Aller Anfang... Teil2 (Die Bande der lebenden Untoten)

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von Gefreiter Dragor Nemod (RUM)
Online seit 10. 03. 2002
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Dragor muss eine Bande hochnehmen. Kämpfe, Alkohohl und Menschen mit den Kräften von Untoten erwarten ihn.

Dafür vergebene Note: 12

Dragor hatte nun also seinen ersten Fall im Gebiet des unlizensierten Diebstahles zugewiesen bekommen. Auf anderen Gebieten hatte er ja schon Erfahrungen gesammelt, das nächste Zuständigkeitsgebiet der Abteilung R.U.M. welches er kennen lernen würde war der unlizensierte Diebstahl, auch Raub genannt. Nun hatte er die Pflicht sich ganz schnell einzuüben.
Er las den Zettel durch welchen Irina Lanfear ihm gegeben hatte und auf dem alles stand was der zuständige Ermittler herausgefunden hatte. Von Fräulein Lanfear wusste Dragor das es sich hierbei um Diebstähle mit sich wiederholendem Muster handelte, was der Grund gewesen war weshalb man den Fall an R.U.M. weitergegeben hatte. Es wurde ermittelt das es sich um eine organisierte Bande handelte. Diese Bande war noch recht neu und unbekannt, doch durch die Raub-Serie hatte sie die anderen Banden neugierig gemacht. Angeblich sollten schon Verhandlungen mit Repräsentanten von anderem bedeutenden Bandenbossen verabredet worden sein. Dem Informationszettel war zu entnehmen das die Bande aus höchstens fünf Mitgliedern bestand. Bei ihren Diebstählen hinterließen sie immer ein Spur. Einen Zettel, mit seltsamen Zeichen einer wahrscheinlich fremden Sprache beschriftet. Die Zeichen waren immer gleich, was darauf hindeutete das es sich um eine Art Visitenkarte handelte. Die Räuber stiegen stets durch das Fenster ein, immer im 2. Stock. Und nun kommt der Grund aus dem die junge Bande in so kurzer Zeit ein so großes Interesse geschaffen hatte: Sie nahm absolut alles, aus einer Wohnung mit. Nicht nur das was nicht festgemacht war, sondern sprichwörtlich alles. Bei manchen Wohnungen fehlten sogar Stücke der Wände. Einmal sollen sie einem Schlafenden tatsächlich das Bett unter dem Allerwertesten weg geklaut haben.
Doch in guter Zusammenarbeit mit den Spurensichereren und Laboranten von S.U.S.I. war es gelungen zumindest das Mitglied der Bande ausfindig zu machen, welches die Visitenkarten mit sich führte und sie am Tatort hinterließ. Nun, man hätte den Fall bestimmt auch ohne Ander-Kaffer-Ermittlungen abschließen können, doch auch die Wache hatte die Prominenz der Bande bemerkt. Die Wache, also Kommandeur Rince, sah sich verpflichtet das Übel, welches diese Bande zu verbreiten suchte, im Keim zu ersticken. Und so hatte Abteilungsleiterin McMillan, welche nicht gerade erfreut über eine weitere Akte auf ihrem ohnehin schon gequälten Schreibtisch gewesen war, beschlossen das Dragor hierfür geeignet war, da dies eine gute Lektion sei. Nach Beendigung der Lektüre des Zettels steckte Dragor ihn in sein Buch und notierte sicherheitshalber noch einmal Name und Adresse des zu obsährwierenden Subjektes. Als er das Buch wieder schloss fiel sein Blick auf ein Stück Papier das am Boden lag. Es handelte sich um die Liste der benötigten Gegenstände die er aus dem Leitfaden herausgeschrieben hatte, sie musste aus dem Buch gefallen sein. Alle Punkte waren angekreuzt, abgehakt oder durchgestrichen, bis auf zwei Stück: ein schwarzer Umhang oder Mantel, Ein Buckel. Dragor sah in seinen Geldbeutel. Er war zwar nicht leer, aber auch nicht weit davon entfernt. Dragor beschloss nach Hause zu gehen und nach herumliegenden Münzen zu suchen, bei der Gelegenheit konnte er auch seinen Schmink-dich-flink-Maskenkoffer holen, in dem alles wichtige enthalten war, von der Wimperntusche bis hin zu echtem Rinderblut vom Fleischer*.
Also steckte Dragor den Zettel ein, verließ den Aufenthaltsraum und machte sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen schloss er auf und öffnete die Tür. Sie ging ungewöhnlich schwer auf und es war zu hören wie etwas über den Boden schleifte. Dragor war plötzlich alarmiert. Ganz langsam zog er sein Schwert, verursachte dabei keinen Laut. Es war ihm zwar klar das eventuelle Besucher das Schleifen gehört haben mussten, doch sie mussten nicht auch noch wissen das Dragor bewaffnet war. Dragor überlegte einen kurzen Moment, seine Hand ruhte auf dem Öffnungsmechanismus der Sicherheitstasche. Dann jedoch entschied er sich dagegen das Buch als Schild zu benutzen. In den engen Räumlichkeiten wäre es nur eine Behinderung. Er stellte sich auf, zählte lautlos bis drei und rannte durch die Tür. Was dahinter gelegen hatte war nicht etwa ein toter Körper, es handelte sich um ein schwer aussehendes Paket. Es war in braunes Papier gepackt und mit ebenso braunen Schnüren zusammengebunden. Unter einer der Schnüre klemmte eine kleine gefaltete Pappkarte. Dragor steckte sein Schwert wieder in die Scheide und kniete sich neben dem Paket nieder. Es lag nun, durch den Stoss den er der Türe versetzt hatte, in der Ecke neben dem Bett. Misstrauisch prüfte er das Paket. Er war kein Laborant, doch das Papier erschien ihm ungefährlich. Mit spitzen Fingern zog er die Pappkarte unter der Schnüre hervor. Sie war braun, wie das Papier und die Schnüre, doch die Ränder waren weiß. Er öffnete sie. Auf der Innenseite der Karte waren seltsame Symbole aufgezeichnet. Sie bestanden aus abgehakten Strichen, sahen aus wie Runen auf einer Steintafel, nicht etwa wie eine Schrift die man auf Papier benutzte. Dann geschah das, was schon im Hotel 24** schon einmal geschehen war: Dragor hatte das Gefühl das ein Blitz seinen Kopf durchzucke und plötzlich ergaben die Zeichen Sinn. Zumindest bildeten sie einen Satz:
"Ich weiß das du dies lesen kannst"
Dragor war extrem verwirrt. Im Gegensatz zu damals, im Hotel 24, hatte er nun die Zeit darüber nachzudenken woher die plötzliche Kenntnis der Schrift kam. Er konnte es nicht sagen. Sie war einfach da. Und dann dieser Satz. Von wem stammte er? Was hatte er zu bedeuten? Höchst verwirrt nahm Dragor sein Buch zur Hand, machte eine Notiz und legte die Karte hinein. Das alles ohne den Blick vom Paket abzuwenden. Schließlich zog er erneut sein Schwert. Ganz langsam schob er es unter eine der Schnüre und zerschnitt sie. Als nichts weiter geschah entfernte er die Schnüre und öffnete das Paket. Es enthielt einen schwarzen Mantel und einen schwarzen Umhang.

"Nun, Granschlick, dein Bericht?" erklang die Stimme die wie die Werkzeuge eines Zahnbehandlers klang und in etwa die selbe Nervenreaktion hervorrief
"Grinschlak, Herr." Antwortete eine andere, weitaus geschmeidigere Stimme
"Wie meinen?" man hörte ein Geräusch wie von zerreisendem Leder. Grinschlak schluckte schwer, sein Gesicht war jedoch wie von Stein.
"Nichts, Herr, gar nichts. Nun, es ist alles zu eurer vollen Zufriedenheit verlaufen, Herr."
"Gut... sehr gut... ach ja, Grinschlak... " die bleiche, knöcherige Hand ragte aus den Schatten hervor und bedeutete Grinschlak sich dem Besitzer der Hand, welcher noch immer unerkennbar in den Schatten weilte, zu nähern. Grinschlak schluckte erneut und beugte sich vor.
"Ja, Herr?" Die Hand streckte ihre Finger, woraufhin die Fingernägel sich lautlos auf die doppelte Länge verlängerten. Die Hand pfiff durch die Luft und streifte Grinschlaks Gesicht, auf dem sich zu den vielen dunklen Narben vier parallel verlaufende, frische rote Linien gesellten. Doch Grinschlaks Gesicht blieb steinern.
"Ich habe verstanden, Herr."

Dragor hatte das Papier, die Karte, den Mantel, den Umhang und sogar die Schnüre schon fünfmal untersucht. Leider hatte er keinen Vergrößerungsdämonen. Aber zumindest konnte er mit Sicherheit sagen das es an den Dingen nichts oberflächlich Auffälliges gab. Immer noch verwirrt legte er den Mantel und den Umhang zusammen und platzierte die beiden scheinbar geschenkten Kleidungsstücke in der Kiste unter dem Bett in der auch seine anderen Verkleidungsutensilien waren. Einen Moment überlegte er ob er die Karte zu S.U.S.I. bringen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Erst mal musste er seinen Job tun, dann konnte er immer noch herausfinden wer ihm Kleidung schickte und eine Schriftsprache beherrschte die für Steintafeln und Felsbrocken gedacht zu sein schien. Also durchsuchte er noch einmal die Wohnung, ohne jedoch fündig zu werden. Handelte es sich hier eventuell um ein Anti-Verbrechen? Dragor hatte davon gehört. Seine Wände waren jedoch nicht neu tapeziert. Mit einem Achselzucken, welches an sich selbst gerichtet war, zog er den Maskenkoffer unter dem Bett heraus und ging wieder aus der Wohnung.

Als Dragor an der Adresse ankam hätte ihn vielleicht nicht einmal mehr Lena erkannt. Er hatte seine Uniform gegen ein kartoffelsack-ähnliches Hemd eingetaucht, von dem nur Dragor wusste ob es grün war oder schlicht und einfach schimmelte. Den rechten Ärmel hatte er um Handgelenk zusammengebunden. Es wäre doch ziemlich... nun ja, sagen wir "peinlich" wenn plötzlich der Blick auf das Tattoo fiele und sein wahrer Name erkannt würde. Die Hose war aus einem ähnlichen Stoff wie das Hemd, jedoch weitaus geschmeidiger. An den Knien hatte Dragor Flicken hinzugefügt. Es war keineswegs so das die Hose dort kaputt gewesen wäre, Dragor hatte einfach das Gefühl gehabt das es so auszusehen hatte. Die Schuhe waren nur dreifach gelegte Pappe als Sohle und mit Schnüren (es waren die vom Paket) zu Sandalen umfunktioniert. Auf dem Kopf befand sich etwas, was man mit viel Fantasie für eine Fellmütze halten konnte. Mit etwas weniger Fantasie sah es jedoch aus wie eine tote, angesengte und überfahrene Katze. Das sonst so glatte Gesicht schien von Bartstoppeln übersät zu sein, doch aus der Nähe erkannte man das diese nur aufgemalt waren. Die Sicherheitstasche war ein Problem gewesen. Sie ist sehr klobig, deshalb schwer zu verstecken.
Doch auch hier hatte Dragor eine Idee gehabt. Er hatte sich ein Stück Stoff genommen und es so genäht (die Stiche auf seinen Finger zeugten von harter Arbeit) das es wie eine Schale um die Sicherheitstasche herum lag, dann noch einen Riemen dran den er auf der Schulter trug. Um jegliche Identifikationsmöglichkeit auszuschließen hatte er auch noch seine Marke und sein Dienstschwert daheim gelassen und sogar noch die Kupferplatte mit seinem Namen darauf vom Buch abgeschraubt. Dragor war sehr stolz auf die erste Obsährwations-Verkleidung seiner Karriere.
So ging er dann, wie im Leitfaden aufgezeigt den ganzen Tag lang vor dem Haus auf und ab, änderte dabei immer das eine oder andere größere Detail an seinem Kostüm, so das es nicht ganz so auffiel.
Dann, nach einer scheinbar endlosen Zeit kam der Verdächtige aus dem Haus. Es war ein sehr drahtiger Mann. Hinter seinen Bewegungen war etwas, etwas wie eine versteckte Kraft. E schien als würde er jeden Millimeter der Bewegung einplanen. Er schien immer auf alles vorbereitet zu sein. Trotzdem machte er einen lockeren Eindruck. Dragor schätze ihn auf weniger als Ende Zwanzig. Er hatte einen pedantisch ausrasierten Ziegenbart, und einen kurzen Harrschnitt. Dieser lies ihn fast kahlköpfig wirken, denn er hatte sehr helles und dünnes Haar. Seine Arme schienen irgendwie viel länger als üblich, und auch wenn sie scheinbar schlaksig an den Seiten pendelten war Dragor sich sicher das sie bis in die letzte Muskelfaser angespannt waren. Der junge Mann hatte selbst auf die Entfernung eine ernome aggressive Ausstrahlung. Er war im ewigen Menschenstrom eine Art Wellenbrecher. Der leere Bereich um ihn herum war klein, aber er war da. Dragor reihte sich in den Strom der Bewohner ein um dem Mann unauffällig folgen zu können.
Er hatte ihn ungefähr einen halben Kilometer verfolgt, da sah der Verdächtige sich plötzlich alarmiert um. Er tat dies auf eine Weise die ihn wie einen Spürhund wirken lies. Als er nichts Verdächtiges entdeckte zuckte er mit den Schultern und strebte erneut seinem Ziel entgegen. Als Dragor etwa einen Meter hinter ihm um die nächste Ecke bog war er weg.
Dragor sah sich um. Irgendwo musste er sein! Ein Meter gab nicht einmal einem Werwolf Zeit zu verschwinden, nicht in aller Öffentlichkeit. Für langes beobachten blieb keine Zeit, die Masse schob ihn weiter. Er taxierte die Gegend ein letztes mal mit aufmerksamem Blick, dann konnte er denen die ihn weiter schoben keine Paroli mehr bieten und wurde einfach weiter gedrückt.
Eine Biegung weiter flüchtete Dragor in ein ruhiges Seitengässchen und lehnte sich fluchend gegen eine Türe. Das war ja super gelaufen! Sein erster großer Fall und er verlor den Verdächtigen. Mit einem lauten Fluch, welcher gar nicht zu Dragors sonstiger Höflichkeit passte, zog er seinen Flachmann aus der Tasche und schraubte ihn auf. Mit einem zornigen Schluck lies er die Hälfte des enthaltenen Tees seinem Magen entgegen rasen. Während er fühlte wie das Getränk seinen Hals durchquerte frug er sich was er wohl falsch gemacht hatte. Hatte er sein Kostüm zu auffällig gestaltet? War er unvorsichtig gewesen? Hatte man ihm den Wächter-in-Verkleidung ansehen können? Mit einem leisen Seufzen setzte er erneut seine Trinkbehältnis an die Lippen und leerte es komplett aus. Plötzlich ging die Türe auf an der Dragor lehnte. Er wäre nicht einmal umgefallen, doch in diesem Moment packte ihn jemand an der Schulter und zog ihn ins Innere des Gebäudes.
Dragor wurde in der nahezu völligen Schwärze des Raumes herum gewirbelt und mit dem Rücken gegen eine Wand geschleudert, von der lockeres Dichtungsmaterial auf ihn nieder rieselte. Er wollte sich sofort wieder abstoßen, doch in diesem Moment erschien, wie hin gezaubert, eine Klinge unter seinem Kinn. Sein Blick fuhr die Klinge entlang, kam zu einem Arm von ungewöhnlicher Länge, arbeitete Sich zur Schulter hoch und erreichte ein Gesicht das von Aggressivität gezeichnet war.
"Okay, Fremder" sprach er mit einer weichen Stimme, in der aber auch der Eindruck von Gefahr mitschwebte "Ich weiß zwar nicht Wer du bist, aber ich weiß Was du bist wenn du mir nicht in den nächsten fünf Sekunden einen Grund nennst warum du mich verfolgst, nämlich mundgerecht portioniert!" Dragor war nervös. Feine Schweiß perlte auf seiner Stirn.
"Wissen sie..." presste er mit zitternder Stimme hervor
"Eins..." begann der Fremde zu zählen
"...ich wollte nur..." Dragors Gedanken rasten
"...Zwei..."
"...ähm..."zu schnell als das er sie erfassen konnte
"...Drei..."
"...ich hatte nicht vor..." seine Mund wurde binnen Sekunden so trocken wie die Wüste
"...Vier..." der Fremde holte mit dem Schwert aus. Bedrohlich glänzte es in der spärlichen Beleuchtung.
"...I-i-ich..." Dragors Hirn setzte aus
"...FÜNF!" das Schwert des Gegenübers zerschnitt die Luft.
In diesem Moment meldete Dragors Verstand stressbedingten Urlaub an und machte sich aus dem Staub. Als Urlaubs-Vertretung nahm Instinkt seinen Platz ein.
Dragor tauchte unter dem Schwert hinweg, doch der Fremde war schnell. Erneut sauste das Schwert auf den Wächter zu. Dragors Hand schnellte zur Sicherheitstasche. Mit fliegenden Finger überwand er den Verschlussmechanismus, zog das Buch aus der Tasche und wehrte damit das Schwert ab. Funkenschlagend schliff die Waffe über die Oberfläche und schlug sich im Holzboden fest. Splitter und Staub flogen auf, und Dragor nutze die Gelegenheit und schlug mit dem Buch zu. Durch das Gewicht des Schriftstückes wurde der Angreifer zurück geschleudert und seine Hände rutschten vom Griff des Schwertes. Das er nun entwaffnet war schien ihn nicht sonderlich zu stören, denn er sprang sofort wieder auf die Füße und stürzte sich auf Dragor. Mit schnellen Schlägen drang er auf ihn ein und Dragor hatte Mühe nicht getroffen zu werden. Dann spürte wieder die Wand im Rücken. Mit einem triumphierenden Grinsen lies der Langarmige einen vernichtenden Schlag auf sein Opfer zu fliegen. Dragors Knie schnellte hoch und die Faust stoppte einen Zentimeter vor seiner Nase. Der Fremde fiel langsam, mit entfärbtem Gesicht um.
Unter Stöhnen krümmte der Getroffene sich auf dem Boden, Dragor sank mit einem Keuchen langsam an der Wand hinab und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete regte sich der Andere wieder. Dragor zog mühsam das Schwert aus dem Boden und machte sich bereit.
"Hey hey... immer ruhig bleiben!" sprach der Besiegte. Seine Stimme hatte sich irgendwie verändert. Sie war... normal. Auch seine Ausstrahlung war jetzt vollkommen normal. "Ich weiß zwar noch immer nicht wer du bist, oder warum du mir gefolgt bist, aber das war 'ne beeindruckende Vorstellung..." sagte er als er mit einem unterdrückten Schmerzenslaut in eine sitzende Position wechselte "Und es hat verdammt weh getan!" endigte er als er wieder auf den Beinen stand. Er trat auf Dragor zu und hielt ihm die Hand entgegen. "Ich bin Samuel, aber du kannst mich Sam nennen." Im ersten Moment begriff Dragor überhaupt nicht das der Mann der sich als Sam vorgestellt gerade eine Freundschaft mit ihm anstrebte. Er schob sich das Schwert in den Gürtel und ergriff die angebotene Hand.
"Mein Name ist Alöso..." antwortete er, immer noch ein leises Zittern in der Stimme.
"Alöso? Ungewöhnlicher Name... na, egal. Weist du was? Ich geb dir einen aus! Soll ich dir mal was sagen? Das war echt ziemlich toll was du da gemacht hast! Kann ich mal..." Sam legte seinen Arm um Dragors Schulter und zog ihn einfach raus, zur nächsten Bar.

"Weischt du" lallte Sam und leerte sein zehntes Bier "Isch treff nur jansch jansch schelten einen der misch beschiejt." Er setzte den leeren Krug wieder an und merkte das er leer war "Mischt... leer... ejal... jehn wir!" Dragor hatte seinen Bierkrug ein paar mal angesetzt, jedoch keinen Tropfen getrunken. Er hatte noch nicht die Zeit gehabt sich im Gebrauch des Alkohol-Neutralisators unterweisen zu lassen, deshalb musste er improvisieren. Sam stand auf, seine Beine wabbelten einen Moment, dann machte er Bekanntschaft mit den Bodendielen. Dragor sprang auf und zog ihn hoch. Sam schien irgendwie weggetreten.
"Sam? Sam!" Dragor schüttelte ihn und sein Blick klärte sich.
"Alöscho! Mein Kumpel!" er griff in eine Hosentasche und zog ein paar Dollar hervor. "Hey, Wirt! Hier hasche, behalt den Rescht!" doch bevor seine Hand die Theke erreichte erschlaffte Sam wieder in Dragors Armen. Dragor angelte nach dem Geld, legte es auf die Theke und verlies, Sam mehr schleifend als tragend, den gastwirtschaftlichen Betrieb.
Es war inzwischen dunkel geworden, denn Sam war ein geduldiger Trinker wie Dragor festgestellt hatte. Es musste Zeit sein mal wieder Meldung zu machen. Er lehnte Sam vorsichtig gegen die Wand und schlug sein Buch auf. Er hatte sich den Lageplan der toten und untoten Briefkästen abgezeichnet. Ganz in der Nähe musste einer seine. Dragor entfernte vorsichtig ein Blatt aus seinem Buch und schrieb einen knappen Tagesbericht drauf. Dann faltete er das Blatt und suchte auf dem Plan noch einmal ganz genau. Der Briefkasten war direkt neben ihm, unter einem Stein. Er hob den Mini-Fels an, darunter kam ein Loch zum Vorschein. Dragor legte den Zettel hinein und platzierte den Stein wieder so wie er war.
Aber was nun? Dragor schulterte Sam wieder und sah sich um. Wo konnte er ihn hinbringen? Auf die Wache, in eine Ausnüchterungszelle? Nein, das würde sein Vertrauen zerstören, und es war nicht einmal so weit das Dragor die Methode R.A.U.P.E. anwenden könnte. Also, wohin? Plötzlich hörte Dragor ein Knirschen, wie von langsam aufgesetzten Schritten. Das Knirschen kam immer näher. Es kam aus einer Seitengasse. Dragor schluckte. Wer in dieser Gegend um diese Zeit langsam war, der war nicht aus Zufall hier, sondern hatte einen Grund unterwegs zu sein. Dann bog der Verursacher des Knirschens um die Ecke. Er hatte ungefähr die selbe Statur wie Sam, ein wenig kleiner vielleicht, jedoch mit längeren Haaren, zu einem Zopf gebunden. Ihm haftete irgendwie die selbe aggressive Ausstrahlung an die Sam zunächst gehabt hatte. Er sah sich um, dann entdeckte er Dragor und Sam und kam mit fast gemessenen Schritten auf sie zu.
"Sieh an, sieh an, sieh an..." die Stimme war wie ein Schlag. Nicht das sie so kraftvoll gewesen wäre, doch es war dieselbe mit der Sam vor dem Kampf gesprochen hatte. Der Mann war nun heran, Dragor war erstarrt. "Wen haben wir denn da?" der Fremde schob Sams Kopf hoch indem er mit dem Zeigefinger das Kinn hochdrückte "Wenn das nicht unser Samuel ist..." er lies den Kopf wieder fallen und wendete sich Dragor zu "Und du, mein lieber? Wer magst du wohl sein, hm? Bist du Derjenige dem Samuel nicht standhalten konnte?" Dragor zögerte zu antworten. Woher konnte der Mann vom Kampf zwischen ihm und Sam wissen?
"Ja" antwortete er schließlich und versuchte seine Stimme möglichst rau klingen zu lassen "Das bin ich. Und wer bist du?"
"Das tut nun nichts zur Sache. Du bist interessant... du hast Samuel besiegt. Hattest du Unterstützung? Oder eine Waffe?"
"Nein Mann! Ich ganz alleine hab ihn mit bloßen Händen besiegt!"
"Sehr... interessant. Nun, ich danke dir das du so gut auf unseren lieben Samuel aufgepasst hast. Wie war noch gleich dein Name?"
"Alöso. Einfach nur Alöso."
"Alöso... klangvoller Name. Wie gesagt, ich danke dir, Alöso. Hier ist meine Karte, falls Sam dir Schaden bereitet hat den du ersetzt haben möchtest. Nun muss ich gehen." Der Mann gab Dragor eine Karte, schulterte Sam und verschwand mit ihm in der Dunkelheit. Dragor spürte plötzlich wie müde er war. Er gähnte kräftig. Er beschloss den Fall morgen weiter zu verfolgen. Nachdem die Visitenkarte sicher im Notizbuch verstaut war machte er sich auf den Heimweg.

Lena saß daheim auf einem Stuhl und wartete. Sie sorgte sich um ihren Verlobten. Er war nicht hier, aber auch nicht auf der Wache. Man hatte ihr dort die Auskunft gegeben das er auf Mission war, Ander Kaffer hatten sie es genannt. Lena starrte zum Fenster hinaus, den Sternen entgegen. Sie malte sich sonst was aus was ihrem zukünftigen Ehemann zugestoßen sein könnte. Keine Verlobte hatte es verdient das ihr Partner sich tagtäglich mit Schurken, Ganoven und dem organisierten Verbrechen anlegen musste. Lena dachte daran zurück wie sie Dragor das erste mal getroffen hatte. Er war so schüchtern gewesen, so niedlich. Heute wusste sie, in diesem Moment war es eigentlich nur pure Verzweiflung gewesen aus der heraus sie ihn hatte entführen lassen. Sie dachte daran wie sie neben im an der Pritsche gesessen hatte während er bewusstlos gewesen war. Was auf seinem Gesicht gestanden hatte war unendlicher Frieden, aber auch Einsamkeit. Einsamkeit die auch sie selber gefühlt hatte. Sie erinnerte sich an den Moment an dem sie Dragor losgebunden hatte, und er sie zu seinen Kollegen geführt hatte. Er war seit diesem Zeitpunkt, bis zur Gerichtsverhandlung nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Sie hatte damals gewusst das es vielleicht sein konnte das sie auf ewig in einen Kerker gesperrt worden war, denn sie hatte es nicht all zu genau mit den Gesetzen genommen. Doch es war ihr egal gewesen, denn sie hatte gewusst das er dann mit ihr in den Kerker gegangen wäre. Sie erinnerte sich an das Gefühl unendlicher Seligkeit als der Richter den Freispruch verkündete und Dragor sie in den Arm nahm und küsste. Sie war nun seit gut drei Monaten mit Dragor zusammen, doch es schien als hätte sie ihr Leben nie mit etwas anderem verbracht als ihn zu kennen.
Um so mehr schmerzte sie jede Sekunde in der es ihr ungewiss war ob sie ihn noch einmal wiedersehen würde. Sie blickte erneut auf den Ring an ihrem Finger. Es war ein schmuckloses Stück, keinerlei Verzierungen, keine Gravur, einfach nur ein Band aus Metall. Doch für sie war es mehr. Es war das Symbol ihrer Beziehung. Es waren zwei Monatsgehälter, plus diverse Nebenjobs. Es war der größte Schatz der Scheibe. Nicht einmal das Auge Offlers konnte ihn übertreffen.
Dann ging die Türe auf und Dragor trat ein. Lena sprang von ihrem Stuhl, stürmte auf ihren Verlobten zu und umarmte ihn. Dragor war von diesem Ansturm überrascht, aber er erwiderte die Umarmung.
"Was hast du denn Schatz?" frug er leise.
"Ich habe mir solche Sorgen gemacht" antwortet sie mit freudentränen-getränkter Stimme "es hätte sein können das ich dich nie wieder sehe! Was wäre wenn dir etwas zustieße? Ich kann ohne dich nicht mehr leben! Bitte, lass mich nie mehr alleine!"
"Schhhhh, ganz ruhig Liebling," sagte er sanft und strich ihr zärtlich durch das aufgewühlte Haar "Hab keine Sorge. Im Leben ist man manchmal alleine, doch du hasst mein heiliges Versprechen, und wenn ich Tod persönlich einsperren lassen muss, ich werde immer wieder zu dir zurück kommen ." Lena hob den Kopf. Ihre tränengefüllten Augen trafen den warmen, lächelnden Blick Dragors "Immer!" sagte er und küsste sie. Eng umschlungen, als könne nicht einmal Io sie mit einem Blitz von einander lösen, sanken sie auf das Bett.

Nachdem Dragor am nächsten Morgen sein Buch gelesen hatte beschloss er sich mal die Karte an zu sehen, welche ihm der Fremde von gestern Abend gegeben hatte. So saß er dann beim Frühstuck und kaute auf einer Wurststulle. Er zog die Karte aus dem Buch. Gestern, in der Dunkelheit hatte er sie nicht betrachten können. Jetzt verschluckte er sich an seiner Stulle und spukte das halb gekaute Stück in seinem Mund bis an die gegenüberliegende Wand. Sie war gefaltet. Sie bestand aus brauner Pappe. Ihre Ränder waren weiß. Er öffnete die Karte. Sie war mit der selben Art von Zeichen beschriftet wie die von dem Paket. Dragor konzentrierte sich. Er wusste, es würde ihm nichts nützen wenn er das Sprachwissen nicht kontrollieren könnte. Er grub tief in seinem Verstand. Seine Konzentration schlich durch die verwinkelten Gänge seines Selbst. Dann, schließlich, in einer Ecke nahe dem Nebel der über seinem Gedächtnis lag, erwischte er die Zeichen. Dragor öffnete die Augen
"Lord Renegard
Adelsforscher
Hier-Gibts-Alles-Platz"
War auf der Visitekarte zu lesen. Ein Adelsforscher also... das war interessant. Soweit Dragor wusste waren Adelsforscher vorwiegend Vampire, aber der Mann von gestern hatte nicht den Eindruck gemacht ein Vertreter dieser untoten Menschheitsgattung zu sein. Und noch etwas war seltsam. "Lord Renegard" stand da auf der Karte. Wie ein Adliger hatte der Mann auch nicht gewirkt. Was hatte er noch gesagt? Bei eventuell angerichteten Schäden solle er zu ihm kommen? Nun, das würde er tun. Und er würde die beiden Kärtchen an S.U.S.I. schicken, zwecks Untersuchung, mit besonderem Hinweis auf Vergleich mit den Visitenkarten der Bande. Was drauf stand würde er zunächst einmal nicht dazu schreiben. Er konnte schließlich nicht wissen ob ihm sein Gehirn nicht einen Streich spielte. Also steckte Dragor die beiden Kärtchen in einen Umschlag, schrieb eine kurze Nachricht auf einen Zettel und verschloss den Umschlag sorgfältig. Nach dem Frühstück wurde aus Dragor dann wieder Alöso. Dragor verliess das Haus, hinterlegte den Umschlag im nächsten toten Briefkästen und steuerte den Hier-Gibts-Alles-Platz an.

Grinschlak überreichte der Hand, die aus den Schatten ragte, den Zettel. Stille deutete darauf hin, das das Dokument aufmerksam gelesen wurde.
"Eine sehr vielversprechende Entwicklung." Tönte schließlich die Stimme aus dem abgedunkelten Bereich "Er hat genau das Potenzial was ich den Büchern entnehmen konnte. Gute Arbeit Grinschlak. Weise nun Samuel und Barnabas an, Stufe Zwei einzuleiten."
"Sehr wohl, Herr!" antwortete Grinschlak und verließ den Raum. Als die Gestalt im Ledersessel das Klicken der Türe hörte nahm sie wieder das Buch vom Tisch.
"Was fasziniert dich so an ihm?" drang eine Frauenstimme in seine Gedanken. Ein Schatten löste sich aus denen nahe der Türe und nahm die Gestalt einer jungen Dame an.
"Das solltest du wissen, Serin. Du hast sie auch gelesen, nicht wahr?"
"Ja. Es war amüsant, aber nichts besonderes."
"Dann hast du es nicht verstanden. Lass mich nun bitte allein."
"Wie du willst." antwortete die Frau, öffnete ein Fenster und verschwand über die Dächer. Im Sessel hob die Gestalt eine Hand vor die Augen. Alt. Vertrocknet. Wie ein toter Baum. Aber nicht mehr lange.

Auf dem bedeutensten Handelsplatz der Stadt erwartete Dragor ein reges Treiben. Marktschreier brüllten gegen einander an, tausend Düfte bildeten ein unnachahmliches Aroma in der Luft, Auszubildende der Diebesgilde trainierten ihre Fähigkeiten an achatischen Touristen, rege Preisdiskussionen wurden geführt und irgendwo wuselte Schnapper über den Platz und verkaufte seltsame Dinge, oder wieder nur seine Würstchen. Dragor brauchte nicht lange zu suchen, das Schild von Lord Renegard war gelinde gesagt monströs. Hätte man auf der Scheibenwelt Neonreklame gekannt, nur sie wäre fähig gewesen dieses Schild noch auffälliger zu gestalten. Das Schild hatte einen weißen Rand, in jeder der vier Ecken war eine gelbe Krone abgebildet. In verschnörkelten Lettern trug es die Aufschrift
"Dem Adel auf der Spur
Adelsforschungsinstitut
Inhaber Lord Renegard"
Als Dragor vor der Türe stand aktivierte er, nach einem kurzen Streit, den Diehktier-Dämon und trat ein. Das Büro war recht hell eingerichtet. In den Fenstern saßen gut geputzte Glasscheiben, die Wände waren in einem hellen Braun gestrichen, die Möbel waren allesamt aus außergewöhnlich hellem Holz und kunstvoll verziert. Es gab zwei Tische, einer davon ein wuchtiger Schreibtisch, der andere eine Art Stellplatz für Akten, Werbeprospekte und andere Schriftstücke. Dies war eindeutig nicht das Büro eines Vampirs. Hinter dem Schreibtisch saß der Fremde von gestern. Auch ihm war die aggressive Ausstrahlung von gestern abhanden gekommen. Als er von ein paar Büchern aufsah erkannte Dragor das er eine Brille trug. Hatte er gestern Abend auch Eine getragen? Nein, ganz bestimmt nicht.
"Willkommen bei 'Dem Adel auf der Spur', mein Name ist Barnabas, kann ich ihnen helfen?" frug er. Auch seine Stimme hatte sich wieder verändert, immer noch ein wenig tief, aber normal. Er kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. Dann war Erkennen auf seinen Zügen zu lesen. "Ah, sie sind der junge Mann von gestern Abend, Alöso, richtig?"
"Ja, richtig."
"Nun, kann ich ihnen behilflich sein? Ich hoffe doch Samuel hat ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet!"
"Doch, das hat er, leider. Er hat ein Familienerbstück zerstört!" bei diesen Worten zog Dragor die Fellmütze hervor. Er hatte sie zu Hause ein wenig zerschnitten. "Diese Mütze hat schon meinem UrUrUrUrGrossvater gehört! Sie ist antik..." Dragor hatte noch eine ganze Menge auf Lager, der Weg zum Hier-Gibts-Alles-Platz war nicht gerade kurz gewesen. Doch in diesem Moment unterbrach ihn der Mann hinter dem Schreibtisch mit einer freundlichen Geste.
"Ich verstehe. Natürlich werden wir ihnen den Erbwert dieser... hübschen Kopfbedeckung ersetzen. Kommen sie nur mit nach hinten, dort werden wir alles in Ruhe ausarbeiten." Barnabas verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch, schloss die Türe ab und führte Dragor in ein Hinterzimmer.

"Ihr Jungs wollt mir also erzählen das ihr diese neue Bande seid von denen jeder redet?" fragte Dragor ungläubig.
"Richtig." Bestätigte Barnabas. Er hatte während des Gespräches die Brille abgesetzt. Auch seine Stimme war nun wieder voller Gefahr, seine Aura war wieder zur Aggressivität zurück gekehrt. Den Grund für die nicht-materielle Metamorphose kannte Dragor nun: Ungefähr in der Mitte des Gespräches war Sam reingekommen und hatte Barnabas ein Phiole gegeben in der eine trübe, rote Flüssigkeit gewesen war. Sam selber hatte auch eine für sich behalten. Mit einem zügigen Schluck hatten die zwei ihre Phiolen geleert und mit der Zeit hatten sich ihre Auren immer mehr verändert. Die Stimme war erst mit Abschluss des Prozesses anders geworden, von einem Moment zum Nächsten. "Und wir wollen dich als drittes Mitglied. Wir können Verstärkung gebrauchen, wir wären schon ein paar mal beinahe erwischt worden."
"Aber wie macht ihr das? Ich habe gehört das ihr komplette Wohnungen ausräumt und manchmal sogar die Mauern mitnehmt! Wie ist das möglich das ihr zwei ganz alleine das schafft?"
"Hiermit!" antwortete Sam und schüttelte eine weitere, noch volle Phiole "Wir wissen nicht was drin ist, es wird von unserem Auftraggeber geliefert, aber es verleiht uns für ein paar Stunden die Kräfte von Untoten. Sieh her!" Sam schloss die Augen. Ein Ausdruck höchster Konzentration erschien auf seinem Gesicht. Er begann in einem hohen Ton zu summen und presste die Handflächen gegen einander. Plötzlich begannen Haare auf seinem Körper zu sprießen. Erst wuchs nur sein Haupthaar, dann bekam er einen Vollbart, und schließlich war sein gesamtes Gesicht mit Fell bedeckt. Der Summ-Ton erstarb, die Haare fielen aus und seine Frisur kehrte zu ihrer vorherigen Länge zurück. Auf Dragors Gesicht erschien das nackte Erstaunen.
"Das... das war doch nicht etwa das, was ich glaube das es war, oder?" stotterte er.
"Doch, genau das war es" antwortete Barnabas "es hätte jetzt nur zu viel Kraft gekostet die Verwandlung komplett zu vollziehen. Ich persönlich mag ja mehr die Körperkraft." Barnabas stand von seinem Stuhl auf und zielte. Seine Faust raste auf den massiven Tisch nieder und verwandelte ihn in Sägemehl.
"Wahnsinn!" presste Dragor hervor, während er sich darauf konzentrierte das seine Augen nicht aus den Höhlen quollen.
"Stimmt" sagte Sam "Aber trotzdem sind wir unter uns zwei immer noch nicht schnell genug. Deshalb brauchen wir dich. Du hast mich besiegt, obwohl meine Reflexe und meine Kraft verbessert waren. Mit unserem Energie-Drink wärest du eine wundervolle Ergänzung für unser Thiem."
"Hier, probier es einmal aus" sagte Barnabas, schnappte Sam die volle Phiole weg und warf sie Dragor zu, welcher sie auffing "Aber Vorsicht, am Anfang solltest du nicht zuviel nehmen." Warnte Sam noch. Dragor drehte die Phiole unschlüssig in den Händen. Die Trübe Flüssigkeit schwappte friedlich hin und her. Er entkorkte den Behälter und roch daran. Es roch... irgendwie süßlich. Dragors Blick traf den von Sam. Er war auffordernd. Mit einem mulmigen Gefühl setzte Dragor das Gefäß an und nippte.
Das Gebräu brannte in seiner Kehle wie Feuer. Dragor hustete, doch die Flüssigkeit war schon auf halbem Weg in seinen Blutkreislauf. Er hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen. Die schmerzenden Flammen füllten ihn bis in die Fingerspitzen. Dragor kippte röchelnd vom Stuhl und fiel in Ohnmacht.

Als er wieder zu sich kam war die Welt um ihn herum viel lauter. Alles war heller, er nahm Gerüche wahr die er noch nie zuvor gekannt hatte.
"Na, wieder unter uns?" fragte Sam, der neben ihm kniete. Dragor hielt sich die Ohren zu.
"Schrei doch nicht so." flüsterte er und erschrak über seine Stimme.
"Es hat also gewirkt. Komm, steh auf!" Dragor fühlte sich ein wenig matt, doch zugleich spürte er da eine überwältigende Kraft in sich, die darauf wartete genutzt zu werden. Er stand auf, doch fiel sofort wieder um. Er musste sich noch an seine erhöhten Reflexe und Sinne gewöhnen. Barnabas und Sam verfielen in spontanes Gelächter.
"Oh Mann..." lachte Barnabas "Das erinnert mich daran wie ich das Zeug das erste mal probiert hab! Ich bin den Rest der Wirkungsdauer mit Watte in den Ohren rum gelaufen!"
"Das... das ist unbeschreiblich..." keuchte Dragor als er schließlich sicheren Stand erlangt hatte. Er holt aus und zertrümmerte einen der Stühle. "Absolut unglaublich!"
"Also, wir wollen heute Abend wieder einen Bruch machen, machst du mit?"
"Okay. Wann und Wo?"
"Hier" sagte Sam und reichte Dragor einen Zettel "Um Mitternacht."
"Alles klar, ich werde dort sein."
Als Dragor das Gebäude verließ stürzte sich der Lärm des Marktplatzes wie ein Raubtier auf ihn. Er beschloss erst mal nach Hause zu gehen, eine Benachrichtigung an Miss McMillan zu schreiben, den Diehktier-Dämon mit zu schicken und dann den Rest der Wirkungsdauer damit zu verbringen einen möglichst stillen Ort zu suchen.

--- Um Mitternacht ---
Dragor kam an die Adresse auf dem Zettel. Er hoffte das alles nach seinen Anregungen bereit war. Als er das Haus erreichte glitten Sam und Barnabas hinter einer Ecke hervor.
"Da bist du ja. Wir dachten schon du kommst doch nicht" sagte Sam "hier, fang!" rief er und warf Dragor eine Phiole zu. Er fing sie auf und öffnete sie. Er setzte an und bereitete sich auf den Schmerz vor. Als er trank kam dieser jedoch noch überraschend genug um Dragor in die Knie zu zwingen. Als er wieder aufstand begegnete er dem besorgten Blick Sams.
"Geht's Alöso?"
"Ja, geht schon. Muss mich nur dran gewöhnen."
"Also, lasst uns anfangen." Sagte Barnabas. Er schloss die Augen und verwandelte sich in eine Fledermaus. Sam band ihm einen Faden an eine Kralle, welcher an einem Tau befestigt war. Der Fleder-Barnabas flatterte zum Fenster im zweiten Stock, nahm den Faden zwischen die Zähne und verwandelte sich zurück. Vorsichtig öffnete er das Fenster und schlüpfte ins Innere. Kurze Zeit später entrollte sich ein Seil aus dem Fenster heraus.
"Alles klar, die Luft ist rein!" flüsterte Barnabas von oben. Sam ergriff das Seil und kletterte flink daran empor, gefolgt von Dragor. Oben angekommen begannen sie mit ihrem Werk und füllten erst einmal von Sam mitgenommene Säcke mit allem Kleinkram.

Zufrieden mit seinem Werk saß der alte Mann in seinem Ledersessel, vor ihm auf dem Tisch ein Kristallkugel welche ihm die Welt aus den Augen von Samuel zeigte. Es war wirklich fabelhaft: er konnte sich jederzeit einen der Drei aussuchen und unter seine Kontrolle ziehen.
Bald schon würde er bekommen was er wollte.

Humph MeckDwarf, ehemaliger Ausbilder und nun wieder in seiner Funktion als Truppenführer tätig, wartete auf das Zeichen. Alle standen in Bereitschaft. Zaddam hatte seinen Platz gegenüber dem Fenster auf dem Dach eingenommen, Ecatherina war nahe der Tür postiert. Charlotta wartete am Hintereingang, und Humph selber hatte am Kellereingang Aufstellung bezogen. Die F.R.O.G.'s waren bereit. Es fehlte nur noch das Zeichen von Dragor.

Sam war mit der Demontage eines schweren Eichenschranks beschäftigt, während Barnabas das Nebenzimmer durchstöberte. Jetzt war es soweit. Zeit für das Signal. Dragor hatte aus dem Wachhaus ein Glas mit Glühwürmchen geliefert bekommen. Als Signal sollte er es aus dem Fenster werfen, so das die Glühwürmchen freikamen. Er zog das Glas aus der Tasche. Die Glühwürmchen begannen hektisch zu leuchten, so das Dragor schnall ein Tuch um das Glas wickelte. Er holte aus... doch sein Arm wollte sich nicht bewegen. Da war etwas, ein Fremdkörper in seinem Kopf, das ihn von der Bewegung abhalten wollte. Dragor schloss die Augen. Erneut, wie am Morgen, ließ er seine Konzentration durch sein Selbst huschen, auf der Suche nach dem Eindringling. Er versteckte sich gut, wusste scheinbar das er verfolgt wurde. Doch die Konzentration hatte den Heimvorteil. Schließlich konnte sie den Eindringling stellen. Ein erbitterter Kampf begann, der Eindringling schien stärker. Dann kam Dragor eine Idee. Seine Konzentration ließ sich scheinbar zurück drängen. Triumphierend holte der Eindringling zum vernichtenden Schlag aus um Dragors Bewusstsein endgültig zu übernehmen. In dem Moment wich die Konzentration aus und der Eindringling wurde vom Nebel der verlorenen Erinnerungen verschlungen und zerstört. Zurück außerhalb von Dragors Kopf öffnete Dragor die Augen und schleuderte das Glas aus dem Fenster.

Der Alte Mann fluchte.
"NEIN! Das darf nicht sein! Verflucht!" vor ihm auf dem Tisch lagen die qualmenden Überreste der Kristallkugel. "Ich hatte ihn schon fast! Das war ein mieser Trick... er ist besser als ich dachte, ich habe ihn unterschätzt..." mit einer zornigen Bewegung fegte er die Reste der Kugel vom Tisch und erhob sich. "Nun gut, ich werde etwas neues ersinnen müssen..."

Dragor saß im Eimer, vor ihm ein Krug gefüllt mit bestem Tee. Zur Feier seines ersten gelösten Falles hatte Larius ihm diesen Krug spendiert. Es gab nur ein Problem: Dragor musste den Krug, der einen halben Liter Tee enthielt in einem Zug ausleeren, sonst musste er Larius für den Rest des Abends das Bier bezahlen.
"Na los Drag, mach schon!" drängelte Larius. Dragor atmete tief durch. Er umfasste den Griff des Kruges. Er setzte an und begann zu schlucken.
Larius kitzelte ihn, woraufhin Dragor lachend die Hälfte des Tees über den Tisch spuckte.
"Hey!" lachte er
"Ich glaube jetzt schuldest du mit zumindest ein Bier..." grinste Larius ihn an.

ENDE

*Es war immer sehr peinlich wenn der Blut-Beutel im Koffer platzte
**siehe Multi "Ausbilderlos"



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