Einfacher, schneller, zuverlässiger und unterhaltsamer!

Bisher hat keiner bewertet.

von Leutnant Venezia Knurblich (GRUND)
Online seit 14. 12. 2001
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Eine wütende Menge hat sich spontan vor der Wache eingefunden. Ein Fall für FROG?

Dafür vergebene Note: 14

"Veneeeeeeeeezia!" brüllte eine befehlsgewohnte Stimme durch die Flure der Wache, brachte Wände zum Wackeln und Wächter, die noch nicht allzu lange dabei waren zum Erstarren bzw. zum unter Tische flüchten.
"Veneeeeeeeeezia! Sofort in mein Büroooo!"
Der zu der Stimme gehörige fettleibige Körper von Kommandeur Rince rückte sich bequem in seinem breiten Schreibtischstuhl zurecht und wartete entspannt bei einer Tasse Kaffee auf die Ankunft der Gnomin.

Grummelnd stapfte Venezia aus dem Umkleideraum. Warum, verdammt noch mal wollten eigentlich immer irgendwelche Leute irgendwas von ihr, wenn sie gerade baden wollte, mitten dabei war oder noch nicht fertig mit den "Nacharbeiten"???
Sie war gerade dabei gewesen, ihre Uniform wieder anzulegen, als der Schrei des Kommandeurs durch die Gänge hallte. Schnell hatte sie ihr Hemd zugeknöpft und es mehr als unordentlich in die Hose gesteckt. Ihre Haare waren noch tropfnass und ihre Stiefel trug sie aus Zeitgründen in der Hand, es dauerte immer ein wenig, bis sie sich dort hineingezwängt hatte.
Fluchend bewegte sich die Gnomin die Treppe hinauf, hinter sich bewässerte eine Tropfspur den Teppich.
Ohne anzuklopfen betrat Venezia Rince's Büro, in dem sie der zu ihrer Erleichterung nur angelehnten Tür einen kräftigen Tritt gab.
"Was?!?" fragte sie in den Raum hinein und blieb in der Mitte des Teppichs vor dem Schreibtisch stehen, die Tropfen aus ihren Haaren bildeten mit einem leisen "pling" ein lustiges Kreismuster um sie herum.
"Du tropfst mir den Teppich voll, Venezia", empfing Rince sie mit hochgezogener Augenbraue. "Außerdem ist ‚Was?!?' nicht gerade eine angemessene Begrüßung seinem Kommandeur gegenüber."
"Was Ersteres angeht, da musst du eben Prioritäten setzen. Entweder, du willst mich sprechen oder du willst einen trockenen Teppich, beides zusammen geht eben nicht", erwiderte die Gnomin trocken. "...und was Punkt zwei betrifft, finde ich es auch nicht angemessen, wenn mich andauernd irgendwer wegen irgendwas aus der Badewanne jagt, aber mich fragt schließlich auch keiner."
"Erstens bin ich nicht irgendwer, und zweitens will ich in den wenigsten Fällen irgendwas..." Die zweite Augenbraue des Kommandeurs bewegte sich jetzt auf gleiche Höhe zu der ersten. "Außerdem könntest du dir ja einfach angewöhnen, dann zu baden, wenn du nicht im Dienst bist."
"Ich bin ein FROG, ich bin immer im Dienst!"
Rince verdrehte genervt die Augen. Reichte es nicht, dass er diesen Satz fast täglich von Rascaal zu hören bekam? Musste Venezia jetzt auch schon damit anfangen?
"So, aber vielleicht könntest du dann endlich mal auf den Punkt kommen. Immerhin hast du mich ja wohl kaum gerufen um mir mitzuteilen, dass ich deinen Teppich volltropfe..." Venezia hatte sich inzwischen auf den Boden gesetzt und war dabei, ihre Stiefel anzuziehen. Kurz hielt sie inne und blickte mit gerunzelter Stirn an die Decke, als überlegte sie. Dann hellte sich ihre Miene auf und sie fügte ein "...Sir!" hinzu.
"So, nun hältst du mal die Luft an, ich bin dran." Rince richtete sich in seinem Stuhl auf, in der Hoffnung, wenigstens halbwegs stattlich zu wirken. "Natürlich habe ich dich nicht gerufen, um dir mitzuteilen, dass du tropfst. Wenn du genauer darüber nachdenkst, wäre das ja auch vollkommener Blödsinn, du würdest schließlich nicht hier rumtropfen, wenn ich dich nicht gerufen hätte..."
"Ach, ehrlich..?"
"...ich habe dich aus einem anderen Grund gerufen, und wenn du mich noch einmal mit einer dummen Bemerkung unterbrichst, dann degradiere ich dich, NOCH bin ich hier der Kommandeur! Ich habe dich gerufen, weil ich etwas für dich zu tun habe. Wenn du vielleicht einmal hier zum Fenster kommen würdest." Rince erhob sich schwerfällig unter leisem Ächzen aus seinem Stuhl und machte einen Schritt auf das Fenster zu. Venezia war schon vor ihm angekommen und erklomm gerade die Fensterbank.
"Also, was siehst du da draußen?" Rince machte eine ausladende Handbewegung hinaus auf den Pseudopolisplatz.
"Ui", kommentierte Venezia. "Menschen... verdammt viele Menschen. Um nicht zu sagen, zu viele Menschen für diese Zeit an diesem Ort."
"Hervorragend beobachtet... und was fällt dir noch auf?" Auch Rince guckte hinaus auf die ziemlich große Menschentraube auf dem Platz.
"Was wird das hier eigentlich? Ich bin doch kein Rekrut! Sag mir doch einfach, was die da unten machen und so!" brauste Venezia auf.
Rince seufzte. "Wenn ich wüsste, was die da machen, dann hätte ich dich ja nicht rufen brauchen, ich habe keine Ahnung. Ich sehe nur, dass dort unten viele Menschen versammelt sind, und viele Menschen auf einem Haufen sind nie gut. Das könnte zu Ausschreitungen führen. Deswegen gehst du jetzt da runter und bringst in Erfahrung, was da los ist."
"...bringe ich in Erfahrung, was da los ist...", wiederholte Venezia die letzen Worte gedankenverloren, dann schüttelte sie sich kurz.
"Moment mal, was soll das heißen, ich bringe in Erfahrung, was da los ist?" regte sie sich auf. "Warum ich???"
"Weil ich finde, dass spontane Menschenaufläufe FROG-Sache sind, und ich bin hier der Kommandeur!" Innerlich seufzte Rince. Was machte er falsch, dass er da immer wieder drauf hinweisen musste? "Und weil dein Chef nicht da ist, habe ich beschlossen, dass ich das an dich weiter trage. Kannst es ja weitergeben, bist doch schließlich im Moment in eurer Abteilung weisungsbefugt."
"Aber... Moment, ich kann das... ach ja!" Venezias Miene hellte sich schlagartig auf. "Du entschuldigst mich? Ich habe zu Arbeiten!"
Schnell salutierte die Gnomin und sprang von der Fensterbank. Fröhlich pfeifend verschwand sie durch die Tür.

"FROOOOOOOGS! Angetreten!!!" konnte Rince ihre Stimme wenige Minuten später Venezias Stimme aus ihrem und Rascaals Büro hören. Breit grinste er... Arbeit an andere abschieben war etwas Wunderbares.

"Wo ist der Rest?" Irritiert blickte Venezia auf die auf ihren Befehl hin angetretenen FROG's, besser gesagt, auf den einen angetretenen FROG.
"Rascaal, Gold Moon und Sidney sein in Urlaub", antwortete eben dieser eine ihr. "Ecatherina mit Majona sein mit Gonzo unterwegs in irgendwas, ich weiß nicht genau, Humph und Zaddam bei GRUND sind, und Garagos beobachten Haus in Befehl von Hauptmann."
"Im Befehl vom Hauptmann, Malachit?" Venezia runzelte die Stirn. "Aber Rascaal ist doch schon seit Tagen weg."
"Garagos mir sagen, Rascaal gesagt, er erst weggehen, wenn Befehl bekommt, so er dort sitzen und warten. Und beobachten."
"Verdammt! Naja, macht nichts. Dann musst du eben mitkommen, wir haben etwas zu erledigen." Die Gnomin fing an, den Troll zu erklimmen, um es sich auf seiner Schulter bequem zu machen, während dieser vollends damit beschäftigt war, angemessen zu salutieren.
"Soll ich holen meine MUT?" Malachits Augen glänzten erfreut.
"Nein, im Moment noch nicht. Vielleicht später, wenn wir die Leute nicht so zur Vernunft kriegen", grummelte Venezia. Dieser Fall fing ja schon mal wieder echt klasse an, warum eigentlich immer sie?


"Das sein aber viele Leute. Was die wollen hier?"
Malachit und Venezia hatten es inzwischen vor die Tür und näher an die Menschenmenge geschafft.
"Genau das wollen wir ja herausfinden. Am Besten stürzen wir uns mitten rein ins Getümmel und hören erst mal, was die Leute so zu sagen haben."
"Vielleicht es etwas zu tun haben mit den Zetteln, die Leute in der Hand haben", mutmaßte der Troll.
"Oh... gut beobachtet, weiter so!" Venezia grinste. Es gab in einer Menschenmasse schlechtere Positionen für einen Gnom als die Schulter eines der größten Trolle Ankh-Morporks. "Schnapp dir doch bitte einen dieser Zettel, mal sehen, was da so drauf steht."
"Zu Befehl, Ma'am!" Der Troll salutierte, stapfte auf die nächstbeste Person zu, beugte sich von hinten über sie und griff nach dem Zettel. Mit wutverzerrtem Gesicht fuhr die Person, ein Mann in seinen besten Jahren herum.
"Was fällt dir ein, du spinnst wohl, du..." In dem Moment meldete die Stimme der Vernunft des Herren, dass es klüger wäre, besser nicht beleidigend zu werden, wenn mehrere Tonnen Gestein vor einem stehen. "...ich meine natürlich, es freut mich, dass ich dir mein Flugblatt überlassen darf." Schnell drängelte sich der Mann in die Masse hinein, um möglichst viel Abstand zwischen sich und das Kleingebirge zu bringen.
"Das sein aber netter Mann gewesen, er sich gefreut dass mir helfen können. Wenn alle Leute in Stadt sein wie er, wir haben keine Arbeit mehr", teilte Malachit Venezia glücklich grinsend mit.
Leise lachte die Gnomin. "Ja, und wenn alle Wächter so wären wie du, dann bestände sogar eine halbwegs reelle Chance, dass alle Bürger so wären wie der Mann eben... aber lassen wir das, ich glaub, das verstehst du nur im tiefsten Winter in einer Gletscherspalte. Gib mal lieber her, mal sehen, was wir hier erbeutet haben."
Der Troll reichte Venezia den Zettel und sie begann langsam zu lesen.

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Bob Pforten

Mit gerunzelter Stirn faltete Venezia den Zettel zusammen und steckte ihn in ihre Tasche. "Ein absoluter Verkaufsschlager, und das nicht von Schnapper? Wer ist dieser Bob Pforten? Von dem habe ich noch nie gehört."
"Ich nicht wissen, aber ich nehmen an dass er der Mann sein, der verkaufen Kiesel."
"Schieb dich mal durch die Menschenmenge. Die wollen doch bestimmt alle so ein Ding kaufen, wenn das einem Arbeit abnimmt, dann sind die Städter doch sicher begeistert. Ich will mal einen Blick auf die Verkäufer werfen." Venezia ließ ihren Blick über die Menge streifen, um die grobe Richtung zu erkennen, in welche die Leute strebten. "Sie wollen da lang, los geht's."
Schwerfällig aber mit der Kraft einer Naturgewalt setzte Malachit sich in Bewegung, Hindernisse, egal welcher Form, zwischen sich und seinem Ziel, zu welchem Venezia ihn dirigierte, einfach Beiseite schiebend.

Auf einem kleinen Podest war ein ziemlich breiter Mann zu sehen, der größere Kisten an die Leute verteilte und ihnen dafür viele, viele Dollarscheine abnahm.
"Einfacher, schneller, zuverlässiger und unterhaltsamer!" konnte die Gnomin auf jeder Kiste entziffern.
"Na gut, Mala. Das war's schon, wir können wieder gehen. Es gibt keinen wirklich schlimmen Anlass für diesen Auflauf hier, außer, dass mal wieder irgendwer irgendwas verkaufen will. Und ich denk mal, wenn jemand sich direkt vor die Wache mit seinen Waren stellt, dann hat er sogar eine Erlaubnis. Und selbst wenn nicht, das ist nicht unsere Aufgabe, das zu testen."
"Dann ich nicht dürfen holen meine MUT und machen furchtbar Krawall?" fragte der Troll enttäuscht.
"Nein, tut mir leid. Mir wäre es auch lieber, wir könnten jetzt hier einfach einmal durch marodieren, aber die Leute haben leider kein Verbrechen begangen... zumindest speziell jetzt nicht."
Etwas geknickt machte sich der Troll mit seiner winzigen Last auf den Rückweg.

"Persönliche Cieselkreise? Was soll das denn sein?" Rince blickte Venezia verwirrt an, die ihm gerade Bericht erstattet hatte.
"Naja, so was wie die großen Steinkreise, die von den Druiden benutzt werden. Damit kann man wohl rechnen und Sachen speichern und was weiß ich noch alles. Die Leute scheinen ganz scharf auf die Dinger zu sein." Venezia angelte nach der Zuckerschüssel, um ihren Kaffee zu süßen und so entfiel ihr Rinces nachdenklicher Blick aus dem Fenster.
"Wie dem auch sei, ich geh jetzt einen Bericht schreiben, ist ja nicht sooo viel, was da rein muss. Bis nachher." Mit einem tiefen Schluck trank die Gnomin ihre Tasse aus, stellte sie auf dem Schreibtisch ab, sprang herunter und verschwand aus dem Büro.
In Gedanken versunken blickte Rince auf den Platz hinaus, den Zettel, den Venezia ihm gegeben hatte, drehte er in der Hand hin und her.
Natürlich, 300$ waren eine Menge Geld, aber wenn es einem Arbeit abnahm... Rechnen war noch nie seine Stärke gewesen, jedes Mal, wenn es auf den Ersten eines Monats zuging, kriegte er Schweißausbrüche, wenn es um die Lohnberechnungen ging... wenn dieser PC das einem erleichtern konnte...
Abrupt fuhr er herum und griff nach seinem Kassenschlüssel. Er hatte einen Entschluss gefasst, die Wache brauchte einen PC!

"Naja, ich finde sowieso, dass Menschen ab und zu nen ganz schönen Knall haben", teile Venezia Reggie mit. Die beiden saßen gerade gemütlich im Fass der Gnomin beisammen und tranken den guten Selbstgebrannten von Venezias Familie aus den Morpork-Bergen. Ihren Bericht hatte die Gnomin schon verfasst und irgendwann war Reggie sie besuchen gekommen und sie hatte ihm von der PC-Sache erzählt.
"Schnecke, das ist bei Gnominnen offensichtlich meistens nicht anders, wenn ich mir ein paar deiner Aktionen so angucke", neckte der Dämon sie.
Reggie besuchte Venezia in der letzten Zeit immer öfter in ihrem Fass, meistens allerdings nicht lange, denn oft kam es vor, dass sie sich recht schnell über irgend etwas stritten, Venezia aufbrauste, Reggie rausschmiss und der kichernd wieder in den Tiefen der Kommunikationsröhren verkrümelte.
Rascaal hatte sich schon über den andauernden Herrenbesuch Venezias lustig gemacht, aber solche Kommentare schob sie immer damit beiseite, dass sie den Vampir aufforderte, sie doch mal in ihrem Wohnzimmer besuchen zu kommen. Antworten darauf, die etwas mit Größe und Platz zu tun hatten kommentierte sie nur mit "Ach!", zog die Augenbrauen hoch und lies den Vampir einfach stehen.
"Pah! Immerhin geben wir nicht alle Nase lang unser ganzes Geld für irgendeinen Schrott aus, und außerdem..."
Ein lautes "Veneeeeeeeeezia!" unterbrach die Gnomin.
"Oh Mistundverdammt, was will er denn jetzt schon wieder?!?" brüllte die Gnomin und sprang aus.
Reggie grinste sie frech an. "Ich geb dir nen Tipp, Süße. Geh nachfragen!"
"Haha... steck dir doch deine doofen Bemerkungen sonst wo hin!" Grummelnd machte Venezia sich auf den Weg, Reggies "Viel Vergnügen, Süße!" konnte sie gerade noch so hören, bevor sie die Tür lautstark schloss.

Sichtlich genervt betrat Venezia das Büro des Kommandeurs... und stutzte erst mal. Auf dem Teppich vor dem Schreibtisch lag ein auseinandergenommener Karton, "nfacher, schn" konnte sie auf einem Stück noch gerade so entziffern, "ässiger und unterha" auf einer anderen, um ihn herum waren Sägespäne über den Boden verteilt.
Hinter dem Schreibtisch konnte sie den Kommandeur leise fluchen hören.
Noch vor 2 Sekunden vor der Tür war sie wütend gewesen, dass er sie schon wieder störte, doch jetzt war ihre Wut Überraschung gewichen. Vorsichtig bewegt sie sich um den Kartonstapel herum, hin zu dem Schreibtisch.
Verwundert blickte sie auf das Bild, welches sich ihr bot: Der Tisch war über und über mit kleinen Hefchen zugestapelt, dessen Titel sie vom Boden aus nicht lesen konnte. Rince kniete vor seinem Stuhl und versuchte gerade, einen kleinen blauen Kiesel in die Mitte eines Stapels von anderen Kieseln zu legen. Auf seinen Knien konnte die Gnomin ein weiteres dieser Hefte sehen.
"Was zum Geier machst du da?!?" fragte sie Rince, der erschrocken zusammenzuckte und den kleinen Stein auf die anderen fallen ließ, was diese zum Anlass nahmen, bunt durcheinander zu purzeln und gen Boden zu segeln.
"Verdammt, nun ist er schon wieder abgestürzt!" klagte der Kommandeur.
"Was ist abgestürzt?" Langsam trat Venezia näher an Rince heran.
"Na der PC... immer wenn ich den Fensterstein einbauen will, dann stürzt er ab... ich glaube ich habe zu dicke Finger, deswegen habe ich dich ja gerufen" jammerte er weiter.
"PC? Fensterstein??? Was..? Du meinst doch nicht... ich meine... du hast doch nicht... nein! Du hast nicht wirklich..." Sinnlos fuchtelte sie mit beiden Händen in Richtung Fenster auf den Platz hinaus.
"Was denn? Ich finde, es wird Zeit, dass hier mal ein bisschen Fortschritt und Technik Einzug erhält..." Beinahe trotzig schaute Rince sie an.
Mit einem Blick, der eigentlich für kleine begriffsstutzige Kinder reserviert war, schaute Venezia zum Kommandeur hoch und dann auf den Steinhaufen vor ihren Füßen. "...und ich nehme an, ich soll das Ding jetzt zum Funktionieren bringen, hm?"
"Ähm... ja. Etwas ähnliches dachte ich mir." Rince hatte offensichtlich inzwischen zur Kenntnis genommen, wie weh es seiner Würde tat, auf dem Teppich zu knien und sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt.
Seufzend sammelte die Gnomin die Steine ein und kletterte mit ihnen auf den Schreibtisch.
"Na dann lass mal die Gebrauchsanweisung sehen."
"Ja... nun... welche?"
"Wie, welche? Na die, wo drinsteht, wie man das aufbaut, welche sonst?"
Verlegen deutete Rince auf den Schreibtisch. "Da..."
"Ja und welche davon?" Sichtlich genervt betrachtete die Gnomin die in etwa 10 Hefte, die da lagen.
"Tja... irgendwie alle. Also, ich meine, der Anfang steht hier drinnen, wie man die Steine aufstellen soll." Rince hielt ihr das Heft unter die Nase, welches er vorhin auf seinem Schoß liegen hatte.
"Na gut... dann liest du mir vor, was ich machen soll und ich baue das Zeug hier auf." Venezia hasste den PC jetzt schon.
"Also, als erstes musst du die Steine A bis E in einem Kreis auslegen, jeweils den A1-Stein und den A2-Stein zusammen, den B1-Stein und den B2-Stein und so weiter", teilte Rince ihr mit, konzentriert in eins der Hefte guckend.
"Ach... das ist ja schön!" Entnervt betrachtete Venezia den Steinhaufen vor sich. "Und welches ist bitte schön der A1-Stein? Woran erkenne ich den?"
"Ach ja... das steht hier auch... in Heft Nummer drei, Kapitel 5." Der Kommandeur angelte sich ein weiteres Heft vom Schreibtisch. "Hier ist es... die A-Steine sind die hellgrünen, die B-Steine... ach, hier." Er legte das Heft mit der richtigen Seite aufgeschlagen vor Venezia hin.
"Kann mir irgendein Mensch oder sonst irgendein Wesen, das noch halbwegs bei Verstand ist sagen, warum das nicht zusammen steht? Also ich meine, die Steinbeschreibungen bei dem Aufbaudings?" Schimpfend betrachtete Venezia das vor ihr liegende Heft und fing dann an zu bauen.

Eine halbe Stunde, zwei Schnapperwürstchen und vier Kannen Kaffe später hatten Venezia und Rince es dann endlich geschafft, das Grundgerüst der neuen Leistungsmaschine aufzubauen.
"So, das war's. So weit war ich vorhin auch... jetzt brauchen wir ein neues Heft." Rince durchwühlte einen Stapel und zog dann eine Broschüre mit dem Titel WEICHE WARE aus dem Stapel.
"Die weiche Ware, wie die das hier nennen sind die Steine, die sich in dem kleinen blauen Beutel dort befinden, davon soll als erstes der blaue Fensterstein eingebaut werden, der Rechen-, der Schreib- und der Erinnerungsstein kommt dann irgendwie darauf. Aber als ich den Fensterstein einsetzen wollte, ist das Ding von Schreibtisch gefallen."
"Ich finde, Fensterstein ist sowieso ein selten blöder Begriff. Ich meine, entweder etwas ist ein Fenster, dann kann man durchgucken, oder es ist ein Stein, dann kann man das nicht.... oder ist mit Fensterstein vielleicht ein Stein gemeint, mit dem man Fenster einschmeißen kann? Dann wäre er aber ein bisschen klein, findest du nicht auch?" Nachdenklich blickte die Gnomin Rince an.
"Öhm... ich glaube, das ist einfach nur ein Begriff... irgendwo stand, dass der Fensterstein die wichtigste Weiche Ware für den PC ist... damit kann man dann sozusagen in das Fenster der Welt rausgucken, seinen Horizont erweitern... das ist fast ein bisschen lyrisch, findest du nicht auch?"
"Na, das ist ja toll!" Konzentriert betrachtete Venezia den blauen Stein in ihrer Hand. Sie wusste nicht, was der PC noch so drauf hatte, aber eigentlich vernünftige erwachsene Menschen in kleine dumme Kinder verwandeln, das konnte er offensichtlich ziemlich gut!
"Los jetzt, setz den Stein ein!" Rince war von seinem Stuhl aufgesprungen und lehnte sich mit vor Aufregung hochrotem Kopf über den Steinkreis auf seinem Schreibtisch.
"Jajaja, ist ja gut... immer mit der Ruhe!" Die Gnomin maß mit den Händen die Größe des Fenstersteins und ging dann hochkonzentriert mehrfach um die Steine auf dem Schreibtisch herum.
"Das klappt nicht", teilte sie Rince irgendwann mit.
"Wie, das klappt nicht?" Irritiert schaute der Kommandeur sie an.
"Das wird nicht klappen. Der Fensterstein ist zu groß für den Kreis... beziehungsweise der Kreis ist zu klein für den Stein. Es sei denn, wir bauen den Fensterstein andersherum ein, aber das geht auch nicht, weil dann passen die anderen Steine, die Rechen- und Erinnerungsdinger nicht drauf.
"Aber das muss doch klappen! Das steht doch hier drin!" Sinnlos fuchtelte er der Gnomin mit der Anleitung 7b vor der Nase rum.
"Darf ich mal?" Ohne eine Antwort abzuwarten schnappte die Gnomin sich das Heft, schaute noch einmal drauf, rollte es dann zusammen, packte es an einem Ende, holte Schwung und wischte mit der improvisierten Waffe den Kreis vom Schreibtisch.
"Es klappt nicht!" kommentierte sie trocken ihre Aktion, das mehr als entsetzte Gesicht des Kommandeurs einfach ignorierend.
"Es... es MUSS klappen, das Ding hat dreihundert Dollar gekostet!" fand dieser irgendwann seine Sprache wieder.
"Mag ja sein, dass es klappt, irgendwie... aber nicht so!" Venezia sammelte schnell die Steine vom Boden auf und kletterte wieder auf den Schreibtisch.
"Lass und mal die Anleitung ignorieren und es mit gesundem Mensch.... mit Verstand versuchen, okay?"
Rince nickte ergeben uns ließ sich in seinen Chefsessel sinken. Wenn er gewusst hätte, dass das so anstrengend werden würde...
"Aber wie können wir denn wissen, wie das nun zusammengehört? Ich habe keine Druidenausbildung hinter mir und du doch mit Sicherheit auch nicht." Fragend blickte der Kommandeur die Gnomin an.
"Wir müssen ja auch gar nicht wissen, wie es funktioniert, wir müssen es ja nur zusammenbauen. Fakt ist, der Fensterstein muss in den Kreis und Fakt ist auch, dass die andere Weiche Ware auf den Fensterstein gehört. Das Ganze scheint nur auf eine einzige Art und Weise zu passen... schade nur, dass das nicht die in der Anleitung beschriebene ist."

Die Sonne senkte sich schon dem Horizont entgegen, als aus dem Büro des Kommandeurs plötzlich ein Schrei drang: "Ja! Jahaaaaaaa! Ich hab's geschafft!!! Ich hab's geschahaft!!!"
Die Szenerie, die sich in dem Büro einer Taube bot, die sich zufällig auf der Fensterbank niedergelassen hatte war sehr merkwürdig:
Rince war inzwischen vor dem Kamin zusammengesunken und riss mit leerem Blick Blätter aus der Aufbauanleitung des PCs heraus, um sie an die Flammen zu verfüttern, Venezia hopste mit dunklen Rändern unter den Augen und einem irren Funkeln in den Augen um den jetzt sogar halbwegs stabil stehenden Kreis auf dem Schreibtisch herum und vollführte eine Art barbarischen Freudentanz.
"Geschafft? Was soll das heißen... läuft er?" Mit der Reaktionszeit einer altersschwachen Schildkröte richtete Rince sich auf.
Venezia hielt inne. "Naja, ob er läuft weiß ich nicht... auf jeden Fall steht er schon mal... in einem Stück, stabil und ohne andauernd vom Schreibtisch zu stürzen."
"Na dann schalt ihn mal an", flüsterte Rince fast ehrfürchtig.
Venezia hielt den Atem an, griff nach dem "Powärr-Stein" und schob ihn vorsichtig in die dafür vorgesehene Lücke.
Staunend wie kleine Kinder an Weihnachten betrachteten Rince und die Gnomin, wie ein leichtes Zittern durch die Maschinerie fuhr und diese dann bläulich anfing zu schimmern.
Mit einem dümmlichen Grinsen lauschten sie der angenehm weiblichen Stimme, die aus dem Steinkreis erschallte: "Willkommen bei Ihrem Flughund-Fenster, der absoluten Neuerung im Bereich der persönlichen Cieselkreise."
Eine Art Bild bildete sich über den Steinen auf dem Schreibtisch... es war eine viereckige schwachblau leuchtende und ab und zu flackernde Fläche.
"Und nun?" fragte Rince, nachdem er sich ein paar Minuten lang an dem offensichtlich funktionierenden PC sattgesehen hatte.
"Keine Ahnung.... was sagt denn die Anleitung, was man nun damit machen kann?"
Rinces Blick wanderte auf die zerrupften Blätter vor dem Kamin.
"Öhm... welche, Veni?"
"Woher soll ich das wissen?"
"Tja..."
"Tja..."
Schweigen breitete sich aus, während die Sonne nun gänzlich hinter dem Horizont versank und das Zimmer nur noch vom Kamin und vom Leuchten des PCs erhellt wurde.
"Er kann... rechnen?" unterbrach Venezia nach einiger Zeit das ihr unangenehme Schweigen.
"Ja... irgendwie."
"Rechne!" blaffte die Gnomin den PC an.
Wieder war die weibliche Stimme zu hören: "Führen Sie bitte den Rechendatenträger in das Portal C ein."
"Was ist ein Rechendatenträger?" fragte die Gnomin den Kommandeur.
"Was ist ein Portal C?" gab dieser zurück.
"Naja, prinzipiell würde ich sagen, der Zwischenraum zwischen den C-Steinen und den D-Steinen... wir haben nur leider diesen Zwischenraum nicht, weil die C- und die D-Steine nicht zusammengepasst haben wegen des Fenstersteins..."
"Du meinst also, mit Portalen sind die Zwischenräume gemeint?"
Desinteressiert betrachtete die Gnomin ihre Fingernägel. "Man hätte ja in der Anleitung gucken können, was gemeint ist... wenn nicht irgendwer hier in diesem Raum... und ich war es nicht... zu faul zum Feuerholz holen gewesen wäre..."
"Naja, drei Steine haben wir noch... die würden in die Tore passen. Da der Rechenstein der Weichen Ware grün war, würde ich sagen, probieren wir den grünen aus... ich hätte "grüner Stein" zwar nicht so irreführend gefunden wie "Rechendatenträger", aber was soll's..."
"Also probieren wir einfach aus, in welches Tor er gehört?"
"Ja, dann los."
Vorsichtig schob die Gnomin den kleinen grünen Stein in den ersten Zwischenraum neben dem Powärr-Stein.
"Zugriff verweigert!" flötete die weibliche Stimme.
"Der isses nicht", fügte Rince überflüssigerweise dazu.
Seufzend zog die Gnomin ihn wieder heraus und schob ihn in die nächste Lücke.
"Zugriff verweigert!" war wieder zu hören.
"Ach halt die Klappe!" schnauzte die Gnomin den Kieselhaufen an und zog den Stein wieder heraus.
"Schwerer Ausnahmefehler in Portal D, der PC wird heruntergefahren" flötete es, dann erlosch das Licht.
Entsetzt starrten Rince und Veni das Gerät an.
"Was hat er denn nun?" fragte die Gnomin.
"Ich glaube, du hast ihn kaputt gemacht!" antwortete Rince.
"Ach Quatsch!"
Venezia entfernte den Powärr-Stein, nur um ihn gleich darauf wieder einzufügen.
"Willkommen bei Ihrem Flughund-Fenster, der absoluten Neuerung im Bereich der persönlichen Cieselkreise." War wieder zu hören und das Leuchten setzte wieder ein.
"Oh, doch nicht..." Rince fand sein Grinsen wieder.
"Sie haben Ihren PS nicht ordnungsgemäß ausgeschaltet. Betätigen Sie das nächste Mal den Powärr-Knopf um dieses Problem zu vermeiden" teilte die weibliche Stimme freundlich mit.
"Was soll das heißen, ich habe ihn nicht ordnungsgemäß ausgeschaltet? Ich habe ihn gar nicht ausgeschaltet, das hat er ganz alleine gemacht!" brüllte die Gnomin.
"Gedulden Sie sich bitte ein paar Minuten, bis eine Überprüfung der Granitplatte stattgefunden hat."
Das Blaue Leuchten wurde rot und in der Mitte des "Bildschirms" bildete sich eine Sanduhr heraus, deren Sand langsam von oben nach unten rieselte.
Als auch das letzte Sandkorn verschwunden war, wurde das Leuchten wieder blau und die weibliche Stimme sagte: "Fahren Sie fort!"
"So, jetzt aber, nächstes Portal."
Venezia schob den grünen Stein in den nächsten Zwischenraum.
"Rechendatenträger in Portal C eingeführt, stellen Sie ihre Aufgabe!"
"Ja endlich!" Rinces Grinsen wurde wieder breiter.
"Wie viel ist 143 + 87?" forderte Venezia den PC auf zu rechnen.
"240" antwortete die Stimme sofort.
"Wir haben es geschafft, er funktioniert!" Rince packte die Gnomin und schleuderte sie eine Runde im Kreis herum.
"Darf ich jetzt gehen? Ich bin müde."
"Natürlich.... ich probiere noch ein bisschen aus."

"Na fertig?" empfing Reggie die Gnomin in ihrem Büro.
"Ja, fix und fertig. Komm ja nicht auf die Idee, mich jetzt zu nerven, ich will ins Bett"
"Ich wollte dich auch gar nicht nerven... ich wollte dir lediglich mitteilen, dass 143 + 87 230 ergibt."
Wie angewurzelt blieb die Gnomin stehen. "Was soll das heißen?!?"
"Naja, ich würde sagen das heißt, die Kiste funktioniert nicht richtig." Kichernd verschwand Reggie in der Röhre aus der er gekommen war.
Ein paar Minuten lang stand Venezia einfach nur da, mit geballten Fäusten und schwer atmend... dann hatte sie einen Entschluss gefasst.
"Malachiiiiiiiiiiiiiiiiit"

Kurze Zeit später könnte man wenn man genau hinguckte einen großen Troll mit einer gigantischen Schusswaffe über der einen und einer Gnomin auf der anderen Schulter durch die Schatten der Nebengassen Ankh-Morporks huschen sehen.
Das Ziel des Duos würde ein Viertel sein, in dem Geschäftsmänner billig Lagerhallen mieten können. Dort würden drei Schüsse aus der Waffe des Trolls die Stille der Nacht zerreißen und eins der dortigen Lagerhäuser in Schutt und Asche zerlegen. Am nächsten Morgen könnte man überall in den Straßen um das ehemalige Lagerhaus kleine bunte Steine und zerfledderte Seiten von Anleitungen finden... und Fetzen von Kartons, auf denen einst "Einfacher, schneller, zuverlässiger und unterhaltsamer!" stand...



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