Gehasst, Verdammt, Vergöttert! - Das Leben eines Untoten

Bisher hat keiner bewertet.

von Wächter Leopold von Leermach (GRUND)
Online seit 13. 11. 2002
PDF-Version

Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht "Der Tatort - Du triffst als erster Wächter ein. Was tust du?!".
Das wird sicher nicht einfach!

Dafür vergebene Note: 10

Leopold erwachte erst vor einigen Wochen in einem hölzernen Behältnis welches ihn zu erst stark verwirrte, ihm aber danach sehr luxuriös vorkam. Als er die Augen aufschlug war es dunkel, einfach nur dunkel, aus Reflex und auch aus Angst (wie er sich später selbst eingestand) zuckte er nach oben nur um festzustellen, dass über ihm nicht besonders viel "oben" war... er stieß sich fürchterlich den Kopf. Erst mal zu Besinnung gerufen überlegte er, was er zuletzt getan hatte und was wohl passiert sein musste, dass er sich jetzt in dieser anscheinend aussichtlosen Lage befand.
Langsam dämmerte die Erinnerung, kroch aus ihrem Schlupfwinkel hervor und klopfte von innen an seinen immer noch schmerzenden Schädel.
IGOR!
Der Untergebene des Grafen, bei dem Leopold in den letzten Nächten Unterschlupf gesucht hatte, weil ein Vampirjäger namens Sergej Lacudra ihm dicht auf den Versen war, hatte eine Revolution der Diener angezettelt und das Schloss in Brand gesteckt. Als Leopold dabei ein schwerer Balken auf den Kopf fiel, setzte sein Denkvermögen aus und somit auch die Erinnerung was danach passierte.
Es klopfte.
Rein aus Reflex und etwas überwältigt sagte Leopold schlicht und einfach: "Ja bitte? Wer ift da?"
Nachdem ihm klar wurde das es soeben an seinem Gefängnis geklopft hatte, fing er aber dann hysterisch an zu kreischen, die schlimmste Hausfrau und achtfache Mutter hätte es nicht besser gekonnt. Die Tür (welche, wie sich im Nachhinein herausstellte, gar keine Tür sondern ein Deckel war) öffnete sich und ein Igor schaute hinein. Gekleidet in einem schwarzen Frack und mit einer Laterne bewaffnet schaute der glubschäugige Diener etwas verwundert über die Hektik des Vampirs in das Innere des Sarges.
"Ein Brief für euch hoher Herr" sagte er mit der Stimme eines Frosches.
Ohne ein Wort herauszubringen entnahm Leopold dem Diener den Brief und fing an zu lesen.:

"Liebster Leopold,
es tut mir leid dass ich Dich verlassen musste, bevor Du erwacht bist aber ich habe noch dringende Dinge zu erledigen.
Du befindest dich, wie du sicherlich schon mitbekommen hat, in großer Not.
Ich wäre meiner hilfreichen Ader wirklich liebend gern nachgegangen aber ich habe genügend eigene Schwierigkeiten.
Wende dich mit Deinen Problemen an die Stadtwache in Ankh - Morpork und werde ein Mitglied.
Wenn ich die Zeit finde werde ich Dir erneut einen Brief schreiben und Dich vielleicht auch besuchen.
Ich wünsche Dir alles Liebe,

Dein

Graf Niederdruck

Noch etwas verwirrt vom Inhalt des Briefes, denn er war sich nicht wirklich bewusst das er in Problemen steckte, schaute Leopold auf.
Igor stand mit einem breiten fast irren Lächeln auf den Lippen vor dem Sarg und hatte ein großes Messer in der Hand und so wie er es hielt, wollte er damit wohl kaum Gemüse schneiden. Erneut kreischte Leopold wie eine Frau und versuchte sich voller Hektik aus dem Sarg zu befreien, doch bei dem ganzen Gezappel das Leopold da machte, gab der Deckel nach und schlug ihm erneut auf den immer noch schmerzenden Kopf.
Jetzt lag er wieder im Dunklen und hatte wirklich kriminelle Kopfschmerzen. Dann kam wieder ein weiblicher Schrei aus seinem Mund als das Messer von Igor dicht neben seinem linken Ohr durch den Deckel kam. Voller Angst und Hektik stieß Leopold diesen mit vorher ungeahnter Kraft auf und sprang heraus. Igor, dem sich die Holzplatte direkt auf die Brust nagelte, brauchte einem Moment um sich wieder zu orientieren, doch da war Leopold schon nicht mehr in Reichweite. Schnell wie ein Hase lief Leopold zur nächsten Tür und sprang heraus. Ein wenig hatte er sich schon gewundert, warum diese Tür aus Glas war und jetzt, wo er aus einer Höhe die für eine Tür mehr als unverschämt gewesen wäre in die Tiefe fiel, wurde ihm klar, dass sie eigentlich ein Fenster war... Leopold schloss die Augen und wartete auf den schmerzhaften Aufprall, doch dieser blieb sehr zu seiner Überraschung und Freude aus, da er war genau auf einem Heuwagen gelandet. Ein letztes Mal schaute er auf und sah den enttäuschten Igor auf dem Balkon des Schlosses, dann wurde er ohnmächtig.

***


Der Heuwagen fuhr los, glücklicherweise hatte er genau den Ort als Ziel, den er auch aufsuchen wollte; Ankh-Morpork! Am frühen Morgen erreichte der Bauer mit seiner Fracht sein Ziel, er stoppte und fing an, das Heu vom Karren zu schaufeln, noch hatte er seinen blinden Passagier nicht bemerkt. Erneut schob er die Mistgabel in das Heu.
"AAHHHHHHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIJAAAAAAAAHHHHH", erklang schon wieder dieser weibliche Schrei, diesmal aus dem Heu.
Der Bauer erschrak, ließ die Gabel fallen und lief weg. Nicht wie erhofft ruhig und sanft erweckt stand Leopold mit einem schmerzenden Hinterteil auf, mittlerweile so verwirrt das er fast seinen eigenen Namen vergaß schaute er sich um.
Stadtwache!
Leopold schüttelte seinen Kopf und stellte fest das er immer noch Schmerzen hatte.
Er war da, einfach so bei der Stadtwache angekommen, abgeliefert von einem Bauern der die Pferde der Wache versorgen wollte. Etwas irritiert klopfte er an die Hintertür des Stalls.

Daemon war gerade auf dem Weg in sein Büro, in der Hand eine Tasse heißen Kaffe, der dazu neigte ab und zu überzuschwappen. Er hörte das mysteriöse Klopfen und drehte sich langsam zur Tür des Stalles, betrachtete sie eine Zeit lang verwundert und machte endlich einen Schritt darauf zu. Leopold wartete ungeduldig auf der anderen Seite und rieb sich die Hände.
"Ja bitte wer ist da?" dröhnte es durch die dünne Holztür.
"Ehm... mein Name ist Leo...pold ich...ich wollte mich melden!"
"Wozu melden und was suchst du im Stall der Wache?"
"Ich möchte ein Wächter werden"
Daemon schluckte, er wusste, dass dies nicht sein Tag werden würde, erst diese Sache mit dem Häftling in Zelle 3, der zur Ausnüchterung hier behalten wurde (er hatte wirklich viele enorm komische Dinge gegessen), dann die Geschichte mit der Treppe (nein, auch Ausbilder können nicht fliegen) und jetzt die Sache mit dem Kaffee und dem eventuell zukünftigen Rekruten, der unbedingt ihm über den Weg laufen musste.
"Äh..."Daemon schluckte abermals.
"Dürfte ich eintreten, Sir? Es ist etwas kalt hier im Stall", fragte Leopold mit drängelnder Stimme.
"Ehm ..ja sicher!"
Daemon öffnete die Tür. Seine Augen wurden immer weiter und drohten aus den Höhlen zu fallen, als er erblickte, das es sich auch noch um einen Vampir handelte, jetzt war es klar, es war nicht sein Tag. Leopold grinste als er über die Türschwelle trat. Immer noch mit dem etwas übertriebenem Grinsen auf den Lippen und einer Menge Heu in den Haaren hielt er dem Ausbilder die Hand zur Begrüßung hin. Daemon zögerte aber gab Leopold dann doch die Hand, dieser schüttelte sie übereifrig und immer noch mit diesem Vorschlaghammergrinsen auf den Lippen.
"Also ich bin Leopold... Leopold von Leermach... Vampir... ich habe eine Empfehlung des Grafen Niederdruck und möchte gern eine Ausbildung hier bei der Wache anfangen...", Leopold holte Luft und schien zu überlegen, "Ich habe bereits sehr viel Erfahrung mit der Spurensuche und der Jagd und bin still wie Nacht selbst.....wenn ich will!" Daemons Mund stand ein Stückweit offen und er nickte recht monoton.
"Gut, gut..." Daemon war fast ein wenig Sprachlos.
"Ehm ja dann komm am besten mit in mein Büro!"
Der Vampir salutierte. " Jawohl Sir!"
Daemon zuckte ein wenig zusammen, mit so viel Begeisterung hatte er nicht gerechnet.

***


Rogi Feinstich ging etwas gelangweilt und genervt den dunklen, langen Flur des Wachhauses in der Kröselstraße entlang. Sie hatte einen Stapel Unterlagen im Arm den sie im Auftrag von Venezia Knurblich zu Irina bringen sollte. Es waren Zeugnisse und Empfehlungsschreiben ehemaliger Rekruten die jetzt bei F.R.O.G. waren oder sich zumindest beworben hatten. Ab und zu ertappte sie sich dabei dass ihr während des Gehens die Augen zufielen.

***


Daemon und Leopold gingen in Richtung des Büros, wobei der Vampir stets darauf achtete im Gleichschritt mit seinem Vorgesetzten zu gehen und daher nur auf seine Füße starrte.

***


Rogi ging jetzt etwas schneller um nicht einzuschlafen und bog um die Ecke in Richtung von Irinas Büro.

***


Daemon tat das Gleiche, nur eben um in sein Büro zu kommen!

***


Rogi erschrak als sie den Oberleutnant fast umrannte, ließ vor Schreck die Akten fallen, salutierte und brüllte (das war nicht gewollt aber es kam halt so): "SIR GUTEN ABEND SIR!"
Daemons Herz blieb stehen...
Vor lauter Schrecken zuckte sein Körper zusammen und Kaffee lief über die Uniform. Leopold der etwas unaufmerksam war, schaute auf. Der Oberleutnant schüttelte fast verzweifelt den Kopf und nickte .
"AIIIIIIIIIIIIHHHHHHHHHHIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEE", wieder dieser sehr peinliche Schrei von Leopold, den er sich einfach nicht abgewöhnen konnte. Er hatte den Igor entdeckt. Daemon zuckte ein weiteres Mal zusammen und sein Herz schlug weiter. Wieder lief Kaffee die Uniform runter, die Tasse war leer.
"RUHE UND STILLGESTANDEN" befahl er mit sichtlich mieser Stimmung.
Die beiden vermeintlichen Übeltäter standen gerade und schwiegen.
"Gefreite Feinstich abtreten." Er atmete tief durch "einen schönen guten Abend noch."
"Und du, zukünftiger Gefreiter Leermach mit in mein Büro!"
Rogi verschwand im Büro von Irina, Daemon und der Vampir gingen weiter ihren Weg.

***


Daemon öffnete dir Tür und entzündete eine Kerze.
"Setz dich, ich bin sofort zurück."
Daemon verließ noch einmal den Raum und ging sich eine neue Uniform anziehen. Frisch gekleidet und etwas besser gelaunt, betrat er erneut den Raum und setzte sich in den Sessel hinter dem etwas unordentlichen Schreibtisch.
"So, von Leermach, du willst also ein Wächter bei der Stadtwache von Ankh- Morpork werden, korrekt?"
Der Vampir nickte hastig. "Jawohl, Sir!" kam wie aus der Armbrust geschossen. Daemon nickte leicht und legte einen schätzenden Blick auf.
"Warum?" ein leichtes Lächeln legte sich in Daemons Gesicht, er liebte diese Frage, jeder Ausbilder liebte diese Frage.
Leopold schluckte. "Ich ähm, also ich möchte für die Gerechtigkeit einstehen und das Böse niederringen!" sagte er mit gespielter Ernsthaftigkeit.
"Soso, was hältst du denn für böse, von Leermach?"
"Diebstahl, Mord, Betrug und Erpressung!"
"Von was ernährst du dich?"
"Ehm, also na ja na Blut!"
"Von...von was trinkst du Blut?" Daemon war ernsthafter geworden und schaute sehr prüfend, ja schon fast strafend.
"Also na ja, ich, ehm ....HASEN!"
"Hasen?"
"Hasen!"
Daemon schüttelte den Kopf.
"Gut, ich denke ich werde dir eine Chance geben, du bist ab jetzt mein Rekrut, meinen Befehlen ist Folge zu leisten, die Befehle des Kommandeurs sind Gesetz! Du wirst morgen Abend um 6 vor meinem Büro warten, ich werde alles mit der Ausbildungsleiterin Frau Lanfear klären. Nachdem du deine Uniform und deine Marke erhalten hast, wirst du allein deinen ersten Dienst für die Stadtwache Ankh - Morporks vollenden, die Schlafsäle zeige ich dir jetzt, danach wirst du dich zur Ruhe begeben, damit du zu Dienstantritt fit bist!"
Leopold war sichtlich überrascht von dieser schnellen Einigung stand auf und salutierte.
"JAWOHL, SIR!"
Daemon brachte den Vampir zu den Schlafsälen und ging dann seiner eigentlichen Tätigkeit nach ... langweilen.
Leopold legte sich auf eine freie Schlafstelle und schlief.

***


Am nächsten Abend wachte Leopold drei Stunden vor dem vereinbarten Termin auf. Der Schlafsaal war leer, doch jemand schien hier geschlafen zu haben, denn die Matratzen um den Vampir waren etwas weiter weggerückt als sie es vorige Nacht waren. Langsam bereitete er sich auf den "großen" Tag vor der ihm bevorstehen sollte. Er war jetzt ein Wächter. Leopold lächelte bei dem Gedanken daran, nicht mehr verfolgt zu werden sondern Gutes tun zu können. Irgendwie war Leopold jedoch jetzt langweilig, so beschloss er, das Wachhaus einmal näher zu erkunden, bis die Zeit für das Treffen mit seinem zukünftigen Ausbilder reif war. Langsam schlenderte er durch das Gebäude und schaute ab und zu in verschiedene Türen um einen Einblick in das Leben in der Wache zu bekommen, er war sich etwas unschlüssig aber letztendlich fand er einen Begriff mit dem er das Leben in der Wache definieren konnte.
CHAOS!
Das gefiel dem Vampir.
"Guten Abend, kann ich dir vielleicht helfen?" Thymian Pech hatte sich gerade eine Tasse Kaffee geholt und schaute nun zu dem etwas unentschlossen aussehenden Vampir.
"Ich, bin ein neuer Rekrut, Sir!" Leopold konnte die Zeichen auf der Uniform noch nicht so ganz deuten.
"Oh, ein neuer Rekrut, wer ist dein Ausbilder?"
"Daemon, Sir."
"Lass doch das Sir, ich bin Thymian", sagte er und hielt dem Vampir die Hand hin.
"Freut mich!" Leopold nahm mit einem breiten lächeln auf den Lippen die Hand seines Gegenübers und schüttelte sie.
"Und was treibt dich zu Wache?"
"Igors!" Jetzt hatte er doch aus Versehen die peinliche Wahrheit gesagt.
"Igors?" fragte Thymian mit einem erstauntem und ungläubigen Unterton.
"Ja, es ist so... weißt du dort wo ich herkomme..."
Die Tür zur Wachstube öffnete sich und Daemon trat herein, Leopold zuckte erschrocken zusammen und salutierte hastig. "Einen schönen, guten Morgen wünsche ich Sir!"
Thymian ging der selben Angewohnheit nach und salutierte.
Daemon nickte den beiden Rekruten zu.
"Guten Morgen Rekruten! Thymian, gut das du hier bist, nimm dir die Schlüssel hier und such zusammen mit Rekrut Leermach nach einer passenden Uniform."
Thymian nickte und fing die Schlüssel, die der Ausbilder ihm zuschmiss.
"Alles klar."
"Rekrut Leermach, nachdem du deine Uniform korrekt angelegt hast, komm bitte in mein Büro."
Leopold nickte.
"Jawohl Sir!"

***


Thymian und Leopold gingen durch das Wachhaus zu den Lagerräumen.
Sauber und wie frisch gebügelt hingen die Uniformen in einem Raum der so unerträglich nach künstlichem Frühling roch, dass Leopold für einen Moment die Augen zukniff. Thymian blickte den Vampir etwas abschätzend an und nickte dann nach wenigen Sekunden zufrieden.
"Ich denke, diese wird passen, Leopold", sagte der Mensch freundlich und reichte Leopold eine der Uniformen. Leopold betrachtete sie einen Moment und schaute dann mit einem aufforderndem Blick herüber zu seinem Mitrekruten.
"Was?" fragte dieser mit einem Unterton, der darauf schließen ließ, dass er wusste was der Blick sagen sollte aber das nicht ernstnehmen konnte.
"Ich würde mich ganz gern umziehen, Thymian."
"Oje, wenn du mich suchst, ich hole meinen Kaffee von vorn." sagte er beim Herausgehen.

***


Leopold betrat den Wacheraum mit dem Tresen und hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Thymian lehnte an dem Tresen und nippte an seinem Kaffee, den Blick fest auf Leopold gerichtet.
"Was ist los?" Leopold schaute sich verwirrt im Raum um.
"Ach weißt du, neue Rekruten sehen immer so hübsch, äh, unbeholfen in ihrer Uniform aus."
"Also ich finde, sie steht mir gut!"
Thymian wischte sich nickend die Tränen aus dem Gesicht und deutete auf eine zweite Tasse, die auf dem Tresen stand. "Dein Kaffee, Leopold, aber pass auf er ist noch heiß"
Leopold schüttelte den Kopf. "Nein danke, Thymian aber NIEMALS trinke ICH Kaffe."
Stille kehrte in den Raum ein und eine leichte Windböe kroch unter den Türschlitzen durch wie ein bedrohlicher Schatten.
"Vampir hm?" kam mit einem fast mitleidigem Ton aus Thymians Richtung.
"Ja ein Vampir!" Leopold nickte überzeugt.
"Na ja, einen Versuch war es wert."
"Ich werde jetzt zu Daemon gehen, Thymian. Hat mich gefreut dich kennen zu lernen"
"Machs gut, auf gute Zusammenarbeit!"
Der Vampir nickte, ließ seine Brust leicht anschwellen und ging zum Büro seines Ausbilders.

***


"Herein!" kam die Stimme Daemons aus dem Büro nachdem Leopold angeklopft hatte. Der Rekrut kam dieser Aufforderung schnell nach.
"Sehr schön, die Uniform passt. Setz dich, Rekrut Leermach."
Leopold setzte sich auf den kleinen harten Holzstuhl vor dem unaufgeräumten Schreibtisch und beobachtete, wie Daemon anfing, in dem Haufen von Papieren zu kramen und ein einzelnen Blatt hervorzog.
"Dies ist der Rekrutenvertrag.", sagte der Ausbilder mit drückender Stimme.
"Hiermit unterzeichnest du, Rekrut Leermach, offiziell das du immer für den Dienst in der Wache bereitstehst und dich verpflichtet siehst, den Armen und Unschuldigen zu helfen und gegen das Verbrechen in der Stadt vorzugehen."
Leopold nickte.
Daemon schob den Zettel herüber und reichte Leopold einen Stift. Der Vampir unterzeichnete, ohne den Text zu lesen und schob den Vertrag zurück.
"Ich habe mir noch einmal Gedanken darüber gemacht, was du gestern gesagt hast, Rekrut."
Leopold schaute interessiert.
"Wir haben hier bei uns in der Wache, jemanden der sich mit solchen Problemen auskennt wie du sie hast. Ich habe bereits mit Leutnant Venezia Knurblich gesprochen, sie ist die Abteilungsleiterin bei F.R.O.G. und eine gute Püschologin. Nichtsdestotrotz hat sie mich auf meine Bitte hin an einen anderen Püschologen aus der selben Abteilung verwiesen. Der Gefreite Araghast Breguyar ist noch nicht lange bei F.R.O.G. aber dennoch ein qualifizierter Mitarbeiter auf dem Gebiet der Püschologie. Ich habe für dich vor deinem ersten Einsatz, Rekrut, einen Termin mit ihm vereinbart. Komm diesem Termin nach und melden dich im Wachehaus auf dem Pseudopolisplatz."
"Jawohl, Sir!" entgegnete Leopold und stand auf.
"Und wenn du fertig bist, komm wieder zu mir, Rekrut!"
"Jawohl, Sir!"

***


Leopold machte sich auf den Weg zum Pseudopolisplatz und kam nach einigen Minuten Herumirren in den Gassen der Schatten und auch dem restlichen Teil der Stadt, endlich an. Er betrat das Wachhaus und wunderte sich über die Größe dieses Hauses. Ein paar Meter weiter konnte er das Schild des Püschologen sehen. Er hob die Hand um anzuklopfen doch senkte sie wieder, irgendwie hatte er ein mulmiges Gefühl. Doch dann nahm er all seinen Mut zusammen (was ja nun wirklich nicht viel war) und klopfte.
"Ja was denn jetzt schon wieder?" drang es unfreundlich aus dem Raum. Leopold schluckte.
"Sir, hier ist Leopold von Leermach, mein Ausbilder Oberleutnant Daemon hat mich zu ihnen geschickt." Leopold war sich unschlüssig ob er die Tür öffnen sollte oder nicht.
"Ja, warum kommst du denn dann nicht herein?"
JETZT war der Vampir verwirrt. "Ehm, ja sicher, Sir."
Der Rekrut öffnete die Tür und machte einen Schritt in den Raum.
RUMMMMMMSSS SCHEPPERKNALLSPLITTEREXPLODIER
Wieder einmal war das AEKI Regal des Püschologen zusammengebrochen. Leopold wollte sich nicht gleich erneut einen Stempel auf die Stirn drücken lassen und unterdrückte einen Schrei.
"Sir...?"
Araghast schien überglücklich. "Ja Rekrut?"
"Schon gut"
"Also: Wo liegt dein Problem?"
Leopolds Augen wurden größer, damit hatte er nicht gerechnet. "Ich habe Angst vor Igors, Sir!"
"Soso, für einen Vampir schon etwas merkwürdig wenn ich das richtig verstanden habe."
"Sie trinken Blut?"
"Ja!"
"Sie schlafen in einem Sarg?"
"Ja!"
"Sie leben nur bei Nacht?"
"Ja!"
"Sie haben kein Spiegelbild?"
"Ja!"
"Sie haben eine unerklärliche Obsession für den Mond und die Sterne?"
"Ja!"
"Sie sind vollkommen irre?"
"Ja! NEIN, NEIN, NEIN!!!"
Der Püschologe lächelte.
"Gut, gut."
Araghast ließ sich weiter in den großen Sessel sinken und betrachtete Leopold etwas neugierig.
"Angst vor Igors also, eine Igorofobie schließe ich daraus. Und was gedenkst du dagegen zu tun?" fragte Araghast mit immer noch dem selben Lächeln.
"Ich also...ich....ich bin doch hier!"
"Ja, das sehe ich, aber könntest du mir bitte trotzdem meine Frage beantworten?"
"Nein, wahrscheinlich nicht"
Araghast nickte.
"Gut, ich habe mir deine Probleme angehört und werde Schritte zur Heilung einleiten."
Der Rekrut schaute etwas überfordert und erschrocken.
"Aber..."
"Ja? Hast du noch Fragen?"
"Nein!"
"Gut, also geh zurück zu Daemon und gehe deinen Pflichten nach, keine Sorge du bist so gut wie geheilt."
"Danke, Sir"
Araghast nickte und widmete sich wieder dem Papierkram auf seinem Schreibtisch.

***


Leopold ging erneut durch die Gassen und kam auch wieder am Wachhaus an. Daemon saß in seinem Büro und blätterte in irgendwelchen Akten die er schnell verschwinden ließ als Leopold den Raum betrat.
"Er sagte, dass er Schritte zur Heilung einleiten werde, Sir."
"Sehr gut, Rekrut."
"So dann kann es ja an die Arbeit gehen, oder?"
"Das wollte ich auch gerade sagen Sir!" Der Vampir grinste.
"Im Schwarzen Weg wurde ein Mord begangen. Das Problem ist nur das, dass Opfer weg ist. Es ist gegangen!"
Leopold schüttelte den Kopf.
"Wie es ist gegangen?"
"Zombie!"
"Oh!"
"Nun ja, wie dem auch sei, geh dort hin und untersuch den Tatort ich werde nachkommen!"
"Ja, Sir!"

***


Leopold zog vor dem Gebäude im Schwarzen Weg seine Uniform noch einmal gerade und atmete tief ein.
"Leopold von Leermach, Stadtwache von Ankh- Morpork, lassen sie alles stehen und liegen und verlassen sie bitte den Tatort."
Der Vampir hatte sich den ganzen Weg zum Tatort überlegt was er sagen sollte, wenn er ankommt.
Jetzt stand er da.
Der Raum war leer.
Auf dem Boden, des mit Holzdielen ausgelegten Raumes war die Kreidezeichnung noch gut zu erkennen die, die Tatortsicherer vom verstorbenen gemacht hatten.
Auf dem Boden rechts außerhalb des Kreises, war ein kleiner Blutfleck zu erkennen und links neben der Zeichnung, ein Kerzenständer von dem etwas Blut heruntergetropft war.
Im Raum stand noch ein Stuhl, der umgekippt war und eine Zeitung, von vor drei Tagen lag auf dem Boden.
"Was ist hier geschehen?", fragte Leopold in sich hinein. Er kniete sich auf den Boden und legte den Kopf auf ihn.
Langsam ließ Leopold seinen Blick durch den Raum schweifen.
Nichts!
Er kniete sich wieder normal hin und atmete tief durch.
Nichts!
"Was ist hier bloß geschehen?"
Vielleicht befand der Täter bzw. der Tote sich doch noch irgendwo hier am Tatort. Leopold zog die Schuhe aus und machte kleine gut beobachtete Schritte in den Raum hinein. Ihm sollte keine Spur entgehen, noch wollte er den Boden dreckig machen und somit neue Spuren verursachen. Er begutachtete den Kerzenleuchter, als er auf dieser Höhe ankam und stellte fest das drei von fünf Kerzenhaltern bestückt waren. Die anderen schienen nie benutzt zu sein. Leopold ging weiter zum Stuhl, dieser schien wie von der Straße geholt denn das Holz war rissig und spröde. Leopold schaute sich den Boden an. Nirgends waren Splitter zu sehen, was bei dem Zustand des Holzes wirklich arg verwunderlich war. Also schien ihn jemand dort hingelegt zu haben, mit viel Feingefühl. Doch wer legte einen Stuhl mit Absicht mitten in den Raum? Der Vampir zuckte mit den Schultern. Jetzt viel das Augenmerk des Rekruten auf die Zeitung, welche auf Seite drei aufgeschlagen war und nur wenig entfernt vom Stuhl lag. Auf Seite drei waren verschiedene Artikel zu lesen. Unter anderem, war ein Bericht über einen kleinen Zwischenfall der sich in der Unsichtbaren Universität ereignet hatte darin zu lesen.

"Unsichtbarer Leguan frisst ahnungslosen Hausmeister"

Die Überschrift war mit einem Stück roter Kreise unterstrichen wurde.
Darunter war ein Bild von einem der Flure der Unsichtbaren Universität.

Der Rekrut, las aufmerksam den Text und kam an eine interessante Stelle.

"Dank der Wachemitglieder konnte der durch ein Pulver unsichtbar gemachte Grünling jedoch gefangen werden.
Die Spuren der Echse waren nicht zahlreich gesäht, doch der Wächterin Clara Bienchen gelang es nichtsdestotrotz sie zu verfolgen und den vermeintlichen Übeltäter zu stellen."

Leopold atmete tief die schwere Luft im Raum ein. Was sollte ihm das jetzt wieder sagen? Er schüttelte kurz den Kopf, entschloss sich später weiter darüber nachzudenken und ging zum Fenster herüber.
Wie erwartet, war der Täter oder der Tote, durch das Fenster geflüchtet, dies erkannte man an einem Stück Stoff, welches am Rahmen an einem alten rostigem Nagel hängen geblieben war.
"Weiß..." flüsterte der Vampir als er die dünne weiße Textillie in der Hand hielt.
S.U.S.I.!
Der Vampir zuckte auf Grund dieser schnellen Erkenntnis zusammen.
"Ja sicher!" rief er wie als wolle er einen Jubelschrei ausstoßen.
"Clara Bienchen ist bei S.U.S.I., sie ist ein Zombie und wurde in der Zeitung erwähnt."
Leopold riss den Stoff vom Rahmen, zog sich seine Schuhe an und lief los. Ächzend und vollkommen außer Atem lief er zum Wachehaus und stieß die Tür auf.
"Sir, Daemon, Sir!" krakehlte der Rekrut in das Büro seines Ausbilders herein, "Sir, Daemon, Sir, wir haben einen Verbrecher unter uns!" Leopold war fest davon überzeugt, dass Clara die Mörderin war.
"Wir haben was?" reagierte Daemon mit einem erschrockenem Gesichtsausdruck!
"Rufen sie AI her, SIR, Clara Bienchen hat einen Mord begangen.
Daemon fing an zu grinsen, konnte sich jedoch wenig später nicht mehr halten und fing lauthals an zu lachen.
"Aber...SIR...verstehen sie denn nicht?" langsam wurde es Leopold mulmig.
Daemon wischte sich einige wenige Tränen aus den Augen.
"Doch sicher, Rekrut, ich verstehe dich sehr gut. Beruhige dich es war ein Test."
Jetzt wurde Daemons Gesichtsausdruck ernst und schien sich sehr zu verfinstern.
"Und du bist durchgefallen!" sagte er mit überdurchschnittlich düsterem Ton.
Dann fing er wieder an zu lachen.
"Behalte deine Uniform und deine Marke, du bist dabei!"
Daemon beruhigte sich wieder.
"Clara Bienchen hatte das Opfer in diesem Test gespielt!"
Aber beim nächstem mal, wird es ernst werden Rekrut also lerne aus deinen Fehlern und komme Morgen Abend sofort nach dem Aufstehen zu mir ich werde dir ein wenig Nachhilfe geben."
Immer noch grinste der Ausbilder dreckig auf kosten des Vampirs.
"Ja Sir, wird erledigt Sir."
"Abgetreten!"
Leopold verließ den Raum.
Ein zweites Lachen kam aus dem Raum.
Und Leopold hörte seinen Ausbilder sagen:
"Hach ich habe selten so einen Rekruten erlebt, er trinkt nur von Hasen weißt du?"
Lachen füllte den Raum und die umliegenden Flure.
Leopold ließ den Kopf hängen und schlich allein durch die Wache zu seinem Quartier.

Gejagt, Gehasst, Ausgelacht, Allein, Verdammt, Verbittert, Tot!



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung