Bisher hat keiner bewertet.
Cim hat frei, und will in eigener Sache zu Samin. Doch ein echter Wächter ist nie privat, und als ihm ein Albtraum in Person erscheint, hilft nur noch: Leg-Herrn-Zwiebel-Rein
Dafür vergebene Note: 11
"...und als der alte König Sangomir, das gesagt hatte, jubelte das Volk. Er wurde auf die Schultern quer durch Ankh-Morpork getragen, wie der Sieger eines Wettrennens.
Seine Widersacher, aber schmorten zornig in den Tiefen des Kerkers, und nie wieder hörte man etwas von Antronius dem Widersager. "
Die Geschichte des alten Mannes hatte geendet. Er war umringt von einem Haufen Kinder, die ihm Essen und Flaschen mitgebracht hatten, die sie entweder von ihren Eltern bekommen oder diesen entwendet hatten. Es brachte Glück den Geschichtenerzähler der Stadt freundlich zu stimmen, den die Legende sagt, er bestimmt was einmal die Wahrheit sein wird. Nicht die Gerichtbarkeiten, die Könige, Patrizier oder Adeligen entscheiden das. Immerhin sind sie nur ein Teil der Geschichte, die eines Tages von Samin erzählt, und damit zur Wahrheit werden wird.
"So das reicht jetzt", Kerel klatschte knapp über den kleinen Köpfen in die Hände, und verscheuchte die Kinder wie eine Schar Gänse. "Geht nach Hause, und erzählt Euren Eltern die Geschichte die Ihr gehört habt!"
Kerel war der Lehrling des alten Samin, und nicht unzufrieden mit seinem Schicksal. Da es immer nur einen Geschichtenerzähler gleichzeitig gab, war es auch nicht sehr sinnvoll eine Gilde zu gründen, und so blieb es dabei: Seine Lehrzeit würde enden, wenn Samin es sagte, und er würde dann vom Gesellen zum Meister wenn Samin starb. So einfach war das. Ach ja, da war noch die Sache mit den Augen. Nun, das war nicht so toll. Als Geschichtenerzähler war es unschicklich Augen zu haben, weil das von der Berufung nur ablenkte. Also riss sich jeder Geschichtenerzähler bei Antritt seines Amtes die Augen heraus, warf die Augenäpfel in den Ankh und ließ die Sehnerven als Beweis dafür zwischen den Lidern hervorbaumeln. Gleichzeitig schwor er bei Io nie wieder die Unwahrheit zu sagen, und Io ließ ihn dann üblicher Weise erkennen, wenn er mit Lügen konfrontiert wurde.
Laut Samin tat es nur kurz weh, denn man wurde ohnedies sofort bewusstlos.
Kerel sah einen Wächter, der an eine Laterne gelehnt am Hafen stand, und zu ihnen herunter sah.
"Was gibt es Herr Wächter?", rief Kerel ein wenig herausfordernd nach oben, der Wächter schien sich nicht bewegen zu wollen.
Der Lehrling zuckte die Schultern, und führte seine kleine Mitschrift, vom aufgeregten Kindergeplapper weiter. Es gehörte zu seinen Pflichten hellhörig zu sein, auch auf das Gerede von Kindern und das Gelalle von Betrunkenen, und zu notieren, was interessant klang.
Samin bewertete die Informationen dann auf ihren Wahrheitsgehalt, und baute sie in die Geschichte der Stadt ein, die er in sich trug.
Natürlich war da noch dieses kleine, gewinnbringende, und eigentlich auf der Hand liegende Nebengeschäft mit Informationen. Samin musste die Wahrheit erzählen, und er erkannte, ob jemand die Wahrheit erzählte. Wenn nun A nach B suchte, und A nicht genau wusste wo B war, ging er zu Samin. Wenn B nicht von A gefunden werden will, wird er Samin fragen, ob A weiß wo er sich normaler Weise befindet ... Etc.
Obwohl Samin das Leben für den zwielichtigen Teil der Stadt etwas interessanter machte, war sein Wert doch viel größer als die Bedrohung die er darstellte. Samin war eine Abkürzung durch die Zeit. Denn: gefunden hätte man B sowieso, nur hätte das eben 3 Tage länger gedauert, und wäre viel anstrengender gewesen.
"Ich hätte da mal eine Frage!" Kerel zuckte zusammen, und er hatte das Gefühl, sein Herzschlag setzte kurz aus, als der Wächter plötzlich hinter ihm stand. "Musssssst Du Dich so anschleichen, Bürstenkinn?" Der Junge war wirklich sauer.
"Ahh Cim ", sagte Samin, den Blick (genauer "die baumelnden, eingetrockneten und riechenden Sehnervreste") auf die mehlige Oberfläche des Flusses gerichtet. "Was gibt es Neues?"
Der junge Wächter kannte die Regeln, er würde solange nicht sagen, was ihm am Herzen lag, bis er Samin mit genügend anderen Wahrheiten abgefüllt hatte. Daraus entstand eine Art Scheinkonversation, und jeder behandelte den alten Mann freundlich, damit er nicht das Interesse verlor.
"Nichts besonderes, es sind letzte Nacht wieder ein paar Leute hinter Deinen Augen her geschwemmt worden. Dürfte ein Zwist zwischen einer ausländischen Gruppe und den Assassinen entstanden sein. Wir ermitteln aber noch" -"Aha" hörte er von Samin - Mist noch nicht genug - dachte Cim, und grübelte nach.
"Der alte Jonharf Grill schwört er hätte Vautam Zed und seine Frau Siris gestern vor dem Eimer gesehen. Obwohl die beiden letztes Jahr beerdigt wurden. " - " ja, das habe ich auch gehört".
"Und dann...." Cim zögerte " Er dachte daran wie er mit Damien hier war, und fasste Mut. " dann habe ich mich in Timara verliebt. " - "Weiss ich".
" Aber wie kannst Du..", Cim unterbrach seine dumme Frage. Er hatte kurz vergessen wer er war....
"Na gut. Sie hat mich gebeten, bei Ihr einzuziehen. Das heißt ich müsste Frau Kuchens Dachboden aufgeben, und in Ihrer Villa einziehen. Weißt Du ob das eine gute Idee ist?"
Samin, fühlte sich ein wenig wie die "gute Tante Sara" von Seite 5 in der Times. Er erhielt oft Besuch, wenn es um Fragen ging wie "Weisst Du was mein ärgster Widersacher vorhat?" oder "Wo ist mein Mann abgeblieben, er wollte nur Tabak kaufen gehen". Als Orakel für die gefühlsmäßigen Unsicherheiten von jungen Wächtern hatte er sich bisher nicht
zuständig gefühlt. Aber einmal war ja immer das erste Mal.
"Keine Ahnung! ", erst sehr wenige Leute hatten ihn das sagen hören. Und es war ein so ungewöhnlicher Satz für ihn, dass die Götter kurz in ihrem Spiel innehielten, und lauschend der Unterhaltung der beiden folgten.
Cims Mund stand offen. Mit diesem recht intelligent wirkenden Gesichtsausdruck sagte er: " Hast Du gerade gesagt, Du hast keine Ahnung?"
Samin drehte sich zu Cim. "Nein, habe ich nicht. Rate, wirf einen Würfel, oder verlass Dich einfach auf Dein Glück. Liebe ist ein Spiel, das außerhalb der normalen Regeln rennt, und es kann Dir niemand sagen, ob Du das richtige gemacht hast, außer Dir selber am Sterbebett, wenn du Bilanz ziehst. Aber wenn Du meinen persönlichen Rat haben willst, Junge, den Rat eines alten Mannes, nicht des Geschichtenerzählers von AM, dann tue es! Lass die Leute an Dich heran! Lass diese Frau an Dich heran, denn auf diese Art und Weise hast Du zumindest eine Chance darauf enttäuscht zu werden. Wenn Du Dich zurückziehst, und Dich nicht darauf einlässt, wirst Du Dich den Rest Deines Lebens fragen, was Du da eigentlich verpasst hast. Vautam ist übrigens wirklich wieder in der Stadt! Das Erste war gratis, von Freund zu Freund!" Damit drehte er sich wieder um und "sah" summend dem dahinwälzenden Ankh zu.
Cim fühlte sich wohler. Es war zwar nur die Meinung eines alten Mannes, aber sie gefiel ihm. Passte in das Muster das er in seinem Leben sah. Eilig lief er Richtung Weberstrasse, wo die Mischung aus Schloss und Villa stand, die Timara bewohnte, und die auch sein Heim werden sollte.
Doch gerade als er über den "Hier-Gibts-Alles-Platz" eilte, sah er Vautams auffällige Gestalt in einer Gasse verschwinden.
Cim blieb unschlüssig stehen. Er dachte daran, was Atera ihm immer wieder sagte: "Eifer ist der schnellste Weg aus diesem Leben!" . Dem gegenüber standen die Bilder die er mit Vautam verknüpfte: Abgerissene Gliedmassen. Aufgeschlitzte Bäuche. Aufgebissene Hälse und Oberschenkelarterien.
Mit einem Knurren, rannte er der Gestalt hinterher, in die kleine Gasse und sah gerade noch, wie sie ein Haus betrat.
Fluchend zog er sein Schwert, und verfluchte die Tatsache, dass er keine Taube mit hatte, aber immerhin war er nicht im Dienst, und öffnete die Tür.
Er hörte wie Schritte auf der Treppe nach unten im Stiegenhaus langsam leiser wurden und dann ganz verhallten.
Leise folgte er der Gestalt. Der Keller hatte 2 Geschosse, und nach der Dauer zu urteilen für die Cim Schritte gehört hatte, war Vautam nach ganz unten gegangen.
Die Treppe endete vor einer massiven Tür, hinter der er leises Wimmern hörte. "Sei ruhig und komm zu mir, mein Kind!" Die Stimme fuhr dem Wächter wie eine glühende Nadel in den Rücken. Er war es. "So ist es gut, sieh nicht nach links und rechts, Du brauchst keine Angst haben! Komm näher!"
Cim war sich bewusst, dass dies hier gefährlich war. Er wusste auch, dass der Junge oder das Mädchen da drinnen keine Zeit haben würden, bis er mit Verstärkung zurückkam.
Und (täterätäää) zu guter letzt wusste er, dass er keinerlei Chance, nicht einmal einen Hauch davon, gegen den verdammten Vampir hatte.
Er spielte mit der Idee wegzulaufen, und alt und glücklich zu werden. Doch dann fiel ihm dieser große Spiegel in Timaras Schlafzimmer ein. Er würde sich nie wieder im Spiegel in die Augen sehen können, wenn er jetzt weglief. Also musste er das Mädchen retten, doch über sein Schwert würde dieser verdammte Blutsauger nicht einmal lachen.
Er konnte es nur mit einer Taktik versuchen, die er nicht sehr gut beherrschte, aber einmal in Leg-Herrn-Zwiebel-Rein gesehen hatte.
Er riss die Tür auf, und ein ekeliger Gestank traf seine Ankh-gewohnten-Nüstern. Seine Augen wurden mit Bildern konfrontiert, die zu grausam waren, um sie hier zu beschreiben, denn Papier würde sich auflehnen solcherlei Dinge zu tragen und zu vermitteln.
In all diesem Chaos saß Vautam auf einem Thron-ähnlichem Stuhl, und sah über ein kleines schmutziges Mädchen hinweg auf den in der Tür stehenden Wächter, und freute sich schon auf das nächste Opfer.
"Hallo Blutsauger!" rief Cim mit etwas brüchigerer Stimme als gut war. " Ich würde nur gerne ein Ikonogramm von Dir machen. Geht ganz schnell! Die Salamander habe ich den ganzen Vormittag aufgeladen!" Damit hob Cim tatsächlich einen Ikonographen ans Auge und sagte "CHEEEESE" das Klick klang wie ein Armbrustbolzen der sich von der Waffe schnellte, und eine kleine Gaswolke verflüchtigte sich durch die Decke des Kellers nach oben.
Der Wächter wusste, dass es jetzt um Minuten ging, er sprang nach vor, packte das Kind und stürzte aus der Tür ins Stiegenhaus, ins Freie.
Verwirrt blickte sich das Mädchen um, als die späte Nachmittagssonne sein Gesicht traf. "Wir gehen jetzt auf die Wache mein Kind. Keine Angst!"
SUSI hatte einiges zu tun in diesem Keller, und stellte insgesamt 12 Leichen sicher. Alle von Strassenkindern, die so schnell niemand vermisste.
Vautam war zurückgekehrt, wie ein alter hartnäckiger Ausschlag der Stadt, den sie schon überwunden glaubte.
Bei Einbruch der Dunkelheit, kam Cim in der Weberstrasse an, mit einem Seesack der seine Sachen enthielt, und teilte Timara mit, dass er von heute an bei ihr wohnen würde.
Als er über die Schwelle trat, hatte er das Gefühl, dass zwei rote Augen auf seinem Rücken ruhten, die ihn beobachteten, und darauf warteten in das Haus eingeladen zu werden.
Cim schwor sich, nie wieder ohne Salamander aus dem Haus zu gehen.
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