Bisher hat keiner bewertet.
Drei Wächter hatten einen seltsamen Albtraum, aus dem sie schaudernd erwachten. Das einzige, was sie danach fanden, war eine Voodoo-Puppe, die sie hämisch angrinste. Doch wer glaubt, der Spaß sei vorbei, hat sich geirrt. Nun fängt das Ganze erst richtig an, Wächter für Wächter, Albtraum für Albtraum.
Dafür vergebene Note: 13
Laura, Dragor und Lupos, allesamt Gefreite von Rum, hatten gemeinsam Tresendienst. Es war eine unangenehme Nacht. Draußen ließ ein Sturm die Bäume biegen und Äste schlugen immer wieder gegen die Fensterscheibe. Bis, ja bis sie ins Dunkel eines Albtraumes gezerrt wurden, dessen leichengepflasterter Weg zurück in die Wirklichkeit darin bestand, verzerrte Rätsel zu entschlüsseln.
Kleidungsstücke lagen in wilder Unordnung im Raum, Bücher wurden aus den Regalen gerissen und die Scherben eines zerbrochenen Glases knirschten unter seinen Füssen.
Sein Blick fiel ins Schlafzimmer; das Bett war mit Blut verschmiert und eine tote Katze wurde äußerst effektheischend mit herausgestülpten Gedärmen auf dem Bett drapiert. Neben der Katze wurde ein Brief mit einem blutverschmierten Messer beschwert. Sein Siegel zeigte einen Totenkopf.
Ein leichter Nieselregen setzte ein und ab und zu erhellten über den dunklen Nachthimmel zuckende Blitze die Sicht auf den Friedhof. Dort sah es schlimm aus. Ein Verrückter dürfte diverse Gräber verwüstet haben, hier und da lagen die Scherben von zertrümmerten Vasen sowie zerbrochene Grabsteine herum. Am Rande des Weges lagen Knochen, die scheinbar den Weg säumten. In der Mitte des Friedhofs stand eine große Gruft, deren Gitter vom Wind hin und hergerissen wurde. Im Inneren zierten vertrocknete schwarze Blütenblätter den staubigen Boden, während von der Decke gräuliche Spinnweben hingen. Eine dicke, fette Spinne lief rasch über den Boden, am Sarg hinauf und verschwand durch einen Spalt im Gestein. Ein Skelett einer Frau war darin für die Ewigkeit gebettet und in ihren Händen hielt sie einen Brief aus schwarzen Papier, dessen Siegel eine Note zeigte.
Der Regen wurde stärker, überschwemmte die Stadt. Die Oper, eine einst sichere Zuflucht, lag in dunkler Unheimlichkeit. Windböen, die durch die zerbrochenen Fensterscheiben drangen, spielten mit den schwarzen, zerrissenen Vorhängen. Auf den Sitzen hatten sich mehrere schwarze Raben eingenistet und krächzten in die tonlose Stille. Auf der Bühne standen zwei Puppen, die eine Szene aus einem bekannten Theaterstück zeigten. Eine der Puppen hielt einen Totenschädel in der Hand, in dessen Gebiss ein rötlicher Zettel steckte.
Das Siegel zu einem Knochen geformt.
Das Klatschen der Fußtritte hallte durch das leere Ankh-Morpork, während der Regen sich langsam zurückzog. Quietschend öffnete sich die Türe der Leichenhalle und gewährte Einlass. Eine Menge Leichen lagen herum, die scheinbar auf ein ordentliches Begräbnis warteten. Der Verbrennungsofen, der in der Mitte der Halle stand, ragte wie ein gefräßiges Monster zwischen den Toten hervor. Ein Blick ins Feuer offenbarte Fratzen, die hämisch grinsten. Nahe dem Verbrennungsofen lag ein aufgebahrter Mann, in dessen Hand etwas grünes im Schein des Feuers leuchtete. Dieses Siegel stellte sich als altes Haus heraus.
In den Ruinen flackerte ein Licht, welches zu einem steinernen und rituellen Opfertisch führte. Der Tisch war über und über mit dem Blut eines toten Schafes verschmiert, dass auf dem Tisch aufgebahrt wurde. Langsam floss das Blut des toten Tieres durch die
Abflussrillen des Tisches in einen Kübel, in dem ein toter Fisch schwamm. In den Eingeweiden des Schafes ruhte ein silbernfarbiger Brief mit roten Schlieren, dessen Siegel vermutlich einen Baum zeigte.
Der Hyde Park, das Ziel der unheimlichen Reise. Wo früher saftige Grünflächen waren, erstreckte sich nun feuchter, morastiger Sumpf. Hier und da hörte man das Quaken von Kröten und das leise Rascheln von Schlangen, die über die Oberfläche glitten. Inmitten dieses grün-braunen Albtraums erstreckte sich eine Statue, die elfenbeinartig schimmerte. Mit funkelnden Augen erfragte sie die letzten drei Fragen.
Eine riesige, engelsgleiche Gestalt, die Lenas Gesichtszüge aufwies, entfaltete ihre Flügel. Es wurde heller und heller. Geblendet von ihrem Antlitz schloss er die Augen und fühlte sich für einen kurzen Moment lang schwerelos. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er vor sich die vertrauten Umrisse des Wachetresens. Draußen ging gerade die Sonne auf und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die makellose Fensterscheibe. Als er sich umsah, erblickte er am Tresen eine Voodoopuppe liegen. Sie grinste ihn unverschämt an und von weiten hörte er ein schallendes Lachen.
Schweißgebadet erwachte Dragor in seinem Bett. Angsterfüllt griff er an seine Seite und spürte Lena neben sich liegen, tief schlafend. Glücklich seufzend drehte er sich zu ihr, nahm sie fest in die Arme und versuchte weiter zu schlafen. Es war nun schon die zweite Nacht, die der Gefreite von nichts anderem, als seinen Erlebnissen in der Wache träumen konnte.
Ecatherina saß in ihrem Zimmer und las ein Buch über Würmerzucht. Sie hatte sich vorgenommen, ihrem Hauswurm etwas weibliche Gesellschaft zu geben. Leider schien es so, als wenn Heinrich etwas zeugungsunfähig wäre, oder einfach nur zu faul. Oder er mochte andere Würmer nicht. Egal was sie machte, Heinrich bewegte sich nicht mehr, als er unbedingt musste. Sogar als sie Übungen mit ihm durchführte, die seine Verbindung mit anderen Wesen stärken sollte, musste sie ihn in die Wunde schieben, weil er nicht selber hineinglitt. Und bei anderen Würmern, nicht einmal ein Drauflegen half.
Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab vom Thema, sie konnte sich nicht richtig konzentrieren beim Lesen. Das war ein unerklärliches Phänomen für sie, dass war Eca bis jetzt noch nie passiert. Öfters blieb ihr Blick bei der Puppe heften, die sie in der Wache gefunden hatte. Sie fand sie einfach nur niedlich und verstand nicht, warum Laura sie verbrennen wollte. Es war eine nette Puppe, doch an ihrem Grinsen stimmte etwas nicht. Das bemerkte sie aber erst jetzt. Vorher schien sie noch ganz normal, doch jetzt. Irgendetwas Unheimliches haftete ihr an. Sie konnte sich nicht erklären was, doch langsam bekam sie Gänsehaut. Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie spürte, wie sie Kopfweh bekam. Plötzlich wurde es heiß auf ihrer Brust. Geistesabwesend griff sie nach ihrem Amulett und bemerkte, dass es glühte. Ohne zu denken nahm sie es ab und hörte gleich darauf ein schallendes Lachen, dass den Raum erfüllte.
Benommen wachte Ecatherina auf. Sie musste wohl während dem Lesen eingeschlafen sein. Das Buch lag aufgeschlagen auf ihrem Buch, genau an der Stelle, wo sie vor kurzen noch gelesen hatte. Sie musste wohl geträumt haben, dachte sie, doch als sie an ihren Hals griff, war ihr Amulett verschwunden und auch von dieser komischen Puppe war nichts zu sehen. Leicht verwirrt richtete sie sich in ihrem Zimmer auf und bemerkte, dass es hier ungewöhnlich düster war. Auch wenn sie die Dunkelheit mochte, doch diese hier war seltsam anders. Ihr wurde etwas kalt und als es plötzlich pochte an ihrer Tür, zog sie sich schnell ihren Mantel über und griff nach ihrem Dolch. Hier stimmte etwas nicht, sonst fühlte sie sich wohl zuhause. Das Pochen hallte durch den leeren Flur und wollte nicht verstummen. Langsam ergriff die Hauptfeldwebelin den Knauf und drehte ihn. Kurz hielt sie inne, dann stieß sie die Tür auf. Davor saß eine schwarze Krähe, jetzt etwas weiter abseits und um ihren rechten Fuss war ein Zettel gewickelt. Das Tier funkelte ihr mit leblosen Augen entgegen. Kalt lief es ihr über den Rücken, entschloss sich dann aber, den Zettel zu holen. Vorsichtig näherte Eca sich ihr, ging in die Hocke und griff, immer darauf bedacht, bei etwaigen Hackversuchen des Vogels, die Hand schnell wegzuziehen, nach dem roten Papier. Doch das Tier blieb friedlich. Nachdem der Zettel von ihrem Bein entfernt wurde, flatterte es laut-krächzend davon. Das Geräusch von den Wänden laut wiederhallend.
"Bei Nachts ist es so, bei Tage ganz anders. Der pralle Mond ein Werkzeug ist. Finde den Ort, bevor die Krähe dreimal den Turm umkreiset. Sonst bleibst du gefangen, ewig in dieser Zeit.", der Glockenturm schlug elf mal die Zeit, doch bevor der letzte Gong erhallte, blieb der Zeiger plötzlich stehen. Alles schien, als würde es sich nicht mehr bewegen.
"Der pralle Mond, hm. Werwölfe.", kurzer Hand entschloss Ecatherina sich, in die Bahre zu begeben. Immerhin war es der einzige Ort, den sie mit Werwölfen in Verbindung brachte. Sonst kannte sie kein Lokal oder Platz, der speziell für diese gedacht wäre.
Nach der Turmuhr war es Mitternacht. Doch der letzte Gong ließ noch immer auf sich warten. Eca blickte dem Himmel empor, der Mond war ungewohnt nahe und er schien zu grinsen. Tiefschwarze Wolken drängten sich nach einiger Zeit davor und stahlen somit das letzte Fünkchen Licht. Keiner Kerze, keine Fackeln, keine Lichtdämonen im Umkreis von zwei Meilen brannten. Nur Ecatherinas Finsternis-gewohnte Augen ermöglichten es der Wächterin, sie ihren Weg ungehindert fortzusetzen. Ein paar Meter vor der Bahre kam leichter Wind auf und jedes Mal, wenn ein Zug ihr Ohr streifte, glaubte sie klagende Stimmen zu vernehmen. Kürzer als sonst, sie vermutete, diesmal nur ein paar Sekunden für den Weg hierher gebraucht zu haben, stand sie nun vor dem Lokal und grübelte. Von weiten sah sie den Kunstturm als mahnenden Finger den Himmel empor ragen und einen Schatten, der ihn in Zeitlupe umflog. Hin und wieder unterbrach ein hohles Krächzend die maßlose Stille. Langsam griff Ecatherina nach der Türklinke, als sie ein entferntes Weinen eines Kindes zu glauben hörte. Schnell nahm sie die Hand weg und lauschte. Doch es war verhallt. Noch mal wagte sie den Versuch und jedes Mal, wenn sie die Klinke berührte, wiederholte sich das Phänomen. Vor Angst zitternd öffnete sie die Türe einen Spalt und statt dem vertrauten Lokal erhaschte sie einen Blick auf eine elfenbeinfarbige Statue, die von Dunkelheit umhüllt wurde.
Leise Schritte füllten den Raum und kurz, bevor Eca die Statue erreicht hatte, fingen deren Augen an zu funkeln. Leben schien in diese hineingefahren zu sein.
"Die Statue um sie zu prüfen, zu holen, ins Dunkel zu bannen und ihnen das Leben zu saugen. Bis sie frei sein wird von dem Zauber der Erbarmungslosen und zurückkehren kann in die Welt der Lebenden.", bei diesen Worten schnellte eine zarte, doch massive Hand hervor, packte Ecas Kopf, führte diesen zu dem Mund der Statue und während diese ihre Zähne in den wehrlosen Körper schlug konnte die Wächterin viele weinende und jammernde Männer, Frauen und Kinder sehen, die sich hinter der Statue spiegelten.
Humph klopfte nun schon das dritte mal an Ecas Tür. Er respektierte ihre Privatsphäre, schon deshalb, weil er das letzte mal, als er ohne auf Antwort zu warten, fast eine Giftflasche an den Kopf geschmissen bekommen hatte. Doch langsam reichte es ihm. Seine Schwester hätte sich wenigstens mal rühren können. Immerhin hatte sie jetzt eine Sitzung mit Ras und als Stellvertreterin sollte sie nicht zu spät kommen. Er versuchte den Türknopf zu drehen und verwundert stellte er fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Einen Spalt-breit öffnete er diese und lugte, immer Ecas Namen rufend, vorsichtig hinein. Doch sie war nicht da. Eigentlich war das sehr seltsam, denn in der Bahre war sie auch nicht gewesen und sonst gab es keinen Ort, an dem sich seine Schwester sonst aufhalten würde, wenn sie dienstfrei hatte. Er ließ die Tür aufschwingen und sah sich um. Auf ihrem Bett lag wieder diese fürchterlich grausliche Puppe, mit dieser er schon Laura gesehen hatte. Sie war da nicht grad in guter Stimmung, deswegen hat er sie auch nicht gefragt, warum sie es vermied, die Puppe anzusehen oder gar anzugreifen, sondern einen geeigneten Ort suchte, um diese zu verbrennen. Anscheinend hatte Ecatherina die jetzt eingesammelt; es war ja nichts neues, dass seine Schwester diverse Dinge mitgehen ließ. Um das wieder gut zu machen, wollte er die Puppe Laura zurückbringen, schnappte diese also vom Bett und sah dann mit schreckenerfüllten Augen Ecas Amulett am Bett liegen. Nie und nimmer würde diese freiwillig ihr beschützendes Amulett ablegen. Erstarrt blickte Humph kurz darauf und rannte dann, ohne auf etwaige Aktionen der Türschließung oder Begrüßung vorbeigehender Bekannte zu achten, zum Wachhaus.
Einige Zeit dauerte es, um Rascaal klarzumachen, dass es ein dringender Fall war, Ecatherina zu suchen. Es gab zwar keine Kampfspuren in ihrem Zimmer, doch das Amulett war Hinweis genug, argumentierte Humph. Deswegen ließ Ras ihren Anhänger einmal zu SUSI bringen, damit die einmal alle Fingerabdrücke untersuchen und sonst etwaige Spuren sichern konnten. Etwas zerschlagen schlug Humph dann den Weg zu seinem Büro in der Kröselstraße ein. Es war sein vorletzter Tag bei GRUND und er wollte den Papierkram noch erledigen. Immerhin wollte er seinen Ausbilderkollegen keine Arbeit hinterlassen. Er legte diese dämliche Puppe neben einem Stapel Berichte, da er Laura noch nicht gesehen hatte und er sie ihr später persönlich übergeben wollte. Nach kurzer Zeit verschwamm der Text vor seinen Augen. Wieder dachte er an eine benötigte Brille, doch irgendetwas stimmte nicht ganz. Murphy hatte seit einer Weile kein Wort mehr gesprochen und auch Daddy war verstummt. Noch dazu bekam er grad furchtbare Kopfschmerzen. Das Grinsen der Puppe brannte sich in sein Hirn, wie ein Brandmal. Er konnte den Blick einfach nicht von ihr lassen. Schon war er versucht, sie einfach aus dem Fenster zu schmeißen, als die Kerzen, die er angezündet hatte, weil der Nebel, der in der Luft lag, die Helligkeit vertrieb, allesamt ohne einen Grund erloschen. Erschreckt blickte er in die nun zunehmende Finsternis.
Das Holz knarrte bedrohlich unter Humphs Füssen, während er die Treppen zu den Büros hinaufstieg. Er hatte das Wachhaus in der Kröselstraße vollkommen leer vorgefunden und nun versuchte er sein Glück am Pseudopolisplatz. Geisterstille hatte sich über die Stadt gelegt und erdrückende Leere hatte sich in den Straßen breit gemacht. Nicht einmal ein streunender Hund kreuzte seinen Weg. Er hielt die Luft an und öffnete dann die quietschende Tür zu Rinces Büro. Er hoffte, dass wenigstens der Kommandeur an seinem Tisch saß und schlief. Doch seiner Hoffnung wurde schnell das Licht ausgeblasen, als er eine düstere Gestalt darin erblickte. Sie hatte den Hut tief ins Gesicht gezogen, ihren schwarzer Mantel offen zurückgeschlagen und die Füße am Tisch liegen. Ein Abzeichen prangte an seiner Schulter, nämlich das des Kommandeurs. Wie in Zeitlupe hob der Schatten den Kopf, sah ihn mit hohlen Augen an, grinste dann und begrüßte den Neuankömmling.
"Hallo, mein Sohn!"
Schreiend verließ Humph das Haus. Doch, anstatt lauter, nach Gehör suchender Worte, konnte er nur unverständliche Laute herausbringen. Seine Kehle schien zugeschnürt zu sein, sein Kopf leer. Ziellos rannte er durch die Gassen, doch irgendwie irrte er im Kreis. Zumindest kam er immer wieder zum Wachhaus zurück. Egal, wohin er lief. Das Haus schien gewachsen zu sein, lautes, hohles und gleichzeitig irres Lachen kam daraus hervor. Trieben Humph fast in den Wahnsinn. Er drehte sich im Kreis und hielt dann plötzlich inne. Dort war er gewesen. Klein, schemenhaft und schwach erkennbar. Doch er war da gewesen. Kurz starrte er in die Gasse, die vorhin noch nicht da war, wie er glaubte und sah Murphy, wie er langsam erblasste. Dann bekam er wieder stechende Kopfschmerzen und der Kobold war ganz verschwunden. Schnell rannte er in diese Richtung und siehe da, diesmal führte die Gasse nicht zurück zur Wache sondern er fand sich vorm Leichenhaus wieder. Das Tor stand angelweit offen. Zögernd trat er ein und sein Blick blieb an dem großen Verbrennungsofen heften, der in Mitten der Halle wie ein gefräßiges Monster hervorragte. Dann gleitete sein Blick auf einen Tisch neben dem Ofen, wo ein zarter Körper, bedeckt mit einem schwarzen Leichentuch lag. Magisch angezogen schritt er näher und hob das Tuch vom Gesicht ab und erstarrte. Seine Schwester, leichenblass und totengeschminkt, lag vor ihm und rührte sich nicht. Ein Schreckensschrei verließ seinen Mund und er ließ das Tuch wieder fallen. Hektisch und verzweifelt sah er sich um, als das Feuer des Ofen seine Aufmerksamkeit weckte. Fratzen schienen ihn von dort hämisch anzulächeln und als er länger hinblickte, konnte er Ecas Züge in Mitten dutzender Feuergeister erkennen. Sie streckte flehend die Hand aus und neben ihr sah er Murphy, der im deutete, dass er ihre Hand ergreifen und dann verschwinden sollte. Wieder zuckte ein fürchterlicher Schmerz durch seinen Kopf und der Kobold war wieder weg, doch die Fratzen waren geblieben. Humph hob seine Hand und wollte sie seiner Schwester entgegenstrecken, als er eine Stimme an seinem Ohr vernahm.
"Du wirst genau so werden wie ich, Humph!", dann stupste ihn sein Vater ins Feuer.
Atera, die einen Schrei aus Humphs Büro zu hören glaubte, trat in dessen ein und fand es leer vor. Die Akten waren etwas verstreut am Tisch verteilt, aber sonst sah alles normal aus. Außer dieser niedlichen, kleinen Puppe, die da lag. Schulterzuckend wollte sie das Büro schon wieder verlassen, als sie ein durchdringendes Gefühl ergriff. Zuerst wusste sie nicht, was es war. Doch dann sah sie zu der Puppe. Sie war doch wirklich niedlich.
Atera war in ihr Büro am Pseudopolisplatz gegangen. Sie wollte nach Sir Henry sehen. Er füllte sich schon ein paar Tage nicht ganz wohl. Doch er war verschwunden. Sein kleines Biotop war leer und die Tür offen gewesen. Wie oft hatte sie ihren Rekruten schon gesagt, sie sollten sie nicht in diesem Büro suchen und die Tür dann offen lassen, wenn sie was brauchten. Seufzend fing sie an, seinen Namen zu rufen, als sie glaubte, ihn vorbeihüpfen zu sehen. Die Spießin legte die Puppe auf ein Kästchen und trat auf den Flur hinaus. Doch er war weg. Von weiter Weg hörte sie dann ein Quaken, dem sie folgte. Sie eilte um eine Ecke, und sah nur noch seine Hinterbeine. Schnell schritt sie ihm nach. Als sie in einer Sackgasse endete und Sir Henry verschwunden war. Ein Spiegel hing an der Wand. Doch sie sah ihr Spiegelbild nicht. Neugierig starrte sie länger darauf, um zu sehen, ob es denn ein Fake wäre, als sie ein bleiches, statuenhaftes Gesicht erblickte.
"Das Leben ist das, was ich brauche. Nicht du bist gesucht. Gib sie denn weiter, deinem nächsten Freund. Der Ewigkeit er zur Teil wird, und mich erheiter.", verwirrt schüttelte Atera ihren Kopf und sah sich dann selbst entgegen. Der Spiegel funktionierte doch. Was war das nur eben gewesen?
"Oh, hallo Atera. Ich glaube, ich hab Sir Henry gefunden.", Cim stand nur wenig abseits von ihr und blickte in einen Zierdebaum.
"Ah, da bist du ja, mein Liebling.", schnell hob sie ihn hoch und brachte ihn zu seinem Platz, als ihr etwas einfiel. Es war wie langjähriger Wunsch gewesen, den sie in ihr trug und der aber erst jetzt wieder zu Tage kam. So fühlte sie sich zumindest.
"Cim? Komm mal her bitte. Sag mal, willst du nicht diese niedliche Puppe haben? Ich schenk sie dir.", verwirrt sah der Hauptgefreite auf das Geschenk, doch, um Atera nicht zu enttäuschen, nahm er es dankend an und ging.
Cim rubbelte sich seine Hand. Seit er diese Puppe berührt hatte, juckte sie. Er hatte dieses grässliche Ding zwar gleich darauf weggeschmissen, doch er fühlte immer noch ihren Stoff in seiner Hand. Er hatte Feierabend und war nun auf den Weg zu Timara. Wie üblich betrat er das Haus, stutzte aber gleich darauf. Die Möbel schienen sonderbar verstaubt zu sein. Nicht, das seine Verlobe unordentlich wäre, doch die Staubschicht war einige Millimeter dick. Betont langsam strich er über einen Schrank und sein Finger färbte sich grau. Verwundert ging er ins Wohnzimmer und sah Spinnweben den Raum zieren. Eine fette, schwarze, Spinne mit behaarten Füssen war gerade dabei, ihr zuhause neu einzurichten und zu verdichten. Vorsichtig ging er die Treppen hoch. Ein Stück morsches Holz fiel zu Boden und nur knapp konnte Cim sich auf den Beinen halten. Im ersten Stock angekommen hörte ein leises Stöhnen. Er öffnete die Tür zum Bad und sah in der Wanne ein von Spinnweben bedecktes Skelett, aus dessen Mund ein Käfer krabbelte. Geschockt schrie er Timaras Namen. Der Schrei hallte durch das Haus ohne einen Widerruf zu erhalten. Er rannte in ihr Schlafzimmer, noch immer in dem Glauben, das Skelett wäre vielleicht ein Bediensteter. Das Fenster in dem Raum war offen, zwei bleiche Hände konnte er von hier sehen. In Eile griff er nach diesen und blickte hinaus ins Freie. Eine Frau hing in einem weißen Nachthemd an dem Fenstersims klammernd hier und der Boden schien Meilen entfernt zu sein. Ihr Gesicht hob sich und tränenübermannte Augen starrten Cim an, welcher in diesen seine Verlobte wieder erkannte. Er umfasste ihre Hände, um sie wieder hinauf zu ziehen, doch der Körper war seltsam schwer. Die Hände der Frau glitten ab, doch Cim wollte nicht loslassen. Langsam rutschte sein Körper über die Fensterkante, verlor den Halt und ....fiel.
In einer Seitengasse lag ein kleines Päckchen. Damien kam gerade von einem Streifzug retour und wollte sich im Wachhaus noch frisch machen, als er etwas wimmern hörte. Er ging zu dem Knäuel am Boden, dass er für ein Baby hielt und hob es hoch. Sachte drehte er es um und sah in ein Gesicht. Doch nicht dass eines Kindes, sondern dass einer Puppe.. die hämisch grinste. Verwundert betrachtete er das Ding, als er vom Mondschein erleuchtet wurde. Langsam drehte er den Kopf gen Himmel. Vor kurzen war es noch späterer Nachmittag gewesen, doch nun war es Nacht. Die Dunkelheit umschlang ihn, nur durch den Mond behütet. Eine Krähe entfaltete ihr Organ genau über ihn und Sekunden später konnte er viele, erboste Schreie hören. Neugierig und noch immer mit der Puppe in der Hand, schritt er aus der Gasse und sah eine wütende Mengen, mit Heugabeln, Pflöcken und Feuer bewaffnet. Sie schrieen ihm entgegen, zeigten auf ihn, warfen Dinge nach ihm. Doch es war keine gewöhnliche Menge, die ihm entgegenkam. Nein, es waren lauter Untote.
"Da ist er, der Mensch. Ergreift ihn!"
"Der Verhöhner unserer Rasse, beißt ihn, zerfetzt ihn!"
"Er ift ef. Er muff büffen. Er ift Fchuld."
"Ich werdee ihn zerfleischeeeen.. grrrr."
Es waren keine gewöhnlichen Untote, die er von Ankh-Morpork kannte, oder von Überwald. Nein, diese hier schienen frisch auferstanden zu sein, oder schon uralt und dem Zerfall nahe. Erdbrocken hingen an ihren Haaren. Würmer zierten den einen oder anderen Mund. Glieder fielen schon beim Gehen ab. Zähne etlicher Werwölfe waren missgebildet und das Fell versenkt oder gar mit Blut getränkt. Die schwarzen Gewänder der Herren der Nacht zerrissen, ein Pflock ragte aus einem Leib. Das Gesicht einer jungen Zombie so sehr verunstaltet, dass man nur ansatzweise vermuten konnte, wo einmal die Augen waren. Von Ekel und Angst ergriffen rannte Damien so schnell er konnte Richtung Wachhaus. Er erhoffte sich dort Unterstützung. Denn ein anderer Weg war nicht frei. Von überall stürmten diese Wesen auf ihn zu. Gehetzt riss er die Türe auf, starrte noch bleicher als sonst auf sein Gegenüber, dass ihm den Weg versperrte und dann auf den Pflock, der gerade durch sein Herz gejagt wurde. Blut färbte seine Kleidung rot und lief dann langsam zu Boden.
Die Nachtschicht hatte nun begonnen und Rina kam verschlafen ins Wachhaus. Sie hatte mal seit langen wieder etwas geübt und war jetzt ziemlich fertig. Sie steuerte den Wachetresen an, der noch nicht nachbesetzt war und stolperte über etwas. Eine Puppe lag einsam auf den Boden. Sie hob sie hoch und erschauderte. Dieses Grinsen bereitete ihr Unbehagen. Sie wollte sie gleich wieder zu Bode werfen, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. Erschrocken ging sie in den Aufenthaltsraum. Sie fühlte sich schwach und es verschwamm das meiste vor ihren Augen, als sie plötzlich merkte, dass sie nicht ganz bei Sinnen war. Nicht mehr sie steuerte ihren Körper, nein, es war jemand anderer.
"Wie klein die Welt doch ist.", ertönte es. Asmodeus hatte es sich in ihrem Kopf breit gemacht und lachte nun hämisch, bevor er Rinas Geist in eine ruhige Ecke drängte, von der sie zusehen konnte, was der Dämon mit ihrem Körper anstellte. Asi steuerte auf eine Frau zu, die mit dem Rücken zu ihm saß. Es war Rinas Mutter, das wussten beide. Er nahm ein Messer aus Rinas Taschen, hielt es fest in der Hand, beugte sich zu der Frau hinunter und flüsterte ihr dann ins Ohr.
"Gute Nacht Mutter. Grüß mir Humph schön.", danach schnitt er dieser die Kehle durch und Irina schrie innerlich auf. Der Kopf, obwohl von solch einem kleinen Messer eigentlich nicht möglich, vom Körper getrennt, viel zu Boden und Blut bespritzte den ganzen Raum. Das Gesicht blickte ihnen entgegen und zeigte eine schmerzensverzerrte Fratze. Rina weinte, doch sie konnte nichts tun. Der Dämon hatte noch immer Besitz von ihr ergriffen.
"Nun zeig ich dir den Rest, den ich für dich vorbereitet habe.", sagte er zu seiner Gefangen und ging in Irinas Büro. Es war von oben bis unten voller Blut. An den Nägel, die in die Wand geschlagen wurden, hingen entstellte Leichen. Darunter waren Humph, dessen Schädelplatte entfernt wurde und darin ein heulender Kobold saß, dann Ecatherina, die von oben bis unten aufgeschlitzt wurde, dann Damien, doch das konnte sie nur vermuten, denn man sah nicht mehr viel vom Gesicht, und guter letzt noch Cim. Er hatte viele Stichwunden und seine Gesichtszüge deuteten darauf hin, dass er bei lebendigen Leibe gefoltert wurde.
"Das alles warst du, oder wir.", lachte der Dämon und Rinas Schmerzens Schreie hallten in ihrem Kopf wieder.
"Und nun, kommen wir zum Höhepunkt.", Asmodeus rammte sich das Messer in den Leib, riss es öfters hin und her, bis alles Gedärme am Boden lag und dann wurde es dunkel um Rina.
Kleidungsstücke lagen in wilder Unordnung im Raum, Bücher wurden aus den Regalen gerissen und die Scherben eines zerbrochenen Glases knirschten unter seinen Füssen.
Sein Blick fiel ins Schlafzimmer; das Bett war mit Blut verschmiert und eine tote Katze wurde äußerst effektheischend mit herausgestülpten Gedärmen auf dem Bett drapiert. Neben der Katze wurde ein Brief mit einem blutverschmierten Messer beschwert. Sein Siegel zeigte einen Totenkopf.
Ein leichter Nieselregen setzte ein und ab und zu erhellten über den dunklen Nachthimmel zuckende Blitze die Sicht auf den Friedhof. Dort sah es schlimm aus. Ein Verrückter dürfte diverse Gräber verwüstet haben, hier und da lagen die Scherben von zertrümmerten Vasen sowie zerbrochene Grabsteine herum. Am Rande des Weges lagen Knochen, die scheinbar den Weg säumten. In der Mitte des Friedhofs stand eine große Gruft, deren Gitter vom Wind hin und hergerissen wurde. Im Inneren zierten vertrocknete schwarze Blütenblätter den staubigen Boden, während von der Decke gräuliche Spinnweben hingen. Eine dicke, fette Spinne lief rasch über den Boden, am Sarg hinauf und verschwand durch einen Spalt im Gestein. Ein Skelett einer Frau war darin für die Ewigkeit gebettet und in ihren Händen hielt sie einen Brief aus schwarzen Papier, dessen Siegel eine Note zeigte.
Der Regen wurde stärker, überschwemmte die Stadt. Die Oper, eine einst sichere Zuflucht, lag in dunkler Unheimlichkeit. Windböen, die durch die zerbrochenen Fensterscheiben drangen, spielten mit den schwarzen, zerrissenen Vorhängen. Auf den Sitzen hatten sich mehrere schwarze Raben eingenistet und krächzten in die tonlose Stille. Auf der Bühne standen zwei Puppen, die eine Szene aus einem bekannten Theaterstück zeigten. Eine der Puppen hielt einen Totenschädel in der Hand, in dessen Gebiss ein rötlicher Zettel steckte.
Das Siegel zu einem Knochen geformt.
Das Klatschen der Fußtritte hallte durch das leere Ankh-Morpork, während der Regen sich langsam zurückzog. Quietschend öffnete sich die Türe der Leichenhalle und gewährte Einlass. Eine Menge Leichen lagen herum, die scheinbar auf ein ordentliches Begräbnis warteten. Der Verbrennungsofen, der in der Mitte der Halle stand, ragte wie ein gefräßiges Monster zwischen den Toten hervor. Ein Blick ins Feuer offenbarte Fratzen, die hämisch grinsten. Doch diesmal hatte es sich hier verändert. Die Leichen waren mit schwarzen Seidentüchern behangen. Es waren insgesamt fünf Leichen, wobei fünf Plätze noch frei waren, und auf einem der freien Tische sein Buch lag. Noch mal fiel sein Blick ins Feuer, er starrte und konnte die Gesichter fünf seiner Kollegen sehen, die in Mitten der Fratzen um Hilfe schrieen.
Schweißgebadet und schreiend wachte Dragor auf. Lena wäre fast aus dem Bett gefallen vor Schreck, konnte sich aber noch am Nachtkästchen festhalten. Bleich und keuchend stürmte Drag aus dem Bett, blieb kurz stehen, las seine Tätowierung, holte das Buch, las ein paar Abschnitte in der Eile und stürmte aus der Wohnung, bevor Lena ihm noch sagen konnte, er solle sich doch anziehen.
Hauptmann Ohnedurst betrat skeptisch den Aufenthaltsraum. Fünf Wächter waren in kürzester Zeit verschwunden. Er hatte ein paar FROGs losgeschickt, immerhin waren zwei seiner Abteilung dabei, doch bis jetzt hatte niemand Humph und/oder Ecatherina gefunden. Geschweige denn Cim, dessen Verlobte zur Wache kam um nachzufragen, wo er denn bleibe, ihre Eltern wären auf Besuch gekommen. Auch Damien war von seinem Spaziergang nicht zurückgekehrt und seit neuestem wurde Irina Lanfear vermisst, die eigentlich Nachtschicht gehabt hätte. Doch was ihm noch mehr zu schaffen machte, war, dass ein paar Wächter verschwunden waren, als sie sich im Wachhaus befanden. Denn er hatte Zeugen gefunden, die Rina das Haus betreten, aber nicht wieder herauskommen sahen; und es waren glaubhafte Zeugen gewesen, dass wusste er. Jetzt wollte er die Sache selbst in die Hand nehmen. Mit ruhigen Schritten durchging er den Raum und sah auf einer Kommode eine Puppe liegen. Sie hatte große Ähnlichkeit mit einer Voodoo-Puppe und ihr Gesichtsausdruck gefiel ihm nicht. Er nahm sie zu sich und betrachtete sie, konnte aber nichts Außergewöhnliches finden. Aber irgendwas Seltsames ging von ihr aus. Gedankenverloren nahm er sie mit sich in sein Büro und dabei schien es ihm, als wenn sie sich wehren wollte. Gelassen legte er sie vor sich auf den Tisch und grübelte, als No-Name von der Decke zu ihm herunter kam. Doch als er die Puppe sah und kurz einmal daran roch, fauchte dieser und verschwand wieder durch die Dachluke. Da wusste Rascaal, dass mit der Puppe etwas nicht stimmte. Der Vampir ging zu SUSI, legte die Puppe unter einen Vergösserungsdämonen und untersuchte sie Stück für Stück. Nach kurzer Zeit wurde er auch schon fündig. Am Oberkörper bis hin zum Rücken, unter der Kleidung, die die Puppe trug, wurde etwas in winzig-kleiner Schrift tätowiert.
Zehn Leben für das Ihrige. Zehn Geister, zum Lösen der Fesseln um Ihren. Zehn Körper, den Stein um den Ihren zu brechen. Zehn Menschen, um die eine zurück zu holen in das Reich des Lebens. Doch nur zehn auf einmal wird brechen den Bann. Ein Tag zuviel und die Seelen werden gefangen sein bis zu ihrem Ende. Jedes Jahrzehnt drei Tage lang, ihr Werkzeug wird können vollenden die Tat, bis die Flammen der Unendlichkeit vollkommen vernichten den spröden Stoff.
Ras vollendete gerade seine Lektüre als von unten her Lärm an sein geschultes Gehör drang. Noch immer grübelnd schnappte er die Puppe und machte sich auf den Weg.
"Da, das ist die Puppe!", Dragor stand in der Einganghalle, hüpfte im Nachthemd aufgeregt hin und her und hielt dabei sein Buch wie einen Schutzschild vor sich.
"Beruhig dich doch endlich Gefreiter und sag mir, wovon du eigentlich redest.", Atera hatte den wohl etwas geistig verwirrten Ex-Rekruten abgefangen, als er im Wachhaus um Hilfe schreiend umherlief.
"Die Puppe, die Puppe. Eine Voodoo-Puppe. Sie.. sie.. der Traum.. alles war.. Kollegen.. im Feuer..", vor lauter Nervosität fing er an zu stottern, doch Ras horchte bei den Worten Voodoo-Puppe und Kollegen auf.
"Was geht hier vor sich?"
"Hallo Ras. Einer unser Gefreiten dürfte wohl etwas überarbeitet sei.."
"Da, er hat sie doch. In der Hand. Das ist sie. Laura, Lupos und ich. Wir waren da. Bei ihr.", Dragor brauchte gar nicht mehr sein Buch, um sich an den Traum zu erinnern. Er hatte sich in sein Gehirn festgebrannt.
"Nun mal ganz ruhig, Gefreiter Nemod. Erzähl vom Anfang an.", Rascaal war bedrohlich nahe an ihn herangegangen, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen. Eingeschüchtert hörte Drag auf, herumzutänzeln und versuchte in aller Ruhe, was bei ihm im durchlaufenden Stottern ausartete, die Geschichte, die er und die zwei anderen Gefreiten erlebt hatten, sowie von seinem letzten Traum, zu erzählen. Als Dragor seine Geschichte beendet hatte, viel auch Ateras Blick auf die Puppe und sie schmunzelte.
"Moment mal, die Puppe kenne ich doch."
"Woher?", Rascaals Neugierde wurde wieder geweckt.
"Die hab ich doch in Humphs Büro gesehen. Wie kommt die denn hier her?"
"Hast du sie dort das letzte mal gesehen?", bei der Frage musste Atera streng nachdenken. Irgendetwas hatte sich wie ein Nebel um ihre Erinnerung gelegt.
"Nein, ich hab sie mitgenommen."
"Und dann?"
"Dann, dann hab ich sie Cim gegeben.", der Hauptmann nickte. Das passte zusammen.
"Aber wenn das wirklich stimmen sollte, warum hat die Puppe oder die Statue Dragor wieder gehen lassen?", auch Atera kam ins Grübeln.
"Er war in Begleitung zweier Untoter. Die Statue jedoch braucht nur Leben. Anscheinend konnte sie ihn allein nicht behalten, also hat sie alle drei gehen lassen. Um ihn dann später wieder zu holen.", Dragor schwitzte noch mehr, als Ras seine Theorie erörterte und trat ein paar Schritte von der Puppe weg. Ras dachte noch eine Weile nach, dann erzählte er den anderen zweien von dem Fund, den er vorhin gemacht hatte.
"Vielleicht sollten wir sie verbrennen? Immerhin kann sie mit Flammen vernichtet werden.", schlug Atera vor.
"Das wäre zu riskant. Was, wenn wir unsere Kameraden damit gleich mit vernichten. Nein, da bin ich dagegen."
"Wir könnten sie die letzten zwei Tage weg sperren.", auch Dragor gab seinen Senf dazu.
"Dann wären ihre Seelen für ewig verdammt. Nein, das kommt auch nicht in Frage. Aber, die Theorie ist noch etwas unausgereift, ich weiß, aber was würde passieren, wenn sie alle zehn Menschen bekommen würde?", Ras sah fragend in die Runde.
"Glaubst du, sie würde die anderen gehen lassen? Immerhin steht da "zehn Leben für das Ihre", oder?".
"Ja, aber siehst du eine andere Möglichkeit, sie in zwei Tagen zurückzuholen?"
"Wir könnten zur UU gehen und fragen, ob sie den Bann nicht brechen könnten."
"Das ist Voodoo-Zauber. Ich glaube nicht, dass Zauberer viel mit Hexenkram zu tun haben. Und außer einem Medium haben wir nicht viele Hexen hier, oder?"
"Nein, leider nicht.", Dragor sah seinen beiden Vorgesetzten nur mehr zu und wollte eigentlich nur mehr weg hier. Er hatte böse Vorahnungen.
"Und wer würde so was machen?"
"Da müssten wir wohl nach Freiwilligen suchen. Wir können niemanden zwingen, sein Leben für eine ungewisse Sache zu riskieren."
Nächsten Morgen standen fünf Unteroffiziere im Aufenthaltsraum und waren auf das Schlimmste gefasst. Vor ihnen auf einen kleinen Tisch eine seltsame Puppe liegend. Dragor Nemod, noch immer mit sehr viel Bauchweh, Alice, Larius de Garde, Myra Schwertschleifer und Gralon Banks wollten für ihre Kameraden durchs Feuer gehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Alle waren sie nervös, hofften aber immer noch, dass diese Sache gut ausgehen würde. Immer dunkler wurde es im Raum und die ersten machten vor Angst die Augen zu, während draußen der Rest der Mannschaft wartete und mit den ihren tapferen Kollegen mitfühlten.
Es regnete. Als 5 Augenpaare geöffnet wurden erblickten sie eine elfenbeinartige Statue vor ihnen die sie anlächelte. Neben ihr fünf bekannte Figuren stehend, die leblos schienen, und weiter hinten eine Reihe von Frauen, Männern und Kindern, die dahingeschlachtet wurden. Überall lagen Körperteile, Gedärme und massig viel Blut wurde verteilt. Myra hätte sich fast übergeben müssen.
"Euer Mut ist groß, euer Herz offen. Eure Tat wird mir zu neuem Leben verhelfen. Das sei euch hoch angerechnet. Euer Verdienst wird retten diese fünf Seelen, doch das Leben der anderen ist bereits verwirkt. Sie haben mich genährt, die Jahre hindurch. Nun ist es soweit. Habt Dank, Wächter. Eure freie Tat ermöglicht es mir, den Bann ohne weiteres Blutvergießen zu brechen.", Licht drang durch Risse in der Statue hindurch, schien den Panzer zu zerbrechen, bis eine engelsgleiche Gestalt aus den Überresten hervortrat. Sie war jung, schön und.. eine der bösartigsten Voodoo-Hexen aller Zeiten gewesen. Doch nun hatte sie ihre Strafe abgesessen und vor allem dazugelernt.
Im Wachhaus wurde es still und der Rest wurde unruhig. Nach ein paar Minuten konnten es sich ein paar nicht mehr verkneifen und liefen in den Aufenthaltsraum. Doch er war leer. Nicht einmal die Puppe war noch an ihrem Platz. Lautes Stöhnen erklang, wurde durch ein paar entsetzte Schreie begleitet. Panik brach aus, bis Hauptmann Ohnedurst für Ordnung sorgte.
"Wartet mal einen Moment. Dragors Träume. Vielleicht sollten wir im Leichenhaus nachsehen.", kaum hatte er seinen Satz beendet, rannten ein Schar Wächter, gefolgt von teils verwunderten, teils amüsierten Blicken von umhergehenden Passanten, zu dem besagten Haus. Die Tür war nicht verschlossen, so dann die ersten ihren Fund kurze Zeit später machten. Dort lagen, auf zehn Tischen, zehn Körper mit zehn schwarzen Leichentüchern bedeckt. Das Feuer im Ofen war erloschen und sonst sah es hier nicht erschreckend aus. Doch blieb die Stimmung gedrückt. Erst als alle angekommen waren, wagten sich ein paar näher. Zad, der den Schmerz wegen Rina noch nicht überwunden hatte, trat benommen näher, nahm ein Tuch eines Körpers weg und sah auf das Gesicht von Ecatherina. Sie war bleich und ruhig. Das Schweigen hielt an und Zaddam wollte das Tuch wieder zurücklegen, als Eca kurz davor ihre Augen öffnete.
Die Sonne wurde gerade wieder ihres Platzes beraubt. Doch diesmal musste sich Dragor nicht vor dem Schlafengehen fürchten. Seine Erinnerungen wichen langsam wieder der Leere und aus seinem Buch strich er die schlimmsten Einträge, damit er es nicht immer und immer wieder lesen musste.
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