Nachtschicht

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von Fähnrich VidG Schmiedehammer (SEALS)
Online seit 04. 11. 2001
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Ein Mord, der Schmiede nicht zur Ruhe kommen lässt...

Dafür vergebene Note: 12

Ein kurzer heller Schrei durchdringt die Pechschwarze Nacht Ankh-Morporks. Genau so plötzlich wie er erschall bricht er wieder ab...

"Was war denn dies?", jemand hob abrupt seinen Kopf.
"Keine Ahnung, Wachtmeister!", der Wirt putze weiter Gläser.
"Wenn es eins gibt, was ich nicht ausstehen kann, sind es geheimnisvolle Schreie in einer pechschwarzen Nacht!", es donnerte, Io hatte unglaubliches Geschick in Sachen Timing.
Schmiede erhob sich und ließ ein paar Dollar auf den Tisch klimpern.
Er streifte sich seinen Mantel* über und stellte den Kragen hoch. Langsam öffnete er die Tür und trat heraus.
Es regnete typischen Ankh-Morpork Regen. Große Tropfen, die man nicht an seine Haut lassen sollte.
Langsam schlenderte der Zwerg durch die Nacht und ließ seine Gedanken schweifen. Nicht oft kam er vor die Tür, eigentlich fast nie, als er das Amt des Ausbilders innehatte und nun Abteilungsleiter war.
Wieder donnerte es.
Eigentlich hatte er nur seinen Mahlzeit zu sich nehmen wollen um sich auf seine Schicht vorzubereiten. Aber der markerschütternde Schrei, ließ Neugierde ihn im sprießen, wie sie nur Wächter verspüren, keine perverse es war eher der Instinkt.
Ein Eselskarren donnerte vorüber. Doch Schmiede ließ seinen Blick weiter geradeaus, die Nummer hatte er sich schon von weitem gemerkt**. Bald darauf bog er in eine der Nebengassen, die Ankh-Morpork so berüchtigt gemacht haben. Viele Mülltonen standen hier einige umgekippt andere waren überfüllt. Langsam tat er einen Schritt in die Dunkelheit. Angst war es nicht was ihn vorsichtig machte, es war sein Wächter-Instinkt. Und dieser sagte ihm: Hier ist ein Verbrechen begangen worden. Sei vorsichtig!
Er leises Rascheln durchdrang das Plätschern des Regens, langsam drehte er seinen Kopf nach rechts. In der Dunkelheit erblickte er eine Katze, ihr Fell war zerfetzt, auf dem einen Auge war sie blind, sie schien trotzdem recht jung zu sein. Er beugte sich herunter und streichelte das Tier behutsam sein Blick entdeckte etwas neben der Katze.
Einen Dolch blutverschmiert.
Schmiede zog aus seiner Tasche den Rest seines Mittagessen, wickelte es aus dem Papier und legte es vor die Katze. Behutsam umschloss er mit dem Papier den Dolch und ließ ihn in seiner Tasche verschwinden. Langsam erhob er sich und schritt weiter in die Gasse.
Es blitzte und der Zwerg zuckte kurz zusammen.
Das Zucken galt nicht dem Blitz, sondern was dieser erhellt hatte. Ein blutverschmiertes Kind lag zwei Meter vor ihm. Die Augen vor Angst erstarrt. Er trat auf das Kind zu und beugte sich herunter, es war weiblich, langsam zog er seinen Mantel aus und breitet ihn vorsichtig über der Leiche aus. Sein Gesicht verriet nichts, keine Wut, keine Betroffenheit ... nichts.
Er lässt seine Hände unter schlaffen Körper gleiten und hebt ihn behutsam an.

Eine knappe Stunde später sitzt der Zwerg im Büro vom Pismire. Sein Bart ist zerzaust, eine Decke liegt über seinen Schultern, eine Tasse heißen Kaputtschino in den Händen.
"Alles klar?", der Schamane sieht ihn besorgt an und schließt die Tür hinter sich.
Schmiede sieht auf. "Ja."
"Hmh, hier ist der Obduktionsbericht. Aber es steht wohl nichts drin das du dir nicht schon gedacht hast."
"Fingerabdrücke auf dem Dolch?"
"Nein, aber ein Haar."
"Es könnte meins oder ... ihres gewesen sein... vielleicht auch das einer Katze."
"Nein, das Haar stammt von einem Menschen."

Nun war es ein Uhr, ein Uhr und kaum etwas war gut...
Schmiede saß wieder in seinem Büro und unterhielt sich mit Atera.
"Ich möchte die Adresse des Besitzers dieses Eselkarrens haben.", Schmiede schrieb zögerlich auf, was er sich so fest gemerkt hatte.
Der Spieß nickte und verschwand aus dem Büro des Abteilungsleiters.
Er wartete einen Moment und zog die unterste Schublade auf, er griff hinein und holte eine ältere Öllampe hervor, nach einem Moment auch seine Armbrust hervor. Schnell machte er sich auf den Weg noch einmal zu S.U.S.I. ...

"Ich bräuchte eine Ikonographie von ihr."
Pismire nickt und kommt kurz darauf wieder. "Ich habe dem Kobold die Anweisungen gegeben, er soll die Wunden nicht mitmalen.", fügt er erklärend dazu. "Und deinen Mantel, er dürfte gesäubert sein."
Dankend nickend dreht Schmiede sich um und trottet davon - gefolgt von dem Blick des Schamanen.

Vorsichtig entzündet er die Lampe und bläst das Streichholz aus. Die Gasse wird erhellt, Schatten tanzen wild und erschreckend an den Wänden.
Schmiede blickt auf die Kreide in seiner Hand, während er die Lampe neben eine Pfütze stellt.
Umriss zeichnen wäre eh zu spät und die Kreide würde im Regen mit Sicherheit weggespült werden. Sein Blick fällt auf die Katze, die in einem umgefallen Pappkarton liegt und ihn wachsam beobachtet. Seine Augen schwenken zurück zum Rest Blut, das sich langsam mit dem Regenwasser vermischt und weiter fließt.
Zum zweiten Mal verlässt er die Gasse, doch diesmal mit einem anderen Ziel.

Er bewegt auf das Haus quer gegenüber zu und betätigt den Klopfer. Er wartet geduldig, klopft nach einiger Zeit aber noch mal. Diesmal öffnetet sich die Tür einen Spalt, die Kette ist gespannt.
"Ja?", erklingt eine dunkle Stimme müde und wütend.
"Kennen Sie dieses Mädchen?", der Zwerg reicht die Ikonographie hinein.
...
"Wer sind sie?", der Mann scheint nun hellwach zu sein.
"Fähnrich Schmiedehammer, Ankh-Morpork Stadtwache.", diese Worte rutschen wie Routine aus seinem Rachen, die Dienstmarke wie ein Schild vor sich haltend.
Die Tür fällt leise ins Schloss. Gerade als Schmiede ein Seufzen ausstoßen möchte. Schwingt die Tür ganz auf.
"Kommen sie rein, aber sein Sie bitte leise!", der Mann scheint anfang vierzig zu sein und steht im Nachthemd vor dem Wächter.
Schmiede betritt die Wohnung, nicht sehr groß wie es scheint. Der Mann führt ihn in die Küche und bietet ihm mit einer Handbewegung einen Stuhl an.
Schmiede setzt sich dankend.
"Also, warum kommen sie so spät Nachts und warum haben sie das Bild meiner Tochter dabei?"
Die Augen des Zwergs werden leer.
"Ihre ... Tochter?", seine Stimme überschlägt sich obwohl er leise spricht, draußen schlagen die Regentropfen weiter ans Fenster.
"Ja, was ist mit ihr?"
"S-sir, sie ist tot."
Schweigen. Schmiede starrt den Vater traurig an.
"Es tut mir leid.", er lässt seinen Kopf sinken. "Aber wären sei bereit mir einige Fragen zu beantworten? Dies würde es mir enorm erleichtern den Täter zu er-"
"Heute Nachmittag war mein Arbeitgeber da, ich habe mir vor einiger von ihm Geld leihen müssen, meine Frau war krank ... und sie brauchten die Medikamente, ich konnte nicht alles zurück zahlen ... er meinte er würde mir etwas nehmen das wichtig ist ... und vorsichtshalber habe ich meine Frau und meine Tochter zu meinen Eltern gebracht ...", dem Mann liefen die Tränen über die Wange.

"Veni, bitte rede mit ihm.", flüstert Schmiede der Gnomin zu. "Ich habe noch was zu erledigen..."
Der Vater saß zitternd am Tisch in dem F.R.O.G. Aufenthaltsraum.
Schmiede verließ das Wachhaus. Es war bereits vier Uhr. Er ging langsam durch den Regen. Feste Entschlossenheit glänzte in seinen Augen. Das Haus, sein Ziel.
Er schob die Gartentür beiseite und klopfte an der Haustür. Kurz darauf öffnete ein breiter und sehr großer Mann. Schmiede schlug ihn in seine Empfändliche Stelle. Der Mann lag japsend am Boden. Der Zwerg blickte auf seinen Kopf und fragte leise aber bestimmt. "Wie viele Individuen befinden sich in diesem Haus?"
Er erhielt keine Antwort.

Das Haus hatte einen Keller, ein Erdgeschoss und den ersten Stock.
Nachdem er den Mann gefesselt mit Handtüchern im Bad eingesperrt hatte, zog er seine Armbrust machte er sich auf in den Keller. Er hörte laute Stimmen und ein Schluchzen. Schmiede beugte sich vor und horchte an einer Tür. Ja, dort kamen die Stimmen her. Er trat die Tür auf. Er sah auf die beiden Gestalten die vor einer Frau standen, welche wiederum an einen Stuhl gefesselt war. Beide drehten sich um und erblickten den Zwerg.
"Was machen Sie hier?", keifte der kleine drahtige in einem vornehmen Anzug.
"Fähnrich Schmiedehammer, Ankh-Morpork Stadtwache. Sie sind verhaftet, es liegt eine Anklage vor!"
"Von wem?"
"Von mir.", Schmiede lächelte kalt.
Der Drahtige und sein Leibwächter wechselten Blicke.
"Aha, du hast einen Bolzen aber wir sind zu zweit! Leg die Armbrust beiseite und wir versprechen dir einen schnellen Tod!"
Schmiede schoss auf den Leibwächter. Der Bolzen traf ihn mitten in die rechte Schulter. Schreiend sank dieser zu Boden.
Der drahtige zog ein Dolch und trat hinter die Frau, er hielt ihr die Klinge an die Kehle.
"Lassen sie die Armbrust fallen!"
Schmiede tat wie ihm befohlen.
Er sah in die Augen der Frau, sie erwiderte den Blick, ängstlich natürlich. Der Wächter regte keinen Muskel, doch plötzlich zog er die Augenbrauen ein Stück nach oben. Sie schlug fast mehr aus Reflex den Kopf nach hinten. Der Drahtige fiel um, Schmiede sprang vor und schob schnell die Frau und den Stuhl beiseite. Schnell verpasste er dem Mann, welcher seine blutige Nase hielt einen Tritt, aus dem Schwung holte er seine Axt hervor und zog dem Leibwächter noch mal eins mit dem Griff über.
"Hast du befohlen ein Mädchen umzubringen oder hast du's selber getan?", Schmiede zog den Man mit der blutigen Nase vor sein Gesicht.
"Ja", brachte er nur heraus und fing sich einen kräftigen Tritt ein.

Der Fall schien erledigt. Von dem Vater und der Mutter, die Frau, die gefesselt gewesen war, nahm man noch Zeugenaussagen auf. Schmiede saß in seinem Büro und las sich den Bericht von Atera durch. Der Eselskarrenlenker war ein normaler Temposünder gewesen. Nun den die SEALS-Kaffeekasse war wieder ein Stück voller. Der Zwerg drehte seinen Stuhl Richtung Fenster und beobachtete wie die ersten Sonnenstrahlen die Dächer Ankh-Morporks beschienen... Vorsichtig griff der Fähnrich in seine Tasche und holte die Katze hervor.
"Na gut, aber nur bis morgen..."

*Es war eigentlich eine Jacke aber der Zwerg benutzte es als Mantel.
**Zwerge können im dunkeln unglaublich gut sehen!



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