Rote Laterne mit gelben Bändern

Bisher hat keiner bewertet.

von Chief-Korporal Tricia McMillan (RUM)
Online seit 16. 11. 2001
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Bei einem Sprengstoffattentat auf ein Restaurant werden mehrere Personen getötet. Wer steckt dahinter und warum?

Dafür vergebene Note: 11

***In den Schatten***
Regen, Kälte, Dunkelheit. Eine Triade von schlechte-Laune-Machern ergießt sich über Ankh-Morpork. In den Schatten sieht man huschende Gestalten in Hauseingängen verschwinden, die Verbrechensrate fällt drastisch. Natürlich müssen die heute Ausgefallenen später nachgeholt werden, die Quoten müssen schließlich erfüllt werden. Die Pflastersteine glänzen naß im eiskalten Regen, rasche Schritte verstummen in der Ferne.
"Ein schöner Tag, die Welt steht still, ein schöner Tag ..." lauthals singend biegt Trimon Schlenzel um eine Ecke in die Schatten. Er schreitet fröhlich aus, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Unbekümmert spaziert er durch die Schatten. Jeden Tag geht er dieselbe Strecke. Plötzlich bleibt er verwirrt stehen, als ob er etwas Ungewöhnliches gehört hätte. Er dreht den Kopf, unsicher, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen sein könnte. Vorsichtig macht er einige Schritte die Straße hinunter als plötzlich eine Hand aus einem Hauseingang kommt und ihn in den Eingang zieht.

***Einige Stunden später***
Eine Tür in den Schatten öffnet sich und ein Mann wird unsanft herausgeschoben. Trimon Schlenzel sieht zerstreut aus, er murmelt leise vor sich hin. Ohne sich nochmal umzusehen geht er auf direktem Weg zu seiner Wohnung.

***Zwei Tage später***
Gnord Eisenhand steht an der Tür des klatschianischen Restaurants "Drei goldene Glöckchen" und späht in die Dunkelheit. Seit zwei Tagen arbeitet er für Hay Tsung, den Besitzer des Restaurant. Hay Tsung ist nervös. In den letzten Tagen flatterte jeden Tag mindestens ein Drohbrief ins Haus. Jemand will ihn vertreiben, aber Tsung ist fest entschlossen, sein Glück in Ankh-Morpork zu machen. Da können ihn irgendwelche Neider nicht davon abhalten. Deshalb hat er auch Gnord Eisenhand angeheuert, der seine Kundschaft genau unter Augenschein nehmen soll, bevor sie das Lokal betreten dürfen. Gestern hat alles zu seiner Zufriedenheit geklappt und Hay Tsung ist überzeugt, so der Gefahr begegnen zu können.

Trimon Schlenzel ist wieder auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Seit zwei Tagen singt er nicht mehr auf seinem Weg. Er hat oft das Gefühl, dass irgendwas sich verändert hat, aber genau könnte er nicht sagen, was es wäre. Hätte er Freunde gehabt, hätten sie ihm sicher bestätigt, dass er sich verändert hatte. Früher ein lebenslustiger Mensch, immer ein flottes Liedchen auf den Lippen, jetzt ein ernster und griesgrämiger Mann. Mit gesenktem Kopf marschiert er durch die Gassen, blickt nicht rechts noch links. Plötzlich hört er jemand seinen Namen rufen. Mißtrauisch blickt er sich um. Der Mann, der ihm zugerufen hat, kommt ihm irgendwie bekannt vor, aber er könnte nicht sagen, woher. Der Mann kommt näher. Plötzlich hat Trimon das dringende Bedürfnis wegzulaufen. Aber seine Beine bewegen sich nicht. Der Mann kommt näher. Er beugt sich zu Trimon hinab, der etwa zwei Köpfe kleiner ist, als der Mann. Der Mann sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus. Wie angewurzelt steht er vor dem Mann. Der Mann flüstert ihm etwas zu. Dann schnippt er mit Daumen und Mittelfinger vor Trimons Nase und geht.

Gnord Eisenhand gähnt. Seit drei Stunden steht er jetzt schon hier an der Eingangstür und die wenigen Gäste, die bisher durchgekommen sind, waren seiner Ansicht nach alle ungefährlich. Er wechselte die Axt in die andere Hand. Hay Tsung war der Ansicht, je gefährlicher Gnord aussah, desto sicherer wäre das Restaurant. Drinnen dinieren die Gäste beim sanften Kerzenschein. Elegant gekleidete Damen in langen bestickten Roben servieren den Gästen köstliche Gerichte unter silbernen Hauben. Tsung flaniert stolz durch die Tischreihen, wünscht guten Appetit und reibt sich die Hände, wenn er das süße Klingeln der Kasse hört. Gnord ist kalt. Wenn er durch die hellerleuchteten Scheiben ins Lokal späht, kann er die lachenden Gesichter der Gäste erkennen. Seufzend wendet er den Blick ab, später, wenn die anderen gegangen sind, wird das übrigebliebene Essen unter den Angestellten verteilt werden. Eigentlich findet er seinen Job nicht so schlecht. Die Bezahlung ist gut und Essen ist auch mit dabei. Trotzdem hat er ein komisches Gefühl. Heute mittag war noch vor der offziellen Öffnungszeit ein seltsamer Gast gekommen. Ein großer, schlanker Mann, der nachdrücklich Tsung zu sprechen verlangte. Tsung persönlich hatte ihn dann ins Restaurant geholt. Danach hatte Gnord nur noch eine wütende Unterhaltung gehört. Einige Zeit später war der Mann auf dem Lokal gestürmt und Tsung hatte ihn angewiesen, heute abend besonders vorsichtig zu sein.

***Ein Tag später im Wachhaus***
"Ok, und ihr Name ist?", Tricia hatte das Pech gehabt, während einer allgemeinen Kaffeepause durch die Eingangshalle zu spazieren und von einem völlig aufgelösten Zwerg mit einer riesigen Axt aufgehalten zu werden. Der Anblick des verstörten Zwergs und nicht zu vergessen der Axt, hatte die unbewaffnete Wächterin davon überzeugt, sich kooperativ zu zeigen.
"Es war schrecklich. Überall Blut und herumfliegende Körperteile", der Zwerg schlägt die Hände vors Gesicht und fängt an, schluchzend zu weinen. "Immer diese Gewalt."
"Äh, ja. Aber damit ich ein Protokoll aufnehmen kann, brauche ich ihren Namen", versucht Tricia den Zwerg zu beruhigen.
"Ich heiße Gnord Eisenhand"
"Ok, das ist doch schon mal was. Sie wohnen wo?"
"Ich wohne *schluchz* habe gewohnt in der Mittwärtigen Straße 57, direkt über dem Restaurant Drei goldene Glöckchen"
"Arbeit?"
"*schluchz* in den Drei goldenen Glöckchen"
"ok, dann erzählen sie mal, was passiert ist", forderte Tricia Gnord auf.
"Es war gestern abend. Ich hatte Dienst als Wachsteher an der Tür. Mein Scheff Hay Tsung hatte Angst vor Überfällen, wir hatten mehrere Drohungen erhalten. Ich habe mir alle Leute genau angeschaut, es war niemand verdächtig", laut schluchzte Gnord bei der Erinnerung an den Abend auf. "Plötzlich kam ein lauter Aufschrei aus dem Lokal. Ich wollte gerade hineingehen, da kam mir ein Mann entgegen gerannt und sprang über mich weg und rannte davon. Dann gab es eine Explosion. Als ich wieder zu mir kam, war das Lokal nur noch ein Scherbenhaufen und alle Gäste waren t... t... tot"
"Hm, es tut mir leid, dass ich das fragen muß, aber haben sie sich davon überzeugt, dass keine Überlebenden mehr da waren", Tricia stellte die Frage vorsichtig.
"Ich ... nein ... alle tot ... auch Tsung", der Zwerg rang nach Fassung.
"Was ist mit einem dieser Drohbriefe? Sind die auch alle zertört worden?"
"Tsung hatte sie in einer Schachtel in der Küche. Ich habe nicht nachgesehen"
"Und es war gestern sonst nichts Ungewöhnliches vorgefallen?"
"Nein ... oder ... doch? Ein Mann war am Morgen da und hat mit Tsung gestritten. Er hat das Lokal sehr wütend verlassen."
"Na gut, wir werden der Sache nachgehen und gleich den Tatort untersuchen." vorsichtig schiebt sie den Zwerg zur Tür hinaus.

***Mittwärtige Straße 57***
Nachdenklich steht Tricia vor den rauchenden Resten der "Drei goldenen Glöckchen". Die Leichen waren inzwischen abtransportiert worden, auch der Besitzer Hay Tsung war darunter, Gnord hatte ihn identifizert. Vorsichtig stapft Tricia durch die Trümmer und versucht, herauszufinden, wo hier ehemals die Küche gewesen sein könnte. Nach einiger Zeit, entdeckt sie etwas, das wie ein verschmorter Ofen aussieht. Sie bückt sich und räumt kaputte Bretter und Gegenstände zur Seite. Trotzdem findet sie keine Spur von einer Dose oder einem Zettel. Vermutlich ist alles zerstört worden bei der Explosion. Tricia kniet am Boden und versucht eine mögliche Spur zu finden. Nach einiger Zeit stößt sie einen kleinen Freudenkiekser aus und scharrt Staub und Dreck weg. Als sie sich wieder aufrichtet hält sie eine völlig verbogene Dose in der Hand. Vorsichti öffnet sie den Deckel und holt den Inhalt heraus. Sie findet mehrere Zettel, alle kaum mehr leserlich, durch die Hitze der Explosion schon fast verbrannt. Trotzdem reicht es noch, um zu erkennen, dass das die Drohbriefe sein müssen, von denen Gnord gesprochen hat. Schnell geht sie zurück ins Wachhaus und übergibt die Briefe an SUSI, in der Hoffnung, dass die noch etwas herausfinden können.

***Ein winziges Häuschen am Sieben-Bäume-Platz***
Trimon Schlenzel liegt im Bett und wälzt sich hin und her. Er ist heute nicht zur Arbeit gegangen, obwohl er dadurch riskiert, hinausgeworfen zu werden. Er versucht, sich an den vergangen Abend zu erinnern, aber es gelingt ihm nicht. Er hat Kopfschmerzen, nur leicht, aber trotzdem unangenehm. Nach einiger Zeit beschließt er, doch noch zur Arbeit zu gehen. Langsam steht er auf, zieht sich an und geht.
Viele Stunden später geht er von der Arbeit aus nach Hause. Als er in die Schatten kommt, wird das Gefühl des Unbehagens wieder stärker. Er sieht sich nervös um und geht schneller.

***Ein Tag später im Wachhaus***
"Hier Tricia, du hast doch gerade einen Fall mit einer Explosion in einem Restaurant, das hier könnte dazu passen", Charlotta reicht ihr einen Zettel ins Büro. "Ist gerade unten als Anzeige aufgegeben worden"
"Danke dir" neugierig schaut sich Tricia den Zettel an. Wieder eine Explosion. Diesmal im "Silbernen Mond". Auch ein klatschianisches Restaurant. Auch Drohbriefe. Auch vorher ein Besuch von einem großen schlanken Mann. Verdächtig.

***Ein winziges Häuschen am Sieben-Bäume-Platz***
"AHHHHH", Trimon Schlenzel wälzt sich schmerzgekrümmt im Bett herum. In seinem Kopf rumort es. Er hat das Gefühl, wie in Watte zu schwimmen, keine Luft zu bekommen. Seit einigen Nächten träumt er immer von duftendem Essen, doch wenn er danach greift, explodiert der Teller. Plötzlich steigt ihm der Duft von Essen in die Nase. Rasch springt er aus dem Bett, läuft zur Toilette und übergibt sich. Ihm ist fürchterlich schlecht, er zittert am ganzen Körper. Heute kann er keinesfalls zur Arbeit gehen. Den ganzen Tag läuft er ruhelos in der Wohnung auf und ab. Sein Kopf brummt und hämmert, er preßt die Hände gegen die Schläfen. Gegen abend wird er immer unruhiger. Er möchte sich ruhig hinsetzen und ausruhen. Doch seine Beine wollen sich bewegen. Er möchte sich ins Bett legen und seinem Gehirn Ruhe gönnen. Doch gleichzeitig verspürt er den immer stärker werdenden Drang das Haus zu verlassen. Irgendwann wird der Drang zu stark. Mit zitternden Fingern schlüpft er in eine saubere Hose und zieht sich eine Jacke an. Er rennt schon fast aus dem Haus, vergißt sogar, hinter sich abzuschließen. Nervös hetzt er in Richtung Schatten.

***Ein Tag später, Wachhaus***
Tricia sitzt vor einer Pinnwand. Darauf drei Zettel.
-Drei Goldene Glöckchen- Drohbriefe, großer, schlanker Mann, Explosion
-Silberner Mond- Drohbriefe, großer, schlanker Mann, Explosion
-Drachenbeinthron- Drohbriefe, großer, schlanker Mann, Explosion

Gemeinsamkeiten, wohin sie sieht. Gleiches Muster bei der Explosion, wie ihr die Spezialisten von SUSI heute morgen bestätigt haben. Anscheinend eine hochexplosive Mischung direkt unter einem Tisch in der Mitte des Restaurant angebracht und dann mit Zeitverzögerung gezündet, so dass der Attentäter das Lokal noch gerade rechtzeitig verlassen kann. Alle drei Restaurants hatten vorher Drohbriefe erhalten und am Morgen des Anschlags Besuch von einem bisher noch Unbekannten.
Langsam dreht sich Tricia mit dem Stuhl um die eigene Achse. Sie hat eine Idee, aber ob Lewton da mitzieht ist ihr noch nicht ganz klar. Das Budget der Abteilung wird auf jeden Fall drunter leiden.

***Ein leerstehendes Gebäude in der Speicherstraße***
Es wird gehämmert, gestrichen, gebaut. Fensterscheiben werden eingesetzt, Türen frisch gestrichen. Vier Männer werkeln mit hochgeschobenen Ärmeln. Vier Frauen stehen im hinteren Teil des noch im Aufbau begriffenen Lokals und nehmen aneinander Maß. Prächtige fremdländische Stoffe werden vom Ballen gewickelt und drapiert. Die Frauen nähen. Fußboden wird verlegt, eine Küche eingerichtet. In einer kleine Pause bereitet einer der Männer auf dem Ofen in der professionell eingerichteten Küche eine fremdländische Speise zu.
Einige Stunden später sieht die Szene anders aus. Die Fensterscheiben zur Straße sind sauber geputzt und blinken im Schein der Straßenlampen. Drinnen stehen vier Frauen in bodenlangen Kleidern, mit Seitenschlitzen, die beim Gehen viel Bein zeigen. Jede der vier ist in eine andere Farbe gekleidet. Smaragdgrün, Rubinrot, Saphirblau und Silbergrau. Jedes Kleid bestickt mit Drachen und Blumen. Die vier Männer tragen schwarze Anzüge, einer noch eine blütenweiße Schürze darüber.
"Oh Mann, Tunnelblick, die Schürze steht dir wirklich ungeheuer gut. Schwing doch mal den Kochlöffel für mich", Gash Drokh grinst seinen Kollegen frech an.
"Ich schieb dir den Kochlöffel gleich sonstwohin", schnaubt der zurück.
"Leute, ruhig bleiben", Lewton ermahnt seine Untergebenen. "Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier! Es gilt ein Verbrechen aufzuklären. Also, alle auf ihre Plätze, der Spaß beginnt."
Das Lokal war von RUM angemietet worden und sollte die Aufmerksamkeit des Täters erregen. Obwohl es heute erst eröffnet worden war, war es proppenvoll. Alle anderen Restaurant waren äußerst erfolgreich, daher waren in dieser Woche alle Wächter dazu verdonnert worden, in der "Roten Laterne mit gelben Bändern", zu essen. Tricia war als Besitzerin bestimmt worden, da sie den Fall offiziell bearbeitete.

***Zwei Tage später***
"Ich kann dieses Kleid nicht mehr sehen, der Seitenschlitz ist so hoch, dass es eiskalt ist", Pigeon jammert beim Anziehen.
"Na komm schon, jetzt nur keine Müdigkeit vorschützen, wir sind schon seit zwei Tagen im Geschäft, theoretisch sollten wir heute früh Besuch von einem schlanken, großen Mann bekommen", Tricia glaubt fest an ihre Theorie.
"Es steht mir bis hier, ich bin doch Wächter und kein Kellner", auch Panther war von der gastronomischen Betätigung nicht mehr begeistert.
"Hallo, ist hier jemand? Ich möchte die Besitzerin Miss Lucy äh ... Chang sprechen" hören die Wächter im Umkleideraum plötzlich eine Stimme von draußen.
"Tricia, es ist so weit, sei vorsichtig", Lewton klopft ihr aufmunternd auf den Rücken. Statt einer Antwort hebt Tricia ihr Kleid etwas an, damit die anderen, den Dolche sehen können, den sie in einem Strumpfband aus schwarzer Spitze am Oberschenkel befestigt hat.
"Bin gleich da", flötet sie in Richtung Restaurant und schiebt sich durch den Vorhang.

"Ah, Miss Chang, hallo. Darf ich mich vorstellen? Tjop Cuey, mein Name", galant beugt der schlanke, große Mann sich vor und berührt mit seinen Lippen sanft Tricias Handrücken bei einem formvollendeten Handkuß.
"Mister Cuey, womit kann ich ihnen helfen? Möchten sie einen Tisch reservieren oder das Lokal für eine größere Festivität mieten?"
"Ahahaha, nun ja, nicht direkt. Ich möchte ihnen meine nun, ja Hilfe anbieten", verschwörerisch beugt sich Cuey über den Tisch. "Man hört ja so einiges, was momentan so manchem gutgehenden fremdländischen Restaurant passiert ist"
"Ich fürchte, ich verstehe sie nicht ganz", reserviert sitzt Tricia kerzengerade auf einem Stuhl. "Ich habe einige sehr gut ausgebildete Angestellt, wir werden sicher mit allen auftretenden Problemen fertig"
"Nun, vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich biete ihnen quasi eine Garantie, dass in ihrem schönen Lokal nicht passiert, was mit Explosionen oder ähnlichem zu tun hat", mit einem grimmigen Lächeln macht Tjop Cuey klar, worauf er hinaus will.
"Oh, ein Schutzgeld möchten sie haben", Tricia spielt die Ahnunglose.
"Ich bevorzuge die Bezeichnung "Sicherheitsabgabe", aber im Großen und Ganzen haben sie mich verstanden", er lächelt habgierig.
"Und wieviel würde es mich kosten, vor möglichen Explosionen geschützt zu sein?"
"Ich berechne das individuell, nach Größe und Umsatz. Bei ihrem schönen Lokal würde ich pro Woche eine Summe von 250 AM-Dollar vorschlagen."
"250 Dollar. Eine schöne Stange Geld"
"Aber sie müssen den Schutz bedenken!"
"Wissen sie was, ich habe kein Interesse daran!", gelangweilt dreht sich Tricia weg und steht auf. "Ausserdem wäre ich ihnen dankbar, wenn sie mein Lokal jetzt verlassen könnten! Chrysantheme, Lotosblüte, bringt den Getleman bitte hinaus"
Pigeon und Rina kommen hinter dem Vorhang hervor und nehmen den Mann in ihre Mitte. Nachdrücklich transportieren sie ihn zur Tür und schließen diese sanft hinter ihm. Draußen steht der Mann verdutzt, dann dreht er sich ärgerlich um und verschwindet.

***Am selben Tag, abends***
Alles läuft wie geschmiert. Inzwischen sind auch schon "echte" Gäste da, was die Überwachung enorm erschwert. Trotzdem sind sich die RUM-Wächter sicher, dass sie die Sache im Griff haben. Als es schon spät wird und nur noch wenige Gäste im Restaurant sind, kommt noch ein Gast herein. Er murmelt leise vor sich hin und setzt sich an einen Tisch, ziemlich in der Mitte des Restaurants. Er bestellt bei Chrysantheme alias Pigeon. Plötzlich springt er auf und rennt aus dem Lokal. Einen kurzen Moment sind die Wächter wie gelähmt, dann kommt Bewegung in die Sache. Tunnelblick stürzt aus der Küche und hechtet dem Mann hinterher. Die anderen versuchen, die Gäste aus dem Lokal zu bringen. Tricia springt auf den Tisch zu, an dem der Gast gesessen ist. Erschrocken sieht sie ein Gewirr aus Drähten an einem braunen Bündel, das verdächtig nach Sprengstoff aussieht. Einen kleine Uhr hängt daran und tickt unaufhörlich auf 12 zu. Immer noch sind einige Menschen im Lokal, die Zeit wird nicht reichen, alle hinaus zu bringen. Tricia zieht den Dolch aus dem Strumpfband, schließt die Augen und mit einem kleinen Gebet auf den Lippen schneidet sie einen Draht durch. Sie hält die Luft an. Der Zeiger auf der Uhr tickt noch einmal, zweimal, und bleibt dann stehen. Sie stößt die Luft aus. Gerade nochmal gutgegangen. Sie steht auf und sucht nach ihren Kollegen.
"Haben wie den Mann?", fragt sie Tunnelblick
"Ja, ich hab ihn gerade noch erwischt, er ist bewußtlos, liegt da hinten an der Straße"
Tricia läuft zu dem angegebenen Punkt. Der Mann liegt zusammengekrümmt am Straßenrand. Sie rüttelt ihn unsanft. Der Mann stöhnt vor sich hin und drückt sich die Handballen an die Schläfen.
"Alles rot .... alles heiß .... aaaarrrrgggghhhhh", er schlägt sich mit den Händen wieder und wieder auf den Kopf.
"Hey, aufhören", Tricia hat alle Mühe, den Mann in Schach zu halten.
"Rotkäppchen war ein schönes Kind, aber der böse Wolf mochte doch so gerne Schokolade", treuherzig schaut er die Wächterin an.
"Was? Aufhören mit dem Quatsch, wer sind sie? Und keine Ausreden, sie sind offziell verhaftet, alles was sie sagen und auch das, was sie nicht sagen, kann und wird vor Gericht gegen sie verwendet werden", atemlos betet Tricia die offzielle Belehrung herunter.
"Ich bin ein Bi-Ba-Butzemann", singt der Mann fröhlich lächelnd. "Mein Kopf tut gar nimmer weh, nimmer weh, nimmer weh", glücklich hüpft er ein bißchen.
"Der ist ja völlig irre", schreit Tricia zu Tunnelblick zurück.

***Einige Tage später im Wachhaus***
"Der Mann hat uns überhaupt nicht weitergeholfen", klagt Tricia bei Lewton. "Der war völlig durchgeknallt"
"Aber er hat versucht, das Restaurant in die Luft zu jagen", gibt er zu bedenken.
"Trotzdem ist er nicht der Drahtzieher, sondern dieser Tjob Cuey. Aber den Namen gibt es natürlich offiziell nicht", Tricia seufzt genervt.
"Und wir haben keine anderen Anhaltspunkte?"
"Nicht, dass ich ... obwohl ... warte mal kurz", Tricia hat eine Idee. Sie hetzt zu Rina.
"Hey Rina, als du den Mann zur Tür gebracht hast ... hast du ihm doch seine Brieftasche abgenommen?"
"Klar, hab ich hier, warum?", fragt Rina überrascht.
"Oh Mann, dass ich das vergessen hatte", ärgerlich klappt Tricia die Brieftasche des Mannes auf.

*Bericht zum Fall "Restaurantexplosionen"*
Bearbeitender Wächter: McMillan, Tricia
Dienstgrad: Chief-Korporal
Verhaftete: Akim Fernley (schuldig), Trimon Schlenzel (unschuldig, eingewiesen in Nervenheilanstalt)
Verbrechen: Der Angeklagte Akim Fernley hat sich des Mordes und der Erpressung schuldig gemacht, ferner der Anstiftung zur Brandstiftung und Hervorrunfung von Explosionen. Außerdem der geistigen Unterdrückung und Hervorrufung von Wahnsinn.
Verlauf: Der Angeklagte Akim Fernley, im Nachfolgenden AF genannt, hatte sich zum Ziel gesetzt, Geld durch Schutzgelderpressung von klatschianischen Restaurants zu verdienen. Wurde der Vorschlag von den Inhabern des Restaurants abgelehnt, folgte kurz darauf der "Besuch" durch den Nicht-Angeklagten Trimon Schlenzel, nachfolgend TS genannt, der in dem betreffenden Lokal eine Bombe anbrachte. Dies geschah nachweislich in den Fällen mit den Aktenzeichen AR-RE 0305 TMM* (Explosion in "Drei goldene Glöckchen", AR-RE 0306 TMM (Explosion in (Silbermond), AR-RE 0307 TMM (versuchte Herbeiführung einer Explosion in "Rote Laterne mit gelben Bändern"). Bei den erfolgten Explosionen wird AF auch Mord in zwei Fällen sowie Sachbeschädigung zur Last gelegt. Ferner muss er sich wegen Hervorrufen unheilbaren Wahnsinns bei TS verantworten, den er als Erfüllungsgehilfen bei seinen Taten einsetzte. Durch das Selbststudium einschlägiger Literatur zum Thema "Hypnose" gelang es AF den Willen des TS zu brechen und ihn dazu zu bringen, nach Nennung eines Codewortes und einer Adresse dort eine Bombe anzubringen. Die Hypnose wurde unfachmännisch durchgeführt, was zum vollständigen Persönlichkeits- und Realitätsverlust bei TS führte. Er wird derzeit in einem Sanatorium behandelt, es ist wahrscheinlich, dass er nie vollständig genesen wird.

Belehrung: AF wurde über seine Rechte aufgeklärt.
Zur Kenntnis genommen: Gezeichnet Akim Fernley
Unterschrift bearbeitender Wächter: Gezeichnet Tricia McMillan


* die Aktenzeichen folgen diesem Schema:
AR = Abteilung Rum (Abteilungsname)
RE = Restaurant Explosionen (aussagekräftiges Kürzel)
0000 =laufende Nummer der Fälle
TMM =internes Kürzel des bearbeitenden Wächters



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