Ein Fünkchen Hoffnung

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von Korporal Tricia McMillan (RUM)
Online seit 25. 09. 2001
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Endlich Urlaub - doch was als Trip in eine ruhige Zeit geplant war, entpuppt sich schnell als handfestes Problem.

Dafür vergebene Note: 12

Es war an der Zeit.
Ein kleines Fünkchen Hoffnung schwebte erwartungsvoll im leeren Raum über der Scheibenwelt. Besorgt blickte es hinunter auf die schneebedeckten Bergipfel, die blauen gewundenen Flüsse und die rauchenden Schornsteine der kleinen, ja sogar von seinem Standpunkt aus winzigen Hütten. Das Fünkchen Hoffnung wartete schon seit Äonen von Jahren. Geduldig und ohne zu murren. Es schwebte über den Köpfen der Leuten und wartete darauf, dass man es bemerkte. Man muß dazu sagen, dass es ein einmalig liebes Fünkchen Hoffnung war. Als das Universum noch in den Kinderschuhen steckte, war es aus der Teilung eines Funken Glaubens hervorgegangen. Der Glaubensfunke war zu groß geworden und hatte sich gespalten. Dabei waren eben unser Fünkchen Hoffnung hervorgekommen, rein und edel und gut bis unter seine Hutspitze, wenn es denn einen Hut tragen könnte. Andererseits brachte der Funke auch ein abgrundtief böses Fünkchen Hass hervor. Zum Glück für unser Fünkchen Hoffnung hatte der Hass so schwer an seinen Gefühlen zu tragen, dass er sofort auf die noch unbelebte Scheibenwelt hinabstürzte. Im Laufe der Jahrmillionen war er immer tiefer in einem Berg eingegraben worden, unruhig und jammernd. Das Fünkchen trudelte in einem leichten Luftzug. Überrascht blickte es auf das zerklüftete Gebirge unter sich. Irgendetwas Ungutes war da im Gange.
***Ankh-Morpork***

"Und vergiß nicht, uns eine Karte zu schreiben", die anwesenden R.U.M. Mitglieder winkten Tricia fröhlich hinterher. Diese war gerade im Begriff in eine der Kutschen nach Lancre zu steigen. Ihr erster Urlaub von der Wache. Manchnmal war ihr noch ein bißchen mulmig zu Mute, aber wenn sie nicht weit, weit weg fuhr, würde das aus dem Urlaub wieder nichts werden. Sie hatte ja oft genug erlebt, wie "frei", die freien Tage waren. Mit einem leisen Seufzen drehte sie sich um und stieg in die Kutsche. Der Kutscher warf die Tür hinter ihr zu und die Pferde setzten sich in Bewegung.

***Irgendwo in der Erde unter den Spitzhornbergen***

Der Funke Haß regte sich grummelnd*. Jahrmillionen hatte er gewartet. Er wollte eine Chance bekommen. Hatte er nicht von anderen Glaubensfunken gehört, die plötzlich Anhänger gefunden hatten und groooooß geworden waren. Mächtig und stark. Das war es, was er wollte: Macht. Und er spürte, es würde sich etwas verändern.

***Auf dem Weg nach Lancre***

"Ja und in AM leite ich eine Fabrik für Quallenhalsbänder. Sie müssen wissen, die sind jetzt sehr in Mode, wer etwas auf sich hält, hat eine Qualle als Haustier", ein überkommunikativer Fahrgast plapperte schon seit rund drei Stunden auf Tricia ein.
Diese versuchte verzweifelt einzuschlafen, um dem Schwätzer kein Ziel mehr zu bieten. Das war aber entsprechend schwierig, da der Mann mit einer sehr hohen und schnellen Stimme ohne Unterbrechung weitersprach. Tricia schwor sich, die nächsten zwei Wochen mit niemand mehr zu sprechen. Kein Wort.

***Irgendwo in der Erde unter den Spitzhornbergen***

Die Scheibenwelt reckte und streckte sich. Lange war sie ruhig gelegen, da spürte sie plötzlich das Bedürfnis mal wieder ein wenig Bewegung in die Sache zu bringen. Eine kleine Erdspalte unter den Bergen reckte sich vorwitzig nach oben. Fasziniert sah der Funke Hass, wie ein dünner Gang ihm immer näher kam. Schwer streckte er sich dem Gang entgegen, noch ein kleines Stück, noch ein wenig näher. Die Scheibenwelt zuckte ein letztes Mal, der Funke hatte es geschafft. In einem winzigen Gang sauste er auf warmer Luft immer höher hinauf. In irrsinnigen Windungen und Biegungen rauschte er einen immer breiter werdenden Gang entlang.

***Auf dem Weg nach Lancre***

Angewidert schob Tricia den Mann von sich weg. Ein kleines Erdbeben hatte den Weg erschüttert und der Redner war ihr vor Angst vor die Füße gefallen und hatte sich daran festgeklammert, unverständliches Zeug brabbelnd. Eigentlich war das schon seltsam, überlegte sie. Erdbeben hier? Nach ihren Kenntnissen war die Scheibenwelt schon seit vielen Jahren als stabil eingeordnet worden.
"Ich fürchte, Leute, wir müssen zu Fuß weiter", die Tür wurde aufgerissen und der Kutscher sah mit einem besorgten Blick ins Innere der Kutsche. "Bei dem Beben sind zwei Reifen zerbrochen".
"Haben wir denn keine Ersatzreifen dabei?", Tricia war nicht gerade wild darauf, zu Fuß die letzten Kilometer nach Lancre zurückzulegen.
"Die waren schon drauf", grinste der Mann verlegen.

***Beim langen Mann***

Es summte und zischte. Die Luft verwirbelte sich immer mehr, wurde trübe, dann wieder durchsichtig und andersrum. Eine Gestalt wurde sichtbar. Sie war bezaubernd schön. Auf eine hochmütige Art. Groß und schlank, mit einem langen fließenden Gewand in tiefem Blau, stand sie an der Kopfseite des langen Mannes. Langsam legte sie den Kopf zur Seite und schien auf etwas zu lauschen. Plötzlich huschte ein grausames Lächeln über ihr Gesicht und mit einer beinahe unsichtbaren Bewegung verschwand sie unter der Erde
Beim langen Mann nahm sie den Eingang in die langen Höhlengänge und unteriridschen Kammern. Hier konnte man uralten, schlafenden Königen und ihrem Gefolge begegnen oder einen Minotaurus sehen. Doch die Elfe** beachtete das nicht weiter. Sie war wütend und zwar sehr. Dazu muß man vielleicht wissen, dass diese spezielle Elfe eine Prinzessin war. Ihre Mutter kümerte sich nicht besondersum sie, wie das bei einer Elfenkönigin nun mal der Fall ist. Jetzt sollte sie auch noch in der Welt der Sterblichen reisen, um diese widerlichen Geschöpfe kennezulernen, schon beim Gedanken daran, wurde der Elfenprinzessin schlecht. Da hatte ihr ein alter Elf von den geheimen Gängen unter dem langen Mann erzählt. Hier wollte sie sein. Das roch nach Schätzen, nach Gold und nach Reichtum. Vielleicht würde ihre Mutter dann netter sein, wenn sie ihr Diamanten und Schmuck mitbrachte. Neugierig lief sie einen gewundenen Gang immer weiter nach unten. Es wurde schon richtig warm, so kam es ihr zumindest vor. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen, Irgendetwas hatte sie mit aller Kraft am Kopf getroffen. Sie fühlte sich als ob irgendetwas in sie eingedrungen wäre.

***Auf dem Weg nach Lancre***

"Ich kann mir das nicht vorstellen, dass wir noch so weit weg sind?", Tricia herrschte den Kutscher recht ungehalten an. "Wir hätten doch mit der Kutsche noch höchstens zwei Stunden gebraucht"
"Außerdem wird es bbbbald dunkel und dddann kkkommen die wwwwilden Tiere", ängstlich schüttelte sich der zweite Fahrgast schon beim Gedanken daran.
"Na gut, dann müssen wir halt hier ein Nachtlager aufschlagen", der Kutscher warf das Gepäck auf einen freien Platz neben der Straße. "Los, holt Feuerholz, dann können wir uns ein wenig daran aufwärmen".
Nach einigen Stunden vergeblicher Versuche hatten sie es dann doch noch geschafft ein Lagefeuer zu entzünden und saßen um den Schein des knisternden Feuers herum. Als es richtig dunkel war und die Sterne am Himmel leuchteten, waren die drei eingeschlafen.

***Unter dem langen Mann***

Die Elfe stand auf. Unsicher blickte sie an sich herunter. "Was, wie ... ", probeweise hob sie einen Arm. "Was ist denn hier passiert?", sie versuchte sich zu erinnern. Plötzlich versteinerte ihre Miene.
Zufrieden saß der Funke Haß direkt in ihrem Kopf. das hatte ja noch viel besser geklappt, als er je gehofft hätte. Er hatte nicht nur einen "Wirt" gefunden, nein, sogar noch gleich einen Elf. Damit ließ sich doch etwas anfangen. Nicht so ein gewöhnliches Wesen, das außer Essen und Arbeiten nichts konnte, nein, mit einem Elf als Körper konnte man einiges anstellen. Dazu kam noch, dass dieser spezielle Elf schon selbst einiges an Haß gegen die Menschen aufgestaut hatte. Der Funke brauchte sich kaum anzustrengen, der Haß brannte lichterloh in dieser Gestalt. Metaphorisch gesprochen, rieb er sich die Hände und machte sich auf den Weg nach Lancre.
Mitten in der Nacht erreichte er das Dorf. Alle Fenster waren finster und die Schornsteine rauchten nur leicht vor sich hin. Die Elfin stellte sich in die Mitte des Dorfes und erhob die Arme. Ein bläuliches Glühen ging von ihren Fingerspitzen aus und und dünne blaue Fäden spannen sich in die Häuser. Um jeden der Bewohner wand sich ein Faden und zog. Wie Marionetten kamen die Menschen zu der Elfe. Sie fielen auf die Knie und blickten erstarrt auf die Gestalt. Der Funke Haß nährte sich von der Angst der Menschen und wuchs und wuchs.

***In Lancre***

Tricia, der Kutscher und der zweite Reisende erreichten das Dorf am späten Vormittag. "Von wegen, wir waren ganz nah dran", grummelte Tricia.
"Naja, jetzt haben wirs ja geschafft", der Kutscher grinste zufrieden. "Ich werd mich gleich mal auf die Socken machen und den Schmied suchen, damit ich heute nachmittag gleich zurück kann".
Eine ältere Frau kam des Wegs. Sie ging gebückt und trug schwer an einem Korb auf ihrem Rücken. Sie war in ein zerrissenes Kleid gehüllt, mit Löchern und Flicken. Ihr Korb war randvoll mit Goldbrocken und Edelsteinen. Tricia beobachtete sie erstaunt, wie die Frau sich mühsam den Weg zum Schloß hinaufschleppte. Jeder Schritt schien ihr große Schmerzen zu bereiten. Stumm ging sie an den dreien vorbei und schenkte ihnen keinen Blick, ganz auf die Aufgabe des Korbschleppens konzentriert. Tricia sah sich um, mehrere Leute strömten von allen Seiten auf das Schloß zu, alle mit schweren Körben auf dem Rücken. Plötzlich stolperte die alte Frau an der Spitze des Zugs. Ihr Korb fiel ihr vom Rücken und die Frau blieb anscheinend bewußtlos auf dem Weg liegen. Mit gerunzelten Brauen sah Tricia zu, wie die anderen einfach über die Frau hinwegstiegen. Niemand machte Anstalten ihr zu helfen.

***Weit über der Scheibenwelt***

Das Fünkchen Hoffnung war verzweifelt. Irgendwie hatte es gespürt, dass sein Bruderfunke auf die Welt gekommen war. Dem mußte Einhalt geboten werden. Mit einem winzigen Aufschrei ließ das Fünkchen Hoffnung sich in Richtung Scheibenwelt fallen. Als es in die Atmospäre eintrat, glühte es hell auf. Doch es verglühte nicht, sondern beschleunigte weiter. Über Lancre blieb es schwebend in der Luft stehen. Suchend ließ es den Blick schweifen. Angstvoll sah es die Menschen. Alle schon im Bann des Hasses, doch halt, eine winzige Person war noch nicht in in den blaunen Fäden gefangen, doch sie näherten sich ihr schon. Mit einer schnellen Drehung stürzte das Fünkchen nieder und machte sich auf einen harten Aufprall gefaßt.

***Lancre***

Der Kutscher begann zu Tricias Erstaunen plötzlich in Richtung der Berge zu gehen. Wie ein Puppe, die an unsichbaren Fäden hing, folgte ihm der zweite Reisegast. "Hey, ich dachte du wolltest den Schmied suchen?", rief sie ihm verdutzt hinterher. Die beiden reagierten nicht. Plötzlich schien es Tricia, als ob sie ganz nahe an etwas war, nachdem sie ihr Leben lang gesucht hatte. Es schien ihr, als ob der Sinn der Lebens greifbar wäre, direkt vor ihrer Nase. Doch ganz plötzlich traf sie etwas am Kopf und sie fiel von der Wucht des Aufpralls zu Boden.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie entsetzt die Menschen an. Keiner hatte ihr auch nur einen Blick gegönnt. Doch als sie jetzt genauer hinsah, konnte sie an jedem ein durchsichtiges blaues Band erkennen, das sich zum Schloß spann. Wie ein Jojo an seinem Band zog es die Menschen mit ihren Körben zum Schloß und entließ sie wieder in Richtung der Berge, von wo sie mit noch größeren un schwereren Körben zurückkehrten. Mit jedem Menschen, der das Schloß betrat, sah sie das Band deutlicher. Komischerweise war ihr auch sofort klar, was die Ursache des Bandes war. Etwas hatte diese Menschen unter seiner Gewalt und machte sie zu willenlosen Marionetten. Das Fünkchen Hoffnung in ihr atmete auf. Es bestand also noch Hoffnung.

***Im Schloß***

Zwanzig Männer standen neben der Elfin und ordneten Gold und Edelsteine nach ihren Wünschen an. Die schimmernden Seiten der Goldbrocken zeigten auf den Thron, auf dem die Elfin saß. Jeder Arbeiter, der hereinkam und sich vor ihr verneigte, fügte Gold hinzu und auch etwas Macht für den Haß in ihr. Verehrung, ob erzwungen oder freiwillig war seine Nahrung. Nicht mehr lange und seine Macht war groß genug, um die gierigen Klauen weiter auszustrecken. Irgendwann würde die ganze Scheibenwelt ihm gehören. Dann konnte er mit den Menschen tun, was er wollte. Alles. Und dann konnte er auch die Hand nach dem Reich der Elfen ausstrecken. Noch mehr Macht. Die ultimative Macht.
Aber: irgendwas hatte sich verändert. Draußen vor dem Schloß. Er konnte eine winzige Spitze erkennen, die sich seinem Einfluß widersetzte. Wer wagte es, sich ihm nicht zu beugen und am wichtigsten, wie war das möglich?

***Lancre***

Tricia stand in der Mitte des Dorfes und versuchte zu überlegen, was sie tun könnte. Das Fünkchen Hoffnung war im Moment nicht gerade hilfreich, da es keine brauchbaren Vorschläge machte. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass ihr etwas den Hals abschnürte. Entsetzt sah sie an sich herab und sah ein festes blaues Band, kaum mehr durchsichtig, das sich um ihre Kehle schlang und immer enger zusammenzog. "Glaub an die Hoffnung", flüsterte das Fünkchen in ihrem Kopf eindringlich. Tricia versuchte sich darauf zu konzentrieren, dass sie nicht an blaue Bänder glaubte, die ihr die Luft abschnüren wollten und strengte sich an. Langsam ging ihr die Luft aus. Ihr wurde allmählich schwarz vor Augen. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen. Plötzlich gab es einen lauten Knall und das Band riß. Keuchend setzte sich Tricia auf den Boden und massierte ihren Hals. Aus dem Schloß hörte sie ein schrilles Kreischen, als die Gedankenfessel der Elfin mit einem lauten Schnalzen zu ihr zurückkam. Der Funke Haß war wütend. Wie konnte es eine dumme Sterbliche wagen ihn herauszufordern? Die Elfin stimmte voll mit ein. Sie sammelte ihre Kräfte und machte sich bereit, zurückzuschlagen.
Tricia zog inzwischen ihr Schwert und rannte keuchend Richtung Schloß. Sie mußte dort sein, bevor die Elfin ihre Macht wieder beisammen hatte. Ein zweites Mal würde sie diese Fessel nicht abwehren können. So stark war weder sie, noch das Fünkchen Hoffnung in ihr.
Mit erhobenem Schwert stürmte sie in den Thronsaal. Die Männer um die Elfin herum nahmen sie zuerst nicht wahr. Als ihre Herrin, noch ganz damit beschäftigt, Kraft für den, wie sie dachte, finalen Schlag zu sammeln, war Tricia schon vor ihr. Noch bevor das blaue Band nach ihr greifen konnte, hatte sie die Elfin mit dem Knauf ihres Schwerts bewußtlos geschlagen. Der Haß tobte in der Elfin, solange sein Wirt bewußtlos war, konnte er nichts ausrichten. Noch war er nicht stark genug, um allein zu handeln. Doch es fehlte nicht mehr viel. Einige Anbeter und er war bereit, allein die Welt zu erobern. Das Fünkchen Hoffnung in Tricia ermahnte sie, die Elfin aus dem Thronsaal zu schaffen, die nach wie vor willenlosen Menschen brachten immer noch Gold und Edelsteine und Verehrung.
Hinter dem Schloß leget Tricia die Elfin auf den Boden. Atemlos hörte sie auf die Hoffnung in ihr, die ihr sagte, was zu tun war. Langsam schloß sie die Augen. Sie tastete sich gedanklich immer näher an das schmutziggraue Bild heran, das die Gedanken der Elfin und des Hasses ausmachte. Als sie das Bild berührte, stöhnte die Elfin auf. Plötzlich spürte Tricia, wie das Fünkchen Hoffnung sie verließ. Die Elfin schrie auf. In ihrem Kopf kämpften Hoffnung und Haß um die Herrschaft. Plötzlich schlug die Elfin die Augen auf. "So einfach werdet ihr mich nicht los", knurrte der Haß mit der Stimme der Elfenprinzessin.
Tricia konzentrierte sich. Sie hatte schon davon gehört, dass die Hexen hier in den Bergen etwas zustande brachten, was sie Borgen nannten. Sie versuchte sich das Bild vorzustellen, dass ihr die Hoffnung von der Elfe gezeigt hatte. anfangs noch undeutlich, doch bald wurde es immer klarer. Der Geist der Elfe war ein Labyrinth aus dunklen Gängen, ohne Freude oder Vergnügen. Haß und Neid bestimmten hier. Von weitem konnte Tricia die Kämpfer Haß und Hoffnung hören. Langsam und vorsichtig tastete sie sich vor zum Kampfplatz. Überrascht blieb sie stehen. Zwei Ritter umkreisten sich, immer auf der Hut. Der weiße, strahlende Ritter hatte seinen Helm verloren und blutete aus einer tiefen Wunde am linken Arm. Sein Schild lag weit in einer anderen Ecke und er humpelte. Der schwarze Ritter, in einer Rüstung, die alles Licht zu verschlucken schien, näherte sich mit einem bösartigen Grinsen.
"Das wird dich lehren, dass die Hoffnung vergebens ist", er holte mit seinem Schwert aus.
"Neeeeiiiiin", mit einem lauten Aufschrei stürzte sich Tricia mitten in den Kampf und stellte sich vor den weißen Ritter. "Das lasse ich nicht zu, dass der Haß regiert"
"Was willst du, Sterbliche. Du hast in einem Kampf zwischen den Mächten nichts verloren. Du dürftest nicht einmal hier sein", schrie er sie verdutzt an.
Tricia verlor kein Wort, sondern stürzte sich auf ihn. Mit einem schnellen Schlag traf sie ihn an der Hüfte und der Ritter taumelte überrascht zurück. Er sah verdutzt an sich hinunter und blickte dann mit einem bösartigen Grinsen zu Tricia.
"Die edle Wächterin will also die Welt retten. Hoffentlich weißt du, dass jede Wunde, die du hier in der Gedankenwelt erfährtst, auch deinen Körper draußen trifft. Du kannst hier sterben, meine Liebe", beiläufig wischte er das Blut des weißen Ritters von seinem Schwert.
Mit einem lauten Schrei warf Tricia sich auf ihn und hieb auf ihn ein. Fast spielerisch wehrte er ihre Angriffe ab. Überraschend schlug er mit der linken Hand zu und traf Tricia am Kinn. Sie flog rückwärts gegen eine Wand und verlor ihr Schwert. Heftig atmend sprang sie hoch und versuchte auszuweichen.
"Wo möchtest du denn hin? Hast du wirklich geglaubt, dass du mich so einfach aufhalten könntest? Was die Hoffnung nicht schafft, wird dir erst recht nicht gelingen", mit einer Handbewegung wies er auf den weißen Ritter, der zusammengesunken an einer Wand lehnte.
Mit der Kraft der Verzweiflung sprang Tricia in Richtung des schwarzen Ritters und riß ihn mit sich zu Boden. Sie entriß ihm das Schwert und setzte ihm die Spitze an die Kehle.
"Wer ist jetzt hier der Dumme?", keuchte sie ihm entgegen, mehrere blutige Striemen im Gesicht.
"Und wirst du mich umbringen?", kalt blickte er ihr in die Augen.
"Nein, das wär zu gut für dich. Ich bin sicher, die Hexen hier wissen, was sie mit dir anstellen können, damit du keinen Schaden mehr anrichten kannst", zufrieden grinsend ließ sie die Handschellen der Wache um seine Handgelenke zuschnappen. Als das Klicken erklang, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen.

"Aufwachen", Tricia spürte, wie jemand sie an der Schulter packte.
"Was, wie, wo?", sie stotterte und sah sich verdutzt um. ie war in einer kleinen Hütte, mit einem dampfenden Kessel, in dem irgendetwas grünliches vor sich hin kochte. Eine große Frau mit hageren Gesichtzügen und einem strengen Knoten im Haar stand vor ihr und hielt ihr eine dampfende Schale mit Tee unter die Nase.
"Deine Kutsche fährt bald", mit den Worten wies sie ihr den Weg zur nahe gelegenen Straße.
"Aber, die Elfin, der Haß und Hoffnung", Tricia versuchte die Ereignisse in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.
"Alles gut aufgeräumt", die Hexe lächelte zufrieden. "Du hast ganz Arbeit geleistet, ein Wunder, dass dir nicht mehr passiert ist, als ein paar blaue Flecken.", die Hexe sah bewundernd auf Tricia herab. Sie beschloß ihr zu verschweigen, dass sie sehr schwer verletzt gewesen war, als sie sie gefunden hatte. Insgesamt hatte sie sie rund zwei Wochen Tag und Nacht bewacht und um ihr Leben gekämpft. "Hier, dass soll ich dir geben", vorsichtig überreichte sie ihr ein in Leder eingeschlagenes Schwert.
Behutsam packte Tricia das Geschenk aus und holte tief Luft. Das Schwert des weßen Ritters. Das Schwert der Hoffnung. Es war wunderschön, lang und geschmeidig glänzte es in ihrer Hand. Es paßte, als ob es für sie gemacht wäre. Auf einer Klingenseite war eine Inschrift eingraviert: "Nec temere, nec timide"***.
"Geh jetzt", mit sanfter Gewalt schob die alte Frau sie aus ihrer Hütte hinaus. "und denk dran, wenn du vorhast wieder zu Borgen, sei vorsichtig".

***In Ankh-Morpork***

Nach der Rückfahrt war Tricia erstmal in ihre Wohnung gegangen und hatte die Ereignisse nochmal überdacht. Irgendwie war sie dich nicht sicher, ob sie das nicht alles geträumt hatte, zu unwirklich schien ihr alles. Plötzlich suchte sie in ihrem Gepäck nach den Handschellen. Als sie sie fand, war sie sicher. Sie hatte nichts geträumt. Die Handschellen waren innen völlig schwarz, total verkohlt, als ob große Hitze dort geherrscht hätte und auf der Seite war etwas eingraviert. Sie beugte sich draüber und ent
zifferte die kleine Schrift. "Was du auch tust, Hoffnung ist dein bester Freund", stand dort. Glücklich seufzend packte sie die Handschellen in ihre kleine Kiste unter dem Bett. Dann machte sie sich auf den Weg zur Wache und überlegte, wie sie erklären wollte, warum sie während das Uralubs die Handschellen verloren hatte, warum sie lauter blaue Flecken hatte und woher ihr neues Schwert stammte. Naja, da würde ihr schon was einfallen.



* Natürlich spricht ein Glaubensfunke nicht wirklich, aber ein klein wenig denken darf man ihnen schon zutrauen. Wie könnte man sich sonst erklären, dass gerade diese Funken an Ort und Stelle sind, wenn ein Schäfer sein Vieh verliert? Wäre doch ein komischer Zufall, oder?
**schon vermutet, oder?
***Niemals zögern, niemals furchtsam




*** ENDE ***



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