Heldenmurmeln

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von Wächterin Clara Bienchen (GRUND)
Online seit 14. 01. 2002
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Claras erster Auftrag, einem Helden wurden die Murmeln geklaut und er bekam keine Quittung, doch es ist noch mehr faul...

Dafür vergebene Note: 11


"Du bist ein Held, also brauchst du auch Heldenkram, hab ich mir gesagt, und wo gibt es wohl mehr Heldenkram zu kaufen als in Ankh-Morpork, hab ich mir gesagt, NIRGENDS! Hab ich mir gesagt. Also geh doch mal zu Vetter Inxso, hab ich mir gesagt, der kennt sich in Ankh-Morpork aus, das ist ein Mann von Welt, hab ich mir gesagt. Und ich ging zu Vetter Inxso und er sagte mir, ich solle mal zu Woo Hangs Laden in der Heldenstrasse gehen, hat er gesagt. Ich also auf nach Ankh-Morpork und erstmal die Heldenstrasse gesucht. Es gibt ja so viele Straßen hier in Ankh-Morpork, da hab ich mir gesagt............"
Eine halbe Stunde, dachte Clara.
Eine halbe Stunde sitzt er jetzt schon hier und sein Mund bewegt sich und es kommen Töne heraus, aber warum er eigentlich hier ist weiß ich immer noch nicht.
Sie saß da, das Kinn auf die Hände gestützt und lauschte unaufmerksam ihrem Gegenüber, das sich Supär Sinner nannte. Eigentlich hieß er Sinner von Supäricus, aber aus irgendeinem Grund fand der dürre, lange Kerl, dass sich Supär Sinner heldenhafter anhörte.
Tja, dachte Clara, wenn man schon nicht wie ein Held aussieht, sollte man wenigstens wie einer heißen.
Warum hörte sie ihm überhaupt zu?
Ach ja, ihr erster Auftrag, beim ersten Auftrag von Wächtern in Ausbildung schien es sich immer entweder um entsetzlich nervige Hilfesuchende oder um die Reinigung diverser, sanitärer Anlagen zu drehen. Letzteres wäre ihr in diesem Fall lieber gewesen.
Wie lange konnte man eigentlich reden ohne etwas zu sagen? Gab es einen Rekord? Wenn ja, dann hätte dieser Kerl ihn locker gebrochen.
Aber sie versuchte ihr Bestes bei der Sache zu bleiben, Atera hatte gesagt es sei wichtig für die Ausbildung mit nervenaufreibenden Situationen klar zu kommen und wenn dieser Kerl nicht nervenaufreibend war, dann wollte sie gar nicht erst in eine solche Situation kommen.
Sie wollte zur Wache gehören, also musste sie da durch.
Warum wollte sie noch gleich zur Wache?
Nun sie glaubte die Wache beherrsche die Welt , das glaubte sie, nachdem alle Versuche von DWWEUAUG (DieWeltWirdEinzigUndAlleinUnsGehören) die Weltherrschaft an sich zu reißen vereitelt worden waren und immer hatte die Wache ihre Finger im Spiel gehabt. DWWEUAUG war eine Untergrundorganisation der Clara zu ihren Lebzeiten angehörte, seit sie jedoch von einem Wächter in den Ankh geschubst wurde und als Zombie wieder auferstand, hatte sie nur ein Ziel: Mitglied der Wache werden.
Im Moment jedoch hatte sie ernsthafte Zweifel, ob sie das WIRKLICH wollte.
Der große, dürre "Held" ihr gegenüber hörte einfach nicht auf zu reden. Sein billiger aber auf Hochglanz polierter Brustpanzer war viel zu groß und zog seinen ganzen Oberkörper herunter so, dass Supär sich immer gebückt hielt. Und dann das Schwert, es war mit viel zu viel Edelsteinen, Gold und Silber verziert und ragte ein ganzes Stück aus der Scheide hervor, die er sich mit vielen Bändern an das dürre Bein gebunden hatte. Nun, er sah wirklich nicht wie ein Held aus, aber er pochte immer wieder darauf einer zu sein.
Claras Blick schweifte vom Wasserfall Sinner ab und zu Muckel hin. Das Kaninchen hatte sich gleich bei Supär Sinners Eintreten unter dem nächsten Tisch verkrochen und knabberte nun nervös am eigenen Ohr, was ziemlich dämlich aussah. Normaler Weise reagierte Muckel so nur auf Kühe oder Mitglieder Claras Familie.
"Hmm?" Clara hob eine Augenbraue, als sie bemerkte, dass Supär Sinner seine Lebensgeschichte nun beendet hatte und sie erwartungsvoll ansah.
"Oh, ähm, also du bist, ähm, ein ...Held?" fragte sie.
"Ja!" antwortete Sinner langsam.
"Und der Grund weswegen du hier her gekommen bist war noch gleich?"
"Man hat mir meine Murmeln gestohlen!" lautete die Antwort.
"Und du bist ein Held?"
"Ja."
"Und du bist hergekommen, weil man dir deine Murmeln stahl?"
"Meine Lieblings Murmeln, ja!"
"Aber du bist dir sicher, dass du ein Held bist?"
"Ja! Wieso?"
"Warum suchst du den Dieb deiner Murmeln dann nicht selbst, als Held meine ich?"
Clara erkannte nun zum ersten Mal so etwas wie Ärger in dem Gesicht Sinners.
"Na WEIL ich ein Held bin!" sagt er energisch.
"WEIL du ein Held bist?"
"Ja. Als Held muss man Drachen erschlagen, Jungfrauen retten, Bier trinken, Ungeheuer vernichten und so, nicht den Dieb seiner Murmeln suchen.
Stell dir das vor: Ich sitze mit meinen Heldenfreunden am Tisch und wir erzählen.
, Was hast du letzte Woche gemacht' fragt Fleder Peter,
, Drachen getötet' sagt Fliegen Stecher,
, Jungfrauen gerettet' sagt Hugo der Sieger
und ich sage: Mir meine Murmeln zurückgeholt'
Was macht DAS denn für einen Eindruck?"
Clara sah ihn leicht verwirrt an.
"DU hast Drachen getötet?"
"Nein."
"Ungeheuer ?"
"Nein."
"Jungfrauen gerettet?"
"Noch nicht."
Jetzt sah Clara ihn verwirrt an.
"Also hast du noch nichts Heldenhaftes gemacht?"
"Oh, doch, ich habe schon verdammt viel Bier in meinem Leben getrunken." antwortete Supär stolz.
"Du meinst also, wenn dich deine Freunde fragen was du getan hast, dann sagst du nicht:, Ich habe den Dieb meiner Murmeln gestellt und ihn angemessen bestraft' , sondern:, Ich habe Bier getrunken'?"
"Ja, jetzt hast du es verstanden!" Supär lächelte. "Ich bin nun einmal ein richtiger Held."
Clara dachte kurz nach. "Warst du schon bei der Gilde der Diebe?"
"Oh, es war kein Gildenmitglied." erklärte Supär.
"Woher weißt du das?"
"Weil es Wäsch Safrahm war der mir die Murmeln stahl und der ist in keiner Gilde."
Es herrschte eine von offener Verwirrung gefüllte Stille.
Dann erklang wieder Claras Stimme: "Du WEIßT wer es war, und dann kommst du noch zur Wache? Warum gehst du nicht einfach zu diesem Wäsch und holst dir deine Murmeln wieder?"
Supär holte gerade Luft um eine weitere "ausführliche" Antwort zu geben, als Clara etwas einfiel und sie schnell selbst antwortete. "Weil du ein Held bist?"
"Ganz recht!" sagte Supär stolz und hätte er es gekonnt, hätte sich nun sicher aufgerichtet.
Clara gab auf. "Also gut, wo wohnt dieser Wäsch Safrahm?"
"Nun ich glaube irgendwo in der Mumpitzstrasse, ja genau, das glaube ich."
Clara holte einen Zettel und einen Stift hervor und schrieb:

-Wäsch Safrahm (Värdächtiger) wohnhaftig in der Mumpitzstraße.

"Und der Raub geschah?"
"Gestern Abend in Woo Hun Lings Laden" antwortete Supär und reckte den Hals bei dem Versuch erkennen zu können was Clara schrieb.
Sie notierte:

-Muhrmeldiebstahl geschah am Abend bei Woo Hun Ling.

Sie sah auf. "Okay, ich kümmere mich darum!"
"Wunderbar, erst heute Morgen sagte ich zu Fleder Peter, die Wache kann mir bestimmt helfen, ja das sagte ich." Supär Sinner schien glücklich zu sein.
"Wo kann ich dich finden?" fragte Clara.
"Oh, ich bin zuhause bei Fleder Peter in der Quirmstrasse."
Wieder notierte Clara.
"Gut", sagte sie schließlich und erhob sich "Sobald ich die Murmeln und den Dieb habe, werde ich jemanden zu dir schicken oder selber zu dir kommen."
Natürlich würde sie niemanden schicken, sie hatte keinen dem sie Befehle erteilen durfte, aber sie fand es hörte sich gut an.
"Wunderbar!" sagte Sinner noch einmal, erhob sich ebenfalls, verbeugte sich und schritt dann, so aufrecht wie es mit einem krummen Rücken möglich war, hinaus.
Clara seufzte und sah müde auf den Zettel. Er hatte mindestens 1134 Sätze gesagt und sie hatte nur 3 aufschreiben müssen. Warum geriet sie nur immer wieder an solche Personen, schon seit sie denken konnte kamen wildfremde (manchmal auch keine wildfremden) Personen auf sie zu und erzählten ihr von reichlich vielen Dingen, die vielleicht für jemand anderen interessant gewesen wären, welche Clara jedoch einfach nur einschläfernd fand. Eine Zeitlang glaubte sie, sie hätte vielleicht so eine Art unsichtbares Schild um auf dem stünde: "Rede mit mir, mich interessiert alles". Aufgrund dieses Gedankens hatte sie sich tatsächlich einmal ein Schild umgehängt auf dem stand: "Rede NICHT mit mir, du interessierst mich nicht", das Dumme war nur, dass die meisten Menschen, die lesen konnten die waren mit denen sie sich gerne unterhielt (außer ihr Vater) und dass die meisten Menschen mit denen sie sich nicht gerne unterhielt, nicht lesen konnten (mit Ausnahme ihres Vaters). So hatte sie sich nach einer Woche entschlossen das Schild wieder zu entfernen.
Vielleicht, war es ja auch ein Fluch? Ein Fluch der möglicher Weise eines schönen Tages gebrochen wird, vielleicht war es aber auch einer dieser Flüche, die man nie los wurde (auch bekannt als Vererbung). Wenn nicht einmal ihr nun doch recht totes Aussehen und noch dazu ein Auge, das an einem Band um ihren Hals hing, Leute davon abschrecken konnte mit ihr zu reden, was sollte dann noch helfen?
Sie versuchte sich wieder dem Fall zuzuwenden.
"Nun, was wollte er?" ertönte plötzlich eine Stimme neben Clara.
"Was?" Clara wandte sich dem narbenverzierten Gesicht ihrer Ausbilderin zu.
Atera war ebenfalls ein Zombie, was Clara sehr überraschte, sie hatte fest damit gerechnet der einzige Zombie in der Wache zu sein, aber wie sie schnell feststellte, gab es in der Wache alle möglichen Arten von Lebewesen, sie brauchten wohl wirklich jeden.
"Der gekrümmte Mann, was wollte er?" fragte Atera noch einmal.
"Oh, ihm wurden seine Murmeln gestohlen." erklärte Clara, die immer noch teilweise in ihren eigenen Gedanken weilte.
Atera runzelte die Stirn. "Er kommt hierher, weil ihm seine Murmeln gestohlen wurden?"
"Ja, und er weiß sogar von wem!" sagte Clara.
"Von der Diebesgilde?"
"Nein, von einem Wäsch Safrahm." antwortete Clara.
"Warum holt er sich seine Murmeln dann nicht selber zurück?"
"Weil er ein Held ist" erklärte Clara und verdrehte die Augen (ja BEIDE Augen).
Atera sah die Rekrutin ungläubig an. "DER ist ein Held? Der sieht mir eher wie die schlechte Kopie eines Helden aus."
Clara zuckte mit den Achseln. "Was soll ich jetzt tun? Zu diesem Wäsch gehen und ihn stellen?"
"Ja, tu das." sagte Atera.
"Soll ich ganz allein einen Verbrecher stellen?"
"Na hör mal du bist ein Zombie, du bist Furcht einflößend und außerdem hast du dieses bissige Kaninchen da." Atera zeigte mit einem Finger auf Muckel, der inzwischen von seinem Ohr abgelassen hatte und nur noch misstrauisch starrte.
"Na, fein, wird nicht lange dauern, wie schlimm kann eine Dieb schon sein der Murmeln stiehlt?"
Atera nickte zustimmend. "Ach übrigens, du hast nicht zufällig meinen rechten Fuß gesehen oder Clara?"
"Nein."
Als Zombie hatte man zwar nicht das Problem bei einer Vierteilung sterben zu müssen, nur musste man sich darauf einstellen, danach alle seine Gliedmaßen wieder zu finden. Was Atera anging, so war eine Vierteilung gar nicht erst von Nöten, sie litt unter akutem Gliedmaßenverlust. Clara hatte bis jetzt solche Probleme nur mit ihrem linken Auge gehabt, welches sie nun an einem Band um ihren Hals trug. Das Eigenartige daran war, dass sie immer noch durch jenes Auge sehen konnte. Sie führte dies darauf zurück, das ihr Vater Zauberer war (wenn auch kein geachteter) und sie wohl etwas Thaumaturgie geerbt hatte. Ihrem Vater hatte sie auch das paranoide, schwarze Kaninchen Muckel zu verdanken, ein missglückter Versuch ihres Vaters ein weißes Kaninchen aus seinem Zylinder zu ziehen.
Muckel hoppelte Clara hastig hinterher, als diese das Wachhaus verließ um ihren ersten Verbrecher zu stellen.


Es war schon Abend und das letzte bisschen Licht floss langsam davon während Clara durch die Straßen Ankh-Morporks schlurfte und es war noch ein bisschen dunkler, als sie in der Mumpitzstraße ankam.
Sie brauchte sich nicht vor den "unheimlichen Gestalten der Nacht" zu fürchten, nicht nur weil sie ein Mitglied der Wache war, nein vor allem, weil sie selber eine unheimliche Gestalt der Nacht war.
Verdammter Mist, dachte sie, er hat mir nicht einmal die Hausnummer gesagt.
Clara entschloss sich einen Passanten zu fragen, zufälliger Weise stand einer, der dieser Spezies angehörte an einer Ecke und schien auf etwas zu warten. Es war ein Herr für dessen Figur das Wort "vollschlank" nicht ausreichte und "dick" nur hinkam wenn man den Umfang eines Elefanten als "pummelig" bezeichnete, mit anderen Worten, er war unbeschreiblich fett. Und er hatte langes, leicht gelocktes, mittelbraunes Haar, das ihm über die Augen fiel, so wie einen Vollbart. Vom weiten sah er aus wie eine große Fleischkugel auf der ein kleines Büschel Haare thronte. Doch von Nahem erkannte man eine spitze Nase und Lippen unter den Haaren hervorragen. Außerdem hatte er tatsächlich Arme als auch Hände, Beine und Füße, es war kaum zu glauben, aber aus der Nähe sah die ganze Gestalt noch lächerlicher aus als aus der Ferne.
"Entschuldige bitte?"
Der Mann drehte sich langsam zu Clara um. "Ja?"
"Sag mal, kennst du einen Wäsch Safrahm? Er wohnt in dieser Straße und ich habe leider seine Hausnummer vergessen." meinte Clara. Natürlich hatte sie die Hausnummer nie gewusst, aber sie hielt die Vortäuschung von verlorenem Wissen für besser als die bloße Darstellung von überhaupt nie vorhanden gewesenem Wissens.
Der Fremde runzelte die Stirn. "Vergessen?" murmelte er.
"Entschuldigung, wie bitte?" fragte Clara.
"Oh, gar nichts, du suchst also Herrn Safrahm, ja? Du bist nicht zufällig von der Wache oder?"
Clara sah an sich herunter, sie trug ganz offensichtlich den Brustpanzer der Wache und auf ihrem Kopf fühlte sie ganz deutlich die Präsenz des dazu gehörenden Helmes.
"Nein." Antwortete sie.
"Gut. Also du musst durch die blaue Tür dort und dann ist es die dritte Tür links." Der Dicke wies auf eine Tür ihnen gegenüber die anscheinend vor langer Zeit einmal von der Farbe Blau geziert worden war, welche sich inzwischen in ein mattes Grau-Blau verwandelt hatte.
"In Ordnung.", sagte Clara "Vielen Dank."
Damit schlurfte sie auf die alte Tür zu, dicht gefolgt von dem recht nervösen Kaninchen, das schon wieder damit begonnen hatte sich am Ohr zu kauen.
Sie betrat den Flur und es dauerte nicht lange, bis sie bei der dritten Tür links angelangt war, an der Tür war ein halbzerknüllter Zettel offenbar in aller Eile angebracht worden, darauf stand:

-Wäsch (NICHT Wäsche) Safrahm (NICHT Safran)-

Sie hob die Schultern und klopfte etwas zu hart an die Tür. Etwas im Inneren polterte, jemand stieß einen leisen Fluch aus und dann, nach ein paar Sekunden, öffnete sich die Tür, zu Claras Überraschung quietschte sie nicht.
"Ja-ah?"
Ein junger Mann mit blasser Haut, schwarzen Haaren und Dreitagebart stand in der Tür und sah Clara fragend an.
Er trug ausschließlich schwarze Kleidung und so hätte man eigentlich sofort glauben können, er sei ein Vampir, aber es fehlten jegliche spitze Zähne und somit kam er nicht als Vampir in Frage.
"Wäsch Safrahm?" fragte Clara.
"Ja-ah?"
"Ähm, mein Name ist Clara Bienchen, ich bin von..." "IST DAS DEIN KANINCHEN?!!" unterbrach sie der blasse Mann.
"Ähm, ja das ist mein Kaninchen, aber..." begann Clara, doch Wäsch hatte nicht die Absicht sie ausreden zu lassen.
"Kommt ruhig herein, Kaninchenfreunde müssen doch zusammen halten."
Er grinste und trat zur Seite so dass Clara eintreten konnte.
Die Wohnung war ziemlich dunkel, alles war schwarz, der Teppich, die Wände, die Gardinen, die Möbel, alles, doch es wurde vom Schein einer Lampe beleuchtet die man mit einem roten Tuch behangen hatte, so dass alles einen roten Stich bekam, auch die zahllosen weißen Kaninchen die überall umherhopsten. Muckel hoppelte in die Wohnung und schnappte nach jedem Artgenossen, der sich ihm näherte.
"Das ist eine ...hübsche Wohnung." Sagte Clara und sie meinte es ernst.
"Oh danke, ich habe sie selbst eingerichtet und gestrichen musst du wissen, weil Kaninchen lieben es dunkel und weil ich meine Kaninchen liebe, habe ich, na klar, alles so dunkel wie möglich gestaltet. Außerdem mochte Elke es auch gerne düster und da hat dann alles, na klar, gut gepasst." Erzählte Wäsch im Plauderton.
"Wer, ähm, ist Elke, wenn ich fragen darf?" fragte Clara, ob sie durfte oder nicht.
"Wer war Elke, wäre die richtige Frage gewesen. Nun Elke war meine Verlobte, die hier habe ich ihr zu ihrem 25sten Geburtstag geschenkt." Sie hatten mittlerweile das Wohnzimmer erreicht und Wäsch wies auf eine Eiserne Jungfrau, die in einer Ecke hinter einem pechschwarzen Sofa stand.
Er seufzte. "Ihre letzten Worte waren: Mach mal zu, mach mal zu!"
Clara nickte, wahrscheinlich hätten die meisten Menschen jetzt von ihr als Frau so etwas wie ein entsetztes "OH MEIN GOTT" erwartet, aber Clara war teilweise in der Unsichtbaren Universität aufgewachsen und teilweise in Überwald, sie war abgehärtet.
"Ach, ja die liebe Elke, sie war der Grund so manchen Streites zwischen Singer, meinem besten Freund, und mir, wir hatten damals beide eine Schwäche für sie, musst du wissen. Aber Singer, ein wahrer Freund, hat uns sogar Glück gewünscht, als ich ihm sagte, dass Elke und ich uns verlobt haben...ach, ja, der gute, alte Singer, was haben wir nicht alles zusammen durchgemacht, die Flucht aus Überwald zum Beispiel, meine Eltern wollten unbedingt, dass ich Vampir werde, haben mich schon von klein auf darauf vorbereitet, aber Singer hat mir geholfen zu fliehen und den Abschiedsbrief zu Stande zu bringen, ist gar nicht so einfach für uns zwei gewesen, der eine kann gar nicht schreiben und der andere nur ein wenig....."
"Das ist ja alles sehr schön, mit deiner Wohnung und Elke und so, aber, deswegen bin ich nicht hier." unterbrach ihn Clara schnell (es ging schon wieder los).
"Oh, ja, richtig, das hätte ich fast vergessen zu fragen, warum bist du hier?" fragte Wäsch in einem so netten Tonfall, dass Clara nicht wusste, ob er sie nur verarschen wollte.
"Ich bin hier weil..., es ist ein ..., wie nett man das? Ach, ja, ein VERBRECHEN geschehen", erklärte sie "Und Du bist sehr wichtig in dem Fall."
"Ich, wieso?"
"Nun." Clara begann mit den Händen auf dem Rücken und wichtiger Mine, im Zimmer auf und ab zu gehen. "Du warst doch gestern Abend in Woo Hun Lings Laden, oder irre ich mich?"
"Nein, du irrst dich nicht, woher weißt du das?" frage Wäsch erstaunt.
"Sagen wir einfach, ein Vöglein hat es mir gezwitschert." Sie grinste.
Wäschs Augen wurden groß. "Du kannst mit Vögeln reden? Sag bloß!"
"Nein! Das ist doch nur ...natürlich kann ich nicht mit Vögeln reden, das sagt man doch nur so!"
Wäsch sah etwas enttäuscht aus. "Schade ich würde alles darum geben meine Kaninchen verstehen und mit ihnen reden zu können.", er überlegte kurz "Hey! Kannst du vielleicht mit Kaninchen reden?"
"Ich kann mit überhaupt keinen Tieren reden, VERDAMMT! Das habe ich nur gesagt, weil ich dir nicht sagen will, wer mir wirklich erzählt hat, dass du in Woo Hun Lings Laden warst." erklärte sie geduldlos.
"Oh, ach so, und warum willst du mir nicht sagen, wer dir das erzählt hat?" frage Wäsch unschuldig.
Clara kniff die Augen zusammen (oder besser gesagt ein Auge) und sah Wäsch genervt an.
"Das tut doch jetzt überhaupt nichts zur Sache!" zischte sie.
"Für mich vielleicht schon." meinte Wäsch, der jetzt etwas eingeschnappt war.
Clara holte tief Luft und versuchte wieder zum Fall zurück zu kehren.
"Wie dem auch sei, könntest du mir freundlicher Weise erzählen, was genau du in Woo Hun Lings Laden gemacht hast?"
Das Gesicht des blassen Mannes gewann wieder die alte Glückseligkeit zurück als er sagte:
"Oh ich habe mir etwas ganz tolles gekauft, es ist noch eingepackt, warte hier, das musst du gesehen haben."
Damit stürmte er von Begeisterung getrieben aus dem Zimmer um, nach einer kurzen Weile, mit einem großen Beutel in der Hand wieder zu der leicht verwirrten Clara zurück zu kehren.
Er öffnete den Beutel und begann darin zu wühlen, erst verschwand seine Hand, dann sein Arm, dem der gesamte Oberkörper kurze Zeit später folgte.
"Moment, ich hab’s gleich...oh, das ist so toll!" ertönte eine aufgeregte Stimme vom Inneren des Beutels.
Dann erschien Wäsch wieder und in seiner Hand hielt er etwas, das wohl eine Art Schild darstellen sollte.
"Ähm, was, was ist es?" fragte Clara vorsichtig, denn sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich wissen wollte was es war.
"Na, ein Schild, ein Schild, das wie ein Kaninchen aussieht." erklärte Wäsch begeistert.
Clara runzelte die Stirn und nachdem sie sich sehr angestrengt hatte, erkannte sie, dass die Form des Schildes tatsächlich Ähnlichkeit mit der Form eines Kaninchens aufwies. Trotzdem sah es furchtbar aus, verschiedene Büschel Fell von unterschiedlichen Kaninchen (wahrscheinlich nicht nur Kaninchen), waren laienhaft und unsorgfältig auf das ganze Schild geklebt worden, die meisten davon stammten anscheinend von totgefahrenen Tieren denn man erkannte hier und da noch diverse Abdrücke.
Alles in allem sah es aus wie ein plattgewalztes Kaninchenmonster ohne Augen.
"Es ist...wirklich.....einzigartig." sagte Clara und hoffte das sie recht hatte.
"Nicht wahr!" Wäsch grinste erfreut.
Clara riss ihren Blick schließlich von dem "Schild" los und sah auf den Beutel.
"Darf ich mal?" fragte sie und griff bevor Wäsch etwas antworten konnte hinein.
Sie kramte herum und sagte dann triumphierend: "AHA!"
In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Beutel voll Murmeln.
"Wie kommen denn die da rein?" fragte Wäsch überrascht.
"Du brauchst gar nicht so zu tun, diese Murmeln hast du, Wäsch Safrahm, gestohlen und deswegen nehme ich dich fest, im Namen der Gerechtigkeit und der Stadtwache Ankh-Morporks."
Damit griff Clara nach dem Arm des immer noch recht überraschten Wäsch.
"Aber, das, das sind nicht meine..., ich meine, die hab ich nicht gestohlen...laß mich los ich..."
stammelte er.
Clara schenkte seinen Unschuldsbeschwörungen keine Beachtung und zerrte ihn hinaus.
So stapfte sie, einen herum zappelnden Wäsch Safrahm und ein zuckendes Kaninchen im Schlepptau, zurück zum Wachehaus.


Seit sie die Wache verlassen hatte, waren wohl ein paar Verbrechen mehr geschehen, denn über all hetzten beschäftigte Wächter umher, als Clara wieder ins Wachhaus eintrat. Sie bahnte sich einen Weg durch das Gewühle, auf ihre Ausbilderin zu.
Atera wandte sich langsam um, als Clara ihr auf die verrottete Schulter tippte.
"Ja?" fragte sie und hob die Brauen.
"Melde gehorsamst, dass ich den Murmeldieb gefasst habe." verkündete Clara nicht ohne Stolz.
"Oh, ach, wirklich? Gut, gut, steck ihn in eine Zelle, wir kümmern uns später um ihn..." sagte Atera und machte Anstalten sich wieder umzudrehen, als Clara erneut das Wort ergriff.
"Und, ähm, soll ich nun zu dem Bestohlenen gehen und ihm die Murmeln wieder geben?" fragte sie.
"Nein, hol ihn am besten hier her und lass ihn den Dieb identifizieren." meinte Atera und wandte sich dann wieder anderen Dingen zu.
Clara schlurfte zu den Zellen, Wäsch stolperte ihr hinterher, so wie man eben stolpert, wenn man gegen seinen Willen von jemandem fort gezogen wird.
"Aber ich, ich bin kein Dieb, ich habe nix gestohlen, ich bin unschuldig." jammerte Wäsch.
"Das sagen sie alle." meinte Clara altklug.
Natürlich konnte Clara nicht wissen was alle sagten, aber sie wusste was so gut wie alle Wächter zu einem gefassten Verbrecher sagten, der seine Unschuld beteuerte, nämlich :"Das sagen sie alle!"
"Was soll denn jetzt aus meinen Kaninchen werden? Wer kümmert sich um sie?" wimmerte Wäsch besorgt, während Clara ihn zu den Zellen schleifte.
"Wirklich, du kannst mich ruhig gehen lassen, ich bin kein Dieb, wenn ich einer werden wollte, dann, dann wäre ich doch der Gilde beigetreten..."
Clara schubste ihn in eine Zelle.
"Ich bin der gesetzestreueste Bürger von ganz Ankh-Morpork, frag Singer...er kann es dir bestätigen, ich habe nie etwas Unrechtes getan."
"Bis auf den Mord an Elke." sagte Clara ernst.
"Das war ein Unfall...das weißt du doch...bitte ich...frag doch Singer...frag ihn..." flehte Wäsch.
"Nun gut, wo ist dieser Singer?"
"Ich, ich weiß keine genau Adresse, aber er ist in Ankh-Morpork, irgendwo..."
"Aha, klar."
Clara schloss die Zelltür zu und ging fort.
Sie ließ einen traurigen und verzweifelten Wäsch zurück, der sich um seine Kaninchen sorgte und sich die Frage stellte, die sich jeder stellte der in einer unangenehmen Lage war: "Warum ich?"



Der Mond hatte sich bereits einige Meter hinauf gekämpft, als Clara über die Quirmstrasse schlich.
Sie taumelte müde auf eine Tür zu, dort stand: 68a.
Neben der Tür hing ein Zettel:

-Fleder Peters Heldenhütte, falls du einen Helden brauchst bitte dreimal schreien.

Die Handschrift wies erhebliche Ähnlichkeit mit der auf dem Zettel an Wäschs Tür auf.
Clara trat an die Tür und klopfte laut an.
Nach einer Weile wurde geöffnet und Sinners Gesicht erschien.
"Ah, Frau Wachtmeisterin, komm nur herein." sagte er freundlich.
Clara trat ein.
"Abend Sinner, es wird dich freuen zu hören, das ich den Dieb gefasst und deine Murmeln wieder habe." sagte sie stolz.
"Wunderbar." sagte Sinner und schien auf etwas zu warten.
Dann fragte er. "Und wo sind meine Murmeln? Könnte ich sie wieder haben bitte?"
"Oh, die sind noch auf Wache, du musst sowieso mitkommen um den Dieb zu identifizieren." erklärte Clara.
Sinner schüttelte den Kopf. "Nein, nein ich kann nicht mitkommen, weißt du was, behalt die Murmeln einfach, ähm, als Dankeschön."
"Oh, die kannst du behalten, was soll ich denn mit Murmeln?"
Was sollte man überhaupt mit Murmeln anfangen, gut es mochte ein paar Kinder geben, die damit spielten, aber wo für sollte ein erwachsener Mann Murmeln haben?
Oder sich welche stehlen?
Langsam kam Clara die Sache merkwürdig vor (das heißt, merkwürdiger als sie sowieso schon war).
"Waren das nicht deine Lieblingsmurmeln?" fragte sie.
"Nun ja, aber..."
"Und trotzdem würdest du sie mir schenken?"
"Nun, ich, ....mir liegt die Verbrechensbekämpfung nun einmal sehr am Herzen." meinte Sinner.
"Aber wenn sie dir so am Herzen liegt, warum hast du dann den Dieb nicht selber geschnappt?"
"Na ja... .ich...also.....weil...ähm... weil ich ein Held bin, jawohl!" sagt Sinner, aber es klang lange nicht mehr so überzeugt wie vorher.
"Ja, ein Held..."murmelte Clara.
Der sieht mir eher wie die schlechte Kopie eines Helden aus, hatte Atera gesagt.
In Clara wuchs ein Verdacht.
Sie überlegte kurz.
Dann sagte sie:
"Na gut, ähm, wenn du nicht mitkommen willst, dann musst du mir etwas unterschreiben und zwar eine Bescheinigung, dass Wäsch Safrahm deine Murmeln gestohlen hat."
Sie holte ihr Notizbuch hervor und kritzelte schnell etwas auf eine Seite, dann gab sie Supär Buch und Stift.
Er sah lange auf Claras Geschriebenes und setzte dann langsam seine Unterschrift darunter.
Sie nahm das Buch wieder entgegen.
"Gut, vielen dank."
Sie hob das an seinem Ohr kauende Kaninchen auf und schlurfte zur Tür.
"Nun, dann auf Wiedersehen." sagte sie als sie draußen stand.
"J-Ja...bis...irgendwann." sagte Sinner, verbeugte sich kurz und schloss die Tür.
Clara wartete eine Weile, bis sie ihr Notizbuch hervorholte und es öffnete.
Sie betrachtete die Unterschrift Sinners und die Handschrift auf dem Zettel neben der Tür.
Sie schüttelte enttäuscht den Kopf, dann fiel ihr etwas ein.
Drei Magerschütternde Schreie durchzuckten als nächstes die Straßen von Ankh-Morpork.
Wieder wartete Clara, dann öffnete sich die Tür und ein dicker (sehr dicker) Mann (um nicht zu sagen fett) erschien (na, gut, furchtbar fett).
"Oh, Mist." war alles was er sagte, als er Clara sah.
"Oh, hallo, so sieht man sich wieder!"
Clara warf ihm das freundlichste Lächeln zu, das sie hatte und es verfehlte seine Wirkung nicht, es machte ihm Angst.
"Ja, ähm, wie..., wie schön, wie.. ähm, geht es denn so?" brachte er unsicher hervor und zwang sich ein mickriges Lächeln ab.
"Oh, bestens, bestens. Und es wird immer besser." Clara trat langsam näher, das Lächeln auf ihrem Gesicht war wie eingefroren.
"Ach, wie-wie schön, f-für dich."
Fleder Peter wich zurück und presste sich an die Tür hinter ihm.
"K-kann ich dir *schluck* irgendwie h-helfen?", stotterte er.
"Ja, allerdings." Clara packte ihn am Kragen.
"Also mein.....Freund, ich nehme an du warst ganz zufällig heute Abend in der Mumpitzstraße, oder?"
"Ich, ähm, nun...ich...na ja…" begann Peter.
"Du würdest mich doch nicht anlügen, oder?"
Jetzt GRINSTE Clara ihn an.
"Nein, na-natürlich nicht, haha, ich dich anlügen, haha, nein, nein, würde mir nie einfallen." brachte er nervös hervor.
"Ist auch besser so, aber schließlich hast du auch keinen Grund mich anzulügen, denn du hast ja nichts Illegales gemacht, nicht wahr?"
"W-w-wer, ich, nein, ich-ich hab dir nur gesagt wo Safrahm wohnt..."
"Und einen Zettel an seine Tür gehängt." ergänzte Clara.
"Und einen Zettel an seine Tür gehängt, a-aber das ist nicht gegen das Ge-Gesetz oder?"
Diese Zombiefrau machte ihm Angst, es war nicht die Tatsache, das sie tot war und unglaublich stark, es hatte auch nichts damit zu tun, das sie der Wache angehörte, es war ihr Grinsen, dieses starre Grinsen.
"Nein, ich glaube nicht.. allerdings..." Clara machte eine bedeutungsvolle Pause.
"Allerdings?" fragte Fleder Peter vorsichtig.
"Jemand, der ohne ersichtlichen Grund Zettel an die Türen anderer Bürger klebt und dann auch noch einfach so in Ecken herumlungert, das weist doch stark auf Verrücktheit hin und Verrückte sind eine Gefahr für die Öffentlichkeit, tja und die Wache muss Gefahren fernhalten..."
"Aber, ich hatte einen Grund!" warf Peter schnell dazwischen.
Clara sah ihn mit gespieltem Überraschen an.
"Ach? Welchen denn?" fragte sie.
"Ich..., nun, es war nicht meine Idee, Supär hat mich beauftragt, er sagte, es sei wichtig, das ich einen Zettel an Wäschs Tür klebe auf dem steht, dass er dort wohnt und, dass ich auf einen Zombie warten soll der mich wahrscheinlich nach Wäschs Hausnummer fragt, er sagte, damit würde ich helfen, einen Verbrecher hinter Gitter zu kriegen. Aber du, du dürftest nicht wissen, dass Sinner mich geschickt hat...."erklärte er.
"Und, hat dein Freund Supär dir auch gesagt, warum ich das nicht wissen darf?" fragte Clara.
"Er sagte, du seist eine Verbrecherin und er und Wäsch wollten dich überführen und du würdest dich als Mitglied der Wache ausgeben...."
"Okay Fleder Peter." Clara kramte etwas in ihrer Rocktasche herum, "Das was du mir gerade alles erzählt hast, schreib es hier rein!"
Sie hielt ihm Notizbuch und Stift hin.
Zögernd nahm er beides und begann zu schreiben.
Clara wartete geduldig bis ihr Gegenüber fertig war und nahm Buch und Stift dann wieder an sich, las was er geschrieben hatte und nickte.
"In Ordnung, das ist gut, und jetzt komm mit." Sie packte Fleder, öffnete die Haustür und schleifte ihn hinein.
Supär stand noch immer im Wohnzimmer und ehe er reagieren konnte schnappte Clara sich seinen Arm und begann ihn hinaus zu ziehen.
"Hey, w-was soll das?" fragte Sinner verwirrt, während er über das Pflaster von Ankh-Morpork stolperte.
"Nun, es tut mir leid aber deine schriftliche Aussage reicht leider nicht aus und deswegen muss ich dich jetzt mit zur Wache nehmen!" erklärte Clara in einem Tonfall, der keine Widersprüche oder weitere Fragen zu ließ, Sinner versuchte es trotzdem.
"Aber, ich-ich, ich kann nicht, ich..." begann er.
"Ruhe jetzt! Es ist verdammt spät, ich hatte einen verdammt anstrengenden Tag und musste dir bereits an die zwei Stunden auf der Wache zu hören, meine Geduld ist am Ende, du kommst mit und zwar ohne Gerede!" schnaufte Clara und in Gedanken fügte sie hinzu: "Außerdem hasse ich es, wenn Leute glauben, sie könnten mich an der Nase herum führen."
Sie legte ein ungemeines Tempo an den Tag (oder besser an die angebrochene Nacht) und Supär Sinner humpelte unbeholfen und schwitzend hinterher, er keuchte und war ziemlich rot im Gesicht, als sie schließlich das Wachhaus erreichten.
Doch Clara schleifte ihn auch im Wachehaus noch weiter, bis sie ihre Ausbilderin gefunden hatte.
"Atera, es gibt da etwas, bei dem ich deine Hilfe brauche." sagte Clara ernst.
Die ältere Wächterin, blickte an Clara vorbei auf Sinner.
"Ist das nicht der...Held?" fragte sie.
"Tja, das sagt er jedenfalls." meinte Clara und sah Supär finster an.
Atera bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick, dann sagte sie: "Wir sollten das wo anders besprechen, hier ist es zu voll."
"Oh und ich weiß auch schon wo." Clara grinste.
Sinner lief ein kalter Schauer über den Rücken, dann wurde er wieder von Clara fort gezogen.
Die beiden Zombies und der Held trafen schließlich bei den Zellen ein, Clara wandte sich an ihre Ausbilderin.
"Er behauptet, sein Name sei Supär Sinner." erklärte sie.
Dann presste sie ihre Hand auf Sinners Mund und schob ihn zu der Zelle in der Wäsch saß, oder besser kauerte.
"Hey, Safrahm!", rief Clara, der blasse Mann sah auf.
"Sieh mal wen ich gefunden habe." sagte Clara.
Wäschs zuvor recht traurige Miene erhellte sich.
"Singer! Oh, wie schön, sag ihnen, dass ich unschuldig bin, ich würde nie.....warum hältst du ihm den Mund zu?" Wäsch runzelte die Stirn.
"Ja, Clara, erkläre mir, was das soll, ich dachte dieser Mann heißt Supär Sinner?" warf Atera ein.
"Ja, das dachte ich auch." Clara lächelte, allerdings nicht auf eine fröhlich Weise, es war ein "ich-weiß-was-was-du-nicht-weißt"-Lächeln.
Sie nahm die Hand von Supärs Mund.
"Das-das-das, ist eine Verwechslung jawohl, ich kenne diesen Mann gar nicht." stammelte Sinner.
"Ach, nein? Aber du kennst seinen Namen und seine Adresse, nicht wahr?" sagte Clara scharf.
"Aber Singer, was redest du denn da? Ich bin es Wäsch, du kennst mich, wir sind die besten Freunde." jammerte Wäsch.
"So ein Schwachsinn, wir waren die besten Freunde, bis du zum Mörder wurdest." brüllte Sinner (der wie sich nun herausstellte Singer hieß) und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
"A-HA!" triumphierte Clara.
Atera ergriff erneut das Wort: "Könntest du mir jetzt BITTE dies alles erklären Rekrutin?"
Clara nickte. "Sehr, gerne. Die traurige Gestalt dort in der Zelle ist Wäsch Safrahm, der von diesem...Herrn des Murmeldiebstahles beschuldigt wurde. Der Bestohlene gab an Supär Sinner zu heißen, was jedoch eine Lüge war, sein richtiger Name ist Singer...ähm.. den Nachnamen weiß ich nicht..."
"Duplock." sagte Singer leise.
"Oh, ja, danke. Also, Singer Duplock, der in Wirklichkeit, ein jahrelanger guter Freund Wäschs war." erzählte Clara.
"Aber wenn sie Freunde waren, warum hat Wäsch ihn dann bestohlen?" warf Atera ein.
"Nun, das hat er nicht. Denn unser lieber Singer hier ist Schauspieler und hat unter falschem Namen Wäsch des Raubes beschuldigt, ist es nicht so?" Clara funkelte Singer wütend an.
"Ja, das stimmt, ich geb es zu." sagte er kleinlaut.
"Aber er gehört so wie so hinter Gitter, er ist ein Mörder." fügte Singer empört hinzu.
"Ein Mörder?" fragte Atera und sah zu Clara.
"Offenbar, war jener Wäsch mit einer Frau namens Elke verlobt, für die auch Singer eine Schwäche hatte..."begann Clara.
"Ja, und sie hätte auch mich genommen, wenn da nicht diese Biester wären." fluchte Singer.
"Er meint die Kaninchen, von Wäsch." erklärte Clara.
"Wie ich an meinem Kaninchen feststellen konnte, hat Singer keinen guten Draht zu Kaninchen, da Elke jedoch tierlieb wahr..."
"Ja,ja, schon verstanden, was ist mit dem Mord?" drängte Atera.
"Es war kein Mord, ich bin kein Mörder." meldete sich nun Wäsch zu Wort.
"Bist du wohl!" rief Singer.
"Nein! Es war ein Unfall!" kam der Einspruch aus der Zelle.
"Ruhe jetzt! Verdammt!" schimpfte Clara und es herrschte augenblicklich Stille.
"Also," begann Clara noch einmal "Wäsch hier war mit diese Elke verlobt und es kam zu einem Zwischenfall, bei dem Elke ihr Leben verlor."
"Aber es war kein Mord." warf Wäsch ein.
Atera runzelte nachdenklich die Stirn.
"Hatte dieser Unfall irgendwie mit einer Eisernen Jungfrau zu tun?" fragte sie. Clara stockte.
"Ähm, ja,...wo her weißt du das?"
"Nun, Tod hat mir, damals, als er noch bei der Wache war, mal von so einem Fall berichtet, ein Mann hatte seiner Freundin eine Eiserne Jungfrau geschenkt und als diese Freundin ihr Geschenk ausprobierte..., nun, es funktionierte offenbar bestens." erzählte Atera.
"Tod sagte mir jedoch ebenfalls, dass es ein Unfall war." fügte sie hinzu.
"Siehst du, aber Herr Duplock glaubt es war ein Mord, schiebt also Wäsch die Schuld an Elkes Tod in die Schuhe und da niemand Wäsch verhaftet hatte, wollte Singer sich rächen, er steckt Wäsch seine Murmeln in den Beutel, verkleidet sich als Held und kommt unter falschem Namen hier her um Wäsch als lizenslosen Dieb abzustempeln..."Clara holte ihr Notizbuch hervor.
"Dies ist eine schriftliche Aussage eines Helden namens Fleder Peter, er bestätigt mir, das Singer ihn beauftragte mir den Weg zu Wäschs Wohnung zu sagen und ebenso einen Zettel mit Wäschs Namen an die Tür zu kleben, dies alles tat Fleder, da Singer ihm vorgelogen hatte ich sei ein Verbrecher und er würde Singer und Wäsch dabei helfen mich zu verhaften."
Sie schlug das Notizbuch auf der Seite auf, wo Peter hineingeschrieben hatte und gab es ihrer Ausbilderin.
Atera las und nickte.
"Gut, Bienchen, gute Arbeit, dann sollten die Herren wohl nun die Plätze tauschen."
"Und, was soll ich jetzt machen?" fragte Clara.
"Du kannst das alles, was du mir eben erzählt hast in einem schriftlichen Bericht zusammen fassen und ihn mir dann vorlegen, vielen Dank, ich kümmere mich um diese zwei hier!" sagte Atera und gab Clara das Notizbuch zurück.
Clara schlurfte von den Zellen fort.
Einen schriftlichen Bericht, das war nicht gerade aufregend, der ganze Fall war eigentlich nicht besonders gewesen, aber es war ihr erster und sie hatte ihn ganz alleine gelöst. Nur, war sie der Weltherrschaft schon näher? Nein.
Mit wie vielen Leuten würde sie noch sprechen müssen (oder besser, von wie vielen würde sie sich noch vollquatschen lassen müssen), bis sie endlich keine Rekrutin mehr und der Weltherrschaft näher sein würde?
Es war besser so, dass Clara auf diese Frage keine Antwort bekam, hätte Clara eine Antwort erhalten, hätte sie sicher ein zweites Mal versucht im Ankh zu sterben.
Also setzte sie sich an den nächsten Tisch, nahm Stift und Zettel und begann den Bericht zu schreiben, nach etwa fünf Minuten fiel ihr Kopf auf den Tisch, allerdings ohne sich vom Hals zu lösen. Sie war einfach nur eingeschlafen.





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