Angenehme Verspannungen

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von Chief-Korporal Ptracy
Online seit 04. 12. 1999
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Ein Dieb ohne Lizenz sucht bei euch Schutz. Ihr wisst, was ihn bei der Gilde blüht. Werdet ihr ihn schützen?

Dafür vergebene Note: 15

Es war ein weiterer dieser trüben und stumpfsinnigen Tage, die es in Ankh-Morpork zu Hauf gab und ein Großteil der Wache traf nach und nach im Wachhaus in der Krösselstraße ein. Nur Chief-Korporal Ptracy, die gerade Kommandeur Tods Büro verließ, schien schon etwas länger da zu sein.
"Was habt ihr beide denn da wieder zu besprechen gehabt?", wollte Lavaelous neugierig wissen.
"Ach nichts besonderes. Erinnerst Du Dich noch an neulich, als Tod so launisch war und ich ihm versprach ihm einige Methoden zur Entspannung zu zeigen?", richtete Ptracy eine Gegenfrage an ihn.
"Ja ziemlich deutlich sogar. Da hast Du Dich geschickt aus der Affäre gezogen, bist einfach abgehaun."
"Na ja, jedenfalls hab ich das heute nachgeholt", erwiderte Ptracy ein wenig eingeschnappt.
"Argh, Du hast was?", Lavaelous wurde leichenblaß und verschluckte sich fast an seinen Worten.
Auch der Rest der Truppe war sofort mucksmäuschenstill und gruppierte sich um Ptracy herum, ihre Mienen drückten fasziniertes Entsetzten aus. Ptracy war als ehemalige Dienerin eines Pharaos und Tempeltänzerin mit einigen sehr exotischen "Entspannungsmethoden" vertraut gemacht worden, bei den meisten davon war eine gewisse Gelenkigkeit von Vorteil.
Ptracy wurde sofort puterrot.
"Ihr glaubt doch nicht etwa, daß ich.....Ihr seid ja vollkommen übergeschnappt!", stammelte sie aufgebracht.
"Schon mal was von Massage gehört? Wirk sehr entspannend nach einem harten Tag in den Schatten!", verteidigte sich Ptracy verzweifelt.
"Ja genau, weil der Kommandeur ja auch über so viele verspannte Muskeln verfügt", grinste Esme schadenfroh.
"Aber in einem Punkt hat sie wirklich recht", ergriff Rettich das Wort. "Djelebeby ist bekannt für sehr wohltuende Massagen. Danach muß Mann mindestens 30 Minuten kalt duschen, nicht wahr Lavaelous?", prustete sie lauthals los.
Jetzt war es endgültig zu spät, die ganze Wache kugelte sich vor Lachen, nur Lavaelous und Ptracy selbst fanden das alles gar nicht komisch.
"Idioten!", brummte sie noch zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, packte den verstörten Lavaelous am Arm und zerrte ihn auf die Straße, würde sie eben jetzt zusammen mit ihm den Fall lösen.
Als Ptracy sich wieder etwas beruhigt hatte, fiel ihr auf, daß es im Moment ja gar keinen Fall zu lösen galt. Doch da hinein würde sie die nächsten Stunden auf keinen Fall mehr gehen, komme was da wolle. Konnte ja schließlich nicht so schwer sein in Ankh-Morpork an einen Fall zu kommen, früher oder später wurde man meistens in ein Verbrechen verwickelt, manchmal als Täter, aber noch öfter als Opfer.
Also zogen die beiden Wächter los und wie erwartet dauerte es nicht lange bis sich Schwierigkeiten anbahnten.
Ptracy und Lavaelous unterhielten sich gerade, wie könnte es auch anders sein über djelebjanische Entspannungsmethoden.
"Und wenn ich verspannt bin, kümmert dich das überhaupt nicht...", klagte Lavaelous. "Nur weil Tod Kommandeur ist, gib's schon zu!"
"Jetzt hör mir mal gut zu mein Lieber, Erstens bin ich mit Tod schon sehr viel länger befreundet als mit dir und zweitens kümmere ich mich sehr wohl um dich", erklärte Ptracy verärgert.
"Daran werde ich Dich erinnern, wenn ich....", weiter kam er nicht, weil er im selben Moment von einem jungen Burschen der es ziemlich eilig zu haben schien, über den Haufen gerannt wurde.
Kaum war er hinter der nächsten Ecke verschwunden tauchten drei Verfolger auf, Ptracy erkannt sie sofort als Mitglieder der Diebesgilde.
"He ihr da! Habt ihr eben einen Jungen gesehn?", wollte der vermeintlich Anführer wissen.
"Ja natürlich, ist da lang gelaufen", erwiderte Ptracy und zeigt in eine Richtung.
"Aber das stimmt doch gar...autsch", klagte Lavaelous der sich gerade einen schmerzhaften Tritt ans Schienbein eingefangen hatte.
Als die Männer fort waren, zog Ptracy Lavaelous wieder auf die Beine und rannte los. Lavaelous konnte nur mit Mühe schritthalten, vor allem deswegen weil er sich sein schmerzendes Knie rieb.
"Was hast Du vor?", wollte er wissen.
"Wir müssen den Jungen finden, bevor es die Anderen tun. Ich vermute daß er ein Dieb ohne Lizenz ist und Du weiß ja was mit so jemandem passiert", erklärte sie atemlos.
In einer engen Gasse spürten sie den Flüchtigen schließlich zwischen einigen gestapelten Kisten auf. Der Junge war schätzungsweise etwa 15 Jahre alt und versuchte erneut zu fliehen, als ihm bewußt wurde, daß man ihn entdeckt hatte. Geistesgegenwärtig stelle Lavaelous ihm ein Bein und er schlug der Länge nach aufs Pflaster.
"Das war aber nicht gerade auf die feine Art", stelle Ptracy fest als sie dem Jungen hochhalf. "Du lernst also doch noch."
"Also Kleiner warum läufst Du weg? Hast Du etwas gestohlen?", wollte Lavaelous wissen, worauf heftiges Kopfschütteln folgte.
Natürlich glaubten ihm die Wächter kein Wort und durchsuchten seine Taschen, mehrere Geldbörsen kamen zum Vorschein.
"He, das ist doch meine!" rief Lavaelous und Ptracy grinste schadenfroh.
"Aha, hab ich's doch gewußt", entfuhr es ihr triumphierend.
"Was machen wir jetzt mit ihm?", fragte Lavaelous.
"Eigentlich sollten wir ihn einsperren und sei es nur um ihn zu schützen."
"Ja, aber dann haben wir die gesamte Diebesgilde am Hals", gab Ptracy zu bedenken.
Der Junge begann laut aufzuschluchzen und nachdem es Ptracy gelungen war ihn ein wenig zu beruhigen, sprudelte es aus ihm heraus.
"Ich wollte doch nur genug Geld verdienen, um mir die Mitgliedschaft in der Gilde leisten zu können", jammerte er.
"Ich wollte schon immer Mitglied werden, aber ich kann die Aufnahmesumme von 35 Ankh-Morpork Dollar nicht aufbringen."
"Das ist ziemlich viel!", stellte Lavaelous fest.
"Hm, wieviel brauchst Du denn noch?", wollte Ptracy nach einigen Augenblicken des Nachdenkens wissen.
"30 Dollar", brachte der Junge traurig hervor und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
"Ich glaub ich hab da eine tolle Idee!", sagte Ptracy lächelnd und bedeutete dem Jungen und Lavaelous ihr zu folgen. Kurze Zeit später standen sie in Ptracys Quartier, eigentlich war es ja ein ganzes Haus in einem der besseren Viertel der Stadt.
"WOW, hier wohnst Du?", wollte der überwältigte Lavaelous wissen.
"Bis vor einer Woche wohntest Du noch in einer schäbigen Einzimmerwohnung!"
"Bin umgezogen.", lautete die knappe Antwort.
Ptracy verschwand schnell in ihrem Schlafzimmer und kehrte kurz darauf mit einem kleinen Beutel zurück, dem sie dem Jungen in die Hand drückte. Der warf einen kurzen Blick hinein, umarmte sie stürmisch und hastete davon.
Schweigend schlenderten die Wächter zurück zur Wache, inzwischen war es Abend geworden. Ptracy spürte Lavaelous bohrende Blicke, aber sie genoß es ihn zappeln zu lassen. Als er vor Neugier beinahe zu platzen schien, fragte er sie endlich.
"Jetzt sag schon, was war da drin?"
"Geld, 30 Dollar um genau zu sein", sagte sie betont gleichgültig.
Lavaelous Mund klappte ungläubig auf und zu.
"Also gut, wen hast Du überfallen oder umgebracht?"
"Schon vergessen? Ich bin, auch wenn ich das manchmal lieber vergessen würde, Pharaonin und da besitzt man ein wenig mehr als ein schlechtes Image", gab sie grinsend zurück.
Denn Rest des Weges schien Lavaelous angestrengt über etwas nachzudenken. Als Ptracy gerade die Tür des Wachhauses öffnete, fiel es ihm endlich ein.
"He, warum bezahl ich dann eigentlich immer, wenn wir zusammen weggehen?"
"Gehört sich das nicht so?", kicherte Ptracy amüsiert und trat ein.
AH, DA SEID IHR JA", begrüßte Tod die beiden und wendete sich anschließend an Ptracy.
"EINIGE WÄCHTER SCHEINEN DRINGEND DEINE HILFE ZU BENÖTIGEN"
Seltsamerweise schien es plötzlich auf der Wache von verspannten, ausschließlich männlichen Wächtern nur so zu wimmeln. Komisch eigentlich, wenn man bis zum Hals im Schlamassel steckte, zeichnete sich die Informationsweiterleitung unter den Wächtern durch die selbe Zähigkeit wie der Ankh an einem sehr heißen Tag aus, Gerüchte aber verbreiteten sich stets wie ein Lauffeuer.
"Ja genau, meine Schulter bringt mich um", klagte der Gefreite Zaubberer lautstark.
"Und meine Füße erst!", stöhnte VaaBii laut auf.
Ptracy machte seufzend auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit.
"Was haltet ihr davon, wenn ich sie überzeuge das sie Atera ausbildet?", schlug Lavaelous hilfsbereit vor.
"Oh, äh... mir geht es schon wieder viel besser", beteuerte Zaubberer übertrieben hastig und wich vorsichtig zurück.
"Und mir erst!", versicherte ihm nun auch VaaBii.
"Mir gings nie besser..."



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