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Ein Assassine ist ermordet worden. Wer tötet Mörder?
Gehe dem ganzen nach, denn Lord Witwenmacher ist äußerst besorgt. Er verbirgt etwas....
Dafür vergebene Note: 12
Es war ein trüber Donnerstag in Ankh-Morpork, als ich zusammen mit Dios und Holy Seether auf Streife ging. Trotz meines lautstarken Protests wurde er mir als neuer Streifenpartner zugeteilt. Was ich gegen Holy hatte? Nicht das ich intolerant wäre oder so was (ich doch nicht und wer das Gegenteil behauptet bekommt`s mit mir zu tun), meine besten Freunde waren Zwerge, Untote, Werwölfe und sogar Tod höchstpersönlich zählte ich zu ihnen. Nun aber Holy war anders, er war ein Elf! Jeder kennt Elfen, sie sind furchtbar arrogant und haben den modischen Geschmack eines blinden Sreifenhörnchens.
Wenn man mit Holy unterwegs war durfte man nicht hoffen sich unauffällig unters Volk mischen zu können. Er weigerte sich immer noch standhaft eine Uniform zu tragen, statt dessen trug er diese übertrieben bunten und unheimlich geschmacklosen Fetzen, mit der für Elfen typischen Überzeugung das ihm einfach alles stünde.
Wir überquerten gerade die Neue Brücke als Holy begann mich bis aufs Blut zu reizen.
"Also ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum Du diesen verlausten Köter überall hin mitschleppen mußt. Der hat sich doch noch nie nützlich gemacht", bemerkte Holy selbstgefällig.
Ich geb dir gleich nenn verlausten Köter dachte ich noch bei mir und wollte zu einer passenden Antwort ansetzen, als ich unter mir einen leblosen Körper im Ankh (ich meinte natürlich auf ihm) treiben sah.
"Hey Seether, sie mal da! Los komm mit wir müssen ihn abfangen." rief ich und rannte los.
Holy folgte mir mit einigem Abstand, da er dauernd über seine Kleidung stolperte. Pah! Und so jemand behauptete von sich er verfüge über Naturmagie, um nicht über Wurzeln und dergleichen Dinge im Wald zu stürzen. In Ankh-Morpork gab es bekanntermaßen nicht viele Bäume und man kannte froh sein, wenn man seine Beine lange genug behielt um noch über sie stolpern zu können.
Schließlich erreichten wir den Toten.
"Das ist ja ein Assassine! Wenn auch ein relativ junger, scheint noch nicht lange tot zu sein", bemerkte ich (und zwar daran, dass der Ankh seine Kleidung noch nicht in ihre Bestandteile aufgelöst hatte).
"Sieh nur jemand hat ihn erstochen, das Messer steckt noch in seiner Brust."
"Somit wäre die Todesursache geklärt. Was machen wir jetzt mit ihm?", wollte Holy wissen.
"Lassen wir ihn erst mal hier und statten Lord Witwenmacher einen kleinen Besuch ab.", beschloß ich.
Schließlich konnte der Assassine nicht mehr weglaufen. Oder doch? Er wäre nicht der erste gewesen der nach seinem Tod noch putzmunter durch die Gassen Ankh-Morphorks geschlendert wäre. Ich beobachtete ihn mißtrauisch, aber als er keinerlei Anstalten zur Flucht machte, begaben wir uns auf den Weg zur Assassinengilde.
Dort angekommen klopfte ich mehrmals kräftig ans Eingangstor und überlegte gleichzeitig fieberhaft wie ich mich möglichst taktvoll ausdrücken konnte. Die Assassinen waren nicht gerade dafür bekannt Informationen über ihre Mitglieder freizugeben. Kurz darauf öffnete sich das Tor einen Spalt breit und eine düstere Stimme fragte: "Was wollt ihr?".
"Wir verlangen das Du uns sofort...", Holys Ansprache wurde mit einem möglichst kräftigem Fußtritt vorzeitig beendet.
"Entschuldige Holy ist noch relativ neu hier", versuchte ich zu erklären.
"Wir sind von der Stadtwache und würden gerne mit Lord Witwenmacher eine wichtige Angelegenheit besprechen, wenn's keine Umstände macht."
Zu meinem größten Erstaunen wurde uns geöffnet und man führte uns zu Lord Witwenmachers Büro.
Unterwegs begegneten wir mehreren in schwarz gehüllten Gestalten die mich erschauern ließen und ich hoffte inständig, nicht wichtig genug zu sein, um die Ehre zu erhalten vom einem getötet zu werden.
"Aus irgendeinem Grund scheinen die aber auch ziemlich nervös zu sein", flüsterte Holy mir zu.
Lord Witwenmacher empfing uns mit einem aufgesetzten Lächeln.
"Ah, die geschätzten Mitglieder der Wache. Sicher seid ihr wegen Imp Schneitweg hier, nicht wahr?"
"Wir haben vor kurzem einen Deiner Leute mit einem Messer im Bauch vorgefunden. Als ich ihn das letzte mal sah, schien er ziemlich tot zu sein", erwiderte ich verwundert. Woher wußte er?
"Dabei handelt es sich um eine interne Angelegenheit, ihr solltet Euch besser da raushalten", bemerkte Witwenmacher trocken und ehe wir uns versahen waren wir auch schon wieder außerhalb des Gebäudes.
"Was meinte er mit interne Angelegenheit?", wollte Holy wissen.
"Im Klartext heißt das, daß wenn jemand bei einem Auftrag versagt, er ausnahmsweise mal kostenlos beiseite geschafft wird.", erklärte ich.
"Und wir lassen das durchgehen?", fragte Holy sichtlich schockiert.
"Bleibt uns ja nichts anderes übrig", erwiderte ich bitter (Gildenpolitik, wie ich sie haßte).
"Aber irgendwas stimmt da nicht, ich glaube das Lord Witwenmacher etwas vor uns verbirgt. Wir sollten uns doch noch mal die Leiche ansehen."
Also schleppten wir den Toten ins Wachhaus und untersuchten ihn genauer, als VaaBii die Wache betrat. Er war der Einzige der je Mitglied in der Assassinengilde gewesen war und diese aufrecht und aus eigener Kraft wieder verlassen hatte. Das "wie" blieb für mich rätselhaft.
"Hey, was macht der tote Assassasine auf unserem Pokertisch", wollte er wissen.
"Wir versuchen gerade herauszufinden woran der Kerl gestorben ist.", versuchte ich zu erklären.
"Seid ihr blind oder was?", erwiderte VaaBii sarkastisch.
"Nein, ich meinte ob er von den Assassinen abgemurkst wurde, oder...VaaBii? Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte ich besorgt, als VaaBii den Toten auf eine sehr seltsame weise anstarrte.
"Und der soll von den Assassinen erstochen worden sein?", wollte er ungläubig wissen.
"Ein anständiger Assassine würde niemals das Messer so ansetzen, es sei denn er wollte sich selbst inhumieren", lachte VaaBii. "Der Winkel ist total verkehrt."
"Was war das eben?", fragte ich nachdenklich. In mir keimte bereits eine dunkle Vorahnung.
"Nun für einen sauberen Stich hätte er das Messer genau hier ansetzen..."
"Was? Nein, das meinte ich nicht, das was Du vorher erwähnt hast.", unterbrach ich VaaBii.
"Ich hab da so einen Gedanken den ich gern überprüfen würde, los kommt gehn wir".
Wir hasteten zur Neuen Brücke, teilten uns in zwei Gruppen auf und gingen von da aus das Ufer des Ankh beidseitig ab. Am Randufer nahe unserem Ausgangspunkt wurden wir schließlich fündig.
"Holy, komm rüber!", rief ich und betrachtete unseren Fund ausgiebig.
Es handelte sich um nur wenig verwischte Fußabdrücke, sie konnten also noch nicht sehr alt gewesen sein. Sie stammten von zwei Personen, die der ersten Person ließen sich nicht identifizieren, aber bei den Zweiten handelte es sich laut VaaBii eindeutig um die eines Assassinen, um die des inzwischen Verstorbenen wie sich bei einem Vergleich später herausstellen sollte. Dessen Spur endete ganz abrupt an einem kleinen Hügel, von da aus verliefen undeutliche Spuren zum Ankh.
"Hier hab ich meine erste Auswahlprüfung absolviert", sinnierte VaaBii.
"Die finden hier in der Gegend oft statt".
"Sag mal VaaBii, gestern hat es den ganzen Tag geregnet, der Ankh war über die Ufer getreten und die Prüfungen sind doch in der Regel nachts?"
"Ja meistens", pflichtete mir VaaBii bei.
"Könnte es unter Umständen sein, daß hier gestern eine solche Prüfung stattgefunden hat?", fragte ich.
"Und wäre es weiterhin möglich, daß der Prüfling bei der Verfolgung seines Opfers auf dem Schlamm des Ankh ausgerutscht und dabei in sein eignes Messer gefallen ist?"
"Da wäre ja eine unglaubliche Blamage für die Assassinengilde! Sie würde auf jeden Fall versuchen den Vorfall zu vertuschen, die ganze Stadt würde darüber lachen und der gute Ruf...Oh...", VaaBii seufzte laut.
"Wie peinlich!"
"Also wäre es möglich, richtig?", hakte ich nach.
"Klingt durchaus logisch", bestätigte VaaBii.
"Dann sollten wir zurück zu Lord Witwenmacher gehen um uns unsere Theorie bestätigen zu lassen", schlug Holy vor.
"Warte Holy, ich halte das für keine gute Idee", stoppte ich Holys Tatendrang. Oder sollte ich ihn gehenlassen? Ach nein, ich konnte ihn zwar nicht besonders gut leiden, aber so sehr haßte ich ihn nun auch wieder nicht.
"Was glaubst Du wohl wie er reagieren würde? Er würde uns, falls unsere Version stimmt, sicher nicht dankbar für die Aufklärung die Hand schütteln. Ich für meinen Teil fühle mich jedenfalls noch zu jung um aus dem Leben zu scheiden."
"Und jetzt?", wollte VaaBii wissen.
"Nun, ich glaub ich geb einen aus. Gehn wir was trinken, für Euch Bier und für mich ein Fruchtsaft", schlug ich vor.
"Irgendwelche Einwände? Nein? Gut, dann laßt uns gehn."
Gemeinsam schlenderten wir zum Eimer, unserer Stammkneipe. Wieder war ein Fall mehr oder weniger gelöst, ob unsere Lösung die richtige war stand in den Sternen, aber wir konnten zumindest zufrieden mit uns sein. Nur eine Sache würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben:
Wurde der Assassine wirklich von seinem Messer getötet oder hatte der Aufprall auf den Ankh ihn umgebracht?
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