er sich verzweifelt im Raum um. Wo konnte er nur Anhaltspunkte finden?

ENDE Kampagnenteil 1




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