Steiniger Hefeteig

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von Hauptgefreiter Ikari Gernetod (DOG)
Online seit 07. 07. 2002
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In der Bäckergilde gibt es Probleme. Ein verdeckter Ermittler muss ran. Aber wer von den DOGs kann backen?

Dafür vergebene Note: 11

Ankh Morpork - größte, dreckigste und illegalste Stadt der Scheibenwelt! In manchen Gegenden der Stadt, nehmen wir nur mal die Schatten, ist es ziemlich egal ob Tag oder Nacht - hier wird immer gemordet, gehurt, gestohlen und getrunken!
Gerade mitten in der Nacht, sagen wir so um 3 Uhr morgens, sind die finsteren Subjekte der Stadt am aktivsten - mitten in den Schatten, wo man nur überleben kann wenn man entweder Vetinari heißt, oder einer der Meuchelmördergruppen angehört, die erstaunlich viele Aufträge in dieser Gegend tätigen!

Nur eines macht den Beobachter stutzig: Wie passen zwei Wächter in dieses Bild?

Spieß Harry und der Hauptgefreite Ikari Gernetod standen vor einem Laden in den Schatten und - warteten!
"Es macht mich sauer, sogar verdammt sauer!" schimpfte der Gnom.
"Was?" fragte der stinkende Zombie.
"Warum muss ICH mitgehen, um diese verfluchten Brötchen zu holen?"
"Wahrscheinlich weil du nichts bezahlen musst!"
"Warum sollte ich sie umsonst bekommen, häh?"
"Weil die Bäcker dieser Bäckerei zufällig vorbeikamen als... du weißt schon, letzte Woche, der Dieb ohne Lizenz!"
"Häh?"
"Der fliehen wollte!"
"Du meinst dem, dem ich gegen den Knöchel gerannt bin? War doch nicht so schlimm!"
"Sie mussten ihm das Bein abnehmen!"
"Das ist nicht meine Schuld - Ich hab ihn gewarnt! Ich hab ihm zugerufen er soll stehen bleiben!"
"Er war stocktaub!"
"Wusste das irgendeiner von uns?"
"Nein!"
"Na also!"
Harry grinste triumphierend über diese gewonnene, verbale Schlacht, und blickte an der Tür hoch.
"Wann machen die denn endlich auf, Daemon wartet auf seine Brötchen, und er ist nicht gerne hungrig während der Nachtschicht!"
"Eigentlich müsste dort drinnen schon voll der Betrieb sein!" sagte Ikari, und blickte durchs Schaufenster.
"Siehst du was?" fragte Harry.
"Ja!" antwortete der Zombie.
"Was denn?"
"Eine dunkle Backstube!"
"Hat dir schon mal jemand gesagt, das du äußerst nervtötend sein kannst?"
"Ich habe nur noch tote Nerven!"

Harry stöhnte leise, Gespräche mit Ikari erforderten ständig sehr viel Geduld - nicht gerade die bevorzugte Eigenschaft eines Gnoms!

"Hey, da drin ist jemand!" rief Ikari, und riss Harry damit aus seinen Gedanken.
"Wer denn?"
"Weiß nicht, aber er scheint irgendwas aufzuschreiben!"
"Aha?"
"Jetzt nimmt er einen Stein!"
"So?"
"Er bindet den Zettel dran!"
"Ähm?"
"Er holt zum Wurf...."

Eine Scheibe klirrte, etwas fiel um, genau auf den armen Harry, irgendjemand sprang durch die zerbrochene Scheibe hinaus auf die Strasse und verschwand in der Dunkelheit.
"Stehen bleiben! Stadtwache!" brüllte Harry "Hauptgefreiter, runter von mir! Ikari? Hallo?"

Boucherie Rouge, Dienstzimmer von Daemon, 4:07 Uhr

"Er kommt langsam zu sich!" sagte Daemon "Wie geht's dir jetzt, Harry?"
"Wie soll es mir gehen, wenn ich einen bewusstlosen Zombie hierher schleppen muss?"
"Keine Ahnung! Gut?"
Ikari erwachte langsam aus seiner Ohnmacht - und blickte in das entsetzlich freundliche Grinsen des Oberleutnants.
"Na mein Junge, wieder unter den Lebenden?" fragte Daemon aufmunternd.
"Nein, schon lange nicht mehr!" stöhnte der Zombie "Was ist denn passiert?"
"Der Stein hat dich am Kopf getroffen" erklärte Harry "Anschließend bist du umgekippt... aber ich hab dich aufgefangen!"
"Oh, vielen Dank!" sagte Ikari "Wo ist der Steinewerfer?"
"Nun..." begann Daemon "Harry war so beschäftigt damit dich aufzufangen, dass der Kerl entkommen ist!"
"Oh! Mist!"
"Aber wir haben den Zettel!" grinste Harry, und hob ein Blatt Papier hoch. Der Zombie nahm es entgegen und las eine äußerst schlechte Handschrift:

"Schnüffeler! Wie seid ihr dahiintergekmmn? Egal, es ist zu späät! Das war die lätzte Backerei! Kein Brot meer in der Stadd! Bis die Steine kommen!"

"Was soll das denn?" fragte Ikari
"Keine Ahnung!" Daemon zuckte mit den Schultern "Wir wissen aber, das sämtliche Bäcker der Stadt verschwunden sind! Zumindest die menschlichen!"
"Was?"
"Die Zwergenbäcker gehen weiterhin ihrer Arbeit nach! Aber es ist ja bekannt, das ihr Brot weniger zum Essen gedacht ist! Aber kein einziger menschlicher Bäcker ist mehr in der Stadt aufzufinden!"
"Oh! Und wo sind sie?"
"Sag du es mir!"
"Wie bitte?"
"Was der Oberleutnant damit sagen will" stieg Harry ins Gespräch ein "es ist dein Fall! Du sollst rausfinden was los ist!"
"Ich? Warum ich?"
"Weil du seit Monaten nichts mehr getan hast! Du bist zu faul geworden! Ewig keinen Fall mehr gelöst! Du willst doch weiterhin Wächter bleiben, oder?"
Ikari überlegte.
"Was gibt es da nachzudenken? Raus hier, finde raus was los ist!" Daemon verstärkte diesen Befehl durch einen Schlag auf den Schreibtisch.
"Zu Befehl!" Ikari sprang auf, salutierte, und verließ schnellstens das Büro
"Weg ist er!" sagte Harry "Nun, auf uns wartet wichtigeres, nämlich Büroarbeit!"
"Ja!" sagte Daemon, und legte ein Kartenspiel auf den Schreibtisch "Wer gibt?"

Ikari wanderte derweil durch die Strassen. Sein einziger Anhaltspunkt war der Zettel des Vandalen. Wie also weiterkommen?
Im Gedanken versunken lehnte er sich an eine Hauswand, zündete eine Zigarette an und wartete. Der Lavendelgeruch trat ziemlich schnell in Erscheinung.
"Oh weh, oh weh, meine Zombiekind, brauchst du Hilfe, ganz geschwind?"
"Hallo Luxus! Was fällt dir an diesem Zettel auf?"
"Lass sehen, vielleicht wird dann was geschehen!" antwortete der Hofnarr, und nahm den Zettel.
"Höre meine Worte hier, dieser Zettel ist aus Papier!"
"Echt? Wahnsinnig hilfreich, wirklich! Warum bin ich nur nicht selbst darauf gekommen?" knurrte der Zombie seinen Schutzgeist an.
"Du urteilst sehr schnell, doch du bist nicht sehr hell, dieses ist ganz besonderes Papier, sei so vernünftig und glaube mir!"
"Was soll an dem Papier so speziell sein?" fragte Ikari
"Merkst du's nicht, du dummer Wicht? Erinnere dich, vor ein paar Tagen, an den Urlaubsantrag, was will uns das sagen?"
"Erinnert mich daran das mein Antrag auf Urlaub abgeschmettert wurde!" sagte Ikari
Er sprach nur noch mit sich selbst - Luxus Affentanzus war verschwunden. Der Zombie kam ins grübeln, bis er eine (man lese und staune) Idee hatte.
"Klar, das Papier!" sagte er zu sich selbst, und guckte sich noch mal den Zettel an "Es ist am Rand regelmäßig gezackt! Der Verkäufer sagte das sei modern! Und meines Wissens gibt es nur einen Laden der solchen Schrott verkauft - nämlich den, wo ich dieses Papier gekauft haben, auf dem ich meinen Urlaubsantrag, der übrigens abgeschmettert wurde, geschrieben hab! Was sagte der Verkäufer noch? Er gibt mir den ganzen Block für einen Dollar, und damit treibe er sich selbst in den Ruin?"

Schnapper stand mit seinem Bauchladen an seiner Lieblingsstelle: Mitten auf dem "Hier gibt's alles - Platz". Als er Ikari kommen sah, fing er sofort an zu rechnen - dem naiven Zombie ließ sich fast alles andrehen!
"Oh, einen wunderschönen guten Morgen, Hauptgefreiter! Bist du hungrig? Ein Frühstück für unseren nimmermüden Wächter? Du hast Glück, heiße Würstchen heute nur 50 Cent das Stück, und damit treibe ich mich selber in den Ruin!"
"Guten Morgen! Ich dachte du verkaufst jetzt Schreibwaren und Büroartikel?"
"Oh, da gab es ein kleines Problem mit den "Nicht in den Finger stechenden Bleistiften"!
"Welches Problem?"
"Oh, ein paar Kunden meinten, das man mit einem Bleistift ohne Mine nicht schreiben kann!"
"Oh, wie dumm für dich! Ich brauche eine Auskunft!"
"Eine Auskunft? Oh, das ist gut, ich habe die besten Auskünfte der ganzen Stadt, nur 5 Dollar pro Information, und damit treibe ich mich selbst in den Ruin!"

20 Dollar später:
Ikari Gernetod, der vom Feilschen keine Ahnung hatte, hatte mit 2 erkauften Informationen zwei neue Anhaltspunkte:
1. Einige Leute, allerdings keine Menschen, die sich V.z.G.v.n.B. nannten (Vereinigung zur Gleichstellung von nichtmenschlichen Bürgern), liefen seit 2 Tagen durch die Stadt, und verteilten Flugblätter.
2. Der einzige, der außer Ikari noch einem Blatt des Zackenpapiers gekauft hatte, war - der schuldige Schuft!
Ikari ging zum Wachhaus in der Kröselstraße - mit ein wenig Glück fand er den schuldigen Schuft genau da. Und er hatte Glück: Der schuldige Schuft stand vorm Tor, und redete auf einen bedauernswerten Rekruten ein:
"So glaub mir doch, ich habe ein großes Feuer gelegt, du solltest mich einsperren!"
"Seit 2 Wochen war kein Brand mehr in der Stadt!" sagte der Rekrut.
"Doch, doch! Er wurde nur noch nicht bemerkt!"
Ikari grinste, erwiderte den Gruß des Rekruten, und wandte sich an den vermeintlichen Brandstifter.
"Hallo Schuft! Ich hätte da ein paar Fragen an dich!"
"Ich gestehe alles, ich hab's getan!"
"Jaja, natürlich! Hast du in den letzten Tagen einen Block Papier gekauft?"
"Ist das ein Verbrechen?"
"Ja!"
"Ja, ich hab einen Block gekauft, bitte sperr mich ein!"
"Moment, moment, soweit sind wir noch nicht! Hast du diesen Block an jemanden weiterverkauft?"
"Nun... ähm... nein!"
"Wirklich nicht? Oh, schade, dann bist du unschuldig! Tja, wir sind fertig, du kannst gehen!"
"Moment, moment!!!!" sagte der schuldige Schuft hastig "wenn ich's dir sage, komm ich dann ins Gefängnis?"
"Vermutlich ja!"
"Gut, gut, ich habe Benno den Block verkauft!"
"Benno? Wer ist Benno?"
"Ein Troll! Lebt unter der Sternenbrücke! Sagte, er braucht dringend Papier, um Nachrichten zu schreiben!"
"Nachrichten? Welche Nachrichten?"
"Keine Ahnung! Er sagte nur, das sich was ändern müsse! Alle Menschen hier rennen dickbäuchig durch die Gegend, und für Trolle gibt es in der Stadt kaum was zu essen!"
"So, so, interessant" Ikaris totes Gehirn schlug Salto Mortale, und er begann zu verstehen. "weißt du sonst noch etwas?"
"Nein, das ist alles!"
"Gut, gut! Rekrut, sperr den schuldigen Schuft bitte für 2 Stunden ein und bring ihm was zu essen!"
"Aber hör mal, ich verdiene mindestens 2 Wochen, ich habe eine Näherin überfallen... nein zwei!" rief der schuldige Schuft, doch Ikari war bereits unterwegs zu Steingesicht.

Benno schnarchte. Er war Nachts unterwegs gewesen und brauchte etwas Ruhe. Umso unerfreulicher, dass er durch einen grauenvollen Modergeruch geweckt wurde.
"Wer bist du denn?" fragte er, und rieb sich die Augen. Einige Kieselsteine fielen dabei zu Boden.
"Ein Bruder!" erwiderte eine Gestalt, die einen schwarzen Kapuzenumhang trug. "Ein Zombie, welcher mehr Frösche fordert!"
"Oh, du auch? Ich meine, ich will ja Steine! Aber auch euch muss geholfen werden, Frösche für die Untoten!"
"Und leckere Steine für euch Trolle! Ja, es muss aufhören, das die Menschen ihr leckeres Brot in sich hineinstopfen, und wir zusehen können wo wir bleiben!"
"Verdammt richtig!" sagte der Troll "Ähm... wie hast du mich gefunden?"
"Eine betrunkene Ente hat mir von dir erzählt!" antwortete Ikari toternst.
"Ach ja? Was Enten nicht alles mitbekommen! Egal, willkommen, Bruder! Heute Abend ist Hauptversammlung, du kannst mich begleiten! Triff mich nach Einbruch der Dunkelheit in der Schätzchengasse!"
"Ich werde da sein!" sagte Ikari "Verlass dich auf mich!"

Einige Stunden später:
Der verkleidete Hauptgefreite saß zusammen mit Benno, zwei Vampiren und einem Wergnom, in einem kleinen dunklen Zimmer eines der vielen dunklen Häuser in der Schätzchengasse.
Einer der Vampire hatte das Wort:
"Wir unterbreiten der Stadt morgen früh unsere Forderungen! Entweder sie sorgen dafür, dass auch wir leckere Grundnahrungsmittel genießen können, oder die Bäcker werden nie mehr freikommen!"
"Hat die Bäckergilde denn noch nicht reagiert?" fragte der Wergnom
"Ha, die Bäckergilde kann nicht reagieren, weil alle Gildenmitglieder in unseren Händen sind! Und entweder die Stadt erfüllt unsere Forderungen - oder es wird hier nie wieder Brot geben, denn niemand kann jetzt noch jemanden das Brotbacken beibringen, wir haben alle Meister, alle Lehrlinge und alle Gesellen!"
Ikari hob die Hand: "Wo sind die eigentlich alle?"
"Unten im Keller!" antwortete der Wergnom "Warum fragst du?"
"Och, nur so" sagte Ikari, während etwas blitzschnell aus seinem Umhang hervorhüpfte und verschwand - niemanden fiel das auf, und wenn hätte es wohl jeder für eine verschnupfte Ratte gehalten, deren Geruchsinn plötzlich wieder funktionierte.

Harry hingegen hatte sich an Ikaris Geruch gewöhnt, deshalb hatte er es auch so lange unter seinem Umhang ausgehalten. Eine Stunde später war dann alles vorbei! Die DOGs hatten das Zimmer gestürmt, zu dem Harry sie geführt hatte, die anwesenden Personen verhaftet, Ikari nach längerem hin und her als Kollegen erkannt, und die Bäcker befreit.

Der frisch gelöste Fall allerdings machte Ikari nachdenklich, auch dann noch als er Mückensturm seine Bericht gab.
"Denkst du das sich jemals was ändern wird, Harry?" fragte er den Gnom, als beide Mückes Büro verließen.
"Wie meinst du das?" fragte der Gnom
"Denkst du das wir jemals mit den Menschen gleichgestellt werden?"
"Um Offlers Willen, wer will denn mit denen auf einer Stufe stehen?"
"Ich meinte ja nur... vielleicht gäb's dann weniger Kriege und so!"
"Du denkst zuviel nach, das bringt nichts, wenn sich etwas ändert werden wir's sehen - du zumindest ganz bestimmt, ich schätze dass es höchstens 20.000 Jahre dauert, und du bist quasi unsterblich!"
"Ja!" sagte Ikari "Nun, was gibt es zu tun?"
"Oh, auf uns zwei wartet eine lange Nachtschicht mit viel Büroarbeit!"
"Oh, gut! Heute gewinne ich! Wer gibt?"

ENDE



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