Blaue Wunder

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von Oberleutnant Daemon Llanddcairfyn (DOG)
Online seit 21. 05. 2002
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 Außerdem kommen vor: SteingesichtIkari GernetodMückensturm

Eines Morgens erhältst du ein kleines Päkchen. Ein Zettel auf dem Paket verheißt folgendes:
"Öffne mich und du wirst ein vortreffliches Abenteuer erleben. Öffnest du mich nicht, wirst du dein blaues Wunder erleben."
Nun liegt es an dir. Wie entscheidest du dich und was wird dir wohl passieren?

Dafür vergebene Note: 13

Daemon - 16.04.2002 21:07 - ...Die Story an sich ist sehr gut und wohl eine der Besten, die mit dieser Vorlage möglich war, wie ich das sehe. (Ich hätte bestimmt nur irgendwas mit ner Bombe, diversen Überflutungen, magischen Instabilitäten und einer Webel-Krise hinbekommen, da war deine Geschichte ungef. 12,37mal besser :o) )...

Sidney - 17.04.2002 15:21 - @Dae: Ich würde gerne deine Story (inkl. Webel-Krise) lesen...

Daemon - 17.04.2002 16:59 - Ich denk mal drüber nach @ Sid ;o)


Der Mann sah herüber. Schwarz getönte Gläser spiegelten den neben ihm wieder.
"Bereit?", fragte er mit einem harten Zug um die Lippen. Mit einem lauten Klacken ließ er einzelne Bolzen in das Metallgehäuse seiner Armbrust schnappen. Der Angesprochene rückte seinen Anzug zurecht, setzte seine eigene geschwärzte Brille auf und zog zwei kleinere Schusswaffen aus seinem Gürtel. Dann nickte er.
Der Mann wandte den Kopf zur anderen Seite.
"Bereit?", fragte er und ließ die Federmechanik der Armbrust die Sehne spannen. Die Frau neben ihm ließ kurz die Schnappmesser aus ihren Manschetten vorfahren und zurückschnappen. Dann zog sie ein schlankes, langes Schwert, dessen Schneide silbern glitzerte.
"Bereit, wenn Sie es sind, Sir.", sagte sie kalt und richtete ihren Blick durch das dunkle Glas auf die metallene Tür vor ihnen.
"Dann los.", der Mann richtete die Armbrust nach vorn und ging ruhig auf die Tür zu. Das knöchelhohe Wasser tropfte von seinen Stiefeln. Auf der Hälfte des Weges überholten ihn die beiden von beiden Seiten. Braun und schmierig spritzte es unter ihren schnellen Schritten empor. Der zweite Mann zündete das Paket am Schloss der Tür und sprang zur Seite. Die kleine Explosion pochte dumpf durch das Röhrensystem, in dem sie sich befanden. Die Tür sprang auf, grelles Licht prallte auf sie. Die Frau warf eine kleine glitzernde Kugel in die Öffnung. Noch bevor der schwarze Rauch sich weiter ausbreiten konnte, flogen ein halbes Dutzend Bolzen in den Raum dahinter. Mit langsamen Schritten durchschritt der Mann die Tür und schoss konzentriert auf die Ziele dahinter. Die beiden Anderen folgten ihm schnell.

"Mistundverflucht!", hallte es durch die Räume des Boucherie Rouge. Eiliges Getrappel auf der Treppe war das nächste Geräusch, das zu hören war.
"Alles in Ordnung, Daemon?", fragte Ilona-Verona, als sie die Tür des Lagers erreichte. Hinter ihr standen noch ein paar weitere Personen, die im Haus beschäftigt waren, "Du hast... geschrieen."
"Ja, ja.", winkte der Oberstleutnant ärgerlich ab und wischte sich mit einem Handtuch über die nasse Uniform, "Der Kaputschino-Dämon spinnt.", er trat einen Schritt vom Tisch zurück, eine Pfütze bildete sich auf dem Boden, "Ich stellte meine Tasse darunter und er drehte durch und schoss das Wasser irgendwohin. Hauptsächlich auf mich."
"Oh ja.", machte Ilona-Verona und ging zu ihm, "War es schon heiß?", besorgt fühlte sie über die durchnässte Jacke des Wächters.
"Nein, nein. Es ist schon wieder alles in Ordnung.", Daemon putzte weiter über seine Kleidung, während die Pfütze immer größer wurde.
"Oh ja.", gluckste Valeriaa von der Tür her, "Das ist ja schon eine richtige Überschwemmung."
[1]
"Ja, sehr witzig.", brummelte der Oberstleutnant und wich mit der Näherin vor der Wasserlache zurück.
"Tja, der Dämon ist halt auf Wache-Tassen eingestellt.", grinste Mückensturm, der inzwischen dazu gekommen war. Der Oberstleutnant hielt inne, sah den Fähnrich kalt an und warf das Handtuch zu Boden.
"Willst Du damit sagen, meine Tasse sei daran schuld?", fragte er.
"Oh!", entfuhr es dem Abteilungsleiter, "Ich meinte nur, dass..."
"Du meinst also, ", Daemon ging einen schritt auf ihn zu, "Dass meine Tasse daran schuld ist."
"Hör mal, ich wollte doch nur sagen, der Dämon..." Der Oberstleutnant zog eine Tasse aus der Kaputschino- Vorrichtung und hielt sie Mückensturm unter die Nase.
"Du bist also der Meinung, DIESE Tasse sei daran schuld?" [2]
"Ich würde doch niemals..."
"Das reicht!", der Oberstleutnant wandte sich ab und stapfte mit tropfender Uniform den Flur entlang zur Außentreppe.
"Na toll.", brummte Mückensturm, "Und wer wischt das jetzt auf?", er überlegte kurz, "Wo ist Vintongo?"
"Vinni?", fragte Gefreite Hatscha al Nasa, "Den habe ich schon länger nicht mehr gesehen."
"Was soll das heißen: Länger nicht mehr gesehen?", der Fähnrich sah sie erstaunt an, "Er hat doch Dienst."
"Ich... ich dachte, er wäre vielleicht auf einer dieser verdeckten Dings... Ermittlungen.", stotterte die Wächterin unter den Blicken ihres Vorgesetzten.
"Ich will nicht wissen, was und ob du denkst!", fuhr es aus dem heraus, "Du gehst jetzt, ich sage jetzt, zu Pigeon und findest heraus, wo der Lance-Korporal ist und an was er arbeitet." Erschrocken wich Hatscha zurück und salutierte hastig. Die umstehenden Näherinnen sahen den Fähnrich erstaunt an.
"Was?", fragte er, "Ihr wärt auch sauer, wenn plötzlich Jemand fehlen würde.", brummend ging er in sein Büro und schlug die Tür hinter sich zu.
"Super Stimmung hier.", bemerkte Roxanne.
"Allerdings.", stimmte Ilona-Verona zu.

Pigeon sah überrascht auf, als Hatscha ihr Büro betrat.
"Hallo.", sagte sie, "Was ist denn mit dir passiert, du bist ja ganz blass." Die Gefreite schloss die Tür hinter sich.
"Es ist Mückensturm. Ich erwähnte, dass ich Vinni schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen hätte.", begann sie, "Daraufhin fuhr er mich an, dass ich bei dir nachfragen soll, woran er gerade arbeitet."
"Hm.", stutzte die Hauptgefreite, "Das ist allerdings eine interessante Frage. Letzte Woche hat er verdeckt bei den Bäckern ermittelt, aber der Fall war abgeschlossen, du weißt, diese Sache mit der ... Milch.", zögerte sie. Sie stand auf und öffnete den Aktenschrank, der an der hinteren Wand ihres kleinen, dunklen Büros stand, "Er hätte am Montag hier erscheinen sollen. So ein Mist, warum ist denn nicht aufgefallen, dass er nicht hier war?", Pigeon biss sich auf die Unterlippe, "Er war solange verdeckt tätig, dass man gar nicht mehr bemerkt hat, dass er morgens nicht auftaucht.", sie stieß die Schublade zurück in den Schrank, mit einem lauten Knallen schloss sie sich. "Pass auf.", wandte sich die Hauptgefreite an Hatscha, "Du fragst jetzt jeden hier, wann Vinni das letzte Mal gesehen wurde. Danach kommst Du zurück und erstattest Bericht."
"Alles klar.", bestätigte Hatscha und sauste aus dem Zimmer.

Ein riesiges, hässliches Gesicht erschien in Vintongos Sichtfeld. Die Gestalt musste sich tief bücken, so wie der Lance-Korporal an den Händen gefesselt in dem Gestell hing. Geifer lief aus dem großen Mund. Schmerzhaft wurde der Wächter in den Haaren gepackt und sein Kopf nach oben gerissen. Leise stöhnte er auf. Der zweite Kobold, ein Wesen mit langen Armen, die wie die ganze Gestalt mit grüner, glatter Haut bedeckt waren, griff nach Vinnis Kehle und drückte zu.
"Ssie mal, er isst wach.", zischte er dann der großen Gestalt zu.
"Jar, ich sehe es.", mit seinen Pranken gab er dem Wächter zwei Schläge in die Rippen.
"Wolltesst nicht mitmachen, wie?", der grüne Kobold hielt sein schmales Gesicht nah an das des Gefesselten, "Hattesst wohl was Besssseress zzu tun, was?" Der Große gab dem Gestell, in dem er hing, einen Stoß, so dass es herumdrehte. Vinni sah sich in den Spiegeln an den Wänden und am Boden selbst, wie er gefesselt da hing, grün und blau geschlagen und mit geschwollenem Gesicht.
"Ob wir wohl alless richtig machen?", hörte er leise hinter sich.
"Har, har. Ich fühle, es ist richtig."

Hatscha hatte jeden DOG und jede Näherin im Boucherie gefragt, wo Vinni sei, mittlerweile wusste also Jeder, dass er nicht da war. Die Gefreite lief gerade die Treppe wieder hinauf und wollte zu Pigeon ins Büro, als Daemon um die Flurecke kam.
"Hast du ihn gefunden?", fragte er, sobald er sie sah.
"Nein.", seufzte Hatscha, "Keine Spur von ihm. Und jetzt muss ich auch noch zur Chefin und es ihr sagen."
"Hm.", machte Daemon, "Hast du mal in sein Zimmer geschaut, ob du dort etwas findest, dass weiterhelfen könnte?" Die Gefreite stutzte.
"Ähm, nein, habe ich nicht. Meinst du, ich sollte?"
"Ist König Baum der beste Herrscher der Stadt in den letzten 523 Jahren gewesen?", fragte der Oberstleutnant, "Komm mit, wir sehen uns da mal um."

Dreißig Sekunden später betraten die beiden das Büro von Drei-Nervöse-Tapire Vintongo im zweiten Stock des Boucherie Rouge.
"Na gut.", sagte Daemon, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, "Suchen wir nach Hinweisen, wo der Kollege geblieben ist."
An einer Wand stand ein Schreibtisch mit dem allgemeinen Kram, den man auf so einem Möbelstück erwartete. Dazu kam eine Schale mit mittlerweile nicht mehr ganz frischem Obst. Ein kleiner Schwarm Fliegen flog erschrocken auf, als die beiden Wächter eintraten. An der Wand darüber hing ein Bild. Ein genauerer Blick offenbarte darauf ein traurig einherschauendes Tapir. In der hinteren Ecke lag eine alte Matratze, die nach dem Einzug des Lance-Korporals im Zimmer liegen geblieben war. Auf ihr hatte sich ein kleines durcheinander aus Aktenordnern, losen Blättern und Ähnlichem gebildet.
Der Oberstleutnant zog nacheinander die Schubladen des Schreibtisches auf. Er fand Berichte, Schreibutensilien und einige recht persönliche Dinge. Verlegen räusperte sich der Wächter. 'Das wird uns wohl kaum weiterhelfen.'
Hatscha kramte unterdessen in dem Haufen auf der Matratze. Als sie eine Mappe mit den Beschreibungen aller gefährlichen Tiere des Kontinents XXXX (Speziell zusammengefasste Schnapper-Sonderausgabe) zur Seite schob, fand sie ein kleines Kästchen. Verwundert hob die Gefreite es auf. 'Was ist das denn?' Neugierig las sie das Schildchen auf dem Deckel.
"Öffne mich und du wirst ein vortreffliches Abenteuer erleben. Öffnest du mich nicht, wirst du dein blaues Wunder erleben."
'Ob das was mit Vinnis Verschwinden zu tun hat?' Schulterzuckend öffnete sie den Deckel.
"Herzlich Willkommen, Herr Drei-Nervöse-Tapire Vintongo.", plauderte ein kleiner, grüner Dämon fröhlich los, "Wir von der Firma Leuchtende Chowinas freuen uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ihre Registrierungsdaten lauten:
Name: Drei-Nervöse-Tapire
Vorname: Vintongo
Firma: Stadtwache Ankh-Morpork
Registrierungsnummer: EPPURG - 2342 - 150780 - O
Drücken Sie den Dämonen, um fortzufahren.", der kleine Dämon setzte sich seufzend hin und schaute traurig nach oben.
"Ähm.", machte Hatscha, "Ich bin nicht Vinni."
"Bitte geben Sie Ihren Namen an, ihre Registrierungsdaten werden ihnen dann automatisch von der Firma Leuchtende Chowinas zugesandt.", rief der Dämon schnell.
"Was ist los?", fragte der Oberstleutnant und trat näher.
"Schau Dir das hier mal an, Daemon.", die Angesprochene hielt ihm das Kästchen entgegen.
"Vielen Dank!", plärrte der Dämon, "Sie, Daemon, werden in Kürze Ihr eigenes Starterpaket von der Firma Leuchtende Chowinas erhalten.", der kleine Kerl hüpfte auf den Boden und sauste aus dem Raum.
"Oh Mist!", fluchte Hatsch, "Glaubst du, ich habe es kaputt gemacht?"
"Keine Ahnung.", murmelte der Wächter, "Ich glaube, es war nur Werbung. Hier finden wir jedenfalls nichts. Geh jetzt Bericht erstatten. Sag Pigeon, dass ich zu Vinnis Wohnung gegangen bin und dort nachsehe. Vielleicht liegt er nur krank im Bett."

"Aargh!", schrie Vinni auf, als der große, rote Dämon wieder zuschlug.
"Wolltest kein Abenteuerr errleben, was?", grollte der.
"Mach weiter, mach weiter.", der grüne Kobold zog an einer Kette an dem Gestell, "So isst'ss richtig.", zischte er, als der Wächter wieder aufschrie.

Daemon lief durch Ankh-Morpork zu Vinnis Wohnung. Als er um eine Häuserecke bog, kam ihm Sidney entgegen.
"Hallo, Sidney.", sagte Daemon.
"Hallo, Daemon.", sagte Sidney.
Kurze Zeit später erreichte der Oberstleutnant die Wohnung des verschwundenen Wächters.
[3]

"Keine Spur von ihm?", fragte Mückensturm.
"Kein bisschen.", sagte Hatscha bedrückt.
"Nicht mal die Spur einer Spur in seiner Wohnung.", fügte Daemon hinzu, "Es sieht aus, als wäre er einfach aus dem Haus gegangen. Die Tür verschlossen, die Wohnung aufgeräumt. Kein Anzeichen für einen Kampf, eine Entführung oder Fahnenflucht."
"Schöner Mist.", fluchte der Abteilungsleiter leise, "Also gut.", er hieb mit der Faust auf den Tisch, "Hatscha, gib eine Nachricht an alle Abteilungen raus. Die SEALS sollen die Augen offen halten und die Anderen ihre Kontakte nutzen, um etwas herauszufinden. Nicht einmal hier kann ein Mann ohne jede Spur verschwinden." Die Gefreite salutierte und verließ schnell das Zimmer.
"Ich werde bei den Gilden rumfragen.", informierte Daemon.
"Den Gilden?", fragte Mückensturm.
"Den Dieben, den Bäckern und...", er zögerte kurz, "... den Assassinen." Sein Vorgesetzter nickte.

Daemon betrat sein Büro, schloss die Tür hinter sich und schnippte nervös mit den Fingern.
"Kleines, schwarzes Büchlein.", murmelte er zu sich selbst, "Wo ist es nur?", er sah zu dem großen Himmelbett, dass einen großen Teil seines Zimmers belegte. Darauf hatte sich ein riesiger Haufen aus Papieren, Berichten, Kleidung, Kissen, Essensresten und Dingen, die 'Ping' machten, angesammelt. Der Oberstleutnant seufzte.
"Also gut.", sagte er laut und ging zum Bett. Nach einer Viertelstunde Suchens erinnerte er sich, sein schwarzes Büchlein zu Hause aufzubewahren, damit es im Büro nicht Verloren ging. Fluchend wischte er sich über die Uniform und verließ das Zimmer. Dabei ließ er unachtsam die Tür offen stehen.

Der Oberstleutnant erreichte seine Wohnung in einem der billigen, aber nicht ärmlichen Vierteln der Stadt, schloss die Haustür auf und tastete sich durch das dunkle Treppenhaus. 'Verfluchter Hausverwalter.', dachte er und fuhr mit der Hand die Wand entlang, bis er seine Wohnungstür fand. Er schaffte es schließlich, das Schlüsselloch zu treffen, zog die Tür auf und trat in die Dämmernis der Wohnung. 'Ich sollte ab und zu die Läden aufmache...', der Wächter stolperte und fiel der Länge nach in den Flur seiner Wohnung.
"Mistundverflucht.", rief er. Die Wohnungstür auf der gegenüberliegenden Seite des Treppenhauses öffnete sich und Frau Wirtshaus, eine alte, empörte Dame, die den ganzen Tag aus ihrem Fenster hinaus auf die Straße schaute, sah ihn erschrocken an.
"Also wirklich.", sagte sie kopfschüttelnd und schloss die Tür wieder.
Daemon rappelte sich auf und öffnete ein paar der Fensterläden. Als genug Licht in die Zimmer fiel, machte er sich auf die Suche nach seinem Kontaktbüchlein. Bald hatte er es gefunden und steckte es in seine Uniformtasche. Als er die Wohnung verlassen wollte, sah er direkt vor der Tür ein Paket im Flur stehen. 'Du warst das also.', dachte er. Daemon bückte sich, hob das Paket auf und trug es in die kleine Küche, wo er es auf den wackligen Tisch stellte. [ An: Daemon] stand auf dem Paket und: [Von: Leuchte
nde Chowinas]. Grummelnd öffnete der Wächter das Papier, zog Unmengen raschelndes Packmaterial hervor und fand schließlich ein kleines Kästchen. Missmutig drehte er es in seinen Händen und las das Schildchen darauf erst gar nicht. Ärgerlich verzog er das Gesicht, murmelte etwas von 'Aufdringlicher Werbung' und warf das Kästchen in den Mülleimer in seiner kleinen Küche.
"Als hätte man nichts Besseres zu tun.", knurrte er in sich hinein und ging wieder in den Flur.
"Aha. Du willst also auch kein Abenteuerr haben, was?", grollte eine Stimme hinter ihm. Eine Andere begann zu kichern.

***


"Was soll das heißen, er ist nicht hier?", brüllte Mückensturm, "Er arbeitet hier, er hat hier zu sein!", Regen prasselte an die Fensterscheibe.
"Ich... ich weiß.", stotterte Ikari.
"Wo ist er dann?", der Abteilungsleiter zerknüllte mehrere Blätter. Dicke Tropfen zerplatzten laut am Fenster,
"Er ging gestern nach Hause, um wichtige Unterlagen zu holen, sagte er. Seitdem ist er nicht wieder aufgetaucht."
"Das gibt's doch nicht!", der Fähnrich schloss die Augen und atmete tief durch, "Nun gut.", sagte er dann etwas ruhiger, "Du gehst jetzt zu Daemons Wohnung uns schaust nach, wo der Kerl bleibt. Muss ich denn auf alle selbst aufpassen?" Der Zombie salutierte und drehte sich um.
"Ikari.", sagte der Abteilungsleiter.
"Ja, Mückensturm?", fragte der vorsichtig.
"Nimm Hatscha mit.", sagte der Fähnrich, der zusammengesunken in seinem Sessel saß, "Ich will nicht, dass einer von uns allein unterwegs ist." Ikari nickte und verließ das Zimmer.

Mühsam öffnete Daemon die Augen. Sternchen blitzten vor ihm auf. Seine Arme waren über ihm festgebunden, seine Beine spürte er nicht.
"Autsch.", stöhnte er und schüttelte den Kopf, was nur neue Sterne hervor rief. Schließlich konnte er durch die geschwollenen Augen wenigstens etwas sehen. Er sah sich selbst in einem bizarren Gestell aus Latten, Ketten und Rädern hängen. Es stand in einem Raum, der scheinbar an den Wänden und am Boden mit Spiegeln bestückt war. An den Ketten schwankte er leicht von einer Seite zur anderen. Er sah aus, als wäre er in der größten Gerölllawine des Spitzhorngebirges Schlittengefahren. Er sah mehr Schrammen,
Beulen und Blutergüsse an sich, als er Schmerzen wahrnehmen konnte. Und er sah noch etwas. Mühsam wandte er den Kopf zur Seite.
"Hallo, Herr Oberstleutnant.", ächzte Vinni, Schön, dass du kommen konntest."

"Na, wunderbar.", rief Hatscha al Nasa Ikari durch das Prasseln der Tropfen zu. Durch den strömenden Regen liefen die beiden Gefreiten durch die Straßen. Das Wasser spritzte unter ihren Füssen hoch.
"Ein richtiger Wolkenbruch.", antwortete der Zombie.
"Ja. Und es scheint nicht besser zu werden.", die Wächterin deutete hoch zum Himmel, wo immer neue dunkle Wolken von allen Seiten auf die Stadt zu trieben. Sie erreichten eine Hausecke, an der völlig durchnässt Lance-Korporal Sidney stand.
"Sauwetter heute, was?", rief er.
"Ja, ja, aber ein Wächter ist immer im Dienst, was?", antwortete Ikari.
"Man weiß ja, wie das ist.", sagte Hatscha und die beiden gingen weiter.

"Ein schöner Mist ist das.", sagte die Gefreite.
"Und du bist sicher?", fragte der Zombie. Die Beiden saßen an Daemons Küchentisch. Vor ihnen stand das kleine Kästchen, dass Hatscha schnell nach ihrem Erreichen der Wohnung gefunden hatte. Sie nickte.
"Genau so ein Ding haben wir in Vinnis Büro gefunden.", Regen prasselte an die Scheiben, das Zimmer war im grauen Licht von draußen trüb und kalt.
"Na toll. Und was jetzt?", der Zombie sah skeptisch von ihr zum Kästchen.
"Wir müssen herausbekommen, woher das kommt.", sie deutete zum Tisch. Entschlossen stand sie auf, schnappte sich den Kasten und verließ die Küche. Der Zombie sprang auf und folgte ihr. Hatscha hatte bereits die Wohnungstür erreicht.
"Heh. Schau dir das mal an.", sagte Ikari hinter ihr. Der Gefreite bückte sich und hob ein kleines, schwarz eingebundenes Büchlein auf. Kurz blätterte er darin.
"Das sind Daemons Kontakte in den Gilden. Vielleicht kann uns das helfen.", er steckte es ein und die Beiden verließen die Wohnung.

Unter den beiden Gefreiten bildete sich eine große Wasserlache auf dem roten Teppich von Mückensturms Büro.
"Ihr habt also das selbe Paket in Daemons Wohnung gefunden, wie in Vinnis Büro.", fasste Mückensturm den bisherigen Bericht zusammen, "Was habt ihr darüber herausgefunden?"
"Wir sind durch die halbe Stadt gerannt -", erzählte Hatscha.
"Es hat geregnet.", warf Ikari ein.
"In Strömen geregnet.", ergänzte die Gefreite.
"Dachte, es hört nie wieder auf.", erweiterte der Zombie die Aussage.
"Hat es bis jetzt auch nicht.", erklärte die Wächterin.
"Sieht auch nicht so aus, als würde es so schnell aufhören.", Ikari nickte.
"Ja, ja, schon gut.", unterbrach Mückensturm, "Es regnet also. Was ist mit dem Kästchen?"
"Oh ja.", Hatscha stellte es auf den Schreibtisch, "Wir haben bei den Kaufleuten, den Verpackern und den Herstellern lustiger Dinge nachgefragt und man hat sich tatsächlich an diesen Auftrag erinnert.", stolz grinste sie ihren Abteilungsleiter an.
"Und?", fragte der erwartungsvoll, "Ihr habt die Firma gefunden, habt den Laden gestürmt und unsere Leute rausgeholt?"
"Ähm.", machte Ikari, "Nein. Wir wissen gar nicht, was es für eine Firma ist."
"Aber ihr habt doch gerade gesagt..."
"Man hat sich an den Auftrag erinnert, weil es so eine ungewöhnliche und komplizierte Aufgabe war, das Kästchen herzustellen, dass jede Gilde, die damit beauftragt wurde, schließlich aufgab.", erklärte die Wächterin.
"Mist.", sagte Mückensturm.
"Wir haben jedoch an einer Stelle noch nicht nachgefragt."
"Weil es so stark geregnet hat."
"Na toll. Und wo habt ihr noch nicht nachgefragt?", wollte der Fähnrich wissen.
Die Beiden sagten es ihm. Mückensturm stand auf, öffnete die Tür seines Büros und rief laut nach Steingesicht. Als er sich umwandte, stand der Geist bereits vor ihm.
"Da bist du ja.", sagte Mückensturm, "Gut, gut.", er erklärte ihm seinen Auftrag.
"Und es wäre nett, wenn du dafür wenigstens einmal deine Füße benutzen könntest. Es ist nicht schön, das du ständig hier verschwindest und dort auftauchst. Es macht einen nervös."
"Zu Fuß?", Steingesicht sah seinen Vorgesetzten groß an, "Hast du es denn noch nicht gehört?"
"Was gehört?", fragte Mückensturm ungeduldig.
"Durch den starken Regen ist der Ankh über seine Ufer getreten. Die Unsichtbare Universität ist nicht mehr zu erreichen, außer du besitzt ein Boot. Das Selbe gilt für alle Stadtteile am Ufer. Das ist das schlimmste Hochwasser, das ich jemals erlebt habe."
"Na toll.", knurrte der Fähnrich, "Genau so was hat mir noch gefehlt."
[4]

Der rote Dämon schlug die Köpfe von Vinni und Daemon hart gegeneinander.
"So.", grollte er, "Die haben errstmal wiederr genug.", er drehte sich um.
"Du Idiot.", schimpfte der grüne Kobold, "Jetzzt können ssie nichtss mehr ssehen. Wann lernsst du endlich, dass ssie bei Bewußßtssein ssein müssssen, um ssich in den Sspiegeln zzu ssehen?"

Steingesicht hatte schon einige Fälle gelöst und war nicht zum ersten Mal in der Unsichtbaren Universität unterwegs. Trotzdem brauchte er einige Zeit, bis er schließlich eine Gruppe von Studenten ausfindig gemacht hatte, die ihm etwas über das gefundene Kästchen sagen konnten.
"Ihr habt diese Dinger also hergestellt, wie?", brummte der Geist.
"Nicht direkt hergestellt.", sagte einer der angehenden Zauberer vorsichtig, "Wir haben sie beschworen."
"Und für wen?"
"Oh, es war ein Geschäftsmann aus der Stadt. Wir haben ihn eigentlich nie wirklich gesehen. Ein Bote gab den Auftrag ab. Ein Bote holte die Rolle mit dem Spruch ab. Ein Bote brachte das Geld. wie so etwas nun mal läuft."
"Und was genau macht das Kästchen?"
"Oh.", die Zauberer sahen sich betreten an, "Es war eigentlich nur als Werbung für die Firma gedacht. Es sollte die Angebotspalette erklären, indem es durch die Vergabe eines scheinbar exklusiven Schlüssels neugierig machte, und gleichzeitig neue Empfänger bestimmen. Das Kästchen reproduziert sich daraufhin automatisch an seinem Bestimmungsort."
"Eigentlich?", fragte Steingesicht. Die Studenten räusperten sich.
"Nach der Auslieferung entdeckten wir ein kleines... Sicherheitsloch. Der Spruch nimmt einige werbetechnische Aspekte der Sache wohl etwas zu genau. Es scheint, als ob man das Kästchen auf jeden Fall öffnen müsste."
"Sonst?"
"Sonst erlebt man sein blaues Wunder.", antwortete der Sprecher zögernd.
"Wie macht sich das bemerkbar?"
"Na ja. Es scheint... dass... bei einem Nicht-Öffnen des Kästchens... zwei niedere Geister ähm... Unterweltswesen erscheinen, die... den Betreffenden mitnehmen und ihm eine Abreibung verpassen."
"Und wie lange dauert das?", Steingesicht sah sie streng an.
"Nun, bis man das Kästchen eben doch öffnet."
"Obwohl man entführt wurde?"
"Sehen Sie... genau do liegt das Sicherheitsloch."
"Na wunderbar.", seufzte der Geist, "Was habt ihr gemacht, als ihr dieses Sicherheitsloch entdeckt habt?"
"Wir konnten den Geschäftsmann nicht erreichen, doch wir haben den Spruch von hier aus zerstört. Leider schien aber bereits ein Kästchen ausgeliefert worden zu sein. Und wir können nicht feststellen, ob es sich mittlerweile reproduziert hat." Der Wächter brummte etwas.
[5]
"Gibt es sonst noch etwas, was man wissen sollte?", wollte er wissen.
"Ja. eine nicht so schöne Sache wäre da noch."
"Sagt nicht, die schlechten Nachrichten kommen jetzt erst."
"Die beiden Wesen müssen sich in irgendeiner Weise ernähren. Unglücklicherweise scheint einer unserer weniger begabten Mitarbeiter es so beschworen zu haben, dass sie die absolute Qual ihrer Opfer benötigen. Dadurch wird sichergestellt, dass sie ihre Aufgabe auch wirklich erledigen. Dafür werden sie spezielle Spiegel herstellen."
"Spiegel also.", brummte Steingesicht nicht sehr interessiert.
"Ja. Spiegel, die diese Qual einfangen und ihnen zukommen lassen. Das Problem ist: Wer immer in diese Spiegel schaut, wird selber ein Opfer der Wesen."
"Oh.", machte der Wächter, "Das ist allerdings gut zu wissen. Leider weiß ich immer noch nichts Genaues über die Firma und wie viele Kästen bereits ausgeliefert wurden."
"Wie gesagt,", antwortete der junge Zauberer, "Wir hatten keinen direkten Kontakt."
"Was genau sind 'Chowinas'?"
"Eine interessante Frage.", der Student, der das Sprechen übernommen hatte, stand auf und holte ein dickes Buch hervor, "Laut der Encyclopedia Ankhmorkia ist ein Chowina ein kuhähnliches Tier mit kurzem Rüssel, das in den Wüsten von Klatsch lebt und durch sein leuchtendes Fell auffällt. Für einen Katalog mit dem Titel 'Bilder von leuchtenden Chowinas' sollte eigentlich geworben werden.", fügte er hinzu.
"Das hilft nicht sonderlich weiter.", sagte Steingesicht, "Damit weiß ich immer noch nicht, ob Vinni der Erste war, der diese Werbung erhalten hat, oder ob sein Kästchen bereits eine Re-Produktion war. Steht da noch mehr?"
"Nur noch ein Satz.", bedauerte der Student, "Das leuchtende Chowina ist eng verwandt mit dem bekannteren Tapir.", er sah auf, "He, wo ist er hin?"

Steingesicht hatte sich direkt in das Archiv der Wache begeben und alle Druckereien der Stadt herausgesucht. Nur eine besaß eine Presse, mit der man haufenweise Farbikonographien für einen Tierkatalog drucken konnte.
Die Druckerei 'Slartibartfaß und Sohn' lag in den noch nicht überschwemmten Gebieten und dort erinnerte man sich genau an den Großauftrag der Firma Leuchtende Chowinas. Jetzt starrte Mückensturm auf den Zettel mit der Adresse.
"Das ist nicht dein Ernst?", fragte er.
"Das hat mir der alte Druck-Meister gesagt. Er hat extra in seinen unterlagen nachgesehen.", antwortete der Geist.
"Die Kanalisation? Gibt es da unten überhaupt... Raumbezeichungen?", er sah misstrauisch auf den Zettel.
"Ich habe auf den alten Karten im Wachhaus nachgesehen. Ich denke, ich habe herausgefunden, wo sich diese Räume befinden."
Mückensturm nickte.
"Wir gehen da rein.", sagte er, "Ruf die Anderen."
Kurze Zeit später hatte der Abteilungsleiter dem Rest der Abteilung die Lage erklärt.
"Wir müssen die Wesen ablenken, während wir reingehen, wer weiß, welche Tricks die auf Lager haben.", sagte Pigeon.
"Richtig.", nickte ihr Vorgesetzter, "Deswegen wirst Du mit dem Kästchen, dass wir in Daemons Wohnung gefunden haben, ein eigenes bestellen und es dann wegwerfen. Sobald die Wesen dich holen, haben wir freie Bahn. Bis sie dich zurück bringen, haben wir die Lage längst unter Kontrolle."
"Na toll.", brummte die Hauptgefreite.
"Valeriaa und Ikari kommen mit mir mit, wenn wir das Lager der Wesen stürmen, Hatscha wird bei Pigeon bleiben. Sie hat schließlich schon mal ein Kästchen bestellt. Harry ist leider noch nicht wieder einsatzbereit, nach dieser... Sache.", er sah zu Ikari rüber, "Steini? Könntest Du uns mit dem nötigen Material versorgen?"
"Gar kein Problem, Chef.", brummte der Geist.

"Zuerst mal", Steingesicht schwebte an seinen Regalen entlang, "Wird es da unten in den Kanälen recht feucht sein.", er warf Valeriaa, Mückensturm und Ikari je einen dunklen Haufen zu, "Ledermäntel, dicht und einigermaßen warm, ich hoffe, es macht nichts, dass sie schwarz sind." Der Zombie zog seinen Mantel über. Ein leichter Wind blies in das Lager und ließ den Mantel ein wenig flattern.
"Überhaupt nicht schlimm.", sagte Ikari mir kalter Miene.
"Dann.. mal sehen... wir wissen nicht, wie diese Spiegel wirken... diese geschwärzten Brillen dürften auf jeden fall nicht schaden." Valeriaa setzte ihre Brille auf.
"Dann kann's ja losgehen.", sagte sie.
"Ich denke, dich muss ich nicht fragen, ob du Waffen aus dem Lager brauchst, Fähnrich." Der Angesprochene schüttelte den Kopf.
"Aber das hier...", er zog ein langes, dünnes Schwert mit leuchtenden Schneiden aus dem Regal, "Könnte nützlich sein. Es würde mit so vielen Zaubersprüchen belegt, dass es gegen alles hilft, von Warzen bis Weltuntergängen. Ich hab's mal in der Zerbrochenen Trommel gefunden.", er gab es Valeriaa, "Mach's nicht kaputt.", grinste er.
"Keine Sorge.", sagte die Werwölfin knapp und ließ das Schwert zweimal in der Luft kreisen.
"Und dann noch die hier.", er hielt Ikari zwei kleine Kugeln entgegen,
"Die Rote löst eine Explosion aus, mit der ihr jede Tür aufkriegen solltet. Die Blaue aber füllt einen Raum mit Nebel."
"Die nehme ich.", sagte Valeriaa, und griff nach der blauen Kugel.
"Dann nimm wenigstens noch die hier.", brummte der Geist und reichte Ikari zwei kleine Armbrüste.
Mückensturm setzte seine Sonnenbrille auf.
"Dann ist ja jetzt alles klar."

"Ich gebe euch noch ein paar kleine Spielzeuge mit, die ihr ausprobieren könnt."

Die Drei platschten durch den nassen Kanal. Feucht schimmerten die grünlich angelaufenen Wände im Schein der Fackeln. Über ihnen donnerten die Wassermassen des Regens auf den Boden. Die breite Röhre füllte sich langsam, aber sicher, mit Wasser.
"Ein Glück, dass wir überhaupt noch einen Eingang in die Kanäle gefunden haben.", knurrte Mückensturm.
"Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, bei dem Wetter.", stimmte Ikari zu.
"War höchstens ne Chance von eins zu einer Million.", fügte Valeriaa hinzu.
Sie blieben stehen.
"Hier ist es.", vor ihnen war eine Tür aus Metall in der gewölbten Wand.
"Gut, dass wir dass hier dabei haben.", sagte der Zombie und warf die rote Kugel kurz hoch.
"Hatscha und Pigeon müssten jeden Augenblick soweit sein."
"Glaubt ihr, wir bemerken es, wenn die Wesen den Raum verlassen?"
In diesem Moment ertönte ein Dröhnen und Kreischen. Es pochte gegen die Tür und dann schossen zwei schemenhafte Schlieren, rot und grün, an ihnen vorbei.
"Das war's. Wir müssen anfangen."

Mückensturm sah herüber. Schwarz getönte Gläser spiegelten den Zombie neben ihm wieder.
"Bereit?", fragte er mit einem harten Zug um die Lippen. Mit einem lauten Klacken ließ er einzelne Bolzen in das Metallgehäuse seiner automatischen Armbrust schnappen. Der Angesprochene rückte seinen Anzug zurecht, setzte seine eigene geschwärzte Brille auf und zog zwei kleinere Schusswaffen aus seinem Gürtel. Dann nickte er.
Der Mann wandte den Kopf zur anderen Seite.
"Bereit?", fragte er und ließ die Federmechanik der Armbrust die Sehne spannen. Valeriaa neben ihm ließ kurz die Schnappmesser aus ihren Manschetten vorfahren und zurückschnappen. Dann zog sie das schlanke, lange Schwert, dessen Schneide silbern glitzerte.
"Bereit, wenn Sie es sind, Sir.", sagte sie kalt und richtete ihren Blick durch das dunkle Glas auf die metallene Tür vor ihnen.
"Dann los.", der Fähnrich richtete die Armbrust nach vorn und ging ruhig auf die Tür zu. Das knöchelhohe Wasser tropfte von seinen Stiefeln. Auf der Hälfte des Weges überholten ihn die beiden von beiden Seiten. Braun und schmierig spritzte es unter ihren schnellen Schritten empor. Ikari zündete das Paket am Schloss der Tür und sprang zur Seite. Die kleine Explosion pochte dumpf durch das Röhrensystem, in dem sie sich befanden. Die Tür sprang auf, grelles Licht prallte auf sie. Die Werwölfin warf eine kleine, blaue, glitzernde Kugel in die Öffnung. Noch bevor der schwarze Rauch sich weiter ausbreiten konnte, flogen ein halbes Dutzend Bolzen in den Raum dahinter. Mit langsamen Schritten durchschritt Mückensturm die Tür und schoss konzentriert auf die Ziele dahinter. Die beiden Anderen folgten ihm schnell.
[6]

Der Rauch verzog sich langsam durch die Tür in die feuchte Luft der Röhre. Der Fähnrich stand in den letzten schwarzen Schwaden mitten im Raum. Überall lagen zersplitterte Trümmer von Glas. Ikari sicherte mit seinen Armbrüsten den Ausgang ab.
"Oh, ihr Götter!", entfuhr es Valeriaa, als sie Vinni und Daemon in dem Gestell hängend fand. Schnell machte sie die beiden los und die Wächter glitten leise stöhnend zu Boden.
"Ikari!", rief die Werwölfin, "Nimm Vinni auf den Rücken, ich übernehme den Oberstleutnant." Der Zombie nickte und ging zu ihr hinüber.
"Bringt die beiden raus hier und kommt dann zurück, diese Wesen können jeden Augenblick wieder hier sein."
Die Zwei hatten gerade den Raum verlassen, als ein schrilles Geräusch ertönte. Ohne Übergang stand Mückensturm zwei ... Wesen gegenüber. Das Eine stand gebückt, hatte unglaublich lange Arme und grüne Haut. das Andere überragte den Fähnrich um gut zwei Köpfe und war entsprechend breit gebaut. Rot spannte sich die Haut um seine Muskelpakete. Zwischen ihnen hing Pigeon und sah fröhlich umher.
"Hey.", rief sie, "Das hat Spaß gemacht."
"Okay.", sagte Mückensturm ruhig, richtete je eine Armbrust auf eines der Wesen, während er eine dritte nachlud, "Ihr zwei seid wegen dringendem Verdacht auf Entführung und Körperverletzung festgenommen."
"Grxmpf.", grollte der große Rote, "Sie haben die Spiegel kaputt gemacht."
"Kein Problem, Fwryss, dass krieg ich wieder hin.", zischte der Grüne. Fwrys holte auf und verpasste Mückensturm eine Kopfnuss.
"Haben auch die Langeweilerr weggeschafft.", brummte er.
"Kein Problem. Wir haben ja zzwei Neue.", der grüne Kobold schloss kurz die Augen und die zerbrochenen Spiegel setzten sich innerhalb von Sekunden wieder zusammen. Wäre der Fähnrich nicht von Augenblick zu Augenblick mit einer fürchterlichen, knochenzerbrechenden, das Rückgrat mit Eis füllendem Angst erfüllt gewesen, hätte er sicher den optischen Effekt bewundert.
"Häng ssie auf, Fwryss.", zischte es.
Gerade, als der Riese die beiden Wächter in das Gestell hängen wollte, hörte man von der Tür her leise Stimmen.
"Was glaubst du, wozu die Grüne gut ist?"
"Keine Ahnung, Steini hat mir nur die Rote und die Blaue erklärt."
"Was soll's."
Eine kleine, grüne Kugel flog durch die Tür in den Raum.
"Wass isst dass?"

Eine Halbkugel wölbte sich über dem Boden von der Kugel aus in die Höhe, weitete sich aus, schimmerte, umschloss das Gestell, umschloss den Riesen, umschloss die Wächter, umschloss den Kobold, umschloss die Spiegel, brandete an den Wänden empor und füllte den gesamten Raum aus. Dann puffte es leise. Der Kobold begann zu kreischen, der Rote ließ die Gefangenen fallen und schlug die gewaltigen Hände vor sein Gesicht. In selben Moment, in dem Steingesicht das Fehlen seines Feilchen-und-Rosen-Lufterfrischers
im Lager des Boucherie Rouge bemerkte, würgten Grxmpf und Fwryss mühsam und rannten durch die Tür in die miefige, stinkende Luft des Röhrensystems. Zwei scharfe, feuchte Geräusche waren zu hören, dann vier dumpfe, platschende.
"Oh.", grinste Valeriaa, "Seid ihr in mein Schwert gelaufen?", das Trommeln der Regentropfen über ihnen wurde lauter. Mückensturm und Pigeon kamen durch die Tür.
"Was ist passiert?", fragte der Fähnrich.
"Die Spiegel scheinen gleich mit... verschwunden zu sein.", sagte Ikari und deutete auf die Überreste der Wesen im kniehohen Wasser, er sah auf und lauschte, "Uh oh.", machte er.
"Was ist los?", Pigeon sah ihn fragend an.
"Wir sollten hier verschwinden.", sagte der Zombie schnell und hob Vinni auf, der anfing zu husten und leise fragte, was jetzt schon wieder los sei, "Ich glaube, ein Teil der Kanalisation ist durch die Wassermassen eingebrochen."
"Wie kommst du denn da drauf?", Valeriaa steckte das Schwert weg und griff nach Daemons Armen. Der Zombie deutete in eine Richtung die Röhre hinunter. Etwas grollte dort hinten in der Finsternis. Dann konnten sie es sehen. eine gewaltige Wasserwelle rollte auf sie zu.
"Mistundverflucht.", schrie Mückensturm durch das Dröhnen, "Schnappt euch die beiden und dann nichts wie raus hier.", doch er stand bereits alleine dort. Schnell rannte er dem Rest seiner Abteilung nach. Es waren etwa 400 Meter bis zu dem Loch, das sie als Eingang genutzt hatten. Sie wateten so schnell sie konnten durch das schnell steigende Wasser.
"Da vorne ist es!", schrie Pigeon und deutete auf einen hellen Punkt vor ihnen.
"Red nicht!", keuchte Mückensturm, "Lauf!"
Die Flutwelle holte sie ein, drückte sie nach vorne, überspülte sie und presste sie mit gewaltigem Schwung aus dem Loch. Im hohen Bogen flogen die Wächter durch die Luft und landeten mit lauten Platschen und einer Schlammfontäne auf dem Ufer des Ankh.
[7]

***


Mückensturm kletterte mühsam aus dem Matsch. Schüchtern blinzelten ihm einzelne Sonnenstrahlen aus kleinen Löchern in der Wolkendecke in die Augen. Der Regen war nur noch ein schwaches Nieseln. Er sah sich um. Stöhnend erhoben sich die anderen Wächter. Er sah über das Ufer zurück zu dem jetzt mit Schlick gefülltem Loch, durch dass sie in die Kanalisation gestiegen waren.
"Das war's ja wohl mit der Firma Leuchtende Chowinas.", sagte er leise. Ikari rappelte sich langsam hoch und nickte.
"Jetzt können wir uns wieder um unsere eigentlichen Aufgaben kümmern."
"Oh.", machte Valeriaa und kam die Böschung hoch gelaufen, "Da hätte ich was. Es geht um meinen Webel. Ich krieg noch die Krise mit dem Ding. Ich habe es schon überall versucht. Selbst hier...", sie zeigte es dem Abteilungsleiter, "... das haben mir die Näherinnen gezeigt, aber es geht einfach nicht. Was mach ich da denn?"
Mückensturm seufzte. Langsam wandte er sich um und trottete durch die Schlamm bedeckten Straßen.
"Das lässt du dir am Besten von Daemon erklären, wenn er wieder auf den Beinen ist.", riet ihr Ikari und machte sich daran, seinen Kollegen auf die Beine zu helfen.
[7a]
[1] Eine Überflutung.

[2] Der Wächter mochte seine Tasse. Er hatte sie beim Club der llamedonischen Musikfreunde bestellt und hatte lange auf sie warten müssen, da sie erst von einer alten Frau in Klatsch - Wo die Löhne billig waren - angefertigt und dann von ihrem noch älteren Mann um das Runde Meer herum nach Ankh-Morpork getragen werden musste, wo sie einige Wochen in der Zentrale des Clubs gelegen hatte, vollkommen unbeachtet und allein, bis sie schließlich an den Oberstleutnant geliefert wurde. Daemon mochte seine Tasse.

[3] Eine Überflutung, Sidney.

[4] Zwei Überflutungen, Sidney.

[5] Zwei Überflutungen, magische Instabilitäten, Sidney.

[6] Ne Bombe, zwei Überflutungen, magische Instabilitäten, Sidney.

[7] Ne Bombe, diverse Überflutungen, magischen Instabilitäten, Sidney.

[7a] Ne Bombe, diverse Überflutungen, magischen Instabilitäten, Sidney und eine Webel-Krise.




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