"Schwere" Bestechung

Bericht des Korporal Lavaelous
Das könnte mein großer Durchbruch werden, dachte ich bei mir. Ich war auf dem Weg zum Patrizier, ich wusste zwar nicht, warum ausgerechnet ich hinbestellt wurde, aber das störte mich nicht.
Als ich dann im Vorzimmer saß und darauf wartete vorgelassen zu werden, ging ich das Gespräch von heute morgen noch mal durch. Ptracy hatte ganz nebenbei vorgeschlagen das wir, um Kosten zu senken, doch in eine Wohnung ziehen sollten.
"Ha! Wessen Kosten? Sich erst ein Haus leisten und dann feststellen, dass es zu groß und zu teuer ist", dachte ich mir gerade als ich herein gerufen wurde.
Hätte ich mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, wäre mir sicher aufgefallen was für eine lange Leitung ich wieder einmal hatte.
"Jemand aus Ankh-Morpork hat versucht mich zu bestechen", begann der Patrizier, ohne große Umschweife "Und ich will wissen wer." .... "Du bist ja immer noch hier, oder hast Du den Fall schon gelöst?" fragte mich der Patrizier, der sich inzwischen wieder seinen Papieren vor ihm gewidmet hatte, als ich zu einer Frage ansetzte.
Ich versuchte erneut zu fragen, ob er mir irgendwelche Anhaltspunkte geben könne, als man mich auch schon wieder vor die Türe setzte.
"Ach ja", hörte ich den Patrizier noch sagen "Es geht um eine wirklich große Summe!"
Und dann war ich alleine. Ich fing an darüber zu grübeln warum man den Patrizier bestechen wolle und mit welcher Summe dies wohl möglich wäre. Doch mit diesen Gedanken bewegte ich mich nur im Kreis. So allmählich ging mir aber ein Licht auf. Der Patrizier hatte doch gesagt eine wirklich große Summe sei es gewesen. Das schränkte die Verdächtigen deutlich ein. "Hm da kommen nur 3 Privatpersonen und 3 Gilden dafür in Frage" waren meine Gedanken. Aber warum sollte eine Privatperson so etwas tun? Also doch eine Gilde.
Daher machte ich mich auf den Weg zur Kaufmannsgilde. Aber auf den halben Weg dahin fiel mir dann ein, dass die Kaufleute viel zu verstritten unter einander waren um einen hohen Geldbetrag aufzutreiben. Darum wandte ich meine Schritte in Richtung der Assassinengilde. Dort hatte ich dann ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Lord Witwenmacher. Das Gespräch lief alles in allem auf folgendes hinaus:
"Wieso sollten wir jemanden bestechen? Wenn uns jemand im Weg ist geben wir dessen Inhumierung in Auftrag."
Das war mehr als deutlich.
Nun stand auf meiner Liste die Gilde der Näherinnen. Dort sprach ich dann mit einem sogenannten leichten Mädchen, das so roch als wäre sie in ein Fass voller Parfüm gefallen. Ich weiß nur nicht warum man von ihr sagte sie sei leicht. Das Mädchen war bestimmt alles andere als leicht, sie brachte mindestens 180 Pfund auf die Waage und das bei einer Größe von höchstens 160cm.
"Wir brauchen niemanden zu bestechen. Es reicht wenn wir denjenigen darauf hinweisen das er ein Kunde von uns ist, beziehungsweise war.", wurde ich aufgeklärt nachdem ich mein Anliegen, ohne die Angabe von Personen, vorgetragen hatte.
Hm, also muss es doch eine Privatperson gewesen sein, dachte ich mir. Da ich den obersten Herrn der Stadt ausschloss, er hatte schließlich den Nachforschungsauftrag gegeben und Ptracy von Natur aus unschuldig war, blieb nur Lady Käsedick übrig. Da ich bereits einiges von Lady Käsedick gehört hatte, war ich dementsprechend vorsichtig als ich das Grundstück betrat. Ich hatte Glück, ich wurde von ihr gesehen bevor mich ein Drachen sah.
Es war zwar schwer auf das Thema zu kommen aber als ich dann den Grund für meine Anwesenheit erklärt hatte und daß sie wegen ihres Vermögens leider auch zu den Verdächtigen gehörte, reagierte sie ausgesprochen gelassen darauf und meinte sie hätte mit ihren Drachen genug zu tun. Dann bat sie mich darum sie zu entschuldigen, da sie mich nicht zur Türe begleiten könne.
Als ich dann wieder in ihrem Hof stand reagierte ich zu langsam, oder reagierte der kleine Drache zu schnell? ... Oh Mann, das war knapp zu knapp, dachte ich bei mir, rang nach Luft und betrachtete meine angesengte Uniform.
Da ich nun ein wenig ratlos war und ich den Vorfall bei Lady Käsedick sowieso nicht vor Ptracy geheimhalten konnte , beschloß ich kurz bei ihr vorbeizuschauen, rein theoretisch könnte sie schließlich auch die Täterin sein, reich genug wäre sie ja. Obwohl ich natürlich nicht im Traum daran glaubte, musste ich sie trotzdem fragen, schon aus Gründen der Protokolls gegen alle Verdächtigen zu ermitteln.
"Was?", lautete die wütende Antwort. "Das traust Du mir wirklich zu? Du Mistkerl, raus hier!"
Bevor ich es Ptracy erklären konnte, saß ich auch schon auf der Straße. Die Sache wieder einzurenken würde mich sicher ein kleines Vermögen kosten.
Da ich hoffte doch noch ein paar Informationen zu erhalten, begab ich mich noch einmal zum Patrizier.
Nun saß ich also wieder im Vorzimmer von Lord Vetinari und hatte doch ein ungutes Gefühl dabei, so ohne Ergebnisse. Um mich abzulenken versuchte ich an den Abend zu denken, Ptracy hatte irgend etwas von einer Überraschung angedeutet und ich hatte leider nichts genaues aus ihr herausbekommen können. Aber daß ich diese Überraschung nach dem Vorfall von eben noch erhalten würde, erschien mir sowieso mehr als unwahrscheinlich, wobei ,andererseits war Ptracy mitunter sehr verständnisvoll und wenn ich es ihr erklärte, dann könnte sie mir vielleicht wieder verzeihen ohne das ich mich dafür in den Ruin stürzen musste.
Da ich mich auf eine lange Wartezeit eingerichtet hatte, war ich sehr überrascht als ich schon nach 5 Minuten ins Zimmer gerufen wurde.
"Das ging aber schnell, ich hatte gedacht Du brauchst noch mindestens bis morgen oder übermorgen, um heraus zu bekommen, daß ich es selber war", wurde ich vom Patrizier begrüßt. "Wodurch hast Du es herausgefunden?"
Ich schaltete entgegen allen Erwartungen einmal sehr schnell und sagte:
"Oh, ihr sagtet es wäre eine wirklich große Summe und die können nicht viele auftreiben. Was ich mich jetzt aber frage ist: Warum habt ihr Euch selbst bestochen?"
"Eigentlich bräuchte ich Dir das ja nicht zu erklären, aber ich tue es ausnahmsweise einmal. Ich wollte die Effizienz der Wache testen. Aber wie ich sehe, brauche ich mir darum ja keine Gedanken zu machen. Gute Arbeit Wächter."
Ich schwieg dazu, warum sollte ich mich denn als der Trottel darstellen der ich war.