Eine Informant verweist auf eine misteriöse Leiche und Angie entdeckt eine heisse Spur
Dafür vergebene Note: 12
Liebes Tagebuch! Mein Name ist Ursula und heute habe ich dich zu meinem 15. Geburtstag geschenkt bekommen. Ich bin ja total glücklich, meine Eltern haben mir heute das schönste Geschenk meines Lebens gemacht. Sie haben gemeint, dass sie mich nun für alt genug halten um meine Entscheidungen selbst zu treffen, allerdings muss ich auch die Konsequenzen dafür tragen. Doch das stört mich wenig, Jippie, ich bin frei, sooo frei und ich habe die besten Eltern auf der Welt. Ich liebe mein Leben und ich find es total schön! Ruumps, Krach, Klirr, "Sch...e" waren jene Geräusche, die jenen wenigen Wächter plötzlich hörten die sich früh morgens im Wachhaus befanden. Da solche Geräusche in Ankh Morpork alltäglich waren und niemand auf die Idee kam nachzusehen, wodurch diese entstanden waren, entging ihnen ein relativ witziges Bild und Angie LeFay ein etwas peinlicher Moment. Ihr Kopf lief rot an und sie sah sich um ob jemand auf ihren Krach reagierte und sammelte die von ihr verstreuten persönlichen Sachen wieder ein, um sie in ihr neues Büro zu bringen. "Mist" dachte sie bei sich "jetzt bemühe ich mich eh schon so sehr und noch immer passiert mir so etwas ständig." "Die Spiegelscherben kehr ich anschließend zusammen", murmelte sie und wünschte sich in diesem Moment dass sie jetzt keine sieben Jahre Pech verfolgen würden. Zwei Stunden später erkannte man das vorher leere und kahle Büro kaum wieder. Öffnete man die Tür wurden die Augen mit einer Farbenvielfalt überreizt, dass man im ersten Moment das Gefühl hatte zu erblinden. Die
Wände waren mit Farbkleksen übersät, die Fenster mit Vorhängen - die bemüht waren der Welt zu zeigen, dass es unmöglich viele Farbkombinationen gibt - verziert, auf dem Schreibtisch konnte man ein bunt gestreiftes Tischtuch ausmachen und beim Waschbecken fand man Tiegel in allen möglichen Farben von Zitronengelb über giftgrün und rosarot reichend bis hin zum dunkelsten Blau dass jemals gesichtet wurde. Zufrieden saß Angie auf ihrem Sessel, den sie mit verschiedenfarbigen Tüchern geschmückt hatte und betrachtete stolz ihr Werk, als im Gang eine laute Stimme ertönte: "Granit, Tricia, Angie!!! Sofort in mein Büro!!!"
Liebes Tagebuch! Ich habe Bauchweh, ich bin soo aufgeregt und soooo glücklich, liebes Tagebuch, ich habe mich heute verliebt. Ich habe jemanden kennengelernt, er nennt sich Shiva, wie er wirklich heißt wollte er mir nicht verraten, ist aber eh egal, da ihn alle Shiva nennen. Er befindet sich gerade mit einigen Freunden auf der Durchreise, sie wohnen in einem Karren und ziehen damit schon seit einigen Jahren quer durchs Land. Ich find das voll cool, hab ausser der Sto Ebene noch nichts von der Welt zu sehe
n bekommen. Auf jeden Fall hat Shiva gemeint, dass er für mich sesshaft werden würde oder dass er mich auch mitnehmen würde. Ich bin mir nur noch nicht sicher ob ich meine Eltern so einfach verlassen möchte.
Angie stand in Lewtons Büro, der gerade die halbe Mannschaft zusammengetrommelt hatte.
"Liebe Kollegen, hier möchte ich euch unsere neueste Mitarbeiterin vorstellen. OG Angie LeFay wird von nun an als Szenekennerin unsere Informanten betreuen. Das bedeutet vor allem für dich Granit etwas Entlastung. Du wirst dich gleich ihre annehmen, mit ihr eine Runde durch die Stadt drehen und sie mit den Leuten bekannt machen. Zuerst werdet ihr Herrn Will Ichnicht aufsuchen, er hinterlies letzte Nacht eine Nachricht in einem unserer toten Briefkästen." Lewton drückte Angie ein schmierig schmutzig stinkendes Blatt Papier in die Hand. "Wenn ihr zurückgekehrt seid, werden auf deinem Schreibtisch einige Akten liegen, die du dann durcharbeiten wirst, es handelt sich hierbei um alle Informationen die wir von unseren Informanten haben", wandte sich Lewton an Angie "ach ja, und dass wirst du auch noch brauchen" meinte er und drückte Angie einen braunen kleinen Sack in den Arm.
"Was ist das?" fragte sie
"Hier drinnen befinden sich einige AM-Dollar, das wirst du brauchen um die entsprechenden Infos zu erhalten. Ich erwarte eine wöchentliche Abrechnung, vergiss also nicht dir jedesmal ne Quittung ausstellen zu lassen."
" Ihr könnt jetzt abtreten." Salutierend verließen Angie und Granit das Büro.
"Was stehen auf dem Zettel?" fragte Granit
"Infomation über Leiche, Ichnicht" entzifferte Angie.
"Okay, wir dorthingehen müssen" antwortete der Troll.
"Und wo finden wir diesen Will Ichnicht?"
"Das du schon sehen werden."
Liebes Tagebuch! Heut Nacht habe ich das erste mal nicht zu Haus geschlafen, sondern bei Shiva und seinen Freunden im Karren. Es war total super. Wir haben etwas geraucht, sie nennen es ganz einfach Gras und wir waren alle voll super drauf. Wir haben uns umarmt und geküsst und es war sooo schön. Wir haben uns alle so lieb. Es ist schön zu wissen, dass es Leute gibt die einem lieb haben und die man lieb haben kann. Eigentlich wollten sie heute aufbrechen um weiterzuziehen, aber sie bleiben noch eine Woche,
damit ich mir überlegen kann ob ich mitkommen will. Aber eigentlich habe ich meine Entscheidung schon gefällt. Meine Eltern verstehen mich sowieso nicht, sie sind so verklemmt. Sie wollen nicht dass ich mit meinen Freunden zusammen bin. Sie nennen sie Zigeuner und reden nur schlecht über Shiva. Dabei haben sie sich nicht mal Mühe gegeben, ihn kennenzulernen. Sie wollen dass ich einen von den Bauerntölpel hier heirate, der später mal den Gutshof übernimmt. Ich mag aber nicht, ich will die Welt sehen, ich
mag Erfahrungen machen, ich will mich nicht so versteifen wie sie, ich will frei sein, ich will Erfahrungen sammeln, ich mag Leben, einfach nur Leben, ein Leben ohne Grenzen.
Granit führte Angie durch die Strassen Ankh Morporks und schließlich erreichten sie, nicht ganz unbeschadet, den Hier-Gibt's-Alles-Platz. Also, Granit war nicht beschädigter als vorhin doch auf Angies Körper zeichneten sich einige Spuren von Kollissionen mit diversen Passanten, Regenrinnen und andren Dingern ab, außerdem hatte sie höllische Nackenschmerzen, die daher stammten, dass sie versuchte Small Talk mit Granit zu führen, was allerdings an zwei Dingen scheiterte: 1. Granit war nicht sonderlich gebildet und daher auch nicht sehr gesprächig. 2. liebt Angie es ihren Gesprächspartner ins Gesicht und da vor allem in die Augen zu sehen und die sind bei Trollen nicht unbedingt einfach auszumachen und befinden sich weiters in Höhen, die ein Mensch nur mittels einer Leiter erreicht und da Angie weder über eine Leiter besaß noch über die Kunst des "Leiterwanderns" beherrschte, durfte nun ihr Nacken für das Bedürfnis ihres Mundes mit jedem und allem über jedes und alles zu sprechen büssen. Dieser Umstand - und auch jener, dass bei Madame's Boutique gerade Ausverkauf stattfand und sie keinen Dollar einstecken hatte und Granit nicht bereit war eine Pause zugunsten eines Einkaufsbummels einzulegen - drückten ihre vorerst gute Laune etwas zu Boden.
Liebes Tagebuch! Heute Nacht hab ich es endlich gemacht. Ich habe meine Sachen gepackt, meinen Eltern noch einen kurzen Brief hinterlassen, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen und ich ihnen jedes Monat ne Postkarte sende, habe mich noch kurz von unserem Hund verabschiedet und bin mit Shiva, Aeilena, Chris, Livo, Elke und Lars abgehauen. Wir sind auf den Weg nach Ankh Morpork, das soll eine voll lässige geile Stadt sein wo jeder so frei sein kann wie er will. Shiva war einem Jahr schon mal dort und hat da irre viel Geld verdient, davon lebt er immer noch. Doch zuerst machen wir noch nen kurzen Umweg, ich weiss noch nicht genau wohin, es soll eine Überraschung werden ... Unsere Tage verbringen wir mit Meditation und Gespräche über kluge Themen wie den Tod und unser Leben und Sex und Musik und so weiter. Sachen über die ich zu Hause nie sprechen konnte. Zwischendurch rauchen wir dann wieder was von diesem Gras und das tut voll gut, da sieht man die Welt gleich aus einer anderen Perspektirgendwas.
"Wir seien hier" wandte sich Granit an Angie, welche schon längste Zeit hinter ihm hertorkelte und nun von dem plötzlichen Stop überrascht war und darauf folgend mit Granit's Bein kollidierte. ,Dr. Will Ichnicht, Information für Arbeitslose und jene die es noch werden wollen' laß Angie auf einem Messingschild an der Tür.
"Was weiß der über Mord oder Leichen?"
"Wir nicht wissen, woher er wissen darüber, er aber bisher gesagt und das dann wahr war."
"Ich glaube, die Aktenarbeit wird etwas länger als erwartet dauern" dachte Angie bei sich. "Und wie viel wir ihm ... ähhhm ... wie viel zahlen wir ihm für Informationen?" fragte Angie.
"Er bekommen kein Geld, er uns geben Inf... Info... Inpf... er uns sagen was er wissen und wir ihm sagen, wenn irgendwo geschehen Mord und dann Arbeitsstelle frei"
Granit klopfte sanft (zumindest konnte man sagen, für einen Troll sehr sanft) an die Tür, welche daraufhin splitterte und in zwei Hälften zerbrach.
"Er nur bekommen Geld wenn wir machen was kaputt, das wir aber zahlen müssen aus eigener Tasche" meinte Granit und setzte einen schuldbewussten Gesichtsausdruck auf, zumindestens so schuldbewusst, wie ein Troll nur schauen kann.
"Granit wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nur auf diesen Knopf hier drücken musst, und ich höre dann etwas bimmeln dass mir sagt, dass jemand hier ist. Das würde dir einiges an Geld sparen und mir einige Unannehmlichkeiten" erklang es hinter der Tür und ein kleiner, grauhaarig und -bärtiger Mann stand in der Tür.
"Was hast du denn hier für eine Schönheit mitgebracht" quasselte der kleine Mann weiter, ergriff Angies Hand und drückte ihr einen Kuss auf diese.
"Das seien OG Angie LeFay, sie in" Granit überlegte ganz kurz und Angie war sicher einige Kiesel in seinem Kopf arbeiten zu hören "später wenn wir brauchen dich, sie wird immer kommen, sie seien unsere neue ..."
"Szenekennerin" half Angie aus.
"Und Sie sind sicherlich Herr Will Ichnicht, freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen" meinte Angie zu einem Mann, dessen anfängliche Verwirrung in Erleichterung umschlug.
Liebes Tagebuch! Morgen werden wir voraussichtlich in Ankh Morpork ankommen. Ich bin schon soo neugierig. Ich bin auch total müde. Letzte Nacht haben wir in einem kleinen Wald damit verbracht einiges von diesem Gras zu ernten. Shiva hat gemeint, wenn wir das was wir nicht brauchen verkaufen, verdienen wir genug Geld um für ein Jahr zu leben. Er macht das schon seit einigen Jahren. Es ist zwar nicht erlaubt, doch in Ankh Morpork kann man so was ganz leicht machen ohne erwischt zu werden. In der Stadt muss es überhaupt super sein, wir wollen dann für einige Zeit dort bleiben.
Heute war auch ein super Tag, zur Feier der gelungenen Ernte hat Shiva ein Päckchen mit weissem Pulver ausgepackt. Man muss das durch die Nase raufziehen und das fahrt noch viel besser als Gras. Allerdings soll es sehr teuer sein und daher müssen wir sehr sparsam mit dem Zeugs sein.
Ich bereue es auf keinen Fall, dass ich von zu Hause weg bin, ich erlebe so viel neues und interessantes. Außerdem habe ich endlich Menschen gefunden, die mich lieben und die ich lieben kann.
Angie betrat hinter Herrn Will Ichnicht dessen Büro, gefolgt von einem sich über die Bauweise von Menschen beschwerenden Granit.
"Darf ich ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?" lispelte Herr Willichnicht charmant in Angies Richtung.
"Nein Danke" antwortete diese, während sie versuchte, den Brieföffner wieder aus ihrem Kleid zu entfernen, "was hat es mit dieser Nachricht auf sich" sie rieb ihm den Zettel unter die Nase "also rück schon raus mit den Infos, small talk können wir uns sparen auch dieser überhöfliche Geplänkel, wir haben nicht ewig Zeit, also sagen Sie mir doch gleich worum es geht" antwortete Angie in einem sehr herrischen Ton und war selbst etwas überrascht, dass ihr so was gelang, ohne zuvor Stunden vor dem Spiegel geübt zu haben.
Der abermals etwas überraschte und eingeschüchterte (Herr Ichnicht begann ernsthaft zu überlegen, ob er sich nicht bei einer anderen Abteilung als Informant bewerben sollte, zuerst ein Troll, der wöchentlich seine Eingangstür zerstörte und dann eine junge attraktive Frau - welche seine Männlichkeit ganz schön in rage brachte - die sich allerdings als Domina sehr gut machen würde und aufgrund ihrer Tolpatschigkeit und anderer Eigenschaften nicht allzu sanft wirkte. Als er jedoch seine Gedanken zu ende dachte und seine Erinnerungen zu einigen Wächtern fließen lies, kam er doch zu dem Schluss, dass er noch sehr gut dran sein dürfte und wie ein altes Sprichwort so heißt: Es kommt selten etwas besseres nach) vergaß mögliche Kaffee's und nette Unterhaltungen und rückte mit dem Wesentlichen heraus:
"Letzte Nacht wurde hinter der geflickten Trommel jemand beobachtet, der eine junge Frau, die angeblich Tot war begrub. Anscheinend hatte man sie starr und blutig knapp neben dem Lokal gefunden."
Liebes Tagebuch! Gestern sind wir in Ankh Morpork angekommen. Die Stadt ist voll geil, wir waren in der Nacht in einigen Lokalen, ich war noch nie in einer Bar. Das ist so super. Ich liebe diese Stadt und ich liebe meine Freunde.
Gestern hatte ich eine tolle Vision nachdem ich so seltsame Tabletten geschluckt hatte. Wir alle hatten uns in Engel verwandelt und sind zum Himmel hinaufgeschwebt und wir haben uns irre verbunden gefühl, als ob wir eins wären. Das war alles während ich zu einer mir unbekannten Musik getanzt hatte. Die anderen haben auch so ähnliche Gefühle entwickelt. Ist das nicht toll?
Angie hatte sich allein zum "Tatort" begeben(vorausgesetzt man konnte es solchen nennen). Eine Tat wurde noch nicht bewiesen, es handelte sich eigentlich nur um Spekulationen. Selbst sollte man eine Leiche finden, hieße dies noch nicht dass sie auch ermordet worden war. Sie konnte durchaus auch eines natürlichen Todes gestorben sein, was ja aufgrund der vielen Möglichkeiten dessen in Ankh Morpork bekanntlicherweise viel öfter vorkommt) aufgemacht. Herr Ichnicht weigerte sich sie zu begleiten, da es angeblich rufschädigend sein sollte, mit einem Wächter gesehen zu werden. Diese Bemerkung hatte Angie veranlasst einen halbstündlichen Vortrag über die Wichtigkeit der Wächter in Ankh Morpork und dessen Unverzichtbarkeit zu halten, währenddessen sie es mühelos schaffte, sämtliche auf den Schreibtisch liegende Akten durcheinanderzubringen (Will verfluchte währenddessen jenen Tag, an dem er sich freiwillig entschloss gegen eine kleine Leistung Informant der Wache zu werden). Anschließend ließen sie sich von Herrn Ichnicht eine möglichst genaue Beschreibung des genauen Ortes des Grabes geben und Granit machte sich auf um einen Tatortsicherer und Gerichtsmediziner von S.U.S.I zu holen. Angie sollte inzwischen den ,Tatort' (wollen wir ihn mal der Einfachheit halber als solchen benennen) bewachen und vor allem dafür sorgen, dass niemand andrer - das Augenmerk galt hierbei vor allem streunenden Hunden - die angebliche Leiche zuerst ausgrub.
Nach einer halben Stunde sinnlosem herumlungern fand sich endlich Granit ein, der Pismire und Johann Zupfgut im Schlepptau führte. Die nächste halbe Stunde, bedeutete für Angie weiterhin sinnloses herumlungern, während Zupfgut eine schaulustige Ansammlung diverser Spezien vom Tatort fernhielt, indem er damit drohte, jeden der zu Nahe kam, mit Schnappers Würstchen zu versorgen (was auch immer das heißen sollte war der Phantasie jedes einzelnen überlassen) und Granit gemeinsam mit Pismire - die allerdings m
ehr Anweisungen gab als selbst Hand anzulegen - an der angeblichen Grabstelle zu graben begann.
Liebes Tagebuch! Ich bekomme ein Baby. Ja, du hast richtig gehört, ich bin schwanger. Am Anfang habe ich mich total geschreckt, da ich ja nicht weiß wer der Vater ist, in Frage kommen ja Shiva, Livo und Lars. Aber dann hab ich mit den dreien geredet und niemand ist böse. Im Gegenteil, alle freuen sich schon auf das Baby und nun freue ich mich auch riesig darüber. Wir sind ja alle eine große Familie und das Kind wird glücklicher als viele andere Kinder aufwachsen. Es wird viele Menschen haben die für es da sind und es wird viel von der Welt sehen und es wird Freiheit haben. Nicht so wie wir. Wir wollen alles anders machen als unsere Eltern. Ich bin soooooo glücklich. Jippie, ich werde Mama!!!!
Livo hat zur Feier des Tages ein paar Trips besorgt, die wir gemeinsam geschmissen hatten. Es war so geil und wir haben gefeiert und alle werden mein Baby lieben. Wir alle werden gemeinsam dafür da sein. Sind wir doch jetzt schon eine große Familie, werden wir es nach der Geburt noch mehr sein.
"Moment" rief Pismire, stupste den Troll (erstaunlich wie viel Kraft so eine zierliche Frau entwickeln konnte) zur Seite und hievte etwas aus dem mittlerweile sehr tiefen (jemand musste sich enorm viel Mühe gegeben haben) Loch. Angie trat vor das Objekt, erkannte eine junge Frau, die sicher noch nicht lange Tot war und irgendwann mal sehr hübsch gewesen sein musste und wendete ihren Blick ab. Dies war nicht die erste Leiche die sie zu Gesicht bekam, doch irgendwas war seltsam an dieser, anders als sonst,
und dieses Gefühl, diesen Anblick konnte Angie nicht ertragen. Das Gesicht, es wirkte so unschuldig, so unschuldig verzweifelt, Angst konnte man in den starren Augen erkennen, Angst vor dem Leben.
"Granit, du bring die Leiche mal in mein Labor, ich will sie genauer untersuchen" wurde Angie aus ihren Gedanken gerissen.
"Angie, dich will ich in zwei Stunden bei mir sehen, dann weiß ich sicher schon genaueres über die Todesursache und du kannst dann mal Lewton Berichterstatten, er wird dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen."
Granit und Pismire verschwanden Richtung Pseudopolisplatz und Angie befragte gemeinsam mit Johann Zupfgut noch die anwesenden Personen. Doch niemand hatte die Frau jemals gesehen. Auch ein Besuch in der Trommel verlief erfolglos. Also machten sich auch die beiden wieder auf den Rückweg und Angie setzte sich in ihr Büro wo einige Arbeit auf sie wartete.
Liebes Tagebuch! Bei uns herrscht gedrückte Stimmung. Shiva hatte versucht das Gras zu verkaufen, da das Geld schön langsam knapp wird. Als er am Abend heimkam war er total zerstört, er hatte nur ein Achtel, des üblichen Preises dafür bekommen, der Grund dafür ist eine neue Droge, die von einem verstoßenem Alchimisten erzeugt wurde, synthetisch. Dies ist nun der neueste Hit und niemand mag mehr Gras kaufen. Ich selbst hab diese Dinger auch mal probiert, sie fahren echt viel besser und sind nicht viel teurer. Ich hab das Shiva erzählt, daraufhin hat er mich geschlagen und Verräterin und Hure genannt. Ich hab dann Bauchkrämpfe bekommen und Livo ist mit mir zu einem Heiler gefahren. Mit meinem Baby war dann eh alles in Ordnung, doch geschreckt haben wir uns alle. Shiva hat sich dann heut morgen ganz lieb bei mir entschuldigt und versprochen dass so etwas nie wieder passieren wird und ich habe ihm verziehen. Er war in Stress und hatte eine grobe Enttäuschung hingenommen und ich kann ihn gut verstehen. Jetzt müssen sich zumindestens zwei von uns einen Job suchen, damit wir mit dem Geld auskommen. Ausserdem haben wir auch bald ein Baby zu versorgen.
Angie hatte noch nie erlebt, dass zwei Stunden so lange dauern konnten. Sie saß über Akten gebeugt, die jene spärlichen Informationen über Informanten beinhalteten, die Granit zusammengetragen hatte. Unter dem Punkt wie und warum die betreffende Person zum Informanten wurde war bei den meisten eingetragen: Granit gesagt, ich dir schlagen Goohugle Kopf ein wenn du nicht geben uns Information. "Da werde ich noch ne Menge Arbeit vor mir haben" dachte Angie bei sich und malte sich aus was mit ihr geschehen wü
rde, würde sie dies zu einem dieser Kerle sagen.
Ihre Gedanken schweiften wieder zu dem jungen Mädchen, dass sie gefunden hatten. Sie wusste nicht warum, doch irgendwie brachte sie diesen Fall nicht aus dem Kopf. Sie hoffte, dass Lewton ihr weiterhin diesen bearbeiten lies, doch als Anfänger in dieser Abteilung standen die Chancen recht schlecht. Doch vielleicht übertrug er diesen Fall jemand andrem und sie durfte zumindest mitarbeiten.
Als sie bald darauf (für Angie war es allerdings eine Ewigkeit) bei Pismire auftauchte, beendete diese gerade ihre Arbeit und hatte die Leiche bereits aus dem Raum geschafft. Angie wurde bewusst, dass sie noch gar nicht wusste, was mit den leblosen Körpern nach dieser Bearbeitung geschah und sie beschloss, Pismire bei passender Gelegenheit danach zu fragen.
"Und was gibt's?" fragte Angie.
"Also, die Tote starb vor ca. 8 Stunden, also es musste so etwa um 4 Uhr gewesen sein. Die Todesursache waren Atemkrämpfe, hervorgerufen durch einen Stoff, den die Pflanze ,Papaver Somniferum' produziert, findet man oft auch in diversen zumeist, aber nicht immer harmlosen, Drogen. Weiters konnte ich keine Anwendungen von Gewalt an ihrem Körper erkennen."
"Drogen?" fragte Angie.
Liebes Tagebuch! Ich habe jetzt zwei Jobs. Zum einen hat mich Aeilena angestellt. Sie hat einen reichen Typen geheiratet und lebt jetzt am Rand der Stadt in einer wunderschönen Villa. Ich darf bei ihr putzen, jeden zweiten Tag vier Stunden. Ansonst arbeite ich bei der Ankh-Morpork Times und trage jeden Morgen Zeitungen aus. Livo arbeitet bei der ,Organisation zur Reduzierung des Abfalles' als ,Mädchen für alles'. Das Geld reicht gerade so. Chris kann ja aufgrund seines gebrochenen Beines momentan nichts machen und Shiva hat gemeint, Arbeit würde ihn zu sehr von seinen höheren Plänen ablenken. Manchmal wenn ich von der Arbeit heimkomme, bin ich voll mies drauf, da können sie mir ganz schön auf die Nerven gehen, vor allem wenn ich nüchtern heimkomme und alle anderen voll zu sind. Nach ner Stunde geht's dann aber meist wieder, spätestens dann wenn ich mich auf dem selben Level befinde.
Meinem Baby geht's voll gut. Gestern habe ich es das erste mal strampeln gespürt. Ich gehe jetzt auch regelmässig einmal im Monat zu Herrn Medicine, er ist Schamane und untersucht mich und mein Baby, ob es uns eh gut geht und so. Er hat gemeint, ich sollte aufhören irgendwelche ,bewusstseinsverändenden Mittel' wie er es nennt, in mich reinzustopfen, ich habs zwei Tage versucht, aber nicht ganz gecheckt, die Welt wirkte so grau und farblos. Aber ich hab es zumindestens geschafft meinen Konsum etwas einzuschränken.
"Und ihr nehmt mich ganz sicherlich nicht auf den Arm?" fragte Lewton.
"Nein" antwortete Pismire "es handelt sich hierbei um ein ähnliches Produkt wie bei den anderen Fällen, nur die Zusammensetzung hatte sich etwas geändert."
"Welche anderen Fälle?" warf Angie ein, die seit einigen Minuten eine Unterhaltung verfolgte und keinen Schimmer hatte worum es ging.
"Vor einigen Monaten häuften sich die Fälle von Drogentoten in Ankh Morpork, nach langen Ermittlungen nahmen wir einige Personen fest und damit hatte es sich auch wieder, kaum mehr Drogen in der Stadt" erklärte Lewton.
"Und diese Frau starb an einer ähnlichen Substanz" fügte Pismire hinzu "ich finde wir sollten jetzt allerdings nichts überstürzen, vielleicht war dies nur ein Einzelfall, wir sollten abwarten, es könnte auch sein, dass sie eine Überdosis Tabletten erwischt hat."
"Wie lange denn, bis wir noch nen Toten haben?" warf Angie sarkastisch ein.
"Ich mein ja nur, wir bei S.U.S.I. sind momentan sehr überlastet, S.E.A.L.S kann auch kaum jemanden entbehren und so richtig fällt dieser Fall nicht in die Zuständigkeit von R.U.M., ausserdem sieht es auch hier so aus" Pismire warf einen kurzen Blick auf Lewtons Schreibtisch, der von Akten überflutet war "als ob ihr etwas überarbeitet wärt im Moment"
"Ich mache es" antwortete Angie und warf ihren treusten Dackelblick zu ihrem Vorgesetzten "im Großen und Ganzen gesehen könnte man Dealer als Mörder bezeichnen und würde damit in die Zuständigkeit von R.U.M fallen"
"Ich weiss nicht" antwortete Lewton, "du bist noch nicht lange bei uns, außerdem hast du keine Ausbildung als verdeckte Ermittlerin, weißt du überhaupt auf was du dich hier einlässt? Weiters hast auch du noch ne Menge Arbeit, du solltest mal die Akten durcharbeiten und dich mit unseren Informanten anfreunden"
"Ich werde mich nur mal etwas umhören" meinte Angie frech und verschwand "ausserdem lernt man sowieso am besten auf der Strasse" konnten Pismire und Lewton noch wahrnehmen und Angie war verschwunden, allerdings nicht ohne noch einige "Au, verdammt, Sch...e" hinterherhallen zu lassen.
Liebes Tagebuch! Ich bin fix und fertig. Shiva hat mich wieder geschlagen und daraufhin haben wir ihm aus dem Haus geworfen. Ich hatte einen Streit mit Aeilena, sie ist so versnobt geworden und ich hab sie gefragt, was aus ihren Werten, für die sie früher geradegestanden hatte geworden ist. Daraufhin hat sie sich über uns alle ordentlich ausgelassen, was wir doch für Schmarotzer und Abschaum seien und dass sie froh ist von uns weg zu sein und dass sie unser geplänkel über höhere Ziele und so für total sinnlos hält und dass wir uns von Drogen zerstören lassen und so weiter. Ich bin dann auch ausgezuckt und wir haben beide ausgesprochen was wir schon seit Monaten über uns denken und daraufhin hat sie mich gefeuert. Shiva ist dann total ausgezuckt und ist wieder mal auf mich losgegangen. Irgendwie bin ich froh dass er jetzt weg ist, so haben wir einen Mund weniger zu stopfen und vor allem ist mir endlich bewusst geworden dass er sich nie ändern wird. Er würde mich immer wieder schlagen und am nächsten Tag ganz lieb dahergekrochen kommen und mich anbetteln ihm zu verzeihen und beteuern dass er so was nie wieder liefern würde. Doch er wird sich nicht ändern, er versackt immer tiefer in seine Traumwelt, in eine Welt die sonst niemand kennt und wir, die anderen, leiden darunter, vor allem dann wenn er irgendwie rausgerissen wird aus dieser seinen Welt und erkennt, dass die Realität ganz anders aussieht. Als er abgezogen ist, war er sehr sauer. Er hat geschimpft, hat uns gedroht, dass er sich für alles was wir ihm angetan hatten rächen würde usw.
"Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein" Angie saß in ihrem Büro und durchflog die Akten die ihr Lewton geschickt hatte. Nachdem sie erfolglos nach irgendwelchen Verwandten und Freunden der Toten gesucht hatte (dies war ja ohne Anhaltspunkt, vor allem ohne Name oder Adresse in einer Stadt wie Ankh Morpork sehr schwierig, vor allem leugnete jedermann jemanden zu kennen) war sie ins Wachhaus zurückgekehrt und durchforstete die Akten, um hier vielleicht einen Informanten zu finden, der Zugang zur Drogenszene hatte. "Nein, nein, nein, nein, nein, moment" Angie hielt inne und blickte noch mal auf die zuvor zur Seite gelegte Akte. Name: Chrysopras, Gattung: Vampir, Vergehen: Wurde wegen Plattehandels festgenommen, auf Bewährung freigelassen, Wohnort: unbekannt, da er immer wechselt, allerdings häufig in der Trommel zu finden, Sonstiges: Informationstätigkeit zählt zu seinen Bewährungsauflagen. "Chrysopras, Chrysopras, Platte" Angies Gehirn begann zu Arbeiten, abwechselnd, Lanzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, ... wäre Angie Alchimistin gewesen hätte sie ein "Heureka" von sich gegeben, doch statt dessen bildete sich auf ihren Lippen ein Lächeln, sie hatte ihren Mann oder in diesem Fall Vampir gefunden. Kurz darauf wurde sie heimlich tuschelnd in einem Hinterhof mit Ecatherina gesichtet, die ihr ein Bündel in den Arm drückte, um sich danach auf in die Trommel zu machen.
Liebes Tagebuch! Ich habe immer noch keinen neuen Job gefunden. Schön langsam wird das Geld knapp. Wir haben all unsere Ersparnisse aufgebracht und nun reicht das Geld nicht mehr gerade mal so. Ich habe schon zwei Tage nichts mehr gegessen. Vorgestern ist uns dann auch der Stoff ausgegangen. Zum Glück konnte Livo irgend so ein Zeugs auftreiben. Frag mich allerdings nicht woher. Es hat dann zumindestens einige Stunden Erleichterung gebracht. Aber eigentlich ist ja alles halb so schlimm. Wir haben ja uns, u
nd das ist das wichtigste und irgendwie haben wir es immer noch geschafft. Unser Kind, das bereits wie wahnsinnig in meinem Bauch strampelt (die letzten Tage hat es sich allerdings etwas beruhigt, was mich ein wenig beunruhigt) gibt uns allen Hoffnung.
Ich habe den anderen Vorgeschlagen, dass wir aufgrund unserer momentanen grässlichen finanziellen Lage auf so sachen wie Gras oder Koks und andres von dem ganzen Zeugs verzichten sollten. Doch wir sind nach langer Diskussion zum Schluss gekommen, dass wir darauf nicht verzichten wollen da dies ja der größte Bestandteil unserer Lebensphilosophie ist. Also haben wir beschlossen unsere Wohnung aufzugeben und uns einen kleinen Wohnkarren zuzulegen.
Die Tür öffnete sich, um kurz darauf mit voller Wucht ins Schloss zu fallen. Der Boden vibrierte und die Blicke erhoben sich um kurz darauf wieder etwas runterzugleiten und den Störenfried ins Visier zu nehmen. Eine kurze Phase des Seufzens glitt durch den Raum, als vor allem die männlichen Gäste das Wesen und deren Kurven unter der Schwarzen Robe wahrnahmen. Dieses endete jedoch abrupt als die Gestalt die tiefe Kaputze vom Kopf zog und ein tränenunterlaufenes Gesicht sowie dunkle spröde Haare, die mehr an gefärbtes Stroh als an Lockenpracht erinnerten, zum Vorschein kamen.
"Wer hier ist Chrysopras?" fragte Angie und war innerlich sehr stolz auf sich. Ecatherina hatte gute Arbeit geleistet, nicht einmal die Rekrutin Rina Lanfer, welche Angie in einem dunklen Eck erkennen konnte dürfte Verdacht geschöpft haben. Sie setzte sich an die Bar und wartete. Kurz darauf griff ihr etwas an die Kehle und eine nicht ganz unbekannte Stimme meinte:
"Du wolltest mich sprechen?"
Angie wand ihren Kopf und konnte zwei spitze Zähne, die bestandteil eines eingefallenen Gesichtes waren, aufblitzen sehen.
"Untersteh dich" flüsterte sie und beim Versuch sich umzudrehen rammte sie der Gestalt mehr oder weniger absichtlich den Ellbogen in dessen empfindsamsten Teile.
"Was willst du?" hauchte ihr der Vampir ins Ohr.
"Nicht hier, lass uns verschwinden!"
Kurze Zeit später fanden sich die beiden in einer alten Lagerhalle wieder zusammen.
"Also, werte Lady, wie kann ich dir helfen?" fragte Chrysopras in dem für Vampire typischen höflichen Umgangston.
"Stimmt es dass du Beziehungen zu gewissen Händlern für gewisse pflanzliche und chemische Stoffe pflegst? Ich brauche nämlich was und ich würde dir gerne ein Geschäft vorschlagen."
"Wer will das wissen?"
Angie drehte sich um und im Zeitraffer entnahm sie ihren Säckeln Wattepads und einen Tiegel Abschminkcreme, fuhr sich einige Male über ihr Gesicht, riss sich die Perücke vom Kopf und die Kutte von ihrem Körper und präsentierte das für sie typische Modebewusstsein.(*1)
"Ich!!!"
"Du?", Chrysopras war kurz etwas perplex, eigentlich hatte er sich vorgestellt, eine kaputte Lady zu verführen um ihr anschließend an den Hals zu gehen, hatte er absolut nicht damit gerechnet, jenes Gesicht unter der Maske zu erkennen.
"Moment mal, mit dir hab ich noch was offen. Und wo befindet sich deine ach so liebe Freundin diese Verräterin" nichts ließ mehr an die vorangegangene Höflichkeit erinnern.
"Untersteh dich" zischte Angie und war ihm einen typischen ,wenn Blicke töten könnten'-Blick zu. "Wenn du mir jetzt was antust, wissen mindestens vier dir unbekannte Personen davon, vier Personen, die 1. Wächter sind und 2. mich lieben, sollte also mir irgendetwas zustoßen in den nächsten Tagen, kannst du sicher sein, dass du dem nächsten Sonnenstrahl nicht entgehst."
Angie war stolz auf sich, schon lange hatte sie auf eine Situation gewartet in welcher sie ihren schauspielerischen Fähigkeiten testen konnte und sie fand, dass sie ihre Sache gar nicht schlecht machte.
"Also wie kann ich dir helfen?" fragte der etwas eingeschüchterte Vampir, eine dermaßen dominante Frau hatte er noch nie erlebt und noch dazu diese sexy Klamotten, das übte schon einen gewissen Reiz aus, seltsamerweise einen Reiz der weniger seine Geschmacksnerven als andere Regionen seines Körpers ansprach und ihm vollkommen aus dem Konzept brachte. "Das ich dir jetzt aber helfe, heißt nicht dass die Sache zwischen uns abgeschlossen ist" fügte er nicht ganz überzeugt klingend hinzu.
Liebes Tagebuch! Ich, ich kann nicht mehr. Letzte Nacht hatte ich das schrecklichste Erlebnis meines Lebens, ich kann nicht mehr, ich habe mein Baby verloren. Ich habe es gerade erst richtig realisiert, dass mein Baby tot ist, ja es ist tot, es starb bevor es geboren wurde. Wir hatten gestern Abend so nen neuen Stoff ausprobiert, ich war total gut drauf, hatte Visionen von unserer glücklichen Familie, von unserem Leben, dann bin ich über den Wolken geschwebt und dort bekam ich mein Baby. Ich legte es in ein rosa Wolkenbett und schlief erschöpft ein. Als ich aufwachte, war rund um mich Blut, ich sah zuerst mal nur Blut, ich war panisch und begann zu schreien. Chris und Livo kamen zu mir und Chris hob etwas hoch, ich konnte zuerst nicht erkennen was es war und er wollte es fortbringen doch ich hab gemeint, dass er mir zeigen sollte was er im Arm hält und dann hat er mir mein Baby auf den Bauch gelegt und ich griff es an und es war kalt, ganz kalt, ich konnte nicht hinsehen, ich konnte es nicht ansehen, ich
schlief wieder ein, als ich aufwachte war der Heiler bei uns, er war viel unfreundlicher als sonst, hat mich nur vorwurfsvoll angesehen und mich angeschnauzt, dass er mich gewarnt hätte.
"Zum X-ten Mal, ich weiß nicht wer das Mädl war" schrie der Vampir fast panisch. Angie hatte ihn in einem Moment der Schwäche überwältigt und sicherheitshalber an einen Stuhl gefesselt, doch dies war es nicht was ihm zu schaffen machte, sondern vielmehr die Tatsache, dass sich die Wächterin seit gut 10 Minuten über ihn beugte und tiefe Einblicke in ihr Dekoltee erlaubte, was vor allem der Männlichkeit Chrysopras enorme Probleme bereitete. Als Vampir war er noch nie in den Genuss der Folter gekommen, doch dies kam dessen was er sich drunter vorstellte sehr nahe.
"Okay, dann lassen wir das, woher hatte sie das Heroplan?"
"Ich weiß nicht wovon du sprichst" antwortete Chrysopras.
"Soll ich dafür sorgen dass du es weißt?" hauchte ihm Angie ins Ohr und machte Anstalten die Tür zu öffnen um den morgendlichen Sonnenstrahlen Einlass zu gewähren.
"Okay, also es gibt da einen alten Bekannten von mir, ihm gehört der Kostümverleih in der Sirupminenstrasse. Er verkauft da manchmal alles mögliche Zeugs, was er gerade so reinbekommt. Er lagert es in einem geheimen Raum hinter seinem Hauptlager. Da befindet sich ein Schrank und wenn man den wegschiebt, gelangt man in sein geheimes Lager."
"Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen" antwortete Angie und machte Anstalten zu gehen.
"Dürfte ich darum bitten, mir nun die Fesseln zu lösen?" flehte Chrysopras.
"Da musst du noch etwas warten" antwortete Angie "zu meiner und deiner Sicherheit wirst du hier so lange festsitzen bis ich den Fall gelöst habe" und verschwand durch die Tür. Zurück blieb ein etwas verzweifelter Vampir der nicht nur mit Fesseln zu kämpfen hatte.
Liebes Tagebuch! Ich kann nicht mehr, ich halt das nicht mehr aus. Ich bin Schuld am Tod meines Babys, diese Scheisszeug ist schuld, ich will aufhören, doch ich kann nicht. Ich habe nur mehr Horrortrips, einen nach dem andren, und doch, ich hab zwei Tage nix genommen und ich bin fast gestorben. Ich habe nur mehr gezittert, ich habe getobt, ich habe mir selbst Verletzungen zugefügt um den innerlichen Schmerz zu übertölpen, doch alles nützte nichts. Mein Körper ist kaputt, ich bin kaputt! Ich hab dann doch wieder zu diesem Höllenzeug gegriffen, jetzt geht es mir etwas besser, jetzt schaff ich's zumindestens stundenweise abzuschalten. Ich mag nicht mehr, ich will sterben und hab aber Angst davor, ich hab Angst vor dem was danach kommt, ich hab Angst dass mir mein Baby begegnet und mich fragt ,Warum', ich hab Angst davor, zu sagen ,ich weiß es nicht'. Doch ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß es nicht, sch...e ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich habe keine Antwort auf die Frage ,Warum?'.
"Kostümverleih für jeden Anlass und zu jeder Zeit" laß Angie auf einem vergilbten Schild über der Eingangstür. Kurz lies sie ihren Blick noch zu Lewton und Mückensturm schweifen, die sich links und rechts hinter Vorsprüngen versteckt hatten. Ein kurzes Nicken von Lewtons Seite und Angie öffnete die Tür zu dem Laden.
"Guten Tag Madam, kann ich Ihnen helfen?"
"Haben Sie dieses Prinzessinenkostüm auch in meiner Größe?" fragte Angie auf ein Kinderkleid zeigend.
"Tut mir leid, Prinzessinenkostüme für Erwachsene sind momentan alle verliehen. Im Palast des Patrizier findet ein Historienball statt und die Nachfrage nach Adelskostümen ist momentan sehr groß"
"Ich will aber ein Prinzessinnenkostüm" antwortete Angie stur und mit schmollenden Mund.
"Wenn Sie vielleicht nächste Woche wieder kommen, kann ich ihnen gewiss behilflich sein"
"Ich will aber jetzt mein Prinzessinnenkostüm" meinte Angie etwas hysterisch, stampfte mit dem Fuss auf und drückte eine Träne aus dem linken Auge, welche mitleiderregend runterkullerte.
"Madam, ich habe leider kein Prinzessinenkostüm mehr zu Verfügung" antwortete ein etwas verzweifelter Verkäufer, der solche Situationen anscheinend nicht gewöhnt war.
"Kann ich bitte mal den Besitzer dieses Ladens mal sprechen?" fragte Angie und warf einen Blick auf der keinen Widerspruch erlaubte.
"Sie sprechen gerade mit ihm"
Liebes Tagebuch! Ich hatte seit zwei Tagen nichts, absolut nichts. Wir haben kein Geld und können uns nicht mal Gras leisten. Ich bin die letzten Tage einige Male mit alten Männern nach Haus gegangen, habe mit denen dann gemacht, was halt Frauen und Männer normalerweise so machen wenn sie sich gern haben, und die haben mir dann etwas Geld gegeben. Es war so schrecklich, so entwürdigend, ich habe mir jedes Mal geschworen, dass ich es nie wieder mache. Doch dann hab ich daran gedacht warum ich es mache und
es war jedes mal eklig, doch mein Körper verlangt den Stoff, meine Gedanken verlangen den Stoff, ich muss Geld auftreiben, ich schaffe es sonst nicht. Zwei mal noch und dann habe ich genug beisammen um zumindest ein wenig aufzutreiben, zumindest so viel, dass ich zwei Tage vergessen kann, vergessen, vergessen, ich will vergessen.
"Kann ich bitte mal einen Blick in Ihr Lager werfen, vielleicht haben sie ja noch ein Prinzessinenkostüm und es nur vergessen?" fragte Angie unschuldig.
"Ich habe bestimmt kein Prinzessinnenkostüm mehr in meinem Lager" antwortete ein sehr genervter Ladeninhabern. "Würden sie jetzt bitte mein Geschäft verlassen?"
"Ich will aber ein Prinzessinnenkostüm", Angie stampfte abermals zornig mit dem Fuß.
"Gnä Frau, wenn ich es Ihnen doch sage, ich habe keines mehr."
Angie ignorierte den Anwesenden und stapfte durch die einzige Tür die sich abgesehen von der Eingangstür im Raum befand. Ein, mit hochrotem Kopf ausgestatteter, etwas nervöser Ladeninhaber lief hinterher und versuchte sie zurückzuhalten.
Die Wächterin fand sich in einem großen Raum, übersät mit exotischen oder seltsamen Kleidungsstücken, wieder. "Hier würds mir gefallen, sollt ich mal nen Nebenjob suchen, werde ich hier mal anfragen" dachte sie kurz bei sich und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe. Einige Schränke zierten den Raum, "Was befindet sich in diesen Schränken?" fragte sie und wartete keine Antwort ab, sondern öffnete den ersten. Aus ihren Augenwinkeln beobachtete sie wie der Ladeninhaber ein Messer zog, als sie plötzlich
aus der Richtung des größten Schrankes ein Wimmern hörte.
Liebes Tagebuch! Ich bin grad ur glücklich und voll zu. Ich hab endlich das Geld zusammen und Livo, Lars, Chris und ich befinden uns grad im Lager von so nem Dealer, der hat ur guten Stoff, ich bin so zu, mir geht's so gut im Moment. Ich sehe ein Licht, es ist so schön, ich gube .... - Die Schrift wandelt ins unleserliche
"Ich habs mir überlegt, ich will kein Prinzessinnenkostüm, sondern ich will jetzt ein Piratenkostüm" schrie Angie und lief in Deckung.
Mückensturm und Lewton stürmten ins Gebäude. Mücke sah den Ladeninhaber, der gerade auf seine Kollegin losgehen wollte, zielte und schoß ihm die potentielle Waffe aus der Hand. Er wollte gerade ansetzten mehrere Waffen gleichzeitig auf den nun unbewaffneten loszulassen, doch ein kurzes jedoch wirkunsvolles ,Halt' von Lewtons Seite, brachte Mücke zur Vernunft, allerdings nicht ohne ein Schmollgesicht aufzusetzten. Mücke hielt den Inhaber, welcher innerlich bereits kapituliert hatte (Mückes Ruf eilte ihm Voraus) und sehnsüchtig einen schnellen schmerzlosen Tod erhoffte, in Gefecht. Angie und Lewton schoben den Schrank zur Seite und traten ein. Ein jämmerliches Bild bot sich ihnen. Drei jugendliche Männer mit rot unterlaufenen Augen und alternden Gesichtern saßen bzw. lagen auf dem Boden und murmelten Dinge die sonst niemand verstehen konnte. Angie erinnerte sich an Bilder und Darstellungen von Gevatter Tod, die diese jungen Burschen verkörperten. Eingefallene Gesichter, abgemagert bis auf die Knochen, rotunterlaufene Augen, Augen, die aussagten, ich hab genug, genug vom Leben, Augen die sagten ich habe Angst, Angst vorm leben. Einige Kilogramm an diversen Drogen wurden von den drei Wächtern sichergestellt, der Ladeninhaber und die drei jungen Männer festgenommen.
"Kommst du Angie?" fragte Lewton.
"Moment, ich glaub hier ist noch was" antwortete Angie und kroch unter ein Tischtuch.
"Was denn?"
"Geh schon mal vor, ich komm gleich nach"
Sie sah eine Frau oder besser gesagt ein Mädl, ein sehr junges Mädl, ein Mädl, das wirkte als hätte es viel durchgemacht, ein Mädl, dass tot war, der Körper war noch warm, doch sie war eindeutig tot, nicht mehr wiederzubeleben. Angie versuchte es erst gar nicht, ihr Gefühl wusste, dass es sinnlos war und dass sie wo auch immer sie sich nun befand viel glücklicher werden würde. Sie entdeckte in ihrer leblosen Hand einen Buntstift und einige zentimeter daneben ein kleines Rosa Buch. "Tagebuch" laß sie und öffnete es: "Liebes Tagebuch! Mein Name ist Ursula und heute habe ich dich zu meinem 15. Geburtstag geschenkt bekommen. Ich bin ja total glücklich, ...."
(*1) Die meisten von euch werden sich nun wundern, warum sie schon jetzt ihre Tarnung auffliegen lies. Dies hat vor allem drei Gründe. 1. Liebt Angie spektakuläre Auftritte und die Situation verlangte einen solchen. 2. War sie froh endlich diesen unförmigen, stinkenden, kratzenden Klamotten entkommen zu können. 3. Hatte sie Lewton hoch und heilig versprechen müssen, nicht verdeckt zu ermitteln und sich in unnötige Gefahr zu begeben.
*** ENDE ***
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