Die Narben der Zeit

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von Chief-Korporal Ecatherina Erschreckja (FROG)
Online seit 13. 10. 2001
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Ein Mann hat sich im Theater verschanzt und tötet oder verletzt wahllos Leute in seinen Wutausbrüchen. Darunter auch Leute der hohen Gesellschaft. FROG hat nun den Befehl erhalten, dem möglichst schnell Einhalt zu bieten und die Verletzten zu bergen.

Dafür vergebene Note: 12

Ecatherina starrte fassungslos auf die Leiche.
„Und du kennst sie sicher nicht, Chief-Korporal?“, fragte ein verdutzter Lupus, der jetzt schon über eine Viertelstunde versuchte, Eca vom Tatort wegzubringen, damit er seine Untersuchungen anfangen konnte.
„Eh.. nein.. noch nie gesehen.“
„Dann könntest du doch bitte wieder gehen. Ich bringe dir auch nachher einen Bericht vorbei, wenn du willst.“
„Sie ist so ............. tot.“
„Ja, bei diesen Wunden ist das nicht auszuschließen.“, er warf nochmals einen kurzen Blick auf die Frau, die mit blauen Flecken übersät war und sich eine schwere Kopfverletzung und mehrere Stichverletzungen zugezogen hatte.
„Aber.... wie konnte er nur so was tun?“
„Ist das deine erste Leiche, Eca?“
„Eh... nein... nicht unbedingt... hab schon andere gesehen... doch... sie... furchtbar.“

Ecatherina war auf dem Weg zur Arbeit, doch da sie zu früh dran war - so was konnte bei ihr auch mal passieren, auch wenn nur sehr selten - ging sie mal wieder in der Stadt spazieren. Sie machte das schon fast zu ihrer Gewohnheiten. Irgendwie war sie von Ankh-Morpork fasziniert, auch wenn sie lieber Nachts unterwegs war und niemanden dabei treffen wollte. Sie schlenderte durch die Schatten, als sie plötzlich mehrere Schreie hörte und sofort in die Richtung rannte. Ein Mann war gerade dabei, die junge Frau die am Boden lag, zu untersuchen. Irgendwie konnte auch er nicht glauben, dass sie tot war, auch wenn er der Grund dafür zu sein schien. Sein Blut verschmiertes Messer lag neben ihm am Boden und mehrere Tränen rollten ihm über die Wange, während er immer wieder Dinge von wegen „Es tut mir so leid“, oder „Ich wollte das nicht tun“ stammelte. Er war fast genauso bleich wie die Frau, nur daß er im Gegensatz dazu noch am Leben war und rote Augen sowie mehrere Narben am Körper hatte. Als Eca näher trat, nahm der Mann sein Messer und rannte weg. Sie wollte ihm zwar nachlaufen, doch als sie auf die Tote blickte, blieb sie wie versteinert stehen und machte keine Regung oder sagte kein Wort mehr, bis Lupus eintraf, der von ein paar Passanten gerufen wurde.

„Ich weiß, es ist ein unschöner Anblick. Ich lege ein Leichentuch drüber und mache mich an die Arbeit, einverstanden?“, Lupus versuchte möglichst in einem ruhigen Ton zu sprechen.
„Nein.... kein Tuch.... sie mag keine Tücher...“
„Ähm, Eca? Sie ist tot.“
„Nein... sie ist jetzt... in einer besseren Welt.“
„Eca? Wer ist sie?“
„Sie ist ein totes Mädchen.... das große Träume hatte.“
„Ach, hatte sie die?“
„Ja.“
„Soll ich Veni holen? Die kann dir sicher helfen.“
„Was?“, erst jetzt sah sie Lupus zum ersten Mal dieses Tages an und es schien, als würde ihre Starre endlich ein wenig nachlassen.
„Oh, tut mir leid Lupus. Ich wollte dich nicht stören. Scheint so, als wäre ich in Gedanken versunken gewesen.“
„Den Verdacht hatte ich auch schon.“, Ecatherina ging zur Seite und Lupus holte Kreide hervor, zog die Konturen am Boden nach und legte anschließend ein weißes Tuch über die Leiche, um sich mal den Tatort genauer anzusehen. Ein leichter Schauer kroch über Ecas Rücken, als sie sah, wie Lupus das Leichtuch auf die Frau warf, dann machte sie nochmals einen verstörten Blick Richtung Fluchtweg des Mannes und machte sich auf zum Gehen.
„Vergiss nicht eine Täterbeschreibung abzugeben.“, schrie Lupus ihr nach.
„Was? Oh, der Mann, ja. Ähm, nein. Ich konnte ihn leider nicht genau erkennen, er war so schnell weg. Machs gut.“, der Hauptgefreite sah ihr nachdenklich nach, etwas stimmte hier gewaltig nicht und er beschloss, dass seiner Vorgesetzten mitzuteilen.

Langsam und mit sehr gedrückter Stimmung ging sie Richtung Pseudopolisplatz. Deprimiert ließ sie den Kopf hängen und summte leise ein altes Kinderlied. Angie kam aus dem Haus gestürmt und fiel ihr fast an den Hals vor Freude, da sie einen goldenen Ribbon erhalten hatte. Eca nickte kurz und ging weiter, gefolgt von einem erstaunten Blick von Angie, die dann kurzer Hand schulterzuckend fröhlich weiterstürmte - anscheinend wollte sie feiern gehen. Ecatherina betrat das Wachhaus und wurde von ein paar Kollegen schnell darauf hingewiesen, dass Ras eine Krisensitzung einberufen und alle FROGs dazu verpflichtet hatte, daran teilzunehmen. Seufzend machte sie sich auf zu dessen Büro, welches bis dahin schon fast überfüllt war.
„Oh gut, Chief-Korporal, dass du dich auch mal zu uns gesellst.“
„Sir... kann ich frei haben... ich fühl mich nicht besonders.“
„Bist du krank?“
„Nein, aber...“
„Gut, dann spricht ja nichts gegen ein bisschen Arbeit. Wir planen gerade unseren Einsatz und du als Giga bist bereits eingeplant. Also Leutnant, würdest du bitte nochmals anfangen.“
Gonzo, welcher eine winzigkleine Sonnenbrille trug, stand wieder vom Federhalter auf, stellte sich auf die Mitte des Tisches und fing an zu erzählen.
„Uns wurde vor kurzen mitgeteilt, dass ein unbekannter Mann in das Theater eingedrungen ist und mehrere Geiseln, darunter auch den Direktor, den Zwerg Hwel und mehrere Adlige, hält. Er ist mit einem Messer, einer Armbrust und mehreren stumpfen Hiebwaffen bewaffnet. Es soll bereits zwei Tote geben und sollte die Wache versuchen ihn aufzuhalten, will er weitere Unschuldige töten. Er hat sonst keine Forderungen gestellt und über sein Motiv rätseln wir noch immer. Unsere geschätzte Püschologin meinte dazu, dass er durchgeknallt wäre. Von verschiedenen Beobachtern und anderen Wächtern, wobei auch zwei von diesem Mann angegriffen und verletzt wurden, erfuhren wir, dass er zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigt und dabei alles kurz und klein schlägt, um sich dann wieder zu beruhigen und die Opfer zu bedauern. Will aber jemand flüchten oder in das Gebäude eindringen, geht mit ihm wieder die Sicherung durch. Schätzungsweise gibt es in dem Haus, außer den zwei Toten, zehn Schwerverletzte und fünf leichte Fälle. Weiteres soll er vor dem Anschlag auf das Theater, eine unbekannte Frau in den Schatten überfallen und getötet haben.“ Bei diesen Worten schreckte Eca plötzlich auf und sah Gonzo ungläubig an.
„Das kann doch nicht sein...“, schrie sie los.
„Wolltest du etwas beitragen, Chief-Korporal?“, fragte Ras, doch sie war so geschockt, dass sie ihn nicht einmal wahr nahm.
„Anscheinend nicht. Mach bitte weiter, Gonzo.“
„Ähm, ja. Er verschanzt sich im Keller, wobei er etliche Fallen aufgestellt und alle Fenster und Türen manipuliert hat. Wird eine Tür oder ein Fenster geöffnet, ertönt ein Alarm und eine weitere Person wird von ihm hingerichtet. Wir wissen nicht, wie er es so schnell geschafft hat, dass zu machen, noch ob er das vorher geplant hat. Es gibt zwar viele Beschreibungen, aber bis jetzt bleibt uns die Identität des Mörders unbekannt. Es gibt Gerüchte, dass die Aufseherin des Waisenhauses ihn kennen würde, dass
wurde uns aber bis jetzt nicht bestätigt. Der Kommandeur hat uns nun den Auftrag gegeben, den Mann so schnell wie möglich auszuschalten und die Geiseln zu befreien, da es sein kann, dass sich unter den Schwerverletzten auch der Sohn von Lord Selachii befindet. Deswegen wird unser Sanitäter in dieser Mission sehr wichtig sein. Malachit, Garagos und Majona werden für den Notfall draußen warten, sollte ein unentdecktes Eindringen nicht möglich sein oder fehlschlagen, werden diese so schnell wie möglich beim
kleinste Anzeichen das Haus stürmen und den Kerl dingfest machen, bevor er den Wächtern oder anderen Schaden kann. Veni wird gemeinsam mit Humph für die Opfer gebraucht werden, ich und Gold Moon werden uns um die Fallensuche kümmern, Eca wird dann dafür zuständig sein, diese wenn möglich zu deaktivieren bzw. sich unbemerkt an den Mann ranzuschleichen und ihn zu überwältigen. Der Hauptmann wird uns als Fledermaus begleiten, Sidney und Zaddam werden unsere Nachhut sein, um sicher zu gehen, dass der Täter keine Komplizen hat, die uns auflauern können. Alle soweit mitgekommen?“
„Ja!“, ertönte die mehrfache Antwort.
„Gut, dann wegtreten!“, Ras beendete die Sitzung und die Wächter stürmten aus dem Büro, um sich fertig zu machen; auch Eca, die nach dem Vortrag wieder ziemlich normal aussah und sich auch so benahm.

Die Wächter gingen vor dem Theater in Position. Garagos setzte sich auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses und überblickte die Situation. Mala und Majona standen versteckt in einer Seitengasse und sollte Garagos ein Zeichen geben, würden sie, Mala voraus, das Haus stürmen. Humph hatte Veni auf die Schulter genommen und Gold Moon Gonzo. Sie untersuchten den Haupteingang, doch der schien von innen ziemlich verdrahtet zu sein und Eca fand keine Möglichkeit, dass zu ändern. Also gingen sie zum Hintereingang, doch auch dieser schien sehr gesichert zu sein. Als sie das Haus dann umrundeten, um eine andere Möglichkeit zu finden, einzukommen, erspähte die Elfe ein Rattenloch, welches gerade groß genug war, um einen Gnom locker hindurchspazieren zu lassen.
„Wartet hier, ich sehe mich drinnen mal um.“, meinte Gonzo und ließ sich vor dem Loch absetzen. Gerade als er eintrete wollte, kam eine Ratte quietschend herausgerannt und die Wächter erschraken. Beim zweiten Versuch gelang es ihm ins Innere zu kommen und Gonzo musste staunen, fast das ganze Theater schien durch und durch verdrahtet zu sein.
„Das sieht ziemlich schlecht aus Leute. Wenn ich den Draht einfach durchtrenne, bleibt immer noch die Möglichkeit, dass der Alarm trotzdem los geht.“
„Wie sieht der Draht eigentlich aus?“, wollte Eca wissen, als Gonzo von seiner Expedition zurückkam.
„Hm, na ja, normaler Draht denk ich, aus Eisen.“
„Aus Eisen? Gut. Hier, nimm das. Such dir ein Fenster oder eine Tür, wo nicht viel Draht ist, schüttle das Gläschen, stell es genau darunter, also aufs Fensterbrett oder so, entferne den Stöpsel und verschwinde schnell.“
„Und dann?“, fragte er, während er das Röhrchen, dass ca. so groß wie er war, von Eca vorsichtig entgegennahm.
„Dann warte, bis sich der blaue Nebel sich gelegt hat, den du auf keinen Fall einatmen solltest, und dann solltest du die Drähte schnell biegen.“
„Biegen?“
„Jap. Für kurze Zeit wird das Eisen so zäh wie Gummi werden, eine Eigenart des Giftes. Da kannst du es so weit ziehen, dass du es beim Fensterbrett oder wo befestigen kannst. So wird der Alarm nicht ausgelöst, da es für diese Zeit nicht leitet und der Kontakt wird auch nicht unterbrochen. Wenn es wieder fest wird, sollte das Fenster oder die Tür schon offen sein, in dieser Zeit wird es nämlich noch leitfähiger und kann kleinster Erschütterungen wahrnehmen.“
„Puh. OK. Ich werd mich bemühen. Noch irgendwas, was ich wissen sollte?“
„Ja, sei auf jeden Fall vorsichtig. Das ist kein normales Gift. Hab’s mir extra aus der Universität besorgt. Es tötet alles, auch Vampire oder Werwölfe. Sie können zwar wieder belebt werden, aber Vampire zerfallen in dieser Zeit zu Staub, wollt ich nur anmerken.“
„Ja ja, ich hab’s kapiert.“, noch vorsichtiger ging er durchs Loch und versuchte das Röhrchen nicht zu erschüttern oder damit irgendwo anzulaufen.
„Hätt ich ihm sagen sollen, dass das Glas unzerbrechlich ist und er lieber auf den Stöpsel aufpassen soll? Na egal, er ist eh schon weg.“, nach diesen Worten setzte sich eine Fledermaus auf Ecas Schulter und versuchte sie vorwurfsvoll anzustarren.

Zehn Minuten später wurde im zweiten Stock ein Fenster geöffnet und ein blauer, kleiner Gnom lugte über das Fensterbrett und grinste. Der Hauptmann in Fledermausgestalt erhob sich von seiner Sitzgelegenheit und flatterte hinein.
„Eh, ja. Ich hätte ihm vielleicht sagen sollen, dass es besser wäre, sich ein Fenster hier unten zu suchen, nicht jeder von uns kann fliegen.“, Eca beendete gerade ihr Jammern, als auch Zad sich in die Lüfte erhob, nur mit dem Unterschied, dass er diesmal ein Seil mit hatte, welches kurze Zeit später aus dem Fenster geworfen wurde, und an dem man sich mehr oder weniger leicht hinaufhanteln konnte. Ecatherina ließ zu erst alle anderen raufklettern, bevor sie es noch mal versuchte. Sie hatte irgendwie leichte Probleme, Halt zu finden, bzw. sie war noch nie geklettert und hatte keine Ahnung von dieser Technik. Fünf Minuten später kam Garagos angeflogen, der das ganze schon nicht mehr mit ansehen konnte, schnappte Eca, setzte sie im ersten Stock ab und flog dann wieder zurück auf seinen Beobachtungsposten. Als sie im Zimmer ankam, waren die anderen schon weitergegangen und Eca beeilte sich, ihnen nachzukommen, als sie hinter bemerkte, wie noch ein Schatten durchs Fenster geflogen kam. Schnell drehte sie sich um, konnte aber niemanden sehen. Leicht erstaunt stempelte sie dies als Halluzination ab und ging weiter. Im Erdgeschoss traf sie auf die anderen und Humph grinste leicht als Gonzo fragte, wo sie leicht so lang geblieben wäre.
Sie waren gerade an die nächste Hürde gestoßen. Auch die Tür zum Keller war von innen verdrahtet, doch nicht nur dass, durchs Schlüsselloch konnte man auch noch sehen, das ein Tisch davor stand, auf dem eine Leiche lag.
„Ähm, wenn die Leiche noch frisch ist, und das ist sie zweifellos, dann könnte ich etwas machen, dass aber nicht sehr.. ähm.. human ist.“
„Was meinst du damit?“, fragte Veni verwirrt.
„Na ja, ich könnte einen Pfeil getränkt mit Zombiebeherrschungsgift auf den Körper schießen. Er ist zwar kein Zombie, aber der Körper wurde darauf reagieren und man könnte ihm Befehle erteilen. Er könnte den Tisch wegziehen und wenn wir es schaffen würden, irgendwie ein Loch in die Tür oder die Wand zu machen, ohne dabei nicht laut zu sein, könnte ich ihm das zweite Fläschchen mit dem „Exitus - Allesvernichterelixier“ geben. Da er eh schon tot ist, würd’s nicht auffallen, wenn er dann noch in seine Einzelteile zerfällt.. eh.. ja.“
Als sie die geschockten Gesichter von den anderen sah fügte sie hinzu: „Ich sagte doch, es ist nicht sehr human, aber dafür effektiv.“
Als sonst niemand einen besseren Plan vorzubringen hatte, stimmten sie wohl oder übel zu und Zad fing an mit einem Messer leise ein Loch in die Tür zu bohren, dort, wo sich kein Draht befand. Eca nahm einen ihrer Pfeile, tränkte ihn eben mit diesem Gift und wartete bis das Loch groß genug war. Dann befüllte sie ihr normales Blasrohr und schoss
den Pfeil ab. Es dauerte eine Minute, dann zuckte der Körper und als Eca ihm befahl mit knappen Worten aufzustehen, den Tisch wegzuziehen und anschließend das Röhrchen entgegenzunehmen, setzte sich der Körper ruckartig auf und als er nach vollbrachter Arbeit wieder zurückkam, konnten alle durch das Loch oder Schlüsselloch sehen, dass er noch immer die Augen geschlossen hatte und aussah wie eine wandelnde Zombiepuppe. Eca schob das Fläschchen durchs Loch, gab ihm genaue, aber kurze Anweisungen und dann rannten alle zurück in den ersten Stock und warteten.

Ras flog als erstes wieder hinunter und als er nicht mehr wiederkam, folgten die anderen nach und fanden die Tür weit offen. Langsam gingen sie hinein und fanden den Toten am Boden liegen, wobei man nur ansatzweise mehr erkennen konnte, wer das einmal gewesen war. Die Leiche schien irgendwie ziemlich verätzt worden zu sein und sie bewegte sich nicht mehr. Eca musste ihren Blick davon abwenden, sonst hätte sie sich noch übergeben und auch die anderen bemühten sich schnell vorbeizugehen. Nach einem kurzen Gang kamen sie endlich zur Treppe die nach unten führte, welche vollkommen blutverschmiert war. Am unteren Ende befand sich wieder eine Leiche, diesmal weiblich. Vorsichtig und leise gingen sie den Gang entlang, während Gold Moon und Eca als erste gingen. Nach kurzer Zeit fanden sie auf der rechten Seite einen Raum, der voll mit Requisiten war und am Boden lagen sechs blutende Menschen, wobei nur mehr einer nicht bewusstlos war.
Humph mit Veni auf der Schulter stürmte ins Zimmer und versuchte die Verletzten zu heilen, während Veni ihm versuchte zu erklären, dass er ruhig bleiben und sich auf seine Arbeit konzentrieren soll.
Sid wurde als Bewachung abgestellt, während die anderen weiter schlichen. Nach kurzer Zeit teilte sich der Weg und sie hatten nun die Möglichkeit, entweder nach Links oder nach Rechts zu gehen. Gold Moon mit Gonzo auf der Schulter und Zad nahmen den rechten Gang, Eca mit einer Fledermaus als Begleiter den linken. Der rechte Weg führte zu einem großen Raum, welcher von draußen verschlossen war und indem sich der Rest der Gefangen befand, und nur wenige waren bei bester Gesundheit.
Nach etwa 10m teilte sich der Gang wieder, diesmal konnten sie gerade weiter gehen oder rechts abbiegen. Eca entschloss sich die Abbiegung mit den vielen Zimmern zu nehmen, während sie ihrem Vorgesetzten klarmachte, er sollte doch gerade weiterfliegen. Sie fand es als die beste Idee, wenn sie sich teilten und die aller beste war natürlich, wenn sie alleine gehen konnte. Sie lugte in ein Zimmer, konnte aber nichts sehen, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, und das schon längere Zeit.
Sie drehte sich um, und wieder war da nichts. Sie nahm sich ein zweites Zimmer vor, wieder Fehlanzeige, wie auch die weiteren drei Zimmer. Beim vierten Zimmer war die Tür verschlossen und sie lauschte, bevor sie durchs Schlüsselloch blickte. Sie konnte einen Zwerg sehen, der über einen Mann gebeugt war und dahinter saß ein Mann, der wie der Direktor aussah. Erleichtert atmete sie aus und holte ihre Dietriche heraus, welche nach ihrem ersten Test in ihr Inventar gelangt waren. Eca sperrte die Tür auf und
bedeutete den erschrockenen Insassen ruhig zu bleiben, während sie stumm ihr Dienstabzeichen herzeigte, als sie im Zimmer vis-a-vis ein Geräusch vernahm. Sie drehte sich um und sah einen Bolzen auf sich zufliegen. Ca. eine Sekunde bevor sie der Bolzen durchbohrt hätte, kam aus dem Nichts eine Gestalt und stieß Eca zu Boden. Der Bolzen bohrte sich hinter dem Direktor in die Wand und als Ecatherina sich umsah, konnte sie nirgends einen Angreifer oder ihren Retter sehen - und sie konnte ahnen, dass es sich hierbei nicht um Ras handelte. Sie sah in das Zimmer, von wo der Bolzen herauskam, konnte aber niemanden erblicken. Als sie alle Zimmer fertig hatte folgte sie den Weg, welchen Ras eingeschlagen hatte und diesmal gab es drei verschiedene Möglichkeiten weiterzugehen. Der eine Weg führte in eine Sackgasse, dort würden irgendwelche Kisten gelagert. Im zweiten konnte sie etwas Flattern hören und deswegen nahm sie sich den dritten vor.
Dieser endete mit einer Falltür, mit der man in das Erdeschoss gelangte, besser gesagt, auf die Bühne. Sie kletterte die kleine Eisentreppe hinauf und sah noch, wie ein Mann, bewaffnet mit einer Armbrust und einem Schlägel, neben den Sitzbänken vorbei zur großen Tür und dann in die Halle lief. Schnell rannte sie ihm nach und folgte ihm auch in den ersten Stock hinauf, während sie hinter ihr mehrmals etwas rascheln hörte, doch als sie sich verfolgt umsah, war da wieder nichts. Kopfschüttelnd rannte sie den Gang entlang, welchen dieser Mann genommen hatte. Irgendwie hatte sie ihn aus den Augen verloren. Im Laufen sah sie in diverse Zimmer, wurde aber nicht fündig. Sie erreicht das Ende, doch als sie Metall klirren hörte, drehte sie sich wieder ruckartig um, und diesmal sah sie in die roten Augen des Mannes, den sie heute Früh über der Leiche der Frau hatte knien sehen und jetzt mit dem Schlägel ausholte, und knapp dabei war, Eca damit zu erschlagen, wäre da nicht jemand aus dem Nichts aufgetaucht, der oder die dem Mann dem Arm brach, ihn mit dem Schlägel eine drüberzog und ihn dann in das nächstliegende Zimmer warf. Das ging alles so schnell, dass Eca nicht sehen konnte, wer oder was ihr da gerade geholfen hatte. Sie ging zum Zimmer, doch außer dem Mann war niemand da. Sie hörte Schritte und als sie wieder auf den Gang sah, kam Ras, nicht mehr in Tiergestalt, gerannt. Sie schrie ihm entgegen, dass der Mörder in den zweiten Stock gerannt war und der Hauptmann machte sich auch schon auf den Weg nach oben, während Eca ins Zimmer ging und die Tür schloss.
„Eca....“, hauchte der schwerverletzte Mann.
„Du hast sie getötet...“
„Das wollte ich nicht.“
„Djuke, sie ist tot!“
„Ich habe sie geliebt.. ich habe sie immer geliebt.. du weißt, dass ich das nicht wollte.“
„Leila.. du hast Leila auf dem Gewissen.. verdammt Djuke.. was hast du getan.“ Eine Träne rollte über Ecas Wange, und auch der Mann fing an zu weinen.
„Ich.. meine Wutausbrüche.. ich hatte sie nicht mehr unter Kontrolle.. Eca.. du musst mir helfen.. ich wollte das nicht. Ich habe sie doch immer beschützt. Hilf mir, Eca.. bitte.. tu’s!“ Eine weitere Träne rann über ihr Gesicht, bis sie genau so weinte wie er. Sie nahm die Armbrust in die Hand, spannte diese und sah ihn an.
„Ich werde euch nie vergessen.. ich schwör’s.. ihr werdet immer meine Freunde bleiben, bis wir uns alle wieder sehen, in Leilas Paradies.“
Ecatherina machte die Augen zu und drückte ab. Ein kurzes Röcheln deutete darauf hin, dass auch er nun tot war. Sie ließ die Waffe fallen, beugte sich über den Mann und schloss ihm die Augen.
„Finde deinen Frieden!“


Vor etlichen Jahren:
Drei Kinder saßen auf dem Boden und spielten.
Die Kleinste von den dreien war gerade drei geworden und ihre Freunde bauten ihr aus Steinen eine Torte. Sie hatte kurze braune Haare und lachte sehr viel.
Das zweite Mädchen war zwar schon fünf Jahre älter, doch sie benahm sich genauso wie die kleine Ecatherina, und konnte noch nicht gut sprechen. Sie hatte lange schwarze Haare, und ein wunderschönes, kindliches Lächeln und auch sie lachte die meisten Zeit. Die kleine Leila wurde von ihren Eltern schlimmstens vernachlässigt und dauernd weggesperrt, doch seit sie im Waisenhaus lebte, blühte sie auf. Das einzige was man von ihrer Quälerei noch merkte war, dass sie anfing zu schreien, wenn man ihr ein Tuch über den Kopf gab, meistens lief sie sogar schon weg, wenn sie ein Tuch nur sah.
Ihr Zwillingsbruder, Djuke, welcher sich sein Geld auf der Straße besorgte, versuchte seiner Schwester zu helfen, wurde aber dauernd von seinem Vater geschlagen.
Eines Tages bekam der Kleine einen Wutausbruch und brachte dabei seine Eltern mit einem Messer um, und wurde dann samt Schwester ins Waisenhaus verfrachtet.
Die kleine Eca freute sich sehr über ihre Torte, noch nie hatte sie eine eigene gehabt. Sie gab den zweien ein Küsschen und legte sich in Leilas Arme, welche sie als „Große Schwester“ bezeichnete. Die drei lachten und sangen ihr Lieblingslied „Mein schönes Paradies“, welches sie sich eigens für Leila zusammengereimt hatten. Diese mochte das Lied und auch Eca fühlte sich danach immer besser.
Djuke war gerade dabei, ein Pferd nachzuahmen, als ein paar der größeren Kinder aus dem Haus kamen und die drei auslachten, vor allem Leila, die etwas zu jung für ihr Alter war. Einer von denen stieß mit dem Fuß gegen die Torte, die dadurch zerstört wurde, und Klein-Eca fing an zu weinen.
Djuke verlor die Geduld und fing mit denen zu Raufen an, als dessen Freunde zu Hilfe eilen wollten, zückte der kleine Djuke sein Messer und brachte den einen um.
Eca und Leila sahen erschrocken auf seine Blutverschmierten Hände und als eine der Aufseherinnen kam und nachsehen wollte, was der Lärm zu bedeuten hatte, fing sie an zu schreien und rief die Wache.
Da Djuke Angst hatte, das man seine Schwester wieder wegstecken würde, wenn er sie nicht beschützen konnte, schnappte er Leila an der Hand und rannte weg. Eca klammerte sich an Leila und wollte die beiden nicht gehen lassen. Doch Djuke war stärker und so wollte auch sie mit ihnen weglaufen, wurde aber von der Aufseherin gepackt und weinend ins Haus gezerrt.
Traurig sah sie den beiden nach, konnte aber nur mehr sehen, wie die beiden in der Dunkelheit verschwanden und ein Schatten, den sie vorher nicht gesehen hatte, ihnen folgte.
Sie kroch unters Bett, dort wo die Aufseherinnen oder die anderen Kinder nicht hinkonnten und ließ sich für lange Zeit nicht mehr blicken.



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