Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Sache mit dem Gedachten; (veritas est adaequatio rei et intellectus.), Aristoteles
Dafür vergebene Note: 14
(Was bisher geschah, ist in Teil 1 nachzulesen.)
Lord Vautam, ging nachdenklich in der riesigen Kuppel seines Turmes auf und ab. Die weichen Sohlen seiner Menschenlederstiefel verursachten nahezu kein Geräusch auf dem Marmorboden, und beinahe glaubte er die Bewegungen der wenigen Kerzenflammen zu hören, die den Saal in einem matten Licht erhellten. Sein Blick glitt über die riesige wohlgeordnete Stadt, geteilt durch den Fluß dessen sauberes Wasser im Licht der Sterne glitzerte. In Wahrheit leitete er hier alles, den der Patrizier war seit langen Jahren seine Marionette. Er fragte sich oft, ob etwas anders wäre, wenn er hinausbrüllen würde
"Ich bin der Herrscher, nicht dieser Hanswurst Vetinari", doch er wusste, daß sein Triumph auf diese Weise viel endgültiger war.
Er hatte einen Menschen dazu gebracht, einen Großteil seiner Rasse in dieser Stadt zu versklaven, und damit machte er den Patrizier zu nichts anderem als den obersten Sklaven von Ankh-Morpork. Die wenigen menschlichen Edelleute, zumeist Gildenoberhäupter, die es gab, zitterten vor dem Schicksal das sie erwarten würde, sollten sie auch nur eine Sekunde an Aufstand denken.
Die Leute seiner nokturnen Art kamen aus allen Städten und Ländern der Scheibenwelt, um hier wie im Paradies zu leben.
Ja, er hatte viel erreicht in den letzten 30 Jahren, und sah man von den lästigen Angriffen der Zwergen-Troll-Allianz und einigen Aufständischen in der Stadt ab, die selbst gemeinsam keine ernstzunehmende Gefahr darstellten, konnte er zufrieden sein. Er spielte gedankenverloren mit der Figur eines jungen Mannes, die auf einem kleinen Holztisch stand. Ein pulsierender, beständiger oktariner Glanz ging von dem bläulichen Stein aus, der Vautam hin und wieder eine Weile gefangen nahm. Etwas bohrte in ihm, ein Gefühl, daß er ein Gejagter und nicht der Herrscher war. Er konnte dieses Gefühl nicht fassen, dennoch belastete und ärgerte es ihn. Er konnte deutlich spüren, dass es mit dieser Figur zusammenhing, doch er kam nicht darauf was es war.
Endlich zuckte er mit den Schultern, und läutete mit einer kleinen goldenen Glocke nach seinem Kämmerer. Er würde heute ein paar Sklaven foltern und ein wenig Völlern. Vielleicht brachte ihn das ja auf andere Gedanken.
* * *Cims Rücken brannte wie Feuer, als er in die kleine Seitengasse einbog. Hier auf der Ankh-Seite der Stadt, waren die Strassen noch wie eh und je, nur die Morpork-Seite war vor 30 Jahren mit Hilfe von Magie völlig neu aufgebaut worden, nachdem gezielte Brände und Abreißtrupps die alte Bausubstanz entfernt hatten.
Seine Herrin, Lady Kiks wohnte auf dieser Seite der Stadt, und ärgerte sich maßlos darüber. Zwar bot die Villa allen erdenklichen Luxus, doch das Ambiente....Sie sehnte sich danach, endlich eines der neuen Palais zu kaufen, doch die Sklaven fraßen ihr scheinbar die Haare vom Kopf. "Unnützes Pack", schimpfte sie, und argumentierte erneut mit ihrer Peitsche
[1].
Wie aus dem Nichts standen plötzlich zwei Männer vor ihnen auf der Strasse, und erhoben drohend einen Knüppel mit rostigen Nägeln, und einen Eichenholzpflock.
"Warum hältst du an, du..:", begann die Lady zu schimpfen, doch noch während sie den Sklaven vor ihr schlug, wurde auch ihr klar, daß sie in einen Hinterhalt geraten waren. Nun wünschte sie, daß ein wenig mehr Vampirfähigkeiten in ihr steckten, als nur die langen Zähne zum Trinken. Leider verhinderte ihr recht früh füllig gewordener Körper, jetzt einfach wegzufliegen oder sich in Gas oder eine Fledermaus zu verwandeln. Seit ihr Mann , Krovvy habe ihn selig, sie dereinst zu Vampirin gemacht hatte, legte sie beinahe monatlich zu. Offenbar vertrug sie reichlichen Proteine im Blut der Skalven nicht.
Dennoch war es eine Frechheit, daß diese Burschen überhaupt in ihrer Stadt waren! Der Tod war ihnen sicher, also verließ sie sich auf die Macht des Regimes und begann im forschen Ton "Hinfort Elende! Seid Ihr nicht gewahr, daß es Euch bei der ärgsten Folter verboten ist, in dieser Stadt zu sein? Eure Strafen werden die kühnsten Befürchtungen Eurer einfallslosen Barbarenhirne bei weitem übersteigen! Wenn Ihr beiseite tretet, werde ich ein gutes Wort für Euch einlegen, und ihr könnt auf einen schnellen Tod hoffen!"
Sie bemühte sich recht laut zu reden, nicht zuletzt in der Hoffnung auf Hilfe. Leider waren die Verbrecher nicht sonderlich beeindruckt, und kamen bedrohlich näher.
* * *Eca war Dienstmädchen bei Sir Anastasius Rockwell, einem Vampir aus der Mittelschicht , und wie immer bemüht, ihren Pflichten so gut wie möglich nachzukommen, um so lange wie möglich am Leben zu bleiben.
Die Alternative war an die "Bluthunde" verfüttert zu werden, einer recht widerlichen Vampirkaste, die Lord Vautam bedingungslos gehorchten. Im Gegenzug, sorgte dieser für die unterbrechungsfreie Ernährung der Bestien, die gemeinsam mit Kreaturen, deren Aussehen jeder Beschreibung spottete, den Kern der Armee von Ankh-Morpork darstellten.
Gerade schüttelte sie eine Tischdecke beim offenen Fenster aus, als sie die Szene, die sich etwa 30 Meter entfernt auf der Strasse abspielte, bemerkte.
Zwei Aufständische gingen mit Pflöcken, und Streitkolben auf einen Wagen zu, den ein Sklave mit nacktem Oberkörper gezogen hatte, und auf dem eine sehr dicke Lady saß.
Plötzlich ließ der Sklave die Zugstangen los, entriss dem einen Aufständischen die Keule, und versetzte ihm einen Stoß, der ihn in die nächste Wand laufen ließ. Der andere sah sich plötzlich von einem potentiellen 3:1 Vorteil in eine 1:1 Situation versetzt, und hatte überdies nur den Pflock, der das staubige Ende der Lady hätte einleiten sollen, als Waffe zur Verfügung.
Langsam ging er rückwärts, zog seinen Freund hoch und lief laut fluchend mit ihm davon.
"Verdammter Feigling", rief sie aus dem Fenster. Sie war zornig, weil der Sklave es nicht aufzubegehren gewagt und sein Schicksal in die Hand genommen hatte. An seiner Stelle hätte..
"Wer ist ein Feigling?" Die Stimme klang sanft, doch Eca spürte wie immer einen leichtes Ziehen im Genick, wenn sie mit ihrem Herren redete.
"Niemand...ähh....der Sklave da unten. Er hat einen Hund getreten der ihm im Weg war." Vergessen war alles was sie gerade noch getan "hätte" und sie folgte widerspruchslos und ohne Zögern als Lord Rockwell "Wie mitfühlend Du bist! Komm jetzt mit, ich bin hungrig" flüsterte.
* * *Cim hatte gezögert. Doch nur wenige Sekunden. In dieser Zeit waren zwei Szenarien wie Filme vor ihm abgelaufen, die um Zustimmung konkurrierten.
In dem einen, warf er den Wagen um , und half das abscheuliche Weib in einen Teil des Strassendrecks zu verwandeln. Dann würde er gemeinsam mit den beiden Rettern in den Untergrund gehen, und an Plänen mitarbeiten das gnadenlose Regime Vautams zu beenden.
Der andere Film dokumentierte allerdings, daß die Omnipräsenz eben diesen Regimes sich gleich in der Form einiger Bluthunde zeigen würde, und er auf dem Opferaltar des blutigen Gottes auf sehr unangenehme Weise sterben würde, wenn er jetzt nicht sein Leben für seine Herrin einsetzte.
Er hielt letzteres für sehr wahrscheinlich, und entriss einem der Meuchler die Nagel-besetzte Keule und schickte ihn gegen die nächste Mauer.
Die beiden Untergrundkämpfer hatten wohl nicht mit Gegenwehr gerechnet, und suchten sehr schnell das Weite.
Cim wünschte ihnen alles Glück für ihre weitere Zukunft, glaubte aber nicht, daß diese lang angenehm bleiben würde.
"Seid ihr wohl auf, Herrin?" Die Vampirin war noch immer leicht geschockt, daß sich einfache Menschen erdreistet hatten, ihr ans untote Leben zu wollen. Sie fing sich jedoch, als sie die Blicke des Sklaven auf sich spürte und sagte "Stell nicht so dumme Fragen!" aber sanfter hinterher "Bring uns jetzt von dieser Strasse runter! Mein Sarg ruft."
Nicht weit entfernt erklangen nun, für das Auge hinter der Biegung der Strasse verborgen, die verzweifelten Schreie der beiden Männer, deren langsamer Tod wohl gerade begonnen hatte.
*Er schüttelte die Bilder ab, die sich im aufdrängten, und begann den Wagen weiterzuziehen doch bis zum großen Eingangstor der Villa verfolgten ihn die schreckverzerrten Gesichter der beiden Männer, blutige Krallen und rot vermummte Gestalten, aus deren Mäulern schreckliche Fänge glänzten.
Es war bereits dunkel als er endlich anhielt und der Lady aus dem Wagen half. Dasselbe schwierige Unterfangen wie jedesmal begann, und beide bemühten sich dabei so elegant wie nur möglich zu wirken, auch wenn gewisse Körperteile links und rechts eingeklemmt waren. Seine Erfahrung und die Konsequenzen des Scheiterns machten es endlich möglich. Halbwegs wohlbehalten stand sie neben ihm und sah ihn immer noch etwas seltsam an.
"Du hast Deiner Herrin heute gut gedient, Sklave!" Sie fuhr mit ihrer Peitsche seinen Arm entlang. "Melde Dich dann, bei Seneschall Samires. Ich mache Dich hiermit zu meinem Leibwächter! Lass den Wagen wegbringen, und geh Deinen sonstigen Pflichten nach!"
Sie drehte sich um, und setzte damit Flutwellen von trägem Gewebe in Bewegung das immer einen Schritt hinter ihr her zu schwabbeln schien, und trat durch das Portal, dass Igor vorsorglich öffnete.
In eindrucksvollen Momenten wie diesen, fragte er sich, welchen Selbsthass der Vampir in sich getragen haben musste, der vor langer Zeit Lady Kiks zu seinesgleichen gemacht hatte - und wie lange seine Zähne sein mussten um doch noch auf blutführende Adern zu stoßen.
Immerhin war er jetzt Leibwächter, und er brauchte nicht länger den blöden Karren schleppen, sondern durfte jetzt armen ehrbaren Leute, die alles taten um die Situation der Menschen in dieser Stadt zu verbessern die Köpfe einschlagen, oder doch beim Versuch sterben. "Das Schicksal muss einen seltsamen Humor habe", dachte er , als er zu den Sklavenquartieren ging.
"HOHOHO", ertönte das Lachen einer finsteren Gestalt die in Würdentracht vor dem Abbild der Scheibenwelt saß. "Diesesmal hab ich Euch ganz schön erwischt, meine Damen! Möchte wissen wie ihr da wieder rauskommen wollt. Oder gebt ihr auf, und wir sparen uns die Zeit?"
Die Lady sah die Göttin der Wahrheit(Rejka) etwas ratlos an, und musste sich eingestehen, dass es schon einmal besser ausgesehen hatte. Sie hatten nur noch 2 Figuren auf dem Brett. Alle anderen waren hoffnungslos in dieser Pseudorealität verstrickt. Das galt zwar auch für die Spielfigur von Schicksal, doch verschlechterte das seine Situation leider nicht wesentlich.
Die beiden Frauen
[2] kommunizierten nun nonverbal mit den Augen weiter, und kurzzeitig hellte sich Rejkas Gesichtsausdruck etwas auf, nur um gleich wieder dem neutralen Pokerface zu weichen, von dem dieses Spiel üblicherweise gezeichnet war.
"Liebes Schicksal", begann die Lady und hob die Würfel auf, "ihr wisst doch: Wir haben eine Ewigkeit um fertig zu spielen". Und erneut wurde gewürfelt.
* * *Atera trug den roten Gehrock mit den Messingknöpfen, und ein rüschenbesetztes Halstuch. An ihrer Seite hing das Dienstschwert und sie stand beim "Geringsten Tor" mit Arthur Kübel Wache. "Ruhige Nacht heute, was?" fragte er mit einer Stimme die klang als würde ihm gerade die Kehle zugedrückt.
Die Tatsache, daß Atera mit diesem Typen gemeinsam Wache schieben musste, zeigte nicht nur ihren tiefen sozialen Stand im Allgemeinen sondern auch, daß man keinen Unterschied zwischen intelligenten und blöden Zombies machte.
"Ich geh mal auf Patroullie", sie brauchte jetzt ein wenig Zeit alleine. "Wenn was ist ruf nach mir!".
Sie wartete nicht ab, bis Ihr Kollege fertig über eine Antwort nachgedacht hatte, und blieb auch nicht stehen, als hinter ihr ein "Aber..." erklang.
Der Umkreis von Ankh-Morpork war seit Jahren bis zum Horizont baumlos. Aber es waren ein paar Sträucher nachgewachsen, und dorthin zog es Atera jetzt. Sie zog eine Flasche aus ihrem Umhang, legte sich zwischen die Büsche und sah zu den Sternen hoch.
Da hörte sie kurz "ALA.aaaargh" durch die Nacht, und die langen Jahre harter Praxis sagten ihr was sie zu tun war. Leiser als jemals zuvor schraubte sie den Verschluss von der Flasche, setzte ihn an die Lippen, und trank in kleinen Schlucken. Wahrscheinlich waren es ja nur ein paar Diebe, die den armen Kübel bewusstlos schlagen, berauben und liegen lassen würden. Es war eine richtige Entscheidung gewesen vom Tor wegzugehen. Nun musste sie nur warten, bis die Räuber wegwaren, und konnte nach Dienst erzählen, daß sie gegen eine ganze Horde gekämpft hatte. Vielleicht würde sie . . . . gleich eine Axt an der Kehle haben, und böse von einem Zwerg angegrinst werden?
Schmiede hatte die Vorhut selbst übernommen. Wie üblich war das "Geringste Tor" kaum bewacht, die beiden Zombies stellten kein Problem dar. Seine Mannschaft, nebst ein paar Werwölfen, etwa 40 Zwerge und Trolle, warteten kaum 100 Meter hinter ihm, auf seinen Pfiff, doch zuerst...
Die Zombiefrau sah ihn erschrocken an. "Wartet Herr Zwerg! Ich bin doch nur der Abschaum dieser Stadt. Erledigt eure Geschäfte wie ihr wollt, ich werde Euch nicht daran hindern! Ich bleibe hier mit meinem Freund liegen" Sie hielt die Flasche hoch " und warte bis ihr wieder weg seid!"
Schmiede sah die Frau, deren Extremitäten offenbar nur mehr in Folge groben Nähgarns an ihren Stellen blieben misstrauisch an. Endlich ließ er die Axt heruntersausen, und trennte ihr ein Bein ab.
"Ich werde Euch jetzt fesseln und knebeln. Ihr habt Glück, daß ich selbst ein Zombie bin!"
Er tat genau das, anfangs begleitet vom fröhlichen Geplauder Ateras, das der Knebel aus rotem Gehrock, festgebunden mit dem Halstuch erfolgreich dämpfte.
Er pfiff einmal, nahm das Bein der Wächterin, und lehnte es gegen die Stadtmauer. Kurze Zeit später kam das Geklimper von Kettenrüstungen und das Schlurfen von Trollhänden näher, und seine Streitmacht sah ihn erwartungsvoll an.
"Seid Ihr bereit!", befahl er mehr, als zu fragen, und entzündete eine Fackel mit dem Zunder der in seinem Gürtel steckte.
"Ja Schmiede!" - "Bereit sind!" - "Hauen wir ihnen die Kneischeiben ein!" - "Was du meinen?" - "Blöde Steine"
kamen die Antworten. Jeder entzündete eine Fackel an der ihres Anführers und sie stürmten laut schreiend in die Stadt.
Die Häuser in der Palantallee waren dürftige Abbilder ihres früheren Glanzes. Die brüchigen Mauern hatten Löcher, und die Dächer wiesen oft nur mehr wenige Ziegel auf. Im Vorbeilaufen warfen die Eindringlinge die Fackeln durch die letzten vorhandenen Glasscheiben, um gleich darauf eine neue für das nächste Haus zu entzünden.
Bald brannten die Häuser lichterloh. Frauen, nur mit Nachthemden bekleidet, stürzten auf die Strassen und zerrten ihre weinenden Kinder hinter sich durch die Rauchschwaden. Die Männer versuchten das Wenige an wertvollen Habseligkeiten aus den Häusern zu retten, das ihnen geblieben war, oder verloren bei dem Versuch ihr Leben in den Flammen.
Am Ende der Allee stellten sie ihr zerstörerisches Treiben ein, und teilten sich in zwei Gruppen. Die größere stürmte wieder aus der Stadt, und die kleinere flüchtete gemeinsam mit Schmiede in das Gewirr aus kleinen Nebenstrassen, die sie zur sentimentalen Brücke und zum Patrizierpalast bringen sollten.
Er warf einen Blick zurück und sah, daß die ersten Bluthunde in ihrer Fledermausform angekommen waren, und sich gerade in etwa zwei Meter grosse, Gestalten mit roten Umhängen, gebeugten, muskulösen Rücken, Krallen statt Händen und fingerlangen Oberzähnen in einem überbreiten Maul verwandelten.
Sie warfen den Kopf in den Nacken und versuchten die Witterung aufzunehmen, doch die Mischung aus Rauch - Angst und bereits vergossenem Blut raubte ihnen das wenige an Verstand das sie aufzuweisen hatten, und wie die Bestien die sie waren fielen sie über die aus den Häusern fliehende Bevölkerung her. Die Männer die bereits mit Eimern gegen die vielen Feuerherde vorgehen wollten, entschieden zwischen einem halb verkohlten Haus und ihrem Leben, für das letztere und liefen weg.
Schmiede sah, was sie angerichtet hatten, und wusste, daß es notwendig gewesen war um die Patrouillen gesammelt auf einen Fleck zu bringen, an dem sie NICHT mehr waren.
"Haltet die Schurken!" , rief ein Mann aus einer kleinen Nebengasse heraus. Er nahm sich zusammen, und lief weiter Richtung Brücke.
* * *Cim ging auf die kleine Hütte zu, die den Sklaven als Unterkunft diente, und gleich neben dem Abfallhaufen aus Mist und Pflanzenresten stand. Der Geruch war schlimm genug, um einen freien Mann ohnmächtig werden zu lassen, doch für Cim bedeutete er so etwas wie einen Teil seines Zuhauses. Als er die alte Baracke betrat, fand er sie leer bis auf den alten Pismire, der auf einer der mehrstöckigen Holzpritschen lag, die seit ihrer Existenz als Möbelstück schon mehr sterbende Sklaven gesehen haben mussten, als Holzwürmer, die verbittert in ihr beinahe versteinertes Holz gekrochen waren. Pismire war kein übler Kerl, aber er hatte auch nicht alle Murmeln beieinander. Ständig erzählte er irgendwas von einem Teppich in dem er früher als Schamane gewohnt haben soll. In Folge der magischen Influenzen bei der Neubebauung der Götterinsel sei er angeblich zu seiner jetztigen Größe angewachsen. Natürlich nahm ihm diese Geschichte niemand ab.
[3] Allerdings konnte er aus Kräutern, verschiedenen Erdsorten, ja sogar aus Exkrementen alles mögliche machen.
Der alte Mann hatte eine gefährlich aussehende Rötung auf der linken Wange, und stöhnte leise; offenbar hatte er einen der beiden Aufseher verärgert, was je nach Grad der Verärgerung, mit verschieden schlimmen Trachten von Prügel geahndet wurde.
"Hommmhäääa", krächzte er müde winkend, ohne den Kopf sonst zu bewegen. Dass Mitleid, ein seltener Luxus für einen Sklaven, packte Cim, und er ging auf den Verletzten zu, und beugte sich über ihn, um ihm in die Augen sehen zu können. "Neeeaaa" hörte er den Alten hauchen, und er beugte sich nach vor.
"Ha!" Pismire riss die Arme nach oben und packte Cim bei den Ohren. "Was habe ich Euch immer wieder gesagt: Traut niemandem. Ein Sklave muss auf sein Leben achten. Nichts anderes gehört ihm. Glaubst Du ernsthaft, ich würde mich von einem Aufseher so schlagen lassen? Ich bin nicht so alt geworden, weil ich eine dumme Nuss bin. Ich wollte mich nur von der Arbeit drücken, das rote Zeug hab ich aus Erde, Paprika und weniger angenehmen Materialien hergestellt." Voller Stolz auf sein Geschick sah er den Jüngeren an, der wirklich beeindruckt wirkte, und wahrscheinlich hätte Cim jetzt irgendwas Nettes wie "Wow. Ihr seid wirklich der klügste Sklave von AM und Umgebung!" oder "Eure Weisheit wird mir in meinem Leben ewig den Weg leuchten" gesagt.
Leider wurde er unterbrochen und es kam nicht dazu.
"Das ist ja sehr interessant, Pismire!" hörten sie eine bekannte Stimme hinter sich. Seneschall Samires hatte eine schwarzen Lederuniform über dem Arm liegen und stand im Eingang der Hütte. Von dort fixierte er den Liegenden mit sichelscharfen Blicken, aus glänzenden, hervorquellenden, blauen Augen, die durch keinerlei Brauen betont wurden, und wie zwei unangenehme Überraschungen aus seinem haarlosen Gesicht zu fallen schienen. Der frettchenhafte Mann mit der langen spitzzulaufenden Nase war, neben den Aufsehern, der einzige menschliche Bedienstete im Anwesen von Lady Kiks, doch im Inneren war er wohl seit langem ein Monster aus den Kerkerdimensionen, wie sie sich zuletzt haufenweise herumtrieben. "Melde Dich wieder beim Stallarbeiter! Über die Strafe für Deinen Betrug wird die Herrin entscheiden."
Sein Blick wurde etwas weicher, was angesichts seiner Erscheinung natürlich seine Grenzen hatte, und reichte Cim die Uniform.
"Hier hast Du, mein Junge! Danke, daß Du den alten Schwindler entlarvt hast. Wasch Dich dann und melde Dich in zwei Stunden bei der Herrin!" Cim kam zögerlich näher und streckte die Hand nach der Kleidung aus. Samires klopfte ihm noch mal auf die Schulter, und ging "Guter Mann" murmelnd davon.
"Aber ich habe..:", begann er, doch der Seneschall war schon gegangen.
"Ahh. Leibwächteruniform. Vielleicht hast Du Deine Lektion doch besser gelernt, als ich dachte." Besorgnis stand auf Pismires Stirn. " Naja, hätt ich wahrscheinlich auch an Deiner Stelle gemacht!"
Er erhob sich ächzend ( diesesmal echt) und schlurfte davon Richtung Ställe. Kurze Zeit später hörte man eine Peitsche quer über das Gelände klatschen. Irgendetwas sagte Cim, daß Pismire heute Abend keine Farbe brauchen würde; und er war nun nicht nur am Tod von zwei Freiheitskämpfern schuld, sondern auch noch am Leiden eines alten Mannes. Er war froh zumindest nicht bei der Bestrafung zusehen zu müssen.
Seufzend streifte Cim die Schultertasche und die Hose ab, und schlüpfte in seine neue Uniform.
Währendessen lief einer der Hunde, für die Lady Kiks nach wie vor ein Faible behalten hatte, und deren Blut sie konsequent ablehnte, unruhig um ihn herum und bellte auffordernd. Der frischgebackene Leibwächter ließ sich nicht beirren, und stand endlich, völlig in schwarz gekleidet, in der Sklavenhütte, die nun genauso wenig zu ihm passte wie die alte Tasche mit dem Riemen. Er trat aus der Hütte - und roch sofort den Brandgeruch, den der Wind aus Richtung der Haufen herwehte. Er hatte noch etwas Zeit, und wollte herausfinden, wo es brannte. Also ließ er das Anwesen gemeinsam mit dem Bellen des dummen Hundes hinter sich, und bald schon sah er die Nacht durch die brennenden Häuser erhellt. Vor ihm auf der Strasse sah er Trolle, Zwerge und ein paar Menschen vorbeilaufen. Zumindest glaubte er, daß Zwerge und Trolle so aussahen, immerhin hatte er die Stadt in der sie verboten waren nie verlassen. Einer war nun stehen geblieben und starrte zurück zu den Flammen. Schnell kombinierte!
e!
r den Zusammenhang und rief " Haltet die Schurken!" , doch als er auf die Palantallee kam, hatte die Stadt die Fremden schon verschluckt.
Nun war es an ihm die brennenden Häuser anzustarren, doch sie bannten seinen Blick nur recht kurze Zeit. Denn die Abscheulichkeiten, die unaussprechlichen Dinge die jene Bluthunde mit den ehemaligen Bewohnern der ehemaligen Häuser taten, raubten ihm den Atem. Er spürte etwas in sich aufsteigen, eine kalte zornige Woge erfasste ihn, und er lief auf die Übeltäter zu. Längst war er nicht mehr Herr seiner Taten, ließ sich von Instinkten lenken, die tief in ihm saßen, und kleine rote Tränen tropften aus seinen Augen auf das schwarze Leder seiner Uniform.
In diesem Moment retteten die Bluthunde Cims Leben, in dem sie sich einfach in Fledermäuse verwandelten und davonflogen. Zurück blieben verstümmelte Leichen, deren geöffnete Körper seltsam in den Flammen glänzten.
"Ich haasse Euch!", rief er hinaus, im mühseligen Versuch die Spannung loszuwerden. Doch Worte alleine konnten das nicht bewerkstelligen. Er lief aus dem "Geringsten Tor" ins Freie (was streng verboten war für Menschen), ohne Ziel und Grund, und sah sie!
Zwei der Bluthunde traten auf etwas ein, daß am Boden lag, und schlugen hin und wieder mit ihren Pranken zu.
"Gut! Nett, daß ihr auf mich wartet!", flüsterte Cim und sah sich um. Neben dem Tor lag ein toter oder bewußtloser Wächter, sein Lanze lag neben ihm. Er nahm die Lanze, zerbrach sie in drei Stücke, und warf das vorderste mit der Metallspitze weg.
Dann ging er zu den Bluthunden. Sie hatten der Frau offenbar das Bein ausgerissen, und gingen nun daran Schluss zu machen. Erneut brodelte der Zorn in ihm, und er rief "He,verdammte Fledermäuse! Solltet Ihr nicht eher Fliegen fressen als harmlose Mädchen zu töten?".
Sie fuhren herum. Ihre Fratzen eine Mischung aus Erstaunen und Grausamkeit. Die kleinen Augen leuchteten rot hinter einer weit vorstehenden Stirn. Sie rissen ihre Kiefer weit auseinander, und fauchten ihm entgegen; ein Bild das bereits viele Menschen gesehen hatten, aber nur wenige waren in der Lage gewesen davon zu erzählen.
Cim hielt je einen der improvisierten Pflöcke in der Hand und rannte auf die Bluthunde zu. Ein Teil von ihm kroch sich in seinem Kopf unter sein imaginäres Bett, hielt sich die Ohren zu und versuchte an den Schneevater zu denken, den es früher gegeben haben soll. Zwischendurch versuchte der ängstliche ( oder vernünftige ) Cim den blutrauschigen darauf hinzuweisen, daß sie zu zweit, mächtig und ein Albtraum schlechthin waren.
Doch das Glück der Verwegenen war dem jungen Sklaven hold. Die Bestien waren gewohnt, daß Leute vor ihnen wegliefen - und nicht auf sie zu, und schnell stellte einer der beiden fest, daß die Sache mit dem Holzpflock durchaus seinen Hintergrund hatte.
Der Verbliebene war jedoch vorsichtiger, tänzelte hin und her, wich aus, und entschied endlich, daß es unter seiner Würde war, alleine gegen einen Gegner zu kämpfen. Viel besser war es zwanzig andere Bluthunde zu holen, und ein kleines Nachtmahl einzulegen, dessen Hauptgang, aus diesem dreisten Verräter bestand.
Er verwandelte sich in eine Fledermaus, schwebte noch kurz an der gleichen Stelle - und wurde von einem Armbrustbolzen getroffen, den Atera auf ihn abgefeuert hatte. Als er wieder den Boden berührte, verwandelte er sich zurück, und der zweite Pflock fügte dem Feld vor den Toren ein wenig Staub hinzu.
Endlich kam Cim wieder zu sich, und eilte zu der Wächterin zurück. "Meine Güte! ",rief er nicht sehr einfühlsam, als er merkte, daß nun auch ein Arm neben dem Körper der Frau lag, die ihre Schusswaffe noch in der Hand hielt. "Diese Biester! Ähh.... wieso blutest Du eigentlich nicht?"
"Anstatt hier doofe Fragen zu stellen, könntest Du zur Mauer laufen, und mein Bein herholen. Der nette Zwerg von vorhin war so freundlich es dort für mich aufzuheben." , schnauzte sie ihren Retter an, während sie beiläufig versuchte, den Arm wieder in das Gelenk zu bekommen. Cim tat wie ihm aufgetragen war, und als er zurückkam, nähte Atera bereits ihren Arm fest. Er hatte noch nicht so oft mit Zombies zu tun gehabt, aber Pismire hatte erzählt, daß die Lords sie "nicht einmal als Sklaven" wollten, und für so niedrige Dienste wie Torwachen oder Abortreinigung etc. einsetzten. Wortlos hielt er ihr das Bein hin, das sie wie professionell wie ein Chirurg wieder in die Gelenkspfanne steckte, und auch hier mit dem Nähen begann.
Als sie fertig war, stand sie auf, klopfte sich den Staub ab, und streckte Cim die Hand hin. "Atera! Danke, daß du die Kerls erledigt hast. Wir sollten jetzt hier verschwinden, bevor ihre Freunde auf die Idee kommen sie zu suchen. Außerdem machen sie laufend Patrouillen." Cim schüttelte vorsichtig, sehr vorsichtig sogar, die Hand die eben noch herrenlos herumgelegen war, und sagte knapp "Cim". Sie hatte recht. Es war gefährlich hier, also gingen sie zurück zum Tor.
Der Mond war aufgegangen, und erhellte das Feld wie unter Tags die Sonne. Jeder auf den Mauern kon....
Der Turm Vautams , ragte aus dem Universitätsgelände in den Himmel, und zauberte seine Silhouette vor dem riesig wirkenden Mond. Fremdartige Bilder drängten sich ihm auf, als wäre die Stadt von einer anderen überlagert, als dränge der Turm einen anderen Turm aus dieser Welt, als sei er .....Obergefreiter Cim Bürstenkinn. Seegurke bei den Seals in der Stadtwache von Ankh-Morpork. Einen Moment lang war er verwirrt, weil seine Erinnerungen an den Streifendienst mit Tament und an sein normales Leben zurückkehrte. Dann war er sich auch wieder seiner hiesigen Position bewusst, dem Leben als Sklave, der Beförderung vom Kutschenpferd zur Leibwache. UND.. Ihm wurde bewusst, wer hier neuerdings das Sagen hatte. So klar wie den Wirtshaustisch durch den Boden eines leeren Glases sah er wer dahinter steckte.
Er erkannte Atera, ebenfalls Seals - Abteilungsmitglied. "Was soll das ganze hier überhaupt, Spieß? Und was trägst Du für eine seltsame Uniform?"
"Na!", sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, "Dein Lack-und-Leder-Outfit ist ja auch nicht gerade hübsch!"
"Ja, die Geschichte dazu erzähl ich Dir später! Wo ist Kommandeur Rince? Und wo ist Deine Kröte?" Ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie erstens keine Ahnung hatte wovon er redete und zweitens an seinem Verstand zweifelte
[4].
Atera war sich sogar sicher, daß der Kerl übergeschnappt war, und hätte sich gerne verkrümelt, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen als es schon der Fall war. Dennoch, er hatte sie gerettet, und soweit konnte sie nicht über ihren Schatten springen. "Hör mal, Cim! Ich kenne einen Rince, aber der ist ganz sicher nicht Kommandeur. Jetzt machen wir eine Fliege!" Sie blieb abrupt stehen, und er wäre beinahe in sie hineingerannt. Ihr Gesicht näherte sich seinem, bis sich die Nasen beinahe berührten: "UND solltest Du mich noch einmal spießig nennen, zeig ich Dir was Schmerzen sind!".
Langsam begriff Cim, daß es gar nicht gut für ihn aussah.
* * *Rince stand mit seinem kleinen Wagen auf dem Platz vor dem Patrizierpalast. "Heisse Blutwurst, frisch von Verurteilten Verbrechern! Kauft Leute, nur 120 AM $. Und damit Ruiniert Schnapper Euch!"
"NEIN!", ein verzweifelter Schnapper raufte sich die Haare. "1,20 $! Und der Slogan heisst "Und damit treibe ich Schnapper in den Ruin!"" Der Händler schüttelte den Kopf, und zuckte mit den Schultern "Was solls. Probieren wir es einfach mal. Wenn Du nicht zurecht kommst: Ich bin am "Hier gibt es Dämmerung"-Platz. Mach mir keine Schande, Rince! Du hast nur eine Chance!".
Der feiste Mann, passte von der Statur herrlich zu den Produkten die er neuerdings verkaufte. Niemand wusste, wie er es geschafft hatte, in einer Stadt wie dieser so dick zu werden.
Er hatte Schnapper gebeten ihn als Verkäufer zu nehmen, weil er seinen letzten Job verloren hatte ( ausserdem wollte er ohnedies nicht mehr im Zukunfts-Menschen-Lager putzen). Seine wahren Beweggründe, warum er unbedingt hier am Platz menschliche Körperteile verkaufen wollte, gingen Schnapper nichts an. Der suchende Blick nach potentiellen Kunden, blieb auf drei eisernen Stangen in der Mitte des Platzes hängen auf die jeweils der Kopf eines Mannes gepflanzt war. Wie unabhängige Wesen schoben seine Hände den Wagen näher zu der ihm nächsten Stange, bis er das Schild lesen konnte, daß daran befestigt war:
Dieser Kopf gehörigtt zum Körper des ehrenwertigen Lord Rascaal Ohnedurst, der mit der lächerlichen Weigerung Blut zu trinken den Gesetzen zuwider gehandelt hat. Er verbleibige hier zur Erinnerung aller Einwohner von Ankh-Morpork, daß die guten Sitten in dieser Stadt, und das gültige Recht der Rassen nicht verletzigt werden darf. Der ehrenwerte Lord Vautam hat geruht mittels seiner allmächtigigen magischen Fertigkeit dafür zu sorgigen, daß dieser Übeltäter auch weiterhin über sein Vergehen Auskunft gebigen kann.
Gez. Vetinari, Patrizier PS.: die Entfernung des Kopfes, zur Dekorierung des Kamins im Eigenheim o.ä. isset unter Strafe (zB.: eigene Eisenstange daneben) untersagt. "Hallo Ras!", grüßte Rince den Kopf ohne hinaufzusehen, "ähh. Wie gehts?"
"Hi Rince. Nett, daß Du mal wieder vorbeischaust. Nicht so übel. Der Ausblick ist gut, allein die Tauben sind an manchen Tagen etwas lästiger."
"Das kannst Du laut sagen", plauderte der Kopf neben Ras munter mit." Die blöden Viecher s.....en einem auf den Kopf, und man hat nichts um es wegzuwischen." Rince warf einen verlegenen Blick auf das Schild des Mannes:
"
Dieser Kopf gehörigt zum Körper von Eduard Stammzieh, dem Tischler. Er hat sich erdreistigt den Kopf des ehrwürdigen Lord Ohnedurst zu stehligen, und bei sich zu Hause an die Wand zu hängigen. Der ehrenwertige Lord Vautam hat mittels seiner allmächtigigen mühstischen Fertigkeit dafür gesorgigt, daß dieser Übeltäter sich auch künftig bei Lord Ohnedurst entschuldigen, und über sein Verbrechen Auskunft gebigen kann.
Gez. Vetinari, Patrizier PS.: Die Entfernung des Kopfes DIESES Übeltäters wird ebenso bestrafigt ( siehe nächste Stange). "
"Quatsch nicht immer rein, wenn andere Leute reden, Ed!" mischte sich nun auch der dritte Kopf ein, der mürrisch vor sich hin sah, und eine Diskussion zwischen beiden begann die sowohl Rince als auch Ras zu ignorieren versuchten.
"Hast Du den Zwerg kontaktiert?" tönte die Frage von oben, und wurde durch ein stummes Nicken beantwortet. Dann fiel Rince ein, daß der hochgestellte Kopf ihn eventuell nicht sah, weil er zu nah stand.
"Er sollte heute kommen. Also halt uns die ....also wünsch uns viel Glück!" , warum musste er immer jeden Fettnapf auskosten. "Wenn alles gut geht, holen wir in ein paar Tagen Deinen Körper aus dem Turm, und machen Dich wieder ganz!"
"Fein" Ras klang wenig zuversichtlich. "Alles Gute dann!"
Rince ging wieder seinem Geschäft nach, doch seine Augen suchten nach dem Zwerg und seinen Männern.
"Er bekommt aber viel öfters Besuch als ich! Mit wem soll ich den reden? Etwa mit Dir?" hörte er den Tischlerkopf schreien, als er die erste Blutwurst des Abends, an eine junge Vampirin verkaufte.
* * *Lord Vautam blickte nachdenklich auf die Zeremonie zu Ehren des Blutgottes Krovvy. Er war zur Entspannung hier her gekommen, nachdem er zwei Bluthunde in Aschehaufen verwandelt hatte.
Es war natürlich Verschwendung gewesen sie zu verbrennen, aber er hatte sich darüber geärgert, daß niemand die Eindringlinge gefunden hatte. Mittlerweile waren sie wiederbelebt worden um den schwarz Gekleideten und die Zombiefrau zu identifizieren, die es gewagt hatten sich zu widersetzen. Die Wächter die auf den Mauern Dienst hatten, würden morgen schon in einem der leckeren Produkte von Schnapper zu finden sein. Dennoch war er unruhiger als sich durch die lächerlichen Geschehnisse erklären ließ. Das Gefühl etwas Wesentliches vergessen zu haben fraß in ihm, und zehrte an seinen Nerven.
Heute abend beim Banquet auf dem Dach des Turms würde der Patrizier den Plan bekanntgeben, Sto Lat anzugreifen, und dem Reich von Ankh-Morpork einzuverleiben. Er brauchte ein neues Ziel, und eigentlich lief alles wie am Schnürchen. Vielleicht machte er sich einfach zu viele Gedanken. Er lehnte sich zurück, sog den zarten Odem der Furcht ein, der in der Kathedrale hing und genoss den Teil mit dem Opfer.
Die Lady war gerade dran mit Würfeln, als Io in den Spielsaal gestürzt kam. "SO GEHT DAS AUF KEINEN FALL WEITER!".
Viele der etablierten Gottheiten der Scheibenwelt hatten empfindlich an Macht verloren, denn ihr Schicksal war eng mit Ankh-Morpork verknüpft. Dafür war ein neuer Gott namens Krovvy, ein unangenehmer Kerl, wie Rejka ihn genannt hatte, neu dazugekommen.
"IHR HABT IN EUREM SPIEL, DAS HALBE PANTHEON VERÄNDERT, KREATUREN AUS DEN KERKERDIMENSIONEN FREIGELASSEN UND DIE REALITÄT UMGEKREMPELT! WAS KOMMT ALS NÄCHSTES? WIRD DIE SCHEIBENWELT RUND?"
Schicksal rutschte ein wenig unsicher auf seinem Stuhl hin und her, Rejka fixierte eine interessante Besonderheit auf dem Spielbrett. Allein die Lady sah die Oberste Gottheit ( der sich auch nicht wirklich fitt fühlte) ungerührt an.
"Tja, Chef.", sagte sie die Würfel schüttelnd; und im Wurf fügte sie hinzu "Ich fürchte das ist Schicksal".
"Daf ich noch mitssspielen?" Ohne jedes Geräusch war der spitzohrige, in ein schwarzes Cape mit rotem Futter gehüllte Blutgott Krovvy an den Tisch getreten, und sah die angewiderten Götter erwartungsvoll an.
* * *Ateras Freunde, bei denen sie Unterschlupf suchten, hatten sich als seltsam wankelmütig herausgestellt.
Das Gerücht von zwei Bluthunden die vor den Toren getötet worden waren, hatte sich schnell herumgesprochen, nicht zuletzt aus dem Grund, weil sie wiederbelebt worden waren, und nun nach Schuldigen suchten.
Als sie überall abgewiesen worden waren ( worüber Cim angesichts der schummrigen Lokalitäten nicht traurig war) beschlossen sie, Ihr Glück auf dem Anwesen von Lady Kiks zu versuchen.
Auf dem Weg dorthin mussten sie sich etwa alle 10 Meter vor neugierigen Augen verstecken, und in den Wartepausen versuchte Cim der Zombiefrau zu erklären was hier ablief .
"Das alles ist nur eine Illusion, die Vautam erschaffen hat. Oder ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen, der etwas heftig ausgefallen ist, und bilde mir das ohnedies alles nur ein. Dich inklusive!" Cim schüttelte resignierend den Kopf.
"Also das mit dem Schlag auf den Kopf, klingt sehr plausibel für mich!", sagte Atera ernsthaft. Viel mehr beschäftigte sie jedoch der Gedanke, auf das Anwesen eines Vampirs zu gehen, in die Höhle des Löwen quasi.
"Bist Du sicher, daß der Schlummerhügel als Versteck eine gute Wahl ist?"
Er zuckte die Schultern. " Mir fällt nichts besseres ein. Außerdem kenne ich die Leute dort! Dort vorne ist es!"
Sie schlichen sich zu den Sklavenquartieren, die nun etwas voller waren als zuvor. Es wurde grabesstill als sie Cim und den Zombie sahen.
"Alles ok. Das ist eine Freundin!", sagte er zur Beruhigung. Ein ächzender Pismire lag auf seiner Pritsche, und wirkte nicht ganz so glaubwürdig schmerzerfüllt wie vorher. Allerdings quoll Blut aus seinem Rücken, und färbte die grobe Decke unter ihm purpur, was dem Bild einen wahrhaft authentischen Touch gab. Er winkte Cim zu sich.
Als er nahe genug war, packte der Alte seine Hand und zog ihn erstaunlich kräftig zu sich. Ein dünnes rotes Rinnsal sickerte aus seinem Mundwinkel, und verschwand in seinem schmutziggrauen Hemd.
"Ihr könnt", er hustete heftig, und versprühte seinen Lebenssaft in der Hütte, "nicht hier bleiben. Die Bluthunde waren schon hier und werden wieder kommen. Und wenn sie Dich finden, wirst Du Dir wünschen, Du wärest tot gewesen bevor sie Dich in die Krallen bekommen haben! Sieh zu, daß Ihr Euch nach Quirm absetzt. Dort habt ihr vielleicht eine Chance!" Erneut begann er heftig zu husten, wurde rot im Gesicht und sank nach hinten.
Cim war den Tränen nahe. Er redete sich immer und immer wieder ein, daß der Hauptfeldwebel in Wirklichkeit zufrieden in seinem Büro saß, weil das hier nicht die Wirklichkeit war. Doch die starren Augen, die bereits den toten Glanz einer Leiche bekamen schienen ihm sehr wirklich. Er schloss die Augenlider des Verstorbenen, mehr um sich vorstellen zu können er schliefe, als um der Würde des Toten willen.
"Cim! Ah da bist Du ja. Pismire hatte wohl einen harten Abend, was?", die Stimme von Samires erklang leicht spöttisch vom Eingang der Hütte. "Lady Kiks verlangt nach Dir, also beeile Dich besser!"
Atera hatte sich dicht an die Wand gedrängt, und es war ihr tatsächlich gelungen unbemerkt zu bleiben. Die restlichen Sklaven hielten erstaunlicher Weise dicht.
"Komme gleich", flüsterte er ihr beim Vorbeigehen zu, und wankte, immer noch vom Tod des alten Mannes betroffen, zum Herrenhaus.
Er war noch nie hier drinnen gewesen, und so heruntergekommen und schmutzig die Sklavenunterkünfte waren, so sauber und freundlich war das Haus. Wer hätte von diesem vor Blumen, Wandteppichen und silbernen Leuchten strotzenden Haus gedacht, daß es das Heim eines Vampires war.
Als sie auf ihn zukam, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich war sie etwas dicker als in ihrer üblichen Rolle als Hauptkunde der Stadtwache. Ohne Nachzudenken sprudelten die Worte "Frau Willichnicht?" aus ihm heraus, und er sah wie sie zusammenzuckte.
"Wie kommst Du dazu mich bei meinem bürgerlichen Namen zu nennen? Ich bin Lady Kiks! Komm nie wieder auf die Idee mich anders zu nennen, sonst schleppst Du wieder Karren durch die Stadt!"
Er war noch immer fasziniert davon, wie Frau Willichnicht als Vampir aussah, und war nebenbei gesagt nun beinahe endgültig davon überzeugt, den Verstand verloren zu haben. Wahrscheinlich lag er zu Hause neben seiner Verlobten, und wurde gerade mit etwas versorgt, das dieses Fieber, dem er die aufregenden, bunten Bilder in seinen Kopf zu verdanken hatte, senken würde.
"Also!", wurde er aus seinen Gedanken gerissen, "Heute Abend ist das große Bankett auf dem Turm von Lord Vautam. Du wirst mich dorthin begleiten, und vor dem Turm auf mich warten. Sei eine halbe Stunde vorher fertig, und ..wie hast Du es eigentlich geschafft in so kurzer Zeit so schmutzig zu werden? Wasch Dich! Und wage es nie wieder, diesen Namen zu erwähnen!"
Sie stolzierte davon, in sich hineinbrabbelnd, und etwa 50 Kilo mehr mit sich herumschleppend, als Cim von ihr kannte. Offenbar schlug sich die geänderte Kost bei ihr ein wenig an.
Er eilte zurück zu Atera, die einstweilen mit dem kleinen Hund spielte, der vorhin so vehement Cims Aufmerksamkeit wollte.
Das Tier ließ sich zwar von ihr hinter den Ohren kraulen, weigerte sich aber beharrlich, das Buch aus dem Maul zu geben, das es wie einen Knochen herumtrug.
Als er Cim kommen hörte lief er auf ihn zu setzte sich hin und sah ihn erwartungsvoll an.
Wie kam dieses Buch hierher, fragte sich Cim, und erinnerte sich an etwas das in seiner Schultertasche war, als er in dieser "Rolle" landete.
"Braver Hund, gib schön!", und tatsächlich landete das Buch vor ihm am staubigen Boden. Das Tier schnaufte durch die Nase, und es klang als würde es erleichtert seufzen. Im nächsten Moment war es verschwunden.
Cim erinnerte sich, an die Geschichte des Buches, den Einbruch in der Bibliothek, und schlug das Buch auf.
Entweder war es leer, oder es war einer jener Träume, in denen man sich gerne etwas vorstellen wollte ( wie zB. die monatliche Lotterie, bei der ein guter Wächter wie er immer die Zahlen seiner Dienstnummer setzte), aber aus irgendeinem Grund nie Details erkennen konnte, egal wie genau man hinsah.
"Wer kann uns in der Stadt etwas über Bücher sagen?", fragte er die Zombiefrau, die es aufgegeben hatte, einen kausalen Zusammenhang zwischen den Worten die aus Cims Mund kamen, und dem Rest der Welt zu erkennen.
* * *Ein etwa zwanzig-jähriger Bursche schlenderte auf Rince zu, der ihn von weitem misstrauisch beäugte.
Er war sich sicher, daß es sich hier um keinen Vampir handelte, und niemand sonst hatte das Geld oder das Interesse, Menschenblutwurst zu kaufen.
"Eine Blutwurst bitte", verlangte er laut als er heran war, zwinkerte aber verschwörerisch.
Angwidert stocherte Rince mit der hölzernen Zange im Kessel herum, und suchte nach einer Blutwurst.
"Wir sind da!", flüsterte der Junge, erneut mit Augenzwinkern.
"Ja doch!", fauchte Rince. "Ich finde es allerdings übertrieben, den majestätischen Plural anzuwenden. Hier".
Er knallte die Wurst auf den kleinen Tresen, der auf den Wagen geschraubt war "Macht 1, 20 $!" und starrte ihn hasserfüllt an.
"Äh Rince!", hörte er von oben Rascaals Stimme. "Ich glaube SIE sind da! Der Junge gehört zu IHNEN!".
Ihnen? Oh. "Solltest Du nicht ein Zwerg sein?", fragte er immer noch misstrauisch.
Erleichtert seinen Auftrag vielleicht doch noch ausführen zu können " Mein Name ist Sidney! Ich bin Werwolf. Schmiede ist noch in Deckung. Wir brauchen ein wenig Tumult. Wie besprochen!" Er zwinkerte wieder in der Hoffnung, einige Ganglien bei dem dicken Kerl in Gang zu setzen.
" Na gut. Gegen das nervöse Zucken in Deinem Auge solltest Du aber was tun! Geh zurück; in 5 Minuten geht's los!"
Während der junge Mann kopfschüttelnd zu IHREM Versteck zurückging, schob Rince den Wagen zum Entgegengesetzten Breiten Weg , und zog ein kleines Paket aus der Ablage des Wagens. Er wischte das Ketchup vom Paket, und setzte sich wieder in Bewegung. "Heiße Blutwurst! Leute kauft solange das Zeug noch frisch ist!", rief er laut, während er eine Knallkornspur bis zur Narrengilde streute, und neben dem Eingang das restliche Paket fallenließ.
Dann ging er zurück, und zündete sich eine Zigarette an. Das Streichholz landete unvorsichtiger Weise genau bei der Zündschnur eines Mini-Knallkornes. Etwas hektischer als zuvor, schob er nun den Wagen zurück zur Mitte des Platzes und hörte den ersten einer langen Reihe von ohrenbetäubenden Knaller.
Ausser Atem ( was das gehen mit Zigarette nicht besser machte), sah er wie die Palastwächter und Bluthunde wie Ameisen aus dem Gebäude kamen, und gerade rechtzeitig zur Explosion vor der Narrengilde kamen.
Da liefen auch schon zwei Zwerge , zwei Trolle und drei Menschen (bzw. Werwölfe) auf den Eingang zu, nahmen die Stufen im Lauf, und verschwanden aus dem Sichtfeld.
"Halt uns die Daumen, alter Freund!", sagte er jetzt doch zu Rascaal, der nur laut vernehmlich seufzte.
*Havelock Vetinari ( der Titel Lord war nur Vampiren gestattet ) brütete über einem Schriftstück, das er zwar unterzeichnet hatte, aber nicht lesen konnte. Er war froh solch einen guten Berater zu haben, der ihm derlei komplexe Dinge abnahm. Panisch dachte er an den Empfang um Mitternacht, wo er eine Rede halten sollte. Er durfte sich diesemal nicht wieder blamieren, wie beim letzten Mal, wo er bei der Einweihung eines neuen Strassenzuges voller Nobelbauten, verlesen hatte, daß "auch dieses Viertel demnächst zur Verschönerung unserer geliebten Stadt abgerissen wird".
Das Gelächter hallte ihm noch immer in den Ohren. Aber Vautam war damals einfach zu weit weg gesessen. Wenn er bei ihm war, passierte sowas nicht, und er konnte mit einer Klarheit denken, wie sie ihm sonst fremd geworden war.
Da drang Kampflärm durch den Nebel der seine Welt ausmachte, und er fühlte sich aus seinen Gedanken gerissen. "Wie soll man da arbeiten", murmelte der dünne Mann, und wackelte auf das Vorzimmer seines Büros zu.
Wo er auch gleich beinahe erschlagen worden wäre. Genau vor ihm krachte die grosse Standuhr auf den Boden, umgeworfen von einer nicht besonders gut gezielten Axt, die nun in der Wand steckte.
Der Kampf tobte zwischen drei menschlichen Wächtern, die auf recht verlorenem Posten gegen zwei Zwerge standen, die sich schneller bewegten als Vetinaris Augen nachvollziehen konnten. Zwei eher geruhsam wirkende Trolle, die dafür sehr effekt die Bodenfliesen mit schlecht gezielten Schlägen zertrümmerten, unterstützten die kleinen Kämpfer
"Hat Vautam ", kam es leise aus seinem Mund, womit er unabsichtlich eine Kampfpause verursachte, "Euch nicht davon in Kenntnis gesetzt, daß Zwerge und Trolle in Ankh-Morpork nicht mehr erwünscht sind? Ihr könntet ziemlich in Schwierigkeiten kommen, wenn Euch jemand sieht!"
"Oh Patrizier!" begann Schmiede , die drei Gegner nie aus den Augen lassend. "Ihr seid hintergangen worden. Bitte erlaubt mir Euch kurz zu sprechen."
Langsam bohrten sich die Worte durch die von Drogen und Magie zähflüssig gewordenen Hirnwindungen des Patriziers, bis er endlich, nach einer Ewigkeit wie es Schmiede scheinen wollte, antwortete : "Na sicher, warum nicht. Komm rein. Und ihr kämpft einstweilen leise weiter!", scholt er gemeinsam mit einem müden Blick die Wächter. Ein etwas verblüffter Schmiede, trat mit einem hochmütigen Blick auf die drei in das Herz des Palastes, und schloß die Tür hinter sich. Damit verpasste er den geräuschlosesten Kampf in der Geschichte der Scheibenwelt, während dem Schläge eher angedeutet als ausgeführt wurden, und es Schmerzenflüsterer gab, anstelle von Schreien.
"Du musst Dich aber beeilen!" sagte der Patrizier langsam zu seinem Gast, " In zwei Stunden habe ich einen Vortrag beim Bankett von..."
Schmiede hatte das Amulett aus seinem Umhang gezogen, und die Kette einfach über den Kopf des Patriziers gestülpt.
Tausend Impressionen, Erinnerungen, Schlussfolgerungen und Entscheidungen die sich in den letzten Jahren im nebligen Vorzimmer seines Bewußtseins angesammelt und geduldig gewartet hatten, stürmten nun auf ihn ein.
"Bei den Göttern!" , rief er , als ihm klar wurde, was er alles gesagt, unterschrieben und zugelassen hatte. Ihm schwindelte, und Schmiede mußte ihn auffangen, doch kurze Zeit später stand er wieder aufrecht, mit klarem, eiskalten Blick, und gefüllt mit kontrolliertem aber unendlichem Zorn.
"Wie ist Euer Name, Zwerg?" fragte er mit einer Stimme die gewohnt war zu befehlen, und aus der jede Senilität verschwunden war.
"Schmiedehammer, Herr! Ich bin hier im Auftrag von Rince und Rascaal. Letzterem wurde übel mitgespielt, doch er ist noch am Leben!"
"Wieviele Männer habt ihr?", kleine Rädchen klickten beinahe hörbar, als Vetinari begann Pläne auszuarbeiten.
"Nur etwa vierzig, Sir. Versteckt in der Stadt, und zu Euren Diensten!"
"Wir haben also Deine vierzig, zu denen hoffentlich einige dieser schnuckeligen Trolle gehören, und etwa 30 Mann von der Palastwache. Das sollte genügen die hier stationierten Bluthunde zu erledigen. Gibt es sonst was zu wissen?"
"Nun, ihr habt den Auftrag gegeben, die Streitkräfte der Stadt durch Kreaturen aus den Kerkerdimensionen zu verstärken, über die Lord Vautam gebietet. Angeblich ist ein Angriff auf Sto Lat geplant."
Die Reue fraß am Patrizier. Hatten sie überhaupt eine Chance? Egal. Dieser Lump hatte ihn zu einem Narren und Sklaven gemacht, und niemand machte das ungestraft mit einem Vetinari.
"So sei es. Wohlan Herr Schmiedehammer wir haben Arbeit vor uns. Doch egal wie es endet, habt Dank, daß ihr mich aus meinem geistigen Gefängnis befreit habt!"
"Gerne Herr. Das Amulett wird auch jede weitere Beeinflussung durch Lord Vautam verhindern!"
"Nicht länger soll man ihn Lord nennen, einen Verräter, Betrüger und Schelm sehe ich in ihm. Doch komm jetzt. Wir müssen eine Stadt befreien!"
* * *Nachdem sie einige Male nur mit knapper Not den umherstreifenden Patrouillen der Bluthunde entkommen waren, betraten sie endlich einen finsteren Hauseingang in der Kaimeierstrasse. Während der letzten Meter hatte es zu regnen begonnen, und Cim war froh ein Dach über sich zu haben.
Sie kletterten einige Stufen nach oben, und Atera klopfte an die Dachbodentür des Hauses. "Er ist ein wenig brummelig, aber sonst ganz nett. Laß Dich nicht abschrecken." erklärte sie mütterlich, als die Tür einen Spalt breit aufging. Cim sah einen Mann mit glattem, ordentlich nach hinten gekämmten, dunklem Haar, der eine Regenjacke trug.
"Was willst Du, Atera? Und warum schleppst Du mir Fremde hierher?"
"Hallo Daemon! Das ist Cim, er hat mir das Leben gerettet, hat aber ein kleines.. " sie zeigte bedeutsam mit dem Finger an ihre Stirn "..Problem mit einem Buch. Eventuell kannst Du uns helfen."
Daemon musterte den in Leder gekleideten Mann, der freundlich mit einem seltsamen Buch winkte, und machte die Tür endlich ganz auf. Cim konnte nicht anders als breit grinsen, als er an den gestrengen Oberleutnant dachte, der das Leben in der Wache etwas , "interessanter" machte, und der das Büro vis a vis von seinem hätte, wenn er nicht dauernd in der Boucherie wäre.
"Na ist ja egal. Kommt rein." , er drehte sich um, und ging an langen Reihen von Bücherregalen vorbei, und Cim sah sich kurz an die UU - Bibliothek erinnert.
"Hier versuche ich", begann Dae ungefragt zu erklären, "der Leere diesen Lebens ein wenig Sinnhaftigkeit abzugewinnen." Er richtete einen langen verlorenen Blick ins Nichts, um dann seufzend den Blick auf Cim zu richten. " Du hast eine Frage, ähh, wie war Dein Name?"
"Man nennt mich Cim, Sir! Ja ich habe hier dieses Buch. Es stammt eigentlich aus einer Wirklichkeit in der ihr ein hohes Tier in der Stadtwache seid, wenn Euch das etwas hilft."
Atera hob im typischen "Ich habe es ja gleich gesagt" - Stil die Schultern, und schenkte sich etwas von dem Lladmedonischen Schnaps ein, der auf dem Schreibtisch stand.
[5]Dae zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, und griff nach dem Buch, daß Cim ihm reichte.
"Hohes Tier, sagst Du! Wie seltsam" Er blätterte in dem völlig leeren Buch, und fand auf der letzten der wenigen Seiten den Satz " Dies Buch kann dich nur lehren, was vom ewigen Symbol unserer Göttin direkt kommt!", und las es laut vor.
"Sehr, sehr seltsam. Was ist das für ein ungewöhnlicher Stein, der da im Einband eingelassen wurde, Dim?"
"Keinen Schimmer, Dae! Und mein Name ist.., ach egal. Du vergisst ihn ja ohnedies ständig. Normaler Weise nennst Du mich kleiner Obergefreiter, der gerade aus Grund gekommen ist, genau wie Atera!"
Letztere verschluckte sich heftig, und war nun erstaunt, daß Daemon sie nicht einfach beide rauswarf.
Daemon hingegen , suchte fiebrig seine Regale ab, und murmelte Wörter wie "Aussergewöhnlich" und "Sonderbar".
"Ahh, da haben wir es" Er riss einen ähnlich kleinen Band aus dem Regal und hob ihn triumphierend in die Höhe. Mit hundertmal geübten Handbewegungen schlug er es auf, blätterte zweimal und sagte:
"Ideamon, das; -s; kMz. Hellblaue, oktarin glänzende Gesteinsform. Angeblich von einer Sekte von Erzählern zur Abbildung der Wahrheit verwendet. Verwendung: durch Hautkontakt auf Stirn oder Hinterkopf. Herkunft und Fundort unbekannt (ebenso ist die tatsächliche Existenz von Ideamon unbewiesen).
Es scheint, daß einiges für Deine Geschichte spricht,...ähh... Junge!"
Atera versuchte erneut zu schlucken und zu reden. "Willst Du damit sagen, seine Geschichte ist wahr? Hat es Dich jetzt auch erwischt?"
"Nun, das werden wir wissen, wenn wir sein Buch gelesen haben.", und er presste ohne ein weiteres Wort zu verlieren den schimmernden Stein gegen seine Stirn, und riss es wenige Sekunden später wieder weg.
"Wow!", sagte er und reichte das Buch Cim.
Neugierig, aber etwas misstrauisch beäugte er den blauen, im Einband eingelassenen Mond. Was hatte er schon zu verlieren? Er saß in einer Welt fest, die von der furchtbarsten Ausprägung eines Vampirs geleitet wurde, die man sich vorstellen konnte. Kurz entschlossen drückte er das Buch gegen seine Stirn...und alles um ihn verschwand.
* * *"Bist Du sicher, daß er kein Vampir ist?", fragte Schmiede zweifelnd den Patrizier. Die Bluthunde waren leichte Beute für die hungrigen Schwerter, Äxte und Fäuste der Freiheitskämpfer gewesen, und waren schnell zu einem dünnen Staubfilm geworden, den sie Morgen mit einem Besen beseitigen würde. Wenn es ein Morgen für sie gab.
Nun stand dieser dünne junge Mann vor ihnen, der eine Gesichtsfarbe hatte, neben der jeder Vampir wie ein Klatschianer aussah.
Sein Äußeres war ein grosser Vorteil in dieser Stadt, weil normale Menschen ihn mit Ehrfurcht behandelten, und Vampire üblicher Weise freundlich grüßten. Einer näheren Untersuchung hielt er jedoch nicht stand, denn sein Blut war warm, und er konnte durch wesentlich mehr Umstände getötet werden als ein Vampir.
"Die üblichen Vorurteile", seufzte er, und fuhr fort über sein trauriges Los nachzudenken.
"Ich bin ganz sicher.", fuhr der Patrizier fort, "Vautam fand es wäre eine lustige Sache mir einen Diener zu geben, der aussah als wäre er ein Vampir!".
Er legte die Hand auf die Schulter des jungen Mannes. "Hör gut zu Damien! Du gehst jetzt zu den Gildenoberhäuptern, und gibst ihnen diese Schriftstücke. Man wird Dich als meinen Sekretär erkennen! Wenn sie fragen, sag ihnen, daß es wichtig ist so schnell wie möglich alles an Kämpfern und Waffen in den Palast zu bringen, das ihnen zur Verfügung steht!"
"Schmiede! Geh durch die Tunnels die ich Dir gezeigt habe, und führe soviele Kämpfer der Allianz zu uns, wie möglich. Wenn ich beim Bankett fehle, wird Vautam mich sicher besuchen, und er wird nicht alleine kommen." Er drehte sich zu Rince und fragte "Hab ich etwas vergessen?"
Sorgen warfen Falten auf die Stirn des ehemaligen Wurstverkäufer. "Ich hoffe wir bekommen Gelegenheit Schnapper morgen zu erklären was mit seinem Wagen passiert ist!"
" Geht jetzt",fuhr Vetinari mit einem genervten Seitenblick auf Rince weiter fort, " und viel Glück!" Er machte sich keine Illusionen über seine Erfolgschancen, aber dennoch war es besser im Kampf zu sterben, als auf ewig versklavt zu sein. Er wußte gut genug was das hieß.
* * *Cim stand auf einem, vom Mond erhellten Hochplateau und sah einen Mann, der Samin nicht unähnlich, aber jünger war.
"
Sei begrüßt Lehrling unseres Ordens! " Der Mann bewegte zwar die Lippen beim Reden, doch die Worte schienen von überall zu kommen, als befände er sich im Mund des Sprechers.
"
Wie ihr sicher wisst, bin ich Famil, Erzähler der Göttin Rejka. Dieses Buch soll ein wenig über die wahre Bedeutung des Steins Ideamon, und über die Verbindung der Erzähler selbst sagen.
Schlicht gesprochen, ist es unsere Aufgabe über die Realität und die Wahrheit im Speziellen zu wachen. Wir erscheinen in Euren Städten und Dörfern, als Informanten, Geschichtenerzähler, ja oft als Bettler, um das was sein soll und sein wird vor schändlichem Missbrauch zu bewahren.
Im Rahmen unserer Ausbildung fertigt ein jeder Erzähler eine Figur aus Ideamon, einem mystischen Gestein dessen Fundort ich Euch hier leider nicht anvertrauen darf, an, in der fortan die Wahrheit verankert wird. Notwendige Korrekturen zB. im Ausgleich zu über- (oder unter-) natürlichen Aktivitäten, pseudomagischen Geysiren oder den Machenschaften diverser kreativer Magier, sollten nur im allernotwendigsten Falle durchgeführt werden, und selbst dann nur im Rahmen eines recht aufwendigen Schutzzeremoniels.
Generell ist es strengstens untersagt aus eigenem Wunsch, Bedürfnis, oder aus dummen Beweggründen wie Mitleid, etc. an der Realität herumzudrehen, um irgendjemanden das Leben zu erleichtern.
Um die diesbezügliche Versuchung gering zu halten, leben wir im Zölibat, und müssen aus diesem Grunde nicht die seltsamen Wünsche oder vielfachen Forderungen unserer Gemahlinnen auf diesem Weg erfüllen.
Vorab eine kleine Warnung: Nie soll einer unter Euch, einem anderen Erzähler seine mit fiktiven Wahrheiten gefüllte Statue im Spaß oder aus Versehen an die Stirn halten, den die Auswirkungen können fatal sein, und die gesamten Kausalität des Seins verändern. Den ab der Meisterschaft, sind wir die Anker der Wirklichkeit, und wahr ist, was wir als wahr erkennen! Dies ist der Schlüssel unserer Macht, und gleichzeitig der schwächste Punkt und die Bürde die wir zu tragen haben.
Doch lasst mich jetzt den Schwur hören, der Euch ewig an die Göttin Rejka, an das Zöllibat und."
Cim hatte genug gehört, und wollte das Buch geistig wieder verlassen.
"Halt! Jetzt reichts mir aber, Du bist schon der dritte in diesem Jahrhundert, der beim Wort Zöllibat abhaut. Ich quassel mir die Seele wund, um Euch Akolythen was beizubringen, und ihr dankt es mit unzüchtigen.."
Endlich war es ihm gelungen das Buch von der Stirn zu reißen.
"Und?", fragte Atera erwartungsvoll.
"Nun", begann Cim. "ich glaube das Buch ist schon ganz schön sauer. Ich glaube es wäre keine gute Idee da reinzuschauen, Atera. Vielleicht nächstes Jahrhundert!"
"Habt ihr eine Idee, wo wir hier in Ankh-Morpork eine kleine blaue Statue finden können? Ich muß sie an die Stirn eines alten Mannes halten."
* * *Vautam nickte zufrieden, als er die zu Ende gehenden Vorbereitungen begutachtete. MeckDwarf war zwar ein Mensch aber ein guter Kämmerer. Erstaunlicher Weise war er immun gegen alle Versuche ihn zum Vampir zu machen. Man konnte ihn beißen, so oft man wollte, die Wunden heilten sofort wieder, als wäre nie etwas passiert. Dazu kam sein organisatorisches Talent, wenn es darum ging Festivitäten in grösserem Rahmen zu planen. Mädchen und Burschen waren sehr ordentlich in der Mitte des Glasplateaus festgebunden worden, und würden als Hauptgang die Mägen der Gäste erfreuen. Auf kleinen Glastischen standen Blutcocktails, und auf hohen Särgen fanden sich rohes Fleisch und Schnappers Blutwürste, die selbst gekocht ein Gedicht waren.
Ja, sie hatten schon ihren Platz im Leben, diese Menschen. Nachdenklich sah er durch den durchsichtigen Boden in seinen Residenzsaal auf die kleine Statue, als der Glasboden plötzlich verschwamm, und ein grinsendes Gesicht mit 20 Zentimeter langen Beißzähnen erschien.
"Hö gut zu Vautam! Ich bin Dein Gott Kovvy! Du läufssst sssoeben Gefah, allesss zzu velieen! Einnee Dich an fühe, wenn Du diesssesss Gesssicht sssiehssst! Igendwann musss ich wass gegen diessse dämlichen Zzähne machen!"
Das Gesicht des Gottes verschwamm und er sah einen jungen Burschen, ohne Bart und reichlich unreif der ihm entschlossen entgegen blickte. Dann war Glas wieder Glas, und er sah auf die Statue.
Was passierte hier? Er schüttelte die Vision ab, wie ein Hund das Regenwasser in seinem Fell. Wo, bei den Kerkerdimensionen, war Vetinari. Er ließ seinen Blick schweifen, und fand den Palast des Patriziers. Doch keinen Vetinari. Gut, er war schon weg. Doch dann irritierte ihn etwas. Nicht das er etwas sah, es war vielmehr so, daß es im Büro des Patriziers einen Fleck gab an dem er absolut nichts sah. Er intensivierte den magischen Blick, und fand dafür Trolle, Zwerge und Menschen einhellig und bewaffnet wartend. So war das also.
"MeckDwarf!", rief er den Kämmerer zu sich, der gerade dabei war, eine der Sklavinnen zu "kontrollieren", und pflichtbewußt (und mit dem Gesichtsaudruck der Ertapptheit) herumfuhr.
"Ruf die Garde und die Malaak
[6]! Sie sollen sofort den Patrizierpalast stürmen! Meuchelmörder haben den Patrizier getötet."
"Sehr wohl , mein Lord!", sagte er und lief die gläserne Treppe hinunter. "Verdammt!", preßte er zwischen den Zähnen hervor. Sie waren wohl aufgeflogen. Nun war guter Rat teuer. Einem gemeinsamen Angriff der Bluthunde, und der Malaak waren sie nicht gewachsen. Es sei denn... MeckDwarf grinste diabolisch, und wußte, daß sein Kobold eventuell bald sehr viel zu heilen bekommen würde, wenn etwas schief ging.
* * *Der Platz vor dem Patrizierpalast war menschenleer
[7]. Dae, Atera und Cim schlichen zu den drei Stangen. Nun bei jemand, der ständig eine Wolke über sich führte die dazu neigte, plätschernden Regen zu verursachen, konnte man nicht unbedingt von Schleichen reden. Die beiden anderen schlichen auf jeden Fall.
"Ähh ehrwürdiger Rascaal?", fragte Dae und wischte sich das Wasser aus den Augen.
"Ah , der alte Daemon", hörten sie eine Stimme. "Könntest Du etwas weiter von mir weg gehen? Der Nebel Deiner Wolke kitzelt ein wenig in der Nase, und es fällt mir schwer etwas dagegen zu unternehmen. Danke!"
Daemon wich zwei Meter zurück. "Wisst Ihr ob Vautam eine kleine blau schimmernde Statue bei sich hat?"
"Hmm", kam ein Laut der wohl Nachdenken ausdrücken sollte, "soviel ich weiß steht in seinem Audienzsaal eine. Er spielt immer damit herum, wenn er nachdenkt. Wieso?"
"Ah das wars auch schon wieder. Eventuell können wir Euch bald von der Stange befreien, Hauptmann!", rief Cim dazwischen.
Sie liefen so schnell es ging wieder vom Platz weg, und gingen in Deckung. MeckDwarf rannte an ihnen vorbei ohne sie zu beachten.
"Pah! Das sagen sie immer alle. -Wir können Euch helfen, Rascaal. Es dauert nicht mehr lange Rascaal-, und dann vergehen wieder ein paar Monate, neben diesem Pöbel - und den Tauben." Und nach einer kurzen nachdenklichen Pause "Wieso eigentlich Hauptmann?"
* * *"Sie haben mit Ras gesprochen, und sind jetzt wieder gegangen. Dafür kommt MeckDwarf auf uns zugelaufen. Das sieht nach Ärger aus." Rince ging vom Fenster zur Tür öffnete sie , und brüllte hinunter "Lasst den Mann rauf zu uns!"
Wenig später stand ein atemloser Kämmerer vor Rince und Vetinari, und berichtete keuchend.
"Vautam.....was......mitbekommen.....Ich sollte.... Bluthunde..und die.. Malaak herschicken, um hier aufzuräumen."
"Und?", der Patrizier war relativ ungerührt dafür, daß dieser Umstand ihr sicheres Ende bedeuten würde.
MC hatte sich etwas erholt, und grinste nun breit. "Nun ich habe ihnen den dringenden Wunsch des Beraters unseren hochverehrten Patriziers mitgeteilt, sofort nach Sto Lat aufzubrechen, um im Dunkel der Nacht den ersten Überraschungsangriff gegen diese Stadt durchzuführen. Sie waren wohl etwas überrascht, aber nachdem es für morgen ohnedies geplant war, und Vautam für seine Spontanität bekannt ist, und niemand daran glaubte, ich könnte so dumm sein, in dieser Sache zu lügen, sind sie ohne Verzögerung aufgebrochen. Alle! Ihr müßt Euch ihre Gesichter vorstellen, wenn sie feststellen, daß niemand anderer den Befehl gab als ich."
Vetinari wartete geduldig bis der Redefluss des Kämmerers endete, und sagte: "Sehr nett gemacht MeckDwarf! Erinnere mich daran, daß Du eine Belohnung verdient hast!"
Er richtete sich auf, zog sein schwarzes Wams zurecht und sagte "Nun gut. Es ist jetzt wichtig, Sto Lat vor den Angreifern zu warnen. Schickt eine Taube! " Einer der Palastwachen nickte, und verließ das Zimmer Richtung Taubenschlag.
"Und wir, meine Herren, planen jetzt die Entmachtung der hoch geschätzten Lords und Ladys die gerade auf dem Turm feiern. "
* * *Bedrohlich, uneinnehmbar und als Zeichen der absoluten Macht, ragte der Turm Vautams vor ihnen auf.
"Hat jemand eine Idee?", fragte Cim, dessen Herz einige Etagen tiefer gerutscht war, und sich nun in seiner Lederhose befand.
Atera sagte gleichgültig "Reingehen, Statue holen, rausgehen. Das Ding sieht höher aus, als es ist!"
"Aber was ist mit den Bluthunden, den Wesen aus den Kerkerdimensionen, und der Unzahl an Vampiren?"
"Nana, ..ähh. junger Mann!" Dae schwor sich den Namen nächstes Mal aufzuschreiben, wenn er genannt wurde. Nochmal fragen war ihm peinlich. "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben! Wir geben uns einfach als Touristen aus, die den Turm besichtigen wollen".
Doch niemand bewachte den Turm. Es schien so zu sein wie Atera gesagt hatte, sie spazierten einfach rein.
"Siehste Cim! Ist doch ganz einfach, aber es sind wirklich elend viele Stufen!"
"Na klar!", sagte Daemon und holte einen Notizblock aus der Tasche, auf dem er eifrig den Namen notierte.
* * *Viele seiner Gäste waren selbst geflogen, und landeten elegant auf dem Plateau. Andere, wie Lady Kiks, mussten von den Sklaven die Stufen heraufgetragen werden, da das Bankett für sie sonst unerreichbar gewesen wäre. Vautam fragte sich, in welcher Stimmung Lord Kiks, möge seine Asche gefunden werden, gewesen war, als er Frau Willichnicht zur Gemahlin nahm. Er sollte ein Gesetz erlassen, daß potentielle Vampire von ihm genehmigt werden mußten.
Doch das Fest war im vollen Gange, die Sklaven die nun unter einem schwarzen Tuch verdeckt waren, würden in Kürze enthüllt werden, und der Patrizier war wohl schon tot.
Er warf einen kurzen Blick zu seiner Statue hinab, und merkte, daß sie weg war. Dafür standen drei Gestalten in seinem Audienzsaal. Er war wie gelähmt, bis einer der drei Diebe nach oben sah, und er das Gesicht erkannte, daß ihm angekündigt worden war.
"Verrat!", rief er. Und stürmte die Treppe nach unten. "Folgt mir, Vampire!" Er kam im Saal an, doch sie waren schon weg. Warum hatten sie nicht eines der wirklich teuren Artefakte genommen, sondern diese wertlose Statue. Dieses Gesicht! Er hatte es schon mal gesehen.
Und einem Elektroschock gleich wurde nun auch er von Erinnerungen an eine Welt, in der er der Verfolgte, der Gejagte war, besucht. Und an eine Statue die es ihm ermöglicht hatte, das Blatt zu wenden. An ein kleines Mädchen, daß geboren war, um seinen Hunger zu stillen, und ihm in der letzten Minute entrissen worden war. Der Kerl war ein verdammter Wächter!
Wortlos öffnete er ein Fenster, und verwandelte sich in eine Fledermaus. Während er nach unten schwebte, malte er sich aus, was er mit diesen Frevlern machen würde. Dies war seine Stadt, ja seine Welt! Und er würde sie mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verteidigen.
Er blickte erneut zum Patrizierpalast, und fand ihn nun gänzlich leer. Seine Truppen hatten wohl ganze Arbeit geleistet, und waren in ihre Quartiere zurückgekehrt.
Heute würde er mit dem Wächter und seinen Freunden abrechnen, und morgen Sto Lat erobern.
Er landete auf dem Boden und verwandelte sich zurück. Kurze Zeit später kamen die die drei Gefährten keuchend aus dem Eingang.
"Ihr habt etwas, das mir gehört!", sagte Vautam freundlich und kam näher. "Gebt mir die Statue, und wir vergessen die ganze Geschichte!"
Hinter sich hörten sie, das Rumoren der Vampire die ihnen auf der Treppe folgten.
Cim wußte, daß es unmöglich war, an dem Vampir vorbeizukommen, doch Dae und Atera hatten schon entschieden.
"Lauf" riefen sie wie aus einem Mund und warfen sich dem überraschen Vampir entegegen und ihn dabei um.
Kurz stand er dort, gerührt vom Heldenmut seiner Freunde, dann zwang er sich zu laufen, wie er noch nie zuvor gelaufen war.
Es gab nur eine Chance, und wenn er es vermasselte, dann hatten sich Dae und Atera gerade umsonst geopfert.
Die Stadt auf der Morpork-Seite hatte sich völlig verändert, und er bemühte sich nicht zu vergessen, wie er mit der Kutsche von Frau Willichnicht hier entlang gekommen war.
Ebenso hoffte er, daß der Kai an dem früher die Leichte Strasse geendet hatte, noch da war. Und vor allem der Erzähler in dieser Wirklichkeit auch dort saß. Ein paar Abhängigkeiten zuviel für seinen Geschmack, aber wenn er es nicht versuchte, würde er es nie erfahren.
* * *Vor dem Turm hatten sich mittlerweile etwa 40 Vampire eingefunden. Der Rest hatte entweder vorgezogen weiterzufeiern, oder vorsichtshalber das Weite gesucht.
Bei jedem stand ein bis an die Zähne bewaffneter Kämpfer der einen Pflock auf das Herz eines der nokturnen Wesen gerichtet hatte.
Rince war gerade dabei Atera wieder zusammen zu nähen. Ein Unterfangen, daß etwas länger dauern konnte.
Umringt waren sie von etwa 200 Trollen, Zwergen, Wichteln, Werwölfen, Menschen ( und deren Derivate) jeder mit dem Ausdruck von tief empfundenen Haß im Gesicht.
Endlich kam auch Rascaal , mit Körper und Kopf, von dem die bannenden Siegel genommen worden waren, und der als einziger Vampir auf Seiten der Revolutionäre stand.
Vetinari ging langsam auf und ab. "Es ist völlig undiskutabel, wie ihr Euch benommen habt, aber ich kann nicht ausschliessen, daß ein menschlicher Vautam, uns nicht auch zu Sklavenhaltern, Mördern und gewissenlosem Gesindel gemacht hätte, wie es Euch passiert ist." Er schwieg kurz um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
"Ich möchte Euch einen Handel vorschlagen: Lebt mit uns gemeinsam, gleichberechtigt in dieser Stadt. Verteidigt sie, gegen Subjekte wie Vautam, oder Kreaturen wie die Malaak oder die Bluthunde. Titel wie Lord und Lady werden in dieser Form abgeschafft, ebenso wie die Sklaverei. Was sagt ihr?"
Kurz wurde Murren laut in den Reihen der Revolutionäre, die sich bereits auf ein Gemetzel unter den Vampirem gefreut hatten.
"Schweigt!", rief Rince,"Hört ihr nicht, was der Patrizier gesagt hat? Was ist wenn Vautam morgen als Zwerg,Troll, Wichtel, Werwolf (oder deren Derivat) wiederkommt, und Euch gegen alle anderen aufhetzt? Seid ihr sicher, daß ihr dann nicht auch Eure Rasse zu der erklären werdet, die herrschen soll?"
Betretenes Schweigen machte sich breit, und langsam sanken die Pflöcke der umstehenden Wächter herab.
Es schien ganz so zu sein, als ob es einen neuen Anfang geben würde. Doch wo war Vautam?
* * *Es war vorbei. Cim stand am Kai, nahe am Wasser, daß origineller Weise völlig sauber wirkte, doch der Erzähler war nicht da. Beinahe hätte er es geschafft, den Plan des Vampirs zu vereiteln. Doch der Vampir war wohl klug genug gewesen, Samin zu entfernen, bevor er zur Gefahr werden konnte. Er ließ die Statue kurz zwischen zwei Fingern baumeln, und dann in den Ankh fallen. Ihr blaues Leuchten durchdrang das seichte saubere Wasser.
"Suchst Du mich?" erklang eine leicht angeheiterte Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum, und sah Samin mit einem Bierkrug leicht schwankend am oberen Ende der Treppen stehen.
"Samin!", rief Cim, und lief nach oben und umarmte den alten Mann. "Du lebst! Es wird alles gut. Hör zu: Da unten im Wasser liegt eine Statue aus Ideamon. Darin befindet sich die echte Wirklichkeit. Wir müssen sie zurückholen, bevor .."
Eine unsichtbare Hand hatte Cim am Genick gepackt und hochgehoben. Er schwebte etwa einen Meter über dem Boden, und Vautam trat aus dem Schatten zwischen zwei Häusern hervor.
"..bevor der ehrenwerte Lord Vautam kommt , wolltest Du wohl sagen, oder?" beendete der Vampir Cims Satz.
Er warf Samin einen abschätzigen Blick zu, und mit der Andeutung einer Handbewegung flog dieser in hohem Bogen vom Kai, und landete mit lautem Platschen in der Mitte des Flusses.
"Nun wieder zu Dir! Du hast Dir wohl gedacht, Du könntest einfach so in meinem Turm kommen, die Statue stehlen, und alles rückgängig machen was?
"Gnnngg", war alles was Cim herausbrachte. Leider war die Luftzufuhr derzeit etwas mangelhaft.
"Aber Du hast Dich getäuscht, genauso wie sich alle anderen, inklusive dieser wankelmütigen Artgenossen vor mir täuschen werden. Ich würde Dich ja gerne am Leben lassen, damit Du siehst welche Macht ich hier wirklich habe. Aber Du hast mich einfach zu sehr geärgert. Ich bin es Dir einfach schuldig, einen sauberen Schlußstrich zu ziehen. Leb wohl, kleiner Wächter. Du hast Dich wacker geschlagen."
Mit diesen Worten schwebte Cim näher zu ihm, er sah die weiße Haarsträhne, die hypnotischen hellblauen Augen , sah die blitzenden Zähne, fühlte den Schmerz und eine wohlige Taubheit die sich in seinem Körper ausbreitete.
*Plötzlich schien sich die Welt zu drehen, er wirbelte herum und landete mit dem Gesicht nur wenige Zentimer neben dem Hundehaufen auf dem er ausgerutscht war.
"Ist alles ok mit Dir Cim? Du solltest besser acht geben wohin du trittst! So ein Sturz kann Dir das Leben kosten.Obergefreiter Aragorn hat sich dabei zumindestens den Arm gebroch.."
"Tament? Halt die Klappe!" Cim musste zuerst mal seine Gedanken sortieren, dabei war das Missionsgebrabbel des Rekruten nicht gerade hilfreich
Er lag schon zu Hause im Bett, als er sich immer noch fragte, ob das wirklich alles passiert war, oder ob er vorsichtiger mit Alkohol umgehen mußte.
Epilog.
Einige Wochen später lag plötzlich ein Brief in seinem Büro am Pseudopolisplatz.
Cim hätte geschworen, daß er wenige Minuten noch nicht da war, aber bei seiner sprichwörtlichen Unordnung konnte er sich da nicht ganz sicher sein.
"Lieber Cim!
Wir haben es aus aktuellem Anlass vorgezogen, die Stadt zu verlassen. Es hat sich einfach zu stark herumgesprochen wer wir sind, und was wir tun. Jetzt haben wir eine nette Hütte in den Spitzhornbergen, und ausser ein paar Zwergen und einigen sehr beharrlichen Hexen belästigt uns hier niemand.
Die Statue und das Buch habe ich aus dem Verkehr gezogen. Ich muß mit Famil aber noch ein paar ernste Worte reden! Das mit dem Zöllibat nehmen wir nämlich nicht mehr so ernst!
Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob ich Dir die Erinnerung nehmen sollte, aber Du hast wohl zuviel durchgemacht, als daß dies fair sein könnte.
Es grüßen Dich,
Samin und Kerel.
PS.: Um Vautam habe ich mich bereits gekümmert. Er liegt in jetzt in einem Metallsarg, etwa 200 Meter unter der Oberfläche der Scheibenwelt.
PPS.: schreib aber besser trotzdem keinen Bericht über die Sache."
Breit grinsend faltete Cim, den Brief und steckte ihn in seinen Rucksack. Dann ging er wieder auf Streife, um nachzusehen, ob immer noch alles gut war.
[1] In Wirklichkeit fraß sie natürlich Ihre Sklaven (metaphorisch gesprochen), doch die Lady war nicht geneigt gerade jetzt daran zu denken
[2] Es ist fraglich ob man bei Gottheiten wirklich von Frauen sprechen kann. Der Umstand, dass sie ohne zu sprechen etwas sagten, was ein Mann ohnedies nie verstanden hätte, spricht aber für diese Theorie
[3] Wirklich übel war es allerdings wenn er irgendwelche Pilze fand, und sie sofort in den Mund steckte. Das darauf folgende "Hiiieeejahjahheja!" hetzte einem sofort die Aufseher auf den Hals.
[4] Atera hatte schon früher nicht viel von der Geisteskraft des -Frischlings- gehalten. Daran konnte nicht einmal Wahrheitsmagie etwas ändern. Auch göttliche Kraft hat ihre Grenzen
[5] Kein übles Zeug, aber ziemlich verwässert. Wenn man zuviel davon bekam, war man eher gefährdet zu ertrinken, als an Alkoholvergiftung zu sterben
[6] Interessante Wesen aus den Kerkerdimensionen, mit etwa zwanzig krallenbewehrten Armen, auf denen kleine Dornen saßen, die auf Wunsch abgefeuert werden konnten. Nebst einem mehrreihigen Gebiss in einer meterbreiten Schnauze stellten sie nicht den Typ von streunendem Haustier dar, dem man gerne auf dem Nachhauseweg begegnete
[7] Ausserdem waren auch keine Zwerge, Trolle, Wichtel, Werwölfe oder Vampire (oder deren Derivate) anwesend. Ja, Ankh-Morpork kehrte eindeutig zur Multi-Kulti-Stadt zurück, mit allen damit verbundenen Problemen, die in ewig langen Fußnoten ausufern. Obwohl eigentlich auf der Hand liegt was gemeint war. Immerhin klingt -wesenleer- ein wenig lächerlich. Menschenleer alleine, könnte aber immer noch auf einen überfüllten Platz hinweisen
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