Volvolus

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von Gefreiter Sillybos
Online seit 07. 02. 2002
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Aus heiterem Himmel zerbricht in der Küche des Wachhauses Kröselstraße ein Fenster. Da muss natürlich Ersatz her. Solche Zwischenfälle häufen sich. Gibt es einen Zusammenhang? Und wie ist das Fenster überhaupt zerbrochen?

Dafür vergebene Note: 13

In diesem Jahr war der Primäre Winter besonders kalt in Ankh-Morpork.
Fast alle Winter zuvor waren recht mild gewesen; die Winter Secunda waren ohnehin immer etwas wärmer. Warum, könnten lediglich die Zauberer von der Unsichtbaren Universität erklären. Und bevor man jene befragte, fand man sich lieber mit der Tatsache ab.
Viele Bürger mussten das Frieren erst wieder neu erlernen. Aber schon bald ergaben sich dem findigen Geschäftsmann viele Möglichkeiten, sich durch den Verkauf von wärmenden Kleidungsstücken zu bereichern.

***


Das Wachhaus in der Kröselstraße war gut geheizt. In der Kantine genossen alle anwesenden Wächter die wohltuende Wärme, und es waren viele Wächter anwesend, nicht nur Rekruten. Nur Trolle suchte man momentan vergebens im Wachhaus, da zwei Straßen weiter eine Abendschule für Trolle eröffnet wurde.
Weil auch das Verbrechen sich bei solchen Temperaturen lieber um einen wärmenden Kamin versammelte als der Wache Arbeit zu geben, waren die meisten der Wächter in der Kantine zu dieser Zeit nicht zum Dienst eingeteilt, doch daheim war es zumeist wesentlich kälter als hier. Isis, Gralon Banks und Charlotta spielten "Leg-Herrn-Zwiebel-Rein", einige andere Wächter spielten Drachenpoker, Sillybos diskutierte mit Majona über Sinn und Unsinn von Kaffee, der Obergefreite Cim Bürstenkinn erzählte einigen Rekruten Anekdoten aus seiner erlebnisreichen Wächterlaufbahn und wiederum andere Wächter scherzten über die armen Kollegen, die im Moment Streife laufen mussten.
Plötzlich klirrte es laut, Glas splitterte, und es wurde schlagartig kalt. In der Küche nebenan war eine Fensterscheibe zerbrochen. Blitzartig war die Aufregung groß.
"Ein Anschlag!" kreischte jemand.
"Volle Deckung!" schrie Gralon und verkroch sich unter einem Tisch.
"Da kommt bestimmt noch mehr!" warnte eine Stimme, die schon dort unten war.
"Die Assassinen! Ein Attentat auf die Wache!" rief ein anderer.
"Unsinn!" schrie irgendwer.
"Was dann?"
"Keine Ahnung!"
"Aaargh!"
Die allgemeine Panik ging noch zirka zehn Sekunden weiter, bis alle Wächter in Deckung waren oder Abwehr- oder - wie in einigen Fällen - Angriffshaltung eingenommen haben.
Nichts passierte.
Langsam, sehr langsam, löste sich die Anspannung. Einige wagemutige Wächter gingen vorsichtig, sehr vorsichtig, in die Küche. Niemand war zu sehen oder zu hören. Arkhon sah aus dem Fenster, erblickte aber niemanden. Im Schnee rund um das Fenster waren keine Fußspuren.
Währenddessen ging in der Kantine die Tür auf. Humph MeckDwarf stand mit verschränkten Armen in der Tür und schien verärgert.
"Was soll denn dieses Gebrüll?" schimpfte er. "Kann man hier den nicht einmal im Leben seine Ruhe haben?" Offensichtlich war er bei einer äußerst wichtigen Arbeit in seinem Büro gestört worden. "Gefreiter Sillybos", sagte er mit einem schelmischen Lächeln. Sillybos hatte am Langsamsten reagiert und befand sich leider immer noch im Blickfeld des Fähnrichs. "Gefreiter Sillybos, du gehst jetzt am besten mal zu Kommandeur Rince und erzählst ihm, was hier passiert ist. Er sitzt zufällig gerade im Büro von Intörnal Affärs."
Sillybos seufzte und salutierte.
"Und ihr anderen", rief der Fähnrich MeckDwarf laut, "ihr macht den Laden hier erst mal wieder flott! Das sieht hier ja aus wie Nicht-Aufgegessen!"

***


Es klopfte.
Kommandeur Rince sah kurz zur Tür.
"Herein", sagte er.
Sillybos trat ein und salutierte.
Rince salutierte und sah dann interessiert zu Sillybos.
"Was war denn das für ein Lärm?" fragte er.
"Äh...ein Fenster ist zerbrochen, Herr Kommandeur. Das von der Küche."
Rince schloss kurz die Augen und stöhnte innerlich. Dann sah der zum Stapel "Intörnal Affärs" und stöhnte abermals. Der Stapel war hoch. Dass kleine Nicklichkeiten immer so enden mussten.
"Wer war's diesmal?" fragte Rince apathisch.
"Niemand, Herr Kommandeur", antwortete Sillybos.
Rince hob eine Augenbraue.
"Niemand?"
"Nein, Herr Kommandeur. Wir waren alle in der Kantine."
"Kein Wächter? Kein Fremder von außen?"
"Äh, nein, Herr Kommandeur. Das Fenster zerbrach einfach so."
"Hmm", überlegte Rince. "Dann sollten wir die Sache vielleicht SUSI überlassen. Die werden schon rausfinden, was passiert ist."
"Jawohl, Herr Kommandeur", sagte Sillybos. Er schwieg kurz. Dann begann er zögerlich "...Ähm..."
"Was ist denn noch?" fragte Rince.
"Wir frieren, Herr Kommandeur."
"Das kann ich mir denken."
"Ich dachte nur, ob Sie... ob wir nicht ein neues Fenster brauchen könnten."
"Sicher brauchen wir eins."
"Und wollen Sie nicht vielleicht eines kaufen gehen?"
Rince lächelte. "So gerne ich das täte, aber dafür gibt das Budget leider nichts her." Er leerte schnell seine Hosentaschen und kehrte sie dann demonstrativ nach außen. "Wir haben bedauerlicherweise kein Geld dafür."
"Oh", machte Sillybos.
Rince stopfte seine Sachen wieder in seine Hosentaschen und setzte sich dann wieder.
"Lasst euch halt was einfallen", sagte er und widmete sich wieder seinen Akten.

***

"Was einfallen lassen", sagte er. Und wir frieren uns hier die Nase ab", kommentierte Metzelfein.
"Und wenn die Küche einfach kalt bleibt?" fragte Gralon und bekam als Antwort einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Wir brauchen ein neues Fenster", sagte Vinni entschlossen.
"Ach was, wirklich?!" meinte Cim ironisch.
"Warum kaufen wir nicht einfach eins?"
"Dafür haben wir laut Kommandeur kein Geld", warf Sillybos ein.
"Dann spenden wir eben selber alle für ein neues Fenster", schlug Flavia vor.
Jeder dachte über den Vorschlag nach und suchte nach passenden Gründen dagegen. Aber die Kälte hatte immer eine noch treffendere Antwort parat.
"Hm. Wieso eigentlich nicht", meinte Sidney schließlich.
Nach und nach stimmten auch die anderen Wächter zu. Danach ging Sillybos mit einem Suppentopf aus der Küche umher und sammelte das Geld ein. Es waren viele Wächter anwesend, und sie waren allesamt erst kurz zuvor bezahlt worden. Das war mit ein Grund, warum sie fast alle sehr spendabel waren. Der andere Grund war die klirrende Kälte, denn für die Aussicht auf eine warme Küche nebst Kantine ließ man zu dem Zeitpunkt schon mal was springen. Für das gesammelte Geld hätte man fünf Fensterscheiben kaufen können.
"Und wer geht los?" fragte Sillybos.
"Immer der, der fragt", antworteten alle im Chor.
"Ha!" rief Sillybos. "Lieber einmal zuviel gefragt als auf ewig dumm."
Die eine Hälfte der anwesenden Personen lachte, die andere fühlte sich anscheinend irgendwie angesprochen.
"Dann geh' ich halt", sagte Sillybos. "Hab ja sowieso nichts Besseres zu tun." Er rappelte sich auf und nahm den Topf mit den Wertsachen an sich. Nachdem er alle Knöpfe, Tauben und Sonstige Zahlungsmittel aussortiert hatte, füllte er die Ankh-Morpork-Dollar in einen kleinen Beutel.
"Der beste Glaser, den ich kenne, ist Volvolus. Ein Troll, der in der Sortiererstraße wohnt. Er ist aber auch der einzige Glaser, den ich kenne", meinte Cim Bürstenkinn.
"Immerhin schon einen mehr als ich", sagte Dyn Amit.
Majona gab Sillybos einen kleinen Zettel. "Da sind die Maße von dem Fenster drauf, die wirst du wahrscheinlich brauchen. Ich hab sie ausgemessen, als du beim Kommandeur warst."
Sillybos steckte den Zettel ein. "Also zu Volvolus", sagte er. "Der Weg ist ja auch nicht allzu weit."
"Und mach schnell", zitterte Isis. "Uns wird kalt."
"Und nimm das beste Fenster, dass du kriegen kannst. Geld genug hast du ja."
"Ja ja, immer diese Sonderwünsche", murmelte Sillybos beim Hinausgehen.

***


Sillybos schlenderte langsam zur Sortiererstraße. Er hatte es nie eilig. Dadurch verringerte sich die Wahrscheinlichkeit, dass er zu weit lief.
"Seid gegrüßt, Herr", rief jemand.
Sillybos sah sich um und erblickte ein Knäuel. Der Kopf seines Sklaven steckte in einem sehr großen, bunten Etwas aus Wolldecken, Umhängen, Handschuhen, Schals und Mützen. Dieses Etwas rollte Sillybos irgendwie entgegen.
"Ah, Hegelkant", begrüßte der Philosoph seinen Sklaven. "Ist dir noch kalt?"
"Nein, jetzt nicht mehr, Herr. Höchstens an der Nase ein bisschen."
"Keine Nasenmütze?"
"Nein, Herr. Alles ausverkauft. Aber Herr Schnapper versprach, mir für den nächsten Winter eine zu reservieren."
"Oh, das ist aber sehr nett von ihm."
"Finde ich auch, Herr", meinte Hegelkant und musterte seinen Herrn argwöhnisch. "ich verstehe das nicht, Herr. Euch scheint die Kälte nichts auszumachen."
"Mir ist schon kalt, aber nicht sehr. Es ist eine Frage der Einstellung. Ich denke einfach daran, dass es woanders noch kälter ist, das hilft."
"Ich verstehe, Herr. Aber darf ich bis dahin einen Vorschlag machen?"
"Sicher."
"Herr, der Wind pfeift kreuz und quer durch das Fass. Durch die Lichtöffnungen fällt Schnee. Das Badewasser gefriert. Herr, wir sollten das Fass dichten."
Sillybos dachte kurz nach.
"Hm, du hast wohl recht. Im gefrorenen Badewasser philosophiert sich's schlecht", überlegte er. "Komm mit, Hegelkant, ich bin gerade auf dem Weg zu einer Glaserei. Da können wir dann auch gleich für unser Fass ein paar Fenster in Auftrag geben."
Sillybos setzte seinen Weg zur Sortiererstraße fort. Das bunte Knäuel folgte ihm umständlich.

***


Kurze Zeit später stand das ungleiche Paar vor Volvolus' Glaserei.
Es war ein großes, zweistöckiges Haus, das aus Lehmziegeln gebaut war. Die Fassade bestand aus riesigen Fenstern. Ganz rechts befand sich eine Holztür, daneben hing ein Schild mit der Aufschrift "Volvolus. Glaser."
Sillybos klopfte, und ein Troll öffnete.
"Gruß dir, Wächter."
"Hallo Volvolus", sagte Sillybos.
"Was ich für euch tun kann?"
Sillybos nickte seinem Sklaven zu. Hegelkant verstand und trat vor.
"Herr" - er blickte kurz zum Schild - "Volvolus, wir brauchen Fenster. Sie sollten vor Wind schützen und kein Regen oder Schnee durchlassen. Außerdem sollte man dahinter nicht frieren."
"Wie viele Fenster du brauchst?" fragte de Troll.
"Oh, äh...." Hegelkant blickte zu seinem Herrn. Er schien ebenfalls in Gedanken zu zählen. "Tja, äh, wissen Sie, Herr Volvolus... also da wäre einmal das Bad. Dann die Küche..."[1]
Das Gesicht des Trolls verfinsterte sich. Er mochte keine Kunden, die schlecht vorbereitet waren.
"Du Maße von Fenstern hast?" fragte er.
Hegelkant setzte wieder sein breites Grinsen auf, aber dieses Mal war es ein Grinsen der Verlegenheit. Er blickte zu seinem Herrn. Sillybos wandte sich daraufhin an den Troll.
"Weißt du was, Volvolus? Hegelkant kommt später noch mal wieder und gibt dir die Maße der Fenster." Dann wandte er sich an Hegelkant. "Geh am besten zum Fass zurück und miss die offenen Stellen aus. Danach kommst du wieder hierher und gibst Volvolus einen Zettel mit den Zahlen."
"Ja, Herr", antwortete Hegelkant und bewegte sich fort. Anschließend drehte sich Sillybos wieder zu Volvolus um.
"Was mir dir ist?" fragte dieser.
"Ich brauche genau ein Fenster", meinte Sillybos.
"Das nicht viel ist."
"Stimmt. Aber es reicht für mich."
"Du Maße hast?"
"Die Maße habe ich hier", sagte Sillybos und gab dem Troll einen Zettel. Volvolus las das Papier und nickte.
"Was für Fenster du willst?"
"Was hast du denn im Angebot?"
"Hm. Mitkommen."
Volvolus führte Sillybos in sein nur schwach beleuchtetes Lager. Da man die gegenüber liegenden Wände nur erahnen konnte, musste das Lager ziemlich groß sein. Es war prall gefüllt. Überall standen Kisten und Kartons, auf denen "Standard-Fenster. Bitte mit Vorsicht zu handligen" stand.
Volvolus ging zu einem großen Tisch, auf dem mehrere Fensterscheiben ohne Rahmen montiert waren. Offenbar handelte es sich dabei um Vorführmodelle. Sillybos folgte vorsichtig. Volvolus deutete auf das Fenster an der linken Tischkante.
"Hier Ganz Gewöhnliche Glasscheibe. Standard-Fenster ist. Für kleinen Geldbeutel."
Sillybos musterte die Glasscheibe. Es war eine ganz gewöhnliche Glasscheibe.
"Das ist nicht unbedingt das, woran ich dachte..."
"Woran du dachtest?"
"Ich brauche ein Fenster, das gut isoliert."
Volvolus ging einen Schritt nach rechts und präsentierte das nächste Modell.
"Hier Doppel-Glas. Zwei Standard-Fenster sein. Das gut isolieren tut", sagte er.
"Das ist schon mal nicht schlecht", meinte Sillybos. "Hast du noch mehr?"
Volvolus ging erneut einen Schritt nach rechts. Sillybos erblickte ein weiteres Fenster.
"Hier Sicher-Holz-Spezial", erklärte Volvolus stolz. "Mit Holzbrett zwischen Doppel-Glas. Vor Dieben und Licht schützt. Auch gut isolieren tut."
Sillybos verzog kritisch das Gesicht und kratzte seinen Bart. "Aber dann kann man nichts mehr sehen", merkte er an.
"Man nicht alles haben kann."
"Nein, ich glaube, das wäre nichts für die Wache", sagte Sillybos.
"Wie du wollen. Aber du nicht zu mir kommen, wenn Fenster zweite Tür wird", meinte Volvolus und ging weiter nach rechts.
"Hier Sicher-Eisen-Fenster-Nr.-Eins", zeigte Volvolus. "Wie das davor ist, aber ohne Holz. Dafür mit kleinem Eisengitter zwischen Doppel-Glas. Hier du durchgucken kannst."
"Ja, das sehe ich." Sillybos beugte sich vor und betrachtete das Modell genau. Bei der schwachen Beleuchtung sah es gar nicht nach zwei Scheiben aus. Das Gitter wirkte ziemlich stabil, aber es schien in dem Glas zu sein. "Bist du sicher, dass das auch zwei Glasscheiben sind?"
"Das zwei Scheiben sein", betonte Volvolus. "Aber hier Scheiben zusammen sind, um Gitter zu stabi... stabuli... stibili...um zu machen, dass Eisending bleibt wo Eisending ist."
"Aber dann wärmt das Fenster doch nicht so gut, oder?"
"Hmpf. Nein, das nicht tut", gab der Troll kleinlaut zu.
"Aber genau darum geht's ja."
"Dann ich das Richtige für dich habe", sagte Volvolus und ging einen letzten Schritt nach rechts. Nun war er an der rechten Tischkante angekommen und führte ein weiteres Fenster vor. Es sah dem vorherigen sehr ähnlich, aber hier war an der rechten Seite noch ein kleiner Kasten angebaut. Eine kleine Röhre ragte nach oben aus dem Kasten und etwas Rauch kam daraus wie bei einem kleinen Schornstein.
"Hier Sicher-Heiz-Fenster-Nr.-Zwo. Hier du Eisengitter beheizen kannst. In Kasten neben Fenster Kobold sitzt. Der Feuer macht und Gitter beheizt."
Sillybos sah sich die Konstruktion an. Als Philosoph hatte er von technischen Modellen so viel Ahnung wie ein Fisch vom Bergsteigen. Er war für die Theorie zuständig, das Praktische erledigten Leute wie Volvolus.
Diese Konstruktion sah raffiniert aus. Sie verlangte geradezu danach, gekauft zu werden.
"Ich denke, ich nehme das Sicher-Heiz-Fenster-Nr.-Zwo", sagte Sillybos entschlossen.
"Gut." Volvolus notierte sich etwas. "Grundausstattung?"
Sillybos dachte nach.
"Ich weiß nicht recht. Hast du vielleicht... ähm...?" Er suchte nach dem passenden Wort.
Volvolus half ihm auf die Sprünge.
"Oh, du meinen Extras?"
Sillybos nickte. "Reden wir über Extras."
Volvolus ging zu einer großen Tafel, die an einer Wand hing. Dort waren mit Kreide verschiedene Skizzen gezeichnet. Neben diesen Bildern standen meistens ein paar Erklärungen. Für einen Troll konnte Volvolus außergewöhnlich gut zeichnen.
Volvolus deutete auf die Skizze oben links.
"Hier wir Extra haben zur indi... indiwi.... endivi... du Fenster bunt machen kannst so wie du wollen.
Sillybos betrachtete die Zeichnung. Sie zeigte einen Eimer, daneben stand "Farbtopf" geschrieben. "Ich glaube, ich komme auch ohne dieses Extra aus."
"Wohl auch ohne geht", gestand Volvolus ein und zeigte auf das Bild oben rechts. "Auf das Extra ich besonders stolz bin. Damit du Fenster zudecken kannst, so keiner rein und keiner raus sehen kann, und wenn du wollen, du wieder zurück schieben."
Bei diesem Extra schien eine lange Stange über dem Fenster angebracht zu sein, und an beiden Seiten hingen große Tücher hinunter, die man anscheinend zur Mitte bewegen konnte.
"Das sieht interessant aus. Ja, das nehme ich", sagte Sillybos.
"Gut." Der Troll notierte sich was und präsentierte dann das Extra unten links. "Dies Spezial-Extra ist für Sicher-Heiz-Fenster-Nr.-Zwo. Damit du Fenster öffnen kannst." Diesmal waren links und rechts Heizkästen angebracht, und das Fenster war in der Mitte aufklappbar.
"Praktisch", kommentierte Sillybos. "Das nehme ich auch."
"Gut", sagte Volvolus und notierte sich erneut was. Dann deutete er auf die Zeichnung unten rechts. Sie zeigte einen großen Hammer. "Hier Extra ist, wenn du neue Fenster willst und Grund dafür brauchst."
Sillybos dachte an die Disziplin der Rekruten. Vor allem beim Essen.
"Ich denke, das wird nicht nötig sein", meinte er.
"Ich weiß, ihr viele Zwerge bei der Wache habt", bemerkte Volvolus. "Also: ein 'Sicher-Heiz-Fenster-Nr.-Zwo', 20 AM-Dollar. Mit Extra Zwei und Drei, jeweils vier AM-Dollar. 28 AM-Dollar macht. Zahlen bei Lieferung."
Sillybos hob die Augenbrauen. Die Preise mussten in diesem Winter stark gestiegen sein. "Ich gebe dir zwanzig", sagte er.
"Ich nicht verhandeln", sagte Volvolus.
"Kein bisschen?"
"Nein. Ich nicht verhandeln."
"Hmpf", machte Sillybos. Ihm fehlten zwar 2,87 AM-Dollar, aber die würde er auch noch irgendwo auftreiben können.
"Ihr selbst einbauen wollen, oder ich kommen soll?"
"Äh, ich schätze, es ist besser, wenn du das Fenster einbaust", antwortete Sillybos, der gerade an die handwerklichen Fähigkeiten und diverse schmerzende Daumen seiner Kollegen dachte.
"Gut. Ich dann morgen früh kommen."
"Gut. Bis dann!" sagte Sillybos und ging zurück zum Wachhaus in der Kröselstraße.

***


Als Sillybos wieder am Wachhaus ankam, standen zwei sich streitende Personen vor dem Gebäude.
"Und wie, in Offlers Namen, soll ich das dem Kommandeur erklären?" Hauptmann Ptracy von SUSI hielt demonstrativ einen Bericht vor ihre Spurensicherin, Lance-Korporal Angsthase.
"Ich weiß ja auch nicht, wie das passieren konnte, Frau Hauptmann", sagte Angsthase vorsichtig. "Es gibt nun mal keine Spuren. Nichts hier deutet auf eine Krafteinwirkung auf das Fenster hin, mein Vergrößerungsdämon zeigt nicht die kleinste Splitterung, nur gerade Brüche. Es ist anscheinend wirklich einfach so zerbrochen."
Sillybos beobachtete die Diskussion eine Weile und beschloss dann, sich einzuschalten.
"Verzeiht, meine Damen", näherte er sich so vorsichtig und höflich wie möglich, denn er wusste, was es bedeutete, zwei miteinander streitende Personen zu stören. Das Ritual des Streitens war ihm wohlbekannt, in Ephebe wurde unter Philosophen oft gestritten. [2]
Hier stritten nun keine Philosophen, sondern zwei Frauen. Diese Situation war Sillybos genauso unbekannt wie unbequem. Aber er hatte nicht den Eindruck, dass das Streiten hier in Ankh-Morpork genauso ritualisiert abläuft wie in Ephebe.
"Äh, meine Damen, darf ich eine kleine Anmerkung machen?" fragte Sillybos kleinlaut.
"Was ist denn?" fragten beide genervt.
"Ähm, morgen kommt ein Glaser, um ein neues Fenster einzusetzen. Vielleicht könnte er, als Fachmann, ja zur Schlichtung des Streits beitragen. Vielleicht hat das ja was mit dem Glas zu tun?"
Die beiden SUSI-Ermittlerinnen sahen sich an.
"Also gut", sagte Ptracy, "ich werde dem Kommandeur Bescheid geben, dass der Bericht erst morgen kommt." Daraufhin gingen die beiden Wächterinnen zurück zum Wachhaus am Pseudopolisplatz.
Sillybos hinterließ im Wachlokal noch kurz eine Notiz, dass Volvolus am nächsten Tag käme, um das neue Fenster einzubauen. Danach ging er nach Hause.

***


Als Sillybos nach Hause kam, stand Hegelkant in der Küche und kochte. Er mochte drei bis vier Kleidungsschichten abgelegt haben, aber selbst die übrigen Lagen ließen ihn noch verfremdet aussehen. Es war nicht unbedingt kalt im Fass, aber immerhin ziemlich kühl, und das Herdfeuer wärmte nur wenig.
"Ah, seid gegrüßt, Herr. Das Essen ist gleich fertig."
"Sehr gut, Hegelkant." Sillybos setzte sich sogleich an den Esstisch. "Was gibt es denn?"
"Fischeintopf, Herr", antwortete Hegelkant. "Mit Echten Steckfischen."
"Ahh, sehr gut." Dem Philosophen lief das Wasser im Mund zusammen. Steckfische kannte er noch aus seiner Heimat (nur hießen sie dort anders), sie waren äußerst wohlschmeckend. Steckfische sind Süßwasserfische, die stromaufwärts schwammen, um dort zu laichen. In Ankh-Morpork nannte man sie Steckfische, weil sie dabei im Ankh stecken blieben. Hegelkant verwendete natürlich nur importierte Ware.
Hegelkant servierte das Essen, stellte eine Flasche Wein auf den Tisch und setzte sich dann ebenfalls. Sie ließen es sich beide schmecken.
"Hast du die Fenster bestellt?" fragte Sillybos zwischendurch.
"Ja, Herr. Sieben Stück. Und die Maße habe ich dem Troll auch gegeben."
"Ich hoffe, du hast nicht die teuren genommen. Ich fürchte nämlich, die können wir uns nicht leisten."
"Nein, Herr, nur Ganz Gewöhnliche Glasscheiben. Und ohne Extras."
"Sehr gut."
Sie aßen weiter.
"Wann kommen die neuen Fenster?"
"In vier bis fünf Tagen, Herr", sagte der Sklave. "Herr Volvolus meinte, er habe viel zu tun."
"Hm, eigenartig."
"Eigenartig, Herr?"
"Och, nichts."
Sillybos füllte sein Teller ein zweites Mal.
"Das schmeckt wirklich ausgezeichnet, Hegelkant."
"Danke, Herr."
Sillybos trank seinen Wein aus und lehnte sich dann gesättigt zurück.
"Aber es ist hier immer noch recht kalt, Hegelkant", sagte er. "Morgen könntest du versuchen, die Öffnungen irgendwie behelfsweise abzudichten, damit wir es hier etwas wärmer haben."
"Ja, Herr."
Sillybos schaute an die Decke und kraulte seinen Bart. "Ansonsten gibt es morgen eigentlich nichts", sagte er. "Dann kannst du dich wieder deinen Studien widmen."
"Wie ihr meint, Herr."
"Gut. Für heute hast du dann Feierabend."
Hegelkant bedankte sich und verließ dann das Fass in Richtung Trommel, wo es abends ja immer heiß her ging, und Hegelkant konnte es im Moment gar nicht warm genug sein.
Sillybos schenkte sich neuen Wein ein und fing an zu philosophieren.

***


Pünktlich um sieben Uhr betrat Sillybos am nächsten Tag das Wachbüro. Frau Willichnicht kam ihm gerade entgegen, meckerte Sillybos im Vorbeigehen an, dass er schlecht rasiert sei, und verschwand daraufhin.
Sillybos stellte seine Uhr richtig und ging zum Gefreiten Rugosch Hammerfaust, der Bereitschaft hatte und ziemlich geschafft wirkte.
"Oh", grinste Sillybos ihn an, "habe ich Frau Willichnicht verpasst?"
"Hör' mir bloß auf", antwortete Rugosch. "Sie meinte, es sei unsere Pflicht, für das Wohl der Bürger zu sorgen. Sie verlangte, dass wir ihre Wohnung heizen."
"Soll sie doch ihren Regenschirm verbrennen", meinte Sillybos und schaute auf den Dienstplan. Als Wächter ohne besonderen Aufgabenbereich hatte man wenig zu tun. Dafür aber die langweiligsten Aufgaben. Sillybos hatte heute wieder Bereitschaft, ab neun Uhr.
"Nachher kommt ein Glaser", plauderte Sillybos, "um das neue Küchenfenster einzubauen."
"Ich weiß", antwortete der Zwerg. "Ich hab' deine Notiz von gestern gelesen. Hast du ein gutes Fenster bekommen?"
"Du wirst begeistert sein", prophezeite Sillybos.
"Das will ich auch schwer hoffen. Geld genug hattest du ja dafür."
"Schweineteuer, der Spaß!" warf Sillybos ein. "Mir fehlten sogar noch gut zwei Dollar."
"Oh Mann, hoffentlich lohnt sich das auch."
"Hat der Kommandeur noch etwas zu dieser Aktion gesagt?" fragte der Philosoph.
"Er findet sie gut. Er schätzt diese Art von Eigeninitiative. Und durch sie spart die Wache Geld. Und Gonzo meinte dann, das sei alles sein Verdienst als Ausbildungsleiter."
"Das hat damit doch nichts zutun", meinte Sillybos. "Es war einfach nur kalt."
"Lass die Offiziere doch glauben was sie wollen. Wenn sie sich dadurch besser fühlen..."
Kurze Zeit später betrat Volvolus das Wachlokal. Er schleppte einen großen Sack und eine Kiste mit Werkzeug. Auf seiner Schulter saß ein kleiner Gnom.
"Ah, Volvolus", grüßte Sillybos. "Rugosch, gib doch kurz SUSI Bescheid, dass der Glaser hier ist. Hier entlang, Volvolus." Er führte den Troll zur Küche.

***


Dort angekommen, sah Volvolus sich kurz um. Vor das Fenster war ein großes Holzbrett gelehnt, um den Wind draußen zu halten. Auf der Ablage vor dem Fenster waren kleine Kreidemarkierungen gezeichnet, sie sollten wohl die Glassplitter darstellen. Ansonsten war die Küche relativ klein, aber Volvolus konnte sich einigermaßen frei bewegen.
"Wer ist der Gnom auf deiner Schulter?" fragte Sillybos beiläufig.
"Das Nick ist. Er mein Assistent ist", sagte der Troll.
"So isses", fügte Nick hinzu.
Volvolus nahm das Brett weg, und ein eisiger Wind fegte durch die Küche und weiter in die Kantine. Sillybos lief sofort ein kalter Schauer über den Rücken, Volvolus hingegen fühlte sich angesichts der Kälte sehr wohl.
Lance-Korporal Angsthase betrat die Küche. Es wurde dort langsam eng. In einer Hand hielt sie ihren Bericht, in der anderen zwei große Glasscherben.
"Ah, der Glaser", sagte sie zu Volvolus. "Kannst du mir sagen, wie dieses Stück Glas zerbrochen sein könnte?"
Volvolus nahm die Glasscherben und begutachtete sie, drehte und wendete sie. Dann zeigte er sie seinem Assistenten, der auf seiner Schulter saß. Der Gnom betastete das Material und ließ seine feinen Finger über das Glas gleiten.
"Kältebruch?" fragte Volvolus wissend.
Nick nickte. "Würde ich auch sagen", bestätigte er. "Kältebruch."
Der Troll gab LK Angsthase die Glasscherben zurück. "Das Kältebruch ist", erläuterte er. "Das sehr leicht passieren kann, wenn es ist außen kalt und innen warm. Kälte und Wärme von beiden Seiten auf Fenster einwirken, Kälte eine Seite kalt macht, Wärme andere Seite warm macht. Dann chemische Reaktion im Glas stattfindet, und Glas unter Spannung steht. Wenn Zustand anhält längere Zeit, es zu Kältebruch kommen kann."
Sillybos und Angsthase schauten Volvolus erstaunt an. Wenn es nicht eiskalt in der Küche wäre, hätten sie nicht geglaubt, dass diese Worte von einem Troll stammten.
Die SUSI-Ermittlerin notierte sich diese Erklärung und hoffte, sie würde ihre Vorgesetzten zufrieden stellen. Sie bedankte sich und verließ die Küche.
Volvolus wandte sich wieder dem Fenster zu.
"Dann wir mal wollen", sagte der Troll.
Zunächst löste er mit einer Zange den alten Rahmen des Fensters von der Wand, sah ihn kurz kritisch an und legte ihn dann zur Seite. Dann holte er den neuen Rahmen aus dem Sack. Das Glas war schon darin eingebaut, an den Seiten lugten Eisendrähte hervor. Trotz seiner großen Hände behandelte er das Glas mit beeindruckendem Geschick und großer Vorsicht.
Er hielt den Rahmen an die entsprechende Stelle in der Wand, und Nick kletterte mit einem Hammer und einer Handvoll Nägel auf den Unterarm seines Geschäftspartners und hämmerte den Rahmen an die Wand. Dann hüpfte er auf den Kopf und schließlich auf den anderen Unterarm und wiederholte den Vorgang. Die Querstange mit den Tüchern links und rechts wurde mit dem gleichen Verfahren angebracht. Der ganze Ablauf sah für Sillybos sehr professionell und routiniert aus.
Anschließend holte Volvolus die beiden Heiz-Kästen aus dem Sack, die er auf der Ablage links und rechts vom Fenster aufstellte. Während er danach die Kobolde in die zwei Kästen setzte, montierte Nick die Drähte daran. Schon kurze Zeit später kam der erste Rauch aus den Schornsteinen.
"So", sagte Volvolus. "Das 28 Ankh-Morpork-Dollar macht."
Sillybos schluckte. Er hatte das Geld vergessen. "Ähm, ich habe im Moment nur 25,13$ bei mir", sagte der Philosoph kleinlaut.
"Dann aber" - der Troll versuchte, mit seinen Fingern zu rechnen, was ihm aber nicht recht gelingen wollte. Der Gnom auf seiner Schulter flüsterte ihm etwas ins Ohr. - "2,87$ fehlen." Es wurde bereits spürbar wärmer in der Küche.
"Ich bringe dir das restliche Geld nachher vorbei, einverstanden?" fragte Sillybos
"Ich mein Geld bekommen werde", meinte Volvolus.
"Sicher bekommst du es. Gleich nachher bringe ich dir den Rest." Der Philosoph wusste, Volvolus wird sein Geld bekommen. Die Frage war lediglich: wie viel Schmerz wollte sein Schuldner ertragen?
Volvolus und Nick verließen das Wachhaus.
Sillybos betrachtete das neue Fenster. Ein Prachtstück! Ein Meisterwerk von einem Fenster! Der Philosoph geriet gerade ins Schwärmen, da kam Rugosch herein.
"Wau! Das nenne ich Luxus."
"Ein Sicher-Heiz-Fenster-Nr.-Zwo", sagte Sillybos stolz.
"Trotzdem muss ich dich leider von hier fortreißen", lachte der Zwerg. "Ist gleich neun. Dein Dienst beginnt gleich."
"Ich komme", sagte Sillybos und folgte seinem Kollegen nach draußen.

***


Der Bereitschaftsdienst war nicht sonderlich spannend, aber er gab Sillybos Gelegenheit, sich das restliche Geld zu verschaffen, in dem er solange irgendwelchen philosophischen Kauderwelsch redete, bis die anderen Wächter ihm etwas Geld gaben, damit er endlich ruhig war. Damit machte sich Sillybos gleich nach seinem Diesnt auf, um Volvolus das fehlende Geld zu bringen. Als er schließlich an seiner Glaserei ankam, war die Tür verschlossen. An der Tür hing ein Zettel: "Ich zu tun habige. Volvolus".
Er blickte durch die Scheiben der Glaserei, alles war dunkel. Es wäre unverantwortlich gewesen, wenn Sillybos das Geld hier irgendwo hinterlegen würde. Denn garantiert würde es nicht Volvolus sein, der das Geld zuerst findet, das war so klar wie der Ankh. Wenn ein Dieb es findet, würde er behaupten, es von Volvolus gestohlen zu haben, wohingegen dieser behaupten würde, das Geld nie erhalten zu haben. Wenn ein Bettler es findet, würde er es offen auf die Straße legen, um denjenigen Passanten, der das Geld findet, sofort wieder um das Geld zu erleichtern. Auch hier würde Volvolus behaupten, das Geld nie bekommen zu haben..
Ephebe hatte keine Ökonomie. Aber für Sillybos war klar, dass er in diesem Moment durch eine falsche Entscheidung gewiss das komplette Wirtschaftsgefüge von Ankh-Morpork durcheinander bringen könnte. Er sah in den kleinen Beutel. Es waren ja eigentlich nur 2,87$, aber trotzdem....
"Naja, es läuft ihm ja nicht weg", meinte Sillybos zu sich selbst.
Er beschloss, am nächsten Tag zurückzukehren. Er nahm das Geld wieder mit.

***


Als Sillybos sein Fass betrat, war es angenehm warm. Hegelkant war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen, er hatte die zugigen Löcher provisorisch gestopft und das Wasser gewärmt. Sillybos war zufrieden. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und öffnete eine Flasche Wein. Hegelkant zog sich einen Stuhl heran und setzte sich seinem Herrn gegenüber.
"Hegelkant, was machen deine Studien?" fragte Sillybos ruhig.
"Es läuft sehr gut, Herr. Ich habe heute mein erstes Theorem aufgestellt", antwortete der Sklave stolz.
"Interessant. Dann lass mal hören."
Hegelkant räusperte sich. "Also: Das Kleine ist größer als das Große."
Sillybos schwieg. Er dachte über das Theorem nach. Das erste Theorem von Hegelkant. Sillybos dachte über Hegelkant nach. Ein aufgeweckter und intelligenter Bursche, ein vielversprechender angehender Philosoph. Alles, was Hegelkant wusste, wusste er von ihm. Sillybos dachte über sich nach. Dann dachte er wieder an das Theorem. Was würde ein gestandener Philosoph darauf antworten?
"Ist das Badewasser warm?"
"Ja, Herr."
"Gut. Ich werde jetzt baden. Über dein Theorem reden wir später."
"Ja, Herr." Es klang ein wenig enttäuscht.
Sillybos stand auf und ging ins Bad. Die Weinflasche nahm er mit.

***


Am nächsten Morgen betrat Gefreiter Sillybos das Wachhaus am Pseudopolisplatz schüttelte die Kälte ab. Er sah Kommandeur Rince, der gerade vom Wachhabenden, Korporal Zupfgut, einige Berichte in die Hand gedrückt bekam.
"Es gab vier Vorfälle heute nacht, Sir. Vier zerbrochene Fensterscheiben."
Rince nahm die Papiere entgegen. "Oh. Gibt es irgendwelche Zusammenhänge?"
"Ich dachte, ich hätte es gerade erwähnt, Sir. In allen Fällen ist eine Fensterscheibe zerbrochen."
"Ich meine, gibt es außerdem noch etwaige Gemeinsamkeiten?"
"Ja, Herr Kommandeur. Es ist offensichtlich in keinem der Fälle etwas geklaut worden."
"Interessant."
"Ja, Sir. Und es scheinen auch keine gewalttätigen Gründe dahinter zu stecken. Es wurde offenbar in keinem Fall eine Scheibe zerschlagen. Es handelte sich dabei vielmehr um eine Art spontane Selbstzerstörung."
Kommandeur Rince erinnerte sich an den Bericht, den er gestern gelesen hatte. "Könnte es sich dabei um Kältebrüche handeln?" fragte er fachmännisch.
"Ich weiß nicht, Sir", antwortete Johann Zupfgut. "Ich gestehe, mich in diesem Bereich nicht allzu gut auszukennen."
"Eine Bildungslücke", meinte Rince. "Für mich klingt das nach einem Kältebruch. Wenn die SUSI-Ermittler auch keine Spuren finden, sollen sie ruhig 'Kältebruch' in den Bericht schreiben."
"Jawohl, Sir. Ich werde gleich SUSI Bescheid geben."
Rince ging in sein Büro, Sillybos ging zu dem Wachhabenden.
"Vier solcher Fälle auf einmal. Ist ja nicht gerade wenig", meinte Sillybos.
"Oh, grüß dich, Sillybos", sagte der Korporal. "Ich weiß gar nicht, was die Leute wollen. Es war ruhig, heute nacht. Die Streifen haben keine merkwürdigen Aktivitäten gemeldet, es sind halt nur die paar Scheiben zerbrochen. Ist doch nicht so wild."
"Sicher nicht. Aber gleich vier mal?"
"Das musst du mich nicht fragen. Ich kenn mich da nicht aus, bin doch kein Glaser."
Sillybos war für den Bruchteil einer Sekunde irritiert. Irgendetwas huschte durch sein Bewusstsein und war sofort wieder verschwunden.
"Nein, das bist du sicher nicht", sagte er und verließ er das Wachhaus wieder.

***


Der stinkende alte Ron war auf der anderen Straßenseite von Volvolus' Geschäft gerade dabei, ein kleines Feuer anzuzünden. Es war zur Zeit nicht viel los in Ankh-Morpork, fand Ron. Nur ein Wächter ging durch die Straße auf die Glaserei gegenüber zu.
Wie alle klugen Leute in Ankh-Morpork zog Sillybos es vor, Ron zu ignorieren.
Diesmal sah er schon von Weitem, dass Volvolus daheim war. Das Lager war beleuchtet, und es war deutlich zu hören, dass der Troll eifrig bei der Arbeit war.
Sillybos klopfte an die Tür und fragte sich, ob Volvolus es bei dem Lärm überhaupt bemerken würde.
Kurz darauf verstummte das Werkeln aus dem Lager, und Volvolus öffnete die Tür.
"Oh, Wächter", sagte er.
"Ja", entgegnete Sillybos. "Ich bringe dir hier das restliche Geld, 2,87 AM-Dollar."
"Oh. Gut." Der Troll nahm das Geld entgegen.
"Das Geschäft läuft wohl recht gut zur Zeit", bemerkte Sillybos.
"Ja. Ganz gut läuft", bestätige Volvolus. "Viele neue Aufträge."
"Na ja, dann will ich dich nicht länger aufhalten." Sillybos grüßte kurz und ging wieder Richtung Wachhaus Pseudopolisplatz. Volvolus schloss die Tür und ging wieder an die Arbeit.
Ron fluchte. Sein Streichholz war feucht geworden.

***


Seelenruhig schlenderte Sillybos über den Hier-gibt's-Alles-Platz. Plötzlich weckte etwas seine Aufmerksamkeit, dass ca. 20 m von ihm entfernt an einer Wand hing. Es war bunt und rechteckig. Zielstrebig ging der Philosoph auf das Objekt zu, und je näher er kam, desto mehr Details erkannte er. Es war ein Plakat. Ein Werbeplakat mit zwei Schriftzügen, dazwischen ein Bild. Sillybos stand jetzt genau vor dem Plakat und las es sich durch. Anschließend sah er auf das Bild und las sich danach die Schriftzüge erneut durch. Dann blickte er erneut auf das Bild.
Er sah sich um. Es waren keine anderen Wächter in der Nähe.
Schließlich riss er das Plakat ab und nahm es mit.

***


Energisch klopfte jemand an die Tür, bis sie sich öffnete.
"Oh, Wächter", sagte Volvolus.
"Spar dir deine Höflichkeiten", sagte Sillybos verärgert. "Sag mir lieber, wie du dir das hier erklärst!"
Sillybos zeigte ihm das Plakat. Oben stand in großen Lettern geschrieben "Die Wache Sicher-Heiz-Fenster-Nr.-Zwo vertraut." Dann darunter "Bestes Fenster in Ankh-Morpork ist". Darunter war eine Person in einer Uniform abgebildet. Wiederum darunter stand "Volvolus, Glaser. Sortiererstraße."
"Was damit ist?"
Wenn Sillybos nicht so verärgert wäre, hätte er laut losgelacht.
"Wie bitte?! Dieses Plakat ist doch von dir, oder?"
"Das richtig ist."
"Und, um ganz sicher zu gehen: Wer ist da drauf abgebildet?"
"Das Kommandeur ist."
Auch hier musste Sillybos ein Gelächter unterdrücken.
Dann räusperte er sich. "Ähem. Weiß der Kommandeur davon?"
"Nein, ich nicht glaube."
Das ahnte Sillybos bereits. "Wie kommst du darauf, dass das hier erlaubt sein könnte?"
"Ich bei Gilde nachgefragt habe. Die sagen, Werbung nicht verboten sein."
"Haben sie dieses Plakat gesehen?"
"Nein, sie nicht haben."
"Hast du es ihnen beschrieben?"
"Nein. Aber Werbung Werbung bleibt."
Sillybos atmete tief durch. "Hör mal, wenn Kommandeur Rince dieses Plakat sieht, ist es völlig egal, ob es erlaubt ist oder nicht. Dann hast du verdammt schlechte Karten."
"Hmpf", machte der Troll. "Du glauben, er nicht Plakat nicht mag?"
"Ganz und gar nicht!" rief Sillybos.
"Dann gut sein, dass du abgerissen hast Plakat."
"Ist dies das einzige?"
"Ich vorhin abgebracht habe. Ich heute mehr aufhängen wollte, aber viel zu tun."
"Ich werde dieses Plakat melden müssen. Es wird wohl ein Bußgeld auf dich zukommen.
"Es nicht wieder vorkommen wird", sagte Volvolus.
"Das will ich dir auch geraten haben."
Sillybos ging zurück zum Wachhaus. Das Plakat nahm er mit.
Der stinkende alte Ron hatte das Gespräch verfolgt, kümmerte sich aber nun wieder um sein Feuer. Er bereitete gerade eine Mahlzeit aus einem gekochtem Stiefel zu. Als Schnapper vorbeikam und ihm einen Mantel verkaufen wollte, winkte er ab. Ron fror nie. Auch Kälte hatte schließlich ihren Stolz.

***


Auf dem Rückweg zum Wachhaus ließ sich Sillybos noch mal alle Fakten durch den Kopf gehen. Irgend etwas war an der Sache faul, aber es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. In einer solchen Situation holte er stets seinen Notizblock raus und begann, seine Gedanken aufzuschreiben.
"Neues Küchenfenster", schrieb er und überlegte.
"Keine Spuren", lautete die zweite Zeile.
"Kältebruch", setzte er unter die beiden Zeilen.
Dann notierte er "Volvolus".
"Vier weitere Brüche", schrieb Sillybos und verband diese Zeile mit der dritten.
Der Philosoph dachte das Plakat, das er sich unter den Arm geklemmt hatte. Er zeichnete eine Miniaturausgabe davon auf seinem Notizblock und zog je einen Strich von ihr zur ersten und zur vierten Zeile.
Sillybos prüfte sein Werk.
Seine Gedanken nahmen Konturen an. Er hatte einen Verdacht.

***


"Noch mal langsam", bat Rince. Er saß an seinem Schreibtisch und zeichnete Strichmännchen.
"Ich glaube", begann Sillybos, "dass die vier Fensterbrüche in dieser Nacht kein Zufall waren."
"Wie kommst du darauf?" fragte der Kommandeur. Er versah ein Strichmännchen mit einer Eselsmütze.
"Es ist ein Verdacht, Herr Kommandeur. Das Glasereigeschäft scheint mir von diesen Zufällen sehr stark zu profitieren."
"Und?" Rince malte dem Strichmännchen verdrehte Augen.
"Ich bin davon überzeugt, dass der Troll Volvolus nachgeholfen hat, um mehr Aufträge an Land zu ziehen", meinte Sillybos.
"Interessant", meinte Rince und malte dem Strichmännchen ein breites Lachen und eine rausgestreckte Zunge. "Und was sollten wir deiner Meinung nach tun?"
"Ich würde ihn fragen, wo er heute nacht war und ob er ein Alibi hat."
"Aber es gab doch absolut keine Spuren. Er selbst hat doch ausführlich erläutert, dass es wegen der Kälte zu solchen Vorfällen kommen kann." Der Kommandeur gab dem Strichmännchen eine Rassel in die Hand.
"Vielleicht hat er einen Weg gefunden, das Fenster zu zerbrechen, ohne Spuren zu hinterlassen?"
Rince ließ das Strichmännchen auf einem Bein tanzen. "Sillybos, das ist lediglich ein vager Verdacht von dir, und auf so was kann sich ein Wächter nicht verlassen." "Was wir brauchen, sind Fakten."
Sillybos wollte sich nicht so einfach geschlagen geben.
"Wenn Sie Fakten wollen, Herr Kommandeur, sollte Sie sich mal dieses Plakat ansehen...."

***


"Aufmachen, im Namen des Gesetzes!"
Der stinkende alte Ron sah von seiner Mahlzeit auf und sah einen Vampir vehement gegen die Tür der Glaserei gegenüber klopfen. Neben ihm standen ein Mensch, der eine Armbrust in der Hand hielt und merkwürdig herumschnüffelte, und ein Troll, der mit einer mächtigen, aber auch recht unhandlichen Waffe ausgerüstet war.
Nachdem ein Troll geöffnet hatte, begann eine Diskussion zwischen ihm und dem Vampir, deren Inhalt Ron nicht ganz verstand. Nach einer Weile holte der Vampir ein Plakat hervor und entrollte es vor dem Troll. Bei alledem wirkte der Vampir sehr erregt, während der Troll in der Tür relativ ruhig blieb. Ron aß weiter, das Gespräch erschien ihm nicht interessant. Drei Minuten später waren die Wächter verschwunden.

***


"Nichts zu machen, Sillybos", sagte Rince. "Er hat ein hieb- und stichfestes Alibi. Er war heute nacht in einer Trollkneipe am Hafen und hat auch gleich fünf weitere Trolle genannt, die das bezeugen können."
"Ja, aber das Plakat", warf Sillybos ein.
"Wir haben ihm ein ordentliches Bußgeld aufgebrummt", meinte Rince. "Das sollte ihm eine Lehre sein."
"Oder auch nicht", überlegte Sillybos. "Bei den Gewinnen, die er zur Zeit einfährt, hat er die Strafe schnell wieder raus."
"In jedem Geschäft gibt es gute und schlechte Zeiten, und im Moment haben die Glaser halt gute Zeiten. Für mich ist der Fall erledigt. Worüber regst du dich eigentlich so auf?"
"Ach nichts", meinte Sillybos schließlich. Er salutierte und verließ enttäuscht das Büro.

***


Sillybos saß an einem Tisch in der Kantine und dachte nach. Er wollte die Sache gedanklich abheften, aber er konnte nicht. Diese Angelegenheit hatte sich in Sillybos' Bewusstsein festgebissen und zerrte daran, bis alle anderen Gedanken vollständig verdrängt waren. Und schon herrschte psychisches Chaos. Sillybos holte wieder seinen Notizblock hervor, noch immer standen seine Notizen zu diesem Fall darauf.
Sillybos zückte seinen Bleistift und notierte "Hegelkant" darunter und wunderte sich. Warum hatte der den Namen seines Sklaven geschrieben? Hatte er irgend etwas mit diesem Fall zu tun? Er dachte an das 1. Hegelkantsche Theorem und schrieb es drunter: "Das Kleine ist größer als das Große."
Er betrachtete seine Arbeit. Dann schrieb er zwei weitere Worte und zog noch eine Verbindungslinie.
Dann sprang er auf und lief zu Hauptmann Ptracy.

***


"Tut mir Leid, Sillybos, aber wir haben absolut nichts gefunden, was auf eine externe Kraft hinweisen könnte. Keine größeren Steine, keine Werkzeuge, keine Keulen, keine Fuß- oder Fingerabdrücke. Rein gar nichts", sagte Hauptmann Ptracy.
"So was suche ich auch nicht, Frau Hauptmann. Ich meine etwas Kleines."
"Na ja, was halt so auf den Straßen rumliegt, nichts Besonderes. Aber wie will man damit ein Fenster zerbrechen können?"
"Das weiß ich auch noch nicht", sagte Sillybos. "Aber ich werde schon eine Methode finden."
"Hat der Kommandeur den Fall nicht bereits abgeschlossen?" fragte Ptracy.
"Schon. Aber ich habe im Moment sowieso nichts Besseres zu tun" antwortete der Philosoph.

***


Sillybos schlenderte in die Küche und suchte nach etwas Trinkbaren. Er sah sich um. Wie schäbig die Küche hier doch auf einmal aussah im Vergleich zur Kröselstraße. Auch wenn diese hier relativ aufgeräumt war, wirkte sie schmutzig im Vergleich zum neuen Fenster und dessen Küche.
Aber auch hier war überall nur dieser abscheuliche Kaffee zu finden, Wein suchte man in einem Wachhaus vergebens. Der Philosoph seufzte und schaute aus dem Fenster und beobachtete die kalte Welt dort draußen.
Plötzlich neigte er den Kopf leicht nach rechts und konzentrierte sich auf ein Detail. Sein Blick fuhr den Fensterrahmen entlang und landete wieder am Ausgangspunkt. Dann beugte er sich vor und strich mit dem Finger über den Fensterrahmen. Die Staubschicht übersah er dabei, darauf kam es ihm nicht an.
Natürlich, dachte er.

***


Hauptmann Ptracy hatte recht, sah Sillybos ein. Auf den Straßen liegt so viel Müll rum, da kann man gar nicht auf alle Kleinigkeiten achten.
Trotzdem ging der Gefreite in die Knie und untersuchte den Boden genau. Er hatte eine ungefähre Ahnung, wonach er suchte, aber er fand nichts dergleichen.
Schließlich weckte ein kleines Holzstück seine Aufmerksamkeit, welches er aufhob und genau betrachtete. Es hatte die Form eines Keils, auf der Quadratischen Grundfläche waren leichte Druckspuren in Form eines kleineren Quadrats, und auf einer der langen Seiten war eine Druckstelle in Form einer geraden Linie quer über die Seite.
Sillybos hatte die Tatwaffe gefunden.
"Das Kleine ist größer als das Große", sagte er zu sich selbst. "Und zwar, wenn alle Welt nur auf das Große schaut und das Kleine übersieht. Wenn das eine zum anderen dazugehört, sind beide gleich groß, alles weitere ist eine Frage der Perspektive."
Sillybos holte seinen Notizblock hervor und las seine Aufzeichnungen zu diesem Fall. Er fing unten an, bei Hegelkants Theorem. Dann folgte er der Verbindung zur vierten Zeile: "Volvolus" - und, später ergänzt, - "und Nick".

***


"Gute Arbeit, Sillybos", lobte Kommandeur Rince. "F.R.O.G. hat sich um Volvolus und Nick gekümmert und mit ein bisschen Nachhelfen zwei schöne Geständnisse bekommen."
"Sehr gut, Herr Kommandeur", kommentierte der Gefreite.
"Ein cleverer Plan, den die beiden da ausgeheckt haben. Nick der Gnom hat eine Methode gefunden, Fenster unauffällig zu zerstören, indem er sich unauffällig vom Dach abseilte, den Keil zwischen Rahmen und Glas ansetzte und immer weiter rein hämmerte, so dass das Glas nachher unter so großer Spannung stand, dass es brach. Dass dabei der Keil runterfiel, hielt er für ungefährlich, denn er hatte nicht geglaubt, dass jemand darauf achten würde."
"Wirklich klug ausgedacht", bestätigte Sillybos.
"Und dadurch, dass auf einmal so viele Scheiben kaputt waren, bescherte er seinem Geschäftspartner eine gehörige Umsatzsteigerung. Und mit den Plakaten, auf denen wir für sein Fenster werben, wollte Volvolus den Effekt noch verstärken."
Sillybos nickte. Soweit war er auch schon gekommen.
"Geschickt war natürlich, dass er, als Fachmann, sich eine Erklärung für die zerbrochenen Scheiben ausdenken konnte, die niemand nachvollziehen konnte, so dass man sie einfach glauben musste."
"Aber Volvolus galt bisher doch immer als ehrlicher Geschäftsmann", bemerkte der Philosoph.
"Er gibt der Kälte die Schuld. Durch sie sei seine Gehirnaktivität stimuliert worden, die ihn diesem finsteren Plan hat aushecken lassen."
"Wird seine Strafe hoch ausfallen?" fragte Sillybos.
"Das kommt immer auf seinen Anwalt an. Viel wird's wohl nicht werden, weil er behaupten kann, den Lebensstandard in Ankh-Morpork mit seinen modernen Fenstern erhöht zu haben."
Sillybos seufzte. Selbst eine Ratte mit Windpocken konnte den Lebensstandard in Ankh-Morpork erhöhen, indem sie gesund wurde.
"Wie bist du eigentlich auf deinen Verdacht gekommen, Sillybos?" fragte Rince interessiert.
"Zunächst fiel mir sein überfülltes Lager auf, in dem genug Fenster für ein halbes Jahr lagerten. Außerdem natürlich die vielen zufälligen 'Kältebrüche', alle auf einmal, und auch noch nachts. Wieso sollte die Fenster ausgerechnet in der Nacht zerbrechen, wo doch am Tage die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen viel größer ist? Dann das Plakat und seine Aussage, er habe immer 'viel zu tun'. Gelöst hat den Fall letzten Endes mein Sklave Hegelkant mit seinem Theorem, auch wenn er davon noch nichts weiß."
"Hmmhmm. Gut, gut", meinte Rince. "Und Volvolus' Erklärung mit dem 'Kältebruch' an sich?"
"Dazu fiel mir nichts ein, Herr Kommandeur. Ich bin doch kein Glaser."
"Nein, das bist du sicher nicht", überlegte Rince laut. "Du kennst nicht zufällig einen, den man rekrutieren könnte?"
"Leider nein, Herr Kommandeur."
"Egal." Rince zuckte mit den Schultern. "Also noch mal: gute Arbeit, Sillybos. Du kannst jetzt gehen."
Sillybos salutierte und verließ das Büro.
"Kältebruch", lachte Rince. "Was für ein SChwachsinn. Ich hab's ja gleich gewusst." Er betrachtete das Plakat auf seinem Schreibtisch. Er überlegte, ob er sich das Bild im Büro aufhängen sollte.
[1] Das Fass war inzwischen gut ausgebaut worden.

[2]  Im Alter von 15 Jahren treffen sich zwei angehende Philosophen mit ihren Familien und Freunden in einer Taverne. Zu Beginn werden in einem offenen Meinungsaustausch die Standpunkte klar gemacht, danach dürfen nur noch die beiden Jung-Philosophen reden. Sie setzen sich an einen Tisch und streiten. Das Stören eines Streits war natürlich streng verboten. Sobald ein Philosoph den anderen überzeugt hat (und das konnte oftmals mehrere Wochen dauern), ist der Streit vorbei. Der Gewinner gehört dann zum erlesenen Kreis der Philosophen und darf sich mit anderen, höherstufigen Philosophen streiten. Sillybos erinnerte sich noch gut an sein Erstes Mal, er gewann durch Disqualifikation seines Gegenübers, weil dieser nach gerade mal drei Tagen unerlaubterweise die Toilette aufsuchte.




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Feedback:

Von Sillybos

16.02.2002 19:07

Na gut, hab vielleicht ein bisschen zu viel "Columbo" geguckt....

Von Irina Lanfear

16.02.2002 19:29

Hehe..also ich steh auf Columbo :DRina

Von Zaddam Boschnigg

16.02.2002 23:01

Du willst doch nur das er weitermacht, damit du mir mehr Arbeit für den NL aufdrücken kannst...
:PZad

Von Irina Lanfear

16.02.2002 23:07

Ich doch nicht *unschuldig guckt*..wo denkst du nur hin :D

Von Sillybos

19.02.2002 17:20

*hofft, dass Sidney seine Kommentare wiederfindet und Eca auch noch was schreibt*

Sillybos

Von Zaddam Boschnigg

19.02.2002 17:31

Nein habe ich nicht Rina...aber wenn du so fragst werde ich das wohl noch machen (müssen)...
Dann schreibe ich auch noch was hier rein...
Zad

Von Ecatherina Erschreckja

19.02.2002 18:02

Na gut, du hast es ja nicht anders gewollt, obwohl ich ja schon privat gesagt habe, was ich von deiner Single halte.
Also, deine Missionen lesen sich sehr gut. Du hast nen angenehmen Stil und schreibst ziemlich flüssig oder so.. *fg*. Aaaber, was ich dir schon gesagt habe, der Fall war einfach zu übersichtlich. Man wusste schon in der Hälfte, wies so ca. endet und erfährt dann nachher auch nicht viel Neues mehr. Wäre es nicht so gut geschriebn gewesen, hätte ich in der Mitte aufgehört zu lesen, weil sowas zieht sich einfach sehr stark. Wie gesagt, such dir ne bessere Story, dann kriegst du dein goldenes Ribbon sicher noch.. ;o).

lg, Eca

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