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Bisher hat keiner bewertet.

von Hauptgefreite Tricia McMillan (RUM)
Online seit 16. 07. 2001
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In Hauptmann Lewtons Büro gab es einen Einbruch; sein Termindämon wurde geklaut.
Es ist keine Quittung der Diebesgilde ist zu finden, und die Wache dürfte doch eigentlich nicht beraubt werden.
Was ist da los?

Dafür vergebene Note: 12

Es war ein typischer Ankh-Morporkianischer Morgen. Der sanfte Geruch des Ankh* wogte von seinen Ufern entlang der Promenade und erfreute** die Menschen, die im frühen Morgenlicht auf- und abspazierten. In den Straßen der Metropole stauten sich die Ochsen-, Esels- und sonstigen Karren und häuften auf diese Weise eine Menge Mist an, der zum charakteristischen Geruchsspektrum dieser größten Stadt der Scheibenwelt betrug. Eine einsame mittelgroße*** Gestalt wanderte scheinbar ziellos durch die Straßen und hielt hier und da an, um mit verschiedenen Bürgern ein kleines Schwätzchen zu halten. In regelmäßigen Abständen sah die Person sich um und verschwand in auffallend düster wirkenden Nebenstraßen.

Tricia beugte sich vorsichtig zu dem Blumentopf hinunter, der in der "Kinderschreck-Straße" vor dem Haus mit der Nummer 314 stand. Ganz langsam hob sie den Tontopf hoch und griff gleichzeitig mit der andern Hand daruntern und hängte behutsam einen Federmechanismus**** aus. Der tote Briefkasten, der sich in dieser raffinierten Vorrichtung versteckte, war bis zum Bersten mit kleinen Zettelchen gefüllt. "Na, da haben wir aber fette Beute", murmelte die Wächterin zufrieden, befestigte den Sicherungsmechanismus wieder und stellte den Blumentopf an seinen ursprünglichen Platz zurück. Dann machte sie sich auf den Weg zurück ins Wachhaus.

"Tja, anscheinend ist momentan echt ein großes Mitteilungsbedürfnis bei unseren Informanten vorhanden", grinsend leerte sie ihre Tasche auf Lewtons Schreibtisch.
"Ach du meine Güte, wer soll das denn alles auswerten?", jammerte dieser bei dem Anblick der Hunderte winziger zusammengefalteter Zettel.
"Vielleicht sollten wir mal eine Vorsortierung treffen, zwischen verläßlichen Quellen und neuen Informanten. Die frischen Informanten kann ja dann Angie gleich mal überprüfen", schlug Tricia ihrem Vorgesetzten vor.
"Ja, das hört sich gut an", stimmte der zu. "Dann brauch ich aber mal meinen Termindämon, der hat alle Informationen zu den Informanten gespeichert", Lewton begann das Chaos auf seinem Schreibtisch zu durchwühlen. "Das gibts doch nicht, ich bin mir doch sicher, dass ich den hierher gelegt habe", ärgerlich schob er Papierstapel hin und her. Doch auch nach mehr als einer Stunde gemeinsamen Suchens konnten sie ihn nicht auftreiben.
"Verdammt, den hat jemand geklaut, das darf doch nicht wahr sein", ärgerte er sich. "Die können doch nicht die Wache beklauen, Tricia, wir müssen da was unternehmen!", setzte er hinzu.
"Jetzt mal langsam, vielleicht finden wir ja eine Spur, ob wir mal jemand von S.U.S.I. holen sollen, damit die sich hier umsehen?", Tricia war schon halb zur Tür hinaus.
"Spinnst du? Sofort hiergeblieben!", donnerte Lewton. "Damit die ganze Wache sich über uns lustig machen kann? Bei R.U.M. wird geklaut und die sind nicht mal fähig den Fall selbst aufzuklären? Auf keinen Fall!", brüllte er die verdutzte Wächterin an.
"Ja, ok, ist ja schon gut", kleinlaut kam Tricia wieder zurück.
"Na also, schon besser, dann laß uns mal nach Spuren suchen", forderte Lewton sie auf.
"Hey, hier ist was", rief Tricia nach einer Weile erstaunt aus. Kleine Fußspuren führten durch den Staub in Lewtons Büro zum Fenster. "Das sind zwei Spuren. Wie gibts das denn?", wunderte sie sich.
Sofort war Lewton bei ihr und verfolgte gespannt die beiden kleinen Spuren.
"Tatsächlich!" erstaunt blickte er auf den Fenstergriff. "Hier sind auch kleine Fingerabdrücke", er beugte sich nah über den Griff. "Nun, vermutlich gehen die draußen weiter, wie wär´s wenn du mal auf den Sims rausgehst und nachsiehst", richtete er in seinem härtesten Befehlston an Tricia.
"Bist du wahnsinnig? Ich kletter doch da nicht raus! Bin ich ein Fliegenmensch?", Tricia sah den Hauptmann an, als ob er den Verstand verloren hätte.
"Das ist ein Befehl und ausserdem ist das gar nicht so hoch", Lewton hörte nicht weiter auf das Gejammer der Wächterin und schob sie kurzerhand aus dem Fenster hinaus.
"Das glaub ich einfach nicht, der hat sie ja nicht mehr alle", vor sich hinschimpfend kroch Tricia vorsichtig auf der schmalen Brüstung entlang, die rund um das Gebäude führte. Immer den kleinen Fußspuren nach. Plötzlich sah sie eine kleine Lücke zwischen zwei der Mauersteinen und die Spuren schienen genau dort hinein zu führen. "Das wird ja immer besser, da komm ich nur rein, wenn ich eine Maus wäre", entnervt wollte sie sich gerade umdrehen, als sie meinte, in dem kleinen Loch etwas Helles aufflackern zu sehen. Langsam beugte sie sich noch weiter hinunter und versuchte in das Loch zu schauen. "Das gibts doch nicht", schrie sie erstaunt auf.

In dem kleinen Loch sah sie ein komplett eingerichtetes Zimmerchen, mit Küche, einem großen Doppelbett und zwei kleinen Kinderbetten. In einem der Kinderbetten lag eine winziger Dämon und hustete ganz fürchterlich. Plötzlich kam aus einem anderen Raum eine anderer Dämon herein und beugte sich zu dem Kleinen hinab. "So mein Junge, trink das schön, dann gehts dir bald wieder besser", murmelte er dem anderen zu.
"Das glaub ich einfach nicht", Tricia war stark in Versuchung, sich ungläubig die Augen zu reiben, verzichtete aber darauf, weil sie momentan alles Verfügbare zum Festhalten brauchte.
Von dem Geräusch aufgeschreckt drehte sich der größere Dämon um und Tricia erkannte in ihm zweifelsfrei den vermeintlich gestohlenen Termindämon. Ängstlich sah er zur Wächterin und ging dann langsam auf sie zu.

"Ja, verstehst du das denn nicht?", Tricia sah Lewton bittend an. "Der Kleine hat Frau und Kinder, für die muß er doch sorgen und dann war sein Sohn krank, aber sein Frau mußte arbeiten, da mußte er daheim bleiben und aufpassen. Er sieht seine Familie doch eh so selten, bei den bescheuerten Arbeitszeiten, die er als dein Termindämon hat", vorwurfsvoll sah sie den Hauptmann an.
"Na toll, aber er kann doch nicht einfach nicht zur Arbeit kommen, nur weils ihm grade nicht ins Konzept paßt? Stell dir mal vor, wie die anderen über uns gelacht hätten, wenn wir da die Hilfe einer anderen Abteilung gebraucht hätten, nur um einen faulen Termindämon zu finden", stellte sich Lewton stur.
"Siehst du und deswegen hab ich eine ganz fantastische Idee, für euch beide", Tricia grinste geheimnisvoll. Stolz zeigte sie auf Lewtons Aktenschrank, der oben einen kleinen Aufsatz erhalten hatte. "Wenn du deinen Dämon brauchst, mußt du nur hier drücken", sie zeigte auf einen Knopf auf Lewtons Schreibtisch, der über ein kompliziertes Schnurgeflecht mit einem kleinen Hämmerchen an dem Aufsatz am Aktenschrank verbunden war. "Dann hört dich dein Termindämon und kommt raus", erklärte sie weiter.
"Du willst mir also sagen, dass in diesem kleinen Häuschen mein Termindämon mit seiner gesamten Familie in meinem Büro lebt?", vergewisserte sich Lewton.
"Ja, ist doch super, dann hast du ihn immer bei dir", schaute sie ihn treuherzig an.
"Am Ende will er auch noch Urlaub und so was?", fragte Lewton. "Und ich soll Untermieter haben? Gerade diesen unzuverlässigen Termindämon, der eh immer nur macht, was er will? Am Ende will dieser Termindämon auch noch bezahlte Überstunden", Lewton war gefährlich aufgebracht.
"Das mußt du mit ihm selber ausmachen", Tricia bewegte sich blitzschnell Richtung Tür und verschwand auf den Gang. Dann steckte sie noch mal den Kopf herein und fügte hinzu: "Er mag es übrigens nicht, mit `Termindämon`angeprochen zu werden, sein Name ist `Filofax Jornada´. Bevor die geworfenen Akten sie treffen konnte, hatte sie die Tür schon wieder hinter sich zugeschlagen.

*nun ja, vielleicht ist das ein wenig untertrieben
**das ist eventuell etwas übertrieben
***etwa 170 cm groß, wir wollen ja genau sein
****hätte sie das nicht getan, wäre das Ergebnis eine kalkulierte Explosion gewesen, die gerade ausgereicht hätte, ihre Einzelteile in anatomisch und künstlerisch interessanten Mustern über die angrenzenden Hausfassaden zu verstreuen.



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