Der Weihnachtsras (ein Gedicht)

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von Hauptmann Rascaal Ohnedurst (FROG)
Online seit 06. 12. 2001
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Dafür vergebene Note: 15

Von draußen, vom Ankhe, da komme ich her.
Ich muß Euch wohl sagen, es stinket dort sehr.
All über all auf den Häuserspitzen,
sah ich kleine Dämonen sitzen.
Ich habe auch einen Vampir dort gesehen.
War seltsam gekleidet, das muß ich gestehn.
Statt Mantel und Umhang, ganz schwarz und mit Hut,
stand Rot ihm am Körper, die Farbe von Blut.
Die Säume ganz weiß, wer hätt' es gedacht?
Dazu noch hat er auch ganz seltsam gelacht.
Der Sauger er rennt über Dächer geschwind,
stellt auf mehr Dämonen, zum Leuchten sie bringt.
"Was soll das? Was macht der?" hab ich mir gesagt.
Und hab das auch gleich 'nen Passanten gefragt.
Die Frau schaut mich an. "Was wolln sie von mir?
Die Lichter sind schön und ich seh kein' Vampir."
Ich blick zu den Dächern... hab ich mich geirrt?
Hat Schneevater letztlich den Geist mir verwirrt?
"Ich seh ihn, dort steht er" ruf ich hinterher
doch zuhören tut mir schon lang keiner mehr.

Von oben herunter der Weihnachtsras schaut,
er fängt an zu grinsen, zu lachen dann laut.
Der Junge hat ihn auf der Dächern gesehen,
zieht andre zu rate, das darf nicht geschehen.
Ein "PLÖPP" ist zu zu hören, genau wie beim Bier
und flatternd dort schwebt, ein Fledermaustier.
Mit rot-weißer Mütze und Rucksack ganz klein
zum nächsten Block flattert das Fledermauslein.
Nun wieder ein "PLÖPP", ihr habt es gewußt...
des Weihnachtsras Weg übers Dach führen muß.
'Nen neuen Dämonen aus'm Rucksack er fischt,
wie kann er verhindern, daß er gleich erlischt?
Er schaut jetzt dem Dämon direkt ins Gesicht.
Zeigt im etwas rundes und hält's gegens Licht.
"Nun hör mal mein Kleiner" spricht er sehr gewandt
"Kannst du es gut sehen, hier in meiner Hand?"
Der Dämon, er schaut auf das runde Objekt,
beobachten jetzt wie der Kerl drüberleckt.
Die Wolke des Duftes, sie hüllt ihn ganz ein.
Hätt' er eine Stimme, er würde laut schrein.
Doch die hat er nicht, wurd ohne beschworen,
im Gegenzug gab's dafür riesige Ohren.
"Ich will, daß du leuchtest." sprict Ras und grinst fies
"Und wenn du's nicht machst, zu essen gibt's dies'.
Der Kleine, er weiß, er hat keine Wahl,
denn wenn er das ißt, dann leidet er Qual.

Der Weihnachtsras glücklich die Gegend beschaut,
als hinter ihm tönt eine Stimme ganz laut.
"Lass fallen, den Rucksack und schieb ihn mir her.
Leer schnell deine Taschen, die sind viel zu schwer!"
Der Sauger, er dreht sich ganz langsam herum.
Der Gauner erkennt ihn... und wird plötzlich stumm.
"Was möchtest du denn?" fragt da der Vampir.
Was immer du willst, ich habe es hier."
Der Dieb schaut nun um sich, erkennt seinen Fehler,
die Gaben von dem will vermutlich kein Hehler.
"Ich könnte dich auch schnell an 'ner Schleife aufknüpfen.
Den Leichnam danach noch als Schlitten benützen!"
Der Weihnachtras schenkt ihm sein freundlichstes Lächeln,
beim Anblick der Zähne fängt der Dieb an zu hecheln.
"Du könntest auch gehen, ganz leise und still.
Dein Leben zu nehmen, ist nicht was ich will!"
Der Gauner geht rückwärts und was interessant,
den Blick starr nach vorne... und nicht auf den Rand.
Der Weihnachtsras sieht es und will noch was sagen,
"Die Luft hier, sie stinkt zwar... doch wird sie nicht tragen."
Da macht schon der Dieb seinen letzten Schritt
und reißt ihn die Schwerkraft erbarmungslos mit.
Zurück bleibt der Sauger mit seinen Dämonen
Wie kann sich Verbrechen denn eigentlich lohnen?

Doch Weihnachtsras hat jetzt viel wichtigres zu machen.
Für seine Kollegen er hat viele Sachen.
Ein Liedchen im Kopf schwingt er sich in die Lüfte.
In den Himmel Ankh-Morporks, in all seine Düfte.
Im Wachhaus schläft alles friedlich und stumm.
Ein Wächterlein schnarcht unterm Tresen herum.
Der Weihnachtsras landet, er konnt's schonmal besser.
Die Reste des Dachfensters schneiden wie Messer.
Ganz regungslos bleibt er am Boden noch liegen
Wenn jemand ihn sieht, er Ärger wird kriegen.
Doch wer soll ihn sehn? Er muß heimlich lachen.
Kein Wächter, der jetzt nicht sein Schläfchen wird machen.
Der Weihnachtsras kichert, er muß jetzt beginnen.
Da sonst ihm die Zeit durch die Finger wird rinnen.
So viele Geschenke hat er zu verteilen.
Ein Blick auf die Uhr... er muß sich beeilen.
Und so zieht ein leiser, ganz roter Vampir
Auf Spitzen der Zehen durchs Heimatrevier.
Ein Würstchen für Veni, sie kann's sicher brauchen,
und sollte sie's nicht, kann sie's doch noch rauchen.
Für Reggie ein Fläschchen mit Würstchenparfüm.
Mit Glück macht er Veni damit ungestüm.
Für Rince gibt's ein Streichholz in Gold eingefasst,
mit Ofen in den der Papierkram noch passt.
Der Weihnachtsras hastet von Zimmer zu Zimmer
Der Rucksack, er wird immer dünner und dünner.
Ein jeder von ihm ein Geschenk wird erhalten,
mal ist es zum essen, mal ist es zum falten.
Der Weihnachtsras läßt keinen Wächter aus
und ist er dann fertig, dann geht er nach Haus.

Von Draußen von Ankhe, dort komme ich her.
Ich muß euch was sagen, es fällt mir sehr schwer.
Ich habe wohl einen Vampir dort gesehn.
So scheint es zumindest, ich sah ihn dort gehn.
Er kam auf mich zu, hat freundlich gelacht
und ich hätt mir fast in die Hose gemacht.
"Hey Junge, ich hab was, das kannst du nur wollen"
Und mit diesen Worten, da gibt er mir Knollen...
Die Ohnmacht hab ich grad erst jetzt überwunden.
Da war der Vampir ja schon lange verschwunden.
Ich seh schon, ihr glaubt nicht, was ich hier erzähle.
Womit ich seitdem meine Seele mir quäle.
Den Weihnachtsras gibt es... vielleicht nicht den Rest.
Wenn ihr's mir nicht glaubet... dann nehmt mich doch fest ;o)

ENDE



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