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Für Rekruten (zweite Mission):
Was ist das? Als du aus dem Wachehaus trittst, liegt ein Zettel vor deinen Füßen. Du klappst ihn auf und ein Hinweis sagt dir folgendes:
"Gehe zum höchsten Gebäude in der Stadt und suche nach der Wahrheit."
Ein Streich deiner Kollegen, eine Aufgabe deines Ausbilders oder doch etwas völlig anderes? Gehst du dem nach?
Dafür vergebene Note: 9
"Was soll eigentlich dieses ganze Gleichschrittgehen? Mit der Armbrust schießen oder mit dem Schwert umgehen zu lernen kann ich ja verstehen, aber im Gleichschritt gehen?"
"Vielleicht gibt es so was wie einen Wettkampf? Zum Beispiel 20 Kilometer Parade-gehen mit Pluspunkten für extrem steife Arme die bis zur Schulter des Vorgängers gehoben werden. Natürlich, das Ziel könnte auch sein dass uns die Verbrecher sehen und wegen der Lachkrämpfe die sie kriegen, nicht mehr weglaufen können."
"Mich stört am meisten dass sich die kleinen immer hinten anstellen müssen" beschwerte sich Opal.
"Hinten ist man am wenigsten seh- und angreifbar" meinte Will.
"Ich muss jetzt auf Streife."
"Du hast es gut. Ich darf wieder die Zeit beim Tresendienst totschlagen."
"Das passiert eben wenn man hinter dem Tresen einschläft und Kommandeur Rince einen dabei erwischt."
"Ich war doch nur kurz eingenickt" sagte die Wächterin und ging in Richtung Wache "bis später".
Als sie gerade die Wache betrat ging Frau Willichnicht hinaus. An dem Tresen hatte sie eine verzweifelte Wächterin zurückgelassen.
"Sie hat 1 Stunde und 20 Minuten pausenlos geredet und zum Schluss hat sie sich auch noch darüber beschwert dass ich zu langsam schreibe." Nanyri seufzte "ich brauch erstmal Kaffee. Soll ich dir auch eine Tasse mitbringen?"
"Ja, bitte." Will nahm ihren Platz ein und schaute auf die Notizen ihrer Kollegin "...ein Geist sieht Frau Willichnicht beim schlafen zu... ...die Bengel die ihre Fensterscheibe letzte Woche eingeschlagen haben sind noch immer nicht gefunden worden... ...der Kater von Frau Tierlieb soll zum Schweigen gebracht werden..."
Den ganzen Morgen gab's nur zwei Anzeigen, beide wegen unlizenzierten Diebstahls. Im ersten Fall wurde eine Statue vom Tempel der Geringen Götter gestohlen und im zweiten die Kristallkugel von Madam Sehviel. Am frühen Nachmittag gesellte sich noch ein dritter Fall dazu, fünf Schutzamulette waren spurlos verschwunden.
Eine ganze Ewigkeit später, naja ungefähr, schlug die Uhr und meldete ihren Dienstschluss. "Kommst du mit zum Eimer?"
"Erst später. Ich muss noch was tun, geh du schon mal vor." antwortete Nanyri.
Als Will aus der Wache ging bemerkte sie ein Stück Papier das vor dem Eingang lag. Sie wusste selbst nicht wieso aber sie hob es auf und las "Gehe zum höchsten Gebäude in der Stadt und suche nach der Wahrheit." Will steckte es ein und machte sich wieder auf den Weg zum Eimer aber ihre Gedanken wollten nicht aufhören um den Zettel zu kreisen. "Das höchste Gebäude der Stadt. Damit muss der Kunstturm der Unsichtbaren Universität gemeint sein aber nach der Wahrheit suchen? Ich frag mich echt wer sich das ganze ausgedacht hat."
"Na? Anscheinend hast du den Tag überstanden" begrüßte sie Opal.
"Hallo" sagte Will und setzte sich neben ihn. "Auf dem Weg hierher hab ich gesehen wie der Bibliothekar mit Erdnüssen nach Tauben warf. Wie kommt er eigentlich jeden Abend in die Trommel? Ich dachte dass die Tore der Unsichtbaren Universität nachts geschlossen werden."
"Keine Ahnung. Vielleicht hat er eine Sondererlaubnis."
Stump drehte sich zu ihnen um "Unsinn. Er benutzt den gleichen Weg wie die Studenten."
"Und der wäre?"
"In der Seitengasse links neben dem Tor sind Steine in der Mauer locker so kann man leicht drüberklettern. Wieso interessiert dich das?"
"Ich bin halt neugierig" meinte Will ausweichend.
Eine Stunde später als sie im Schlafsaal vor dem Spiegel stand erkannte sie sich kaum wieder. Es war nicht die Kleidung, sie hatte sich entschieden die Sachen die sie als Hexe angehabt hatte (schwarze Hose, Pullover und Mütze, sie mochte Hüte noch nie) anzuziehen, nein, das Problem war sie selbst. Normalerweise kostete es sie kaum Mühe offensichtliche Sachen zu ignorieren aber jetzt... sie würde nicht ruhen können bevor sie sich nicht am Turm umgesehen hatte. Sie war zwar nicht im Dienst und der Zettel war keine offizielle Anzeige aber sie hängte sich trotzdem ihre Dienstmarke um den Hals, steckte den Omnianischen-Opfer-Dolch ihres Vaters in den Stiefel und machte sich auf den Weg.
Erstaunt sah sich Will um. Sie war zwar außer Atem aber sie hatte es problemlos bis ganz oben in den Turm geschafft. "Das war zu einfach" dachte sie gerade als sie etwas hörte.
"...wirklich... ...anderen... ...schreiben... ...liefern..." die Stimmen kamen von den Treppen dem einzigen Ausgang wenn man nicht lebensmüde war oder fliegen konnte.
Will presste sich an die Wand und konzentrierte sich. Es musste funktionieren, sie musste optisch mit der Umgebung verschmelzen. Zwei Personen kamen durch die Tür und stellten sich in die Mitte des Zimmers. Sie warteten auf etwas. Die Wächterin begann sich ernsthaft Sorgen zu machen. Sie hatte sich noch nie besonders lange ' unsichtbar ' machen können. Noch weniger als eine Minute dann war sie ihnen ausgeliefert. Irgendwas kam die Treppe hoch es hörte sich wie das trippeln vieler kleiner Füße an. "Ratten!" dachte sie entsetzt bevor alles um sie herum schwarz wurde.
"Die haben die Wahrheit gestohlen. Einfach so gestohlen" sagte jemand.
Es war dunkel und Will war an Händen und Füßen gefesselt. Vor ihren Augen bewegte sich was. "Wer bist du?"
"Die haben alles verändert. Die haben uns die Wahrheit genommen."
Will erkannte eine kleine Gestalt die aufgeregt herumhüpfte. "Wer bist du? Wo bin ich?"
"Du musst die Wahrheit suchen."
"Bist du eine sprechende Ratte?"
Schwarze Augen musterten Will. "Was glaubst denn du? Ich bin Melvin. Bist du ein starker Wächter oder Zauberer?"
"Nein, da muss ich dich enttäuschen. Kannst du mich losbinden?"
"Was? Die haben nur mit mir gespielt" sagte Melvin niedergeschlagen. "Du hättest nie den Zettel bekommen dürfen. Nicht du."
"Wirklich schade. Könntest du mich vielleicht jetzt losbinden?"
"Erst stehlen die die Wahrheit und jetzt das. Das ist unfair."
"Jetzt mal langsam...", sie redete nicht weiter denn Melvin war verschwunden. "Verdammt."
Die Wächterin stellte fest dass sie immer noch im Turm war. Was war eigentlich passiert? Die Ratten sind die Treppe hoch gekommen und im gleichen Moment drehte sich einer der beiden Männer zu ihr um und schlug sie bewusstlos. Die Ratten, ja, sie hatten etwas dabeigehabt.
Vor ihr glänzte die Wächtermarke im Mondschein. "Mal sehen für was du alles gut bist." Sie nahm die Marke in die Hand und versuchte die Fessel mit den scharfen Kanten zu durchtrennen. Die Arbeit ging nur langsam voran und sie fügte sich selbst dabei mehr schaden zu als der Schnur. Es musste eine ganze Stunde vergangen sein als sie endlich ihre Hände befreit hatte. Sie nahm den Dolch aus dem Stiefel und schnitt auch ihre Fußfesseln durch, richtete sich auf und machte einen Schritt in Richtung Ausgang.
"Hey, pass doch auf!"
Die Ratte war wieder da.
"Woher kennst du meinen Namen?"
"Hat den Zettel außer dir noch jemand gelesen?"
"Nein, ich glaube nicht. Wieso bist du vorhin verschwunden?"
"Die haben mich gerufen. Ich musste was erledigen" sagte Melvin und sah auf den Boden. "Dann musst DU eben die Wahrheit finden."
"Hast du den Hinweis geschrieben?"
"Ja, du musst die Wahrheit zurückbringen."
"Hör mir zu, man kann die Wahrheit nicht stehlen oder zurückbringen. Die Wahrheit ist ganz einfach da, deswegen nennt man sie Wahrheit."
"Aber die haben sie gestohlen."
"Wer sind überhaupt ' die ' ?"
"Die grauen Männer. Wegen ihnen ist nichts mehr so wie es war. Sie haben uns unsere Wahrheit genommen und sie durch eine andere ersetzt. Jetzt müssen wir das tun was sie schreiben."
"Schreiben?"
"In ihr Buch. Unten im Grossen Raum. Sie zwingen uns Sachen zu klauen, magische Sachen wie Kristallkugeln oder fliegende Besen."
"Fliegende Besen? War vorne am Griff eine Schildkröte eingeschnitzt?"
"Ich glaub schon."
"Ihr habt meinen Besen gestohlen?"
"Du musst uns unsere Wahrheit wiedergeben. Bitte."
"Wieso brauchen sie die Gegenstände?"
"Damit sie das Feuer füttern."
"Feuer." Will war ganz blass geworden.
"Es ist ein magisches Feuer. Irgendwie grün und lila und es raucht nicht."
Will hob Melvin auf "O.K. Ich helfe dir."
Als sie an der untersten Stufe des Turms angekommen waren sprang Melvin aus ihrer Hand, "Warte dort", sagte er und verschwand in einem Riss der Wand. Auf dem Boden, genau dort wo die Stufen aufhörten öffnete sich ein Loch und gab die Sicht auf weitere Stufen frei.
"Was ist, kommst du?", die Ratte sah erwartungsvoll zu ihr.
"Wieso hilft uns kein anderer von deinem... Volk?"
"Sie wissen nicht was los ist. Sie waren nicht im Raum als das Feuer angezündet wurde."
Ungefähr fünf Minuten später waren sie ganz unten angekommen.
"Wir müssen hier weit unter der Stadt sein", sagte Will und versuchte sich nicht vorzustellen wie der Gang aussah. Weiter vorne brannte eine Fackel.
"Weißt du nicht, dass der Turm nicht nur das höchste Gebäude der Stadt ist, sondern auch das tiefste?"
"Nein. Wo müssen wir jetzt hin?"
"Da vorne durch das Tor. Dort versammeln sie sich immer."
"Bist du verrückt?! Dann laufen wir direkt in eine Falle. Sie benutzen dich nicht zufällig gerade um mich zu ihnen zu locken, oder?"
"Das Feuer muss ausgehen dann ist alles wieder gut."
"Du hast nicht auf meine Frage geantwortet."
"Die wissen wieso du da bist. Schließlich haben sie es zugelassen, dass ich den Zettel schreibe."
"Wieso hast du das nicht früher gesagt?", Will sah die Ratte vorwurfsvoll an.
"Dann wärst du nicht mitgekommen."
"Richtig, glaub mir, das wäre viel besser für unsere Gesundheit gewesen."
"Nicht für mich. Ich würde weiterhin tun müssen was die wollen."
Melvin sah so traurig aus das die Wächterin ihren ganzen Mut zusammen nahm und sagte "Wir sind bereits hier. Viel schlimmer kann es nicht mehr werden, wenn wir einen Blick in das Zimmer werfen."
Aber im gleichen Moment wusste sie, wenn sie hineinsahen gab es kein zurück, das Feuer musste gelöscht werden oder es würde das letzte sein was sie sahen...
In der Mitte der Zimmers brannte octarines Feuer, mit dem Rücken zum Tor einen Halbkreis formend standen acht graue Männer, jeder hielt einen magischen Gegenstand in der Hand. Zwischen Feuer und Männern lag ein geöffnetes Buch auf einem Tisch.
"Wir haben nicht die geringste Chance" flüsterte Will.
"Aber du musst mir helfen. Du hast es versprochen."
"Wie stellst du dir das vor?" sagte Will und zog sich von der Tür weg.
"Du hast es versprochen."
"Sie stehen zwar mit dem Rücken zum Tor aber ich hab weder Armbrust noch Schwert dabei. Außerdem halte ich nicht viel davon Leute umzubringen, dadurch wird man leicht selbst zur Zielscheibe."
"Die haben die Wahrheit gestohlen und du bist eine Wächterin. Du musst sie verhaften."
Will spähte zum Zimmer, die grauen Männer hatten angefangen zu singen. Nicht mehr lange... Die Wächterin gab sich einen Ruck. "Glaubst du, du kannst das Buch in das Feuer fallen lassen?"
"Nein, ich bin nicht so stark."
"Aber ihre Aufmerksamkeit kannst du auch nicht lang genug auf dich ziehen." Der Singsang wurde lauter. "Obwohl... das ist es! Du kletterst auf den Tisch und schreibst in das Buch das die anderen Ratten kommen und dir helfen."
Melvin sah sie strahlend an.
"Ich ziehe ihre Aufmerksamkeit so lange auf mich" sagte Will und versuchte die Warnglocken zu ignorieren die ihren Tod vorhersagten.
Die Rekrutin zog ihren Dolch und machte einen Schritt in das Zimmer. Das Singen hörte sofort auf und alle sahen sie an. Keiner bemerkte Melvin der im gleichen Moment in den Raum schlich.
"Du wagst es uns zu stören?" der Graue der ihren kaputten Besen in der Hand hielt sprach sie an. Er setzte sich auf ihn und wollte auf sie zufliegen. Sofort schoss der Besen nach oben und vollführte Loopings. Der Graue versuchte krampfhaft sich am Stiel festzuhalten. Will nutzte die Zeit und rammte den Dolch in einen der Männer der sich sofort in Rauch auflöste. Die anderen stürzten sich gerade auf sie als die ersten Ratten erschienen. Es hatte sie noch keiner bemerkt aber es war nur eine Frage der Zeit, spätestens wenn Will außer Gefecht war, was nicht mehr lange dauern würde, wäre alles aus. Es fehlte weniger als ein halber Meter bis das Buch das Feuer erreichte als die Wächterin zum zweiten mal in einer Nacht bewusstlos geschlagen wurde.
"Wir haben es geschafft! Wir sind die Besten!"
Will kam langsam zu sich. "Was ist passiert? Wieso sind wir vor dem Turm?"
"Als du ohnmächtig wurdest raste dein Besen in das Feuer. Da wurde das Feuer so riesig das es das Buch verbrannte. Alles wurde ganz weiß und dann waren wir hier draußen", sagte Melvin fröhlich.
"Mein Besen ist verbrannt?"
"Ja, er hat uns das Leben gerettet. Wie hast du es angestellt das er solche Kurven flog?"
"Ich hab gar nichts gemacht. Er war bei Reparatur weil der Lenkmechanismus nicht funktionierte."
"Wie heißt du eigentlich?"
"Will Passdochauf. Mein Besen ist wirklich verbrannt?"
"Ja. Ähm... Will, dürfte ich vielleicht bei dir wohnen?"
"Was? Erst muss ich alle Ratten der Gegend retten und jetzt willst du zu mir ziehen?"
"Die anderen können sich nicht an mich erinnern und es ist sicher interessanter wenn ich dich begleite."
"Wenn du unbedingt willst und der Kommandeur nichts dagegen hat, von mir aus. Aber du wirst mir versprechen nichts anzustellen, sonst schenke ich dich einem Zwerg."
"Geht klar" sagte Melvin und kletterte in Wills Jackentasche.
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