Ein unlizensierter Dieb treibt sein Unwesen. Er bestiehlt Frauen, die er
Dafür vergebene Note: 8
Ich seufzte. Jetzt musste ich schon den ganzen Morgen alte Akten sortieren.
Feldwebel Steingesicht, eigentlich mein Ausbilder, hatte Urlaub und so war das wohl eine Art Beschäftigungstherapie. "Vielleicht hätte ich doch in der Näherinnen-Gilde bleiben sollen" dachte ich, mehr im Scherz, schließlich wusste ich inzwischen, dass dort nicht meine Nähkünste gefragt waren...
Außerdem war da ja noch der andere neue Rekrut, Araghast. Irgendwie wirkte er gefährlich, aber das machte ihn nur um so anziehender. "Er ist auch nur zur Hälfte Mensch, so wie ich, da haben wir ja schon eine Gemeinsamkeit."
Schon wieder entrang sich mir ein Seufzer. "Halt Dich lieber zurück, Kanndra. Du weißt doch, daß Du immer nur auf die falschen Männer reinfällst. Wie auf diesen unlizensierten Dieb."
Meine Gedanken schweiften zurück nach Gennua, meiner Mutter und der ganzen Geschichte, die mich in die Ankh-Morpork Stadtwache gebracht hat.
**
"Alles was mir geblieben ist, ist eine Socke von ihm. Die hat er wohl vergessen."
"Du wolltest ja nicht auf mich hören" rief meine Mutter, die mächtigste Voodoo-Priesterin der Gegend "ich wusste, dass Alonzo ein Dieb ist. Daß er Dir das Herz stiehlt." "Er hat auch mein Amulett genommen" gab ich bedrückt zu "deshalb habe ich den Kontakt zu meinem Schutzgeist Watwerbistdudenn verloren und kann meine Voodoo-Zauber nicht mehr ausüben."
Meine Mutter fiel in Trance. "Ich sehe eine große Stadt und so etwas wie einen Fluss." Sie überlegte kurz. "Das ist Ankh-Morpork. Dort musst Du hin um Dein Amulett wiederzuholen. Aber Du musst Dich beeilen. Wat darf es noch nicht verlassen haben, sonst ist es wertlos." Ausgestattet mit den guten Wünschen und etwas Geld von meiner Mutter nahm ich das nächste Schiff. Wäre ich doch wie mein dämonischer Vater unabhängig von Zeit und Dimension!
Ankh-Morpork.
Ich hatte es mir nicht so groß vorgestellt...und so kalt! Durch die Straßen gingen nicht nur Menschen, sondern auch Zwerge, Trolle und sogar Untote! Wie sollte ich Alonzo hier bloß finden? Meine Wenigkeit schien jedoch aufzufallen. Alle starrten mich an, als hätten sie noch nie ein dunkelhäutiges, etwas zu dickes aber sonst ganz nett aussehendes Mädchen zu Gesicht bekommen. So war ich froh, ein Gebäude zu entdecken, an dem stand:
"Gilde der Näherinnen - Zihmer frei!"
Da ich schon immer stolz war auf meine Nähkünste, glaubte ich dort bestimmt unterzukommen. Ich wurde auch schnell mit Frau Palm einig, die aber merkwürdigerweise gar nicht wissen wollte, ob ich nähen kann. Das einzige, was sie fragte war, wo ich im Urlaub war! Ein wenig wunderte ich mich auch über die Arbeitszeiten, aber am Abend klärte sich das Missverständnis schnell auf und ich lehnte die Mitgliedschaft in der Gilde höflich ab.
Allerdings wusste ich immer noch nicht, wie ich Alonzo finden sollte. Also rannte ich ein wenig ziellos durch die Stadt und befragte einige Händler nach einem magischen Amulett, in der Hoffnung, dass Alonzo es verkauft hätte. Doch ich konnte nichts in Erfahrung bringen. Bis einer der Händler sagte:
"Magisches Amulett, wie? Dafür sind die Zauberer in der Unsichtbaren Universität zuständig. Ähh...entschuldige, wo hast Du dieses Jahr Urlaub gemacht?"
Ich war gerade an der Unsichtbaren Universität angekommen, als ich merkte, dass er mir folgte.
Alonzo! Er hatte
mich gefunden. Sofort griff er mich an und gab mir einen Schlag auf den Kopf. Im Fallen konnte ich ihm aber noch mein kostbares Amulett vom Hals reißen. Dann wurde ich ohnmächtig.
Ich kam in einem merkwürdigen Raum zu mir. Die Wände schienen sich nach innen zu biegen und die Decke...sie kam auf mich zu!
"Hilfe" rief ich. "Holt mich hier raus!"
Die nächsten Minuten (oder waren es Stunden?) vergingen wie eine Ewigkeit und gleichzeitig rasend schnell. Plötzlich wurde die Tür aufgebrochen und ich wurde aus dem Zimmer gezogen, das fast schon nicht mehr existierte.
"Wir wurden wegen mittäglicher Ruhestörung gerufen" sagte der gutaussehende Wächter, der vor mir stand. "Weißt Du die Zauberer nehmen ihre Mittagsruhe sehr ernst" fügte er etwas verlegen an. "Aber was ist hier eigentlich los?"
Einer der Zauberer hinter ihm mischte sich ein. "Wir benutzen diesen Raum nicht mehr. Es hat dort mal eine magische Explosion gegeben und seitdem verhält er sich merkwürdig."
"Das besprechen wir am besten alles auf der Wache. Ich bin Wächter Araghast Breguyar. Wo bist Du eigentlich so braun geworden? Achja, ich hatte schon lange keinen Urlaub mehr..."
Als ich meine Geschichte erzählt hatte, erfuhr ich, dass die Stadtwache immer neue Rekruten sucht. An meine schwindende Kasse denkend und mit Araghast vor mir musste ich nicht lange überlegen und sagte:
"Ich bin dabei!"
Nun hatte ich einen Tschob, ein neues Zimmer und wieder Kontakt zu Wat, den ich schon vermisst hatte. Fehlte nur noch eins...
**
Der lange Morgen neigte sich langsam dem Ende zu, als Korporal Sidney hereinkam und verkündete:
"Es gibt Arbeit! Du kommst mit, Kanndra."
"Ja, Sir."
"In der Kleinen-Gasse-Straße ist etwas merkwürdiges passiert. Frau Nimmmichmit hatte ein ähh... Tätatät und als sie heute morgen aufwachte, stand der fragliche Mann in ihrer Diele mit all ihrem Schmuck und Geld in der Tasche. Das Komische ist, er kann sich nicht vom Fleck rühren" informierte er mich.
Ich lächelte in mich hinein. Mit Hilfe von Wat und einer aus Alonzos Socke gebastelten Puppe hatte ich ihn mit einem Fluch belegt: Sollte er das nächste Mal etwas Klauen, würde er sich nicht mehr davonstehlen können. So brauchen wir ihn nur noch einsammeln, nachdem ich ihn von dem Fluch erlöst habe.
"Hab' eben das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden" grinste Alonzo.
"Dir wird das Lachen noch vergehen" herrschte Korporal Sidney ihn an. "Warum wolltest Du Wächterin Kanndra umbringen?"
"Sie war meinem Schlupfwinkel einfach zu nahe gekommen. Ich war nämlich mal Hausmeister in der Unsichtbaren Universität und habe immer noch die Schlüssel. Außerdem hat mir ihr blödes Amulett nur Pech gebracht. Konnte das Ding nicht mehr loswerden."
Alonzo kam jetzt ins Plaudern und so erfuhr die Wache bald genug, um ihn eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen. Nur seine plötzliche Lähmung blieb ein Rätsel.
Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster
und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.