Bisher hat keiner bewertet.
Ein Schneesturm legt Ankh-Morpork lahm. Selbst Schnapper hat sich zwischenzeitlich aus dem Geschäft zurückgezogen. Doch auf einmal, mitten in der eiskalten Nacht, hört ihr ein mysteriöses Scharren auf den Dächern. Eins ist sicher, es ist nicht der Schneevater! Werdet ihr euch in die Kälte der Nacht wagen...?
Dafür vergebene Note: 12
Dichte Schneeflocken fielen durch die dunkle Nacht. Wind riß an den Fensterläden und heulte unter den Türritzen. Ein Sturm wütete in Ankh-Morpork und die ganze Stadt schien still und ruhig dazuliegen. Der Schnee bedeckte Schmutz und Leichen und eine leichte Schneedecke lag selbst auf dem Ankh. Ein wahrhaft friedliches Bild. Von oben betrachtet.
Der Strum war so heftig, daß keiner sich aus dem Haus traute und selbst die vielen Kneipen blieben unbesucht. Sehr ungewöhnlich für Ankh-Morpork.
Atera starrte aus ihrem kleinem Büro und beobachtete die Straße. Seit fünf Minuten mühte sich eine kleine Taube vergeblich ab von der Stelle zu kommen. Heftiger Wind kam auf und die Taube war nicht mehr zu sehen. Atera seufzte und kehrte wieder zu ihrem Papierkram zurück. Ihre Kröte Sir Henry schlief tief und fest in seinem kleinen Karton und unten hörte man das Klacken von Tods Füßen, der schon eine ganze Weile über etwas grübelte. Atera war gern in diesem Wachhaus, keine Hektik, kein Streß und selten kam ein hilfesuchender Bürger in dieses Wachhaus. Schon von außen wirkte es bedrohlich, von innen wollten es die meisten gar nicht sehen.
Ja, das war ein-krach!-Atera schreckte auf und fuhr blitzschnell herum. Hatte sie nicht eben etwas gehört? Sie lauschte angestrengt, aber nichts war zu hören. Etwas beunruhigt wollte sie sich wieder hinsetzen, als ein lautes Scharren ertönte. Es kam vom Dach.
Vielleicht ist es nur ein Vogel, dachte sie.
Ein lautes Poltern war jetzt zu vernehmen.
Nun es gibt auch große Vögel. Atera schaute auf das Datum. Nein, Schneevatertag war erst in einem Monat. Dann ist es doch ein Vogel.
"Verflixt und zugenäht!", rief eine Stimme.
Vögel sprechen im Allgemeinen nicht. Aber sich jetzt in diesem Sturm auf das rutschige Dach wagen. Wenn sie runterfallen würde? Es würde Stunden dauern sich wieder zusammenzuflicken, außerdem war es ihr so peinlich mit Körperteilen bepackt in das Wachhaus zu gehen. Anderseits vielleicht winkte ja eine Beförderung...
Kälte empfing sie, als Atera die Dachluke aufschlug und sich mühsam auf das Dach hochzog. Der Wind war so heftig, daß sie nur langsam vorankam. Vielleicht war es doch so keine so gute Idee gewesen. Vorsichtig wankte sie zum Schornstein, leichtes Übelgefühl stieg in ihr auf, als sie nach unten sah. Angestrengt starrte sie in die Nacht, war auf dem nächsten Haus keine Bewegung auszumachen? Vielleicht ein Assassine, der in weißer Tarnkleidung arbeitet, ging es ihr durch den Kopf. Sie zwang sich weiterzugehen, wenn sie nun todesmutig einen Mord verhindern könnte, winkte sicher eine Beförderung oder wenigstens eine Gehaltserhöhung.
Davon trennten sie knapp zwei Meter zwischen den beiden Häusern. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück, das würde sie niemals schaffen. Auf dem nächsten Dach sah sie eine Gestalt, die sich am Schornstein zuschaffen machte. Atera holte noch einmal tief Luft und sprang. Sie segelte etwas ungeschickt durch die Luft und erwischte gerade noch den nächsten Mauersprung. Mühsam zog sie sich hoch und rief laut durch den Sturm der Gestalt entgegen:
"Halt! Stehengeblieben und Waffe fallen lassen im Namen der Waarghh!!"
Sie rutschte auf dem Dach aus und schlitterte unaufaltsam das Dach hinunter. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen, doch das Ende kam immer näher. Plötzlich griff eine Hand nach ihr und hielt sie fest. Langsam wurde sie in die Höhe gezogen, Atera hoffte inständig, daß die Nähte halten würden; sie taten es. Überglücklich wollte sie ihren Retter umarmen, als sie bemerkte, daß vor ihr ein zierliches kleines Mädchen stand. Sie hatte nur ein dünnes weißes Kleid an und guckte sie schüchtern mit großen Augen an.
"Äh..danke. Du bist..eine..ähm.."
"Zahnfee.", antwortete das Mädchen zaghaft.
"Ja, genau. Was hast du hier auf dem Dach verloren?"
"Zähne."
"Oh, aha. Soso.", die Situation wurde immer merkwürdiger.
"Weißt du, ich bin eine Zahnfee in der Ausbildung und ich sollte elf Zähne holen, aber dummerweise bin ich ausgerutscht und habe die Zähne verloren."
"Ah, das erklärte das Poltern und die Flüche.", bemerkte Atera.
"Oh, die hat man gehört?", fragte die Zahnfee und errötete.
"Was meinst du warum ich hier heraufgekommen bin."
"Versprich mir nichts meiner Lehrerin zu erzählen."
"Ja,ja. Aber warum müßt ihr bei einem solcen Sturm arbeiten?"
"Heute war meine Prüfung und jetzt habe ich die Zähne verloren und werde durchfallen."
Die kleine Zahnfee fing an zu weinen. Hilflos stand Atera im Schnee auf dem Dach mit einer weinenden Zahnfee und wollte am liebsten wieder in ihrem Büro sitzen. Sie legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens und tätschelte sie beruhigend.
"Nicht weinen. Wir werden sie schon wieder finden. Ich glaube, ich bin auf ihen ausgerutscht..."
Atera bückte sich und wühlte im kaltem Schnee herum bis sie schließlich einen ledernen Beutel fand. Überglücklich nahm die Zahnfee den Beutel mit den Zähnen entgegen.
"Jetzt kann ich doch noch die Prüfung schaffen, danke."
Dann ging sie davon und verschmolz mit dem dichten Schnee. Sie stand allein auf dem Dach, der kalte Schnee hatte schon ihre ganzen Kleider durchnäßt und kalt war ihr auch. Vorsichtig kletterte sie an einer Regenrinne herunter. Schnell beeilte sie sich in das warme Wachhaus zu kommen.
"WO KOMMST DU DENN HER? ICH DACHTE, DU WÄRST IN DEINEM BÜRO.", fragte Tod. "Ja, war ich auch. Aber ich bin auf das Dach gegangen und habe einer Zahnfee die verlorenen Zähne wiederbeschafft.", erwartungsvoll sah sie den Kommadeur an.
"ICH GLAUBE, DU SOLLTEST NICHT SO VIEL ÜBER DEN PAPIEREN SITZEN. DAS..ÄH..IST ANSCHEINEND NICHT GUT FÜR DICH."
"Aber ich habe wirklich-"
"SOLL ICH EINEN TEE FÜR DICH ANSETZEN?", fiel ihr Tod ins Wort.
"Aber-"
"ICH KOCHE DIR LIEBER EINE GROßE KANNE VOLL."
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