Sidney muss wegen eines "Vorfalls" bei GEorge arbeiten und ist nicht sehr glücklich darüber. George findet das auch nicht toll, und zu alledem kommen noch viele explodierfreudige Drachen.
Dafür vergebene Note: 10
Es war eigentlich ein schöner Morgen. Zumindest so weit, wie es in A-M möglich war. Die Sonne stand hoch am Himmel, aber der typische Dunst in der Stadt hielt die Hitze zurück. Auch der Gestank war kaum wahrnehmbar, zumindest nicht für Menschen.
Einer jedoch bemerkte ihn, seine Stimmung sank jedoch nicht. Sie konnte es auch gar nicht, hatte sie den Nullpunkt doch schon unterschritten. Das lag vor allem daran, dass Sidney heute seine "gemeinnützige Arbeit" zu leisten hatte. Er verstand das Urteil immer noch nicht, was hatte er denn ach so schlimmes verbrochen? Abgesehen davon vielleicht, dass er nicht getroffen hatte. Und jetzt musste er auch noch zu diesem Idioten gehen, um ihm zu helfen. Als wenn es nichts besseres gegeben hätte. Warum sollte er ausgerechnet bei einer, wie hieß es doch gleich, "Resozialisierungsanstalt" helfen? Und was brachte George das?
Naja, Rascaal war
sehr genau gewesen, was es bedeutete, wenn er nicht brav dorthin ging und tat, was ihm gesagt worden war
[1]. Aber von freudig uns engagiert hatte niemand etwas gesagt. Und diesen einen Tag würde er eben diesem Verrückten helfen. Wie bezeichnend, dass er sich selbst so nennt, ging es Sid durch den Kopf. Und dann würde er einen großen Bogen um ihn machen. Oder besser zielen.
Schließlich hatte er das Gebäude am Rand der Schatten erreicht. Lang und niedrig erstreckte es sich vor dem Werwolf, dem nicht auffiel, dass es aus Holz bestand, trotz der Feuergefahr, die im Inneren lauerte. Über der Tür stand mit schlechter Farbe "Rehsotsial IhsirungsHaim fü TraChen". Wie man nur auf die Idee kommen konnte, Drachen zu resozialisieren. Man sollte eher George resozialisieren oder wegsperren. Oder erschießen.
Er klopfte, woraufhin die Tür ein Stück aufging und eine Auge (samt Mensch) hindurchsah. Es erblickte Sidney und die Tür schloss sich wieder. Einen Moment
[2]später, den(die) George scheinbar nutzte, um sich noch einmal zu überlegen, ausgerechnet den Wahnsinnigen, der ihn erschießen wollte, hereinzulassen, öffnete sich die Tür weiter.
Ohne ein Wort der Begrüßung trat Sidney ein und erblickte viele Gehege samt Drachen darin. Die meisten waren aus Holz (die Gehege natürlich), einige wenige hatten allerdings einen Metallüberzug. In einem kleinen, versteckten Winkel kam der Gedanke auf, dass George wahrhaft selbstmörderisch veranlagt sein musste, mit Dutzenden Drachen in direkter Umgebung zu gut brennendem, trockenem Holz zu leben.
Ein Grinsen schlich sich auf Sidneys Gesicht, als er den Blick bemerkte, den George auf seine auffällig am Gürtel befestigte Armbrust warf. Der Resozialisierungsheimleiter schien mit sich zu kämpfen, bis er schließlich, nicht besonders überzeugt, anfing: "Ähm...könntest du...Sie...die Armbrust weglegen? - Bitte?"
Er verstummte, als er dem Werwolf in die Augen sah. Sie schienen einen langen, in kleinen Buchstaben geschriebenen, Satz zu enthalten, der etwa folgendes aussagte: "Ich habe verdammt schlechte Laune, weil ich überhaupt hier bin. Einmal habe ich schon auf dich geschossen, und da war ich fast gut gelaunt. Willst du mich jetzt noch ärgerlicher machen, indem du versuchst, mich rumzukommandieren?"
George versuchte, sich im Schatten zu verstecken, hatte allerdings nicht so viel Erfolg. Seine Gedanken kreisten um Rina, die ihm dazu geraten hatte, den Lance-Korporal oder was auch immer anzuzeigen. Allerdings war der größte Fehler gewesen, dass er sich bereiterklärt hatte, ihn für einen Tag bei sich arbeiten zu lassen. "Als Entschädigung", hieß es. Nie wieder! Rina würde was zu hören kriegen, falls er sie jemals wieder lebend sah.
Er knallte lautstark wieder auf den harten Boden der Tatsachen, als Sidney ein Knurren von sich gab, dass man mit viel Fantasie und gutem Willen als "Was soll ich tun, du..." interpretieren konnte. Andere Möglichkeiten wären "Stirb endlich, du Bastard" oder "Was machst du heute Abend?", wovon allerdings nur die erste Sinn ergeben hätte in dieser Situation.
George zeigte mehr oder weniger zitternd auf eine Schaufel, die neben einem Kohlehaufen stand und stammelte "Essen...Füttern...bitte...ich...gehen", woraufhin er rückwärts zur Tür stolperte. Einen langen Moment (siehe [2]) sah er den Werwolf an und dachte schon, es wäre sein letzter, bis Sidney endlich zur Schaufel griff und sie wütend und kraftvoll in den Kohlehaufen stieß. Die Stücke flogen in einem hohen Bogen in das erste Gehege, wo ein kleiner Sumpfdrache versuchte, in Deckung zu gehen, um nicht erschlagen zu werden.
George floh nach draussen, wo ihm aufging, dass der Drachen ein Hahn war, ein Jungtier. Er vertrug nicht so viel Kohle auf einmal. Er wog ab, ob er noch mal zu dem Wahnsinnigen wollte oder das Risiko in Kauf nahm.
Sidney machte weiter mit seiner "Arbeit", auch wenn er den Sinn nicht so ganz verstand. Was brachte es, irgendwelche Drachen zu füttern? Die meisten sahen so aus, als würden sie jeden Moment explodieren und scheinbar war das auch gut so. Warum sollte man sie dann noch vorher füttern? Damit mehr unappetitliches Zeug durch die Luft flog, wenn sie es nicht mehr aushielten und ihrer Bestimmung nachkamen?
Schließlich kam er zu einem Gehege, auf dem Hannibal stand. Mit einem teuflischen Grinsen legte Sid die Schaufel bei Seite, griff nach seiner Armbrust und legte ein Stück Kohle ein.
"Wohl bekomm's!" Die Sehne schoss nach vorne, die ungezähmte Wucht schleuderte sie bis zum Metallbogen. Die Kohle flog ungezügelt weiter, immer näher auf das Gehege und bohrte sich schließlich knapp neben einem unscheinbaren Drachen mehrere Zentimeter in den Boden.
Sidney kümmerte sich nicht weiter darum, steckte die Armbrust zurück und widmete sich wieder widerstrebend, aber leicht lächelnd der Fütterung der anderen Sumpfdrachen.
In Gedanken malte er sich aus, was alles passieren konnte in der Wache. Wahrscheinlich war heute wieder ein FROG-Einsatz, oder RUM suchte verzweifelt einen Mörder. Und er müsste hier einer Arbeit nachgehen, für die er absolut kein Verständnis hatte.
Die FROGler stürmten in verschiedene Positionen. Zaddam kletterte auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses. Eca und Gold Moon machten sich bereit zum Front-Einsatz, da der einzige Armbrustschütze ausgerechnet heute seine Strafarbeit bei einem Idioten machen musste. Keiner verstand so recht, was das sollte.Schließlich war Sidney mit der "Fütterung" fertig, und er überlegte, was er als nächstes tun könnte. In Frage kamen Feierabend, ein Besuch in der Wache und Weiterarbeiten. Nummer 3 schied sofort aus, entschied er. Allerdings fiel ihm dann ein gewisser Abteilungsleiter ein, der, ebenso wie ein gewisser Agent nicht besonders erfreut wäre, wenn er schon zurück wäre.
Mit einem Seufzen griff er zu einer Heugabel, die neben einem Haufen Dreck stand. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Dreck als dreckiges Heu, eben typisch für Ankh-Morpork. Ohne größeres Nachdenken, was trockenes Gras bei gerade mit Kohle gefütterten, explodierfreudigen Sumpfdrachen bewirken könnte. Es interessierte ihn auch nicht, was mit den Drachen, George oder dem Haus geschah. Wieso auch?
Die erste Ladung erwischte den immer noch verschüchterten Drachen, der sich unter einem Topf vor umherfliegenden Briketts verkroch. Als direkt neben ihm das Heu landete, sprang er in einem Satz zurück, unterstützt von Flügelstümmeln. Ein kleines Feuerchen kroch aus seinem Mund und freute sich über die neue Heimat, die es neugierig untersuchte.
Sidney sah nicht ein Mal hin, was passierte, sondern warf gleich wieder ein Stück ins nächste Gehege.
George genehmigte sich gerade einen doppelten Scotch, um sich zu erholen. Er trank eigentlich nie, aber das musste jetzt sein. Wenn er sich allerdings vorstellte, was dieser Wahnsinnige mit seinem armen Drachen anstellte, musste er heftig schlucken. Wahrscheinlich würde es wieder Wochen dauern, bis sie sich erholt hatten. Das würde er dann aber der Wache in Rechnung stellen. Und er würde sich nicht wieder bereit erklären, irgendeinen bei sich arbeiten zu lassen. Nie wieder!
Er ließ das Glas auf den Tresen knallen, und ging dann wieder, um seine Drachen zu retten. Dem würde er es schon zeigen. Dann torkelte er mit knapper Not am Türrahmen vorbei.
Kleine Flammen züngelten an dem Heuballen. Der Drache grinste glücklich (auch wenn er nicht wusste, warum) und trieb seine Verdauung an, noch mehr Feuer zu produzieren.
Sidney fuchtelte immer noch mit dem Heu herum, so dass er zuerst gar nicht bemerkte,
wie ihm Brandgeruch in die empfindliche Nase stieg.
Ein anderer Drache sprang wild in seinem Gehege herum und versuchte, zu fliegen. Er hatte Rauch bemerkt und wollte auch etwas davon abhaben.
Schließlich nahm Sid den Rauch bewusst wahr und sah sich daraufhin um. Ihm war es eigentlich egal, wenn etwas brannte, er wollte dann nur woanders sein. Schließlich war Feuer auch für ihn tödlich. Dann entdeckte er den in Brand geratenen Heuballen. Inzwischen loderten die Flammenzungen auch an dem ihn umgebenden Gehege. Der Drache darin starrte glücklich das Feuer an, stieß ab und zu kleine Funken aus dem Mund und bemerkte nicht, dass er jeden Augenblick einen ungewöhnlichen Tod sterben würde
[3]Auch daneben brannte es. Um genau zu sein, fing es so ziemlich überall im Gebäude langsam zu brennen an. Die Wände, die Gehege, das Heu, einige Drachen (die daraufhin explodierten) und eine völlig uninteressante Spinne, die, wäre sie nicht verbrannt, vielleicht mutiert wäre und ganz A-M bedrohte.
Sidney reagierte, indem er seine Armbrust im Laufen schnappte und auf die Türscharniere zielte. Zwei Treffer später hing sie schief in den Angeln. Fünf Schritte später lag sie schief am Boden, Sidney hingegen war auf der anderen Seite und besah sich das Haus kritisch. Feuerzungen bleckten aus dem Dach, streckten sich nach Futter, und zogen es zu sich in die Feuersbrunst. Hinter Sidney, doch von diesem unbemerkt, öffnete sich ein Fenster, und der Mensch dahinter verdiente sich den Preis des ersten Gaffers am Ort. Knapp auf den zweiten Platz landete ein alte Frau, die Frau Willichnicht sehr ähnlich sah und im Erdgeschoss wohnte. Noch während sie es sich gemütlich machte, begann sie eine Schimpftirade auf Drachen, wahnsinnige Selbstmörder, Nachbarn, Zombies, Werwölfe und schließlich die ganze Stadt, ausgenommen sich selbst und ihren Hund.
Das Feuer steigerte sich in den Himmel, schob sich immer höher, die Rauchsäule wurde größer, während sich einige zufällige Spaziergänger versammelten, unter ihnen Schnapper.
"Heiße Würstchen! Esst sie, solange sie noch nicht kalt werden.", er warf einen Blick auf den Brand, "bevor sie nicht verbrennen."
Eine Frau aus der Menge kam auf die Idee, den Brand zu löschen, wurde jedoch mit diversen Pfiffen, schiefen Blicken und Beleidigungen darauf aufmerksam gemacht, dass das klug wäre, gehörte ihr das Haus doch nicht, und außerdem gäbe es dafür ja die Wache. Oder die Nicht-ganz-freiwillige-Feuerwehr.
Sidney starrte immer noch in die Flammen; ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, das immer mehr zu einem bösen Grinsen wurde.
George torkelte aus einer Gasse, sah die Menge, sah Sidney und schließlich die Flammen. Er stolperte nach vorne, in Sidneys Richtung.
Der lachte spöttisch, wandte sich ab und ging weg. Hinter ihm zeichneten sich die Flammen in den Himmel. Manche sahen ihm noch nach, aber dann war auch er nicht mehr so interessant wie der Brand, und sie sahen wieder den Bestrebungen zu, das Feuer zu löschen.
[1] Er hatte gute Argumente gehabt. Unter anderem eine MUT und Silber.
[2] Es könnten auch zwei Momente gewesen sein, mangels einheitlicher Festlegung ist das nicht so einfach zu sagen.
[3] Sumpfdrachen starben eigentlich nur auf zwei Arten: Entweder explodierten sie oder ein anderer in ihrer Nähe. Das sie verbrannten, war deshalb sehr ungewöhnlich.
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